Stadtforschung und Statistik – Ausgabe 2/2005

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EINWOHNER IM RAUM BRAUNSCHWEIG gestrichen. - Die Entfernungspauschale für die Fahrt mit dem Pkw zur Arbeitsstätte wird gestrichen. - Die Mehrwertsteuer wird erhöht. - Die Benzin-/Energiepreise steigen. - Die Freizügigkeit innerhalb der EU führt ab 2011 zu verstärkter Zuwanderung von EU-Bürgern aus den 10 neuen osteuropäischen Beitrittsländern. - Der Anteil und die absolute Zahl der Einwohner mit Migrationshintergrund und mit geringer schulischer und beruflicher Qualifikation wird stetig steigen, wenn der Staat nicht kurzfristig beginnt, Präventionsmaßnahmen einzuleiten, um hohe Sozialkosten für die folgenden Generationen zu vermeiden. - Die konjunkturell schwierige Lage verändert sich nicht wesentlich zum Positiven. - Die Region Braunschweig erwartet – ohne die Zuzüge aus Osteuropa – von 2000 bis 2015 einen Einwohnerverlust von ca. 17.000 (-1,5 %). Nach der „Trendvariante“ – mit Zuzügen aus Osteuropa – wird bis 2020 ein Einwohnerrückgang von ca. 9.500 (-0,8 %) eintreten. Bis 2030 wird ein Einwohnerschwund in der Größenordnung einer Kleinstadt erwartet (insgesamt -32.000 bzw. -2,8 %).

Folgen für die kommunale Infrastruktur – Fakten und Thesen Dem Bericht „Leitbilder für eine Stadtregion im demografischen Wandel“ des interdisziplinären Forschungsvorhabens „STADT+UM+LAND 2030“

der Region Braunschweig ist folgendes zu entnehmen (Auszug): • „Die Versorgung mit sozialer Infrastruktur erfolgt in breiter Kooperation von Kommunen, Wirtschaftsbetrieben sowie Bürgerinnen und Bürgern“. • Ziel: „Soziale Infrastruktur wird in direkter Nähe der Wohnstandorte oder der Arbeitsstätten platziert“. Das Leitbild geht von funktionsfähigen Siedlungseinheiten ab 7.500 Einwohner mindestens aus und regt die Wiederbelebung funktionsgemischter Strukturen in den zentralen Orten an („Stadt der kurzen Wege“). • „Das staatlich finanzierte soziale Netz (Altenhilfe, Kinderbetreuung etc.) wird abgelöst durch Nachbarschaftshilfe bis zu regional organisierten ehrenamtlichen Angeboten.“

Damit wird der Kreis derjenigen, die sich Pflegedienste leisten können, relativ gesehen noch kleiner, wenn die soziale Daseinsvorsorge nicht durch Nachbarschaftshilfe aufgefangen werden kann. Parallel zu den sinkenden Schülerzahlen wird das ÖPNVAngebot weiter ausgedünnt, nicht nur in der Frequenz, sondern auch in der Bedienung der Fläche. Die Alten, die über kein Fahrzeug verfügen, werden das Nachsehen haben.

Künftig geringere ÖPNVLeistung

So wird es in 25 Jahren in Braunschweig und den sechs unmittelbaren Umlandgemeinden aussehen: • Rund 20 % weniger 0bis 20-Jährige in der Stadt und bereits 5 % weniger im Umland. D. h. 20 % weniger Kindergärten und Schulen. Welche Prognose der Einwohner im Rentenalter 2003 bis 2020

Allem Anschein nach wird es wohl am ehesten auf den letztgenannten Punkt hinauszulaufen. Was erwarten wir? Die Kosten für die Kinder-, Schul- und Jugendinfrastruktur nehmen nicht in dem Maße ab wie die quantitative Nachfrage. Parallel erhöht sich aufgrund steigender Bevölkerungsanteile mit Migrationshintergrund der Bedarf für Qualitätssicherungsmaß nahmen im Ausbildungsbereich. Die Überlastung der kommunalen Haushalte zwingt zu (radikalen) Schließungen und Serviceeinbußen. Die soziale Infrastruktur und die sozialen Dienstleistungen für die Altengeneration können vermutlich nicht in dem Maße angeboten werden, wie sie benötigt werden. Knappheit bedeutet in der Marktwirtschaft höhere Preise.

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