SAP Schwingerfibel 2013

Page 1

RUN STRONGER 2013

Schwinger足fibel


Liebe Schwingfreunde Schwingen ist National-, Traditions- und Hochleistungssport und eine der populärsten Sportarten in der Schweiz. Warum ist Schwingen so beliebt? Wir glauben, es liegt daran, dass keine Sportart derart stark mit Werten wie Ehrlichkeit, Fairness und intrinsischer Leistungsbereitschaft assoziiert wird. Werte, mit denen wir uns gut identifizieren können und wollen, und Werte, von denen wir überzeugt sind, dass sie zuverlässige und starke Partner ausmachen. Deshalb sind wir seit 2012 stolzer Partner von Schwingerkönig Nöldi Forrer. Als «Offizieller Partner Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest 2013 Burgdorf im Emmental» unterstützt SAP das wichtigste Schwingereignis der Schweiz mit diversen Leistungen und baut damit das Engagement für den Schweizer Schwingsport weiter aus. Erleben Sie die Faszination Schwingen auf einer neuen Ebene: Mit der eigens für das „Eidgenössische“ entwickelten App von SAP erhalten Sie auf eine innovative Art und Weise einen Blick hinter die Kulissen des Schwingsports. Zahlen, Fakten, spannende Hintergrundinformationen und Echtzeit-Resultate direkt vom Kampfrichtertisch – alles vereint in einem App. Das Schwingfest-App ist ab sofort für alle Smartphone‘s verfügbar. Seien Sie gespannt und neugierig und lassen Sie sich von uns in diese Schweizer Tradition entführen. Denn hier darf gerufen und angefeuert werden, was die Schwingerhose hält! Authentisch. Echt. Und voller Energie. Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Lesen unserer Schwingerfibel. Ihre SAP (Schweiz) AG


Inhalt Editorial 2 Geschichte des Schwingens 4 Wett­kampf­reglement 6 Ablauf eines Schwing­ festes 8 Die wichtigsten schwünge 10 Nöldi Forrer 15 Nöldis grösste Gegner 20 Die grössten Schwinger aller Zeiten 22 Schweizer Landes­­ hymne 24 Schnupf­sprüche 26 Schwinget-Knigge 28 Wussten Sie, dass …? 31 Schwingorgane  32 Glossar  33

Foto: Sebastian Utz

Impressum /  Fotocredits 34


4 Geschichte des Schwingens Sucht man nach den örtlichen Wurzeln des Schwingens, so findet man diese bei den Sennen und Älplern im Berner Oberland, im Emmental und im Entlebuch sowie in den Kantonen Schwyz, Appenzell, Ob- und Nidwalden. Kaum ein Fest fand in diesen Regionen – damals wie auch heute – ohne Schwingwettkampf statt, und dieser gehörte zu den wichtigen Bestandteilen eines gelungenen Festes. Bedeutender als der Gewinn von Naturalien wie Schafen oder einem Stück Hosentuch war schon zu dieser Zeit der Ruhm des Siegers. Sucht man nach den zeitlichen Wurzeln des Schwingens, so kann der Zeitpunkt nicht genau genannt werden. Man nimmt jedoch an, dass diese Art des Kräftemessens schon in oder vor der Gründungs­ zeit der Eidgenossenschaft ausgeübt wurde. Die erste Abbildung, welche die typische Art, Griffe zu fassen, darstellt, stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist in der Kathedrale von Lausanne zu finden. In den darauffolgenden Jahrhunderten spielte das Schwingen in den ländlichen Regionen der Schweiz eine grosse Rolle, bis es dann, laut Überlieferungen, im 16. und 17. Jahrhundert verboten wurde. Einige Gründe dafür waren die Besorgnis der Obrigkeiten, die Sonntagsheiligung und der Kirchgang könnten an Bedeutung verlieren. Zudem betitelte die damalige Herrschaft das Schwingen als «anrüchiges Vergnügen» und dessen Anhänger als Rebellen. In Nidwalden wurde das Verbot erst 1908 aufgehoben.


5

In anderen Regionen der Schweiz brachte die Aufklärung im 18. Jahrhundert die Wende, und die glorreiche Zeit der Berg­dorfeten und Alpschwingeten brach an. So wurde zum Beispiel der Schwinget am Ostermontag auf der kleinen Schanze in Bern zu einem Traditions­anlass. Zudem fand 1805 das erste Alpenhirtenfest zu Unspunnen statt, welches die Wiederbelebung des Schwingsports mit sich brachte und das Zeitalter der modernen Schwingeten einläutete. Ziel des Anlasses war nicht nur, das Schweizer National­ bewusstsein zu stärken und festigen, da die Eidgenossenschaft zu dieser Zeit unter französischer Fremdherrschaft stand, sondern auch den Graben zwischen Stadt und Land zu überbrücken. Die Organisatoren wollten sich damit gemeinsam den damaligen Heraus­ forderungen stellen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fand das Schwingen auch den Weg in urbane Gegenden und entwickelte sich zu einem Nationalsport, unabhängig von Gesellschaftsklassen und Regionen. Die Gründung des Eidgenössischen Schwingerverbandes 1895 zeigt die stetige Zunahme in Bezug auf Anerkennung und Beliebtheit des Sportes bei der Schweizer Bevölkerung. Heute erfreut sich das Schwingen grosser Popularität und an vielen Sommerwochenenden finden gut besuchte Schwingfeste wie der Schwägalp-Schwinget oder der Brünig-Schwinget statt, an denen tausende Zuschauer vor Ort das Geschehen im Sägemehl verfolgen.


6 Wett­kampf­ reglement Kampfgericht Besteht aus Einteilungs- und Platzkampfgericht Dem Einteilungskampfgericht gehören mindestens drei Personen an, wovon eine Präsident ist. Es setzt sich aus Mitgliedern der teilnehmenden Verbänden zusammen und nimmt vor jedem Gang die Paar-Einteilungen vor. Platzkampfgericht: Besteht pro Sägemehlring aus drei Personen – ein Platzkampfrichter sowie zwei Tischrichter, Funktionen wechseln während Schwingfest. Platzkampfrichter: Leitet und überwacht Wettkampf. Tischkampfrichter: Kontrollieren unter anderem Wettkampfbekleidung sowie Anzeigetafeln. Einteilung der Schwingpaarungen Teilnehmende Teilverbände melden ihre Schwinger für Schwinget an. Einteilung für ersten sowie zweiten Gang erfolgt nach Ermessen des Einteilungskampfgerichts. Für die weiteren Gänge spielen die bereits erhaltenen Punkte eine Rolle, wobei Aktive des gleichen Teilverbandes nicht miteinander schwingen und Duelle nicht zweimal stattfinden sollen.

Verlauf Schwingfest / Gangdauer Normalerweise sechs Gänge, beim Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest acht Gänge Die ersten beiden Gänge nennt man Anschwingen, die nächsten zwei Gänge Ausschwingen, der darauffolgende Ausstich bzw. Kranzausstich. Den Schlussgang (sechster Gang) be­streiten die zwei punkthöchsten Schwinger. Empfohlene Gangdauer: Mindestens 5 Minuten – endgültige Entscheidung bei Vorstand und Einteilungskampfgericht. Wettkampfbestimmungen / Ablauf Duell Vor Kampfbeginn begrüssen sich Schwinger mit Handschlag, ein Zeichen friedlicher Austragung und gegenseitiger Achtung. Duell ist entschieden, wenn ein Schwinger mit dem Rücken ganz oder bis Mitte beider Schulterblätter – von Kopf oder Gesäss, von linker oder rechter Seite – gleichzeitig den Boden berührt. Resultat nur gültig, wenn beide Schulterblätter innerhalb des Sägemehlringes liegen und schwungausführender Schwinger mindestens einen Griff an Schwingerhosen oder Ledergurt des Gegners platziert hat. Gewinner wischt Verlierer Sägemehl vom Rücken.


7

Notengebung Noten können in Viertelpunkten abgegeben werden Gewonnener Gang (+): 9,50 – 10,00

»»Für Note 10,00 ist ein Plattwurf not­

wendig (beide Schulterblätter berühren gleichzeitig Sägemehl) »»9,50 – 9,75 bei Sieg mit Überdrücken »»Gewonnener Schlussgang: 10,00 Unentschiedener / Gestellter Gang (–): 8,50 – 9,00 »»Note 9,00 bei offensivem, technisch hochstehendem Kampf (Ausnahme) »»Note 8,5 bis 8,75 bei passivem Kampf Verlorener Gang (0): 8,25 – 8,75 »»8,75 nach offensivem und technisch hochstehendem Kampf (Ausnahme) »»8,25 – 8,5 nach passivem Kampf »»Verlorener Schlussgang: 8,75 Beurteilungskriterien Schwinger stellt sich Kampf, sucht ihn und nimmt Risiko in Kauf. Grifffestes, korrektes Schwingen in Angriff und Verteidigung. Technisches Können, Vielseitigkeit der einzelnen Schwünge. Notenabzüge Zeitverzögerung beim Grifffassen. Kunstpausen. Dauerndes Drücken des Kopfes gegen gegnerischen Hals. Anwendung roher oder gefährlicher Griffe. Offensichtliche Passivität oder Verharren in aussichtsloser Stellung.

Beschriftung Tafeln Der eine Schwinger kämpft auf der roten Seite, der andere auf der schwar­ zen. Die fiktiven Seitenfarben ent­ sprechen den Farben, welche auf der Tafel erscheinen. Während des Ganges sind darauf die Startnummern zu sehen. Nach Gangende wird an die Tafel ein + in der Farbe des Sieges gehängt, bei einem gestellten Gang entsprechend ein gelbes –. Kränze 15 bis 18 % aller Teilnehmer erhalten einen Kranz – abhängig davon, wie viele Schwinger im letzten kranzbe­ rechtigten Rang klassiert sind. Kränze werden an Eidgenössischen, Teilverbands-, kantonalen und GauFesten vergeben. Gewinne Lebendpreise oder weitere Naturalien. In der Regel kein Preisgeld. Werbeverbot Innerhalb des Areals oder von diesem sichtbar: kein Anbringen von geschäft­ licher Werbung.


8 Ablauf eines Schwing­festes Öffnung des Festgeländes sowie der Festwirtschaft Sitzung des Kampfgerichtes

Festlegen und Einteilen der einzelnen Schwingduelle

Appell und Antreten der Schwinger auf dem Festplatz Anschwingen

Durchführung der ersten beiden Gänge

Ausschwingen

Durchführung der nächsten beiden Gänge

Mittagspause Ausstich (Kranzausstich)

Weiterführung des Wettkampfes Normalerweise finden sechs Gänge statt Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest sind es insgesamt acht Gänge

Rangverkündigung / Festakt – Teil 1

Rangverkündigung für Schwinger, welche nicht im Ausstich sowie im Schlussgang sind Oftmals wird diese Verleihung durch einen Festakt mit Musik umrahmt und findet auf dem Festplatz statt

Schlussgang Rangverkündigung / Festakt – Teil 2

Rangverkündigung für Schwinger, welche Ausstich erreicht haben Bekanntgabe des Festgewinners Ebenfalls auf dem Festplatz oder -zelt mit Festakt

Ausklang des Schwingfestes


9

Der klassische Ablauf eines Schwingfestes wird von den Organisatoren beliebig mit einem Rahmenprogramm ergänzt. Bereits bevor die Schwinger wissen, wer ihr Gegner sein wird, findet an manchen Schwingfesten der Schwingerzmorge statt. Nicht nur dieser lockt die Schwingbegeisterten bereits im Morgengrauen zum Austragungsort. Teilweise gehört auch ein Gottesdienst oder eine Ansprache der Organisatoren zum Rahmenprogramm. Für jeden Zuschauer ist es ein Muss, den Gabentempel mit den Na­turalien und die Stallungen mit den Lebendpreisen zu besichtigen. Eine weitere Besonderheit sind die Jungschwinger, welche an den Sägemehlringen als Täfelibueben agieren. Sie bedienen die so­ genannten Numeratoren, auf welchen die Startnummern der jeweils aktiven Schwinger angezeigt werden. Zwischen den Gängen ver­ kaufen sie die Zwischen-Ranglisten, welche für Schwingexperten unverzichtbar sind, auch um über die Einteilung des folgenden Ganges fachsimpeln zu können. Was zudem an keinem Schwinget fehlen darf, ist, nebst einer Festwirtschaft, die musikalische Unterhaltung der Zuschauer. Musik­ gesellschaften und Jodler treten oftmals in den Pausen zwischen den einzelnen Gängen und bei den Rangverkündigungen auf. Trachten und Fahnenschwinger runden das traditionelle Rahmenprogramm ab. Bei einigen Schwingfesten ist neben der Sieger­ ehrung auch der Einmarsch der Kranzgewinner ein fester Bestandteil des Anlasses – Zurufe und Applaus der vielen Zuschauer inklusive.


10

Derzeit existieren rund 80 verschiedene Schwünge,

Die wichtigsten schwünge

welche alle in Stand-, Flanken- oder Boden­ schwünge unterteilt werden. Zu den wich­tigsten Schwüngen zählen:

Der Brienzer Der Brienzer ist ein Flankenschwung, bei welchem

der schwungausführende Schwinger seine rechte Hand vom Gurt zum Gestössgriff wechselt, eine Rechtsdrehung macht und mit dem linken Arm über die Schulter oder den Nacken des Gegners auf dessen linkes Gestöss greift. Gleichzeitig hängt der Angreifer mit dem linken Bein am rechten Bein seines Gegenübers ein, spreizt das Bein hoch, um den Gegner mit einem kräftigen Ruck nach vorne kopfüber auf den Rücken zu werfen. Mit Vorliebe und Erfolg wird der Brienzer von leichteren und mittelschweren Schwingern angewendet.


Der Kurz Dieser Standschwung wird Neu-Schwingern bereits zu

Beginn beigebracht, ist einer der populärsten Schwünge und wird am häufigsten angewendet. Abhängig von den körperlichen Voraus­ setzungen und Veranlagungen sind zwei Grundausführungen möglich:

Variante 1: Der schwungausführende Schwinger reisst den Gegner mit geschlossenem, leicht nach rechts gedrehtem Körper auf die Knie und schüttelt ihn von dort ab. Verteidigt sich der Kontrahent mit einer Knieparade, wird dieser mit einer Finte auf das rechte Knie verlagert und mit einer kurzen, ruckartigen Bewegung nach links geworfen. Variante 2: Der schwungausführende Schwinger macht eine geschickte Viertelrechtsdrehung und gelangt dadurch nahe an die Brust des Gegners. Das linke Bein bringt er in die Beinspreize des gegnerischen Schwingers, setzt zugleich seine linke Hüfte so tief als möglich ein, zieht seinen Rivalen mit aller Kraft an sich und wirft ihn mit Unterstützung der linken Hüfte sowie kräftigem Heben des linken Beines hoch. Eine letzte Rechtsdrehung bringt den Gegner zu Fall.

11


12

Der Wyberhaken窶ィei diesem Standschwung versucht der An-

greifer das rechte Bein seines Gegners nach vorne zu bringen. Es folgt das Einhaken テシbers Kreuz mit dem rechten Fuss am rechten Fuss seines Kontrahenten. Eine abschliessende Linksdrehung bringt den Kontrahenten zu Boden. Die Besonderheit dieses Schwunges liegt beim Einhaken: Hat der angreifende Schwinger einmal eingehテ、ngt, kann er mit diesem Schwung praktisch nur gewinnen. Ein weiterer Vorteil dieses Schwunges ist der geringe Kraftaufwand.


13

Der Hüfter Dieser Hüftschwung hat viel Ähnlichkeit mit dem

Hüftkurz. Während beim Kurz die Kraftanstrengungen in den Armen liegen, wird beim Hüfter der entscheidende Wurf vorwiegend durch die Hebelwirkung des Körpers ausgelöst. Der schwungausführende Schwinger wechselt aus der Angriffs­ stellung seinen linken Griff und greift von oben an Gurt oder Gestöss des Kontrahenten. Der Angreifer fasst dann mit der rechten Hand den linken Oberarm des Gegenübers, springt mit der linken Hüfte so tief als möglich unter den Rivalen und hebt diesen durch Strecken der Beine vom Boden. Gleichzeitig beugt sich der schwung­ ausführende Schwinger kopfvoran tief nach vorne und wirft den Gegner mit einem heftigen Ruck kopfüber auf dessen Rücken.


14

Der Bur Hat der Angreifer seinen Gegner zu Fall gebracht, soll ihm keine Möglichkeit mehr geboten werden, sich erneut aufzurichten und wieder in Stellung zu gehen. Hier kommt der Bodenschwung Bur zum Einsatz: Hat der Schwinger sein Gegenüber zu Boden gebracht, blockiert er diesen mit einem Gurtgriff sowie mit seinem Oberkörper, umfasst mit der linken Hand das gegnerische rechte Knie und reisst kurz auf. Danach arbeitet sich der Angreifer vorn in den Spalt, fasst dem Kontrahenten hinten an den Gurt, hebt dessen Unterkörper leicht hoch und dreht ihn unter stetigem Druckaufbau nach vorne auf die Schultern. Als Basis für die Beschreibung der Hauptschwünge diente die Webseite des Eidgenössischen Schwingerverbandes sowie folgende Internetseite: www.20min.ch/interaktiv2010/Infografiken/Schwingen/index.html


Foto: Daniel Vaia

Nรถldi Forrer


16

1

1 Nöldi Forrer in seiner Heimat Toggenburg 2 In einer Pause beobachtet Nöldi Forrer das Geschehen 3 Nöldi Forrer wischt dem Verlierer das Sägemehl vom Rücken

3

2


17

4

4 Die Arena am Schwägalp-Schwinget 5 Nöldi Forrer vor dem Duell am Holzbrunnen 6 Nöldi Forrer im Sägemehl

6

Fotos: Sebastian Utz

5


Foto: Daniel Vaia


19 Arnold «Nöldi» Forrer kam am 7. Oktober 1978 in Stein SG zur Welt und lebt heute zusammen mit seiner Frau Rosi und der gemeinsamen Tochter in seinem Geburtsort mit Blick über das Toggenburg und auf die Churfirsten. Aufgewachsen ist der Schwingerkönig auf dem elterlichen Betrieb mit seiner Schwester sowie seinen zwei Brüdern. Seit Anfang Jahr ist Nöldi Forrer wieder mit Begeisterung als Käsermeister tätig. Zusammen mit Franz Rüdisüli von der Käserei Rüttiberg in Schänis hat er seinen Königs-Chäs entwickelt – einen feinen, milden Halbhartkäse, wie er auch bei Königs auf den Tisch kommt.

Bereits mit neun Jahren kam Nöldi Forrer das erste Mal mit dem Sägemehl in Kontakt, als bei ihm in der Nähe ein neuer Schwingkeller eröffnet wurde. Dies veranlasste ihn, mit dem Schwingen anzufangen, und legte damit den Grundstein zu seiner Karriere. Sein bisher grösster Erfolg: Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2001 in Nyon wurde Nöldi Forrer Schwingerkönig. An der Schwägalp-Schwinget 2012 gewann Nöldi Forrer seinen 110. Kranz an einem Schwingfest – bis heute sind es sogar 115 gewonnene Kränze. In diesem Jahr hat Nöldi Forrer das Thurgauer, das Nordostschweizerische und das Appenzeller Kantonale Schwingfest für sich entscheiden können und ist somit einer der derzeit erfolgreichsten aktiven Schwinger. Sein sportliches Ziel dieser Saison ist daher klar: Er will 2013 am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Burgdorf den Schlussgang gewinnen. In seiner Freizeit, abseits des Sägemehls, geniesst er seine Heimat, das Toggenburg, und die eindrucksvolle Bergkulisse mit Wandern, Biken oder Skifahren. Kulinarisch begeistert ihn seine Heimat mit der Spezialität Nidelzune mit Bloderchäs. Eine weitere Leidenschaft des Ostschweizers ist das Töfffahren: Mit seiner Maschine erkundet er die ganze Schweiz. Zudem liebt er es, mit Freunden zu jassen, und geht regelmässig auf den Schiessplatz. » www.noeldiforrer.ch, www.facebook.com/NoeldiForrer


20 Nöldis grösste Gegner Stucki Christian (*1985)

feierte seinen ersten grossen Sieg am Kilchberg-Schwinget 2008. Seit diesem Erfolg schöpft der Berner sein sportliches Potential aus: 2009 blieb er ungeschlagen und war der erfolgreichste Schwinger in diesem Jahr. Ebenfalls 2009 konnte er den Brünig-Schwinget für sich entscheiden. Weitere zahlreiche Siege und Kränze wie beispielsweise am Schwing- und Älplerfest Schwarzsee, am Seeländischen Schwingfest und der diesjährige Brünigsieg runden seine erfolgreiche Karriere ab. Bis heute hat Christian Stucki 83 Kränze erschwungen. www.christianstucki.ch

Foto: Häsler Foto Video

Wenger Kilian (*1990)

wurde 2010 am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Frauenfeld Schwingerkönig und gewann dort alle 8 Gänge, was zuletzt Ernst Schläpfer 1980 gelungen war. In seiner bisherigen Karriere hat der Berner bereits 38 Kränze erschwungen und siegte an zahlreichen namhaften Schwingeten wie beispielsweise an der Fête Cantonale Valaisanne, am Mittelländischen Schwingfest in Kirchdorf und dieses Jahr am Schwarzsee Schwinget sowie am Oberländischen Schwingfest. www.kilianwenger.ch


21

gehört mit 76 Kränzen und diversen Kranzfest-Siegen zu den momentan erfolgreichsten Schwingern. Den grössten Erfolg seiner bisherigen Karriere konnte er 2011 am prestigeträchtigen Bergschwingfest auf dem Brünig feiern, als er dieses gewann. In diesem Jahr hat Matthias Sempach bereits das Seeländische Schwingfest, das Oberaargauische Schwingfest und das Mittelländische Schwingfest gewonnen. www.sempachsempach.ch

Foto: Silvan Bucher

die Laimbachers

Foto: gmcastelberg.ch

Sempach Matthias (*1986)

sind die Brüder Adi (*1980), Philipp (*1982) und Ivo (*1984). Adi konnte bisher viermal den Stoos-Schwinget sowie dreimal das Schwingfest auf der Rigi gewinnen. Ebenfalls als Erster aus dem Sägemehl stieg er unter anderem am Schwägalp und Brünig-Schwinget. Insgesamt verbucht er bis heute 88 Kränze auf seinem Konto. Philipp wurde am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2004 in Luzern Zweiter, dazu kommen unter anderem Siege am Innerschweizerischen Schwingfest oder auf dem Stoos. Er ist momentan im Besitz von 69 Kränzen. Ivos grösster Erfolg ist sein Kranzgewinn am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2010 in Frauenfeld. Er konnte bis heute 24 Kränze erschwingen. www.laimbachers.ch


22 Die grössten Schwinger aller Zeiten Hunsperger Rudolf «Rüedu» (*1946) gelang der Durchbruch

Meli Karl (*1938, † 2012)

gehörte zu den Schwingern, welche am längsten erfolgreich im Sägemehl aktiv waren, ins­ gesamt schwang er 21 Jahre obenauf. Er wurde zweimal Schwingerkönig – 1961 am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest Zug sowie 1964 in Aarau. Zudem nahm er fünfmal am Kilchberger Schwinget teil, von welchen er zwei gewann (1967, 1973). Hinzu kommen zahlreiche weitere Siege wie beispielsweise 61 Kranzfestsiege, neun eidgenössische Kränze, Siege am Jubiläumsschwinget in Baden (1970) sowie 1976 am Gedenkschwinget «500 Jahre Schlacht bei Murten». www.schwingermuseum.ch www.karlmeli.ch Foto: Schwingermuseum

1966 am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Frauen­feld, als er im Schlussgang gegen Karl Meli gewann und Schwingerkönig wurde. Drei Jahre später, 1969, ver­teidigte er in Biel seinen Titel und mit seinem Sieg 1974 in Schwyz wurde er als erster Schwinger dreimal Schwingerkönig. Huns­ perger ging endgültig in die Geschichte des Schwingsports ein, als er 1974 das Bergschwingfest Brünig mit der Maximal­punktzahl von 60 Punkten gewann, was bis heute keinem anderen Schwinger gelungen ist. Bereits mit 28 Jahren trat er zurück. Foto: www.sportalbum.ch


23

Schläpfer Ernst (*1955) war der erfolgreichste Schwinger der 80er Jahre. Zweimal wurde er am Eidgenössischen Schwingund Älplerfest Schwingerkönig (1980 in St. Gallen, 1983 in Langenthal). Ein dritter Titel blieb ihm 1986 in Sion verwehrt, er verlor den entscheidenden Schlussgang. Jedoch gewann Schläpfer als einziger amtierender Schwingerkönig das Kilchberger Schwinget. Zudem siegte er während seiner Karriere an den Bergfesten Brünig, Schwarzsee, Stoos und Rigi und ist der einzige Schwinger, der bei allen Teilverbandsfesten mindestens einmal als Erster aus dem Sägemehl stieg.

Abderhalden Jörg (*1979)

hat als einziger Schwingerkönig auch den Unspunnen- (1999) sowie das Kilchberger Schwinget (2002) gewonnen. Seine drei Schwingerkönig-Titel holte er sich 1998 am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Bern, 2004 in Luzern und verteidigte diesen 2007 in Aarau. www.jabderhalden.ch Foto: Benjamin Soland

Foto: www.sportalbum.ch

Forrer Arnold «Nöldi» (*1978) Das ausführliche

Porträt des Schwingers finden Sie auf Seite 19.

Foto: Sebastian Utz


24

Schweizer Landes­­hymne

«Trittst im Morgenrot daher» (Schweizer­psalm) Trittst im Morgenrot daher, Seh' ich dich im Strahlenmeer, Dich, du Hocherhabener, Herrlicher! Wenn der Alpenfirn sich rötet, Betet, freie Schweizer, betet! Eure fromme Seele ahnt Gott im hehren Vaterland, Gott, den Herrn, im hehren Vaterland. Kommst im Abendglühn daher, Find' ich dich im Sternenheer, Dich, du Menschenfreundlicher, Liebender! In des Himmels lichten Räumen Kann ich froh und selig träumen! Denn die fromme Seele ahnt Gott im hehren Vaterland, Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Ziehst im Nebelflor daher, Such' ich dich im Wolkenmeer, Dich, du Unergründlicher, Ewiger! Aus dem grauen Luftgebilde Tritt die Sonne klar und milde, Und die fromme Seele ahnt Gott im hehren Vaterland, Gott, den Herrn, im hehren Vaterland. Fährst im wilden Sturm daher, Bist du selbst uns Hort und Wehr, Du, allmächtig Waltender, Rettender! In Gewitternacht und Grauen Lasst uns kindlich ihm vertrauen! Ja, die fromme Seele ahnt, Gott im hehren Vaterland, Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Quelle: Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft (» www.admin.ch/org/polit/00055/index.html?lang=de)


Foto: Sebastian Utz


26

Schnupf­sprüche Rezept

Jetz lueg emal das Truckli aa! Das Truckli hed än Teckel draa. Jetzt nimmsch de Teckel und denn füllsch, im Gägäsatz zu deet wo't trüllsch, en Schoche Schnupftabak det druuf und biigsch das alls uf d'Härzhand uuf, teilsch's dur zwöi und denn hesch doch en Bärg für jedes Nasäloch. Jetzt hebsch's i d'Metti, seisch en Schpruch, hebsch's a d'Nasä, schmöcksch dä Gruch, ziilsch chlii guet und ziesch denn dra, denn sött's dr wider besser gaa.

Dä Tag

Egal ob Sunnä oder Rägä mit Schnupftabak wird dä Tag zum Sägä. Priis

Kreis

Mer möche en Kreis ond schnopfe eis. Priis

Priis

Quelle: www.schnupfspruch.ch/index2.html


Foto: Sebastian Utz


28 SchwingetKnigge

Biertrinken gehört zu jedem Schwingfest, auch erlaubt sind Wein und Schwinger-Kafi. Den Znüni selber mitbringen. Ein Besuch in der Festwirtschaft oder beim Schwingerzmorgen. Käseschnitte probieren. Lockere Freizeitkleidung, gerne auch im Schwingerhemd sowie festes, flaches Schuhwerk. Pünktlich zum Antreten der Schwinger auf dem Festplatz sein. Sportliches, faires und respektvolles Verhalten allen Fest­ besuchern gegenüber, auch abseits des Sägemehls. Sonnenschutz und -hut benützen (Schattenplätze sind Mangelware). Man spricht sich zuerst mit Nach-, dann mit Vornamen an: Forrer Nöldi. Es ist Ehrensache, dass man bis nach Ende des Schlussganges bleibt.

Champagnertrinken und Kaviar essen. Im Anzug oder eleganter Kleidung ein Schwingfest besuchen, Damen sollten zudem auf hohe Schuhe verzichten. Englische Ausdrücke verwenden: Der Schlussgang heisst Schlussgang, nicht Tie-Break. Flaschen oder andere Gegenstände in die Arena werfen. Zu lautes Reklamieren bei Fehlentscheiden: Ein Raunen im Publikum ist die grösste Unmutsbekundung. Regen- und Sonnenschirme sind auf dem Festgelände unerwünscht. Sich bereits vor dem Schlussgang auf den Heimweg machen.


Foto: Sebastian Utz


Foto: Sebastian Utz


31 Wussten Sie, dass …? … Nöldi Forrer 1,94 Meter gross … die Beinabschlüsse der Schwinund 120 Kilogramm schwer gerhosen «Gestösse» heissen? ist sowie Schuhgrösse 52 trägt? … es auf der ganzen Welt Formen … es beim Schwingen keine des Gürtel- und Kleiderringens gibt, welche grosse Ähnlichkeiten Gewichtsklassen gibt? mit dem Schwingen aufweisen? … es den Ausdruck «ehemaliger Schwingerkönig» nicht gibt? Wer Einige Beispiele: In Guineaeinmal Schwingerkönig wurde, Bissau (Afrika), aber auch in behält diesen Titel auf Lebzeit. Sambia (Afrika) gelten Schwing… Schwinger, welche eine weisse, formen als Nationalsport. In lange Hose und ein weisses Island nennt sich die Schwing­ Leibchen tragen, Turner­ variante Glima. schwinger sind und einem … jede Schwingerhose von Hand Turnverein angehören? aus Zwilchstoff gefertigt wird … der Sieger dem Verlierer das und ein Unikat ist? Sägemehl vom Rücken putzt? … im Sägemehl jeweils ein Schwin… die Gesamtbesucherzahl am ger eine helle Schwingerhose, Eidgenössischen Schwing- und der andere eine dunkle hat? Der Älplerfest 2010 in Frauenfeld Schwinger, dessen Nachname 250 000 betrug? zuerst im Alphabet erscheint, … dass das Kilchberg-Schwinget trägt das helle Exemplar. So sich von anderen Schwingfesten können Zuschauer, egal ob live unterscheidet? Es sind nur oder vor dem Fernseher, die Schwinger besser unterscheiden. die 60 bösesten Schwinger zugelassen und es werden keine Eintrittskarten verkauft – man benötigt eine persönliche Einladung.


32

Der Eidgenössische Schwin­ gerverband wurde 1895 gegründet, umfasst fünf

Schwingorgane

Teilverbände und zählt heute über 50 000 Mitglieder.

Eidgenössischer Schwingerverband

Bernisch- NordostInnerNordwest- SüdwestEhren­ Eidgenöskantonaler schweize- schweize- schweize- schweize- mitglieder sischer Schwinrischer rischer rischer rischer ESV Jodler­ gerverSchwinSchwinSchwinSchwinverband band gervergervergervergerverband band band band Kantonal- und Gauverbände Ob-/ Solothurn Neuchâtel Nidwalden

Mittelland

Glarus

Oberland

Thurgau

Uri

Aargau

Fribourg

Emmental

St. Gallen

Zug

BaselStadt

Genf

Ober­ aargau

Appenzell

Luzern

Baselland

Waadt

Seeland

Schaff­ hausen

Schwyz

Wallis

Berner Jura

Zürich

Tessin

Jura

Grau­ bünden Quelle: Eidgenössischer Schwingerverband (» www.esv.ch//verband.php)


33

Glossar Die Bösen Die besten Schwinger. Eidgenossen Eidgenosse darf

sich jeder Schwinger nennen, der bei einem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest einen Kranz gewonnen hat. Gabentempel Anstelle von Preis­ geld können sich die Schwinger am Gabentisch bedienen. Zur Auswahl stehen Gegenstände wie Rasenmäher oder Bauernmöbel. Die besten drei Schwinger erhalten Lebendpreise wie Munis oder Fohlen. Gestellter Unentschiedener Kampf, der mit 8,50 bis 9,0 Punkten bewertet wird. Kranzer Schwinger, welche an einem kantonalen Schwingfest oder einem Schwinget der Teilver­ bände einen Kranz gewinnen, dürfen sich Kranzer von kantonalen Schwingfesten oder von Teilverbänden nennen. Wer bei Bergschwingfesten (Schwäg­alp, Rigi) die Kranz­ränge erreicht, ist Bergkranzer.

Nachdrücken Ein Schwinger

bringt seinen Gegner mit einem Wurf zu Boden, jedoch nicht direkt mit dem Rücken ins Sägemehl. Um das Duell zu gewinnen, muss er Druck auf die gegnerische Schulter ausüben und so den Konkurrenten mit dem Rücken ins Sägemehl drücken. Plattwurf Ein Schwinger wirft den Gegner auf den Rücken und seine beiden Schultern berühren gleichzeitig das Sägemehl. Dieser Wurf wird mit der Maximal­note 10,0 bewertet. Schwingkeller Schwinger trainieren in Schwingkellern, diese befinden sich oft im Unter­ geschoss von Turn- oder Mehrzweckhallen. Die eckige Schwing­grube ist gefüllt mit Sägemehl und bietet genügend Platz, damit mehrere Schwinger an ihrer Technik feilen können.


Impressum / Fotocredits Titelbild: Schwingerkönig Nöldi Forrer, Foto: Daniel Vaia Fotos: Sebastian Utz, SU Productions GmbH Herausgeber: SAP (Schweiz) AG Redaktion: Compresso AG, Zürich Gestaltung: Frau Schmid, Zürich © 2013, SAP (Schweiz) AG Leugenestrasse 6, Postfach 6130, CH-2500 Biel 6 Tel. 058 871 61 11,Fax 058 871 71 12 www.sap.ch, info.switzerland@sap.com


SAP bringt als offizieller Partner das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2013 in die Gänge.

-APP SCHWINGFEST GBAR. Ü RF VE AB JULI

.CH/ESAF-APP

WWW.SAPKMU


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.