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BALLADE VON DER WEISSEN KUH
AB 3. FEBRUAR BALLADE VON DER WEISSEN KUH
›GHASIDEH GAVE SEFID‹ | DRAMA |IRAN, FRANKREICH 2020
Die iranisch-französische Ko-Produktion erzählt in intensiven Bildern von den Folgen eines Fehlurteils und stellt damit nicht nur dieses, sondern das ganze System in Frage. Es geht um die Todesstrafe, ihre Konsequenzen sowie das moralische Gewicht dieser Strafe.
„Man darf den Menschen nicht ihre Rechte verweigern. Die Todesstrafe ist ein Menschenrecht“, wird zu einem der Richter gesagt, der die Todesstrafe an einem Unschuldigen verhängte und darüber am Verzweifeln ist. Er ist Sinnbild für ein System, an dem die Witwe Mina verzweifelt. Ihr Mann wurde vor einem Jahr hingerichtet, dann stellte sich heraus, dass er unschuldig war. Man will sie mit Blutgeld entschädigen, Mina will jedoch mehr. Sie will die Verantwortlichen zur Rede stellen, während sie ein Leben lebt, in dem man sie meidet, weil eine alleinerziehende Mutter in diesem Land Paria-Status genießt. Eines Tages lernt sie einen Mann kennen, der sich als Freund ihres Mannes ausgibt und seine Schulden begleichen möchte. Maryam Moghaddam hat zusammen mit Behtash Sanaeeha inszeniert, aber auch die Hauptrolle übernommen. Die Doppelbelastung merkt man ihr nicht an. Der Film ist exakt inszeniert und lebt von eindrucksvollen Bildkompositionen. Schon die erste Einstellung mit der weißen Kuh im Gefängnishof ist sehr faszinierend. Dieses Bild, aber auch der Titel, spielen auf eine Sure im Koran an, in dem die weiße Kuh als Sinnbild für einen Unschuldigen steht. „Die Ballade von der weißen Kuh“ stellt die Frage nach Schuld und Sühne, nach Recht und Gesetz, und wie dieses in den Händen von Menschen zerfasern kann. Der Film funktioniert auf mehreren Ebenen. Als ein Werk, das zeigt, wie jemand versucht, das Nichtwiedergutzumachende irgendwie doch gutzumachen, aber auch als eine Produktion, die das Drama dieses Versuchs schmerzhaft gewiss werden lässt. Denn wie der Richter sich seinen Weg ins Leben von Mina und ihrer Tochter bahnt, ist vom Wunsch nach Sühne getrieben, aber im Grunde natürlich auch ein ungewollt perfides Spiel. Die Wechselwirkung dieser beiden Lesarten ist es auch, die den Film so intensiv geraten lässt. „Die Ballade von der weißen Kuh“ ist ein starker, zur Diskussion anregender Film, der lange
nachwirkt. PROGRAMMKINO.DE / PETER OSTERIED
REGIE Behtash Sanaeeha, Maryam Moghaddam BUCH Mehrdad Kouroshniya, Maryam Moghadam, Behtash Sanaeeha DARSTELLER Maryam Moghaddam, Alireza Sanifar, Pourya Rahimisam, Avin Purraoufi, Farid Ghobadi LAUFZEIT 105 Minuten


