Musikveranstaltungen 2013

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2013 Auch ohne die Bezeichnung Actus tragicus, die sich nur auf einer Abschrift dieser Kantate aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts findet, ließe sich ihre Funktion als Trauerkantate erschließen. Textlich folgt sie weitgehend einem Formular für Tägliche Seuffzer und Gebet üm ein seliges Ende, das 1668 in Leipzig in Johann Olearius’ Christlicher BetSchule gedruckt wurde. Und zur protestantischen ars moriendi gehörte das Memorieren solcher Trostsprüche, die im Leben ausgewählt, während des Sterbens gesprochen und schließlich auch in der Trauerfeier thematisiert werden sollten. Demnach könnte sich die auf den ersten Blick bunte Mischung von Bibelzitaten und Choralversen um eine persönliche Wahl eines Verstorbenen handeln, die Bach in seiner Mühlhausener Zeit (wohl 1707) vertonte.

Sonntag, 24. November 2013, 19.30 Uhr Stiftskirche Schlägl

CHOR-ORGEL-KONZERT Rosemarie Schobersberger, Sopran N. N., Altus Christian Havel, Tenor Andreas Lebeda, Bass Bach-Vocalensemble Schlägl Ensemble [schlaegl baroque] Ingemar Melchersson, Orgel Dirigent: Rupert Gottfried Frieberger JOHANN SEBASTIAN BACH (1685 – 1750) Orgelchoral „Vor deinen Thron tret ich hiemit“, Actus tragicus, Kantate BWV 106

BWV 668

JACOB WECKMANN (1643 – 1686) „Wenn der Herr die Gefangenen zu Zion erlösen wird“ JOHANN SEBASTIAN BACH „Ich habe genug“, Kantate BWV 82 JOHANN SEBASTIAN BACH „Komm, du süße Todesstunde“, Kantate

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BWV 161

Anders als in den Leipziger Kantaten mit ihrer klar gliedernden Abfolge von Rezitativ und Arie zeigt sich im Actus tragicus eine kleingliedrigere Aneinanderreihung einzelner Abschnitte. Aber es würde sich nicht um eine Komposition Bachs handeln, würden sich darin nicht gleichwohl eine klare Disposition mit vielfältigen Aspekten einer einheitlicheren Durchgestaltung der Abschnitte finden (insbesondere in der zentralen Chorfuge Es ist der alte Bund, aber auch in der Tonartendisposition usw.). Die schon in der Besetzung mit je zwei Blockflöten und Gamben sowie Basso continuo als „stille Musik“ gekennzeichnete einleitende Sonatina gibt die musikalische Grundstimmung vor (mit der Tempoangabe Adagio molto, einem ‚Zittern‘ der Streicher mittels Bogenvibrato und berührende Echo-Effekte der Blockflöten). Der folgende Choral bietet die textliche Grundaussage: Der unausweichliche Tod ist eine göttliche Fügung, die freudig anzuerkennen ist und darin Trost schafft. Zeilenweise setzt Bach eine andere musikalische Faktur ein (Tempo, Taktart, Charakter) und


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