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buchempfehlungen von thomas schmitz

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Marion Bataille ABC 3 D – Ein außergewöhnliches Pop-Up Buch Carlsen Verlag, 15,- Euro Dieses Buch macht Kindern wie Erwachsenen gleichermaßen Spaß. Kinder können spielend das ABC erlernen, Erwachsene betrachten ein Stück Kunst. »ABC 3 D« ist ein spektakuläres Pop-Up Buch mit zahlreichen ausgeklügelten, einfallsreichen und kreativen Meisterwerken. Jede Seite, jeder Buchstabe eine Überraschung, ein Vergnügen von A-Z.

Do van Ranst Morgen ist er weg Coppenrath Verlag, 9,95 Euro Lena hat es gründlich satt: Die zornigen Worte der Mutter, das sture Schweigen von Papa, die schlaflosen Nächte, in denen sie dem Streit ihrer Eltern lauscht. Und dann, an einem Samstagmorgen am frisch gedeckten Frühstückstisch, sagt Mama etwas, dass wie eine Bombe einschlägt: Morgen ist er weg. Lena und ihr kleiner Bruder sind sprachlos. Und obwohl Lena diesen Satz hundertmal in ihrem Kopf wiederholt, sie kann ihn nicht begreifen. Vielleicht bleibt ihr nur noch ein Tag, deshalb beginnt Lena ihren Vater neu kennen zu lernen. »Morgen ist er weg« ist eine einfühlsame und leise Geschichte, die davon erzählt, wie schnell sich eine Familie auflöst.

Digne M. Marcovicz Massel – Letzte Zeugen Hanser Verlag, 24,90 Euro

Lee Vance Die Entschädigung Bloomsbury Verlag, 19,90 Euro

Ich weiß, kaum ein Erwachsener kann es mehr hören und kaum ein Jugendlicher kann es verstehen. Gerade deshalb ist ein Wissen darüber eminent wichtig. Irgendwann in nächster Zeit sind nämlich auch die letzten Zeugen tot: Wie kann man Jugendlichen den Holocaust vermitteln? Digne M. Marcovicz hat dafür einen ungewöhnlichen Weg gefunden: Sie filmte und interviewte zwölf Überlebende des Holocaust, verdichtete deren Erzählungen von Deportation und Lagerhaft zu einer eindringlichen Collage aus Interviewpassagen, Zeitungsausschnitten, historischen und neuen Fotografien. Wie in einem Comicstrip wechseln Wort und Bild in schneller Folge – »Massel« entwickelt einen Sog, dem sich nicht nur der jugendliche Leser schwer entziehen kann! Dieses Buch wurde im September mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis ausgezeichnet.

Peter Tyle ist ein echter Überflieger: Erfolg an der Wallstreet, eine attraktive Frau, eine schicke Villa in den Suburbs. Bis eines Tages seine Frau bei einem Einbruch ermordet wird – und die Polizei ihn als Hauptverdächtigen ins Visier nimmt. Was hat es mit dem Päckchen auf sich, das die Einbrecher als Einziges entwendet haben? Was ist dran an dem Gerücht, dass seine Frau sich von ihm scheiden lassen wollte? Die Schlinge um seinen Hals zieht sich immer mehr zu. Peter macht sich auf die Suche nach dem Mörder – und nach Andrei, von dem das mysteriöse Päckchen stammt. Seine Spur führt ihn nach Moskau, wo er zwischen die Fronten von Pharmakonzernen und der russischen Mafia gerät. Dieses Buch sei – und jetzt benutzt der Verlag wirklich ein schreckliches Wort – ein Pageturner, ein Seitenumblätterer. Mmmh. Spannend ist es aber trotzdem, bis zur letzten Seite.

Oliver Storz Die Freibadclique SchirmerGraf Verlag, 19,80 Euro

Daniel Alarcon Lost City Radio Wagenbach Verlag, 22,90 Euro

»Irgendwie waren wir missraten. Wir schwänzten Schule und HJ-Dienst, nachts lauschten wir unter Wolldecken verborgen den Feindsendern, wo Benny Goodman, Duke Ellington und Glenn Miller spielten.« Sommer 1944. Der Erzähler und seine vier Freunde sind fünfzehn Jahre und ihnen steht der Sinn nach allem mehr als nach Nationalismus. Sie wollen wissen, wie das mit den Mädchen ist, wie man die Schule möglichst schadlos übersteht und wie man um die SSWerber herumkommt. Aber als sie im April `45 zum Volkssturm müssen, ahnen sie trotz ihrer trainierten Lässigkeit, dass es ums nackte Überleben gehen wird. Bald sind sie nur noch zu dritt... Schon die Tatsache, dass die Protagonisten allesamt so alt sind wie mein Vater (der so wenig erzählt hat von dieser Zeit), macht diese Geschichte für mich zu einem spannenden Zeitdokument.

In einem Land, Jahre nach dem Ende eines blutigen Bürgerkriegs, regiert das Vergessen. Die alten Sprachen sind verboten, die Ortsnamen durch Zahlen ersetzt und die Erinnerungen an die Besiegten ausradiert. Eine Frau jedoch, Norma, leistet mit ihrer unverwechselbaren Stimme subtilen Widerstand: Sie moderiert die Radiosendung Lost City Radio, in der die Zuhörer nach ihren Vermissten suchen können. Eines Tages taucht im Sender ein Junge aus einem Dschungeldorf auf, Victor, mit einer Liste von Verschollenen und Toten, auf der auch der Name von Normas verschwundenem Mann Rey steht. Norma beginnt, die Wahrheit zu suchen und die Bausteine ihrer Vergangenheit zusammenzusetzen... Ohne es beim Namen zu nennen, erzählt der erst 31-jährige Daniel Alarcon die Geschichte über den Bürgerkrieg seiner Heimat Peru und verwebt sie sehr schön mit einer anrührenden Liebesgeschichte.


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