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JAGDSCHLÖSSER

Licht als Kunstaspekt. Mit den Ripple Lights hat Lobmeyr das beweget Licht in den Raum geladen und einen Trend ausgelöst, der das Raumbild nachhaltig veränderte. Die unebene Glasoberfläche der rotierenden Lampe wirft ein diffuses, sich veränderndes Licht Schatten Spiel an die Wand, welches den Raum bewegt.

Der archaischste Zeitvertreib seit Menschengedenken wurde schon immer architektonisch mit bedeutungsschweren Schlössern gewürdigt. Denn kein anderer „Sport“ entspricht der Königsdisziplin wie die Jagd. Die würdige Beherbergung gekrönter Häupter, wo aus dem Abseits des Trubels regiert und politisiert wurde, ist heute ein Relikt vergangener Tage.

Text: Beatrice Tourou

Niccolò Machiavelli sah in der Jagd „Bilder des Krieges“ und fand sie im Sinne des Trainings daher „für Männer von Rang ehrenhaft und notwendig“. Sein Gedankengang gibt zu verstehen, dass die jeweils Mächtigen schon immer der Jagd viel Zeit, Aufmerksamkeit und

Rechtsansprüche entgegenbrachten. Durch nichts habe der Feudalismus aber weite Teile der Bevölkerung mehr erzürnt als durch die Monopolisierung des Jagdrechts, so Machiavelli. Denn wer die Entwicklung der Jagdschlösser verstehen möchte, muss wissen, dass die feudalen Bauwerke untrennbar mit der Entwicklung des

Jagdregals (Jagdrecht) verbunden waren.

Früher war die Jagd zum Zwecke der Nahrungsbeschaffung noch allen vorbehalten, aber mit dem Aufkommen des mittelalterlichen Lehenswesens und der Entwicklung der europäischen Monarchien änderte sich die Handhabung des Jagdrechts und erfuhr die Ausgestaltung der elitären Freizeitgestaltung, als die sie heute noch weitläufig verstanden wird.

Ausgehend von der erstarkenden Macht der fränkischen Könige im 8. Jahrhundert kam es im Verlauf des Mittelalters zu einer zunehmenden Ausweisung von Wildbannforsten, in denen der König das Jagdrecht für sich allein beanspruchte. Daher hatten bereits viele der mittelalterlichen Königspfalzen durch ihre bewusst gesuchte Nähe zu ausgedehnten Reichswäldern einen Bezug zur Jagd. Diese dienten allerdings dem Reisekönigtum zugleich zur Ausübung der Regierungsgeschäfte, zum Empfang von Gesandtschaften, zur Abhaltung von Hof- und Reichstagen sowie zur Rechtsprechung und waren damit keine ausschließlichen Jagdschlösser. Die prächtige Architektur lässt dies schnell vermuten.

Die zentrale Rolle von abgelegenen Jagdschlössern zeigt auch Versailles auf, das man zu Beginn des 17. Jahrhunderts als kleines Jagdschloss im Wald erbaut hatte und das unter dem Sonnenkönig Ludwig XIV. (1638–1715) zur Machtzentrale ausgebaut wurde, um den französischen Hof zu beherbergen und die Aristokraten mit höfischem Zeremoniell abseits der Stadt Paris zu kontrollieren und bei Laune zu halten. Vor allem aber galt es, Intrigen gegen den König, die auf der Tagesordnung standen, im Keim zu ersticken. Der monumentale Prachtbau sollte einschüchtern und Macht ausstrahlen und das Zentrum Europas werden. Landschaftsarchitekt André Le Nôtre war für die Gestaltung des 800 ha großen Parks verantwortlich. 36 000 Arbeiter und 6000 Pferde wirkten an der Realisierung von Versailles mit. Umgerechnet 100 Millionen Euro kostete der Bau, was damals den Einnahmen der französischen Krone pro Jahr entsprach. Ab 1682 wurde Versailles zur ständigen Residenz des Hofes. Das Schloss war noch eine Baustelle, als Ludwig XIV. starb, doch seine Nachfolger setzten die Arbeiten an dem Palast fort. Schönbrunn (ebenfalls ein Jagdschloss) soll sich an seinem französischen Vorbild orientiert haben, ehe dem Hause Habsburg das Geld ausging. Versailles wurde zum Symbol des Absolutismus und zum Inbegriff einer ganzen europäischen Epoche – der des Hoch- und Spätbarock.

HOHENBRUNN

Ursprünglich als Jagdschloss erbaut, hat es allerdings nie in dieser Funktion gedient. 1722 bis 1733 von Jakob Prandtauer für Baptist Födermayr errichtet, verfiel das Schloss anschließend regelrecht, bis es Mitte des 20. Jahrhunderts saniert wurde und als Jagdmuseum Verwendung fand. Hohenbrunn ist der einzige urkundlich nachgewiesene Schlossbau des berühmten Erbauers der Stifte Herzogenburg, Melk und St. Florian und gilt als die barocke Idealisierung des oberösterreichischen Vierkanthofes.

Die schicksalshafte Geschichte des Schlosses erinnert an jene des Schlosses Rothschild (auch bekannt als Schloss Hinterleiten). Zuerst starb Probst Födermayr im Jahr der Vollendung des Schlosses Hohenbrunn, im 20. Jh. scheiterten verschiedene Erhaltungsbemühungen infolge der beiden Weltkriege und ihrer Nachwirkungen, und schließlich ging im Zuge der Dachrestaurierung 1957 das Geld aus. Doch Ende gut, alles gut: Im Jahr 2000 wurde das Anwesen von der oberösterreichischen Jägerschaft erworben und generalsaniert und beherbergt nun auch den Oberösterreichischen Landesjagdverband sowie dessen Bildungseinrichtung. Der Westtrakt wurde vor wenigen Jahren neu ausgestaltet. Insgesamt beheimatet das Jagdmuseum nun auf 450 m² Jagd- und Wildtiere aus mehreren Jahrhunderten und darüber hinaus alles zum Thema Jagdkultur. Neben themenbehafteten Gemälden, dem Gewehrschrank von Kronprinz Rudolph aus Mayerling, historischen Waffen, Trophäen von Kaiser Franz Joseph und natürlich auch aktuellen Trophäen findet man dort die größte europäische Jagdporzellansammlung, in der alle bedeutenden Manufakturen vertreten sind. Weiters zeigt das Museum eine bedeutende jagdkynologische Sammlung, also Utensilien rund um den Jagdhund, Wildererwaffen und vieles mehr. Das Schloss kann auch für Veranstaltungen gemietet werden.

STAINZ

Das Schloss wurde im Jahre 1229 als AugustinerChorherrenstift von Luitpold von Wildon erbaut. Seine Wurzeln hat die prachtvolle Anlage in der Renaissance und im Barock, was in der Kirche der heiligen Katharina mit ihren prunkvollen Stuckaturen besonders deutlich wird. 1784 wurde das Chorherrenstift von Kaiser Joseph II. säkularisiert und 1840 von Erzherzog Johann um 250.000 Gulden aus dem Staatsbesitz gekauft. Letzterer fand sein privates Glück damals in der Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl. Erst 1829 durfte Erzherzog Johann seine Anna in der Kapelle des Brandhofs heiraten, musste dafür aber auf sämtliche Ansprüche an das Kaiserhaus verzichten. Anna Plochl wurde 1834 vom Kaiser zur Freifrau von Brandhofen und später zur Gräfin von Meran erhoben. Ihrer Ehe entsprang ein Sohn – Franz von Meran –, seitdem ist das Schloss Stainz im Besitz der Grafen von Meran, der Nachkommen Erzherzog Johanns, für die es nicht nur den Wohnsitz darstellt, sondern auch als Wirtschaftssitz dient. Franz Meran führt heute das Erbe seiner berühmten Vorfahren mit dem allergrößten Engagement und nach zeitgemäßen betriebswirtschaftlichen Grundsätzen. Das bekannte Hochzeitsschloss ist ein Vorzeigeprojekt in Sachen Jagd. Penibel wird darauf geachtet, die entsprechenden Lebensräume für die hier vorkommenden Wild- und Tierarten zu erhalten bzw. verloren gegangene Refugien wiederherzustellen. Die Jagdfläche erstreckt sich vom Rosenkogel bis zum Reinischkogel, umfasst rund 2500 ha und beheimatet u. a. folgende Wildarten: Auerwild (in einem der besten Auerwildgebiete Europas), Haselwild (in sehr hoher Anzahl vorkommend), einen sehr guten Bestand an Rehwild und Waldgämsen, 40 Stück Stockenten sowie einen guten Bestand an Fasanen, außerdem Schnepfen im Herbst (Hauptdurchzugsgebiet) und Rotwild als Wechselwild (wird aber nicht bejagt). Besonders zu empfehlen ist die Waldpädagogik im Schloss Stainz.

ECKARTSAU

Ein Schloss, dessen Anfänge bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Prunkvoll, barock-elegant, gleichzeitig heimelig-naturverbunden-privat. In seiner Vielseitigkeit stets in Harmonie mit seinem Umfeld. Ehemals kaiserliches Jagdschloss, heute Teil des Nationalparks Donau-Auen und von den Bundesforsten sorgsam bewahrt. Äußerlich respektvoll und bestens erhalten. Innen durften mit Fischer von Erlach d. J., Lorenzo Mattielli oder Daniel Gran wahre Meister ihres Faches Hand anlegen. Die Prunkräume können Sie im Rahmen von Schlossführungen während der Saison besichtigen.

Prunkvoll repräsentativ zeigt sich das große barocke Stiegenhaus mit Fresko und Stuckreliefs zum Thema Jagd. Der Festsaal ist in seiner Gesamtheit von höchster künstlerischer Qualität. Das Deckenfresko, eines der Hauptwerke des Barockmalers Daniel Gran, zeigt den Einzug der Jagdgöttin Diana in den Olymp. Links und rechts des Festsaals führt der Weg zu eleganten Empfangszimmern, Salons, Schlafzimmern und Kabinetten.

Die schönsten Räume sind zweifelsohne das Goldkabinett mit original barocker Samttapete, offenem Kamin und reichhaltigem Jagddekor sowie das Chinesische Zimmer, das mit bestickten Seidentapeten und Malereien im chinesischen Stil ausgestattet ist. Mit Trophäen Erzherzog Franz Ferdinands ist der Waffengang dekoriert. Er führt vom barocken in den historistischen Flügel. Hier befindet sich ein reizvolles Bad aus dem Jahr 1890. In die Geschichtsbücher ging Schloss Eckartsau als letzter inländischer Wohnort von Kaiser Karl I. nach dessen Verzicht auf jedweden Anteil an den Staatsgeschäften (11. November 1918) ein. Heute kann man es täglich besichtigen oder darin sogar heiraten, wenn man möchte. Es ist ein traumhaftes Anwesen, dessen wunderschöner Schlosspark die Besucher/innen zum Verweilen einlädt.