Schnüss 2017/01

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15.12.2016

13:29 Uhr

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Abo

Rasant, schwärmerisch, hoffnungslos »UND AUCH SO BITTERKALT« IM THEATER MARABU

A

KEINE LUST DIE SCHNÜSS ZU SUCHEN? © THEPAULGREEN.COM

...DANN SUCHT DIE SCHNÜSS DICH!

m Ende wird Lucinda genug von diesem Leben haben, nicht zuletzt, weil sie nicht genug davon kriegen kann. Und diese auf dem gleichnamigen Bestseller von Lara Schützsack basierende Inszenierung macht das auf phantastische Art und Weise so nachvollziehbar wie fragwürdig. Regisseur Claus Overkamp schafft gemeinsam mit den beiden faszinierenden Darstellerinnen Manuela Neudegger und Julia Hoffstaedter von der ersten Sekunde eine Intensität, die man nicht aller Tage im Theater erlebt. Mit wenigen Requisiten erschaffen sie die alltägliche Welt der beiden Schwestern genauso überzeugend wie die Traumwelten und -weiten, in die beide unter der Anleitung der älteren Lucinda tief und tiefer eintauchen. Rasant, schwärmerisch und zusehends hoffnungslos in ihre Magersucht verloren, entfernt sich Lucinda immer mehr von ihren Eltern und stürmt ihrem tragischen Ende entgegen. Manuela Neudegger spielt die Zerrissenheit dieses Charakters packend und überzeugend. Aber auch Julia Hoffstaedter brilliert als jüngere Schwester, die zur älteren bewundernd, aber auch zusehends verstört aufblickt. Tief beeindruckt sieht man schließlich das tragische Ende, das Overkamp in einem so schaurig einfachen wie poetischen Bild einfängt, in dem Lucinda einfach verschwindet. Dies – und überhaupt dieses berührende Stück zu erleben – ist ein absolutes Muss für jeden Theaterfreund – egal ob jung oder [ C . P. ] alt, egal ob ihr oder ihm dieses Leben genug oder zu wenig ist.

Die nächsten Aufführungen: 19. Januar um 20:00 Uhr und 20. Januar um 10:00 Uhr. Infos und Karten: (0228) 4339759 oder www.theater-marabu.de

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»Let´s Burlesque« am 29. Januar im Pantheon, unter allen Neuabonnenten, die bis zum 26. Januar ihr Abo ordern.

Klangraum Klassik

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GOETHES »UNTERHALTUNGEN DEUTSCHER AUSGEWANDERTEN« IN DER WERKSTATT

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ine Adelsfamilie ist vor den Revolutionskriegen auf der Flucht über das Rheinufer. Während die Familie Zerstörung und Verrohung erlebt, sollen Geschichten und ein Märchen Ablenkung schaffen – dem realen Schrecken etwas Wahres und Schönes entgegenstellen, aber eben bloß nichts Politisches betreffen. So weit der Hintergrund von Goethes Novelle »Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten«, die erstmals 1795 erschien und die Luise Voigt nun in der Werkstatt des Theater Bonn als absolut sehenswerte Klanginstallation inszeniert hat. Eingerahmt von Goethes Regeln für Schauspieler, setzen die fünf Darsteller den Novellen-Text geradezu klassisch in Szene. Selbst handfeste Auseinandersetzungen unter den Protagonisten werden ganz im Sinne von Goethes gemessener Ästhetik dargeboten. Doch das darstellerische Ebenmaß des Ensembles kollidiert mit dem klanglichen und visuellen Raum, in dem es sich bewegt. Fast ununterbrochen donnern die Geschütze und scheinen mit der Zeit bedrohlich nahe zu rücken. Als nahezu einziges Bühnenelement zieht sich zudem eine schnurgerade Wasserbahn durch die Werkstatt. Mittels raffinierter Lichtspiegelungen und Wellenbewegungen werden die Schauspieler so in eine gespenstische Welt getaucht, deren bizarre Kriegsschatten tief in die Seelen der Menschen zu fallen scheinen. Einer der Schauspieler zitiert auch aus Goethes berühmten Gesprächen mit Eckermann: »Das Politische ist etwas Vorübergehendes, ewig Wechselndes. Sowie ein Dichter politisch wirken will, muss er sich einer Partei hingeben. Und sowie er dieses tut, ist er als Poet verloren.« Als Dreh- und Angelpunkt sowie Denkanstoß dieser Inszenierung ergeben sich von hier aus mögliche Sichtweisen auf einen Klassiker, der es mit den Menschen nicht [ C . P. ] immer zum Besten nahm. Die nächsten Aufführungen: 11., 14. und 19. Januar 2017, jeweils 20:00 Uhr. Infos und Karten: (0228) 77 80 08, www.theater-bonn.de

SCHNÜSS · 01 | 2017


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