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SICHERHEIT RATGEBER » Warum es wichtig ist sich stets mit Weiterbildungen auseinander zu setzen

Ratgeber

»Man lernt niemals aus!«

Von Jessy von Berg

Nicht immer, aber sehr häufig liegt die Ursache von Arbeitsunfällen in menschlichem Fehlverhalten. Daher sollte zur Vermeidung von Unfällen beim Verhalten der Mitarbeiter angesetzt werden, um sicherzustellen, dass sie ordnungsgemäß über die Sicherheit und den Gesundheitsschutz während ihrer Tätigkeit informiert sind. Dieser Ansatz ist auch in § 12 des Arbeitsschutzgesetzes festgehalten. Die Unterweisung obliegt dabei dem Arbeitgeber bzw. verantwortlichen oder fachkundigen Personen wie beispielsweise Betriebsärzten oder eine Fachkraft für Arbeitssicherheit (Sifa). Im Hinblick auf das Ziel, nämlich dass der Beschäftigte eine Sicherheits- oder Gesundheitsgefährdung erkennen und dann entsprechend den vorgesehenen Schutzmaßnahmen handeln kann, muss ein besonderer Fokus auf die umfassende Information der Beschäftigten über die Gefahren an ihrem Arbeitsplatz liegen. Zudem sollte darauf geachtet werden, den Beschäftigten nach Grad der Ausbildung, Erfahrung bzw. Sachkunde sowie körperlichen Eigenschaften die richtige Tätigkeit zuzuteilen.

Auf zeitliche Abstände und Fristen achten

Um den Beschäftigten eine optimale Basis bieten zu können, sieht das Arbeitsschutzgesetz zunächst eine Erstunterweisung vor. Diese informiert über die Grundregeln im Arbeitsschutz am entsprechenden Arbeitsplatz und muss bei Einstellung, bei Veränderungen im Aufgabenbereich sowie bei der Einführung neuer Arbeitsmittel erfolgen und ggf. regelmäßig wiederholt werden. Eine Frist für eine Wiederholungsunterweisung schreibt das Gesetz dabei nicht vor. Jedoch gibt es Sondervorschriften des Arbeitsschutzes und Unfallverhütungsvorschriften (UVV), die eine halbjährliche bzw. jährliche Unterweisung vorsehen. Auch die DGUV Vorschrift 1 »Grundsätze der Prävention« schreibt nach § 4 vor, dass eine Erstunterweisung vor der Aufnahme der Tätigkeit und dann eine jährliche Unterweisung erfolgen müssen. Auch § 14 Abs. 2 der Gefahrstoffverordnung sieht eine Unterweisung vor Aufnahme der Beschäftigung vor, die mindestens einmal jährlich wiederholt werden muss.

Neben der zeitlichen Komponente wird die Unterweisungspflicht zudem durch die Art der möglichen Gefährdungen bestimmt. So ist es nach § 8 ArbSchG beispielsweise notwendig, dass sich die Beschäftigten über die gegenseitigen Gefährdungen unterrichten, wenn mehrere Arbeitgeber gemeinsam auf einer Baustelle tätig sind. Weitere Unterweisungspflichten ergeben sich zudem unter anderem aus § 9 Abs. 1 ArbSchG – gefährliche Arbeiten sowie § 9 der Betriebssicherheitsverordnung.

Umfassendes Schulungsangebot auf verschiedenen Plattformen

Neben an das Arbeitsumfeld angepassten Unterweisungen können auch Schulungen und Trainings dazu beitragen, die Sicherheit am Arbeitsplatz zu erhöhen. So bietet zum Beispiel die Beratungsgesellschaft für Arbeits- und Gesundheitsschutz (BfGA), ein spezialisiertes Beratungsunternehmen mit angeschlossener Akademie, Fort- und Weiterbildungen im Bereich Arbeitsschutz an. Das Angebot umfasst dabei verschiedene Seminare: Behandelt werden Themen wie die Sicherheit auf Baustellen im Hoch- bzw. Tiefbau, Methoden der Gefährdungsbeurteilung oder die Organisation des Arbeitsschutzes auf Baustellen. Darüber hinaus bietet die BfGA die Möglichkeit für »Inhouse«-Seminare. In diesem Rahmen können Schulungen direkt im Unternehmen abgehalten werden, um deren Inhalte individuell auf den konkreten Arbeitsplatz bzw. Tätigkeit abstimmen zu können.

Auch die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) bietet Schulungen und Seminare zum Thema Sicherheit an. Neben Präsenzseminaren in den Bildungsstätten der BG Bau steht zusätzlich ein digitales Bildungsangebot zur Verfügung: Das Lernportal richtet sich, so die BG Bau, dabei an alle Beteiligten in der Bauwirtschaft und in den baunahen Dienstleistungen. Dort können Online-Seminare durchgeführt, Videos angesehen oder Podcasts angehört werden.

Darüber hinaus bieten viele Hersteller im PSA-Bereich Trainings an. In diesem Rahmen können Teilnehmer beispielsweise den Umgang mit PSA gegen Absturz (PSAgA) erlernen und speziell auf das individuelle Produkt abgestimmte Hilfestellungen und Hinweise erhalten. ADOBE STOCK

Messen als wichtige Informationsplattform

Eine wichtige Rolle spielen darüber hinaus die zahlreichen Messen, die sich auf das Thema Arbeitsschutz und -sicherheit fokussieren. Gerade in der Baubranche sind Messen seit jeher wichtige Veranstaltungen, um sich über die neuesten Produkte und Entwicklungen zu informieren. Zudem erhalten Besucher wertvolle Tipps, wie sie ihren Arbeitsalltag sicherer gestalten können. Nähere Informationen finden Sie im unteren Zusatzkasten »Messen«.

Erfahrungswerte anderer nutzen

Sicheres Arbeiten setzt auch voraus, aus vergangenen Fehlern zu lernen und den Erfahrungsschatz anderer für sich nutzbar zu machen. Gelingen kann das unter anderem durch interne Weiterbildung und den regelmäßigen Austausch unter Arbeitskollegen. Insbesondere gilt es, jungen Leuten Tipps zu geben, auf eigene Fehler hinzuweisen und damit vor Gefahren zu warnen. Allerdings, und auch das tritt häufig auf Baustellen auf, sind die »alten Hasen« nicht vor Fehltritten gefeit. Nicht selten passieren Unfälle aufgrund von Selbstüberschätzung und trügerischer Routine. Unabhängig von Alter und Erfahrung gilt am Ende auch auf der Baustelle der Grundsatz »Man lernt nie aus«. J

MESSEN

A+A: Die weltweit größte Messe für Sicherheits- und Gesundheitsschutz bei der Arbeit findet in einem Turnus von zwei Jahren in Düsseldorf statt.

WorkSafe Dortmund: Die Fachmesse für Arbeitsschutz und

Arbeitssicherheit findet in einem Turnus von zwei Jahren in

Dortmund statt. Präsentiert werden die neuesten Innovationen,

Produkte und Lösungen aus Bereichen wie Arbeitssicherheit,

PSA und Gesundheit und Hygiene am Arbeitsplatz.

Arbeitsschutz Aktuell: Die Fachmesse mit Kongress, Messeforen und Regionalforum für modernen Arbeits- und Gesundheitsschutz findet alle zwei Jahre in Stuttgart statt.

Interschutz: Die Internationale Leitmesse für Brand- und Katastrophenschutz, Rettung und Sicherheit findet in einem fünfjährigen Turnus in Hannover statt. Im Fokus stehen Produkte und Dienstleistungen für zivile Sicherheit aus den Bereichen

Vorbeugung, Rettung und Abwehr.

ArbeitsSicherheit Schweiz: Die alle zwei Jahre stattfindende

Messe ArbeitsSicherheit Schweiz in Bern rückt Produkte und

Dienstleistungen, die sich ausschließlich auf das Thema Sicherheit von Mitarbeitern fokussieren, in den Mittelpunkt. Präsentiert werden unter anderem PSA sowie komplexe Systeme und Konzepte für die betriebliche Sicherheit. Zudem stellen auch Großmessen wie die GaLaBau, die bauma und die BAU wichtige Events dar. Dort werden große Bandbreiten von Themen abgedeckt, sodass auch das Segment Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit eine hohe Gewichtung erhält.