bauMAGAZIN März 2022

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Arbeitsschutz und Sicherheit in 73 Meter Höhe über Amsterdam Die Sicherheit auf Baustellen erfordert viele Maßnahmen, um die Beschäftigten zu schützen. Brüninghoff setzt nicht nur in der eigenen Produktion auf ein breites Arbeitsschutzkonzept, sondern erarbeitet für seine Bauprojekte auch individuelle Ansätze. Beim Bau des »HAUT« in Amsterdam wurden dabei einige Lösungen gefunden, die der Hybridbauspezialist künftig für weitere Projekte nutzen will. Das in Holz­Hybridbauweise entstehende »HAUT« wird mit 21 Stockwerken zu den höchsten Wohngebäuden seiner Art zählen. Brüninghoff aus dem münsterländischen Heiden wurde mit dem Vorfertigen, Liefern und Mon­ tieren von Brettsperrholzwänden, Brettschichtholzstützen, Holzbeton­ verbunddecken, Stahl und Stahlbetonfertigteilunterzügen sowie Stahl­ betonfertigteilstützen betraut. Das Bauprojekt eröffnete aber nicht nur Fragen in Bezug auf Statik und Brandschutz – auch in puncto Arbeitsschutz waren wesentliche Aspekte zu berücksichtigen.

JANNES LINDERS

t BRÜNINGHOFF –

Beim Transport in die Höhe ist für eine reibungslose Kommunikation mit dem Kranfahrer zu sorgen. Die Decken des Wohngebäudes werden als hybride Konstruktion aus Holz und Beton ausgeführt, die vorgefertigten Bauelemente wurden dann mit dem Kran in die Höhe transportiert und dort montiert.

Sicherheitsvorabprüfung Wie bei jedem seiner Projekte führte Brüninghoff einen Sicherheitsvorab­ Check durch. Dabei wird u. a. geklärt, wie tief geplante Baugruben und ­gräben sind. Auch wird ermittelt, ob sich Hochspannungsleitungen in der Nähe des Baufelds befinden. Die Begehbarkeit der Geschoss­ bzw. Dach­ flächen und die Befestigung der Baustellenzufahrt sind weitere Themen. Beim »HAUT« ergaben sich zudem Besonderheiten aufgrund der Lage an der Amstel und den beengten Zufahrtswegen sowie fehlender Lagerflächen auf dem Baugrundstück. Anlieferungen waren damit genau zu takten.

UNTERNEHMEN Die Brüninghoff­Gruppe im münsterländischen Heiden zählt seit mehr als 45 Jahren zu den führenden Projektbau­ spezialisten mit Niederlassungen in Hamburg, Münster, Niemberg und Villingen­Schwenningen. Über 600 Mitarbeiter realisieren europaweit jährlich bis zu 160 Bauprojekte. Das Kern­ geschäft des Unternehmens ist die Produktion von vorgefertigten Bauelementen aus Beton, Stahl, Holz, Aluminium sowie die ganz­ heitliche Konzeption, Planung und schlüsselfertige Bauprojekt­ ausführung.

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ZWARTLICHT / TEAM V ARCHITECTURE

Online­Test zur Sicherheit Um die Baustelle in Amsterdam zu betreten, war ein Online­Test zur Baustel­ lensicherheit zu bestehen. In einer besonderen Einweisung erinnerten dazu Animationen und Videos an Risiken auf der Baustelle. Auf verständliche Weise wurden u. a. Absturzsicherung, Stolpergefahren oder Hygieneregeln für Pausen thematisiert. Auch die Verkehrssicherheit und das Tragen von Warnkleidung fand Berücksichtigung – ebenso wie das sichere Anschlagen von Lasten oder das Arbeiten mit Gefahrstoffen. Nur ein bestandener

In Amsterdam entsteht das Wohngebäude »HAUT«. Beim Arbeitsschutzkonzept war die Höhe von 73 m zu berücksichtigen.

Stahlgitter als Absturzsicherung werden an den Bauelementen montiert, noch bevor sie in die Höhe befördert werden. abschließender Multiple­Choice­Test berechtigte per Zertifikat und QR­Code zum Bewegen auf der »HAUT«­Baustelle.

Regelmäßige Besprechung zum Arbeitsschutz Dass das Thema Sicherheit bewusst angegangen wird, zeigen auch morgend­ liche Jour fixe zum Arbeitsschutz in Kleingruppen pro Gewerk – mit dabei auch Vertreter des Bauherrn. In diesem Rahmen wird analysiert, was gut läuft, welche Probleme eventuell auftauchen und wo Verbesserungen notwendig sind. Vorab war zudem vom Bauherrn ein Workplan gefordert, der mögliche Gefahren, geplante Lastaufnahmemittel und kollektive Maßnahmen erläutert. Kollektiv­ vor Individualschutz Generell ist ein Kollektivschutz dem Individualschutz vorzuziehen: Zu prüfen ist dafür, ob Gefahrenstellen durch ein weniger kritisches Vorgehen ersetzt werden können (Substitution). Im nächsten Schritt werden technische Schutzmaßnahmen wie Gerüste und Geländer eingesetzt, dann folgen orga­ nisatorische Maßnahmen. Zuletzt sind erst persönliche Schutzmaßnahmen für noch verbleibende Gefährdungen zu treffen. Darunter fallen u. a. Rück­ halte­ sowie Auffanggurte, Gehörschutz oder besondere Kleidung. Maßnahmen zur Absturzsicherung Um eine effektive Absturzsicherung zu erzielen, ist Anschnallen somit das letzte Mittel. Das Arbeiten in einer Höhe von bis zu 73 m erfordert ein be­ sonderes Konzept, das Abstürze nach innen und nach außen verhindert.


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