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Ralf Grauel / Jan Schwochow Deutschland verstehen. Ein Lese-, Lern- und Anschaubuch Die Gestalten Verlag, 29,90 Euro

Sascha Wahlbrink Ein Kochbuch Kettler Verlag, 19,90 Euro Das ist doch mal ein interessanter Ansatz… Kochbücher gibt es wie Briefmarken bei der Post – in allen erdenklichen kulinarischen Ausrichtungen und Auswüchsen. Doch bei aller Vielfalt ist dem damaligen Studenten Sascha Wahlbrink aufgefallen, dass im Laufe der Jahrzehnte die Darstellungsform der Rezepte nahezu gleichbleibend war: Titel, Bild, Zutatenliste und Anweisungstext. Ob das eine optimale Präsentationsform ist? Ob man nicht die Dinge klarer strukturieren kann? Das Ergebnis präsentierte er in seiner Bachelorarbeit, die wiederum wurde gleichzeitig ein Kochbuch mit 38 Rezepten. Auf der linken Seite eines jeden Rezeptes übersichtlich dargestellt der Arbeitsaufwand, die Zutaten, alle Utensilien in Form von Piktogrammen. Auf der rechten Seite dann ein Flowchart, ein Flussdiagramm mit allen Arbeitsschritten und Zeiten. Gerade das Flussdiagramm erleichtert einem nicht ganz geübten Hobbykoch das Zubereiten ungemein. Und als Geschenk dient das etwas anders gestaltete Kochbuch wegen seiner ungewöhnlichen Aufmachung allemal. Vielleicht ist das auch der Grund für den schlichtesten aller möglichen Titel für ein Kochbuch.

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Eigentlich ist »Deutschland verstehen« ein Wimmelbuch für Erwachsene, ein Bilderbuch für Menschen, die verstehen wollen, wer die Deutschen eigentlich sind und wie sie ticken. Es ist die unterhaltsame Abbildung von Kultur, Wirtschaft und Geselschaft, und wer nicht aufpasst, kommt aus dem Blättern und Staunen nicht schnell wieder heraus. »Deutschland verstehen« ist ein sehr detaillierter, sehr übersichtlicher, großformatiger Atlas aus Infografiken, Schautafeln und Statistiken. Die versammelten Grafiken zeigen Kanzleramt, Reichstag und Gorch Fock von innen. Sie erzählen von Goethe, Loveparade und Oktoberfest, vergleichen Äpfel und Kartoffeln oder BRD und DDR oder Gottschalk und Raab. Infotainment auf höchstem Niveau.

························································· Ingrid Godon / Toon Tellegen Ich wünschte mixtvision Verlag, 29,90 Euro Die Idee zu diesem wunderbaren Kunstwerk war ursprünglich eine ganz andere. Die flämische Künstlerin Ingrid Godon hat alte Postkarten gesammelt und in Anlehnung daran Portraits gemalt. Ihr Hausverlag wollte daraus eigentlich einen Bildband machen. Ihr Schriftstellerkollege, der Holländer Toon Tellegen, war aber von den 33 seltsamen Gesichtern derart angetan, dass er vorschlug ihnen kleine Texte zuzuschreiben. So melancholisch wie die Bilder daherkommen, so poetisch sind die Texte dazu. Man hat den Eindruck, Ingrid Godon versucht gar nicht erst detailgetreue Porträts, vielmehr sind es Gedanken in den ernsten Köpfen derer, die sie malt, die sichtbar gemacht werden sollen. Kongenial daneben die kleinen Texte von Toon Tellegen. »Ich wünschte, dass überall Schilder aufgestellt wären, darauf zwei Arme in der Luft und mitten durch ein schräger Strich, unter dem steht: VERZWEIFELN VERBOTEN.«, lässt er Alice, die Erste in dem Buch sagen, und Franz auf den letzten Seiten wünscht sich: »Ich wünschte, dass ich etwas beenden und so einen Schlussstrich ziehen könnte. Ich weiß noch nicht, worunter, aber es muss etwas geben.« Wünsche, Träume und Visionen – um nichts anderes geht es in dem mit Pergament umschlagenen, wunderbar gestalteten Buch.


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