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D A S W E I S S E B A N D VON ST. M O R I T Z
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3. und 5. M ä r z 1936
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Von Heinz Schiller, St. Moritz Vor einem vollen Dezennium, am 18. und 19. Januar 1925, hat der SAS das erste internationale AbfahrtSlalom-Rennen in St. Moritz durchgeführt und sich damit in das goldene Buch der Geschichte des Skilaufs eingetragen. Es kommt also nicht von ungefähr, daß St. Moritz, Wiege und Hochburg des alpenländischen Skisports und immer wieder Schauplatz internationaler Wettkämpfe, mit denen es in fruchtbarem, auf die Entwicklung des Skisports im allgemeinen wegleitend abfärbendem Wechselverhältnis steht. . . daß St. Moritz und sein HausClub ,,Alpina", einer der ältesten, bedeutendsten und regsten Ski-Clubs, heute ihr ureigenes, St. Moritzer Tradition und dem unvergleichlichen Corviglia-Skigebiet würdiges Rennen haben: Das Weiße Band von St. Moritz. D I E ABFAHRT
Mit einer Länge von 7400 Metern und 1180 Metern Höhenunterschied zählt Das Weiße Band von St. Moritz zu den größten, abwechslungsreichsten und interessantesten Abfahrtsläufen der Alpen. Von der frei über einer herrlichen Umwelt thronenden Fuorcla Grischa (2960 Meter) führt die aus allen denkbaren Geländevarianten gebildete Strecke in bolzgeradem Schuß auf die Fuorcla Schlattain, wo das erste Pflichttor das Tempo keineswegs hemmt, sondern lediglich den vom Streckenwart gewünschten Weg vorschreibt. I n kilometerlangem Schuß über sanft ineinander übergehende Hügel wird durch den Sonnenkessel Val Saluver die Corviglia-Bergstation angesteuert, etwa 100 Meter links liegen gelassen und dann der populärsten aller Corviglia-Routen bis zum Signal unterhalb der Alp Giop gefolgt (2. Pflichttor auf Alp Giop). Dort geht es neuerdings in einem Riesenschuß zum Suvretta-Haus (3. Pflichttor) und auf der breitgewalzten Fahrstraße gegen das Salet (St. MoritzBad), wobei der Endspurt über leicht geneigte Wiesen ganz den Armen und Stöcken überlassen wird. Was die Abfahrtsroute des Weißen Bandes von St. Moritz vor ihren Gegenstücken an anderen Orten besonders rühmlich auszeichnet, ist ihre durch die Höhenlage von zwei- bis dreitausend Metern garantierte Schneesicherheit. Im Gegensatz zu den weißen Bändern, die über apere Wiesen und tückisch knapp verdeckte Steine schon als ,,Abfahrts-Pisten" dienen mußten, lag anläßlich des ersten Rennens um Das Weiße Band von St. Moritz der Schnee hier vom Start bis zum Ziel - im März ! - noch metertief, als auf andern Rennstrecken zufolge des warmen Winters bereits das grüne Gras zu sprießen begann. Bei herrlichem Sonnenschein wurde am Vortage auf der sorgfältig durch die Organisatoren in den Pulverschneeteppich getretenen Piste trainiert, die dann allerdings in der Nacht zwischen der Fuorcla Grischa und den oberen Corvigliahängen in einem Fuß Neuschnee lautlos versank, währenddem das unterste Drittel am Morgen nur leicht überzuckert die Augen blendete. Jähe Wechsel zwischen bewölktem Himmel und brennend heißem Märzen-Sonnenschein,d. h. zwischen führigem und langsamerem Schnee, taten das übrige, um recht ungleiche Verhältnisse auf den einzelnen Teilstrecken und zu den verschiedenen Zeiten (Start mit Abständen von einer Minute) zu schaffen, so daß wir ruhig sagen können, Sonne und Paraffin hätten die ersten Plätze unter den Spitzenfahrern verteilt. Sehr unglimpflich kam dabei der frischgebackene erste ,,alpineu Weltmeister Rudolf Rominger davon, der sich trotz sturzloser, hundertprozentig direkter Fahrt und fast übermenschlicher Stockarbeit mit der zwölftbesten Zeit des Tages bescheiden mußte. Dies sagt besser als langatmige Erklärungen, daß die nachstehend publizierten Abfahrtszeiten nicht als getreuer Spiegelbild der im Rennen gezeigten Leistungen gewertet werden dürfen. Wir gewannen den Eindruck, daß die Abfahrt des Weißen Bandes von St. Moritz für die Damen so ziemlick das Maximum und für die Herren das ideale Maß dessen darstellt, was man von den Konkurrenten einer schweren, sportlich aber voll und ganz zu verantwortenden Rennens verlangen soll. DER SLALOM
Wie es möglich war, nach 36 Stunden heftigsten Schneefalls auf dem Hang zwischen dem Alp Giop-Signa' und der Villa Fokker innerhalb weniger Stunden eine mustergültige Slalom-Piste in den staub-lockeren Pulver schnee zu stampfen, blieb Geheimnis der ,,Alpina"-Organisatoren.Mit 23 Toren steckte Dr. Walter Amstub (SAS) einen flüssigen, langen, sehr interessanten und den Erfordernissen eines kombinierten Wettkampfer angepaßten Slalom aus, der an zwei-drei besonders stark die Spuren des Wolfs im Schafspelz verratender ,;harmlosen" Stellen den großen Slalom-Technikern und -Strategen Gelegenheit bot, sich vom Haufen dei 55 Rivalen zu distanzieren. Wenn das Abfahrtsrennen zeigte, daß allein das Engadin Dutzende von Fahrern aller Altersklassen stellt. die den Spitzenleistungen der Weltklasse äußerst nahe kommen, so bewies der Slalom anderseits, wie stark diese Disziplin bisher hier und in der Schweiz überhaupt vernachlässigt wurde. Außer einigen Meistern wit Elias Julen oder Rudolf Rominger, der mit bewunderungswürdiger Sicherheit, Kraft und Prägnanz des Stilb die schnellsten Läufe des Tages dem Hang abrasierte, war nur der junge und allerjüngste Nachwuchs, vor allem die Brüder Max und Andrea Robbi, die in einigen Jahren zu den stärksten - um ein sehr zeitgemäßes