nobilis - Ausgabe 4 2018

Page 65

Foto: Karl-Bernd Karwasz

„Sie können das alles senden“: Klaus Wowereit? Nein – natürlich Rainer Frank, in der Rolle des Berliner Bürgermeisters bei dessen Rede zum Dilemma um den Berliner Flughafen.

wenig erstaunlich. Denn hier hat er ganz unmittelbar Teile seiner eigenen Biografie eingeflochten, und zwar auf ausdrücklichen Wunsch des Autors: Der Norweger Svein Tindberg, der mit seinem Stück nicht, wie gewohnt, den Unterschieden zwischen den Religionen nachspürt, sondern den Gemeinsamkeiten, fordert dazu auf, persönliche Erfahrungen einzubringen. Und könnte sich für solche Zwecke wohl kaum einen geeigneteren Darsteller wünschen als Rainer Frank. Der nämlich, in Ost-Berlin geboren, ist schon als Kind viel herumgekommen: Sein Vater war im Außenhandel tätig, und so wuchs Frank über mehrere Jahre in Damaskus auf, lebte im Alter von 7 auch eine Zeit lang in Santiago: „Chile war eine ganz eigenartige Erfahrung“, blickt Frank auf diese Zeit zurück. „Ständig wurde mir gesagt, dass es ja zwei Deutschlands geben würde und ich aus dem ,guten Teil‘ käme.“ Apropos: Wann lernte er denn erstmals den „schlechten“ leibhaftig kennen? „Am 10. November 1989, als wir über die Brücke an der Bornholmer Straße gegangen sind.“ Interessant, wie differenziert sich Frank an dieses Ereignis erinnert: „Teilweise sah es im Westen gar nicht so anders aus. Und natürlich war es etwas Spezielles, die Grenze zu überschreiten – genauso wie das Wissen, wieder zurückgehen zu können.“ Bei einer derartigen Vergangenheit ist leicht nachvollziehbar, dass der Darsteller für sich selbst den Begriff „Heimat“ offener definiert als gemeinhin üblich. Eine solche hat er allerdings, zumindest bis zu einem gewissen Grad, in Hannover gefunden: „So lange bin ich noch nie in einem En-

semble gewesen“, sagt er und erweckt auch keineswegs den Eindruck, dass es ihn mit Macht von hier fortzieht – was sich nach dem Abgang von Intendant Walburg im kommenden Jahr tut, wird sich zeigen. Rainer Frank macht im Gespräch einen eher ernsten Eindruck, jederzeit können sich in seinem Gesicht allerdings zahlreiche Lachfältchen ausbreiten. Er wirkt geerdet und scheint sich auch durch eine etwas turbulentere Phase des Familienlebens nicht aus der Balance bringen zu lassen mit Ehefrau Madeleine Hasselmann, die als Grafikerin am Staatstheater arbeitet, hat er zwei Teenager-Töchter im Alter von 17 und 15: „Da ist immer was los“, meint er locker, „zumal die beiden sehr unterschiedlich sind. Es ist ja auch für sie eine aufregende Zeit.“ Entspannung findet der passionierte Naturfreund Frank etwa in der Eilenriede und fühlt sich diesbezüglich ohnehin mit Hannover ganz gut bedient. Nur das geliebte Klettern in den Bergen gestaltet sich hier naheliegenderweise schwierig, und der Hinweis auf den Lindener Berg stimmt den Darsteller auch nicht wirklich glücklich: „Da muss ich immer drüber, wenn ich zu den Probenräumen in Bornum will. Mit dem Fahrrad macht das keinen Spaß ...“ W

Jörg Worat

nobilis 4/2018

65


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.