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FRANKEN & CIE

Fotos: © Franken & Cie.

Martina Höller beim Arrangieren eines Blumengesteckes mit ihrer Hündin Francie

Die erste Adresse für Jagd- und Landbekleidung

Martina Höller ist die Gründerin von FRANKEN & Cie. und eine echte „Landwerkerin“, die ihr Talent einsetzt, um Besonderes zu schaffen. Im Rheinland in einer Gärtnerfamilie aufgewachsen, waren ihr Augen für das Schöne und die Natur geschenkt worden.

Nach ihrem Designstudium und Auftragsarbeiten für mehrere Großanbieter war im Jahr 2009 die Zeit reif, es einmal selbst zu versuchen. Es galt, nicht nur ein paar Designskizzen abzuliefern, sondern eine Markenwelt mit der gesamten Wertschöpfungskette – von der ersten Idee bis in den Kleiderschrank der Konsumentinnen und Konsumenten – zu erschaffen.

Martina liebt es, Kleidungsstücke zu gestalten, die Stil haben und zu persönlichen Lieblingsstücken werden. Sie funktioniert auf der Ideensuche wie ein Lifestyle-Scanner und fühlt sich einem nachhaltig schönen Lebensstil verbunden. So stöbert sie gerne – und das ist der Tradition geschuldet – viel in den Abbildungen des Landlebens der 20er- und 30er- bis in die 60er-Jahre. Die Farben der jeweiligen Kollektion sind dann in ihrem Kopfkino immer von der Natur geprägt, zum Beispiel von den schottischen Highlands, und finden sich in Farbvariationen von Grün, Steintönen und dem Himmel mit seinen beeindruckenden Wolkenformationen wieder.

Gerne beobachtet sie auch die Kreativität anderer Designer/innen und sichtet auf internationalen Stoffmessen viele Kollektionen. Als Expertin weiß sie: Jede neue Idee braucht ihr eigenes Material, ihren eigenen Stoff. Die Haptik ist immens wichtig: Weiche und geschmeidige Merinowolle hat da ebenso ihre Bedeutung wie die

„drahtige“ und widerstandfähige Shetlandwolle. „Traditioneller Loden aus Deutschlands ältester Tuchweberei interessiert mich genauso wie englische Militärtuche, die fast unverändert seit 200 Jahren gewebt werden.“

Bei der Frage, wie ihre Marke heißen sollte, kam sie spontan auf den Namen ihrer Wahlheimat. „Aus ihr schöpfe ich so viel Kraft und Inspiration.“ Ach, und wie ist das mit dem „Cie.“ im Firmennamen? „Das steht für die Erweiterung nach draußen – also nicht nur fränkisch und schon gar nicht ,altfränkisch‘.“ Nein, die Welt entwickelt sich und die Menschen mit ihr, das beobachtet Martina Höller mit Neugier und sie wird natürlich davon beeinflusst. Das „Cie.“ ist eine Gesellschaftsform aus der Franzosenzeit: „Um die 1790er-Jahre waren linksrheinische deutsche Gebiete von den Franzosen besetzt. Sie brachten uns so einige Redensarten und den Code Napoleon als Gesetzbuch. Und eben auch die Gesellschaftsform ,et compagnie‘.“

Das ausgehende 18. Jahrhundert mit seinen Umwälzungen, seiner Architektur und seiner Kunst fasziniert sie und sie bezeichnet sich als „Louis-seizeFan“. In Deutschland nennt man das den „Zopfstil“. Martina Höller hat immer davon geträumt, eine Traditionsfirma zu besitzen, und der Zusatz „Cie.“ im Namen „mogelt“ die Firma so ungefähr 200 Jahre zurück und beschreibt die Werte, die tradiert sind. Das Prinzip der Nachhaltigkeit, welches mittlerweile in aller Munde ist, ist ihr schon seit jeher ein Anliegen, daher steht ihre Firma für Verlässlichkeit in der Qualität, Langlebigkeit der Naturmaterialien sowie für Reparieren statt Wegwerfen. Schon bald nach der Firmengründung wurde die verkaufsfördernde Werbung eingestellt. Man liefert gerne das, was die Menschen brauchen – aber eben nur das.

Da Martina Höller mit der Jagd eine weitere Leidenschaft hat, war es naheliegend, eine Marke für Jagd- und Country-Lifestyle zu schaffen. Den Jagdschein hat sie übrigens auf Anregung von Freunden im Jahr 2006 gemacht, seitdem verbringt sie ihre wenige freie Zeit draußen. 2017 pachtete sie mit Freunden ein Jagdrevier im Steigerwald. „Meinen Vater sehe ich noch im Lodenmantel und mit seinem Jagdhorn, den Jagdschein hat er jedoch nie gemacht. Diesen Mangel habe ich nun beseitigt. Die Jagd ist Ausdruck meiner Naturliebe, und mein Vater freut sich wahnsinnig darüber, dass ich Jägerin bin.“ Der Wanderer ist ein Betrachter der Natur, der Jäger ist Teilnehmer des Prinzips vom Werden und Vergehen. „Die Jagd hat unglaublich sinnliche Momente des Wartens, des Nichtstuns“, erklärt Martina Höller. „Dabei habe ich oft die besten Ideen. Eine Marke für Jagd- und Landbekleidung ist für mich als Modedesignerin und Jägerin die ideale Verbindung und perfekte Ausdrucksmöglichkeit. Die Arbeit für einen großen Anbieter in Sachen Jagd brachte mich nach Franken in diesen so gar nicht bayerischen, mitteldeutschen Landstrich.“ Eine uralte Kulturlandschaft mit Barock und Fachwerkhäusern, abwechslungsreich mit Ebenen, geschwungenen Hügeln, Wäldern und Feldern. Köstlich durch den Wein, das Wildbret, die Früchte der Gärten und Felder. „Franken ist für mich zum ,best place to be‘ geworden. Franken ist ein Lebensprinzip: Fruchtbares Land und Fleiß führen zu Wohlergehen. Da passt alles zusammen.“

Nicht weit von der Reviergrenze entfernt fand Martina Höller ein Haus, das im Jahre 1880 erbaut worden war. Der „alte Kasten“ – „Es war Liebe auf den ersten Blick. Oft habe ich das Gefühl, dass nicht ich das Haus gewählt habe, sondern das Haus mich.“ – fordert sie heraus, denn er braucht so viel Zuwendung, Renovierung und Gestaltung. Schritt für Schritt soll er zu einem Treffpunkt für Menschen werden. Die Gästezimmer warten schon auf die ersten Besucher/innen. So wie sie hier im Büro mit Seide und Tweed herumwirbelt, stemmt sie im alten Schweizer Haus (www.schweizer-haus-castell.com) auch Gerüste, Fliesenkartons und Kalksäcke.

Die Kunden von Franken & Cie. reichen von alten Familien mit viel Landbesitz über das Mitglied des House of Lords bis hin zur Studentin der Forstwirtschaft, die sich gerade ihr erstes Teil von FRANKEN & Cie. zusammenspart. „Die ganz jungen Leute, die sich nur wenig von uns leisten können, habe ich besonders gern. Die Wertschätzung für unsere Arbeit ist bei ihnen besonders groß.“

„Mit Namen kann ich nicht dienen, und in all den Jahren hat noch nicht eine einzige Kundenadresse unser Haus verlassen – auch da sind wir eher altmodisch“, meint Martina diplomatisch. Und wie kommt man an die schönen Stücke? Die ideale Möglichkeit, nach der

Einblick in eines der Gästezimmer im Haus Castell

Jäger, Klassikfans, Hundebesitzer, Landwirte, Menschen, die gerne auf dem Land leben, alte Familien, Privatwaldbesitzer usw. usf. – das Feld der Kundschaft ist weit gespannt.

Das Schweizer Haus Castell ist bereit für die ersten Gäste.

Gründung mit einem größeren Publikum in Kontakt zu kommen, bot das Internet. „Bis heute ist es mein Hauptvertriebsweg geblieben. In Dänemark und Schweden haben wir auch Stationärgeschäfte als Großhandelskunden.“ Der Onlineshop als Hauptvertriebskanal mutet natürlich modern an, ist aber nur den Umständen geschuldet. „Wir bemühen uns sonst um den Service der alten Schule. Wir sind sehr gut erreichbar und kommunizieren sehr viel mit unseren Kunden. Immer wieder bekommen wir auch direkt von Kunden Anregungen für neue Produkte. So manches ,alte Schätzchen‘ ist uns schon als Vorlage geschickt worden. Und einen Knopf nachzuschicken, der verloren gegangen ist, ist für uns keine rühmliche Ausnahme, sondern Teil der täglichen Arbeit.“

Als nächstes Projekt wartet der Aufbau des Shops in französischer Sprache. Viele französische Familien sind auf dem Land verwurzelt, auch wenn sie schon seit Jahrzehnten in der Stadt leben. „Das Potenzial für uns ist in Frankreich riesig.“ Also, auf zu neuen Ufern, und zwar von Franken nach Frankreich. Bonne chance! Text: Hannelore Lensing

INFOBOX

FRANKEN & Cie. Magazin ländlicher Lebensart GmbH Egerländerstraße 2 D-97337 Dettelbach www.franken-cie.de

SCHWEIZER HAUS CASTELL Im Oberdorf 7 | 97355 Castell +49 172 2655400 post@schweizer-haus-castell.com www.schweizer-haus-castell.com