schau Magazin Heft 2 2018

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schauexklusiv Fotograf Robert Lebeck (Foto) und Journalist Michael Jürgs trafen Romy Schneider 1981 im Seebad Quiberon zum Gespräch – jetzt wurde die Story hinter dem „Stern“-Interview fürs Kino aufgearbeitet.

Romy Schneider mit Michel Piccoli in ihrem letzten Film: „Die ­Spaziergängerin von Sans-Souci“ erschien 1982, wenige Wochen vor Romys Tod.

Der Autor Günter Krenn zeichnet mit seinen Büchern die Leben von Romy Schneider, Alain Delon und Karlheinz Böhm nach.

Das tragische Ende einer großen Karriere

Im Frankreich der 1970er-Jahre war Romy Schneider am Zenit ihrer Karriere angekommen, erlebte aber auch ihre größte Tragödie. Die ­zweifache Mutter musste ihren Sohn David Christopher Meyen (geboren 1966), aus ihrer Ehe mit dem Regisseur und Schauspieler Harry Meyen, zu Grabe tragen. Der ältere Stiefbruder ihrer Tochter Sarah Biasini (geboren 1977), die der Ehe mit ihrem Privatsekretär Daniel Biasini entstammt, verunglückte am 5. Juli 1981 tödlich. Sein Vater hatte sich bereits 1979 in Hamburg erhängt. Als Romys 14-jähriger Sohn über den Zaun 12 schau

auf das Grundstück von Biasinis ­Eltern klettern wollte, verlor er das Gleichgewicht und wurde im Fallen von einer Metallspitze des Zauns aufgespießt. Obwohl alles danach aussah, als würde Romy Schneider diesen Verlust nie verwinden, erschien sie im Oktober 1981 in Berlin zu den Dreharbeiten für „Die ­Spaziergängerin von Sans-Souci“. Es sollte ihr letzter Film werden, für den ihr beim César 2008 postum der Ehrenpreis verliehen wurde. Alain Delon war bis zuletzt an ihrer Seite, wie Günter Krenn erzählt: „Im Lauf der Zeit hat Alain Delon sich als echter Freund in Romys ­Leben erwiesen. Er hat sie ein paar Mal, so gut er konnte, unterstützt, wenn sie wirklich Probleme hatte, Krisen auftraten. Was er als Liebhaber nur auf Zeit leisten konnte, hat er als Freund mehr als wettgemacht. Bis über ihren Tod hinaus hat er sie beschützt. Sogar ihr Begräbnis hat er so geordnet, dass es relativ dezent ablaufen konnte.“ Das Interview von Quiberon

Günter Krenns Romy-Biografie beginnt mit folgenden Zeilen: „Ich bin eine unglückliche Frau von 42 Jahren und heiße Romy Schneider.“ Sie entstammen einem Interview, das die Schauspielerin zwei Monate vor dem Tod ihres Sohnes und ein Jahr vor ihrem eigenen Tod durch Herz-

versagen dem deutschen Magazin „Stern“ gab. Geführt wurde es im bretonischen Seebad Quiberon. Journalist Michael Jürgs und Fotograf Robert Lebeck treffen auf eine in sich zerrissene Schauspielerin, die sich ihnen offen wie selten zuvor präsentierte. Hier schließt sich der Kreis. Die Story rund um dieses Interview wurde jetzt in atmosphärisch starken Schwarz-Weiß-Bildern verfilmt. Marie Bäumer schlüpfte in die Rolle von Romy Schneider. Julia Pühringer traf die Schauspielerin für schau zum Exklusiv-Talk auf der Berlinale 2018. Das ganze Interview lesen Sie ab Seite 14. Im einem NDR-Interview spricht Michael Jürgs darüber, wie er sich in der Verfilmung selbst als eiskalten Schlimmfinger erlebte, hin- und hergerissen zwischen der Rolle des Bruders, mit dem Schneider über ­alles reden konnte, und dem Journalisten auf der Suche nach der nächsten Schlagzeile, der besonderen Story. Und die hat er schließlich auch bekommen. Die Schauspie­ lerin hat ihm das Interview mit den folgenden Worten freigegeben: „Ich werde weiterleben, und zwar richtig gut.“ Damit hatte Romy – trotz ihres frühen Todes am 29. Mai 1982 in ihrer Pariser Wohnung, mit nur 44 Jahren – letztlich auch recht. Denn in unserer Erinnerung lebt sie bis heute.  ///

info

Folgende Titel von Günter Krenn sind im Aufbau Verlag erschienen:

Romy Schneider. Die Biographie Taschenbuch, 415 Seiten ISBN: 978-37466-7067-6, 12,99 Euro

Romy & Alain. Eine Amour fou Taschenbuch, 312 Seiten ISBN: 978-37466-3105-9, 9,99 Euro

Die Welt ist Bühne. Karlheinz Böhm. Die Biographie Gebundene Ausgabe, 432 Seiten ISBN: 978-3-35103711-6, 24 Euro www.aufbau-verlag.de

heft 2|2018

FOTOS: WWW.PICTUREDESK.COM (2), CHRISTOPH BERNDL

die Brüche, weil sie aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert hat. Sie waren dann einige Jahre getrennt. Dann hat ihr aber Alain ­Delon, nachdem Romy Schneider geheiratet und nicht sehr erfolgreich in Deutschland gearbeitet hatte, mit dem Film ,Swimmingpool‘ eine zweite Chance gegeben, mit ihm zu arbeiten. Der Film ist sehr bekannt geworden und auch geblieben. Die Bilder, die wir eigentlich von Schneider und Delon im Kopf haben, sind aus diesem Film. Sie sind gestellt, eine Wirklichkeit aus zweiter Hand, die aber sehr gut funktioniert. Obwohl sie längst getrennt waren, war die Chemie nach wie vor da.“


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