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SEIT 23. SEPTEMBER SCHACHNOVELLE

SEIT 23. SEPTEMBER SCHACHNOVELLE

DRAMA, THRILLER, HISTORIE | DEUTSCHLAND 2020

Als Vermögensverwalter des Adels soll ein Wiener Notar der Gestapo Zugang zu Konten ermöglichen und kommt in Isolationshaft. Dort verzweifelt er zusehends – bis er durch Zufall an ein Schachbuch gerät. Verfilmung des LiteraturKlassikers von Stefan Zweig.

Wien, 1938. Der Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland steht kurz bevor, der Notar Josef Bartok (Oliver Masucci) versucht mit seiner Frau Anna (Birgit Minichmayr), die Gefahr einfach weg zu tanzen. Doch das Insistieren eines Freundes macht ihm Sorge, in seiner Kanzlei vernichtet er gerade noch Papiere, bevor er verhaftet wird. Betont distinguiert versucht sich der Gestapo-Mann Franz-Josef Böhm (Albrecht Schuch) zu geben, bietet Bartok beim Verhör Zigaretten und guten Scotch an, doch auf eine Schachpartie will sich Bartok nicht einlassen: Das sei nur etwas für preußische Generale. Nach Monaten der Einzelhaft ändert sich jedoch seine Meinung, durch Zufall fällt ihm ein Buch in die Hand, endlich ein Buch, endlich wieder geistige Nahrung! Doch der kleine Band erweist sich als Sammlung von Schachpartien, die Bartok bald zum besessenen Spieler machen, der sich im Schach verliert – und dabei auch zunehmend den Verstand. Die durch und durch gediegene Adaption bringt Dinge auf den Punkt, die in der Novelle nur angedeutet waren, sie schafft Klarheit, wo ursprünglich Ambivalenz war. Natürlich – man muss es kaum betonen – ist Oliver Masucci hervorragend als anfangs lebenslustiger Wiener, der durch die Mühlen der Nazis gedreht wird und als gebrochener Mann herauskommt. Und auch Albrecht Schuch überzeugt, ebenso wie Birgit Minichmair. Philipp Stölzls Regie bemüht sich um düstere Atmosphäre, die Ausstattung bleibt passend in dunklen Tönen verhaftet, die Kamera von Thomas W. Kiennast wählt oft verkantete Winkel, betont die Enge der Räume, die zunehmende Enge in Bartoks Kopf. Gediegenes Handwerk ist das durch die Bank, das beweist, dass auch in Deutschland teure Produktionen entstehen können, die sich zumindest stilistisch nicht hinter der internationalen Konkurrenz

verstecken muss. PROGRAMMKINO.DE / MICHAEL MEYNS

REGIE Philipp Stölzl BUCH Eldar Grigorian, nach der Novelle von Stefan Zweig DARSTELLER Oliver Masucci, Albrecht Schuch, Birgit Minichmayr, Andreas Lust, Rolf Lassgård, Samuel Finzi LAUFZEIT 110 Minuten FSK 12