Psychologie Heute (Oktober 2015)

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Die Schatten der Vergangenheit

Warum die Iftiegskinder so geworden sind, w.ie sie heute sind. Bode

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SPUREN SUCHE EINES

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Gefreration ihr Die Kriegskinder brechen

KRIEGSKINDES

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Hartmut Radebold hat als Junge den zweiten weltkrieg erlebt und begibt

wie den heute 60- bis 7siährigen.Doch manweiß wenig über sie,man redet nicht über sie - eine unauffdllige Generation.Jetzt beginnen sie zu reden,

sich auf eine Spurensuche nach dem, was ihn geprägt hat: sein Fühlen, sein Denken, aber auch sein verhalten.

nach langen Jahren des Schweigens.

Ausgebombt, auf der Flucht, vaterlos so erlebt der junge Hartmut Radebold seine ersten Lebensjahre. Getrauert wird nicht, erst recht nicht geweint, sondern geschwiegen. Erst im Alter wird er fähig, sich zu versöhnen und Freundschaften mit anderen Männern zu schließen.Was hat diesen Prozess ermöglicht? und was hat ihm die Kraft zum Leben gegeben?

das über ein halbes

Jahrhundert auf

seine Aufarbeitung wartete.

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Welt am Sonntag

Weitere Büchervon Sabine Bode

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Noch nie hat es in Deutschland eine Generation gegeben, der es so gut ging

»Ein fundiertes Buch über einTabu,

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Luise Reddemann zeigt, wie Kriegskinder und -enkel in der Psychotherapie Zugang zu den unbewusstenAspekten ihrer

Familiengeschichte finden und in der Auseinandersetzung damit psychisch

wachsenkönnen. »«rieg hört nicht auf,wenn die Waffen schweigen. Krieg beschädigt nachhaltig die Beziehungsfähigkeit und damit auch die Beziehungen in Familien. Wer als Therapeut über Ns-zeit, Krieg, Vertreibung als Themen der eigenen Familienvergangenheit rescheid weiß,kann seinen Patienten besser helfen. Luise Reddemanns fundiertes Buch macht

Mut,diesen Weg zu gehen.«

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Sabine Boile

Kriegsen

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Sab ne Bode

Sabine Bode

Nachkriegskinder

Kriegsenkel

Die r g5oer.Jahrgänge und ihre Soldatenväter 3o2 5e1ten, broschiert.

Die Erben dervergessenen Ceneration 3o4 Seiten, broschiert. c s,ss (D).

€ 9,9s (D).

Hartmut Radebold,

Luise Reddemann

geboren r935, ist Psychiater und Psychoanalytiker Er gilt als Begründer und »Nestor der deutschsprachigen

ist die bel<annteste Trauma-

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behandlungsverfahren

Psychotherapie Alterenr

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»PITT«

therapeutin Deutschlands. Sie entwickelte das TTau ma-

(PSYCH E),

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Liebe Leserin, lieber Leser nicht zu glauben, wie schlau und erfinderisch die Menschen sind, um Entscheidungen aus dem Wegzu gehen." Schon zu Zeiten des Philosophen Soren Kierkegaard litten die Menschen offensichtlich unter Entschlusslosigkeit. Heute sind Entscheidungen ganz sicher noch schwerer zutreffenals damals. Die Optionen sind zahlreich, oft unüberschaubar - und vor allem lassen sie sich nur selten nach dem Muster,ja oder nein?", ,,gutoderböse? ", ,,Was spricht dafüt was dagegen? " beurteilen. Man kann noch so viele Pro-und-Contra-Überlegungen anstellen und die verschiedenen Alternativen abwägen, die Entscheidungsblockade löst sich nicht auf. Mal sagt der Bauch,,ja", und der Verstand hat Einwände, mal ist es genau umgekehrt. Man dreht sich im Kreis. Wer in einer solchen Falle steckt, mache einen grundlegenden Fehler, erklart die Philosophin Ruth ChanginunsererTitelgeschichteauf Seite 18. Er glaube, dass eine der Alternativen aufjeden Fall besser sei als die andere und er nur herausfinden müsse, um welche es sich handelt. Das aber, so Chang, sei ,,Es ist

ein Irrtum. Gerade bei schwierigen Entscheidungen

wir weiter nach dem Optimalen streben. Denn wenn wir uns festlegen, machen wir ser dran, als wenn

,,klar Schiff" und können unsere Aufmerksamkeit ganz dem Projekt, für das wir uns entschieden haben, aber auch anderen Dingenwidmen. Doch nach welchem Kriterium legt man sich fest? Die Passung muss stimmen, sagt Chang. Man

sollte sich für die Alternative entscheiden, die am besten mit der eigenen Persönlichkeit, den eigenen Werten und Zielen übereinstimmt. Und zu der man auch dann noch voll und ganz stehen kann, wenn sie sich als schwierig herausstellt. Oder gar irgendwann als falsch. Denn die meisten Menschen söhnen sich mit einer falschen Entscheidung eher aus, wenn sie etwas gewagt haben und ihren Geftihlen gefolgt

sind. Falsche Entscheidungen belasten mehr, wenn man gegen die innere Stimme gehandelt und etwas aus Vorsicht oder Rücksicht nicht getan hat. So gesehen kann eine Entscheidung, die man in Übereinstimmung mit seinen Werten, Träumen und Zielen getroffen hat, eigentlich niemals eine falsche Entscheidung sein.

ist oft keine Option der anderen überlegen; jede hat Vorteile, jede hat Nachteile. In solchen Situationen

bringt einen die Frage ,,Was ist besser? " nicht weiter. Was aber dann? Das englische Verb ,o decidekommt vom lateinischen decidere. Das heißt

unter anderem ,,abschnei-

den", nämlich die Diskussion oder die Überlegungen.

Und der Duden definiert ,,entscheiden" so: ,,Nach Prüfen, Vergleichen oderkurzem Besinnen in einem Entschluss seine Wahl auf jemanden, etwas festlegen." Nicht mehr weiterdenken, sich auf eine Alter-

native festlegen

-

das ist die große Kunst der Ent-

scheidung. Wer sie beherrscht, besitzt eine wichtige Kompetenz, die geradeinderheutigenZeitderSelbst-

optimierung eine enorme Entlastung bietet. ,,Sich festlegen ist der Gegenpol zum Streben nach immer mehr", sagt der Philosoph Robert E. Goodin. ,,Wir Iegen uns fest in der Überzeugung, dass das getroffeneArrangement nicht schlechter ist als ein anderes,

aufdas wir uns auch hätten festlegen können", erklärt Goodin, der an der University of Essexlehrt.Er ist überzeugt: Wenn wir uns in dem Bewusstsein,

nicht die allerbeste Entscheidung zu treffen, auf eine Alternative einlassen, sind wir aufjeden Fall besPSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2OI5

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nuber@beltz.de

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IN DIESEM HEFT

TITEL 18

Ich steh dazu! Die Philosophin und Werteforscherin Ruth Chang erklärt, wie wir leichten Herzens schwierige Entscheidungen treffen, indem wir uns mit ihnen identifizieren

&-

24 Commitment Wie wir uns abgewöhnen, verpassten Chancen nachzutrauern Von

AxelWolf

Z6 Soll ich, soll ich nicht? Zweifel können gute Berater sein, wenn man vor einer wichtigen Entscheidung steht Von Sibylle Tobler

12 lmFokus: ,,Wirbrauchen eine neue kulinarische Intelligenl' Der Philosoph Harald Lemke plädiert für eine,,gastrosophische Ernährungswende"

32 Schlafen

Sie gut!

Von,,Superschläfern" - und wie sie uns lehren, zur Ruhe zu kommen Von Richard Wiseman

38 Freiwillige Selbstausbeutung Der Psychologe Andreas Krause beleuchtet im lnterview die gesundheitsgefährdende Kehrseite von Eigenverantwortung am

Arbeitsplatz

46 Bist du Freund oderbist du Feind? Über den ersten Eindruck und warum er nicht immer zutrifft Von Yvonne Vdvra

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O Der 24,-StundenrTherapeut Tausende von Apps versprechen uns Hilfe bei psychischen Problemen. Wie verlässlich sind sie? Von Frank Luerweg

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TITELTHEMA

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- aber soll ich Menschen lch finde diesen wirrlich wechseln? sympathisch - aber will ich eine Beziehung mit ihm? Manche Entscheidungen fallen uns unendlich schwer. Abwägen hilft da oft nicht weiter. Erst wenn wir ein Commitmenf eingehen, wenn wir uns mit unserer ganzen Person zu einer Entscheidung bekennen, schwindet die Glual der Wahl. Dieser Job würde mich reizen

PSYCHOLOGIE HEUTE IOI2O15


65 ,,Die Beurteilung ist wahnsinnig schwer" Der Arzt Urs-Vito Albrecht über die Vertrauenswürdigkeit von ' Gesundheits-Apps

66 Wenn Frauen zuschlagen Frauen werden häufiger gewalttätig, als viele wahrhaben wollen Von Christine Amrhein

72 Das Ganze ist mehr

2 a J Z

als die Summe seiner Teile

Erschreckenci viele von uns

finden in der Nacht keine Ruhe. Das Einschlafen fällt schwer, oder man wacht nach wenigen Stunden hellwach auf. Statt den üblichen Tipps zu vertrauen, lohnt es sich, den ,,Superschläfern" aufs Kissen zu schauen: Was können wir von Menschen lernen, die gut schlafen?

Über den großen Sozialpsychologen Kurt Lewin, der zwischenmenschliche Situationen anhand von,, Feldkräften" beschrieb Von Brigitte Kohn

RU BRI KEN 16 Therapiestunde Trennung Vo n

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und jetzt wie weiter?

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30 Psycholo gie n ach Zahlen 7 Mythen über das Meditieren Von Anke Nolte

44 Studien-Platz So rot wie eine reife Frucht Von Angelika Friedl

78 Pehnts Alltag So viele Heimaten Von Annette Pehnt

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sie einander und bilden sich ein Urteil. Woran orientieren wir uns bei diesem ersten Eindruck? Und warum tun wir gut daran, ihn zu überprüfen? PSYCHOLOGIE HEUTE ]O/2O15

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Editorial Themen & Trends

Körper&Seele Buch & Kritik Medien Leserbriefe lmpressum

lm nächsten Heft Markt


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Gute NotenfürsWetter 88 Prozent der primären

für viele Menschen ein wichtiges Thema. Warum nicht mal darüber singen, statt nur sprechen? Zum Beispiel Hof ln the City trällerry Ain't No Sunshine oder Riders on the Storm? Breit genug wäre das Repertoire an Songs jedenfalls, wie jetzt eine Stu-

in der Studie traf das auf

die von Wissenschaftlern um Sally Brown von der britischen Univ er sity of S o uth amp t o n zeigt - m it mitunter erstaunlichen Erkenntnissen. Sie untersuchten 419 in einer Karaoke-Datenbank gelistete Lieder, in denen das Wetter primär Thema ist (190 Lieder) oder aber zumindest in einigen ZeiIen erwähnt wird (229 Lieder). Dabei stellten sie un-

und Paul McCartney mit Liedern wie I'll Follow the Sun, Rain oder Good Day Sunshine sowie Bob Dylan. Von den 542 Liedern, die erinsgesamtsangundmaßgeblich verfasste (von denen aber nicht alle in die Analyseeinbezogenwurden), enthaltendemnach 163 Wetterbezüge, darunterB/owin' in theWindund Just Like aWoman. Bei den Beatles sind es 48 von insge-

ter anderem fest, dass Sonnenschein am meisten be-

samt 308. Das liebste Wetterlied der Hauptautorin der Stu-

Das Wetter ist

schwingt: Mit 86 Fundstellen war er am häufigsten vertreten, gefolgt von Regen mit 74 Erwähnungen. Beide stellen zusammen 37 Prozent der Wetterreferenzen in den einbezogenen Studien undwerden auch

am meisten gemeinsam genannt. Bezüglich des Genres scheint die Sonne besonders

häufig in lazzsongs vorzukommen, während beispielsweise ein Regenbogen gerne in Soundtracks erwähnt wird oder in Stücken, die vor 1955 entstan-

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Die Beatles haben neben Bob Dylan besonders viele

Weather Songs zu, die entsprechend häufig Sonnenschein behandelten.

produziert, Hier sind sie 1965 bei Filmäufnahmen

Die Künstler, die sich am meisten vom Wetter inspirieren ließen, sind laut der Analyse John Lennon

zu sehen.

die, Sally Brown, ist aber Seasons in the SunvonTerry Iacks - wegen der darin enthaltenen Mischung an

dort um die Freude, die mit dem Frühling verbunden ist, aber auch um die Trauer darüber, dass jemand im Sterben liegt", erklärt sie. Gefühlen:

,,Es geht

den sind, so die Forscher. Und im Vergleich zu an-

Eindeutig ablesen lässt sich aus ihrer Untersuchung vor allem auch eines: Wir reden nicht nur viel übers Wetter - wir hören anderen offenbar auch gerne zu, wenn sie darüber singen.

deren Liedern sind Wetterlieder im Allgemeinen häufiger in einer heiteren Dur-Tonart geschrieben;

Sally Brown u. a.: ls there a rhythm of the rain? An analysis of weather in popular music. Weather, T O/7, 2015, 198-2O4. DOI: 10.1OO2/wea.2464

6.

Wetterlieder

PSYCHOLOGIE HEUTE'1O/2015


Chefin? OhMann!

Ich sehe was,

Kommen Männer mit weiblichen Vorgesetzten weniger

was du nicht siehst,

gut zurecht? Eine Untersuchungvon Forschern um Eka-

terina Netchaeva von der Bocconi-Universität in Mailand legt dies nahe. Demnach tendieren männliche Mitarbeiter bei einer Chefin zu aggressiverem Verhalten weil sie sich durch sie angegriffen fühlen. Die Wissenschaftler zeigten anhand simulierter Gehaltsverhandlungen, dass die höher gestellten Frauen in den teilnehmenden Männern ein stärkeres Gefühl der Bedrohung auslösten als die männlichen Manager. Sie verlangten zudem einen deutlich höheren Lohn, wenn sie glaubten, mit einer weiblichen Führungskraft zu verhandeln. Sollten die Probanden eine fiktive Bonuszahlung mit einem Kollegen teilen, behielten die männlichen Versuchspersonen mehr für sich, wenn ihr Partner eine über ihnen stehende Frau war. Einem vorgesetzten Mann gestanden sie einen höheren Betrag zu. Gleichgestellten, egalwelchen Geschlechts, billigten sie das Gleiche zu wie sich selbst.

In einem dritten Experiment prüften die

Forscher,

ob das Führungsverhalten einen Einfluss hat. Das Ergebnis: Einer effektivund ergebnisorientiert arbeitenden Managerin teilten die Männer einen ähnlich hohen Bonusanteil zuwie einem solchen Mann. Einer ehrgeizigen

und machtbewussten Führungskraft wollten sie hingegen einen deutlich geringeren Betrag überlassen, wenn essichum eine Frauhandelte. Frauenbehandeltenweibliche und männliche Führungskraft stets gleich.

und das bin ich

-

Fotos, auf denen man sich selbst als gut

getroffen erlebt, sind nicht die, die andere als typisches Abbild von uns erleben. Tatsächlich

wählen Fremde eher Porträts aus, anhand derer

wir zweifelsfrei identifiziert werden können. Ein gutes Passfoto ist also nicht

unbedingt das, was uns selbst am besten gef,ällt. DOI: lO.11lllbjop.l2141

Ekaterina Netchaeva u.a.: A man's (precarious) place: Men's exper enced threat and self-assertive reactions to female superiors. Personality and Social Psychology Bulletin, 2O15, online vor Prlnt. Dol: 10.11770146167215593491

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jährlich ist die Verschreibungsrate von Antidepressiva in Europa in den Jahren 2OOO bis 2OlO durchschnittlich gestiegen - das hat eine aktuelle Analyse des King's College London über 27 EUStaatenergeben. ln Portugal hatten im Jahr 2O1O demnach mit 15,7 Prozent der Bevölkerung am meisten Menschen diese Medikamente innerhalb der vergangenen zwölf Monate eingenommen. ln Deutschland lag der Konsum bei einem Anteil von 3,6 Prozent - nur in Griechenland war er mit 2,7 Ptozent geringer. Männer agieren bei weiblichen Führungskräften aggressiver als bei einem Chef

PSYCHoLoGIE FlEUTE 1ol2015

Dol: lo.ll92,/bip.bp.114.156786


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Grausame Ouälerei: Beim Waterboarding gießen die Folterer Wasser über das mit einem Tuch bedeckte Gesicht f ixierter Gefangener. Diese geraten durch das G€ifühl, fast zu ertrinken, in Todesangst. Dieses Bild zeigt eine Künstleraktion aus dem Jahr 2OO8

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Folter unter Mitwirkungi von US -Psychologen Bei den Folterverhören von Terrorismusr.erdächtigen in geheimen US-Gefängnissen wirkten aucl-r Psvchologen mit. Ln vergangenen )ahr verteidigte einer von ihnen, der frühere Air-Force-Mitarbeiter James N{itchel1, in einem

Die Htruptvorwürfe des Berichts konzer.rtrieren sich auf Er.r.rpt'el-rlur.rgen einer Taskforce der APA aus dem Jahr 2005.

Richtlinien entworfen, die so hochabstr:akt und allgemein waren, dass sie die FlexibiliSie habe ,,beu'usst ethische

Verteidigr.rngsrninisteriums nicht einschränkten".

schockierenden TV-interview, dass er Gefangene ntit simuliertem Ertrinken (Waterboarding) quälte. Prominen-

tait des

te Psychologen und die US-Berufsorga nisation Atlelic..t

APA-Richtlinien verboten Psychologen lediglich, ar.r Befragungen, in denen gefoltert wurde, mit-

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Psychological Association (APA) hatten engen Kontarkt zu der-r Rricken frei.

Mitchell und hielten ihm und anderen Das belegt ein

kürzlich veröffentlichter 542-Seiten-Bericht,

Dieses setzte rvie die CIA grausame Verhörmethoden ein. D ie da r.r.rals neuer-r

zurr-irken. Dabei wussten die APA-Verantwortlichen genau, dirss die Regierur-rg Bush der-r Begriff Folter so eng defi-

den die APA unter massivem öffentlichem Druck zutor selbst bei einer Anwaltskanzlei in Auftrag gegeben l-ratte. Mitchell stützte seir-re Verhörmethoden auf die Tl-reor ie der ,,gelernten Hilflosigkeit". Diese rvurde vor ttinf Jahr zehnten von Martin Seiigman mit folterähnlichen Esperirnenten an Hunderr entwickelt. Die Tiere u,urden elektrischen Schocks ausgesetzt, denen sie sicl.r zunächst r-richt entziehen konnten. Die Erfahrung des Kontrollr,erLrsts 1ieß sie aber auch später, als eine Flucht möglich lr,ar, keine Anstrengungen mehr unternehmen zu entkommen. Seligrnan wurde später APA-Präsident und ist ein bekannter Vertreter der positiven Psychologie. Wie der Report enthüllt, diskutierte er in seinem Haus mit Mitchell und CIA-Psychologen über seine Theorie. Nach eigenern Bekunden dachte Seligrnan, seine Gäste wollten iediglich

nierte, drrss viele unmenschliche Behandlungsmethoden nicht dazr.r gezählt wurden. Die APA, so das Fazit der Gutachter, t'ollte sich beim US -Verteidigungsministerium beliebt r.r-rachen. Das Ministerium ist einer der größten Arbeitgeber ftir Psychologen und lässt diesen viele Forschr-rngsgelder zukommen. Die Yereinigung reagierte auf den Bericht, indem sie ihr tiefes Bedauern ausdrückte und sich von einigen Verantivortlicl-ren trennte - jedoch nicht ohne manchen noch fiir il'rle ,,herausragende Amtszeit" oder ihre ,,Integrität" zu danken. Auf ihrer Iahreskonferenz votierten die Delegierten zudem für das Verbot einer Beteiligung von Psychologen an Verhören von militärischen Instanzen oder Geheimdiensten zur nationalen Sicherheit. Die Zusammenarbeit mit innerstaatlichen Institutionen bleibt davon

herausfinden, wie gefangene US-Soldaten in Verhören rvi-

unberül-rrt.

derstehen könnten. Die Autorer-r des Reports finden diese Aussage wenig glaubhaft. Der prom i ner-rte Intelliger.rzforscher und frühere APA-Präsident Robert Sternbergbestr itt, je einen Vortrag bei der CIA gehalten zu haben - die APA

jedoch hat seinen Vortrag stolz gemeldet ur-rd die Präsentation im lnternet veröffentlicht. 8

JOCHEN PAULUS

David Hoffman u.a.: lnclependent review relating to APA ethlcs guidelines, national secur ty interrogat ons. and torture. 2Ol 5. http://www.apa.org/independent-review/

ndex.aspx V deo von dem TV-lnterv ew m watc h?v=VTzwa9S.14 4c

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James M tche l: httpsr,/www.youtube.com/

PSYCHOLOGIE HEUTE IOl2O15


Anderen zu helfen kann laut einer [Jntersuchung aus Kanada sozial Angstlichen helfen, offener für Kontakt e zlr werden.

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Die Teilnehmer nahmen Menschen aus ihrem Umfeld über

einen Zeitralmvon vier Wochen mehrmals die Woche Aktivitäten wie Rasenmähen oder Geschirrspülen ab. Anschließend zeigten sie sich weniger ängstlich und mieden soziale Situationen nicht so stark wie weniger freundliche Vergleichsgruppen. DO I : 1O.1OO7,/sll O3l'

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Mehr als nurAussehen Schönheit ist relativ - vor allem wenn man sich 1änger kennt. Stehen in der ersten Phase einer Bekanntschaft haufig außerliche Merkmale im Vordergrund, werden diese mit zunehmender Vertrautheit unwichtiger. Wie anziehend jemand wirkt, bestimmt dann |ängst nicht mehr nur sein Aussehen. Auch Menschen, die sich

auf den ersten Blick stark in ihrer physischen Anziehungskraft unterscheiden, finden dann zueinander - ein Phänomen, mit dem sich jtingst ein Forscherteam um Lucy Hunt von der University of Texas at Atrstin beschäftigt hat. Die Wissenschaftler befragten 167 Paare unter anderem dazu, i'r'ie lange die Partner sich vor der Verbindung gekannt hatten und u,elcher Art ihr Verhältnis damals gewesen war. Das Ergebnis: le länger der Zeitpunkt des Kennenlernens zurücklag, desto wahrscheinlicher differierte das Attraktivitätsniveau. Wer einen Monat nach der ersten Begegnung zusammengekommen war, ähnelte sich noch stark in der Bewertung seines Aussehens, wer erst nach neun Monaten zueinanderfand, dagegen kaum. Partner, die vorher befreundet gewesen waren, unterschieden sich hinsichtlich ihrer physischen Anziehungskraft ebenfalls stärker. Auf die Zufriedenheit mit der Beziehung hat beides keinen Einfluss. Lucy L. Hunt u.a.: Levellng the playing fieldr Longer acquaintance predicts reduced assortat ve mating on attrac tiveness. Psychological Science, Online vor Print, 2A15. DOI1a.1177/0956797615579273

PSYCHOLOGTE

HEUTE

]O/2O15

Berühmtes Beispiel Mr. Darcy (Colin Firth) verliebt sich am Ende doch in Elizabeth Bennet (Jennifer Ehle), die er anfangs nicht so anziehend fand - Szene aus der BBc-Verfilmung von Jane Austens ,,Stolz und Vorurteil" (1995)


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Kleidung, die 46 Probandinnen an verschiedenen Tagen des Monats trugen, mit dem Hormonspiegel aus den zugehörigen Speichelproben verglichen. Demnach dominierte Rot an fruchtbaren Tagen zu17 Prozent das Outfit, während es sonst nur acht Prozent waren. DOI : 10.117 7 / Og 567

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Mit Freude gegen das was habe ich zu meinem Erfolg konkret beigetragen? So zu denken kann Menschen mit geringem selbstwertgefühl beflü9eln

Sprungbrett für mehr Selbstwert Es ist ein gravierendes Problem: Leute mit schwachem Selbstwertgefühl erfahren durch ein Erfolgserlebnis oftmals keine Steigerung ihres Selbstbewusstseins. Trotz der positiven Rückmeldung halten sie an der negativen Meinung über sich selbst fest. US-Wissenschaftler um den Psychologen Peter Zunick von der Ohio State University haben jetzt eine Methode getestet, die das Dilemma überbordender Selbstkritik beseitigen soll. Sie nennt sich directed abstraction. Wörtlich übersetzt: zielgerichtete Abs-

traktion. Das Prinzip: nicht daran denken, wie etwa ein Spitzenergebnis zu einem besseren allgemeinen Selbstwertgefühl fiihren könnte. Stattdessen sollte man sich konkret darauf fokussieren, wle persönliche Qualitäten zu dem Erfolg geführt haben. Sich zu sagen: ,,Ich habe bei diesem Test toll abgeschnitten, weil ich ...", kann wie ein Sprungbrett zu einem besseren Selbstbewusstsein wirken. Erprobt haben die Forscher das Prinzip in einer Versuchsserie mit Vergleichsgruppen. Das Ergebnis :

Vergessen Studien haben gezeigt: An emotional ausdrucksstarke Gesichter erinnern wir uns besser. Eine lächelnde Miene bleibt uns eher im Gedächtnis als eine neutrale. Aber beeinflusst auch der emotionale Kontext einer Situation unsere Erinnerung an ein Gesicht?

Forscher um Stefania Righi von der Universität von Florenz untersuchten dies, indem sie 26 Freiwilligen 64 Bilder von lächelnden und ängstlich wirkenden Gesichtern zeigten. Die Probanden gaben an, ob die Mimikzu dem jeweiligen Hintergrund einer Partyumgebung oder eines Unfallortes passte. Anschließend betrachteten sie diese Porträts sowie 40 neue Gesichter vor einem neutralen Hintergrund und vermerkten, ob sie die Personen bereits gesehen hatten. An lächelnde Gesichter erinnerten sich die Teilnehmer dabei so haufig wie an ängstliche - und besonders gut,

rund doppelt

sofern sie sie zuvor vor einem positiven Hintergrund gesehen hatten. Bei den ängstlichen Gesichtern spielte der Kontext keine Rolle. Die Forscher vermuten, dass das auch deshalb so ist, weil Ausdrücke der Angst uns auf bedrohliche Reize hinweisen, bei denen wir uns keine Ablenkung leisten können. Lächelt eine Person hingegen, weist uns das auf eine potenzielle Bindung

hin

-

deren Erinnerung uns nützlich sein könnte.

ANNA GTELAS

Stefania Righi u.a.: You are that smiling guy I met at the partyl Sociaily positive signals foster memory for identities and contexts. Acta Psychologica, l59,2ol5, l-7. DOI: lO.lO16/ j.actpsy.2Ol5.O5.OOl

Menschen, die sich selbst überkritisch sehen, profi-

tierten nach Angaben der Wissenschaftler erheblich von der zielgerichteten Abstraktion. Anders als die anderen Versuchsteilnehmer schätzten sie ihre Fähigkeiten positiver ein als zuvor und schwankten auch weniger in ihrer

Selbstbewertung.

KLAUS wTLHELM

Peter V. Zunick u.a.: Directed abstraction: Encouraging broad, personal generalizations following a success experience. Journal of Personality and Social Psychology, 109/1, 2015, 1-19. DOI: lO.lO3TpspaOOOOO2T

10

PSYCHOLOGIE HEUTE'IO/2015


DIE BEDEUTUNG VCN REIFH Ein Kind, das als erwachsen bezeichnet wird, zeichnet sich durch eine Reihe bestimmter Fähigkeiten aus, ein Rentner, dem man im Vergleich zu seinen Altersgenossen eine besondere Souveränität nachsagt, wiederum durch andere. Wir haben Experten gefragt, was Erwachsensein in verschiedenen Phasen des Lebens bedeutet. lhre Antworten zeigen: Reife ist relativ. Von Matt Huston

MIT 18 JAHREN... t0rmulieren, ryas man mö(hte, brau(ht und glaubt. Selbständigkeit ist ebenfalls wi(htiq: wenn es einen taktor gibt, der vorheßagt, tvie gut ein ... heißt Erv{a(hsensein zu

Jugendli(her mit Unabhängigkeit zurerhtkommt, ist das meiner Erlahrung narh seine tähigkeit, mit Geld umzugehen.

viele HeranY{a(hsende sind ihrer lmpulsivität ausgelietert, no(h immer getangen in der lyrannei des Jetzt.

(arl Pi(khardt, Psychologe und Dozent aus Austin, Texas

M!T IO JAHREN... ... ist reif, wer den s(hnellsten täufer in der l(lasse kennt, den Besten im Re(hnen und andere llerglei(he. Dieses Wissen

hilft l(indern, ihre [ähigkeiten und

tigenxhalten rkhtig einzus(hätzen.

Zu erkennen, wo

MIT 29 JAHREN...

ihre stärken liegen und wo sie mehr Aufmerksamkeit

benötigen, lässt sie selbstwirksamkeit spüten

-

und

... gilt als reif, wer über eine feste ldentität

ein eigenes Talent zu entde(ken, kann ihr

verfügt. Das bedeutet, si(h zu ents(heiden,

Selbstbewusstsein fördern. Hilary [evey Iriedman,

wekhe Ail von leben man lühren mö(hte.

S0ziologieprofessorin an der Brown Uni\/eßity

Zu

wisen, in wekhe Ri(htung es berufli(h gehu eine leste Partners(haft zu lühren 0der

18

zumindest eine ll0ßtellung zu haben, was man v0n einer solchen erwartet; und über das Selbstvertrauen zu

verfügen, die eigenen

v0rstellungen ru kennen

-

die werte, auf die

man setzt und die man bei seinen

Ints(heidungen berü(kichtigt.

Jef

f

rey

Arnett, Psycholoqieprof essor

29

70

an der

(lark lJniversity

40

MIT 70 JAHREN... ... zieht eine reife Pers0n Bilanz aus dem, rvas bis dahin in ihrem

leben passiert ist,

MIT

und denkt darüber nach, was das für die

40 JAHREN...

s0l(he I'ilens(hen überlegen si(h, Y{ekhes

... ist ein reiler I'ilensch in der [age, v0n seinen [dahrungen zu profitieren. ln Beziehungen

noch anstehenden Dinge bedeutet.

[rbe sie hinterlassen lvollen und v{el(hen

heißt das beispielsweise zu wissen, wekhe Dinge

Wert ihr Leben für die breite Gesellschaft

einen lei(ht in Rage bringen und wie man das

hat. Sie sind in der tage, si(h auf die

lontr0llieren kann. I'ilan kann Dinge, die einen

positiven Dinge im Alltag zu k0nzentrieren.

früher an die De(ke haben gehen lasen, ietrt rellektien betra(hten und sagen: ,,lch weiß,

Dat,vn

[. (arr, wissens(haftlirhe

t.4itarbeiterin am Stanford (enter on Lonqevity

MIT 55 JAHREN... ... sind reife ilens(hen in Beziehungen und Prioritäten v{ähleris(h, sie können ihr soziales leben auf Peßonen konzentrieren, die es berei(hern, und höfli(h von allen anderen Abstand nehmen. sie setzen den tokus stärker auf [ilah]ungen und andere leute als auf Gegenstände als 0uelle von Bedeutung und treude. Rü(ks(hläge werden als I'lögli(hkeiten für lIYa(hstum und Wandel

begritfen. l(arl Pillemer, Ger0nt0l0ge und Pr0fessor an der (ornell University

Ouelle: Die Texte sinderstmals in englischer Sprache in der amerikanischen Psychology lodäy erschienen.

warum es mkh ärgert, und i(h werde darauf ni(ht mehr s0 reagieren tvie lrüher. Susan Krauss

Whitb0urne, Pr0fessorin für Psy(h0l0gie und Neurowissenschaften an der University of t'lassa(husetts Amherst


ll'4 FOKUS

,Wirbrauchen eineneue kulinarische Intelligen i' Keine Zeit, vernünftig einzukaufen und gesund zu essen? Der Philosoph Harald Lemke hält das für eine faule Ausrede. Er ermutigt Menschen, anders zu kochen und zu essen und herauszufinden, wie sie mit Tomaten die Welt verbessern können

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PSYCHOLOG E

IEUTE

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IM FOKUS

zu interessieren, sich dem Diktat des Mainstream zu widersetzen und eine eigene Haltung zu finden. Das Zeitargument lasse ich nicht gelten. Wir hatten noch

Herr Lemke, Sie beschäftigen sich als Philosoph

mit der Weisheit des Essens und fordern eine ,,gastrosophische Revolution". Was an unserer modernen Esskultur bereitet lhnen am meisten

nie so viel Freizeit wie heute. Es geht um Prioritäten.

offensichtlich wichtiger, in ihrer Freizeit

Bauchschmerzen?

Vielen ist

Essen ist keine reine Privatangelegenheit, sondern

etwas einderes zu tun. Für mich ist Kochen und alles,

ein hochpolitischer Akt. Ob wir Gemüse aus dem

was

es

eigenen Garten essen, saisonales Obst aus der Region im Bioladen oder exotische Früchte aus Übersee im Supermarkt kaufen, ob wir regelmäßig selbst ko-

damitverbunden ist, eine Form der Lebenskunst und eine Frage der politischen Ethik. Da sind wir bei der Philosophie. Geradedie Philosophen haben abervorallem den

chen, uns Zeit fürs Genießen nehmen oder schnell an der Imbissbude ein Würstchen reinziehen, ob wir

Kopf betont und den Bauch weitgehend vernach' lässigt. Nun treten Sie als Philosoph an, die Ess'

kultur zu verändern. Wie sieht eine Philosophie

täglich Fleisch essen oder nur ganz selten, immer hat unser Verhalten Auswirkungen. Am Essen hängen viele wichtige Fragen : Klimawandel, Landeigentum, Gentechnik, Tierethik, Alltagskultur und Gesundheit. Im Essen spiegelt sich unser Verhältnis zu unserer inneren und äußeren Natur wider, unser Verhaltnis ztZeil, Geld und Werten. Fast Food ist ein klarer Ausdruck von Desinteresse. Es bedeutet, ich halte es nicht für wichtig, mich mit dem Thema Essen zu beschäftigen, es ist mir egal. Hauptsache, es geht schnell und kostet nicht viel. Das Bewusstsein, dass wir mit dem, was wir essen, immer Stellung beziehen zu zentralen ökologischen, politischen und

aus, die durch den Magen geht? Tatsächlich hat das Essen - abgesehen von Ludwig Feuerbachs revolutionärer Erkenntnis,,Der Mensch ist, was er isst" - in der Philosophie nur am Rande eine Rolle gespielt. Feuerbachs mutiger Auftakt zu einer Weisheitslehre des Essens blieb in der Philosophiegeschichte leider wirkungslos. Wenn wir jedoch die Erkenntnis von der enormen Wichtigkeit des Es-

und nicht belächeln, ergeben sich daraus weltbewegende Einsichten. Ich bin der Aufsens ernst nehmen

fassung, dass die Philosophie die gesellschaftliche Verantwortung hat, die gigantischen Probleme, die unsere Ernährungskultur mit sich bringt, ernst zu nehmen. Die Ernährungswende ist genauso wichtig wie die Energiewende. Wir brauchen eine neue kuIinarische Intelligenz, eine geistreiche Esskultur, die die Lebensbedingungen auf unserem Planeten verbessern, anstatt sie zu zerstören. Philosophie betont ja auch die Fähigkeit, aus alten Denkmustern auszusteigen, Dinge neu zu denken und so die Welt zu verändern - zum Beispiel indem wir eine neue Ethik des Essens entwickeln. Und umgekehrt eignet sich Essen hervorragend, philosophisch aktiv zu werden, weil Essen viele zentrale philosophische Kategorien berührt, etwa Willensfreiheit, Gerechtigkeit, Glück

ökonomischen Fragen, ist, fürchte ich, beivielen noch

nicht entwickelt. Theoretisch ist mir klar, dass es besser wäre, konsequent im Bioladen einzukaufen, samstags auf den Markt zu gehen und fair gehandelten Produk' ten den Vorzug zu geben. Praktisch finde ich mich oft abgehetzt zwischen Arbeit und abendlichem Kochen im Supermarkt und werfe schnell etwas in den Einkaufswagen. lst das nicht die Lebenssituation der meisten? Man sollte vorsichtig sein mit Formulierungen wie: ,,Wir haben wenigZeit zum Einkaufen." Es ist doch interessant, dass heute viele aus der Opferposition ,,Ich habe nicht die Zeit:und das Geld, bewusst einzukaufen" heraustreten und sich frir die Qualität der Lebensmittel interessieren und wissen wollen, woher sie herkommen. Sie sind bereit, ihre Ernährungs- und Einkaufsgewohnheiten zu überdenken, und fragen sich beispielsweise, ob sie im Winter Himbeeren kaufen und weiter so viel Fleisch essen wollen. Sie nehmen sich die Zeit, darüber nachzudenken, welche Folgen mit der billigen Tiefkühlkost verbunden sind und was Fertigprodukte zu Dumpingpreisen anrichten. Und sie fragen sich: ,,Was hat es zu bedeuten, dass ich bestimmte Lebensmittel nicht mehr vertrage? Was spielt sich in meinem Körper ab? " Ich möchte Menschen ermutigen, sich für das Thema Essen PSYCHOLOGIE.HEUTE'IO/2015

Harald Lemke ist habilitierter Philosoph und leitet als Direktor das lnternationale Forum Gastrosophie. Er lehrt Philosophie unter anderem an den Universitäten Hamburg und Salzburg, mit Gastprofessuren in Kyoto und Shanghai. Lemke engagiert slch in der ,,Keimzelle", einer U rban- Gardening-

lnitiative mitten im Hamburger Stadtteil St. Pauli.

und Fragen des guten Geschmacks.

Apropos Freiheit. Sie fordern, mö9!ichst auf Fleisch zu verzichten. Für viele klingt das vermut' lich sehr radikalund nach Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit. nun mal nicht leugnen, dass unsere fantasiearme Fleischktiche die Ursache für zahlreiche Probleme ist. Das Leid der Tiere in den Fleischfabriken, die Zerstörung der Regenwälder für den Anbau von Futterpflanzen, die Klimaerwärmung durch Massentierhaltung, die Gesundheitsschäden durch zu viel Wurst- und Fleischkonsum. Hinzu kommt die alarmierende Zahl von Adipositaserkrankungen. Wir wissen längst mehr, als uns lieb ist, wie viel unEs lässt sich

13


IM FOKUS

appetitliche Wahrheit in einer handelsüblichen Wurst steckt. Dennoch lassen sich die Deutschen im Durch-

schnitt

170

gWurst und Fleischwaren pro Tag schme-

cken. Das sind 60 Kilogramm Fleisch pro lahr. Wenn wir nicht auf den Genuss von Fleisch verzichten wollen, sollten wir zumindest weniger davon essen. Eine

zentrale Aufgabe der gastrosophischen Selbstbesin-

Fünfmal die Woche FIeisch, das hat mit Freiheit wenig zu tun. Es sind buchstäblich ei

ngefleischte Gewoh n heiten

nung besteht darin, ein vernünftiges Maß zu bestimmen. Ein vernünftiges Maß liegt wahrscheinlich bei weniger als einer Fleischration pro Woche. Und jetzt zur sogenannten Freiheit: Wenn jemand frinfmal die Woche Fleisch isst, hat das mit Freiheit wenig zu tun. Was als Freiheit des Privatvergnügens beim Essen

postuliert wird, ist ein gesellschaftliches Konstrukt. q le dicker das Steak, desto wichtiger der Esser. Das ist die Tradition, in der wir stehen. Wenn ich unbedingt Fleisch essen muss, ist das vor allem eine bloße Gewohnheit, mit derich aufgewachsenbin. Es sindbuchstäblich eingefleischte Werte, die ich dann verteidige und die gleichwohl nichts weiter sind als gesellschaftliche Konventionen. lch kenne viele, die mittlerweile bereit sind, ihre Ernährungsgewohnheiten kritisch zu prüfen, aber fastalle reagieren mitAbwehr, wenn jemand ihnen vorschreiben will, was sie essen dürfen und was nicht. lst diese Abwehr nicht auch verständlich? Das muss man absolut ernst nehmen. Essen ist eine wichtige Lustquelle. Sobald man anfängt, über die Konsequenzen des eigenen Einkaufsverhaltens nachzudenken, ruft das Abwehr hervor, weil eine täglich

verfügbare Lustquelle plotzlich infrage steht. Über Jahrtausende hat es Menschen an der Üppigkeit, die

Einsichten und Verpflichtungen mit Genuss und Kreativität verbinden. Anders zu kochen und zu essen

bringt neue Erfahrungen mit sich, die lustvoll und bereichernd sein können. Was müssen wir mit Tomaten anstellen, um die Welt zu verbessern? Wie zaubert man ausArtischocken einen guten Fond, der keinen Kalbsknochen braucht? Das sind gastrosophische Zukunftsfragen, die uns weiterbringen. lst die gastrosophische Revolution nicht schon in vollem Gange? Zumindest in den Großstädten eröffnet ein Biosupermarkt nach dem anderen, und

vegan ist der neue Trend. Tatsächlich hat sich in den letzten 20 Iahren eine

lebhafte Alternativkultur entwickelt. Die gesellschaftlichen Kräfte, denen ethisches Essen ein Anliegen ist, sind gewachsen. Mir ist eine vegane Ernährungsweise etwas zu dogmatisch und zu moralisch. Die Gastrosophie verbindet politische Moral mit Genuss und ein gutes Gewissen mit gutem Geschmack. Dazu gehört, auch mal ein Stück Fleisch

In wir

zu essen oder sich etwas Ungesundes zu erlauben.

uns heute jeder x-beliebige Supermarkt bietet, gefehlt.

der Sache aber haben die Veganer recht. Würden

konnten nur von schlaraffenlandähnlichen Zuständen träumen. Heute haben wir eine Schlaraffenlandkulisse, zumindest gilt das ftir die kaufkräftige Mittelschicht. |eder Kunde taucht beim Eintritt in einen durchschnittlich bestückten Supermarkt in eine traumartige Scheinwelt der einzigartigen Überfrille und Schlemmerei ein. Aber es ist ein künstliches Paradies mit strukturell subventionierten Preisen. Das muss man sich klarmachen. Die Preise im Supermarkt spiegeln nicht die realen Kosten der Lebensmittel wider. In einer Welt der begrenzten Ressourcen hat sich unser tägliches Essen zu einer Katastrophe größeren Ausmaßes entwickelt, weil jeder viel mehr konsumiert und wegwirft, als Menschen es jemals zuvor getan haben, und viele Lebensmittel aus weit entfernt liegenden Teilen der Welt herbeigeschafft werden. Mir geht es jedoch nicht um moralinsauren Verzicht, sondern um eine andere Lust am Essen. Gerade beim Essen kann man ethische

uns tendenziellvegan ernähren, hätten wirviele Pro-

Sie

'14

bleme gelöst, und die Menschheithätte eine Zukunft.

Vegan wird aber auch als Lifestyle verkauft. Man geht zum Yoga, trägt Biobaumwolle und trinkt

Sojamilch im fair gehandelten Kaffee. Wie viel Ethik steckt da noch drin? Es ist interessant, dass dieser Trend, der eigentlich

positivist, eineMengeAbwehrerzeugt, auchbeiMenschen, die offen sind für eine andere Esskultur und eine andere Lebensweise. Ein sozialpsychologischer Aspekt ist, dass dervegane Trend jeden mit sich selbst und dem eigenen Verhalten konfrontiert. Vielleicht spürt man, dass die anderen offenbar schneller umdenken und ihr Verhalten ändern können als man selbst. Die soziale Wahrnehmung wäre dann: Aha, du gehörst also auch noch zu diesenverantwortungslosen Wurstessern und Weltvernichtern ... So etwas setzt einen unter Ztgzwang. Denn viele wissen, dass sich unser aller Ernährungsweise in diese Richtung PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O15


IM FOKUS

offensichtlich auch mit ethisch korrekten Nahrungsmitteln Geld verdienen und wirklich nachhaltiges Wirtschaftswachstum erreichen. Man muss aber auch als Käufer im Bioladen mehr Geld hinlegen, das kann sich nicht ieder leisten. Für den einzelnen Einkauf mag das stimmen. Aber insgesamt sinken die Ausgaben für Lebensmittel in den reichen Ländern seit Iahrzehnten. Nie wurde so wenig Geld ftir eine der wertvollsten Quellen unserer Lebensqualität ausgegeben wie heute. Die meisten zahlen lieber mehr für Motoröl als ftir SalatöI. Je billiger das Essen, desto mehr Geld für anderen Konsum - das ist unser Wertesystem. Es verändert sich aber. fe mehr Konsumenten ethisch ausgerichtete Unternehmen fördern und auch bereit sind, etwas mehr

entwickeln sollte. Und tatsächlich entwickelt sich aus dem veganen Trend auch ein neuer Statusbegriff. In Zahlen gesprochen, reden wirjedoch über einen verschwindend kleinen Bevölkerungsanteil, der sich so

ernährt. In der öffentlichen Wahrnehmung ist der Trend viel größer und präsenter.

Glauben Sie, dass sich dieser Trend durchsetzen

wird? Wünschenswert wäre es, aber ich bin da vorsichtig. So zu leben, kann man sich nicht einfach kaufen wie ein Öko-Auto oder ein Fairtrade-Kleidungsstück, man muss dafür schon etwas mehr tun. Nämlich sich Tag frir Tag eine neue Esskultur angewöhnen. Die Philosophie hat oft den Fehler gemacht, einem ethischen Idealismus aufzusitzen. Die bloße Erkenntnis, dass uns bisher eine Ethik des Essens gefehlt hat, bedeutet noch lange nicht, dass diese Ethik, wenn sie formuliert ist, auch umgesetzt wird. Die gesellschaftliche Realität ist viel komplizierter, weil Verantwortungsgefühle und moralische Überzeugungen nur eine Option in unserem Leben sind neben vielen anderen Optionen. Auch wenn wir klare Maßstäbe entwickeln für gutes Essen, kümmern sich die Menschen nicht zwangsläufig darum. Wir sind komplexe Wesen. Ethikist eine Sache, aber Egoismus, Gleichgültigkeit, Konkurrenzdenken und Bequemlichkeit sind auch da und konkurrieren mit ethischen Ansprüchen. Offensichtlich brauchen wir auch die Fähigkeit, zu verdrängen. Wenn ich mir immer klarmache,

auszugeben, desto deutlicher spüren das alle anderen. So entsteht eine neue Dynamik. Noch leisten sich

viele Supermarktketten Biokost vor allem, um ihr Image aufzupolieren. Doch ich denke, das könnte sich in absehbarer Zeit ändern. Sie Iehren in Hamburg und Salzburg und sind für Gastprofessuren in Kyoto oder Shanghai vie! un' terwegs. Wie leben Sie das, was Sie als Gastrosoph propagieren? Ich bin für eine 80:20-Ethik. Zu 80 Prozent sollte man versuchen, ethisch korrekt einzukaufen und selbst zu kochen und gleichzeitig undogmatisch zu bleiben. Wenn es schnell gehen muss, kann man durchaus mal auf Fast Food zurückgreifen. Das tue ich regelmäßig, wenn ich auf Reisen bin. Sobald ich nicht in meinem strategisch durchdachten Hamburger Alltag bin, wo ich in der Nähe alle erwünschten Lebensmittel bekomme, stoße ich an Grenzen. Dann gehe ich essen, und natürlich finde ich nicht immer ein vegetarisches Biorestaurant. Das ist nicht weiter schlimm. DieAusnahmebestätigt dieRegel. Die große Liniemuss stimmen. Ansonsten habe ichmir mein

dass ich mit dem Kauf einer konventionellen Milchtüte oder einer Mango das Klima ruiniere, die Bauern schröpfe und den Hunger in der Welt verstärke, bin ich nicht mehr alltagstauglich.

nur auf Kosten möglich ist. Mit diesem Sachverhalt leben wir. Würden wir uns die Zusammenhänge immer mal wieder bewusstmachen und auch tat-

Wir wissen,

dass unser Wohlstand

des Elends anderer

weitermachen wie bisher. Aber das darf keine Ausrede sein, sich selbst zurückzulehnen, mit den Schultern zuzucken und zu sagen, ich kann ja sowieso nichts machen. Natürlich

Leben so einrichten können, dass ich mir für die Hauptmahlzeit des Tages gute zwei Stunden reserviere fürs Vorbereiten, Kochen und Genießen. Außerdem baue ich, zusammen mit anderen, einige Grundnahrungsmittel selbst an. Das urbane Gärtnern ist natürlich nicht jedem gegeben. Wie auch

kann ein Einzelner allein nichts ausrichten. Nurwenn

immer: Was ich als gastrosophisches Alltagsleben

viele ihre Ess- und Einkaufsgewohnheiten ändern, entsteht daraus auch eine die Gesellschaftverändernde Kraft. Beim Einkauf entscheiden wir, welche Wirtschaft wir wollen. Am Bioboom sehen wi5 dass andere Unternehmensphilosophien, die nicht nur den Profit im Auge haben, sondern auch Werte wie Sozialverträglichkeit, Ökologie und Nachhaltigkeit, traditionelle Firmen beim Umsatz überholen. Man kann

einübe, ist wahrlich nichts Abgehobenes. Dieser,,Life-

sächlich darüber sprechen, würde sich vielleicht doch etwas ändern. Natürlich wollen die großen Lebens-

mittel- und Agrarkonzerne

PSYCHOLOGIE.

HEUTE

1Ol2015

so

Harald Lemkes Buch Über das Essen. Philosophische Erkundungen isl tm Wilhelm Fink Verlag erschienen

style" hat nichts mit teurer und zeitaufwendiger Gourmetküche zu tun. Man braucht für eine gute Esskultur nicht sein ganzes Leben im Garten und am Herd zu verbringen. Die gastrosophische Ernäh-

rungswende, von der ich träume, ist absolut alltags-

tauglich.

PH INTERVIEW: BIRGIT SCHÖNBERGER

15


THERAPI ESTUNDE t

t

TRENNUNG

I

UND JETZT WIE WEITER?

Eine junge Frau wird vom Ehemann ohne Vorwarnung verlassen. lhr Leben liegt in Trümmern. Erst die Beschäftigung mit der Frage, welche Botschaft in

der Trennung für sie liegt, bringt sie langsam wieder auf die Beine VON MARGARETHE SCHINDLER

or mir sitzt eine junge Frau, Mitte dreißig, nicht besonders hübsch, eher unauffällig. Man sieht ihr an, dass es ihr nicht gutgeht. Blickkontakt vermeidet sie. Sie wirkt niedergeschlagen, dunkle Schatten um die Augen, der Gesichtsausdruck sehr ernst. ,,Ichweiß nicht mehrweiter", fängt sie an. Dann erfahre ich, dass sie seit Tagen kaum noch schläft, maximal drei, vier Stunden,

kaum noch isst und nicht mehr arbeiten kann. Sie hat sich krankschreiben lassen. Der Grund ist die Trennung ihres Mannes. Er zog scheinbar ohne Vorwarnung aus der gemeinsamen Wohnung aus und

eindringlich. Und daran hat sie sich auch festgehaltenwie an einem Geländer. Doch dann brach alles zusammen. Anscheinend hatte sie schon öfter den Verdacht, erhabe einVerhältnis mit einer anderen Frau. Doch wenn sie ihn konfrontierte und er dann alles abstritt, glaub-

aber sie wollte sie nicht wahrhaben. Denn

dann hätte sie handeln müssen, irgendetwas verändern. Sie hätte selbst eine Entscheidung treffen und die Verantwortung dafür übernehmen müssen. Doch davor schreckte sie zurückundüberließ ihm die Entscheidung.

te sie ihm, und alles schien wieder gut.

Ich frage sie: ,,Was haben Sie mit ihm

Dann das. Ohne ein erklärendes Gespräch

verloren? " Sieversteht, dass ich damitkei-

im Vorfeld war er ausgezogen, während

ne

sie auf

einer Fortbildung war. Sie kam zu-

materiellen Dinge meine, sondern das, was sie emotional mit ihm verbunden hat. dauert eine Weile, bis sie sich auf diese

Es

zu einer anderen Frau.

rück und fand einen Brief. Sie hatte also recht gehabt mit ihren Vermutungen. ,,Was wäre denn anders gekommen, wenn Sie Ihrem Gefühl geglaubt hätten und nicht ihm?", frage ich sie. Sie schaut

Seit funf Iahren, erzählt sie weiter, waren sie verheiratet. Seit acht lahren kann-

ratlos vor sich hin, dann: ,,Ich weiß nicht. Vielleicht wäre gar nichts anders gekom.

te. Eswar

ten sie sich. SiehattenZukunftspläne. Ein

men. Wahrscheinlich hatte ich doch nichts

Haus wollten sie bauen und eine Familie gründen. ,,Das ist doch eine Perspektive,

gemacht."

eineVerbindlichkeit, oder? ", fragt

'i6

sie

mich

Ich fasse für mich still zusammen: Intuitiv spürte sie etwas, eine Bedrohung,

schmerzhafte Frage einlassen kann. Sie geht zurück an den Anfang ihrer Beziehung und erzählt, dass sie noch nie viel Selbstvertrauen und Selbstsicherheit hateigentlich ganz unglaublich, dass

dieser Mann sich in sie verliebte. Dass überhaupt jemand sie liebte! Dann ausgerechnet er: Er sah gut aus, und viele Frauen fanden ihn toll. Und dann heiratete er sie! Er vermittelte ihr also das GePSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O'I5


fühl, attraktiv und wertvoll zu sein. Besser als die anderen.

Und.sie, war sie in ihn verliebt? Seltsamerweise kann sie dazu nicht viel sagen. Es sieht so aus, als ob es

daraufgar nicht von

angekommen wäre. Dann berichtet

sie

ihrer Eifersucht. Fast immer ftihlte

sie sich

anderen Frauen unterlegen-nicht so gutaussehend wie die, nicht so klug, nicht so

selbstbewusst und erfolgreich.

Ein mangelhaftes Selbstwertgefühl ist

wird anderen

fällt ihr zunächst nichts ein.

ihr kommt noch hinzu, dass sie es ja sogar geahnt hat, aber lieber seinen Beteuerungen geglaubt hat als ihrem Geftihl. Um diese Gedanken dreht sich im Mo-

d ts

l

:

Dass sie in Ordnung ist so, wie sie ist.

zu tun. In der Gegenwart sein und in sich

hineinspüren. Und - das geht uns allen so - manchmal nehmen wir auch etwas wahr, was wir lieber nicht wissen wollen. Weil die Konsequenzen schmerzhaft sind. Weil eine Eref-Töuschung damit verbunden ist, Distanzierung, Einsamkeit. Hätte sie ihrem Gefühl getraut in der Beziehung zu ihrem Mann, dann hätte sie aufeinerAussprache bestehen müssen. Dann hätte sie schließlich sehr unangenehme, schmerz-

hafte Dinge erfahren, nämlich das, was sie

geahnt hat, aber nicht wahrhaben woll-

Leben nun weitergehen soll. In der Therapie geht es primär um den

Also war esbequemer, nicht so genau hin-

Aufbau von Selbstvertrauen und Selbst-

Doch je mehr man sich seiner selbst be-

bewusstsein. Im Gespräch zeigt sich: Es gibt viel Positives! Aber es dauert, bis es

wusst ist und sich akzeptiert, umso mehr

Als Erzieherin kommt sie bei den Eltern

F

ist und ihre ganz persönlichen Stärken hat.

te. Dass jemand anderes vorgezogen

gut an. Die Kinder lieben sie. Mit den Kol-

2 a

Vergleichens, dem wir alle mehr oder weniger erliegen. Es dauert, bis sie es glauben

ment alles bei ihr. Und darum, wie ihr

ans Licht kommt.

:

sind

Später greifen wir das Thema,,Bauchgefühl" auf. Das hat ja mit Achtsamkeit

Natürlich bedeutet es immer eine ganz tiefe Verletzung und Entwertung, wenn man verlassen wird. Noch dazu, weil jemand anderes vorgezogen wird. Und bei

9

,,1a, aber andere

nicht wertvoll, nicht attraktiv bin. Ich frage nach ihren Stärken und Fähigkeiten. Was macht sie liebens-

Manchmal ist es bequemer, die Wahrheit zu ignorieren

I

nicht überraschend:

kann, dass sie so, wie sie ist, liebenswert

wert?. Dazu

U

Auf diesem Umweg arbeiten wir auch an ihrer Eifersucht. Ihr Einwand kommt

Und dannwird ihrmitderTrennung der Boden unter den Füßen weggezogen. Die Bestätigung: Ich werde verlassen, weil ich doch

F

Beim nächsten Termin stehen schon ein paar Punkte auf ihrer Liste, die sie scheu vor sich hinlegt.

Dingen sicher, aber ist es nicht entscheidend, gut genug zu sein? Der Fluch des

ne andere.

E

ihr schwerfällt.

wertvoll, also kann man mich nichtlieben. de Erfahrung gemacht: Sie

U

es

schöner, klüger, erfolgreicher." In manchen

vorgezogen. Er heiratet sie sogar, nicht ei-

9

ganz normal. Aber jetzt geht es darum, die andere Seite zu beleuchten. Auch wenn

oft die Basis für Eifersucht. Ich bin nicht Diese Frau hat dann eine ganzüberraschen-

I

den ihr als Erstes und ganz leicht all die Dinge einfallen, die negativ sind. Das ist

leginnen ist es schwierig, da gibt es viel Rivalität untereinander. Aber immerhin arbeitet sie schon seit acht Jahren in diesem Kindergarten! Bis zum nächsten Mal soll sie eine Liste all der Dinge verfassen, die sie schon gemacht hat und die sie kann, sie soll ihre guten Eigenschaften und besonderen Fähigkeiten aufschreiben. Natürlich werPSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2015

wird.

zuschauen.

Selbstsicherheit ergibt sich. Mit der Zeit spürte das auch diese Patientin, und sie traute sich wieder zu, das Leben mit seinen Herausforderungen anzunehmen.

was passiert eigentlich in einer Psychotheräpie? Eine Psychotherapeutin und ein Psychotherapeut berichten hier im monatlichen Wechsel über interessante Fälle aus ihrer Praxis - und geben einen Einblick in ihren therapeutischen Ansatz. Margarethe Schindler ist Psychologische Psychotherapeutin und arbeitet als systemische Paar- und Familientherapeutin in eigener Praxis in Tübingen.


TITEL

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PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2Oi5


TITEL

Ich steh dazu! WIE SIE SCHWIERIGE ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN UND DAMIT GLUCKLICH WERDEN Den neuen Job antreten oder den bisherigen behalten? Die Beziehung auflösen oder nicht? Aufs Land ziehen oder in der Stadt bleiben? Die Entscheidung fällt häufig schwer, denn meist gibt es fur jede Alternative gute Argumente. Pro-und-Contra-Überlegungen helfen da nicht weiter, sagt die Philosophin Ruth Chang

Frau Chang, jeder Mensch steht irgendwann vor

Bei einer schwierigen Wahl dagegen haben beide Alternativen ihre Vorteile. Man quält sich zum Beispiel damit, ob man in seinem jetzigen Job in der Stadt bleiben oder mit der Familie aufs Land umsie-

einer schwierigen Entscheidung. Viele empfinden solche Situationen als quä!end und lähmend. Sie sagen nun, dass wir es uns oft unnötig schwer-

deln soll, wo

Schwierige Entscheidungen verbindet man in der Tat

gibt gute Gründe fürs Bleiben,

oft mit Quälerei, mit Händeringen und Zähneknirschen. Dies ist jedoch eine falsche Vorstellung. Wir missverstehen, was schwierige Entscheidungen sind d

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undwelche Rolle sie in unserem Leben spielen. Wenn man dagegen versteht, was schwierige Entscheidun-

wirklich ausmacht, legt man eine geheime Macht frei, die jeder Mensch besitzt. Was ist denn das Merkmalschwieriger Entscheigen

dungen?

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Was schwierige Entscheidungen schwierig macht, ist

F

die Art und Weise, wie die Alternativen miteinander

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)

eine herausforderndere Stelle gibt. Es

machen,

in Beziehung stehen. Bei einer einfachen Entscheidung ist eine Alternative besser als eine andere. PSYCHOLOGIE.HEUTE'IO/2015

es

es gibt gute Gründe fürs Umziehen. Keine Lösung ist der anderen überRuth Chang ist Professorin für Philosophie an der Rutgers-U niversität

in New Brunswick (New Jersey). Sie beschäftigt sich unter anderem mit der Unmessbarkeit von Werten, der Beziehung zwischen Gründen und Werten und der Rolle des Willens im Berelch der praktischen Vernunft.

legen.

Was tun Menschen normalerweise, wenn sie eine

schwierige Entscheidung treffen müssen? Die meisten Menschen versuchen zunächst herauszufinden, was ihnen wichtig ist, und sammeln dann Informationen: Was spricht dafür? Was spricht dagegen? Viele glauben, dass dies die einzigen notwendigen Schritte sind. Undso sammelnsieimmermehr Informationen, in der Hoffnung, auf diese Weise die beste Entscheidung zu finden. Aber das wird nicht funktionieren. Denn für schwere Entscheidungen gilt, dass häufig keine der Alternativen besser als die 19


TITEL

gibt nur drei Möglichkeiten: Das Gewicht des er-

anderen ist. Schwierige Entscheidungen sind schwierig, weil es keine beste Option gibt.

Es

Wenn es keine beste Option gibt, sollen wir dann einfach eine Münze werfen? Man könnte meinen, wenn es keine beste Option gibt, wenn die Waage nicht zugunsten einer Alter-

zum Gewicht des anderen. Eigenschaftenwie Gewicht kann man in reellen Zahlen ausdrücken - eins, zwei, drei und so weiter -, und es gibt nur drei Vergleichsmöglichkeiten zwischen zwei reellen Zahlen: Eine

native ausschlägt, dann müssten doch eigentlich bei-

Zahl ist größer, kleiner oder gleich im Vergleich zu der anderen. Nicht so bei Wertvorstellungen. Als Menschen, die von der Aufklärung geprägt sind, nei-

de Optionen gleich gut sein. Eine schwierige Entscheidung wäre also eine Entscheidung zwischen zwei

gleich guten Optionen. Aber das kann auch nicht stimmen. Denn es ist kein guter Rat, jemandem zu sagen: ,,Wirf eine Münze, um zwischen Berufswegen, Wohnorten oder Ehepartnern zu entscheiden." Warum nicht? Können Sie das noch genauer erklären?

Angenommen, man will zwischen zwei Jobs wählen, zum Beispiel Investmentbanker oder Grafiker. Es gibt eine Reihe von Kriterien, die bei einer solchen Entscheidungwichtig sein können: wie aufregend die Ar-

beit ist, ob sie finanzielle Sicherheit bietet, wie viel

Zeitfnr

die Familie bleibt. Vielleicht würde einen die

Karriere als Künstler an die Spitze neuer bildlicher Ausdrucksformen führen; dafür gehörte man als Investmentbanker womöglich zur Avantgarde, was ausgefuchste Finanzinstrumente angeht. Was immer man sich im Einzelnenvorstellt, das Entscheidende ist, dass

keine der beiden Optionen der anderen überlegen ist' Nun weiter angenommen, man verbessert einen der beiden Jobs ein bisschen. Vielleicht erhöht die Bank, die einen umwirbt, das Gehalt um 500 Dollar. Macht das zusätzliche Geld den Bankjob besser als die Arbeit als Künsrler? Nicht unbedingt. Durch das höhere Einkommen ist die Position in der Bank vor-

teilhafter, als sie vorher war, aber es mag nicht ausreichen, um sie über das Künstlerdasein zu erheben. Aber wenn die Verbesserung eines Jobs nicht zu einem Vorsprungim Vergleich zum anderen Job führt, dann können die beiden am Anfang nicht gleich gewesen sein. Denn wenn man mit zwei gleichen

Din-

gen startet und man verbessert eine, dann muss diese Sache

am Ende besser sein als die andere. Das

trifft

aufAlternativen bei schwierigen Entscheidungen aber

nicht zu. Das ist etwas

rätselhaft...

Ich denke, das Rätsel entsteht, weil wir eine unreektierte Annahme über Wertvorstellungen treffen. Ohne uns dessen bewusst zu sein, nehmen wir an, fl

dass Werte wie Gerechtigkeit, Schönheit und Liebenswürdigkeit wissenschaftlichen Größen wie Län-

und Gewicht gleichen. Nehmen Sie irgendeine vergleichende Frage, die keine Wertvorstellung beinhaltet, zum Beispiel: Welcher Koffer ist schwerer? ge, Masse

20

nen Koffers ist größer, kleiner oder gleich im Vergleich

gen wir zum Glauben, dass wissenschaftliches Denken den Schlüssel zu allem Wichtigen in der Welt darstellt. Aber die Welt der Wertvorstellungen funktioniert anders als die Welt der Wissenschaft. Die Dinge in der einen Welt kann man mithilfe von reellen Zahlen quantifizieren. Bei den Dingen in der anderen Welt ist das nicht möglich.

Wenn ich eine schwere Entscheidung treffen muss, darf ich nicht nach,,besser" oder,,schlech-

ter" fragen? Oft kann etwas, das uns wichtig ist, nicht durch reelle Zahlen dargestelltwerden. In solchen Fällen gibt keinen Grund, anzunehmen, dass es bei Entscheidungen nur drei Möglichkeiten gibt, dass also eine Alternative besser, schlechter oder gleich ist. Wir müssen eine neue, eine vierte Kategorie einführen, um zubeschreiben, was in schwierigen Entscheidungen vor sich geht, eine Kategorie, die über besser, schlechter, gleich hinausgeht. Ich sage in diesem Fa11 gerne, die Alternativen sind auf einer Stufe, sie sind gleichwertig. Wenn Alternativen aufeiner Stufe sind, kann es einen großen Unterschied machen, welche man wählt, aber eine Option ist dennoch nicht besser als die andere. Die Optionen spielen in der gleichen Werteliga, was ihre Gesamtattraktivität angeht, aber sie sind unterschiedlich im Hinblick auf die Art der Wertvorstellung. Das ist der Grund, warum die Entscheidung schwierig ist. Die vierte Kategorie, die wir bei schweren Entscheidungen mitberücksichtigen sollten, sind al' so unsere Wertvorstellungen? Was bedeutet das es

konkret? Wenn wir uns zwischen Optionen entscheiden, die auf einer Stufe stehen, können wir etwas wirklich Bemerkenswertes tun. Wir können uns mit unserem ganzerr Selbst hinter eine Alternative stellen. Hier stehe ich, das bin ich. Diese Reaktion auf harte Entscheidungen ist rational, aber sie wird uns nicht von externen Gründen vorgegeben. Vielmehr wird sie von Beweggründen getragen, die wir selbst erschaffen haben. Wenn wir von innen heraus Gründe finden, uns eher für diese als für jene Option zu entscheiden, dann werden wir voll und ganz wir selbst. Wir werPSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O']5


TITEL

sind. Die Belange des geliebten Menschen werden normativfür mich." Wenn jetzt schmutzige Teller in der Spüle stehen, sind es die gemeinsamen schmutzigen Teller, es ist auch das eigene Problem. Wenn man sich auf jemanden einlässt, erschafft man für sich also neue Beweggründe, die man vorher nicht hatte; man verändert sich. Und dies ist genau das, was wir tun müssen, wenn wir in unserem Leben mit schwierigen Entscheidungen konfrontiert werden: Wenn wir uns hinter eine Option stellen, gehen wir

den die Autoren unseres eigenen Lebens. Wenn wtr also mit schwierigen Entscheidungen konfrontiert werden, dann sollten wir nicht versuchen, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, um herauszufinden, welche Alternative besser ist. Es gibt keine beste Alternative. Anstatt nach externen Gründen zu suchen, sollten wir nach inneren Gründen Ausschau halten: Welche Art von Mensch kann ich sein oder werden? Sie sagen, man muss nach innen schauen und he-

rausfinden, hinter welche Option man sich aus vollem Herzen stellen kann. Lässt sich das noch

eine Liebesbeziehung mit ihr ein.

etwas genauer beschreiben?

Eine solche Art von Commitment, von Selbstver-

Vielleicht hilft die Analogie zu einer Liebesbeziehung.

pflichtung, hat also nichts mit Willenskraft und

Wenn man einen anderen Menschen kennenlernt, hat man noch kein Commitment zu ihm - seine Bedürfnisse und Interessenveranlassen einen nicht unbedingt zu handeln. Wenn er einen zu sich nach Hause einlädt, hat man keinen Grund, die schmutzigen Teller in der Küche zu spülen - das Chaos ist das Problem des anderen. Wenn man sich aber auf den Menschen einlässt, passiert etwas im Inneren. Man beschließt, ,,Er ist der Richtige" oder,,Sie gehört nun zumeinemLeben"; man stelltsichhinterdiesenMenschen. Wenn wir ein solches inneres Commitment eingehen, sagen wir: ,,Ich bin jetzt der Mensch, dessen Bedürfnisse und Interessen aufs Engste mit den Bedürfnissen und Interessen des anderen verbunden

Entschlossenheit zu tun? Nein, gar nichts. Wenn man ein Commitment zu einem anderen Menschen eingeht, muss man nicht seinen Willen stählen und seine Zähne zusammenbeißen, um den anderen zu lieben und sich um ihn

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Wenn wir uns hinter eine Option stellen, gehen wir eine Liebesbezie,hung

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PSYCHOLOGTE HEUT'E rOl2015


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zu kümmern. Die Sorge um den anderen entspringt

durch das Eingehen der Beziehung verändert hat. Commitment, das ist mirwichtig, bedeutet auch nicht einfach, nach innen zu schauen und sich zu fragen: ,,Was ist mein größter Wunsch, meinwichtigstes Bedürfnis?" Etwaswollen aus dem eigenen Selbst, das sich

ist eine Sache, zu etwas stehen eine andere. Ich kann das Bedürfnis haben, mein gesamtes Geld für meine Familie zu sparen, und mich dennoch dazuverpflichten, ein Mensch zu sein, der für Bedürftige spendet. Das

Commitment,

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Wer sich nie für etwas richtig entscheidet, Iässt sich treiben. Er erlaubt anderen, die Geschichte seines Lebens zu schreiben

das ich meine, bedeutet, sein Selbst

zu formen und zu gestalten, indem man fragt: ,,Wer

kann ich sein?" Das ist eine Frage, die jeder nur

für

sich selbst beantworten kann. Weiß man das denn immer so genau? Man kann leicht auf Irrwege geraten. Wenn man die Frage stellt: ,,Wer kann ich sein?", sollte man sich

nicht unbedingt auf sein Selbstbild verlassen. Man mag sich beispielsweise als Gutmenschen sehen und sich sagen: ,,Ichbin jemand, dem das Schicksal armer Menschen am Herzen liegt. Also werde ich mein Le-

bendemKampffürdie BelangevonArmenwidmen." Aber dies könnte nur eine Geschichte sein, die man sich selbst erzählt. Wenn man dann einen angesehe-

Angenommen, man wählt den stressigen Powerjob in der Großstadt und nicht die ruhige Position in der Provinz. Indem man diese Entscheidung fällt, verändert man sich selbst ein wenig, denn man wird zu der Person, die sich aufden stressigen Powerjob einlässt. Es ist nicht so, dass die Welt einen verändert hat. Man hat sich selbst verändert, indem man sich ganz in den Stadtjob wirft. Und während die beiden Alternativen vorher gleichwertig waren, stimmt das nun nicht mehr. Der Stadtjob ist jetzt wertvoller als der Landjob, und man hat in der Tat mehr Grund, ihn auszuüben. Oder denken Sie an eine Liebesbeziehung: Indem man sich voll und ganz für einen

nen, gutbezahlten Iob aufgibt, um für einen Hungerlohn bei einer kleinen wohltätigen Organisation zu arbeiten, wird man die Entscheidung als Fehler empfinden. Das liegt daran, dass das Commitment nicht authentisch war. Man muss ehrlich mit sich sein, welche Art von Person man wirklich sein kann. Wenn man eine bürgerliche Vorstadtpflanze ist, dann kann man sich vielleicht nur dazu verpflichten, jedes Jahr Geld an Oxfam zu spenden. Sie argumentieren, dass eine Alternative wert' voller für einen wird, wenn man sich aus vollem Herzen für sie entscheidet. Wie muss man sich

Ehepartner entscheidet, erhöht man den Wert, den dieser Mensch und die Beziehung zu ihm für einen hat, und er wird tatsächlich zum Menschen, mit dem man am besten sein Leben verbringt. Und dies führt dazu, dass man sich als Mensch

das vorstellen?

Durch das Commitment hat man sich verändert, und

'22

weiterentwickelt? Ganz genau. Angenommen, man ist ein narzisstischer Mensch. Dann bekommtman ein Kindundverpflich-

bestmöglich großntziehen Die eigenen Bedürfnisse und Interessen stehen nun nicht mehr immer an erster Stelle, sondern werden zum Teil von den Belangen des Kindes zurückgedrängt.

tet sich selbst,

es

PSYCHOLOGIEHEUTE 1Ol2OI5


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dies erlaubt einem nun, sich auch für andere Dinge einzusetzen, hinter die man sich als Narzisst nicht stellen konrlte. Oder nehmen Sie ein anderes Beispiel:

Commitment, einmal im fahr an Oxfam zu spenden, versetzt einen vielleicht in die Lage, sich auf monatliche Spenden einzulassen, was man sich vorher nicht vorstellen konnte. Indem wir uns voll hinter eine Sache stellen, entwickeln wir uns langsam weiter und entfalten unsere unverwechselbare IndiDas

vidualität. Commitment ist mit Qualitäten wie Authentizität und Aufrichtigkeit verbunden. Deshalb sollte man vor schwierigen Entscheidungen nicht zurückschrecken. Sie bieten uns wunderbare Gelegenheiten, uns als Individuen weiterzuentwickeln und voll und ganz die Geschichte unseres Lebens zu schreiben.

Aber das heißt nicht, wenn ich mich einmal für einen Menschen, einen Job oder etwas anderes entschieden habe, dann muss ich auf ewig dabei bleiben. lhr Ansatz sieht durchaus vor, dass man seinen Pfad ändert? Absolut. Man kann ein Commitment wieder lösen. Vielleicht zeigt der Liebespartner ein Verhalten, das einen zutiefst abstößt. Man kann dann nicht mehr voll hinter ihm stehen. Ahnliches kann auch bei einem Iob oder einem Wohnort passieren, für den man sich mal entschieden hat. Es gibt auch Menschen, die sind oder sich nur schwer auf Dauer an etwas binden können. Sie können vielsehr entscheidungsschwach

leicht immer nur kurzfristige Verpflichtungen eingehen. Wirklich traurig finde ich Leute, die sich niemals voll für etwas einsetzen und sich einfach durch das Leben treiben lassen.

Leute, die ihre normative Macht nicht ausüben, sind Drifter. Solche Treibenden erlauben der Welt, die Geschichte ihres Lebens zu schreiben. Sie lassen zu, dass Belohnungs- und Bestrafungsmechanismen ein freundliches Schulterklopfen, Angst, die Tatsache, dass eine

Option leicht ist

- bestimmen, was sie tun.

Die Lektion, die man aus schwierigen Entscheidungen lernenkann, lautet also: Denken Sie darübernach,

plosion von Möglichkeiten verstärkt, die der technologische Fortschritt und die globale Wirtschaft mit sich gebracht haben. Ich habe den Eindruck, die heutige |ugend ist weniger bereit, sich festzulegen, als jede Generation vor ihr. Die jungen Menschen leben mit dem ständigen Gefühl, das Commitment zu einer Sache schließe die Tür zu einer anderen Sache, die besser sein könnte. Sie leben mit der Angst,

einen Fehler zu machen. Und es stimmt: Wenn man einen Weg wählt, kann man einen anderen nicht gehen. Aber wenn Leute erkennen würden, dass die meisten der Optionen, die ihnen offenstehen, auf einer Stufe stehen, gleichwertig sind, dann sollte die

Vielzahlan Möglichkeiten

sie

nicht abschrecken, sich

für eine zu entscheiden. Eine Frage am Schluss: Haben Sie selbst schon malvor einer schweren Entscheidung gestanden - und wie sind Sie damit umgegangen? Als ich mit dem College fertig war, konnte ich mich nicht zwischen zwei Berufswegen entscheiden, Philosophie oder Recht. Ich liebte die Philosophie. Als Philosophin kann man faszinierende Dinge in Erfahrung bringen, und das, ohne seinen Sessel verlassen zu müssen. Aber ich stamme aus einer bescheidenen Immigrantenfamilie, und die Vorstellung, mein ganzes Leben damit zuzubringen, in einem und nachzudenken, erschien mir als der Gipfel von Extravaganz und Frivolität. Also zog ich einen Block heraus, zog einen Strich in der Mitte und gab mein Bestes, die Gründe für und gegen jede Option aufzulisten. Ich erinnere mich noch, wie ich dachte: ,,Wenn ich doch nur wüsste, wie sich mein Leben in den beiden Alternativen jeweils entwickeln würde. Wenn doch nur Gott mir eine DVD über die beiden möglichen Berufswege schicken würde. Ich würde die beiden Szenarien vergleichen und sehen, dass eine Option besser ist. Die Entscheidung wäre Sessel zu sitzen

einfach." Aber ich bekam keine DVD, und weil ich nicht herausfinden konnte, welche Option besser war,

Sie stehen

machte ich das, was viele Menschen bei schwierigen Entscheidungen tun: Ich entschied mich für die si-

können, und werden Sie diese Person durch die

chere Option. Die Angst, als arbeitslose Philosophin

schwierigen Entscheidungen, die Sie treffen. Und sich treiben zu lassen ist heutzutage verbrei-

zu enden, veranlasste mich, Rechtsanwältin zuwer-

wofür

Sie sich einsetzen können,

wofür

tet? Ich denke, einer der schädlichsten Effekte des modernen Lebens ist das immer weiter um sich greifende Geftihl, es sei ein Fehler, ein Commitment einzugehen, weil

es

hinter der nächsten Ecke immer noch

den. Wie ich dann feststellen musste, war der Anwaltsberuf nicht ganz das Richtige für mich. Ich war das einfach nicht. Heute bin ich Philosophin und untersuche schwierige Entscheidungen. INTERVIEW: ANNETTE SCHAFER MITARBEIT: URSULA NUBER

etwas Besseres gibt. Der Gedanke, lieber auf eine noch

vorteilhaftere Option zu warten, wird durch die ExPSYcHoLoGTE

deure rolzots

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Commitment JA SAGEN ZUR EIGENEN ENTSCHEIDUNG ,,Was wäre gewesen, wenn ...?" ,,Hätte ich nicht lieber doch ...?"

- Gedanken wie

diese beschäftigen uns häufig, wenn wir eine Entscheidung getroffen haben. lm Nachhinein werden wir unsicher, trauern vielleicht sogar verpassten Chancen nach. Damit leisten wir uns aber einen Bärendienst. Eine Entscheidung wird nur dann richtig, wenn wir ernsthaft und entschlossen ein Commitmenf mit der eigenen Wahl eingehen VON AXEL WOLF

'24

PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O15


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ment oder Ausdauer. Denn all diese Tugenden oder Eigenschaften fließen in ein Commitment ein: Es erfasst sowohl den Entschluss, also die psychische

Bindung an eine Sache

-

einen Beruf, einen Le-

benspartner, einen Freund, eine Aktivität, eine Mitgliedschaft, einZiel-,als auch die Bereitschaft, diese Bindung aufrechtzuerhalten und zu pflegen. Und zwar vor allem auch dann, wenn Probleme oder Widerstände auftreten.

Commitment ist dabei weit mehr als eine Absichtserklärung, mehr als ein Versprechen, mehr als die Unterschrift unter einen Vertrag oder das ,,Ja!" auf dem Standesamt. Das Wort meint eher eine Selbstverpfl ichtung auf lange Sicht - und den andauernden Prozess, in dem wir dieser Verpflichtung nachkommen. Commitment muss entwickelt und gepflegt werden - ohne regelmäßiges, nachhaltiges Training

verkümmert seine Kraft. Wenn wir einen Entschluss gefasst und uns für eine Sache entschieden haben, empfinden wir bald zwiespältige Geftihle: Zum einen das der Hingabe an

ein Projekt oder eine Person - wir wollenl Aber wir spüren auch, dass wir nun festgelegt sind, dass andere Optionen entfallen - wir müssen! Die Dialektik dieser beiden Kräfte zeigt, wie Commitment wirkt: Wenn der Pflichtanteil, das Müssen überhandnimmt, wächst auch die Versuchung, nach anderen Optionen zu suchen und ,,auszusteigen". Das gilt besonders, wenn irgendwann nur noch das Müssen gesehen wird.

enn wir über unsere Lebenswege und Lebensziele nach-

denken und darüber räsonieren, was die richtige Entscheidung an einer wichtigen Weggabelung ist, wird ein Faktor haufig unterschätzt:

das Durchhaltevermögen, das wir nach einer Entscheidung aufbringen können oder wollen. Wie en-

gagiert bleiben wir nun an der Sache dran, für die wir uns entschieden haben? Wie ernst ist es uns' den einmal eingeschlagenen Weg bis zum Ziel zu gehen? Für diese Entschlossenheit hat sich ein englischer Begriff auch in der deutschen Sprache - zumindest im Businessdeutsch - eingebürgert: Commitment. Commitment scheint der Komplexität des Verhaltens nach einer Entscheidung besser gerecht zu werden als Begriffe wie Wille, Motivation, EngagePSYCHOLOGIE'HEUTE 1Ol2O15

Umgekehrt ist eine Bindung, die nur auf Hingabe gegründet ist, ebenso fragil. Die anfanglich positiven Gefühle wechseln sich auch in der größten Liebesbeziehung mit weniger schönen ab. Und der mit Enthusiasmus entworfene Start-up-Businessplan fällt wie ein Kartenhaus zusammen, wenn der Bankkredit nicht bewilligt wird oder ein wichtiger Partner abspringt. Commitment ist ein Prozess, in dem man bereit ist, ein gerüttelt Maß an Müssen, an Frustration und Enttäuschung auszuhalten, weil man das Wollen ernst gemeint hat und immer noch von der Entscheidung überzeugt ist.

Die Commitment-Gleichung Aber die Sache wird noch komplexer. Die Wirtschafts-

psychologin Heidi Reeder hat vier entscheidende psychologische Variablen in einer Formel zusammengefasst: Die Starke eines Commitments und damit die Wahrscheinlichkeit, ein Ziel zu erreichen oder eine Bindung, ein Engagement aufrechtzuerhalten, bemisst sich so: C = Gewinn minus Kosten plus lnvestment minus Optionen

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TITEL

SOLL ICH, SOLL ICH NICHT? Warum Sie lhre Zweifel ernst nehmen sollten, wenn Sie vor einer wichtigen Entscheadung stehen Jeder hat das wohl schon erlebt: Man steht vor einer Entscheidung und zögert. Tausend Gedanken gehen durch den Kopf: lst das gut? Was, wenn es nicht klappt? Werde ich es bereuen? Man ist etwa auf dem Sprung, mit der Partnerin zusammenzuziehen, doch eine Stimme hält einen zurück. Oder man hat den Wunsch, einmal längeren Urlaub zu nehmen, doch schreckt davor zurück, mit dem Chef zu sprechen. Man träumt vom eigenen Haus, schaut sich Häuser an, macht aber immer wieder einen Rückzieher. Vor allem bei größeren Veränderungsschritten ist es völlig normal, ja empfehlenswert, nicht gleich loszupreschen, sondern sich Zeit zu nehmen. Anhaltspunkte, wann es sinnvoll ist, sich mit dem Zögern vor einer Veränderung auseinanderzusetzen, sind: . Sie kreisen schon einige Zeit um die Frage, ob Sie eine bestimme Veränderung wagen sollen oder nicht. . Es gibt eine Art innerer Wackelkontakt: Sie wollen eine bestimmte Veränderung, schrecken jedoch davor zurück. . Abwägen führt nicht zu einer Entscheidung, sondern in mentales Kreisen. . Sie können die Sache nicht stehenlassen und sich anderen Dingen zuwenden.

Zögern und Zweifeln sind Symptome, denen im Kern meist zwei Dinge zugrunde liegen: Mit dem Ziel stimmt etwas nicht, man steht nicht wirklich hinter dem Veränderungsvorhaben. Oder: Man steht voll und ganz hinter dem, was man tun will, schreckt aber vor Risiken zurück, die mit der Veränderung verbunden sind. Ein Beispiel: Die Freundin von Herrn L. drängt schon längere Zeit darauf zusammenzuziehen. Herr L. zögert. Er weiß nicht genau, warum. Er weiß nur, dass ihn etwas zurückhält. Schließlich beendet er die Beziehung. Herr L. bleibt längere Zeit Single. Eines Tages trifft er eine Frau, bei der er sofort weiß: ,,Mit dieser Frau möchte ich alt werden." Ein paar Monate später ziehen sie zusammen. Kein Zögern und Zaudern. Es ist einfach klar. Was ist hier geschehen? Offensichtlich gab es in der vorherigen Beziehung etwas, was nicht passte. Ob das nun der Kinderwunsch der Exfreundin war oder die Tatsache, dass Herr L. sich zwar mit dieser Frau sehr wohl, aber nie ganz frei gefühlt hatte. Entscheidend ist: Herr L. hatte Zweifel. Das innere Wissen, dass es gut war zusammenzuziehen, fehlte.

'26

Auch wenn er dies rational selbst nicht völlig verstand, so wusste er intuitiv, dass er nicht Angst hatte vor Verbindlichkeit, sondern dass es letztlich nicht die Frau war, mit der er zusammenleben wollte. lm Nachhinein ist Herr L. froh, nicht mit Gewalt über sein Zögern hinweggegangen zu sein. Seine Zweifel waren ein Symptom dafür, dass er auf dem Sprung war, etwas zu tun, was er letztlich nicht tun wollte. Zweifel können gute Berater sein. Doch sich mit dem eigenen Zögern auseinanderzusetzen heißt nicht, sich von Veränderung abhalten zu lassen. Es heißt vielmehr, die Basis zu legen, um Veränderung auf eine Weise wagen zu können, die man selbst wirklich will, hinter der man steht und die passt. Sich mit Bedenken, Angsten und Risiken auseinanderzusetzen ermöglicht, Spreu vom Weizen zu trennen und mutig, aber nicht blind vorwärtszugehen. Sich mit Risiken zu beschäftigen befähigt, zu einer Entscheidung zu kommen, hinter der man'lOO Prozent steht - weil man die Risiken bedacht, die damit verbundenen Angste angehört und gerade so geklärt hat, was jetzt Sache ist. Wie auch immer man entscheidet: Man weiß, warum man es tut, Man legt die Basis für das innere Wissen ,,Das ist jetzt gut so". Wenn Sie durch die Auseinandersetzung mit lhren Zweifeln zu einer Entscheidung gekommen sind, lösen Sie nicht nur die Bremse, die Sie vielleicht schon lange viel Energie gekostet hat. Sie erfahren dann auch, wie befreiend es ist, wenn man Zögern weder mit einer Hauruckübung aus dem Weg räumen will, noch sich davon im Entscheiden und Handeln lähmen lässt. Wie auch immer Sie entscheiden - stehen Sie zu lhrer Entscheidung. Selbst wenn Sie zu dem Schluss kommen, eine Veränderung vorerst doch nicht umzusetzen, handelt es sich um eine bewusst getroffene Entscheidung, weil Sie lhre Zweifel ernst genommen haben SIBYLLE TOBLER

Dieser Text ist ein Auszug aus dem aktuellen Buch von Sibylle Tobler: Die Kunst, über den eigenen Schatten zu springen - oder wie Sie Schwierigkeiten bei Neuanfängen meistern.

Klett-Cotta, Stuttgart

2O15,

Kontakt: www.sibyl letobler.com

PSYCHOLOGIE HEUTE 1O,/2O15


Mit ,,Gewinn" bezeichnet Reeder all die positiven und lustbetonten Aspekte eines Projektes oder einer Aktivität -: all das, was uns überhaupt zu einer bestimmten Entscheidung bewogen hat und uns zufrieden macht oder die Erwartungen erfüllt. ,,Kosten" sind die weniger erfreulichen, die anstrengenden oder riskanten Aspekte, die Mühen des Alltags: die Launen des Partners, die Unsicherheit eines Finanzplans, die Überstunden im Job oder die immer wieder nötige Überwindung der Trägheit beim Fitnessprogramm. ,,Investments" sind die materiellen, zeitlichen und psychischen Einzahlungen in eine Sache: Geld, Kreativität, Zuwendung. Sie gehen ganz oder zumindest teilweise verloren, wenn man diese Sache aufgibt. |e höher diese Aufwendungen sind, desto größer ist die

Wahrscheinlichkeit, dass man bei einem Projekt bleibt, selbst wenn die Zufriedenheit vorübergehend auf Tiefpunkte sinkt.

,,Optioneil' bezeichnet den Glauben, dass man eine oder mehrere Alternativen zum eingeschlagenen

Weg hat. Wer einen Job antritt, aber immer noch regelmäßig die Jobbörsen checkt und andere Möglichkeiten im Auge behält, dessen Commitment reduziert sich entsprechend. Wichtig ist, dass man re-

alistisch einschätzt, wie groß die Optionen wirklich sind - und wie wertvoll die gewählte Position. Denn sonst kann sich echtes Commitment nicht entwickeln - also Engagement, Leistungsbereitschaft, Widerstandskraft bei Problemen. Die Commitment-Stärke einer Aktivität ist am höchsten, wenn die Gewinne deutlich größer sind als die Kosten, wenn die Investments hoch sind - und wenn die Optionen gering sind oder ausgeblendet werden.

Damit Letzteres eintritt, damit wir nicht dauernd nachanderen Optionenschielen, selbstwenn derWeg mal steinig wird, arbeitet ein psychischer Mechanismus für uns: Die Nach-Entscheidungs-Diss onanzReduktion (post-decisional dissonance reduction). Damit bezeichnen Kognitionspsychologen die Gewohnheit, die guten Seiten der getroffenenWahlund die Nachteile anderer Optionen zu betonen: Wer einen VW Golf gekauft hat, hebt immer wieder die Verlässlichkeit, Robustheit und Geräumigkeit des Wagens hervor und sieht in der Sportlichkeit oder Eleganz anderer Marken nicht so wichtige Eigenschaften. Die Dissonanzen, also die inneren Widersprüche, die vor einer Entscheidung im Kopf rumoren - ,,robust, aber nicht sportlich" oder umgekehrt:

,,sportlich, aber reparaturanfällig" -, werden durch

psvcsorocrd HEUTE rol2or5

Der Zwiespalt nach einem Entschluss: Vorher wollfe ich nur aber nu n muss ich auch! eine unbewusste oder bewusste Ausblendung der anderen Möglichkeit vermindert. So einfach, wie sich das anhört, funktioniert die Dissonanzreduktion aber nicht immer und nicht bei allen Entscheidungen. Heidi Reeder hat die psychischkognitive Dynamikvon Optionen und deren Einfluss

auf das Commitment intensiver untersucht und ist auf einige komplexere Zusammenhänge gestoßen: ,rWas wäre, wenn ..." Häufig malen wir uns andere Optionen in den schönsten Farben aus, wenn wir in der gegenwärtigen Lage gerade gefrustet sind oder etwas Wichtiges fehlt etwa Autonomie, Abwechslung oder Anerkennung im Iob, oder Zärtlichkeit und Geduld beim Partner.

Die Forschun g zeigt, dass imaginierte Vorteile von

Alternativen das Commitment genauso absenken können wie reale. Das ist vor allem der Fall, wenn sich unsere Vergleiche auf irreale Maßstäbe stützen.

Eine Untersuchung mit 400 verheirateten Paaren brachte ein verstörendes Ergebnis: Alle Teilnehmer konsumierten häufig Seifenopern, romantische Serien oder scripted reality-Formate wie Bachelor/Bachelorette, in denen es um Liebe, Leidenschaft und

Herzschmerz geht. Die Teilnehmer unterschieden sich jedoch darin, ob sie diese fiktiven Darstellungen ftir modellhaft und halbwegs real hielten. Wer dies in hohem Maße tat, gab in vertraulichen Befragun-

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TITE L

gen an, immer wieder einmal mit Alternativen zu

derzeitige Beziehung commited fühlte, neigte dazu,

liebäugeln. Das Commitment dieser Fernsehgucker

die Fragen nach der Attraktivität, der (vermuteten) Intelligenz und dem Humor der zu beurteilenden Person erheblich negativer zu beantworten. Diejeni-

war deutlich fragiler, weil sie haufig tiber potenzielle andere Partner fantasierten. ]e enger wir eine Bindung entwickelt haben, je mehr wir in sie investiert haben, desto resistenter sind wir gegen die Versuchung anderer Optionen. Wer sich von Anfang an Hintertürchen aufhält und weiter sucht - etwa in Datingportalen oder Jobborsen -, wird selten genügend in die getroffene Wahl investieren. Auch wenn er sich vormacht, das ,,Sichmal-Umsehen" schade ja nicht und sei eher ein amüsanter Zeitvertreib - er bleibt mental ,,auf dem Sprung". Commitment erfordert die bewusste Konzentration auf den eingeschlagenen Weg. ,,Das interessiert mich

nicht"

Der Psychologe Rowland Miller hat Versuchsperso-

nen durch Zeitschriften blättern lassen, vorgeblich um die Wirkung von Printwerbung zu untersuchen. In Wirklichkeit hat er gemessen, wie lange die Probanden an Fotos oderAnzeigen mit attraktiven Vertretern des jeweils anderen Geschlechts hängenblieben. Resultat: Die Teilnehmer, die in einem anderen Test als hochengagiert in ihrer derzeitigen Partnerschaft eruiert worden waren, blätterten signifikant schneller weiter, nachdem sie die Anzeige mit dem sexy Unterwäschemodell bewertet hatten, während sich die wenig Engagierten solche Fotos deutlich Iänger zu Gemüte führten. Fazit: Wer sich für ein Projekt, einen Plan, einen Partner entschieden hat, sollte sich darauf mit einer gewissen AusschlieJ3lichkeit konzentrieren - und keinen Plan B in der Tasche haben. Denn schon die Existenz eines Plans B bedeutet, so meint Heidi Reeder, dass er eines Tages auch realisiert wird. Wenn aber andere Optionen nicht zu übersehen oder auszublenden sind, wenn man also )obangebote erhält oder heftig angeflirtet wird, dann hilft es, diese Optionen abzuwerten und das hohe Commit-

ment zum gewählten Projekt aufrechtzuerhalten. In

einer Serie von Experimenten an der University of North Carolina sollten Versuchspersonen ein vermeintliches Profil einer Onlinedatingbörse beurteilen, nämlich eine körperlich sehr attraktive Person des jeweils anderen Geschlechts. Alle Versuchsteil-

nehmerwaren in einerfestenBeziehung, undeswurde ihnen gesagt: ,,Wir wissen, dass Sie selbst keinen Partner suchen, es geht uns nur um Ihr Urteil über dieses Profil." Auch in diesem Experiment wurde vorher die Starke der partnerschaftlichen Bindung erfasst. Resultat: Wer sich in hohem Maße an seine

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gen, die in ihre Partnerschaft viel investierten, schätz-

ten dieses ,,Angebot" also deutlich geringer als die weniger Gebundenen. Das systematische Abwerten von Alternativen ist für Hochengagierte eine Wahrnehmungsgewohnheit, ein verinnerlichter Mechanismus: Kommt für mich nicht infrage! Allerdings muss diese Haltung tatsächlich fest in einer inneren Motivation verankert sein - denn sonst tritt der ,,Verbotene-Früchte-Effekt" ein: Was man sich versagt und eher zwanghaft ausblendet, weil man Konventionen einhalten will oder negative Konsequenzen für ein,,Abschweifen" fürchtet, wird umso attraktiver. (Erwähnt sei, dass die niedrig engagierten Teilnehmer in dieser Studie sehr häufig von dem Angebot Gebrauch machten, gebührenfrei in die Partnerkartei der Onlinebörse aufgenommen zu werden.)

Verzicht aul future surfing Menschen unterscheiden sich darin, ob sie nach einer optimalen Entscheidung streben - also endlos nach dem allerbesten, tollsten Sofa suchen (der Sozialpsychologe Barry Schwartz nennt sie ,,Maximierer"; oder ob sie auch mit dem zweit- oder drittbesten Sofa der Welt glücklich werden können (Schwartz nennt sie safl sficer, die,,Gut genug reicht mir"-Menschen).

Maximierer tendieren stark dazu, auch nach getroffenen Entscheidungen über die Möglichkeit naches da noch andere Optionen gibt und vielleicht doch nicht die optimale Wahl getroffen haben. Sie,,binden" sich nicht an das gekaufte Sofa, bleiben innerlich auf Distanz zum neuen |ob, lesen in der neuen Wohnung weiterhin die Immobilienanzeigen. Maximierer sind im Grunde unzufrieden

zudenken, dass sie

mit der getroffenen Entscheidung, denn sie rechnen immer damit, dass noch etwas Besseres möglich ist. Diese im Grunde bindungsscheue Haltung nennt Heidi Reeder/u ture surfing-man investiertviel mehr Energie und Zeit in ktinftige, noch bessere Optionen als in bestehende Projekte und Beziehungen. PH LITERATUR

Heidi Reeder: Commit to win. How to harness the four elements

of commitment to reach your goals. Hudson Street Press, New York 2O14 Ba

rry Schwa rtz: An leitu ng

zu r U nzuf rieden he it. Wa ru m wen

iger

glücklicher macht. UIlstein, Berlin 2OO6

PSYCHOLOGTE

HEUTE tOl2O15


PSYCHOLOGIE NACH ZAHLEN

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.ry ACHTSAM IM ALLTAG 7 MYTHEN ÜBER DAS MEDITIEREN Entgegen einem hartnäckigen Vorurteil ist Meditation weder weltabgewandt noch elitär. Meditierenkann jeder. Überall und in jedem Augenblick. Man muss sich da-

sam kann ich sein, wenn ich dusche, esse, telefoniere oder den Müll raustrage. Die Botschaft ist so einfach wie radikal: ,,Der Jetzt, istder

fiir nicht in den Lotossitz quälen, stun-

gegenwärtigeAugenblick, das einzige Augenblick, in dem wir wirklich

denlang ausharren und dazu,,Om" singen.

leben", schreibt Jon Kabat-Zinn. ,,Vergan-

Meditation ist weder esoterischer Hokus-

genes ist vorüber,

pokus noch eine schwierige Technik. Mythen und Missverständnisse über eine

geschehen. Nur die Gegenwart steht uns

Praxis, die einfach ist

-

Zukünftiges noch nicht

zum Leben zur Verfügung."

aber nicht leicht.

MEDITATION IST

AN EINE RELIGION GEBUNDEN

BEIM MEDITIEREN MUSS MAN STUNDEN. LANG SITZEN Die Praxis der Achtsamkeit ist in jeder

Spätestens in den 1970er fahren löste sich die Meditation von ihren religiösen Wur-

Position möglich: beim Sitzen, im Gehen, Stehen, Liegen oder in Bewegung - wie

zeln: Der Mediziner fon Kabat-Zinn entde r University of Massachusetts

etwa beim Yoga, Tai-Chi oder Qigong. Die

wickelte an

ein Gruppenprogramm zur Stressreduktion, das aufdem Prinzip derAchtsamkeit

beruht (Mindfulness-Based Stress Reduction, kurz MBSR). Achtsamkeit - ursprünglich das Herzstückbuddhistischer Meditation - boomt seitdem in der westlichen Welt und hat Eingang in Medizin, Psychotherapie und Wissenschaft gefunden. Um Achtsamkeit zu praktizieren, muss niemandeine Kirche, einen Tempel oder Meditationsraum besuchen. Acht30

MBSR-Kurse bestehen aus drei Teilen: Sitzmeditation, Yoga und dem sogenannten Body-Scan, bei dem die Teilnehmer auf dem Rücken liegen und mit ihrer Aufmerksamkeit durch den Körper wandern. Gehmeditation heißt, bei jedem Schritt spüren, wie die Füße den Boden berühren.

,,Mit den Füßen die Erde küssen", nennt Mönch und Zenmeister Thich Nhat Hanh. Das ist ,,kein Gehen, um anzukommen, sondern nur um zu gehen'. das der vietnamesische

MEDITIEREN MACHT HAPPY Nach seiner Scheidung begann Chris mit dem Meditieren. Er wollte inneren Frieden verspüren und die schmerz-

haften Erfahrungenvergessen. Doch während der Übungen kamen Verzweiflung,

Trauer, Wut und Erinnerungen wieder hoch. Er blieb trotzdem dran, und mit der Zeit lernte er, diese schwierigen Gedanken und Gefühle auszuhalten und mit ihnen zu arbeiten, statt sie zu verdrängen. ,,Geduld und Durchhaltevermögen sind notwendig", schreibt seine Therapeutin

Harvard Klienten, Medical Schoolin Boston. ,,Für die sich diesen Unannehmlichkeiten nicht stellen möchten, ist Achtsamkeit wahrscheinlich nicht geeignet." Meditation ist Susan Pollak, Psychologin ander

wahrnehmen und loslassen. ,,Es geht da-

rum, sich mit seinen Gedanken nicht zu identifizieren, sondern sie als das zu erkennen, was sie sind: mentale Ereignisse, die vorübergehen", sagt der Psychologe |ohannes Michalak, Professor an der Universität Witten/Herdecke. Meditation macht nicht auf Knopfdruck glucklich. Doch nach ein paarWochen entfaltet sich oft eine heilende Wirkung: ,,MBSR hilft PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O15


MEDITATION IST EINE ENTSPANNUNGS. TECHNIK

nachweislich bei Angsterkrankungen oder

Essstörungen und schützt bei Depressionen oder Suchterkrankungen vor Rückfallen", berichtet Michalakauch aus seinen eigenen Forschungen. Bei gesunden Teilnehmern steigt das seelische Wohlbefinden.

MEDITIEREN IST MÜHSAM Beim Meditieren gibt

es

nichts zu

tun. Außer zu sein, wie man gerade ist. Vom Aktionsmodus in den Seinsmodus umschalten, nennen das Meditationsleh-

rer. Der altbekannte Satz ,,Sitz nicht so rum, tu doch was!" wird ins Gegenteil verkehrt: ,,Tu doch bitte mal nichts ! " Einfach nur Geist und Körper beobachten, ohne einzugreifen - dafür muss man sich nicht anstrengen, muss keine bestimmten Ziele oder Zlstände erreichen. Es gilt nur, diese Entscheidung zu treffen, immer wieder: meine Aufmerksamkeit auf den Augenblick richten. Ietztl Dafür braucht es allerdings eine gewisse Disziplin. Denn unser Geist ist ger,tohnt, abzuschweifen, sich Sorgen zu machen und ständig über Zukünftiges und Vergangenes nachzudenken. ,,Wenn du hundertmal abschweifst, kehre hundertmal zurück ", sagt Michalak, der seit mehr als 20 ]ahren me-

MEDITIEREN IST EINE EINSAME ANGELEGENHEIT Viele Menschen möchten nicht allein sein,

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Meditation k ann zwar at tiefen Entspannungszuständen führen, doch Entspannung ist nicht das Ziel. ,,Entspannung entsteht als Nebenprodukt regelmäßiger Übung", schreibt Jon Kabat-Zinn. Es gilt, alles wahrzunehmen, was da ist - auch Anspannung im Körper, Aufgeregtheit, Angst und Unruhe-, ohne diese Empfindungen verändern zu wollen. In den Neurowissenschaften wird Meditation als eine Art Training für den Geist verstanden, das mit der Zeit bestimmte Hirnregionen positiv beeinflusst und sogar die Hirnalterung verlangsamt.

II

I

BEIM MEDITIEREN eeln Es uMs ATMEN

, Der Atem dient tatsächlich ott ais ,,Anker", um sich das Hier und Jetzt zu vergegenwärtigen. Schließlich atmen wir immer, nur ist es uns meistens nicht be-

wusst. ,,Durch unsere Einstimmung auf den Atem, das ,Ein' und ,Aus', bringen wir Körper und Geist zusammen", schreibt Zenmeister Thich Nhat Hanh. Doch der Fokus derAufmerksamkeit kann sich auch zum Beispiel aufeinen Satz, aufdie uns umgebenden Geräusche oder auf eine

Körperempfindung richten. Die erste

ditiert.

fürchten die Stille, haben Angst, von Geftihlen übermannt zu werden, oder können sich einfach nicht motivieren. Gemeinsam in einer Gruppe zu meditieren kann Halt geben, es entsteht ein Geist von Verbundenheit. ,,Die meisten von uns bevorzugen es, auch mit einem Lehrer verbunden zu sein, der inspirieren und nähren kann", schreibt die amerikanische Psychologin und Meditationslehrerin Susan Pollak. Johannes Michalak berichtet von einem, der das Meditieren schon aufgeben wollte - bis er seinen Lehrer bei einer Mahlzeit beobachtete. ,,Die vollkommene Ruhe, mit der er aß, überzeugte ihn." PSYCHOLOGIE HEUTE']O/2O15

Die neuesten Geheim rezepte der Ü berzeugu ngsprofis

Achtsamkeitsübung bei den MBSR-Kursen ist die,,Rosinenübung": Die Teilnehmer betrachten, ertasten, riechen, schme-

cken eine Rosine - als ob sie ein solches Objekt noch nie in ihrem Leben gesehen

hätten. Das ist der,,Anfängergeist", mit dem sich das Leben entfaltet, Augenblick ANKE NOLTE ftir Augenblick.

LITERATUR UND INTERNET

t

HUBER heißt ietzt

flogrete

/ Noah J. Goldstein / Cialdini Überzeugen mit einfachen Kniffen zor5. 288 Seiten, gebunden € 29.9s Steve J. Martin

Robert

B.

auch als E-Book erhältlich

Cialdini und Co. zeigen anhand eindrücklicher Fa llbeispiele, dass man mit sehr einfachen Kniffen überzeugen kann wenn man weiß, wie es geht. Das Autorenteam zeigt in 50

kurzen Kapiteln, die auf Fallbeispielen beruhen, wie kleine Kniffe beim Überzeugen große Wirkung erzielen. Denn genpu darauf kommt es an: mit wenig Einsatz möglichst viel an Veränderung zu erzielen.

Thich Nhat Hanh: lch pflanze ein Lächeln. Arkana,

2007 Jon Kabat-zinn: Gesund durch Meditation. Das große Buch der Selbstheilung mit MBSR. Knaur, Mün-

Fortsetzunt

ies weltweitet

chen 20l3

BestselleYs

Psycholo! "Die überzeuge

Johannes Michalak, Thomas Heidenreich, J. Mark G. Williams: Achtsamkeit. Fortschritte der Psychotherapie, Band 48. Hogrefe, Göttingen 2012 Susan Pollak: Seven myths about meditationi A one-size approach doesn't fit all. Psychotherapy Networker, Yärz/ April 2015

www.ve

rl a g-ha n s h u

www.dasgehirn.info, Schwerpunkt Meditation

HUBER

ber. com I 85524


Schlafen Siegut! Ein Drittel unseres Tages verschlafen wir. Normalerweise. Doch vielen Menschen ist eine ungestörte Nachtruhe nicht vergönnt. Sie haben Einschlaf- oder DurchschlafstÖrungen. Die Folgen für die Gesundheit können gravierend sein. Grund genug, von ,,superschläfern" das Schlafen zu lernen VON RICHARD WISEMAN

ie

Statistiken sind erschütternd. Umfragen zeigen, dass ein Drittel der

der Nacht herauszuholen, macht sie besonders glückIich, erfolgreich, produktiv und gesund. Um an das

Erwachsenen nicht den Schlafbekommen, den siebrauchen, unddass

Geheimnis einer großartigen Nachtruhe heranzukommen, untersuchte ich diese Superschläfer und kombinierte dann meine eigenen Ergebnisse mit der j ahrzehntelangen Arbeit von Schlafforschern aufder ganzen Welt. Die Resultate zeigen, dass eine großartige Nachtruhe aus der Befolgung einfacher Empfehlungen und Techniken in fünf wichtigen Bereichen herrührt. Diese Techniken können sowohl von Personen angewendet werden, die Schwierigkeiten mit dem Schlafen haben, als auch von solchen, die an sich kein Schlafproblem haben, sondern ganzeinfach einen qualitativ besseren Schlaf genießen wollen.

die überwältigende Mehrheit der Kinder übermüdet zur Schule kommt. Diese Epidemie des Schlafentzugs hat katastrophale Auswirkungen auf unser Leben. Übermüdung ist jedes Jahr für Tausende tödlicher Autounfälle verantwortlich. Schlechte Schlafgewohnheiten senken auch die Produktivitat, verhindern Lernen, zerstören Beziehungen, verkrampfen das kreative Denken und schwächen die Selbstkontrolle. Jüngste Forschungen weisen darauf hin, dass schlechter Schlaf bei Erwachsenen auch mit Depressionen und Übergewicht verbunden

ist und bei Kindern für einen Großteil der Sympto-

Heißen Sie die Dunkelheit willkommen

mit dem Aufmerksam-

Ihr Gehirn produziert weniger von dem schlafindu-

keitsdefizitsyndrom verknüpft sind. Das Schlimmste ist jedoch, dass sogar schon ein geringer Schlafmangel eine schadliche Wirkung auf die Gesundheit haben kann und mit einem gesteigerten Risiko für Herzkrankheiten, Diabetes, Bluthochdruck und frü-

zierenden Hormon Melatonin, wenn IhreAugen dem

me verantwortlich ist, die

hen Tod einhergeht. Es ist also dringend notwendig, dass jeder sein

volles Quantum Schlafpro Nachtbekommt. Wie die Forschung zeigt, gibt es,,Superschläfer". Diese Menschen genießen fast jede Nacht ihres Lebens eine gute Nachtruhe und wachen fast immer völlig ausgeruht

auf. Ihre beeindruckende Fähigkeit, das meiste aus

'32

1.

Licht ausgesetzt sind. Man unterschätzt dabei leicht die starken Auswirkungen, die das Licht am Abend auf Ihr Gehirn haben kann. Die Forschungzeigt, dass einbloß einstündiger Kontakt mit mäßig hellem Licht in der Nacht die Melatoninkonzentration im Gehirn auf Tagesniveau absenkt. Deshalb sollten Sie dafür sorgen, dass Sie in Ihrem Wohn- und Schlafzimmer indirektes Umgebungslicht nutzen und vor dem Schlafengehen nicht plotzlich ein besonders helles Licht in Ihrem Bad einschalten. Obwohl jede Art von Licht dazu führt, dass Sie sich nicht mehr schläfPSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O']5

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Ja, ein warmes Bad

einem langweiligen Saal herumgehen, während erne andere Gruppe eine Besichtigungstour machte. Obwohl jede Gruppe denselben Energieaufwand hatte, waren diejenigen, die dabei neue Eindrücke sammel-

macht wirklich schläfrig! Vielleicht hat es mit der Korpertem perat ur zu tu n

ten, weitaus müder. Wenn Sie also gut schlafen wol-

len, verlassen.sie Ihr Haus und machen Sie einen ausgiebigen Schaufensterbummel, eine Besichtigungstour oder besuchen Sie ein neues Museum oder eine neue Galerie.

3. Unmittelbar vor dem Zubettgehen rig fühlen, hat die Forschung gezeigt, dass Licht am blauenEndedes Spektrums Siebesonders starkwachhält. Leider strahlen Computerbildschirme, Tablets,

Smartphones, Flachbildschirme und LED-Lampen allesamt große Mengen dieses blauen Lichts ab. Sie sollten also den Kontakt mit blauem Licht in den Stunden vor dem Zubettgehen möglichst vermeiden'

Iichen Tageszeiten ausgiebige Bäder nehmen und beobachteten, wie sie nachts schliefen. Bäder, die am

Morgen oder am Nachmittag genommen wurden, hatten so gut wie keinen Effekt auf den Schlaf. Die-

2. Was Sie tagsüber tun sollten Beim Schlafgeht es nicht nur darum, rvas in derNacht geschieht. Superschläfer haben oft errvähnt, dass viele ihrer Tagestätigkeiten den Zrveck hatten, ihnen beim Einschlafen in der Nacht zu helfen. Denken Sie

darüber nach, die folgenden Ideen in Ihren Tagesab-

laufzu integrieren: Halten Sie keinen zu langen Mittagsschlaf. Wenn Sie Schwierigkeiten mit dem Schlafen in der Nacht haben, könnte es sein, dass Sie einfach nicht besonders müde sind.

Verschaffen Sie sich Bewegung. Wissenschaftler haben Hunderte von Studien durchgeführt und untersucht, ob Menschen, die sich tagsüber körperlich bewegen, in der Nacht besonders gut schlafen. Im Iahr 2010 überprüfte Matthew Buma nvon der Stanford UniversirT diese Aussagen und gelangte zu dem Schluss, dass bestimmte Arten körperlicher Bewegungtatsächlich schlaffordernd sind. Um jedoch Ihre Chancen, nachts gut einzuschlafen, möglichst zu maximieren, müssen Sie einmal pro Woche mindes-

tens zweieinhalb Stunden lang eine mäßig aerobe Aktivität oder mindestens eine anderthalbstündige schweißtreibendere Übung ausführen. Außerdem zeigten die Studien, dass körperliche Bewegung etwa sechs Stunden vor dem Schlafengehen besonders gut

jenigen Teilnehmer, die am Abend oder unmittelbar vor dem Schlafengehen ein Bad genommen hatten, verbesserten dagegen ihre Schlafqualitat spürbar. Die Wissenschaftler sind sich zwar nicht ganz sicher' warum ein Bad vor dem Schlafengehen so wirksam ist,

doch viele glauben, dass es ausschließlich mit der Körpertemperatur zu tun hat. Nachforschungen haben gezeigt, dass die Körpertemperatur unmittelbar vor dem Einschlafen leicht abfallt. Wenn Sie in einer Wanne voll warmem Wasser liegen, wird Ihre Körpertemperatur künstlich erhöht, und wenn Sie dann fällt diese Temperatur plotzlich an Ihren Körper, dass Sie ein Signal sendet ab und bereit zum Schlafen sind. aus dem Bad steigen,

Oft haben Menschen Schwierigkeiten mit dem Einschlafen, weil sie sich über ein Problem aus ihrem Leben Sorgen machen oder darüber nachdenken, was sie am nächsten Morgen tun müssen. Können ein einfacher Bleistift und ein Stück Papier das Problem vielleicht lösen? Colleen Da r ney vom Medical C ent er der Duke University warb eine Gruppe von freiwilligen Versuchspersonen mit Schlafproblemen an und

verteilte sie nach dem Zufallsprinzip auf zwei Gruppen. Vor dem Schlafengehen wurde jede Gruppe gebeten, eine Liste zu schreiben, die mindestens drei

war. Einige der neueren Arbeiten deuten darauf hin, dass sowohl Yoga als auch Tai-Chi Ihnen dabei helfen werden, eine gute Nachtruhe zu finden.

Dinge enthalten sollte, über die sie sich Sorgen machten. Die Versuchspersonen in einer der beiden Gruppenwurden auch dazu ermuntert, etwas aufzuschrei-

Beschäftigen Sie Ihren Geist. Der Schlafforscher |im Horne von der Loughborough University ließ ei-

ben, das sie tun konnten, um das Problem zu lösen. Die Versuchspersonen wurden dann gebeten, ihre Liste in der Mitte zufalten und sie auf ihren Nacht-

ne Gruppe von Versuchspersonen den ganzen Tag

'34

Die halbe Stunde vor dem Zubettgehen ist für die Qualitat Ihres Schlafs sehr wichtig. Nutzen Sie diese Zeit sinnvoll, indem Sie einige der folgenden Techniken ausprobieren: Mehrere Schlafforscher ließen ihre Versuchspersonen im Namen der Wissenschaft zu unterschied-

in

PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2015


tisch zu legen. Diejenigen, die darüber nachgedacht hatten, wie sie mit der Lösung ihrer Probleme beginnen könnten, waren zur Schlafenszeit entspannter. Wenn Sie also eine gute Nachtruhe genießen wollen, legen Sie einen Notizblock neben Ihr Bett, und bevor Sie einschlafen, machen Sie eine Liste dessen, was

Ihnen im Kopf herumgeht und wie Sie es anstellen könnten, diese Probleme zu lösen. Wenn Sie dazu neigen, wach zu bleiben und darüber nachzudenken, was Sie am nächsten Tagzu tun haben, können Sie

den Notizblock auch nutzen, um eine To-do-Liste zu erstellen.

Die meisten Menschen wissen, dass sie vor dem Zubettgehen auf große Mahlzeiten und Koffein verzichten sollten, sind sich aber nicht bewusst, welche

Arten von Nahrungsmitteln und Getränken schlaffördernd sind. Die wissenschaftlichen Empfehlungen sind unkompliziert. Erstens: Widerstehen Sie der Verlockung eines Schlaftrunks. Obwohl die Forschung zeigt, dass selbst eine geringe Menge Alkohol

schneller einschlafen lässt, führt sie auch zu einem unruhigeren Schlaf, erhöht die Wahrscheinlichkeit Sie

des Schnarchens und stört Ihre Träume. Zweitens zeigt die Forschung, dass Sie Ihre Chance aufeine gute Nachtruhe erhöhen können, indem Sie eine klei-

Portion (weniger als 200 Kilokalorien) eines Nahrungsmittels essen, das reich an Kohlehydraten ist ne

ein paar Kekse, eine Scheibe Toast, einen kleinen Muffin, eine Banane oder eine kleine Schale Voll-

-

kornmüsli.

Mal auf dem Bauch, mal auf der Seite: Der Autor und Psychologe Richard Wiseman demonstriert die verschiedenen Schlaf-

positionen

WAS IHRE SCHLAFSTELLUNG ÜEEN SIE VERNAT Welche der folgenden Schlafstellungen kommt der am nächsten, die Sie beim Einschlafen am liebsten einnehmen? Volle Embryonallage: Sie liegen auf der Seite, wobei lhr Körper fast ganz zusammengerollt ist. lhre Beine sind an den Knien gebeugt, und lhre Knie sind zu lhrem Kinn hochgezogen. Häufig wird lhr ganzer Körper zu einer Kugel zusammengerollt sein und sich um einen Gegenstand, etwa ein Kopfkissen krümmen.

Halbe Embryonallage: Sie liegen auf der Seite, wobei lhre Knie halb angezogen sind.

Königslage: Sie liegen auf dem Rücken.

Bauchlage: Sie liegen mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett, häufig haben Sie die Arme über lhrem Kopf und die Beine ausgestreckt, wobei die Füße etwas auseinander liegen.

PSYCHOLOGTE

HEUTE lOl2O15

Forschungen zeigen, dass die meisten Menschen eine dieser vier Stellungen einnehmen und dass diese Körperhal-

tungen tatsächlich mit bestimmten Persönlichkeitstypen verknüpft sind: Menschen, die die volle Embryonallage einnehmen, neigen dazu,

ängstlich, emotional und unentschlossen zu sein und allzu empfindlich auf Kritik zu reagieren. Die halbe Embryonallage findet sich bei Menschen, die gut angepasst sind, ein versöhnliches Wesen haben, zugänglich für Kompromisse sind und nur selten extreme Positionen

vertreten. Die Königslage ist mit Selbstvertrauen, Offenheit, Aus-sich-Herausgehen und der Suche nach aufregenden Empfindungen verbunden.

Menschen, die in Bauchlage mit dem Gesicht nach unten schlafen, zeigen in der Regel eine Tendenz zu Starrheit und Perfektionismus. Die Forschung hat auch gezeigt, dass diejenigen, die keine bevorzugte Schlafhaltung haben, ein starkes Be-

dürfnis nach Aktivität haben, herausfordernde Arbeit genießen und sich nur schwer entspannen können. Allerdings: Die Assoziationen zwischen der Schlafhaltung einer Person und ihrer Persönlichkeit sind ziemlich schwach, und viele Wissenschaftler nehmen sie nicht wirklich ernst. lch vermute, dass das insbesondere für jene Forscher 9ilt, die selbst dazu neigen, in Bauchlage zu schlafen

...

RICHARD WISEN4AN

35


7

4. Wie man einschläft Einem alten Sprichwort zufolge soll man sich, um

mit Freunden oder brechen zu einem unglaublichen Abenteuer in einem Fantasieraumschiff auf.

schneller einzuschlafen, eine endlose Reihe von Schafen vorstellen, die über einen Zaun htipfen, und die

Oder gähnen Sie. Gähnen hat etwas Magisches. Wenn Sie sich verhalten, als ob Sie schlafrig wären,

Tiere zählen. Leider wurde diese besondere Technik

werden Sie müde. Um diesen sonderbaren Effekt auszunutzen, lassen Sie Ihre Augen herabhängen, Ihren

nie einer wissenschaftlichen Prüfung unterzogen. Arbeiten von Stephen Haynes von der Southern lllinois UniversifT deuten jedoch darauf hin, dass sie Menschen tatsächlich beim Einschlafen helfen kann. Haynes bat sowohl Leute, die an Schlaflosigkeit lir ten, als auch gute Schläfer, beim Einschlafen halbwegs

schwierige Kopfrechenaufgaben durchzuftihren (etwa in Dreierschritten von hundert rückwärts zählen). Diejenigen, die keine Schlafprobleme hatten, brauchten länger als gewöhnlich, um einzunicken, wohingegen die an Schlaflosigkeit leidenden Personen tat-

sächlich schneller einschliefen. Wenn Sie nicht gut

im Rechnen sind, versuchen

Sie, sich eine Kategorie

auszudenken (wie beispielsweise,,Länder" oder,,Obst

und Gemüse"), und suchen Sie dann nach einem Beispiel dieser Kategorie für jeden Buchstaben des Alphabets (2.B. ,,Albanien" für A, ,,Bulgarien" für B oder ,,Apfel" für A und ,,Banane" für B). Andere Arbeiten, die in dieselbe Richtung gehen, deuten darauf hin, dass es weit angenehmere Methoden zum Einschlafen gibt, die nichts mit Schafen zu tun haben. In einem Experiment ordnete Allison Harvey, die jetzt an der University of Californialehrt, an Schlaflosigkeit leidende Personen nach dem Zufallsprinzip einer von drei Gruppen zu und gab jeder der Gruppen zur Schlafenszeit unterschiedliche An-

weisungen. Eine Gruppe wurde gebeten, sich eine Situation vorzustellen, die sie angenehm und entspannend fanden, einer anderen Gruppe wurde gesagt, dass sie versuchten sollten, ihre Sorgen und Befürchtungen zu vergessen, und die dritte Gruppe erhielt überhaupt keine Richtlinien. Die Ergebnisse waren außerordentlich. Die an Schlaflosigkeit leidenden Personen, denen überhaupt keine besonderen

Anweisungen gegeben worden waren, brauchten über eine Stunde zum Einschlafen, wohingegen diejenigen, die versuchten, Ihre Sorgen zu vergessen, etwas mehr als vierzig Minuten brauchten. Die Versuchspersonen, die gebeten wurden, sich angenehme Gedanken zu machen, nickten schon nach etwas mehr

zwanzig Minuten ein. Um diese Technik anzuwenden, versuchen Sie, in Ihrem Kopf eine wunderbare Fantasiewelt zu erschaffen. Vermeiden Sie jegliche Vorstellung, die zu aufregend oder sexuell erregend ist. Stattdessen planen Sie vielleicht Ihren perfekten Urlaub, stellen sich vor, was Sie mit einem Lotteriegewinn täten, denken an einen tollen Abend als

'36

Mund offen und ein Schweregefühl sich in Ihren Armen und Beinen ausbreiten. Sinken Sie in Ihr Bett, als ob Sie einen langen und ermüdenden Tag im Büro gehabt hätten. Täuschen Sie auch ein- oder zweimal ein Gähnen vor. Kurz: Bringen Sie Ihren Körper daz,t, zu denken, es sei Zeit zum Schlafengehen. Der Mediziner Niall Broomfield von der Universität von Glasgow stellte sich die Frage, ob eine gewisse umgekehrte Psychologie nicht genutzt werden könnte, um Menschen beim Schlafen zu helfen. Broomfield stellte zwei Gruppen von Probanden zusammen und überwachte zwei Wochen lang ihren Schlaf. Eine Gruppe wurde gebeten, jede Nacht zu versuchen, so lange wie möglich wach zu bleiben, während die andere Gruppe keine besonderen Anweisungen erhielt. Diejenigen, die versuchten, wach zu bleiben, ftihlten sich zur Schlafenszeit weniger besorgt und berichteten, dass sie schneller einschliefen. Wenn Sie also einschlafen wollen, versuchen Sie,

wach zu bleiben! Denken Sie jedoch daran, dass Sie sich auf die Kraft Ihres Geistes verlassen müssen. Sie

dürfen zwar Ihre Augen offenhalten, aber

es ist

kein

Lesen, Fernsehen oder Umherbewegen erlaubt.

5. Wenn Sie nachts aufwachen Manche Menschen leiden an Durchschlafstörungen, rvachen in der Nacht auf und haben dann Schwierigkeiten, wieder einzuschlafen. Folgende Techniken helfen, um schnell wieder einzuschlafen: Stehen Sie auf. Wenn Sie plötzlich aufgewacht sind, weil Sie sich an etwas erinnert haben, das Sie am nächsten Tag tun müssen, schreiben Sie sich einfach Ihren Gedanken auf und versuchen Sie, wieder einzuschlafen. Wenn Sie jedoch länger als zwanzig Mi-

nuten wach sind, empfehlen die meisten Schlafforscher, aufzustehen und irgendeine

nichtstimulieren-

Tätigkeit auszuüben. Obwohl viele Menschen ein Buch oder eine Illustrierte lesen, empfiehlt Jim Horne eine Tätigkeit, die Sie angenehm und entspannend finden und die Ihre Hände sowie Ihren Kopf beansprucht. Horne rät, an einem Puzzle oder Kunstprojekt zu arbeiten. Für was Sie sich auch immer entde

scheiden, meiden Sie helles Licht und Computerbild-

schirme. Und wenn das Problem später in der Nacht wieder auftritt, klettern Sie einfach wieder aus dem Bett und lenken sich nochmals ab. PSYCHOLOGIF HEUTE 1O,/2015


Wenn lhnen nachts ein Vorsatz durch den Kopf geht: Schreiben Sie ihn auf, dann kann der

Wenn Sie wach im Bett iiegen und unruhig werden: Denken Sie daran, dass Sie mit großer Wahrscheinlichkeit mehr Schlaf bekommen, als Sie meinen. Forschungen zeigen, dass wir alle in der Regel unterschätzen, wie groß der Anteil der Nacht ist, den wir im Schlaf verbringen. In einer Studie maß Allison Harvey von der University of California in Berkeley beispielsweise, wie viel Zeit an Schlaflosigkeit leidende Personen tatsächlich schlafen, und verglich

Geda n ke Ru he geben

diese Zeit dann mit der Zeit, die diese Personen ihrer eigenen Ansicht nach geschlafen hatten. Die ,,SchlafIosen" waren überzeugt, dass sie durcl-rschnittlich nur

drei Stunden pro Nacht geschlafen hätten, während sie in Wirklichkeit durchschnittlich ehersieben Stunden schliefen.

Der Psychologe |eremy Mercer von der Flinders Univer sity in Südaustralier-r lud an Schlafl osigkeit lei-

dende Personen in sein Schlaflabor ein, weckte sie aus ihrem REM-Schlaf auf und fragte sie, ob sie gerade geschlafen hätten. Erstaunlicherweise glaubten viele der Versuchspersonen, dass sie hellwach gewesen seien, obwohl sie fest schliefen, was die faszinierende Möglichkeit aufwirft, dass sie in-r Grunde

träumten, wach zu sein. Auch wenn Sie nicht schlafen, tut es Ihnen gut, sich einfach nur im Bett zu entspannen. Anstatt sich aufdas Einschlafen zu konzentrieren, probieren Sie doch rnal eine eir-rfache Entspannungsübung, um die Auszeit richtig auszunutzen. Eine der wirkungsvollsten Übungen beginnt damit, dass Sie Ihre Zehen et-

an, während Sie sich an Ihrem Körper nach oben arbeiten, indem Sie Ihre Beine, Arme, Hände, Brust, Schultern und Ihren Kopf für kurze Zeit an- und dann wieder entspannen. |ahrelang hat sich die Selbstverbesserungsbewegung auf das Wachleben der Menschen konzentriert. Die Wissenschaft vom Schlaf deckt auf, wie jeder das Beste aus dem verbleibenden Drittel des Tages herausholen kann. Es ist an der Zeit, die Nacht zurückzufordern und das Leben zu verbessern, während Sie

tief und fest schlafen.

Richard wiseman studierte Psychologie und war anschließend an verschiedenen Universitäten täti9. Heute leitet er das Forschungszentrum der Psychologischen Fakultät an de( University of Hertfordshire. Sein aktuel les B uch Superschlaf ist soeben bei

wa zehn Sekunden lang anspannen und sie dann wieder entspannen. Wenden Sie dasselbe Verfahren

S. Fischer. Frankfurt am Main erschienen (Übersetzung: Jürgen Schröder). Dieser Text ist ein Auszug aus diesem Buch. Wir danken dem Verlag f ür die Abdruckgenehmigung.

Ein Zeugnis großer Mensch I ich keit

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Bisher unveröffentlichteTexte des Psychotherapeuten und Begründers der Logotherapie, Viktor E. Frarrkl, spiegein eindrucksvoll die ungebrochene Bereitschaft, jeder Krisensitua tion im Leben mit der Frage nach dem ,,Wie?" zu begegnen, Vor dem Hintergrund seiner Erinnerungen an die Zeit nach der Bef reiung aus dem Konzentrationslager bekommt diese Haltung eirte rreue Dit'nensiorr,

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Freiwiilrg. Selbstausbeutung Viele Arbeitnehmer arbeiten heute wie Selbständige: engag iert, eigenvera ntwortl ich, autonom. Eine positive Entwicklung mit Pferdefuß, meint der Psychologe Andreas Krause. Er sieht neben Chancen für den Einzelnen auch die Gefahr der,,interessierten Selbstgefährdung"

Viele Angestellte arbeiten auch abends - selbst dann, wenn die Firma diesen Einsatz gar nicht ei nforde rt

38

PSYCHOLOGIE HEUTE ]O/2O]5


a

mehr Autonomie ist ein Fortschritt. Die indirekte Steuerung hat durchaus Vorteile: Arbeit und Familie lassen sich besser vereinbaren, die lähmende Kontrolle durch Vorgesetzte fallt weg. Aber es geht darum, zu verstehen, dass die Neuerungen eben auch Risiken bergen: Normale Mitarbeiter arbeiten wie

Herr Professor Krause, Sie haben beobachtet, dass Arbeitnehmer heute scheinbar freiwillig übermotiviert arbeiten und dabei ihre Gesundheit gefährden. Sind das Einzelfä!le? Nein. Das ist ein neues Phänomen, wir nennen

es

,,interessierte Selbstgefährdung". In unseren Befra-

gungsstudien haben

wir gehauft festgestellt,

Unternehmer oft euphorisch und ohne sich Grenzen zu setzen. Oder sie stehen unter einem diffusen Druck, den sie nicht einordnen können. Damit man sich gerade nicht manipuliert fühlt, wäre esein erster Schritt, sich klarzumachen, dass Unternehmen das traditionelle Spiel verlassen haben. Und dass im neuen Spiel komplett andere Mechanismen greifen. Können Sie noch einmalgenau erklären, was das

dass

mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer zur Arbeit gehen, auch wenn sie sich krank ftihlen. Oder an den

Wochenenden und abends arbeiten, obwohl das auf Dauer die Gesundheit gefahrdet. Das Überraschende: Dieser Einsatz wurde von Firmenseite nicht ge-

fordert. Manchmal vertuschen Mitarbeiter ihr immenses Arbeitspensum sogar.

neue, autonomere Spiel ausmacht?

Wie kann es sein, dass Arbeitnehmer mehr arbeiten, als sie off iziell müssten? Sind diese Menschen

Der Philosoph Klaus Peters, einer der Ersten, die über indirekte Steuerung geschrieben haben, veranschau-

zu ehrgeizig? Das hat vor allem mit der Art zu tun, wie Unterneh-

licht das oft mit der Metapher ,,Pistolen versus Krokodile". Im alten Spiel gab es autoritäre Führungskräfte, die ,,mit der Pistole in der Hand" die Mitar-

men heute organisiert sind. Die alten Hierarchien,

in denen ein Chef die Mitarbeiter direkt steuert, ha-

beiter antrieben. Diese sollten gehorchen, loyal sein. Dafür hatten sie mit dem wirtschaftlichen Druck im Unternehmen nichts zu tun. Im neuen Spiel wird jeder Mitarbeiter mit dem Erfolg und Misserfolg der

ben vielfach ausgedient. Stattdessen wird eine ,,indirekte Steuerung" etabliert: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bekommen mehr Autonomie, können sich etwa ihre Arbeitszeit frei einteilen. Führungskräfte interessieren sich dann oft nicht mehr für den Arbeitsprozess. Ihre Haltung: ,,Mirwurscht, wie ihr es macht. Mich interessiert nur das Ergebnis." Das

Firma konfrontiert. Die Führungskraft tritt in den Hintergrund. Dennoch nimmt der gefühlte Druck zu, denn der Markt rückt dem Mitarbeiter auf die Pelle. Wie ein Krokodil liegt er in jedem Großraumbüro, macht in Form von eiligen Kundenwünschen oder Zielvereinbarungen Druck. Das Drängen des Marktes geht quasi kommentarlos auf den Einzelnen

klingt locker, aber letztlich verschiebt sich die Verantwortung. Die Mitarbeiter müssen selbst schauen, wie und in welcher Zeit sie ihre Aufgaben schaffen. Entstehen Engpässe, arbeiten sie deshalb härter, auch ohne Anweisung.

über.

lst das nicht absurd? Man könnte doch auch ruhi-

Wir streben nach Eigenverantwortung und Autono-

Wirtschaftlichen Druck, Deadlines und Kunden' wünsche gab es aber doch schon immer... Der Unterschied ist, dass der Mitarbeiter damit im neuen System allein ist. Er fuhlt sich für das Errei-

mie. Wenn Arbeitgeber diese Bedürfnisse berücksichtigen, verändert sich unsere Motivation. Wir ftih-

chen der Ziele verantwortlich, sucht selbständig Lösungen, wenn etwas schiefläuft. Wenn das misslingt,

len uns euphorisch, energiegeladen, stolz,wenn etwas

ftihlt er sich schuldig. Im alten System konnte man

ger arbeiten, weil man nicht mehr kontrolliert wird.

S j i I E o I I i '

gelingt. Aus diesem Antrieb leisten Mitarbeiter viel, oft zu viel. Letztlich agieren sie beinahe wie Selbständige: Aus Studien geht hervor, dass Freiberufler mehr arbeiten, sich dabei aberwohlfühlen und eine höhere Zeitsouveränität erleben. Andererseits haben sie Schwierigkeiten, Arbeit und Privatleben zu trennen, oft gibt es Hinweise aufeine gesundheitliche Verausgabung. lst die,,indirekte Steuerung" eine Manipulations-

technif? Mitarbeiter denken, sie hätten mehr Freiheit, aber die Unternehmen wollen letztlich nrr, dass sie härter arbeiten? Diese Sicht ist zu negativ. Die Entwicklung hin zu PSYCHOLOGIEHEUTE 1Ol2O15

Prof, Dr, Andreas Krause arbeitet als Dozent für angewandte Psychologie an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Seine Arbeitsschwerpu n kte sind betriebliche und schulische Gesundheitsförderung, innovatives Gesundheitsmanagement sowie U nternehme nssteuerung und psychische Belastungen.

noch sagen, der bl<ide Chefhat das angeordnet, oder sich direkt ,,oben" über zu viel Arbeit beschweren. Jetzt weiß man oft gar nicht mehr, wen man für seinen Druckverantwortlich machen kann, wohin man sich wenden soll. Also versucht man weiter, den Stress

in Eigenregie zu verringern. Eine Strategie ist die Selbstgefahrdung, also man arbeitet, obwohl man krank ist oder eigentlich frei hat. Sind diese Bewältigungsmechanismen denn immer schädlich? Kann es nicht auch okay sein, mal am Wochenende zu arbeiten? Ich würde nicht sagen: Keiner darf je am Wochenende oder abends arbeiten. Als begrenzte Phase oder

39


Notlösung geht das. Es gehört bei Arbeitsplätzen mit großen Freiräumen oder viel Verantwortung sicher auch mal dazu. Als Dauerlösung taugt die Strategie aber nicht, denn man wird krank davon. Wer häufiger am Wochenende oder abends arbeitet, sollte sich klarmachen, dass er möglicherweise im Druck der indirekten Steuerung steckt. Es hilft, sich haufi-

zufragen; Will ich dieses Spiel eigentlich mitmachen oder will ich gegensteuern? Angenommen, man arbeitet in einem Unternehmen, in dem die neuen Spielregeln gelten. Sollte man die Führungskraft trotzdem auf den Stress, den man hat, ansprechen? Auf jeden Fall. Es muss in den Firmen wieder Orte geben, an denen man darüber spricht, wie man mit Druck umgehen soll und will. Die gibt es im neuen System nicht automatisch, stattdessen wird oft nur darüber gesprochen, wie noch effizienter gearbeitet werden kann. Ein Mitarbeiter sollte aber zu seinem Chef oder seiner Chefin gehen können, wenn der Druck zu groß wird oder Engpässe entstehen. Und: Zielvereinbarungen, die unrealistisch waren, dürfen verändert werden. Auch Teamkollegen sollten sich ger

Gerade zum selbst-

bestimmten Arbeiten gehört auch, dass ich auf mich selbst achte: Was tut mir gut?

zusammensetzen und besprechen : Wie gehen wir mit Stress um? Was können wir tun, um uns zu unterstützen?

Wir haben festgestellt,

dass sich

oft schon

durch regelmäßige kurze Gespräche Gefühle von Vereinzelung und Ohnmacht verringern. Würden Sie empfehlen, die Verantwortung für ganze Proiekte wieder an die Führungsebene zu-

rückzuspielen? Nein, das wäre ein Rückschritt. Passender wäre es, wenn Mitarbeiter auf ihre neue Eigenverantwortung noch aktiver zugehen würden. Nach dem Motto: WennschonAutonomie, dannrichtig. Dasheißt: Ich arbeite selbstbestimmt, gerade deshalb achte ich auf mich. Und wenn ich mich belastet fühle, kläre ich das. In den neuen Führungsformen hat der Wille des Einzelnen ja einen ganz anderen Stellenwert. Im alten System haben wir unserenWillen untergeordnet, ietzt sollen wir ihn ftir die Ziele der Firma einsetzen. Um sich von dieser Fixierung zu lösen, hilft es, sich bei der Arbeit bewusst immer wieder die Frage zu stellen ,,Was will ich? Was finde ich sinnvoll? Was tut mir gut?" und danach auch zu handeln. So löst man sich mehr von der Frage: ,,Was will meine Führungs-

BIN ICH BETROFFEN? An folgenden Anzeichen können Sie eine interessierte Selbstgefährdung bei sich selbst erkennen:

.

Stimulierende Substanzen einneh-

Arbeit kommen

gegenüber Dritten (Arbeitgeber,

men, um in Schwung zu kommen

Auf sinnvolle Regeneration nach Erkrankung verzichten Länger als 1'l oder'12 Stunden pro Tag arbeiten - ohne dass das ange-

legen) verschwei gen Ein schlechtes Gewissen haben, wenn man krank ist Risiken eingehen (zum Beispiel falsche Angaben in ControllingSysteme eintragen), um die Erreichung seiner Ziele nicht zu gefährden Fachliche Qualität der Arbeit (Kundenorientierung) zugunsten des ökonomischen Erfolgs vernachlässigen Bei der Arbeit auf Dinge verzichten, die man eigentlich als wichtig und sinnvoll erlebt (sich etwa in Gesprächen ausreichend Zeit für Kunden oder Kollegen nehmen) Sich bei ausgleichenden Freizeitaktivitäten wie Kinobesuchen, Sport oder Ahnlichem zugunsten der Arbeit einschränken

.

oder lange durchzuhalten Beruhigungsmittel einnehmen, um sich entspannen oder schlafen zu

. frotz Krankheit arbeiten, krank .

. . . . . . .

.

zur

. . .

ordnet ist Zugunsten der Arbeit auf Kurzpausen im Laufe des Tages verzichten Auf die Mittagspause verzichten oder am Arbeitsplatz nebenbei

.

ESSEN

Am Wochenende oder an Feiertagen arbeiten Spätabends oder frühmorgens von zu Hause aus arbeiten Teile des Urlaubs nicht nehmen, Urlaubstage oder Überstunden verfallen lassen

Auf Arztbesuche verzichten beziehungsweise diese nach hinten ver-

.

.

schieben Eine unbezahlte,,freiwillige" Mehrarbeit gegenüber Dritten ver-

schweigen

40

.

Eigene Leistungseinschränkungen Kol

können. Falls Sie eine dieser Verhaltensweisen zeigen, sollten Sie im Detail prüfen:

. .

.

Gibt es typische Situationen, in denen Sie sich so verhalten? Was sind die Vorteile (persönlicher Nutzen, zum Beispiel zufriedene Kunden, finanzieller Bonus) sowie Nachteile (persönliche Kosten, etwa Schlaf probleme) dieses Verhaltens? Stellen Sie den persönlichen Nutzen und die Kosten gegenüber Möchten Sie das selbstgefährdende Verhalten reduzieren? Was müssen Sie dafür in Kauf nehmen?

Auf Familienaktivitäten verzichten (zugunsten der Arbeit) PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O15


kraft, meine Organisation, mein Kunde?"

So

wird

einfacher, die eigene Gesundheit zu schützen, und man kann im neuen System oft auch sinnvoller ares

beiten. Es ist allerdings nicht leicht, auf Führungskräfte zuzugehen und Kritik an Zielen und Zeitplänen zu üben.

Das stimmt. Um das hinzubekommen, braucht man

eine gesunde Distanz zum Tagesgeschäft und möglichst viel Selbstbewusstsein. Persönlichkeiten, die so eine Mischung mitbringen, kommen mit dem neu-

en System besser zurecht als Getriebene, die ihr Selbstwertgefühl insgeheim von positiven Rückmeldungen bei der Arbeit abhängig machen. Ich glaube aber, dass alle Mitarbeiter sich mehr in Souveränität üben können. Häufig stecken wir in der Arbeitswelt auch selbst zu stark im alten vorauseilenden Gehorsam fest. Wenn wir etwa sofort aufjede Anfrage der Kollegen unddes Kunden reagieren, obwohles durchaus Spielräume gibt. Oder wenn wir denken, wir dürften an einem Zeitplankeine Kritiküben, obwohl im Unternehmen mitdenken erwünscht ist. Es geht

darum auszuprobieren, wo man eigeneVerhaltensweisen aus dem alten Spiel ablegen kann. Aber sind Chefs in dem Punkt nicht auch ambiva' lent? Sie wünschen sich zwar eigenständige Mitarbeiter, wo!len aber trotzdem die Kontrolle be' also auch

halten? Tatsächlich vermischen sich bei vielen Führungskräften Ansprüche aus altem und neuem Spiel. Viele setzen auch einen widersprüchlichen Mix aus Manage-

menttools ein: Oft behaupten Chefs etwa, dass sie den Beschäftigten komplett freie Hand lassen, wenn nur die Umsätze stimmen. Andererseits gibt es aber in der gleichen Abteilung ein aufwendiges

Berichtswesen. Alles, was

Mit-

arbeiter tun, muss für den Chef schriftlich fixiert werden. Das frisst Zeit, hat aber mit Auto-

nomie nichts zu tun. Solche Widersprüche im System machen Mitarbeiter krank.

wievieleUnternehmen arbeiten denn heute mit mehr Mitarbeiterautonomie und indirekter

I

Steuerung?

il &

o

Elemente dieser neuen Managementform werden heute vermutlich fast überall eingesetzt. Wenn wir als Forscher oder Berater in die Unternehmen gehen, finden wir unterschiedliche Ausprägungen, Strukturen und Belastungen der indirekten Steuerung' In PSYCHOLOGIE HEUTE IOl2015

41


-

der Praxis sehen wir Firmen, in denen die Vorteile der neuen Freiheiten bereits genutzt werden, und solche, in denen negativer Druck dominiert und dem-

entsprechend viel selbstgefährdendes Verhalten.

Welche Art der Umsetzung gefährdet denn nach-

weislich die Mitarbeiter? Es gibt ein paar Vorgehensweisen, die quasi immer zu Stress und Selbstgefahrdung führen: Wenn Unternehmen sehr auf Benchmarking setzen, also Zahlen verschiedener Niederlassungen oder Teams miteinander vergleichen und daraus neue Ziele für alle ableiten, macht das enormen Druck. Noch belastender sind sogenannte ,,dynamische Ziele", wenn beispielsweise die Geschaftsleitung explizit erwartet, dass jedes Jahr 10 Prozent mehr Umsatz erwirtschaf-

Beschäftigte orientieren sich am Druck des Marktes, verausgaben sich für ihre Ziele und fühlen sich schuldig, wenn sie die Arbeit nicht bewä!tigen

Niemand interessiert sich mehr für die Arbeitsbedingungen und Anstrengungen der Mitarbeiter. Was raten Sie Arbeitnehmern, die ihre Arbeits-

stunden und Überstunden nicht mehr aufzuschreiben brauchen? sollten es trotzdem tun. Und die FührungskräfProjektleiter auch damit konfrontieren. Also klar sagen: Guck hier, so viele Stunden arbeiten wir. Eine mögliche Lösung für die Überstunden des Einzelnen wäre ein Freizeitausgleich. Oder man schaut Sie

te oder

sich gemeinsam an, welche Aufgaben der Mitarbeiter abgeben könnte. Oft finden sich so schnell Lösungen.

Und noch etwas:Wenn Führungskräfte sich wirklich dafür interessieren, wie ihre Mitarbeiter arbeiten, ob sie klarkommen, was sie leisten, dann ist allein das

tet wird.

schon ein gesundheitsfördernder Faktor.

Die f lexible Arbeitszeit scheint dagegen ein Fort-

Wie sehr hängen lhrer Meinung nach die hohe Burnoutrate hierzulande und die Zunahme der indirekten Steuerung zusammen?

schritt in Richtung Gesundheit und Autonomie zu sein. Was stimmt: Es gibt verlässliche Zahlen, dass Menschen sich in Betrieben wohler fühlen, wenn sie sich

die Arbeitszeit einteilen dürfen. Offenbar schützt es die Gesundheit, wenn man in seinem natürlichen Rhythmus arbeiten kann. Gehen die Firmen aber

Wir glauben, dass die indirekte Steuerung der Hauptgrund der Gesundheitsgefährdung und der Selbstgefahrdung ist. Dieser Mechanismus führt dazu, dass Menschen sich am Druck des Marktes orientieren

noch einen Schritt weiter und verzichten garz auf die Erfassung der Arbeitszeit - wie es gerade in der

und sich für ihre Ziele verausgaben. Und sich sogar schuldig fuhlen, wenn sie die Arbeit nicht bewältigen. Es wird heute viel über äußere Ursachen für Burnout

Schweizdiskutiertwird-,

gesprochen : von Globalisierung und Beschleunigung.

gerät etwas aus dem Gleich-

gewicht. Plötzlich gibt es wieder mehr Menschen, die krank zur Arbeit gehen, die Stimmung im Betrieb wird schlecht. Denn wenn keiner mehr nachweisen

kann, wie viel er gearbeitet hat, und das auch niemanden mehr interessiert, fällt das unter ,,unsichtbare Arbeit". Diese führt laut unserer neusten Studie zur Entsolidarisierung unter Kollegen. Keiner ist mehr bereit, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen, die Stimmung wird eisig, der Stress nimmt zu. Können Sie ein konkretes Beispiel für ,,unsichtbare Arbeit" geben? Viele soziale Einrichtungen und Bildungsträger arbeiten projektbezogen über Fördermittel. Gelder werden für einige fahre beantragt, für bestimmte Ziele eingesetzt. Die Zielvorgaben müssen akribisch eingehalten werden, alles muss belegt werden. Gleichzeitig versuchen viele Träger, die Projektkosten niedrig zu halten, um den Zuschlag zu bekommen, kalkulieren die Personalkostenvon Anfang an zu knapp. Die Mitarbeiter arbeiten häufig viele Stunden, die nicht aufgeschrieben werden können und im Abschlussbericht unter den Tisch faIlen. Die Projektmanager reden nicht öffentlich darüber, man will ja beim nächsten Mal wieder Gelder bekommen. Der nicht beabsichtigte, aber folgenreiche Nebeneffekt:

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Auch wenn diese Einflüsse natürlich Fakt sind - sie erklären noch nicht, warum Mitarbeiter sich so stark danach richten. Was ist mit der Technisierung und Digitalisierung,

deren stressige Wirkung überall beschrieben wird? Die Option, sich E-Mails zu schreiben und tageweioder sogar dauerhaft ortsunabhängig zu arbeiten, ist doch eigentlich ein Vorteil, ein Fortschritt für den se

Arbeitsalltag. Erst wenn man diese Möglichkeit mit der indirekten Steuerung koppelt, wird die Fülle der E-Mails zum Stressor. Das Gute daran: Wenn nicht die Technik an sich das Problem ist, sondern die Organisationsstruktur, können wir als Arbeitspsychologen etwas daran ändern. Dann können wir Hebel und Ansatzpunkte finden, um etwas zu ändern.

Am Beispiel von E-Mails: Wie können wir den Druck ganz real reduzieren? Der Druck, dauernd erreichbar zu sein, entsteht

durch subtile soziale Mechanismen. Vielleicht schreibt ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin abends erne eilige E-Mail, ein anderer antwortet da-

rauf. Viel-

\


7

(G*,

FERNHOCHSCHULE The lVobile University

Ieicht konnte dadurch ein eiliger Kundenwunsch bearbeitetwerden. So setzt sich im Team implizit die Idee durch: ,,Wer abends E-Mails beantwortet, hat die Nasevorne." Nachkurzer Zeitwird es stillschweigend zur neuen Norm, dass engagierte Teammitglieder abends E-Mails beantworten. Ein einziges klärendes Gespräch genügt, die Entwicklung wieder zurückzudrehen. Man tauscht sich mit Kollegen und Führungskraft aus, stellt sich die Frage: Wollen wir wollen wir stattdessen? Die einfache Regelung ,,Wer will, schreibt abends E-Mails, aber nach 19 Uhrbrauchtkeinermehrsein Postfach zu checken' nimmt den Druck sofort raus. Ich erlebe häufig, dass das? Was

neue Vereinbarungen

im Gespräch schnell gefunden

SORGEN SIE FUR GESUNDHEIT PRAVENTION UND GESUNDHEITSPSYCHOLOGIE

(M.SC.)

sind. Das geforderte Maß an Selbstverantwortung ist

aber wirklich enorm hoch. Meiner Meinung nach ist

es

ein entscheidender Punkt,

wirklich zu akzeptieren. Keine Führungskraft, kein Betriebsrat diese neue Selbstverantwortlichkeit

kann heute zuverlässig verhindern, dass ich mich selbst verausgabe. Das System der indirekten Steuerung gibt

es

einfach nicht mehr her, dass jemand von

oben alles sieht und ändert. Der Druck des Marktes ist so nah am Einzelnen, dass wir die ersten Schritte

nur selbst machen können. Wir sollten lernen mitzugestalten, uns um unsere Anliegen zu kümmern und unsere Arbeitssituation auszuhandeln, Grenzen zu setzen, auf uns zu achten. Wenn wir das im Berufsalltag ernst nehmen, ist sehr viel gewonnen. PH INTERVIEW: ANNE OTTo

PSYCHOLOGIEHEUTE'IO/2015

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STUDIEN-PLATZ

SO ROT WIE EINE REIFE FRUCHT ielen erschien esweiß-golden, an-

dere wiederum schworen auf blau-schwarz. Vor einigen Monaten diskutierten Millionen Internetnutzer

eifrig über die Farbe eines Hochzeitskleides, das als Foto ins Netz gestellt worden war. Wieso, fragten sich viele, sehen wir Farben so unterschiedlich? Des Rätsels Lösung präsentierten

kürz-

lich Forscher in der Fachzeitschrift Current Biologyl: Das Gehirn nimmt Farben unterschiedlich waht je nachdem ob die Aufnahme im Schatten oder im SonnenIicht gemacht wurde. Fallen auf ein Objekt im Schatten nur wenige Sonnenstrahlen,

interpretiert

es das Gehirn vieler Men-

schen trotzdem als gelblich.

Daher sah zumindest ein Drittel der 1400 Probanden, vor allem Frauen und ältere Menschen, ein weiß-güldenes Kleid. Mehr als die Hälfte sah dagegen Blau und Schwarz. Einfluss auf die Farbwahrnehmung hat wahrscheinlich auch der blaue Himmel, der uns dazu verführt, Dinge gelblicher zu sehen, als sie sind.

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Rot weckt die Aufmerksamkeit und wirkt erotlsch. Blau hingegen ist für die meisten Menschen einfach nur schön. Psychologen erforschen, wie wir Farben wahrnehmen und empfinden, wie sie unsere Stimmung und selbst den Geschmack beeinflussen VON ANGELIKA FRIEDL

Viele Psychologen, Philosophen und Biologen haben schon über die Wirkung

von Farben nachgedacht und geforscht. Bereits Goethe behauptete in seiner Farbenlehre, dass Gelb, Orange und Zinnoberrotheiter und aktivmachen. Vor allem Rot steht im Fokus des wissenschaftlichen Interesses. Rot scheint für unsere Spezies

Art Signalfarbe zu sein. Evolutionsforscher vermuten, dass es für Vor- und eine

Frühmenschen von Vorteil war, reife rote Früchte auf Anhieb erkennen. Tatsächlich können wir uns relativ gut an die Farbe eines Objekts es

erinnern, wenn

rot oder gelb ist. Das zeigten Christof

Kuhbandner und sein Team vom Institut für Psychologie der Universität Regensburg in mehreren Studien.2Bei der Farbe Blau waren die Ergebnisse der Studienteilnehmer nur mittelmäßig, und bei

Grün erwies sich das Gedächtnis als besonders lückenhaft. Dabei machte es kei-

nen Unterschied, ob die Probanden versuchten, sich die Farben bewusst zu merken, oder sie nur nebenbei wahrnahmen. PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O15


die besseren Leistungen erbrachten. Zu kreativeren Lösungen verhalf ein blauer

Rot wird oft mit Erotik und Anziehur-rg

verbunden. Es ist daher keine große Überraschung, dass Frauen in roten Kleidern

Hintergrund.

die größte Wirkung auf Männer haben, wie die US-Psychologen Andrew Elliot und Dar.riela Niesta von der Universität

gen der Universität Mainz testeten in

vor-t Rochester herausfernden.

reren Experir.r-renten den Einfluss der Be-

Farben beeinflussen sogar unseren Gesch mackssi n n. Wal.r rneh n-rungspsyci-rolo-

'

meh-

Das gilt umgekehrt offenbar auch. In

leuchtung bei Weintrinkern.': Bei einem

einer anderen Studie von Elliot bewerteten Frauen die Fotos von Männern in roten T-Shirts und rnit rotem Hintergrund

Test tranken zum Beispiel 230 Versucl-rs-

personen zwei Gläser desselben Weins,

einmal bei roter und einmzrl bei blauer Beleuchtur-rg. Bei rotem Licht kam der

erotisch anziehend. " Gleichzeitig sprachen sie ihnen auch einen höheren Statr.rs als

t, ar

Weir.r den Testern ungefähr anderthalb-

rnal fruchtiger ur.rd süßer vor als bei bläulichern Urngebungslicht. Rot und Aggressionen: Viele Studien beschiiftigten sich mit dieser Verknüp-

zu. Für Sportler scheint es eber.rfalls vorteilhaft zu sein, ein rotes Trikot zu tragen. Zumindest wenn sie einen Kampftport betreiben. Englische Psychologen ar.ralrsierten nach den Olympischer-r Spielen

fung, die har.rfig nachgewiesen wurde. Erst kürzlich zeigten arnerikanische und deut-

2004 die Resultate von Box-, Teakwor.rdo-

-z

r-

x

-

\\rissenschaftler in Studien mit insVersuchspersonen, dass feindlich gesinnte Menschen die Farbe Rot tendenziell haufiger wahrnehmen als fried-

und Ringkän-rpfen. Hier wurden den

sche

Sportlern vor dem Kampf die Farben Rot oder Blau zugelost. Das Ergebnis war relativ eindeutig. Die Sportler mit roten Tri-

gesarr-rt 376

kots gewannen zwei Drittel der Kämpfe.

lichere Zeitgenossen.

Blau wie der Himmel

Weiß wie der Tod

Viele Menscher-r lieben Blau. Das zeigt bei-

Bei alldem gilt es allerdings zu bedenken:

Jungs sind die Bildungsverlierer

spielhaft eine Studie britischer Forscher

Ftir nichtrvestliche Kulturen haben Farben oft eine ganz andere Bedeutung. So sehen manche afrikanischen Stämme Rot als Unglücksfarbe, Grün ist in ]apan die Farbe der Liebe. Im Westen steht Weiß für Reinl-reit, in vielen Teilen Asiens gilt es

der Nation! Birgit Cegier Steiner

der Universität von Newcastle.: Mehr als

200 Befragten, darunter 37 Chinesen, wurden immer zwei färbige Rechtecke gezeigt, unter denen sie ihre Lieblingsfarbe auswählen sollten. Die bläulichen Farbtöne siegten. Die weiblichen Studienteilnehmer - auch die Frauer.r aus China bevorzugten daneber.r aber auch rötliche Farbtöne beziehungsweise Pink oder Violett. Warum Blau so positiv wirkt, ist unklar. Vielleicht assozieren wir die Farbe n-rit der Weite eines blauen Hin-rmels und mit klarem Wasser. Aber Blau fördert offenbar auch kreative Leistungen. In einer Studie der Wisser.rschaftler Ravi Mehta und Rui Zhu von der Ulriversität von British Columbia in

jedoch

a1s

:

Farbe der Trauer und des Todes.

Aber auch in hiesigen Breiten sind so n-ranche Studien und Theorien über Farbrvirkungen mit Vorsicht zu betrachten, wie

Andreu, Elliot kürzlich erläuterte.'i: Wich-

tig ist zun-r Beispiel die sogenannte Farbvalenz, also der Ton, die Sättigung und die Beleuchtung einer Farbe. Menschen können viele Millior-ren Farbvalenzen unterscheiden, Farbexperimente müssen da-

her gut kontrolliert sein und rnit exakt

kalibrierten Ceräten arbeiten.

Vancouver mussten über 600 Probanden verschiedene Aufgaben lösen. Die Teilnehn.rer arbeiteten am Computer mit entEs zeigte sich, dass

in

ihrem Buch

Kindergarten, Schule und Zuhau-

se, die die Bedürfnisse gerade von Jungen berücksichtigt und sie ihren Neigungen und Fähigkeiten entsprechend fördert und fordert. Außerdem verrät sie, was Fußball mit Erziehung zu tun hat. Birgit Cegier Steiner ART6ERECHTE HALTUNG Es ist Zeit für eine jungengerechte Erziehung 256 Seiten / Klappenbroschur €17,99 (D) / c r8,5o (A) / CNF. 24,5o ISBN 978-3-51 9- o7 095-7

Rot die Auf-

n.rerksamkeit erhöht, weil die Teilnehmer

in den ar-rschließenden Gedächtnistests

Die Ouellenangaben zu diesem Studien-Platz fin-

den Sle im lnternet: www.psychologle-heute.de/ I

iteratu

r. GUTERSLOHER

PSYCHOLOGIEHEUTE IOl2O]5

eine

jungengerechte Erziehung für

Auch :lls [-Book erhältiich

weder biauem, rotem oder weißen-r Hin-

tergrund.

fordert

VERLAGSHAUS


i{

fr

t

BistduFreund oder bist du Feind? Zwei Fremde begegnen sich. ln Sekundenschnelle begutachten sie einander und bilden sich ein erstes Urteil. Wie verlässlich ist dieser frühe Eindruck? Und warum sollten sie ihn fairerweise überprüfen? VON YVONNE VAVRA

ür den ersten Eindruck gibt

es keine zweite Chance, sagt der Volksmund.

wir uns

selbst sehen", schreibt die So-

genügt ein Augenblick, ein Millisekun-

neuen Buch No One Understands You and What to Do About 1r (Niemand versteht Sie und was Sie dagegen tun können). Uns müsse klar sein, dass unse-

den währender kurzer Kontakt, um sich ein Bild von

re Worte und Handlungen ständiger Interpretation

einer Person zu machen. Besonders fatal: Das schnel-

le erste Urteil ist dauerhaft und ziemlich resistent gegen neue Informationen, die die womöglich un-

unterliegen, die aber meist vollkommen unfundiert und unvollstandig ist. Laut Halvorson sind wir alle,,kognitive Geizhäl-

gerechtfertigte Meinung korrigieren könnten. Und ungerechtfertigt ist diese oft. ,,Wir fallen zwei Annahmen zum Opfer: dass andere uns vorurteilslos wahrnehmen und dass sie uns

se": Wenn wir einen Menschen kennenlernen, setzen wir dabei so wenig mentale Energie wie möglich ein. Effektive Denkprozesse bestimmen unsere Wahrnehmung, anders wäre die Flut an Informationen

Und wie neuere Forschungsarbeiten zeigen, liegt darin viel Wahrheit. Denn: Es

'46

so sehen, wie

zialpsychologin Heidi Grant Halvorson in ihrem

PSYCHOLOGIE HEUTE IOl2O15


}\ \

gar nicht zu bewältigen' Eine gute Abkürzung zu einer Beurteilung ist zum Beispiel das Phänomen der

Bestätigungstendenz: Wenn wir Grund zu der Annahme haben, dass jemand charmant ist - etwa weil ihm dieser Ruf vorauseilt oder weil er auf einem Foto so aussieht -, werden wir Anzeichen dieser Eigenschaft in seinem Verhalten aufspüren, und ist derjenige an dem Tag noch so garstig. Wir tendieren dazu, entweder nicht wahrzunehmen, was nicht zu einer bereits gefassten Meinung passt, oder wir spielen es als

unbedeutend herunter.

Ein Wort aus unserem Mund

-

schon sind

Wirwollen wissen, ob jemand Freund oder Feind ist; wir wollen unsere Ziele erreichen und herausfinEgo.

den, ob uns unser Gegenüber vielleicht dabei helfen kann; undwirwollen unserSelbstbewusstsein schützen. Also sind wir wachsam, Iassen niemanden zu nahe an uns herankommen, der uns unsere Position

wir entlarvt? Stereotype und Vermutungen bieten einen weiteren kurzen Weg zu einer Einschätzung eines anderen Menschen: Zu welcher sozialen Gruppe und Kultur

gehört er, was ist sein Beruf, wie sieht er

Für all diese Wahrnehmungen sorgt der Autopilot, der aber nicht passiv vorgeht, sondern Fragen an die neue Bekanntschaft hat: Hat sie gute Absichten, kann sie mir für irgendetwas nützlich sein oder mir im Weg stehen? Halvorson sagt, dass wir andere bei einem ersten Treffen unbewusst auf diese Weise abscannen. Es geht um Vertrauen, Macht und unser

aus?

Schlimmstenfalls erinnert die Person uns an jemanden, mit dem wir schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Im besseren Szenario setzt der sogenannte Halo-

streitig machen könnte. Ein kompetenter Bewerber kann bei einem selbstbewussten Vorgesetzten aufden

Halo-Effekt bauen. Sitzt ihm beim Bewerbungsgespräch jedoch eine selbstwertschwache Person gegenüber, wird deren Autopilot versuchen, sich die potenzielle Bedrohung vom Hals zu halten. Wenn wir eine Bekanntschaft beim ersten Date

mit einem Kuss auf den Mund begrüßen, sind wir selbst schuld, wenn sie uns fortan

für forsch bis furcht-

Effekt ein, der den Gesamteindruck einer Person aufpoliert. Halvorson schreibt: ,,Wenn Sie eine positive

bar hält. Vielleicht würde uns sogar irgendwann dämmern, warum wir diesen Eindruck hinterlassen ha-

wenn Sie klug, schön, lustig, freundlich und so weiter sind -, dann ist es wahrscheinlich, dass andere noch mehr positive Eigenschaften an Ihnen entdecken'"

ben. Oft aber haben wir keinerlei Einfluss auf das Etikett, daswir aufgedrücktbekommen, undwissen auch nicht, wie hartnäckig es an uns klebt. Schon ein einfaches ,,Hallo" kann den Ausschlag geben: Ein

Eigenschaft haben

psvcrorooti

HEUTE 1ol2ors

-

47


-

und unser Gegenüber

einen besseren Eindruck zu

meint genau zu wissen, was er von uns zu halten hat. Der Psychologe Phil McAleer von der University of S co tlandhat imvergangenen f ahr 64 schottische Männer und Frauen ,,hello" sagen lassen. Er bat sie, einen Text zu lesen, in dem das Wort vorkam, extrahierte es und konfrontierte dann 320 Studienteilnehmer damit. Sie sollten angeben, wie vertrauenswürdig, aggressiv, warm oder liebenswürdig sie die Stimmen fanden. Weitere Eigenschaften, die den Sprechern

verstellen. Mit einiger übung könne man wohl

Wort aus unserem Munde

-

freundlicher und verlässlicher klingen, indem man Tonhöhen und Melodie ma-

nipuliert. Aber Dominanz und Stärke gehörten eher zu den Eigenschaften, die man

zugeschrieben werden sollten, waren Selbstvertrau-

ausstrahlt oder eben nicht. Hier geht es um die Größe

Attraktivität, Kompetenz, Weiblichkeit, Männ-

der Kehle, und McAleer

en,

lichkeit und Dominanz.

glaubt nicht, dass man eine

war faszinierend zu sehen, wie sehr die Teilnehmer in ihren Urteilen übereinstimmten - obwohl sie sich nicht kannten und auch die Stimmen nie vorher gehörthatten', sagtMcAleer.,,Menschen sind sich offenbar einig darüber, welche Stimmen vertrauenswürdig klingen und welche nicht. Das ist großartig, weil es den Blickaufso viele Fragen öffnet: Wie kommt zum Beispiel die allgemeine Vorstellung davon in die Köpfe, was dominant klingt? " McAleers These ist, dass viele Menschen während ihrer Kindheit und des Erwachsenwerdens ähnliche Erfahrun-

bewusst tief gehaltene Stim-

gen machen und Eltern, Schule oder die Gesellschaft,

wurde im vergangenen ]ahr sogar gezeigt, dass sich die ersten Eindrücke voraussagen lassen. Wissenschaftler der University ofYork in England analysierten 1000 Porträtfotos und beschrieben 65 für den ersten Eindruck relevante Züge: Auf welcher Höhe sind die Augen angeordnet, wie weit stehen sie auseinander, welche Kurve schlägt die Unterlippe, wie viel Platz istzwischen Mund und Kinn, wie breit sind die Augenbrauen? Die Charakterbeurteilungen von Testpersonen aufGrundlage der Fotos ordneten sie den drei Kategorien,,Zugänglichkeit",,,Jugendlich-

,,Es

in der

Wahrnehmung formen. Die Ergebnisse der Studie offenbarten auch interessante Unterschiede in der Wahrnehmung von männlichen und weiblichen Stimmen. So assoziierten die Teilnehmer bei den weiblichen Stimmen Wärme und Vertrauenswürdigkeit mit Attraktivität, während sie bei den männlichen vor allem die dominanten als attraktiv empfanden. Allerdings erzielten die sehr dominanten Stimmen allgemein weniger gute Werte auf der VertrauenswUrdigkeit-Warme-Skala. ,,Wenn Sie bei einem ersten Treffen Vertrauen gesie aufwachsen, die

winnenwollen, ist eine Stimme am besten, diewarm und freundlich klingt und in der ein wenig Kompetenz mitschwingt. Aber nicht zu viel, damit Sie nicht zu dominant rüberkommen", rät McAleer. Theoretisch klar, aber praktisch? ,,Für Männer ist es gut, die Stimmlage ein bisschen zu erhöhen. Das klingt wärmer, verlässlicher und deutet auf einen offenen und freundlichen Charakter hin. Bei Frauen scheint die Tonhöheweniger ausschlaggebend zu sein, wichtiger war die Melodie: Unsere Studienteilnehmer nahmen es zum Beispiel als unfreundlichwahr, wenn Frauen ihre Stimme am Ende von Wörtern oder Sätzen erhoben. Frauen, die die Stimme senkten, wirkten hingegen freundlich und kompetent." McAleer ist allerdings unentschlossen bei der Frage, ob es überhaupt möglich ist, seine Stimme für

4A

me lange so halten kann.

Die hohe Übereinstimmung bei der Einschätzung der Stimmen faszinierte den schottischen Wissenschaftler: ,,Man muss eine Person

nicht sehen und hören, um sich ein Bild von ihr zu machen. Man kann ein Urteil auch aufgrund nur eines Signals fallen."

In der Forschung zur Gesichterwahrnehmung

keit/Attraktivität" und ,,Dominanz" zu und entwickelten so ein Modell, das die Beziehungen zwischen den Gesichtszügen und den Kategorien quantifizieren konnte. In jeder Kategorie gab es Gesichtszüge, die von besonderer Wichtigkeit waren. So spielt die Mundgegend offenbar die stärkste Rolle ftir das At-

tribut Zugänglichkeit - eine starke Kurve in der Unterlippe, ein Lächeln also, ist der sicherste Weg, als offen wahrgenommen zu werden. Große Augen wurden besonders oft mit |ugendlichkeit und Attrakti-

vität assoziiert, und als maskulin geltende Gesichtszüge wie hohe oder dunkle Augenbrauen, eine markante Wangenform oder ein getönter Teint lösten Vorstellungen eines dominanten Charakters aus. Was aber tun bei fauler Unterlippe? Muss man sich damit abfinden, lebenslang als unfreundlicher Typ zu gelten? Oder kann man bei nächster GelegenPSYCHOLOGIE HEUTE IOl2015


Große Augen werden mit J ugend I ichkeit assozi iert, und dunkle Augenbrauen

wirken masku lin

heit klarstellen, dass man entgegen allem Anschein ein zugänglicher Typ ist? Das wird wahrscheinlich nicht gelingen. Psychologieprofessor Nicholas Rule von der Univ ersity of To ro nto hatb ereits 2012 gezeigl, dass man der Macht des ersten Eindrucks einfach nicht entkommt. Nicht einmal knallharte Informationen überzeugen uns davon, dass jemandbeispielsweise vertrauenswürdig ist, wenn er eben nicht so aussieht. In Rules Studie erinnerten sich die Teilneh-

mer eher daran, dass eine Person aufeinem Bild vertrauenswürdig aussah, als an die bereits gegebenen

Informationen zu deren Unzuverlässigkeit. Wenn Zeit fehlt, urteilt man nach dem Außeren In einer aktuellen Untersuchungzeigte Rule erneut, dass der erste Eindruck, den man von einer Person nach einem Blick in deren Gesicht hat, selbst Fakten standhält. Diesmal ging es um Männer und die Frage: schwul oder nicht? Rule zeigte 100 Testpersonen

Fotos von 20 Männern und sagte ihnen dann, ob

homo- oder heterosexuell waren. Anschließend wurde das Gedächtnis der Probanden in mehreren Runden getestet, bis sicherwar, dass sie sich einwandfrei gemerkt hatten, welcher Mann an Männern und welcher an Frauen interessiert war. Danach wurden den Teilnehmern die Fotos noch einmal vorgelegt und die sexuelle Orientierung abgefragt. Und siehe da: Die Probanden gingen, wenn sie nur wenig Zeit für eine Entscheidung hatten, nach dem Außeren. diese

Schwul war, wer ihren Vorstellungen von Schwulsein

am ehesten entsprach. Das vorher gelernte Wissen konnte dem nichts entgegensetzen. ,,Mich hat sehr überrascht, dass die Teilnehmer kontinuierlich auf ihren ersten Eindruck zurückfielen, vor allem wenn man bedenkt, wie sehr wir sie vorher gedrillt hattenl ", sagt Rule. ,,Dass dieses Wissen nur Minuten später schon keine Rolle mehr spielte, war bemerkenswert und hat deutlich gemacht, wie sehr wir uns auf unseren ersten Eindruck verPSYCHOLOGIE

HEUTE

1Ol2O]5

lassen." Zeit scheint dabei eine Rolle zu spielen, denn

für ihre Einschätzungen hatten die Probanden unterschiedlich lange Zeit - manche unbegrenzt, andere nur den Bruchteil einer Sekunde. Sobald sie schnelle Entscheidungen treffen mussten, urteilten sie allein nach dem Außeren. ,,Unsere Theorie ist, dass Menschen unmittelbare Wahrnehmungen verarbeiten, bevor sie ihr Wissen aus der Erinnerung miteinbeziehen, um die ursprünglichen Eindrücke zu korrigieren. Es braucht also Zeit, um Wahrnehmungen mit Wissen abgleichen zu können." Zeit - und Motivation. Da wir meistens mental anderweitig beschäftigt sind, müsse man annehmen, dass sich niemand je freiwilligvon seinem ersten Ein-

druck abbringen lässt, sagt Rule. ,,Werden wir nicht explizit aufgefordert, unser erstes Bauchgefühl zu überdenken oder es zumindest mit Vorsicht zu genießen, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir uns ganz auf unsere Sinne verlassen." Sind wir dem machtlos ausgeliefert, oder können wir die Einschätzung unseres Gegenübers nicht doch

in eine positive Richtung steuern? Wer weiß, wie die Wahrnehmung bei einem ersten Eindruck funktioniert und wo die Fehlerquellen bei der Kommunikation in Sachen Vertrauen, Macht und Ego liegen, so Sozialpsychologin Halvorson, könne leicht kontrollieren, wie die eigenen Botschaften beim anderen ankommen. Augenkontakt halten, lächeln, regelmäßig nicken, zuhören und ausreden lassen - so könne man einem Gesprächspartner helfen, die Freundoder-Feind-Frage schnell zu klären. Und entgegen landlaufiger Meinung sagt Halvorson sogar, dass es eine zweite Chance für den ersten Eindruckgibt. Man müsse sich nur sehr viel Mühe geben. Ein Weg fuhre über eine Häufung an Beweisen dafür, dass der erste Eindruck falsch war. So emsig und so lange müsse eine Person das mit ihrem Handeln untermauern, bis sich selbst der größte kognitive Geizhals einer Revision nicht 1änger verwehren kann. PH

LITERATUR

Heidi Grant Halvorson: No one understands you and what to do

about it. Harvard Business Review Press, Boston 2O]5 Philip McAleer u. a.: How do you say "hello"? Personality impressions from brief novel voices. PLOS ONE, 12. Yärz 2014. DOl. 1 0,'1371ljournal.pone.OO90779 Tom Hartley u.a,: f4odeling first impressions from highly variable facial images. PNAS, 111 (32), 2014. DOI: 1O.1073,/pnas. 14098601r1

Nicholas Rule: On the interactive influence of facial appearance and explicit knowledge in socialcategorization. European Journal of Social Psychology, 44 (6),2014,529-535. DOI: 1O.1OO2,/ ejsp.2O43

49


ra

KORPER&S==LE

REDAKTION: THOI'4AS SAUN4-ALDEHOFF

/ §,

l

I

Im Büro stinkt's Büros gelten als nüchterne, geruchsneutrale Orte. Von wegen! In Wirklichkeit sind sie voller Gerüche. Und diese sind nicht durchweg solche der wohligen Sorte. Sie werden von Menschen, Geräten und Einrichtungsgegenständen hervorgerufen und beeindiejenigen, die ihnen werktagelang ausgesetzt sind, auf vielfaltige Weise und beeinträchtigen ihr fl ussen

Es

pier, Staub, Desinfektionsmitteln oder Essen, das am

Schreibtisch verzehrt oder in der Büroküche zubereitetwurde. Ein ganz typischer Geruchwar der nach Kaffee. Für die einen war er ein Signal für eine Pau-

-

aber

und ein Schwätzchen, andere verbanden mit ihm hingegen Frühschichten und durchgearbeitete Nächte. Die meisten Teilnehmer störten sich an diesen Odeurs und fühlten sich von ihnen von der Arbeit abgelenkt. Sie zu vermeiden ist jedoch nicht immer einfach. Abhilfe wird dann etwa mit Raumsprays oder Duftkerzen geschaffen - was nun aber seinerseits nicht jeder als angenehm empfindet. Auch die Büroangestellten selbst produzierten Ausdünstungen. Sie rochen nach Parfüm, Deodorant, Aftershave und Schweiß - oder aus dem Mund. Na-

Ien Ecken und Enden. Verbreitet waren etwa Gerüche, die von Geräten

mern vor allem der Gedanke, selbst unappetitlich zu

'52

Kaffee

auch nach Papier, Staub und Schweiß

se

Wohlbefinden. Die Managementforscherinnen Kathleen Riach von der Mon ash Univer sity in Australien und Samantha Warren von der University of Essex in England haben nun Witterung aufgenommen. Sie baten britische Büroangestellte im Alter von 27 bis 59lahren, über mehrere Tage hinweg zu notieren, welche Gerüche sie in ihren Büros wahrnahmen. In den anschließenden Interviews berichteten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, in Büros gelte die Norm, dass es dort nach nichts riechen dürfe, anders als etwa in einer Fabrikhalle. Doch das blieb ein frommer Wunsch. Tatsächlich müffelte es in den Büros an al-

wie Kopierern und Druckern oder von Möbeln und Teppichen ausgingen. Hinzu kamen solche nach Pa-

riecht nach

Essen und

türlich empfanden die Kollegen

das nicht als ange-

nehm. ,,Trotzdem ertragen es viele Bürotätige, wenn ein Kollege vor sich hinmüffelt, weil es ihnen zu unangenehm ist, ihn darauf anzusprechen", berichten die Autorinnen. Außerst peinlich war den Teilnehriechen.

MARION SONNENMOSER

DOI: 1O.117z0018726714545347

PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2OI5


Männer mit niedrigem Testosteronspiegel sind offenbar depressionsge-

fährdet. Forscher der George Wa shin gt o n (Jnio er sity b efragten 2OO Männer

mit Hormonwerten

an der Schwelle zum Mangel.

56 Prozent berichteten über depressive Symptome, jeder Vierte nahm Antidepressiva. Viele waren übergewichtig. Auch Klagen über Erektionsprobleme, Mattigkeit und Schlaßtörungen traten gehäuft auf. Dol: lO.l1l1/ism.12937

,,Eine falsche Diagnose ist

wie eine falsche Verdächtigung: Sie kann ratlos machen oder verzweifelt, wütend, hilflos, einsam. Oder buchstäblich wahnsinnig. Beziehungen können an nicht entdeckten Krankheiten zerbrechen, und nicht wenige Menschen verlieren aufgrund von nicht richtig diagnostizierten Beschwerden ihre Arbeit und manchmal auch ihren Lebensmut und im Extremfall gar das Leben." Der Marburger Medlz nprofessor JÜrgen Schäfer - bekannt geworden mitseinemclragnost schen Fa lseminar, Dr. Houserevisited" lnseinem Brcn Der Krankheitsermittler. Wte wir Patienten mit mystertösen Krankheiten helfen (Drcemer 2O15)

Wie geht es denNten? Auch in sehr hohem Alter haben die meisten Menschen Freude an ihrem Leben. Allerdings nehmen auch depressive Stimmungen zu. Zu diesem Fazit kommen Forscher der Universität Heidelberg um Markus Wettstein, die 124 allein lebende Frauen und Männer im Alter von 87 bis 97 Iahren über vier Jahre hinweg befragten. Obwohl viele der alten Leute depressive Symptome zeigten, berichteten die meisten während des gesamten Zeitraums über eine vorwiegend hohe Lebenszufriedenheit und Selbstbesti m -

mung. Die Veränderungen im Wohlbefinden während der vier Iahre fielen von Person zu Person sehr unterschiedlich aus. Insgesamt gingen positive Stimmung und das Empfinden von Sinn im Leben leicht zurück. Doch auch die Furcht vor dem Tod war rückläufig, je näher die Befragten ihm kamen. Das Gefühl von Autonomie und Selbstakzeptanz blieb die ganz.e

Zeit über stabil.

DOI: 1O.lo37lpagOoooo3T

PSYCHOLOGIE

HEUTE 1Ol2O]5

trz


-t

7

Alkohol bleibt der Hauptgrund, wenn Autofahrer sich einer' medizinisch-psychologis chen LInter-

Idiotentest" ) unterziehen müss en. 91536-mal wurde diese Begutachtung im suchung

(,,

vergangenen Jahr in Deutschland angeordnet,

in

48 Prozent der Fälle wegen Trunkenheit. Allerdings sind sowohl die alkoholbedingten als auch die Fälle insgesamt leicht rückläufig.

35% der Deutschen haben inzwischen einen Organspendeausweis. Das ergab eine Repräsentativbef ragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Die Bereitschaft zur Organspende, aber auch deren Akzeptanz sei damit in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. www.bzga.de/presse/daten-und-fakten/

Persönlichkeitstyp: Siuter Esser Die Behandlung von Übergewicht könnte effektiver werden, wenn man die Persönlichkeit der Behandel-

ten berücksichtigte. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologen der Universitäten Bamberg und Bochum in einer Zusammenschau von mehr als 70 einschlägigen Studien. Ihre Analysen zeigen, dass Übergewicht, Adipositas und,,Essanfälle" mit bestimmten Persönlichkeitseigenschaften zusammenhängen. Übergewichtige Menschen sind demnach neurotischer, also weniger belastbar und insbesondere impulsiver als Normalgewichtige. Das heißt, es fallt ih-

'54

nen schwer, ihr Handeln an langfristigen Zielen aus-

zurichten. Auch sind die Beleibten eher extra- als introvertiertsowie empfänglich für schnelle,,Belohnungen" wie etwa einen Snack. Gewissenhaftigkeit hingegen erwies sich als Schutzfaktor gegen Übergewicht. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Selbstkontrolle. Verträglichkeit und Offenheit scheinen dagegen nicht mit Übergewicht zusammenzuhängen. DO I i I O.lll 1,/obr.

l

2235

PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O15


7

I

Auf klärungskampa-

gnen über das lmpfen haben bisweilen eine paradoxe Wirkung: Die skepsis nimmt ab doch auch die lmpf bereitschaf t!

Nein, diese Impfungwillich nicht! 43 Prozent der US-Bürger glauben, dass eine

dafür

impfung zu Grippe führen kann - obwohl keine Belege gibt. Auch in Deutschland grassiert die Impfhysterie. Viele Elternlehnen eine Impfung gegen Masern ab, weil sie schadliche Folgen befürchten obwohl die Impfung gut verträglich ist und zuverlässig schützt.

Aufklärungskampagnen zielen oft darauf

Eine Erklärung

Grippees

ab,

über

die tatsächlichen Risiken und den Nutzen von Impfungen zu informieren und solche falschen Vorstellungen zu korrigieren. Doch das kann überraschend kontraproduktiv sein. So gab ein Forscherteam um Brendan Nyh an vom Dartmouth College an 822 Pro banden Informationen der Gesundheitsbehörde wei-

dieMythenüber dieRisikeneinerGrippeimpfung korrigierten. (') Etwa ein Viertel der Teilnehmer stand der Impfung anfangs skeptisch gegenüber. Durch die Aufklärung nahm ihre Angst vor möglichen Gesundheitsrisiken zwar signifikant ab. Doch gleichzeitig waren sie nun deutlich weniger bereit, sich impfen zu lassen. Ahnliches hatten die Forscher in einer Studie zur Masernimpfung mit 1759 Eltern ermittelt.(2) ter,

fern: Menschen halten ofthartnäckig an ihren Überzeugungen fest. Deshalb nehmen sie neue Informa-

tionen verzerrt wahr und suchen aktiv nach Belegen, die ihre bisherige Sichtweise bestätigen. ,,Es könnte sein, dass sich die Impfskeptiker neue Bedenken ins Gedächtnis riefen, nachdem sie die korrigierende Information erhalten hatten - um so bei ihrer Einstellung bleiben zu können", so Nyhan. Um falsche Überzeugungen zu verändern, komme es auf die Aufbereitung der Informationen an, schreiben Stephan Lewandowsky und sein Team von der tJniversity of Western Australia.t3) So sollte vor der Wiedergabe eines ,,Mythos" immer darauf hingewiesen werden, dass eine irreführende Information folge. Diese sollte möglichst selten, die korrekte Information dagegen oft und in kurzer, gut verständlicher Form wiederholt werden. ,,Darüber hinaus ist

günstig, eine gesunde Skepsis gegenüber Gesundheitsinformationen und ihren Quellen zu fördern", es

schreiben die Forscher.

Auchhier frihrte die Aufklärung zu einem Rückgang falscher Befürchtungen - allerdings nahm bei vermeintlich bekehrten Skeptikern die Absicht, ihre

(l)

Kinder impfen zu lassen, signifikant

(3\ Dol:

PSYCHOLOGIE FIEUTE'IO/2O15

ab.

ftir die scheinbar paradoxen Er-

gebnisse könnte die theory of motivated reasoninglie-

CHRISTINE AMRHEIN

DOI: 1O.1O16,/j.vaccine.2Ol4.l1.O17. (2) 10.117 7 /1529]O0612451 o18

Dal

10.1542/geds.2Ol3-2365d

55


a. tta

a a +a4 t ta

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ln der Zeit ihres Eisprungs wirken Frauen auf Männer noch

anziehender als sonst - und das möchten sie auch

Die attraktivst e Zeit des Zyklus Die Natur hat doch vielerlei geschickt und zweckmäßig eingerichtet - meinen jedenfalls die Evolutionspsychologen. So kam eine Reihe von Studien zu dem Ergebnis, dass Männer Frauengesichter genau dann besonders attraktiv finden, wenn die Trägerinnen ihren Eisprung haben, also empfängnisbereit sind. Doch woran erkennen sie das? Ein Team um Hannah Rowland von der University of Cambridge hat nun überprüft, ob womöglich subtile Anderungen der Gesichtsfarbe die fruchtbaren Tage signalisieren.(') 22 ungeschminkte Frauen wurden mindestens einen Monat lang jeden Werktag zur

überhaupt zu registrieren vermag. Die männlichen Betrachter können das leichte Erröten der Begutachteten also gar nicht wahrgenommen haben! Mag sein, dass die Männer im Gesicht der Abgebildeten schlicht Hunger erkannt und daran die Öffnung des Befruchtungsfensters erahnt haben. Denn während dieser Zeit scheinen Frauen weniger zu essen. Die Psychologin Andrea Meltzer von der Soa-

gleichen Zeitin derselben Umgebung mit einer speziellen, sehr farbsensitiven Kamera fotografiert. Und tatsächlich: Ein Computerprogramm, das über die

strebt waren, attraktiv auszusehen.(2) Gleichzeitig re-

thern Metho dist University in Dallas jedenfalls ermittelte mit ihren Kollegen in drei Studien mit insgesamt

mehr als 200 Frauen, dass die Befragten während ihrer empfängnisbereiten Tage ganz besonders be-

Zyklustage hinweg jeweils den gleichen Fotoausschnitt

duzierten die Frauen dann ihre Kalorienzufuhr. Ob das allein am selbstauferlegten Schlankheitsdiktat lag, bleibt allerdings fraglich. Denn: Auch in Tier-

der Wangenhaut analysierte, wurde fündig: Um den

versuchen war beobachtet worden, dass die Weibchen

Eisprung herum war die Haut eine Nuance röter und erblasste dann wieder mit Beginn der Menstruation. Doch nun kommt der Haken: Die Farbveränderungen

um den Eisprung herum weniger Nahrung als sonst

machten nur gut ein Viertel des Schwellenwertes aus, ab dem das menschliche Auge solche Unterschiede

56

zu sich nehmen. (1) Dol: 1O.1371,/journal.pone.Ol3Oo93 Q) DOlt 1o.11 / 7 /0146167 2155857 26

PSYCHOLOGIE HEUTE']O/2015


-

Die erste Fraktion des männlichen Ejakulats, das bei einem Koitus auf die Reise geschickt

tmh hfiut

wird, enthält die Elitespermien. Laut einer Studie an der Ginemed-Klinik im spanischen Sevilla sind diese ersten Spermien beweglicher und haben eine bessere DNA-Qualität als ihre nachfolgenden Kollegen. Die Aufgabe der Nachzügler sei denn auch weniger, das Ei zu befruchten, als potenzielle Spermien männlicher Konkurrenten aufzuhalten.

Mitglied imVFPwsitr: ich mich in der qualifizierten und kompetenten Mitgliederrunde auch mal in eigener Sache beraten lassen kann es wichtig ist, dass unser(e) Beruf(ung) eine gute öffentlichkeitsarbeit erfährt

Dol: 1O.31O9./19396368.20I4.99939O

psychologische Beratung professionellen

(Verbands-)Güte-Kriterien entsprechen muss

eine gute Gemeinschaft auch für mich ein wichtiger Hafen ist

Der innere Rolltreppenhund

lnformationen über den VFP erhalten Sie hier: Verband Freier Psychotherapeuten,

Sicher, man weiß nur zu gut, dass man seiner Gesundheit (und

Heilpraktiker für Psychotherapie

Figur) einen Gefallen täte, wenn man im Büro oder im Kaufhaus konsequent die Treppe benutzte. Aber was soll man machen, wenn direkt neben dieser eine sanft brummende Rolltreppe so aufreizend lockt? Wie sich herausstellt, können uns die Architekten bei diesem inneren Willenskampf unterstützen - indem sie zwischen Treppe und Rolltreppe einen möglichst großen Abstand einrichten. Forscher der Concordia University in Montreal behielten 13

und Psychologischer Berater eV. Lister Str. 7, 301 63 Hannover

Telefon 05 11 13886424 www.vfp.de I info@vfp.de

ffi

VFP

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Treppen und l2 Rolltreppen in örtlichen Shoppingcentern 35 Tage lang immer zwischen 10.30 und 14.30 Uhr im Blick und zählten die Benutzer (insgesamt stolze 33793). Das Ergebnis: Ieweiter eine Treppevon ihrem elektrischen Konkurrenten entfernt war, desto mehr

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Kunden nutzten sie. Vergrößerte sich der Abstand um 100 Prozent, stieg die Zahl BeYatung

der Nutzer um 95 Prozent. Waren Treppe und Rolltreppe hingegen nah

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beisammen, so entschieden sich die Passanten häufig für die anstrengungsfreie Alternative - vor al-

Coaching Mediation Supervision Achtsamkeit

lem wenn es aufwärts ging.

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PSYCHOLOGIE HEUTE'IO/2O'I5

57

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Echt cool Nehmen wir,,cool". DiesesWort hat in den vergangenen Jahren in unserem Sprachgebrauch eine derart atemberaubende Kar-

riere hingelegt, dass es fast alle Winkel unserer Kultur durchdrungen hat. So wie viele andere zuvor, zum Beispiel ,,geil". Diese Modewörter refl ektieren, allen mahnenden Sprachhüterr-t

zumTrotz,den Geist einer Epoche. Welche Begriffe aber setzen sich durch? Es sind vor allem solche, die unsere Sinne - also unsere Körperwahrnehmung - ansprechen, erklären Ezgi Akpinar von der Freien Universität Amsterdam und Jonah Berger von der University of Pennsylvania. Die Forscher haben das Phänomen im Englischen untersucht und mit Computerhilfe systematisch fünf Millionen Bücher, die seit dem Jahr 1800 erschienen sind, nach ,,sensorischen NIetaphern" durchscannt. So nennenAkpinar und Bergerjene Be-

griffe, die abstrakte Konzepte ausdrücken, indem sie körperliche Erfahrungen aus ihrem Kontext lösen. Beispiel: Eine unfreundliche Person als ,,kalt" zu bezeichnen, legt nahe, dass dieser Mensch nicht besonders einladend ist - wie ein frostiger \\.inter. Die Beschreibung,,kalt" wirkt auf uns lveitaus drastischer ur.rd

GegenAbend erschlankt das Hirn

lebendiger als das Wort ,,unfreundlich", trotz identischel Bedeutung. Die neue Analyse zeigte: Sensorische Metaphern rvurden in

Das Gehirn verändert sich nicht nur im Laufe un-

den Büchern deutlich häufiger verrvendet als sinnent-er nere \\Iör-

und schrumpft wieder. Diese Veränderungen sind allerdings so fein, dass sie kaum wahrnehmbar sind. Kunio Nakamura und sein TeamamMontrealNeu-

ter, die das Gleiche ausdrücken. Denn diese Metaphern bleiben,

Experimente, r'iel leichter im Gehirn haften - und man erinnert sich deshalb besser an sie. Offenbar ist es also der Körper, der die Trends der Sprache prägt. Und so die Ergebnisse weiterer

damit auch unsere Kultur.

KLAUS WILHELM

seres Lebens

-

es unterliegt auch einem täglichen

Aufund Ab. Binnen 24 Stunden dehnt

rolo gic al In stit ute der kanadischen McG

es sich aus

ill

Uniue r sity

haben rund 9400 Magnetresonanzaufnahmen von fast 1600 Frauen und Männern ausgewertet. Ergeb-

nis: Das Gehirnvolumen dieser Probanden nahm Dol: lO.lO3TpspaooooO2S

zwischen 0,18 und 0,44 Prozent ab. Der Verlust wurde in der Nacht dann wieder ausgeglichen. ,,Wir glauben, es hat mit dem natürlichen

im Verlauf

Eigenschaftswörter wie,,kalt" oder,,süß" transportieren Sinneserfahrungen - und damit Emotionen. Sie finden Widerhall in der Seele, was sie zu idealen Metaphern macht

des Tages

Flüssigkeitshaushalt des Körpers zutun", so die Montrealer Wissenschaftler. Tagsüber verlagerten sich die Körperflüssigkeiten stärker aufdie unteren Ex-

tremitäten. Doch während des Schlafs gewinnt das Gehirn dann wieder Flüssigkeit zurück- und damit Volumen. So skurril die Studie, so vorsichtig ist sie einstweilen zu interpretieren: Die Daten, auf die sich

)

-l ?'"1{F.

die kanadischen Forscher stützen, stammen von Alz-

heimer- und Multiple-Sklerose-Patienten. Es ist möglich, dass die Volumenschwankungen bei gesunden Menschen andere Ausmaße DOI: lO lOl6/i.neurormaqe

58

haben.

ANNA GTELAs

2015.05.O77

PSYCHOLOGIEHEUTE ]O/2OI5


7

Der 24-stundenTherapeut

How ateYou{ee\ingl

.eneralfeeling

60

Cf-

PSYCTOLOG E IEUTE IO/2OI5


7

Für viele von uns ist das Smartphone zum ständigen Begleiter geworden. Es versorgt uns mit Nachrichten, organisiert unsere Termine, verbindet uns mit Freunden. Aber kann es uns auch helfen, gesund zu bleiben? Tausende Apps versprechen genau das. lmmer mehr widmen sich nun psychischen Problemen. Doch wie sinnvoll und verlässlich sind diese Programme? Und worauf müssen Nutzer achten? VON FRANK LUERWEG

Aufwachen schildert Kristina Wilms ihrem Smartphone, wie es ihr geht. Wie ist ihre allge-

Für Arya wurde sie im vergangenen |ahr von der

eden Morgen direkt nach dem

meine Stimmung? Sie überlegt kurz, tippt

dann mit dem Zeigefinger auf den abgebildeten Schieberegler und zieht ihn nach rechts: Im Moment fühlt sie sich gut. Ihr Finger gleitet über das Display, während sie ihr Befinden im Detail beschreibt. Wie viel Freude empfindet sie gerade? Hat sie Kopfschmerzen oder Bauchgrummeln? Hat sie Termine abgesagt, weil sie sich überfordert fühlte?

Mit einem Fingertipp beendet

sie die Eingabe. Keine

zwei Minuten hat das Ganze gedauert. Nach dem Mittagessen wird sie die Prozedur wiederholen. Tag für Tag protokolliert die 28-|ährige, die seit Jahren unter einer Depression leidet, auf diese \{eise ihr Befinden. Diese Tätigkeit hilft der studierten Betriebswirtin, mit ihrer Erkrankung zu leben. ,,Für mich ist extrem wichtig, mir erst einmal bewusst zu werden, wie ich mich fühle", sagt sie. ,,Dass ich merke: Oh, ich habe Angst. Oder: Ich fühle mich überfordert. Denn dann kann ich ganz anders mit diesen Geftihlen umgehen. Ich bin ihnen nicht mehr ausgeliefert, sondern kann sie selbst steuern." Ein Tagebuch zu führen ist ein zentrales Element der kognitiven Verhaltenstherapie. Die Patienten sollen so die Zusammenhänge zwischen ihren Gefühlen,

den auslösenden Situationen und Reaktionen verstehen lernen. Klassischerweise protokollieren sie ihren Seelenzustand auf Papier. Kristina Wilms nutzt stattdessen die Handy-App ,Arya". Die Idee zu dem Programm stammt von ihr selbst. Fragebögen mit sich herumzutragen sei ihr einfach zu unpraktisch gewesen, das Ausfüllen in der Öffentlichkeit zu auffällig, sagt sie. ,,Ich wollte das anders haben, ohne diese blöden Papiere." PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O15

Bundesregierung als,,Kultur- und Kreativpilotin" ausgezeichnet, zusammen mit ihrem Kollegen PurMarte, der für die technische Seite und das Design zuständig ist. Die Anwendung befindet sich noch in der Entwicklung; bald soll sie kostenlos in den AppStores erhältlich sein. In der endgültigen Fassung wird Arya laut ihren Schöpfern automatisch Stimmungstiefs erkennen und dem Nutzer Tätigkeiten vorschlagen, die ihm guttun. Welche das sind, leitet der Algorithmus selbständig aus alten Einträgen im Stimmungstagebuch ab: Aha, damals habe ich mit einer Freundin Eis gegessen, und danach ging's mir cy

besser.

Smarte Unterstützung bei psychischen Störungen Arya ist kein Einzelfall: Der Markt für sogenannte mHealth-Produkte (von engl. mobile heabh) boomt. mit Gesundheitsbezug ist groß, die Einsatzgebiete sind vielfältig. Manche Nutzer sind bereits erkrankt und suchen Hilfe bei der Bewältigung ihres Leidens. Andere wollen ihre Gesundheit bewahren und sich vor einer Krankheit schützen. Neben Programmen mit einem rein körperlichen Fokus widmen sich immer mehr Entwickler psychischen Störungen. Fünf Autostunden von Kristina Wilms' Berliner Das Interesse an den mobilen Anwendungen

Büro entfernt testen Forscher gerade eine andereApp, mit der sie Depressiven helfen möchten. Von Psychiatern, Psychologen und Informatikern der Universität Bonn entwickelt, hatte ,,Menthal" ursprünglich einen anderen Fokus: Die Anwendung sammelt Daten zur Nutzung des Mobiltelefons. Wer sie installiert, kann darüber etwa erfahren, wie häufig er E-Mails

checkt und wie viel Zeit er mit Telefonaten, Kurz61


7

nachrichten oder Spielen verbringt. Die Rückmeldung soll Nutzern helfen, einen übermäßigen Handygebrauch zu vermeiden. Doch schon bei der Entwicklung war geplant, Menthal mittelfristig auch zur erweiterten Diagnostik bei Patienten mit schwersten Depressionen zv nutzen. Ein zentrales Kennzeichen der Erkrankung ist der soziale Rückzug. Betroffene gehen nicht ans Telefon und schreiben keine Kurznachrichten mehr. Sie treffen kaum noch Freunde. Jeder Einkauf wird für sie zu einer riesigen Anstrengung, zt der sie sich nur mit großer Mühe aufraffen können. In schlimmen Phasen kommen sie tagelang nicht aus dem Bett. Menthal registriert diese Verhaltensänderungen. Die App merkt, dass der Nutzer kaum noch auf Nachrichten antwortet und nicht mehr im Internet surft. Über das GPS-Modul des Smartphones kann sie zudem Bewegungsprofile erstellen und auswerten. Die Anwendung analysiert bei Telefonaten sogar die Satzmelodie des Nutzers - in einer Depression verflacht die Sprache häufig; die Betroffenen reden monoton

und schleppend. Anders als Arya baut Menthal nicht auf aktive Eingaben des Nutzers, sondern registriert stattdessen im Hintergrund permanent passiv sein Verhalten, und zwar so unauffällig, dass er es gar nicht bemerkt. So zumindest schu,ebt es dem Psychiatrieprofessor Thomas Schlapfer und seinen Kollegen vor, die an dem Projekt mitarbeiten. Denn je weniger der Be-

troffene mitbekommt, dass sein Handy ihn überwacht, desto unverstellter verhält er sich, und das ist die Voraussetzung für unverfälschte Ergebnisse. Doch auch die Bonner wollen einen Interventionsalgorith-

mus in ihre App integrieren: Wenn Menthal regist-

riert, dass der Nutzer sich schlecht ftihlt, soll das Programm ihm automatisch Wege aus dem Stimmungstief vorschlagen.

Therapiehelfer und diagnostisches Werkzeug Trotz dieser Ahnlichkeit

bes

etzen Arya und Menthal

zwei entgegengesetzte Pole unter den DepressionsApps. Arya, der Therapiehelfer, zielt darauf ab, dass der Betroffene seine Gefühle und Reaktionen reflek-

tiert und dadurch besser in den Griff bekommt. Die persönliche Eingabe der Daten ist Teil der Behand1ung. ,,Durch Arya lerne ich, für mich zu sorgen", sagt Kristina Wilms. ,,Welche Gedanken oder Geftihle gehen mir durch den Kopf? Sind sie vielleicht ein Vorzeichen dafür, dass ich jetzt ein wenig langsamer machen muss? Wenn ich in einer Depression stecke, rede ich mir zudem gerne ein: Das wird nie wieder besser. Aber Emotionen verändern sich immer. Meine Aufzeichnungen helfen mir, das zu erkennen." Menthal, der Datensammler, hingegen ist in der Hauptsache ein diagnostisches Werkzeug. Das Programm soll Psychiatern helfen, das Rätsel Depressi-

DIESE ANGABEN SOLLTEN SIE VOR DER NUTZUNG EINER GESUNDHEITS.APP UNBEDINGT PRÜTCU: Wer ist der Anbieter? lst zweifelsfrei erkennbar, von wem die App entwickelt wurde? Wie wurde sie finanziert? Erscheint der Anbieter seriös? Gibt es ein lmpressum und Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme?

Auf welchen Erkenntnissen beruht die App? Welche wissenschaftlichen Untersuchungen liegen zugrunde? Beruht die App auf seriösen Inhalten und Erkenntnissen? Wie wurde ihre Tauglichkeit geprüft?

diese nutzt? Liegt eine Datenschutzerklärung vor? ln welchem Land werden die Daten gespeichert? Gibt es lnformationen zur Sicherheit der Daten (Verschlüsselung) und zu Möglichkeiten, sie löschen zu lassen?

Wer ist die Zielgruppe? Wird verständlich und plausibel geschildert, für wen die App unter welchen Umständen geeignet ist?

Wird vor Risiken gewarnt? Gibt es

Eine lnternetsuche kann zudem Hinweise auf Medienberichte oder mögliche Beschwerden über App und An-

Wozu dient die App? lst verständlich beschrieben, zu welchem Zweck die App eingesetzt werden soll und wie sie funktioniert? Welche Versprechen gibt der Anbieter - und erscheinen sie plausibel?

62

Hinweise auf mögliche und tatsächliche Risiken bei der Nutzung der App und wie man diese vermeiden kann? Welche Einschränkungen macht der

Anbieter? Sind meine Daten sicher? lst die Dateneingabe freiwillig? Können Sie steuern, welche Daten erfasst und versendet werden? Wird angegeben, welche Daten in welchem Umfang erhoben werden und wie der Anbieter

bieter liefern. lm Zweifelsfall bietet sich alternativ ein Anruf bei der örtlichen Verbraucherzentrale an. Je nach Anwendungsgebiet ist auch die Rücksprache mit einem Arzt oder Therapeuten empfehlenswert. Die komplette Checkliste des MedAppLab finden Sie unter www.app-synopsis.de.

PSYCHOLOGIE HEUTE']O/2O]5


a

on besser zu verstehen. ,,In der Klinik sehe ich meine Patienten manchmal nur im Abstand von Wo-

chen', sagt'Psychiater Schläpfer.,,Das Smartphone hat dagegen jeder immer dabei. Es liefert uns im Minutentakt Anhaltspunkte über den Krankheitsverlauf." Der Psychiater hofft, anhand dieser Daten schneller erkennen zu können, ob eine Therapie anschlägt und wie verschriebene Antidepressiva wirken, sowie differenziertere Diagnosen zu stellen. Andere Apps kombinieren beide Ansätze. Die unter Federführung des Universitätsspitals Zürich entstandene App,,Mobile Sensing and Support" (MOSS)

Apps sollen bei Essstörungen helfen. Doch

jede d ritte

gibt zweifelhaften Rat

etwa wertet ähnlich wie Menthal die Smartphonesensoren und Handynutzungsdaten aus. Zugleich

bittet MOSS die Nutzer aber in regelmäßigen Abständen, einen elektronischen Stimmungsfragebogen

auszufüllen. Zweigleisig fährt auch eine noch namenApp, die momentan an der TU Dresden erprobt wird. Sie richtet sich vor allem an Menschen mit eilose

ner bipolaren Störung. Gemeinsam ist diesen vier Programmen, dass Depressionsforscher und Therapeuten an ihrer Entwick-

kaum mehr als eine Sammlung von Kalenderwers-

lung mitgewirkt haben. Die Macher von Arya etwa holten in der Pilotphase neben Psychiatern auchWissenschaftler der Universität Amsterdam ins Boot.

heiten. Viele jedoch geben therapeutische Tipps oder

Menthal, MOSS und die App aus Dresden werden momentan in wissenschaftlichen Studien evaluiert' Erst nach deren Abschluss wird sich zeigen, ob die Smartphoneprogramme die hochgesteckten Erwartungen erfüllen. Die Resultate der wenigen vorhandenen Studien zu ähnlichen Applikationen aus anderen Ländern sindbislangeher gemischt-vorallem was die Aussagekraft passiv erhobener Smartphone-

sollen bei der Diagnose helfen. Oft ist unklar, wie fundiert sie das tun: Nur gut jede dritte DepressionsApp gab damals an, aus welchen Quellen sich ihr

Inhalt speist. Stiftung Warentest und die Verbraucherzentralen klagen, dass die Zahl hochwertiger Gesundheitsprogramme fürs Handybislang noch gering ist und verbindliche Standards fehlen. Auch Urs-Vito Albrecht von der Medizinischen Hochschule Hannover warnt davor, den Anwendungen allzu leichtfertig zu ver-

DasAngebot an mHealth-Apps ist groß und unübersichtlich. Anfang vergangenen Jahres zählten Marktforscher im ,,Apple App Store" und im ,,Google Play

trauen (siehe Interview Seite 65). Der Mediziner leitet die Arbeitsgruppe MedApplab, die sich mit dem Nutzen und den Risiken der Programmebeschaftigt. ,,Auf diesem Sektor passiert so viel in so kurzer Zeit, das ist Wilder Westen", sagt er. ,,Oft ist überhaupt nicht durchsichtig, wer eine App programmiert hat

Store" mehr als 100 000 Miniprogramme in den Spar-

oder wie viel medizinisches Know-how dahinter steht.

ten Medizin und Gesundheit. Iogging-Applikationen

Darin steckt natürlich eine Gefahr."

daten anbelangt.

Viele Programme sind noch nicht ausgereift

zeichnen die zurückgelegte Wegstrecke auf und er-

Wie berechtigt seine Warnung ist, zeigt das Bei-

stellen individuelle Trainingspläne; Diät-Apps werben mit fachkundigem Rat beim Kampf gegen überflüssige Pfunde. Es gibt Handyprogramme zur Par-

spiel einer Untersuchung der Universität Oxford zu Apps gegen Essstörungen. Das vernichtende Urteil

kinsondiagnose und solche, die entartete Muttermale erkennen wollen. Andere versprechen Hilfe bei psychischen Problemen, bei Stress, Angsten, Nikotinsucht, Alkoholmissbrauch oder Essstörungen.

Allein 243 Apps ftir an Depressionen Erkrankte fanden kanadische Wissenschaftler 2013 bei einer umfassenden Internetrecherche. Manche davon sind PSYCHoLoGIE FIEUTE 1ol2OI5

der Experten: fedes dritte der untersuchten Miniprogramme gab Behandlungsratschläge, die schlecht oder gar potenziell gefahrlich waren. Nutzer, die diesen Empfehlungen folgen, laufen Gefahr, dass

ihr

Zustand sich noch verschlechtert. Mit einigen der getesteten Anwendungen zeigten sich die Wissenschaftler zwar einigermaßen zufrieden, sahen aber auch dort Luft nach oben: ,,Das volle Potenzial von 63


Eine große Gefahr

Apps ist noch nicht erschlossen", lautete ihr ernüchterndes Fazit.

mangelnde Datensicherheit. Denn gäbe es für Datenschutz Noten, müssten gerade in der Sparte Medizin viele Miniprogramme wohl um ihre Verset-

aber durchaus das Potenzial, sich

zu einem wichtigen diagnosti-

Hilß-

mittel zu entwickeln - darin sind sich die Experten einig. Der Suchtforscher Falk Kiefer vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim etwa steht den digitalen Therapiehelfern prinzipiell positiv gegenüber.,,Die Apps erinnern einen immer wieder daran, dass man sein Verhalten ändern wollte", erklärt er. ,,Ich halte das für einen guten Ansatz, zumindest für frühe Stadien einerAbhängigkeit, in denen die kognitive Kon-

trolle noch höher ist." Für viele Betroffene sei eine solche App zudem womöglich ein niederschwelliges Angebot, gegen ihre Sucht vorzugehen. Der Weg z:um Arzt ist weit, der

Griff zum Smartphone dagegen sehr viel kürzer. ,,Momentan lassen sichviele Suchtpatienten gar nicht therapieren", sagt Kiefer. ,,In Deutschland etwa sind 90 Prozent aller alkoholabhängigen Patienten nicht in Behandlung." Bei Depressiven sinddie Zahlen ähnlich; nach Schätzungen wird nur jeder zehnte Patient adäquat behandelt. Apps bieten die Chance, breiten

Bevölkerungsschichten kostengünstig zusätzliche Versorgungs- und Präventionsmaßnahmen zu bieten - eine Hoffnung, die viele Krankenkassen teilen.

Einige von ihnen, etwa die Techniker-Krankenkasse (TK) oder die AOK, bieten auch eigene Handyprogramme an, für Allergiker etwa oder Diabetespatienten. Die Daten der Versicherten, die digital gewonnen werden, sollen ,,nur auf freiwilliger Basis" an die Kasse weitergegeben werden, heißt es seitens

der TK. Eine breite Teilnahme sei allerdings wünschenswert, um auf dieser Grundlage ,,bessere Versorgungsangebote" entwickeln zu können.

Wachstumsbranche mit einem Datenschutzproblem Hinter denApps, die an Universitäten, Kliniken oder Forschungsinstituten entwickelt werden, steht meist primär kein kommerzielles Interesse. Doch für so manches Unternehmen sind die Programme ein wichtiges Geschäft. Laut dem Berliner Marktforschungsinstitut Research29uidance generierten Apps aus den Bereichen Medizin und Gesundheit allein im Iahr 2013 weltweit einen Umsatz von 2,4 Milliarden Dollar. Die Prognose: Bis 2017 werde sich diese

64

Summe mehr als verzehnfachen.

die

Wachstumsbranche ist laut Research2guidance allerdings die

Grundsätzlich haben Apps

schen und therapeutischen

für

zung fürchten. Der Datenschutz-

dienstleister ePrivacy hat im Februar 2015 eine Studie zu diesem Thema veröffentlicht. Darin nahmen Tester mehr als 700 Apps unter die Lupe, darunter elf aus der Kategorie Gesundheit' Das erschreckende Ergebnis: Vor allem die Gesundheitsapplikationen schnitten in Sachen Datensicherheit katastrophal ab. ,,Alle getesteten Apps gaben personenbezogene hochsensible Daten wie etwa Werte von speziellen Zuckererkrankungen, Medikamentendosierungen oder genutzte Insulinpräparate preis", schrieben die Tester. Bei sieben der elf Gesundheitsprogramme hätten Hacker ein besonders leichtes Spiel gehabt. Sie seien nicht nur einfach auszuspionieren gewesen, sondern hätten auch noch daraufverzichtet, die eingegebenen Daten sicher zu verschlüsseln. Fazit der Datenschutzexperten:,,Bei E-Health-Apps 100 Pro-

zent Durchfallquote." Auch Arya sammelt jede Menge sehr intimer Da-

ten. Diese würden allerdings zunächst einmal nur auf dem Handy gespeichert, versichert Kristina Wilms. Und zwar so, dass andere Apps nicht darauf zugreifen könnten. Erst auf ausdrücklichen Wunsch des Benutzers würden die Einträge per Funk an den Arzt oder Therapeuten übermittelt. Die Übertragung aufden Server sei doppelt verschlüsselt, und der Server stehe in Deutschland, weil die Datenschutzbestimmungen hier die weltweit schärfsten seien.,,Dennoch kann man nie garantieren, dass die Daten hundertprozentig geschützt sind - das kann niemand", gibt Wilms zu. ,,Aber wir tun alles, um an die hundert Prozent heranzukommen." Einen Teil der Verbraucher scheint das ohnehin nicht zu bekümmern. Laut einer aktuellen Umfrage des IT-Branchenverbands BITKOM hätten 37 Prozent der Smartphonenutzer nichts dagegen, wenn Gesundheits-Apps ihre Messwerte an die Krankenkassenweitergeben würden. Ieder dritte Befragte über 65 Iahren würde einer Weiterleitung seiner Daten sogar ohne jede Gegenleistung zustimmen. FÜR INTERESSIERTE

Die Literatur zu diesem Text finden Sie im lnternet unter www. psycho log ie- heute.d e/literatu

r.

PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O15


,,DIE BEURTEILUNG IST WAHNSINNIG SCHWER" Urs-Vito AIbrecht, Leiter der Forschungsgruppe MedApplab in Hannover, erklärt, warum es so schwierig ist, die Vertrauenswürdigkeit von Gesundheits'Apps einzuschätzen Herr Albrecht, wie viele GesundheitsApps haben Sie momentan auf lhrem

fünf Sterne geben, sollte sie doch ei-

Smartphone? Da ich mich beruflich mit Apps ausein-

Besonders aussagekräftig sind leider auch diese Bewertungen nicht. Sie können als

Art

Hersteller gute Bewertungen im Kontingent kaufen, wenn Sie das wollen. Worauf sollte man stattdessen achten? Die beste Waffe gegen eine unseriöse App ist der eigene Verstand. Wir haben eine Checkliste entwickelt, durch die Anwen-

andersetze, schwankt die Anzahl und von Tag zu Tag. Mal sind

es

Diabetes-Apps,

mal Schrittzähler oder Apps zur Sturzprävention - da ist alles dabei. Im Moment

sind

es sieben.

Und halten Sie diese sieben für vertrau-

enswürdig? Auch um das herauszubekommen, schaue

ich sie mir an. Die wenigsten Apps, die

wir im Rahmen unserer wissenschaftlichenArbeitbetrachtet haben, konnten uns bislang vollständig überzeugen - sei es wegen mangelnden Datenschutzes oder aufgrund fragwürdiger medizinischer In-

gentlich gut sein.

der die Vertrauenswürdigkeit der Programme etwas besser einschätzen können (siehe Kasten S. 62). Darauf stehen Punkte wie: Ist klar, wer die Anbieter der App sind? Sind die inhaltlichen Quellen transparent? Haben Sie als Nutzer die Mög-

berechtigte Dritte auf die eigentlich geschützten Daten einer App Zugriff erlangen. Daten sind das Gold unserer Zeit. Viele Verkäufer möchten wissen, mit wem zutunhaben, um zu erfahren, wofür der Kunde sich interessieren könnte. So sie es

können

sie

ihre Produkte besser loswerden.

Sie sprachen noch von einer zweiten Gefahr. Die zweite Gefahr besteht darin, dass diese Applikationen tatsächlich körperlich oder psychisch schaden statt zu helfen. Ein paar Forscher haben sich für eine Studie mal Apps angeschaut, die Pigmentfl ecken über die Smartphonekamera foto-

grafierenundanhandderBilderangeblich beurteilen können, ob sie bösartig sind oder nicht. Von vier Apps brachten drei

halte.

lichkeit zu steuern, welche Daten dieApp erfasst und welche sie versendet? Wird in der Beschreibung auf potenzielle Risiken

Sie sind Experte. Aber wie kann sich ein

bei der Verwendung hingewiesen? Man

Durchschnittsnutzer vor schlechten

sollte sich die Programme sehr genau an-

Apps schützen?

schauen.

ser

Das ist wahnsinnig schwierig. Wir lassen

Welche Gefahren können denn über-

leicht zu spät zum Arzt gegangen. Und was war mit der vierten APP? Die war okay: Sie hat die Fotos an einen

uns leicht durchs Visuelle überzeugen.

haupt von Apps ausgehen?

Wenn sich die Anwendung leicht bedienen lässt und auch noch gut aussieht, denken

Ich sehe vor allem zwei mögliche Probleme. Das eine ist der Datenschutz: |ede App bietet die Möglichkeit, dass sie die Daten,

wir schnell, dass sie auch gut ist

-

selbst

wenn gar nicht ersichtlich ist, wer dahin-

die sie bei ihrer Nutzung erhebt, miss-

tersteckt. Leider gibt es keine staatliche Stelle, dieApps zertifiziert unddamit sagt:

braucht. Ich glaube zwar nicht, dass jeder Entwickler böswillige Absichten hat. Aber

Diese Anwendung ist

in Ordnung und

diese nicht. Es gibt zwar die CE-Kennzeichnung fur Medizinprodukte. Sie besagt, dass das Produkt den in der EU geltenden Anforderungen genügt und ftir den

vorgesehenen Verwendungszweck geeignet ist. Aberwenn der Hersteller sagt, dass die App nicht für den medizinischen Gebrauch gedacht ist, muss er sie nicht dem

Verfahren fur Medizinprodukte unterwerfen.

Wie steht es mit der Glaubwürdigkeit der Nutzerbewertungen in den APPStores? Wenn viele Anwender der APP PSYCHoLobrE HEUTE tol2o15

natürlich gibt

es

solche, die mit

kriminel-

ler Energie absichtlich Anwendungen pro -

grammieren, um Informationen zu sammeln und daraus dann Profit zu schlagen. Der direkte Verkaufvon Daten durch den Anbieter derApp, ohne dies demAnwender mitzuteilen, ist allerdings nur eine der Möglichkeiten. Häufig geschieht der Missbrauch auch ohne bewusstes Hinzutun der Entwickler. Wie das? Zum Beispiel kann das Programm oder auch das Betriebssystem des Handys selbst

Angriffsmöglichkeiten bieten, über die un-

katastrophale Ergebnisse und gaben in einem Drittel der Falle fälschlicherweise Entwarnung. Wer sich auf das Urteil dieProgramme verlassen hätte, wäre viel-

Arzt geschickt, der

sie

beurteilt

hat.

PH

INTERVIEW: FRANK LUERWEG

Urs-Vito Albrecht ist stellvertretender Direktor des Peter-L.-Reichertz-lnstituts f ür Medizinische lnformatik an der Medizinischen Hochschule Hannover. Der Arzt leitet die Forschergruppe MedAppLab, die sich seit ihrer Gründung 2012 unter anderem mit den ethischen und rechtlichen Ra hmen bed ngu ngen beim Einsatz von i

ndheits-Apps beschäftigt.

Gesu


Wenn Frauen zuschlagen Heftige Schläge, sogar Morde und sexuelle Gewalt: Es mag Überraschen aber solche Taten werden auch von Frauen verübt. Zwar führen Männer die Kriminalitätsstatistiken an, doch körperliche Übergriffe durch Frauen sind häufiger, als viele wahrhaben wollen. Wie kommt es dazu? Wer sind die Täterinnen, wer die Opfer? VON CHRISTINE AMRHEIN

enn wir die Zeitung aufschla-

zung von Fürsorge- und Erziehungspflicht betrug

gen oder den Fernseher ein-

ihrAnteil

schalten, sehen wir eine Welt,

,,Entziehung Minderjähriger" (Kindesentftihrung)

die aus Gewalt besteht - und meist ist es Gewalt von Männern", sagt die Psychologin Helen Gavin von der bri-

50 Prozent.

tischen Universität Huddersfield. Doch das Bild ist verzerrt. Egal ob Mobbing, körperliche Übergriffe, sexueller Missbrauch oder Morde - immer sind auch Frauen unter den Tätern zu finden.

Dabei ist Aggression, die von Frauen ausgeht, oft alles andere als harmlos, sagt lürgen Waldmann von

,Weibliche Aggression ist ein bedeutsames gesellschaftliches Thema, das ernst genommen werden sollte", schreiben Gavin und Theresa Porter vom Connecticut Valley Hospital (USA) in ihrem Buch Female Aggression. Gewalt von Frauen werde immer

waltschutzstellen für Männer in Deutschland. ,,Die Männer, die hierher kommen, berichten häufig, von ihrer Partnerin psychisch unter Druck gesetzt zu werden: Sie droht zum Beispiel, sich umzubringen oder ihm die Kinder zu entziehen", berichtet Waldmann.,,MancheMännerwerden auch mit demMes-

noch viel zu haufig totgeschwiegen oder ins Lächerliche gezogen - etwa in genüsslichen Medienberichten über die Tritte und Schläge, die Beyonc6s Schwes-

ter Solange ihrem Schwa ger lay Z in einem Aufzug versetzte. Zwar wird die überwiegende Zahl der Gewalttaten tatsächlich von Männern verübt: So waren laut der

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an den Tatverdächtigen 69 Prozent, bei der

polizeilichen Kriminalstatistik2014 in Deutschland 7 7 Prozenl der Straftatverdächtigen männlich. Noch höher ist der Männeranteil bei schweren Vergehen: Bei Körperverletzung betrug er 80, bei Tötungsdelikten 84 und bei Sexualstraftaten sogar 93 Ptozent. Umgekehrt bedeutet das jedoch auch: Etwa 5 bis 20 Prozent der Gewalttaten gehen auf das Konto von Frauen. Und bei einigen Delikten sind Frauen sogar überdurchschnittlich oft vertreten: Bei der VerletPSYCHOLOGIE}lEUTE 1Ol2O15

Weder harmlos noch eine Ausnahme

der Fachberatungsstelle Gewaltprävention in Stuttgart. Dort gibt es seit Mitte 2013 eine der ersten Ge-

bedroht oder mit Gegenständen geschlagen." Das sind sicherlich Extremfälle, doch grundsätzlich sind weibliche Übergriffe innerhalb der Partnerschaft keineswegs die Ausnahme, als die sie oft ser

angesehen werden. Studien in den USA seit den 1970er

fahren haben gezeigt, dass Frauen ihren Lebensgefährten genauso oft korperlich angreifen wie umgekehrt. Auch eine aktuelle Untersuchung von Robert Schlack und seinem Team am Robert-Koch-Institut in Berlin ergab, dass gleich viele Männer und Frauen in Deutschland zukörperlicher Gewalt greifen, nämIich etwa vier Prozent. Doch wie lässt sich erklären, dass auch das,,sanfte Geschlecht" zu heftigen Angriffen auf andere in der Lage ist? Und was unterscheidet weibliche von

67


7

männlicher G ewah?. Zunächst einmal ist der Kontext, in dem Männer und Frauen gewalttätig werden, sehr unterschiedlich: Männer üben Gewalt in vielen unterschiedlichen Bereichen aus, etwa in der Öffentlichkeit, am Arbeitsplatz oder in der Familie. Bei Frauen konzentrieren sich die Übergriffe dagegen auf das häusliche Umfeld: auf die Familie und enge soziale Beziehungen. ,,Stark ausgeprägte körperliche und sexuelle Ge-

walt wird von Männern zwar haufiger ausgeübt", berichtet Peter Döge vom Institut für anwendungsorientierte Innovations- und Zukunftsforschung in Kassel. ,,Bei leichten Formen körperlicher Gewalt unterscheiden sich Frauen und Männer dagegen kaum - etwa jemanden zu treten, zu stoßen oder zu . ohrfeigen." Zudem greifen Frauen laut Döges Studien häufiger als Männer zu Beleidigungen oder Demütigungen und zu ,,Kontrollgewalt" - Verhalten, mit dem sie andere zu kontrollieren versuchen. Frauen übten dabei häufiger als Männer Übergriffe gegen ihre Kinder (siehe Interview Seite 70) oder andere Verwandte aus, Männer haufiger gegen Fremde.

trauen sich oft auch nicht, deutlich zu sagen: ,Stoppl Hier ist eine Grenze erreichtl' - weil das nicht dem

Rollenbild entspricht." Auf diese Weise entsteht eine

Häufige Ursache von Gewalt: Hilflosigkeit

Gewaltspirale, aus derbeide Konfliktpartnerkeinen Ausweg finden.

,,Einer der wichtigsten Risikofaktoren für spätere Gewalthandlungen ist, in seiner Herkunftsfamilie

Totschlag im Affekt

Gewalt erlebt zu haben schen anderen

-

gegen sich selbst oder zwi-

Familienmitgliedern, etwa den Eltern",

sagt der Sozialwissenschaftler Bastian Schwithal, der

2005 eine Metaanalyse von Studiendaten zum The-

ma durchgeführt hat. Auch eine inkonsistente Erziehung kann die Neigung zu Gewalt erhöhen. ,,Diese Faktoren treffen auf Männer und Frauen gleichermaßen zu", so Schwithal. Bei Frauen seien Gewalthandlungen oft ein Versuch, die Kommunikation und den emotionalen Kontakt zu ihrem Gegenüber wiederherzustellen. ,,Häufig sind sie frustriert, weil ihr Partner nicht aufmerksam genug ist oder nicht genug aufihre Bedürfnisse eingeht. Auch Eifersucht kann eine Rolle spielen", sagt Schwithal. ,,Männer greifen zum Teil aus ähnlichen Gründen zu Gewalt - außerdem spielt bei ihnen auch das Bedürfnis nach Macht oder Kontrolle eine Rolle." Darüber hinaus haben Menschen, die zu Gewalt greifen, oft keine anderen Handlungsstrategien gelernt, um Bedürfnisse zu äußern oder Kon-

flikte in Beziehungen zu lösen. In vielen Fallen fangt die Gewalt harmlos an und steigert sich im Lauf der Zeit. ,,Möglicherweise re-

agiert der Mann auf leichte körperliche Übergriffe zunächst nicht - das kann dazu führen, dass die Frau ihre Gewalt verstärkt", erläutert Schwithal.,,Männer

'68

-

aber auch Mord

Wenn Frauen anderen aus Hilflosigkeit oder Frustration körperlichen Schaden zufügen, dann kann das im Extremfall bis zu Totschlag führen. Opfer sind haufig ebenfalls Familienangehörige oder nahe Bekannte. Dabei kann die Tat im Affekt geschehen, sie kann aber durchaus auch geplant, also ein Mord sein. ,,Solchen Beziehungstaten geht oft eine lange Leidensgeschichte voraus", erläutert Barbara Krahd vom

Institut für Psychologie an der Universität Potsdam. Dabei seien die psychologischen Ursachen für Tötungsdelikte bei Frauen und Männern nicht unterschiedlich. ,,Allerdings ist die Hemmschwelle für körperliche Gewalt bei Frauen höher als bei Männern", sagt die Psychologin. ,,Bei solch extremen Formen der Gewalt muss dann schon eine Reihe auslösender Faktoren zusammenkommen." In vielen Fäl-

len sind es starker Arger, Frustration oder eine andere heftige Gefühlsreaktion, die Frauen zu einem Mord veranlassen. Manche fühlen sich durch die Untreue ihres Partners quälend erniedrigt, andere haben von ihrem späteren Opfer jahrelang Gewalt und Missbrauch erduldet - und schlagen dann in einem ,,günstigen" Moment zu. Überraschend - und schockierend - mag klingen, dass zu den häufigsten Todesopfern die eigenen

KinPSYCHOLOGIE HEUTE'IO/2O15


7

Oft ist Gewalt ein Kom m u n i kationsversuch,

wenn der Partner jedem emotionalen Kontakt a usweicht

der gehören. ,,Wenn Frauen ihre Kinder töten, geschieht das am ehesten kurz nach der Geburt oder im ersten Lebensjahr", erläutern Gavin und Porter. ,,Der Hauptgrund scheint zu sein, dass sie kein Kind gewollt haben oder sich mit der Verantwortung für ein Baby überfordert fühlen." Oft sind die betroffenen Mütter jung und unreif - und töten ihr Kind im Affekt. ,,Das zeigt sich auch bei der Tötungsmethode", berichten die Psychologinnen. ,,Die Babys werden zum Beispiel in der Toilette ertränkt oder mit Kleidungsstücken erstickt."

Schwarze Witwen, weiße Nichtengel In all diesen Fallen haben Not und Verzweiflung die Betroffenen dazu gebracht, einen anderen Menschen zu töten. Doch es gibt auch sie: Frauen, die andere skrupellos umbringen oder ganze Serien geplanter Morde begehen. So etwa im Fall der Britin Dena

Thompson: Sieversuchte im ]ahr 2000, ihren dritten Mann mit einem Baseballschläger zu töten. Daraufhin wurde die Leiche ihres zweiten Mannes, der sechs Iahre zuvor gestorben war, gerichtsmedizinisch untersucht. Es stellte sich heraus, dass er an einem von Dena vergifteten Curry gestorben war. Ihr Motiv: an

borgenen bleiben, weiß man über die psychologischen

Hintergründe bisher wenig", sagt Gavin. Eine aktuelle Studie hat sich mit den Motiven von Serienmörderinnen beschäftigt. Marissa Harrison und ihr Team von der Pennsylvania State University werteten Medienberichte über 64 amerikanische Frauen aus, die im Zeitraum von 1821 bis 2008 je drei

oder mehr geplante Morde begangen hatten. ,,Natürlich gibt die Studie nur erste Hinweise, weil sich die Daten aufhistorische Berichte stützen", betonen die Forscher. Dennoch deuten die Ergebnisse auf Be-

weggründe der Täterinnen hin. So stellte sich ,,hedonistisches" Morden als häufigstes Motiv heraus: Etwa jede zweite Frau tötete, um sich finanziell zu bereichern oder weil sie dabei Spaß oder Nervenkitzel empfand. Ein weiteres häufiges Motiv war der Wunsch, Macht über die Opfer zu erlangen. ,,Dabei kannten die Mörderinnen die meisten ihrer Opfer persönlich", berichten Harrison undihrTeam. Morde in Zusammenhang mit Sexualverbrechen kamen dagegen- anders alsbei männlichen Serienmördern - so gut wie nicht vor. Das Tabu brechen Serienmörderinnen sind selten. Doch natürlich kann auch die ,,gewöhnliche" Gewalt von Frauen großen

Männer zu gelangen. ,,Solche ,schwarzen Witwen' töten, um sich selbst zu bereichern", schreiben Gavin und Porter. ,,Dabei können sie offenbar nie genug bekommen - es besteht ein hohes Risiko, dass sie zu Serienmörderinnen werden." Und auch das gibt es: Krankenschwestern oder Pflegerinnen, die ihnen anvertraute Patienten

viele Defizite. ,,Das fängt schon bei den Häufigkeitszahlen an", kritisiert Bastian Schwithal. ,,Oft stehen hier nur die Polizeistatistiken zur Verfügung, die le-

,,sterben lassen", um an ihr Vermögen zu gelangen. ,,Da solche Fälle selten vorkommen und oft im Ver-

diglich die offiziell bekannten Taten erfassen." Hier seien neue Studien notwendig, um ein umfassende-

das Vermögen der

PSYCHoLoGIE HEUTE IOl2O15

Schaden anrichten

-

körperlich und seelisch. Doch es nach wie vor

im Umgang mit dem Thema gibt

69


-!

I I

res Bild weiblicher sowie männlicher Gewalt zu er-

senschaftler. ,,Bisher sind solcheAngebote in Deutsch-

halten. Darüber hinaus ist Gewalt von Frauen nach wie vor ein heikles gesellschaftliches Thema. Die Diskussion darüber ist oft einseitig und stark emotional aufgeladen. ,,Deshalb sollte in der Öffentlichkeit mehr über das Thema informiert werden", betont |ürgen Waldmann. ,,Das kann auch dazu beitragen, dass es den betroffenen Frauen - und den männlichen Opfern - leichter fällt, über ihre Erfahrungen zu sprechen und Unterstützung zu suchen." Außerdem sei es wichtig, mehr Hilfsangebote zu schaffen, die sich gezielt an Täterinnen, aber auch an männliche Opfer richten, betont der Erziehungswis-

land nicht weit verbreitet", so Waldmann. ,,Im Moment gibt es nur etwa fünf Hilfseinrichtungen für Männer, die häusliche Gewalt erlebt haben." Weibliche Täter können sich an die - wenigen Gewaltpräventionsstellen in Großstädten wenden, die sie beraten und Therapieangebote vermitteln. Allerdings fehlt es bisher an spezifischen Therapiemöglichkeiten für Frauen, die zu Aggression oder Gervalt neigen. ,,Solche Therapien sollten auf die individuellen Beweggründe der Frauen eingehen, Ein-

fühlungsvermögen und Kommunikationsfahigkeit trainieren und aufzeigen, wie man Konflikte ohne Gewalt lösen kann", erläutern Gavin und Porter.

(

,,MANCHE MÜTTER EMPFINDEN !HRE KINDER

Äls sröREND

oDER ScHLIcHT UNERwüNscHT"

Misshandlung statt Fürsorge: Wenn Kinder Opfer mütterlicher Gewalt werden. Ein Gespräch mit Helen Gavin, Psychologin und Gewaltexpertin an der Universität Huddersfletd in Großbritannien und Mitautorin des Buches Female Aggression Wie häufig und in welcher Weise misshandeln Mütter ihre Kinder?

Viele der betroffenen Mütter fühlen sich mit ihrem Kind oder durch

Studien zeigen, dass in unserer westlichen Gesellschaft zwischen vier und '16 Prozent der Kinder körperlich misshandelt und weitere zehn Prozent vernachlässigt werden. Dabei geht die Gewalt in etwa der Hälfte der Fälle von der Mutter aus. Das hängt aber auch damit zusammen, dass Mütter meist mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und daher mehr ,,Gelegenheit" haben, zu Gewalt zu greifen. Es können alle Arten von Gewalt vorkommen: schwere körperliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, das Nichteingehen auf körperliche Bedürfnisse aber auch emotionale Misshandlungen wie Zurückweisung, Abwertung oder Liebesentzug. Manche Mütter geben ihren Kindern Medikamente, um sie ruhigzustellen. Dann gibt es das Münchhausen-StellvertreterSyndrom: Hier löst die Mutter bei ihrem Kind künstlich - etwa mit Medikamenten - KrankheitssymPtome aus, um so Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erhalten. Wie kommt es dazu, dass Mütter

gleichzeitige berufliche Anforderun-

ihren Kindern Gewalt antun?

'70

gen überfordert. Oft haben sie Schwierigkeiten, ihre Gefühle angemessen zu regulieren. Manche emPfinden ihre Kinder als störend, an-

strengend oder schlicht unerwünscht. Dazu kommen teilweise psychische Probleme wie Depressionen, Alkoholmissbrauch oder Persönlichkeitsstörungen. Oft wissen die Mütter nicht, was ein Kind in einem bestimmten Alter kann und was nicht. Sie haben unrealistisch hohe Erwartungen und werden wütend, wenn ihre Kinder diese nicht erfüllen können. So erwarten manche von einem Kleinkind, sich still zu verhalten oder nicht in die Hose zu machen. Viele sehen in normalem alterstypischem Verhalten fälschlicherweise eine negative Absicht - zum Beispiel: ,,Mein Kind weint, weil es mich ärgern will." Auch sexuelle Gewalt kommt vor? Sexueller Missbrauch an Kindern geht - Schätzungen zufolge - zu einem Viertel von Frauen aus. Die Motive sind dabei ähnlich wie bei Männern. Manche Frauen fühlen sich sexuell zu

Kindern hingezogen. Oft besitzen sie wenig Einfühlungsvermögen für ihre Opfer - oder sie glauben, dass Kinder sexuelle Aktivitäten mit Erwachsenen möchten und dass dies den Kindern nicht schade. Aber das Gegenteil ist der Fall: Viele Opfer berichten über langfristige psychische Beeinträchtigungen, etwa Depressionen und Beziehungsprobleme. Was kann gegen Gewalt von Müttern getan werden? Zunächst einmal sollte das Thema enttabuisiert werden: Es sollte mehr darüber berichtet und über Risikofaktoren und Zusammenhänge aufgeklärt werden. Darüber hinaus ist es wichtig, ein ausreichendes Angebot an Prävention und Behandlung zu schaffen - insbesondere für Mädchen und junge Frauen. Studien haben zum Beispiel gezeigt, dass es hilfreich ist, wenn junge Mütter soziale Fähigkeiten einüben, die für Kindererziehung und Partnerschaft wichtig sind: Dann nahm ihr aggressives Verhalten

gegenüber Partner und Kindern deutlich ab.

TNTERVTEw: cHRrsrrNE Ar'4RHEtN

PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O15


7

Schon in der Kindheit vorbeugen Doch auch das ist möglicherx,eise zu kttrz gegriffcn. ,,Ansritze der (ieu,altpriivetrtion nerclett ttur darlt-t crlblgreich scin, l,ent.t sie die D,vr.rarrtili ir.r den Gerva lth a ncl lu ngen cler llcteil igten begrei f'en", sagt Peter Di)ge. Anclcrs qesast: Unt Geu,rrltr.t.tuster erfblgrcich zu r,eriinclem, sollten aIle BeteiIigtct.t r.uiteiItbezogeu rr,crden insbesonclere in einerFantilieoder Par tncrschait. Dies liann ir-n Rahnren ciuc'r st'sterttiscl-ren Tl-rcrapic scschehen: Hicr rvird Geu,alt als verlehltc Fornr tler I(onrnrunikatiort verstiindett - Ltttcl versucht, sie clLrrch anclere Fon-nen clcs Uurgants ztt e rsctzcn. ,,Dcshalb sollten in Einrichtungen clc'r Gerva ltpriivent iou verstii rlit Fortlrilclu rtgett itt svstettt iscl.rcr Arbeit anscboteu nerclct.r", betont L)öge. Schl iclll ich bcgi n nt (ielr'a ltpriiveut iort schou clort,

tl,o sich Vcrhaltensnrustcr erst erttn,ickelr-r: illr Kirl cles uncl f ugenclalter.,,Er.rtscheiclencl ist, I(irtclertt clie

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PSYCHOLOGIE

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Das Gan zeist mehr als die Surnme seinerlbile ruppendyna m ik, Ersatzha nd lu ng. Vertraute Begriffe. Kaum jemand weiß, dass Kurt Lewin sie geprägt hat, Der Begrunder der Gruppendynamik wäre am 9. Septemb er 125 Jahre alt geworden. Welche Aktualität haben seine Konzepte heute noch? Am biva lenz, Anspruchsniveau,

G

VON BRIGITTE KOHN

'72

PSYCHOLOGIE HEUTE ]O/2O]5


-

erlin, Mitte der zwanziger Jahre. Der junge Privatdozent Kurt Lewin sitzt mit Studierenden

des

Psychologischen

Instituts im Caf6, das tut er oft und gern. Es geht lebhaft zu, man schwatzt,

diskutiert, isst und trinkt. Stunden später kassiert der Kellner ab, sicher und routiniert. Bevor sie gehen, wendet sich Kurt Lewin noch einmal an ihn: ,,Was haben wir heute bestellt? " Der Kellner überlegt,

wird

ärgerlich: ,,Ich weiß nicht mehr, was Sie bestellt haben. Sie haben die Rechnung bezahlt!"

Kurt Lewin liebt

es,

in banalen Alltagssituationen

Stoff ftir die Wissenschaft zu finden. Er überlegt: Vielleicht sorgt das innere Spannungssystem dafür, dass das Gedächtnis besser arbeitet, wenn eine

Auf-

nicht abgeschlossen ist? Wenig späterwird eine von Lewins Studentinnen, Bljuma Zeigarnrk, diese Hypothese in ihrer Doktorarbeit überprüfen. Die Ergebnisse haben als ,,Zeigarnrk-Effekt" Schule gabe noch

gemacht.

Kurt Lewin legt keinen Wert darauf, seinen Namen genannt zu sehen. Ihm geht es um die Sache. Er

ist ein ungewöhnlicher deutscher Hochschullehrer, offen, diskussionsfreudig, meistens gut gelaunt. In der Mehrzahl gehören junge Frauen zu seinem Schülerkreis. Nicht nur Lewins Teamgeist zieht sie an, sondern auch die Grundausrichtung des Berliner Psychologischen Instituts, das als Hochburg der Gestaltpsychologie gilt. Hier werden Handlungen und Wahrnehmungen nicht mehr in Einzelteile zerlegt, sondern in ihrer Tendenz untersucht, ein organisiertes und strukturiertes Ganzes zu bilden, das anders ist als die Summe seiner Teile: Eine Melodie ist mehr als die Summe ihrer Noten, eine Bleistiftzeichnung mehr als die Summe ihrer Striche, und auch Handlungen streben danach, einen Abschluss zu finden, einen Gestaltbogen anzunehmen. Das ist der Aspekt, der Kurt Lewin vor allem beschaftigt. Aus ihm entwickelt er im Laufe der Jahre

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Medium, in dem sich Verhalten konkretisiert. Lebewesen und Dinge wirken aufeinander ein, ziehen sich an, stoßen sich ab, auch innere Zustände wie verlockende Zielvorstellungen oder blockierende Angste spielen eine Rolle: hier und jetzt, im jeweils gegenwärtigen Moment. Menschliches Handeln ist also das Resultat sich überschneidender Feldkräfte. Taucht etwas Neues im Feld auf, verändert das alles. Ein Arbeitsloser findet Lethargie, weil ihm eine Fortbildungsmaßnahme gefallt. Eine Partei rückt nach rechts, weil dort Wählerstimmen zu erhoffen sind. Lewins Raumkonzept hat Wellen geschlagen, auch in der Literatur. Iean-Paul Sartre, Robert Musil, Bertolt Brecht sind von ihm beeinflusst. Wenn Mutter Courage mit ihrem Planwagen durch die Landschaft zieht, steuern die Feldkräfte des Krieges ihr Handeln, Denken und Fühlen: Wer sie in Friedenszeiten wäre oder sein könnte, weiß man nicht. aus seiner

In seinem grundlegenden E ssay Der Übergangvon der aristotelischen zur galileischen Denkweise in Biologie und Psychologieplädiert Lewin dafür, das Denken dynamischer Zusammenhänge, wie es die moderne Naturwissenschaft prägt, auch in der Psychologie zur Geltung zu bringen: Statt Wahrnehmungsprozesse in Einzelteile zu zerlegen, sollten Verhaltensstrukturen im Zusammenhang und in ihrer Tiefe analysiert werden, auch experimentell. Darin spiegelt sein Denken eine Grundtendenz seiner Zeit wider: die große Faszination, die das neue Raumdenken in der Physik auch aufdie Kulturwissenschaften ausübt, die Abkehr von traditionellen Vorstellungen von Mensch, Subjekt und Individualität. Und in gewisser Weise spiegelt sein Denken auch sein Leben, das von wechselnden Feldern, von den

großenVerwerfungen und Katastrophen des 20. Jahrhunderts geprägt war. Am 9. September 1890 kommt

Kurt Lewin in Mogilno zur Welt, einem Dorf in der ehemaligen preußischen Provinz Posen, die heute zu

die Feldtheorie, die das Wechselspiel zwischen Person

Polen gehört. Die Eltern betreiben einen Dorfladen

und Umwelt untersucht: Denn auch das Individuum

und nebenher etwas Landwirtschaft: einfache, aber

und sein Lebensraum mit allen Kräften und Spannungen bilden gemeinsam eine eigene Wirklichkeit, ein Ganzes, eben das Feld. Lewin übernimmt seinen

solide und warmherzige Verhältnisse, unbeschwertes

Feldbegriff aus der Physik s einer Zeit, in der die Vor-

Landleben für Kurt und seine Geschwister, die ihren lebhaften und impulsiven Bruder ,,wütender Hering" nennen. Dass die Familie dennoch zu den sozialen

stellung des Raums durch elektromagnetische Felder

Außenseitern zählt, bekommen auch die Kinder früh zu spüren: Sie sind ]uden, ,,und ich weiß daher", er-

ersetzen. Außerdem greift er noch auf die ältere ma-

innert sich Lewin, ,,wie nicht nur bei den Rittergut-

thematische Disziplin der Topologie zurück, in der es um geometrische Relationen geht. Kurt Lewins sozialräumliche Felder sind ebenfalls durch Relationen und Kräfte bestimmt: Der Raum wird zum

besitzern, sondern auch bei den Bauern der Umgebung ein hundertprozentiger gröbster Antisemitis-

denker der Relativitätstheorie die traditionelle Vor-

PSYCHOLOGIE HEUTE'IO/2OI5

mus die selbstverständliche und absolut feste Grund-

haltung war". Wie viele Iuden aus dem Osten zieht 73


generell schwer zu erreichen. Aber nun hat er Mitarbeiter und Mittel für Experimente. Im Experiment

Wie wirkt sich Arger auf die Lösung einer Aufgabe aus? Was geschieht, wenn Langeweile aufkommt? es

walten die Feldkrafte so viel sichtbarer und klarer als in der Alltagswirklichkeit, so entspricht es jedenfalls seiner Theorie, und sein Ehrgeiz ist, den bisher ausgesparten Bereich des Handelns, Wollens und Fühlens der experimentellen psychologischen Forschung zugänglich zu machen. Erwill also nicht nur Reiz-Reaktion-Beziehungen untersuchen wie die in

auch die Familie Lewin in die weltoffene Großstadt

Berlin, wo Kurt 1908 Abitur macht. Nach Umwegen über Medizin und Biologie verlegt er sich auf das Studium der Psychologie, die damals noch keine eigenständige Disziplin ist, sondern eine Richtung innerhalb der Philosophie. Kurt Lervin wird nie die Beziehung zur Philosophie verlieren. Seine psychologische Zuwendung zum Menschen entspringt sei-

Arger auf die Lösung einer Aufgabe auswirkt, was geschieht, wenn Langeweile aufkommt, wie sich die Ansprüche auswirken, die von der Aufgabe ausgehen

nem Interesse an Raumtheorie;Therapie hat ihn nie interessiert. Allerdings leiten den jungen Lervin auch

unddiedieVersuchsperson in ihrem eigenen Ehrgeiz an sie heranträgt, wie der Versuchsleiter das Geschehen beeinflusst und wie die Versuchsperson die Situation erlebt. Auf diese Weise Prägt er Begriffe wie Anspruchsniveau, Sättigung, Ersatzhandlung oder

sozialistische Neigungen; wie man die politischen

Ambivalenz, die in die Leistungsmotivationsfor-

Verhältnisse verbessern könnte, diese Frage beschäftigt ihn durchaus. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, meldet er sich

schung eingehen.

trotzdem freiwillig. Für viele junge )uden bedeutet der Militardienst soziales Ansehen und Zugehörigkeit, Entlastungvom Druck der Außenseitereristenz'

Bei Lewin ist unser Handeln eine Funktion von Kräften Fasziniert von allem Visuellen, greift er, auch hierin ein Vorreiter, immer wieder zur Filmkamera. Einige

Lewin kommt in Gruppenzusammenhängen immer gut zurecht und hat die Fähigkeit, in jeder Situation

Filme sind erhalten geblieben. Sie zeigen Kinder beim Versuch, eine Treppe zu überwinden, um einen Ball

r'eröffent-

zu erreichen, sich aufeinen Stein zu setzen, einen Plas-

angewarrdte Psyc\ro1ot,,

tikschwan aus bedrohlichen Wellen zu retten. Lewin führt sie aufKongressen vor und illustriert seine Be-

Impulse für sein Denken zu finden.

licht er in

der Zeitschnft

für

einen Text, der als grundlegend für

1917

seine spätere Feid-

theorie gilt: Kriegslandschaft. Landschaft im Krieg stellt sich anders dar als im Frieden - nicht, u'eil man das subjektiv so empfindet. Es gibt für Lervin ein Raumverständnis, das der Ebene der persönlichen

Empfindung vorgelagert ist, und darauf kommt es ihm an. Die Bewegungen anonymer uniformierter Truppen zerteilen die Kriegslandschaft in gegnerische Fronten und Gefechtsgebiete, aber die Ebene des subjektiven Gefühls kommt überhaupt nicht zur Sprache. Die Toten in den Schützengräben seines Textes bleiben Teil des Landschaftsbiides, unheimlich stumm. Es gibt kein Ich und keine Moral. In den Anfängen von Lewins Theorie tragen die Feldkrafte Uniform. Im seelenlosen Kräftespiel des Feldes scheint der Abgrund auf. 1918 fällt Lewins jüngster Bruder Fritz, wenig später wird er selbst verwundet und scheidet aus dem Militärdienst aus' Nach dem Krieg habilitiert sich Kurt Lewin und wird 1920 Privatdozent an der Berliner Universität. Eine Verbeamtung ist nicht in Sicht und für |uden 74

den USA aufkommende Schule des Behaviorismus, sondern vielseitige und alltagsnahe Versuchsanordnungen entwickeln: um herauszufinden, wie sich

griffswelt damit. Welche Feldkräfte walten zwischen Kind, Schwan und Wellen? Der Schwan hat positiven Aufforderungscharakter, die Wellen negativen, sie rvirken wie eine Barriere zwischen Kind und Schwan. Es entsteht ein Konflikt, das Kind kann seine Angste nicht überwinden und flüchtet aus dem Feld' Lewin ist kein Individualpsychologe, sondern im Grunde ein Sozialraumtheoretiker, der menschliches Verhalten in Raumbezügeversetzt, um der Fixierung aufs Ich zu entgehen. In der Formelsprache der Mathematik beschreibt Lewin die Grundregel der Feldtheorie so: Verhalten (V) ist eine Funktion der Person (P) und der Umwelt (U): V = F(R U). Problematisch ist dieser mathematisierte Ansatz deswegen, weil das Individuum aus dem Blick gerät. Die Person (P) ist

ein Mitspieler im Raum, wird nur im Zusammenhang erkennbar, ist kein Subjekt im klassischen Sinn. Unter Lewins Arbeitswut leidet der Familienfrieden. Seine erste Ehe mit der Lehrerin Maria Landsberg, aus der zwei Kinder, Agnes und Fritz, hervorPSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O15


gegangen sind, scheitert. 1929 heiratet er die Kinder-

gärtnerin Gertrud Weiss,

Miriam und Daniel kom-

men zur Welt. Als der Sohn geboren wird, sitzt die Familie bereits auf gepackten Koffern: Im nationalsozialistischen Deutschland können sie nicht bleiben. Sie fliehen in die USA. Lewins Mutter zu retten ge-

lingt nicht,

sie

wird

).944

im Vernichtungslager So-

bibor ermordet. Ein zweites Leben in Amerika Lewin kehrt nie mehr nach Deutschland zurück. Zunächst arbeitet er an der Cornell University inlthaca

und ab 1935 als Professor für Kinderpsychologie an der University of lowa. Er passt sich schnell an, vertieft sich in neue Aufgaben und publiziert fortan in Englisch. Nichts erinnert an einen deutschen Exilanten, bis aufden deutschen Akzent, der seiner Aussprache hartnäckig anhaftet. Lewin begeistert sich für die amerikanische Demokratie, und er will die Effizienz des demokratischen Erziehungsstils experimentell belegen. Dafür lässt er drei Kindergruppen über Wochen unter einem autokratischen, einem demokratischen, einem nachlässigen (Laissez-faire) Führer basteln undwechselt die Führungsstile auch mal. Die Tatsache, dass die Kinder in der autokratischen Gruppe über län-

gere Zeiträume unter erheblichen sozialen Druck geraten, der ganz reale Auswirkungen zeigt, nimmt

er seinen Erkenntnisinteressen und den wohlklingenden Ergebnissen zuliebe in Kauf: ,,Auf mich haben wenige Erlebnisse einen so starken Eindruck gemacht wie die, den Ausdruck der Kindergesichter im Laufe des ersten Tages der Autokratie sich verändern zu sehen. Die freundliche, aufgeschlossene und zur Zusammenarbeit willige Gruppe, die voller Leben war, wurde innerhalb einer kurzen halben Stunde zu einer ziemlich apathisch aussehenden Versammlung ohne Initiative. Der Übergang von der Autokratie zur Demokratie schien etwas mehr Zeit ztt beanspruchen als der von der Demokratie zur Autokratie. Autokratie wird dem Individuum auferlegt. Demokratie hat es zu lernen." 1944 wechselt

Kurt Lewin

ans Massachusetts

In-

stitute of Technology (MIT), um sich dort intensiv mit gruppendynamischen Fragen in Zusammenhang mit Minderheiten zu beschäftigen. Bei Stiftungen und Verbänden, die sich der Verbesserung gesellschaftlicher Verhältnisse verschrieben haben, findet er mehr Unterstützung für sein wachsendes Interesse an sozialen Fragen als im klassischen Universitäts-

betrieb. Soziale Probleme gibt es in den USA mehr als genug: Massenarbeitslosigkeit, Rassenkonflikte,

Kurt Lewin, geboren am 9. September'189O in Mogilno (Posen), gestorben am 12. Februar'1947 in Newtonville. Massachusetts, gilt als einer der einf lussreichsten Pioniere der Psychologie. Er ist einer der Begründer der modernen experimentellen Sozialpsychologie und gehört zusammen mit tvlax Wertheimer. Wolfgang Köhler und Kurt Koffka zu den ,,großen Vier" der Berliner Schule der Gestaltpsychologie. Aktuelle Neuerscheinung zu Person und Werk: Klaus Antons, I\4onika StützleHebel (Hg.): Feldkräfte im Hier und Jetzt. Antworten von Lewins Feldtheorie auf aktuelle Fragestellungen in Führung, Beratung und Therapie. Carl-Auer, Heidelberg 2O15

PSYCHOLOGIE HEUTE ]O/2OI5

75


Die Zugehörigkeit zu Gruppen ist natürlich. Die wirkliche Gefahr liegt darin, nirgends zu stehen

Antisemitismus. Auch derKongress amerikanischer Juden macht Gelder fur ihn locker. Lewin bedankt sich: ,,Wir wissen, dass der Kampf der Juden ein Teil des Kampfes aller Minoritäten für die demokratische Gleichheit der Rechte und Chancen ist und dass die Befreiung der Minoritäten tatsächlich die größte Be-

freiung der Majorität sein wird." Lewin geht hinaus in die soziale Welt, berät Ministerien, Unternehmen und Kommunen bei der Lösungvon Konflikten und beim Erproben neuer Modelle des Zusammenlebens. Er entwickelt Konzepte mit den Betroffenen zusammen aus der Praxis für die Praxis, betreut zum Beispiel Wohnprojekte, in denen Weiße und Schwarze zusammenwohnen: action research, teilhabende, konzeptbildende Aktionsforschung. Er macht sich Gedanken über eine demokratische Umerziehung der Deutschen und die Zu-

kunft der Iuden in einem eigenen Staat. Eine Gruppe ist der soziale Boden, auf dem der Einzelne steht, und sie funktioniert nur dann, lvenn ihre Mitglieder die wechselseitige Abhängigkeit bejahen: Das ist eine grundlegende Einsicht seiner Forschungen, die ihn zum Pionier der Gruppendvnamik machen. Menschen, die einer Minderheit angehören, haben es oft schwer, eine stabile Identität zu entrr'ickeln, weil der Blick der diskriminierenden Mehrheit ihr Selbstwertgeftihl schwächt. Lewins Ratschläge zur ,,Erziehung des jüdischen Kindes" und sein Text nber Selbsthass unter ]uden enthalten eine brillante Analyse der Außenseitererfahrung und erfahrungsgesättigte Ratschläge zu ihrer Bewältigung: nichts verleugnen, nichts beschönigen, auch nicht die Härte möglicher Konflikte. Loyalität zur eigenen Gruppe, Übernahme von Verantwortung für sich selbst und andere, Offenheit für die Beziehung zu anderen Menschen undGruppen, die gutenWillenssind.,,Die Zugehorigkeit zu mehr als einer sich mit anderen überschneidenden Gruppe istfür jeden natürlich und notwendig. Die wirkliche Gefahr liegt darin, ,nirgends' zu stehen."

Allerdings gehen seine gruppendynamischen Einsichten auf Experimente zurück, die den Versuchs76

personen einiges zumuten. Lewin und seine Mitarbeiter glauben, dass die soziale Wirklichkeit ebenso wie die Natur ihre Tiefenstruktur nur im wissen-

schaftlichen Experiment preisgibt. Einmal werden Versuchspersonen zum Arbeiten in einem verschlossenen Raum.angehalten, der sich langsam mit Rauch

ftillt;

so erhoffen sich die Versuchsleiter

Erkenntnis-

se über die Auswirkungen einer (kontrollierten) Gefahrensituation auf den Gruppenzusammenhalt. Die ganz reale Panik der Versuchspersonen, die nicht alle daraufvertrauen, dass der Rauch Bestandteil des Experiments und unter Kontrolle ist, erzeugt in den Versuchsleitern keinemoralischen Bedenken; sievertrauen der Möglichkeit, die Situation wissenschaftlich zu kontrollieren. Das wirft ein Schlaglicht auf die Leerstellen der Feldtheorie. Das naturwissenschaft-

lich geprägte Wissenschaftsverständnis nimmt dem Individuum seine eigenständige Position, das große Ganze dominiert das Denken, der Wunsch nach abstrakter Erkenntnis des Zusammenhangs überlagert die Fähigkeit zur Einfühlung in den Einzelnen. Trotz aller theoretischen Ambivalenzen kann man das dynamische Potenzial der Feldtheorie demokra-

tisch nutzen, davon ist Lewin überzeugt und unablässig darum bemüht. Demokratiefähigkeit entsteht für ihn wie alles Verhalten im Gesamtzusammenhang, und er will Rahmenbedingungen fördern, die den Einzelnen demokratiefähig machen. Darin liege seine inspirative

Kraft für eine politisch engagierte

Psychologie, betonen die Gruppendynamiker Klaus Antons und MonikaStützle-Hebel in demvon ihnen herausgegebenen Buch Feldkräfte im Hier und Jetzt. Antworten von Lewins Feldtheorie auf aktuelle Fragestellrmgen in Führung, Beratung und Therapie (CarlAuer 2015). Sie beschreiben den umwälzenden Einfluss der Feldtheorie zusammenfassend so: Sie erschüttert die Fixierurng aufs eigene Ego, lehrt Abhangigkeit produktiv zu denken, lenkt den Blick auf die Kräfte, die im Hier und Ietzt wirken, auf die unendlichen Möglichkeiten der gegenwärtigen Situation. Das befltigelt die Arbeit mit Gruppen in Supervision, Teamentwicklung, Familientherapie und vielen an-

deren Bereichen. Keiner weiß, was Kurt Lewin in seiner Tiefe fühlt. Er hat zwei Weltkriege erlebt, er ist der Massenver-

nichtung entkommen, der seine Mutter zum Opfer fiel. Immer rastloser mischt er sich ein, um mit seinen Projekten ein menschliches Miteinander zu fördern. Es laugt ihn aus, er überfordert sich, er wirkt immer hektischer, ruheloser und unglücklicher. Der Tod ereilt den 56-Jährigen sehr plötzlich: Am 12. Februar 1947 stirbt er an

Herzversagen.

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PSYCHOLOGIE HEUTE']O/2015


I

PEHNTS ALLTAG i

,

SO VIELE HEIMATEN aa ,/',r'

Neulrch spracn ern atter ivrann im Radio davon, wie ihm sein Garten genommen wurde. Ein Flüchtling, er musste alles zurücklassen. Aber er re-

telte ein paar welke Blätter aus der Hängematte, meiner Hängematte. Dies ist ein Ort, an den ich gehöre. Das

dete nicht von seinem Haus, das nun viel-

Zuhause zu nennen, dieses Fleckchen, das kleine Reihen-

leicht in Trümmern liegt, und nicht von denDingen, dieerverlorenhatte, sondern von dem Garten. ,,Dieses grüne Licht unter den Bäumen", sagte er, und: ,,Wir haben vom Garten gelebt." Das klang nach einerlebensnotwendigenNahrung, dieer nun nicht mehr finden wird. Ich ging hinaus in unseren schmalen Reihenhausgarten und schaute mich um. In unserem Garten gibt es bis auf ein paar

Küchenkräuter und im Frühjahr einige wildwuchernde Mini-Erdbeeren nichts zu essen, die Wiese ist von Löwenzahn durchsetzt, und von nennenswerten Bäumen kann auch keine Rede sein. Aber ich kann die Wäsche darin aufstellen und im Winter Meisenkugeln aufhängen, und wenn alles gutgeht, wird mir niemand diesen Garten jemals streitig machen. Ich schüt-

78

WortHeimatwillmirnichtrechtüber die Lippen; einfacher ist,

Die Schriftstellerin

Annette Pehnt (u.a. Lexikon der Angst, Piper 2013) schreibt jeden Monat in PSYCHOLOGIE HEUTE

über ihre Alltagsbeobachtungen www.annette-pehnt,de

es

haus mit seiner schiefen Hausnummer und seinem bescheidenen Garten. Es ist der Schauplatzvieler Freuden und Zusammenstöße. Ich weiß noch zu gut, von welcher Treppenstufe das Kind gefallen ist, gegen welches Fenster der Vogel prallte,

den wir dann versucht haben zu retten, welcher Fleck aufdem Parkett vom zerbrochenen Honigglas kommt und welcher vom FahrradöI. Wenn ichweggehen müsste, was würde ich zurücklassen? Wovon würde ich sprechen, wenn man mich in einem fremden Land fragen würde nach dem, was mir fehlt? Als ich früher viel auf Reisen war, besaß

ich ein kleines nutzloses Gebilde

aus

Draht, das ich überallhin mitnahm. Man konnte es zusammenfalten, ganz flach PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2015


passte es zwischen die Zahnbürste und die Malariatabletten. Und wenn ich dann an einen neüen Ort geriet, zog ich es vor-

Jedenfalls hatten sie an den verrücktesten Orten gelebt, gefeiert und gearbei-

mein Bett. Oder neben meine Hängemat-

tet. Sie warerr jung, beweglich und erfinderisch und konnten, ohne mit derWimper zu zucken, in China oder in Rom eine

te, meine Gästeliege, meine Isomatte. Es

nagelneue Heimat-Filiale aus dem Boden

aus wie ein kleiner filigraner Iglu und

stampfen. Als bräuchten sie nichts als guten Willen, um irgendwo, irgendwie da-

sichtig auseinander und stellte es neben

sah

war das Zeichen für eine vorübergehende

Beheimatung. Aber es half nur bedingt. Nach einer Zeit des Reisens kam immer die Sehnsucht. Was mir fehlte, konnte ich kaum sagen. Wenn ich versuchte, es zu ergründen, kamen seltsameWünsche zum Vorschein: Kirchenglocken zu hören. Endlich wieder dunkles Brot zu essen. In meiner Muttersprache zu träumen. lemandem die Hand zu drücken. Beim Zeitunglesen jedes Wort zu verstehen. Dinge zu zahlen, ohne um den Preis zu feilschen.

Auf Bürgersteigen zu laufen. Wenn ich dann zurückkehrte, schwankend mit dem klobigen Rucksack aufdem Rücken, nahm ich etwas wieder in Besitz, wofür ich kein passendes Wort parat hat-

te. Ein Zuhause aus Brot, Wörtern und Geräuschen.

lch hatte bisher noch nie im Plura! an Heimat gedacht Die anderen, die ich unterwegs traf, hatten

weniger Sehnsucht. Einmal stritten lvir uns lange in der fettigen Küche eines Hostels darüber, wo

wir zu Hause waren.

,,Meine Heimat ist mein Rucksack", erklärte mir einer stolz. Heimat habe nichts

mit Orten zu tun. Sondern man trage

sie

eben im Herzen. Oder aufdem Rücken.

Andere gingen noch weiter. Die Welt war für sie eine einzige große Einladung. ,,Du kannst dir deine Heimat aussuchen", versprachen sie mir und erzählten von all den möglichen Heimaten, den Kaffeeplantagen und Pferdefa r men, ro oftop bars und Fischerhäfen, Stahlwerken und der Transsibirischen Eisenbahn. Ich hatte bis

dahin noch nie im Plural an Heimat

gedacht. ,,Und woher weiß ich dann, welche die

zuzugehören. Ich war genausojung, aber anscheinend nicht erfinderisch genug. Etwas in meinem gejetlagten Körper zerr-

te in rnir und wollte mich partout nicht auf das leere Spielfeld der Möglichkeiten

ten, wie sie lustig waren.

,,Ihrhabt euch also selbstbeheimatet? ", fragte ich skeptisch. Sie verstanden das Wort nicht, es ließ sich kaum ins Englische übersetzen. ,,Aber das kann doch niemand ganz alleinl", wandte ich ein. ,,Genau", riefen sie begeistert, ,,das ist es

ja! Nur mit anderen zusammen gibt

es

Heimat, egal wo." ,,Ach was", mischte sich ein starrköpfiger Ire ein. ,,Es ist viel einfacher: Heimat ist dort, wo du gut schläfst." Für mich ist es seitdem wirklich einfacl-rer geworden. Das kleine Drahtgebilde steht schon lange auf meinem immerglei-

. Grundlogen: Angsl evolutionör, neurobiologisch und durch Experimenle

Weit, sondern hat einen Ort gefunden, at.t den-r ich nicht allein bin und gut schlat-en

. Plus: 55 Minulen Audioiiles zum men-

verstehe n

imoginoliv, konfrontoliv und entsponnt behondeln

lolen Troining

kann. Das ist n-reine Nahrung, dachte ich, als

ich in unserem struppigen Garten stand, die Stimme des alten Nlannes im Radio

noch im Ohr, und mich über die kahle Stelle im Rasen beugte, die die Nleerschweinchen abgeweidet hatten. Aber wenn ich diese Nahrung nicht bekommen könnte, wenn ich sie mir nicht mehr leisten könnte, wenn sie mir weggenommen würde, so wie dem alten Mann mit seinem verlorenen Garten, der ein Leben langvom

grünen Licht unter den Blättern träumen

rolzors

Keine Angst vor Angslen

. Meihoden: Angsl mentol, kognitiv,

wird - wie könnte ich

ieutE

Fred Christmonn

chen Nacl-rttisch, sehr lange. Es gibt ein Haus und Nlenschen darin, die Sehnsucht irrt r.richt mel-rr ungebunden durch die

sie - schon die Frage zeigte, dass ich es nicht verstanden hatte. Was Heimat an-

PSYCHoLoGTE

Keine Angst

entlassen, auf dem sich die anderen tummelten und sich Zugehörigkeiten ausdach-

richtige ist?", fragte ich nach. Da lachten

ging, war ich damals monogam.

Ruhig BIut!

leben?

66

Ponische und phobische Angste - welche verholtenslheropeulischen Mög lichkeiten der Hilfe und Selbsthilfe gibt es? Dos Buch vermitteh klor und fundierl, wos Theropeuten und Betroffene über die Mechonismen der Angsl wissen müssen und welche

Übungen sich besonders eignen. Der erfohrene Psycholheropeut Chrisl-

monn möchte mil seinem Buch dozu beitrogen, doss die heutigen Möglichkeilen der Theropie von Angstslörungen bei Erwochsenen ebenso wie bei Kindern und Jugendlichen optimol ousgeschöpfl werden. 2015.127 Seilen, 6 Abb., 7 Tob., kort. lnkl. Audio-Doteien zum Downlood

€ re,ee lD) / € 20,60

(A)

tsBN 978-3-7945.3147-9


7

Der blinde Fleck Wir halten uns selbst gerne für unvoreingenommen. Doch wie sehr wir uns täuschen, zeigen zwd amerikanische Sozia psychologen I

,,Ich habe überhaupt nichts gegen Muslime (Schwule, Rechtsanwälte), aber ... " Ist Ihnen so ein ähnlicher Satz schon einmal herausgerutscht? Und war er Ihnen

mus für Vorurteile und Ausgrenzung) gesteuert werden. Die gute Nachricht: Wenn uns bewusst,

wird, wie anfallig wir für vorurteilsbelaHandeln sind, können

dann peinlich? Wenn ja, warum? In dem

denes Denken und

Buch der amerikanischen Sozialpsycho-

wir gegensteuern. Gefahr erkannt, Gefahr

Iogen Mahzarin Banaji und AnthonY Greenwald erfahren Sie, wie ,,normal"

gebannt.

solche Sätze sind. Denn nicht nur PegidaAnhänger und bekennende Hasser aller Couleur pflegen ihre Vorurteile ohne Scham oder Reue. In uns allen, auch in den Aufgeklärtesten, stecken beachtliche

lesenswerte Studie über menschliche Vor-

Vorurteile und Ausgrenzungsbereitschaft. Selbst Menschen, die mutig gegen Rassisten Front machen und stolz daraufsind,

weißeArzte, die sich ausdrücklich fürvorurteilsfrei halten, schwarzen Patienten bei

tolerant und gerecht zu sein, reagieren zu ihrer eigenen Bestürzung mitunter diskriminierend. Das zeigen die raffiniert konzipierten Experimente, die den roten Faden dieses Buches bilden: Wenn wir über andere soziale Gruppen urteilen, also etwa über Behinderte, alte Leute, Menschen bestimmter Nationalitäten, Religi-

onen oder sexueller Präferenzen, spielen

uns,,unbewusste Kognitionen" einen Streich. Wir reagieren quasi reflexartig mit Ablehnung aufmanche Gruppen. Wir alle haben einen-mehr oderweniger großen

-

blinden Fleck in unserer Psyche.

Banaji und Greenwald untersuchen ak-

ribisch den,,inneren Grundwiderspruch" zwischen evolutionär entstandenen nega-

Banaji und Greenwald haben eine sehr

urteile als evolutionär bedingte Denkschwäche erarbeitet. Die Fülle der referierten Experimente und Einsichten hilft

uns zu verstehen, warum zum Beispiel

,,Automatische Vorlieben dienen als Navigationsgeräte, die uns durch vermintes Gelände lotsen." IVAHZARIN BANAJI, ANTHONY GREENWALD

bestimmten Erkrankungen teure Medikamente vorenthalten. Dass sich amerikanische Psychologen immerwieder intensiv mit den psychologischen Bedingungen von Vorurteilen und Rassismus beschäftigen, hat Tradition und gute historische Gründe - und neuerdings wieder bestürzende Anlässe. Nach der Wahl von Barack Obama zum Präsidenten haben die Amerikaner eine Weile geglaubt, dass der schlimme Rassismus früherer Jahrzehnte endlich tiberwunden sei. Ein großer Irrtum, wie die Ereignisse in Ferguson und anderswo zei-

Anstrengung, dem Übel auf die Spur zu kommen, ehrt die amerikanische Psychologie. Andere Länder köngen. Aber die

nen davon nur lernen.

HEIKO ERNST

tiven Reflexen auf alles Fremde - und unseren guten Absichten und vernünftigen

Idealen, die uns Gleichbehandlung und Respekt gebieten. Die schlechte Nachricht des Buches ist: Unserer

Vernunft sind en-

ge Grenzen gesetzt. Die meiste

Zeit do-

miniert das automatische Denken. Wir machen uns nur selten bewusst, wie sehr wir von unseren ,,automatischen Präferenzen" (so der psychologische EuphemisPSYCHOLOGIE'HEUTE 1Ol2015

umtuu llmsrmu

ffi mffilmm mltllmnl uwnm uüu

I'4ahzarin R. Banaji, Anthony G. Greenwald: Vor-Urteile.

Wie unser Verhalten unbewusst gesteuert wird und was wir dagegen tun können Aus dem Englischen von Enrico Heinemann. Dtv, München 2015, 288 S., € 16,9O

rEt t-.-l

81


Sind wir freiheitsmüde? Drei Bücher fragen, inwieweit wir Herr unseres Tuns sind. Wie können wir uns wehren gegen den Zwang zur Anpassung - und wie unsere Autonom ie verteid igen?

Kaum ein Thema hat die Menschheit mehr bewegt als das Problem der Freiheit. Es wurden epochale Werke geschrieben und ganze Bibliotheken geftillt - mit Antworten auf folgende Fragen: Unter welchen Bedingungen bin ich Herr meines Tuns? Undwasbedeutet das genau fürmich, für andere und für die Gesellschaft als Ganze?. Die größten Denker - Philosophen, Theologen, Psychologen, aber auch Tierund Gehirnforscher - haben sich damit befasst. So muss

es

heute schon gute Grün-

de dafür geben, wenn Autoren und Ver-

lage es für nötig halten, die Debatte neu

aufzurollen. Von drei in diesem fahr erschienenen Büchern zum Thema Freiheit darf man getrost neue Erkenntnisse verlangen.

Die Autoren bieten ganz unterschiedliche Perspektiven an: Der Sozialpsycho-

Michael Pauen, Harald Welzer: Autonomie. Eine Verteidigung. S. Fischer,

Frankfurt

a. M. 2O15,

328 S., € 19,99

loge Harald Welzer und der Philosoph Michael Pauen konzentrieren sich auf einen einzelnen Aspekt der Freiheit - die zu selbstbeAutonomie. Als "Fähigkeit stimmtem Handeln gegen Widerstände" gerät sie heute in Gefahr, so die Autoren: ,,Zum einen weckt eine Vielzahl wissenschaftlicher Befunde Zweifel an unserer Fähigkeit zu autonomem Handeln." Es komme hinzu, ,dass sich unsere Anfälligkeit fur soziale Einflüsse durch die Entwicklung des Internets deutlichverstärken kann". Diese Kernthese untermauernWelzer und Pauen mit empirischen Studien. Anders argumentiert der emeritierte Philosophieprofessor Otfried Höffe. Er deckt systematisch alle Bereiche des Lebens ab -von der Medizin über dieWirtschaft bis zur Kunst und Politik-, um die Widersprüche der Freiheit zu sezieren. In

Kritik ()rrRrH) lla)rrt:

der D1s CRrrNDlRonr.IM

(i) 82

guter dialektischer Manier wägt er das Für

und Wider ab und versucht theoretisch akzeptable und praktisch brauchbare Lösungen zu finden. Letztere fasst er unter dem Begriff des ,,aufgeklärten Liberalismus" zusammen. Eine dritte, theologische Sichtweise

spielt Gott eine übergeordnete Rolle

- in

der Frage um das menschliche Können/ Dürfen und dessen Grenzen. Wer klare Argumentationen und verständliche Formulierungen bevorzugt, ist bei Pauen und Welzer besser aufgehoben als bei Höffe. Dessen Buch ist nicht nur inhaltlich das Anspruchsvollste; der Philosoph liebt eine elegante, aber von Sub-

Otfried Höffe: Kritik der Freiheit. Das Grundproblem der Moderne. C.H. Beck, München 2015, 398 S., € 29,95

fin-

det man im Buch von Rupert M. Scheule. Auch er bezieht sich auf die Studien namhafter Sozialforscher und die Schriften der Philosophieklassiker. Doch bei ihm

fllt:l I llll'l \11]DEN

S"

Rupert M. Scheule: Wir Freiheitsmüden. Warum Entscheidung immer mehr zur Last wird. Kösel, München 2O15,203 S., € 19,99

Freiheit Leseprobe in der App

PSYCHOLOGIE HEUTE IOI2OI5


Män nliche Lebenswelten Armin Bernhard, Lothar Böhnisch iert die Ergeb-

fiiedener Studien, die

Namen

stantiven und Passivformen beladene

ren : Freiheitseinschränkungen im

Sprache, die vom Leser viel Aufmerksam-

der Sicherheit oder der Transparenz wür-

keit verlangt. Leichter, bisweilen amüsant, und dennoch nicht weniger geistreich geht

den Fortschritte der Zivilisation rückgän-

bei Scheule zu. Bei allen Unterschieden haben die Bücher über die Freiheit etwas gemeinsam: Sie schrecken nicht vor der Komplexität

Die Autoren nehmen Stellung zu ak-' tuellen Kontroversen. Thematisiert werden Sterbehilfe, die Datensammelwut von Regierungen oder Internetfirmen, die

ihres Themas zurück. Dass die Freiheit beziehungsweise die Autonomie entweder tot oder intakt sei; dass sie vorbehaltlos in den Vordergrund gerückt werden sollte oder umgekehrt Ideen wie Gleichheit

Entwicklung der Liebe und der Reproduktionsmedizin in Zeitenvon unendlichen Möglichkeiten und die Zukunft des Sozialstaats. Wie groß ist aber tatsächlich der Erkenntniswert dieser neuen Abhand-

oder SicherheitPlatz machen sollte - das sind aus Sicht derAutoren viel zu einfache

lungen?

Alternativen.

der behandelten Lebensbereiche zwar be-

Für Höffe gehört,,Doppelgesichtigkeit" zum Wesen der Freiheit. Die ,,Kritik", von

eindruckend, doch Höffes,,aufgeklärter Liberalismus" ähnelt eher einer Anhäufung von Kompromisslösungen. Statt ei-

es

der im Titel die Rede ist, ist im philosophischen Sinne als Überprtifung zu verstehen: Es geht nicht vordergründig um negative Aspekte, sondern vielmehr um Balanceakte zwischen Gefahr und Chancen, um die Ermittlung von,,Ambivalen-

zen". Für Scheule sind wir ,,freiheitsmüde", weil die vielen Optionen des Lebens, etwabeim Shoppen, Lieben oder Sterben, uns überfordern. Gleichzeitig würden

wir

die Freiheit ,,zutiefst bejahen": ,,So sehr uns in bestimmten Zonen unseres Lebens eine Überdosis Freiheit zu schaffen macht, so sehr fehlt uns die Freiheit in anderen Bereichen." Selbst Welzer und Pauen, die

Autonomie gegen Angriffe verteidigen wollen, sind sich ihrer Kehrseite, der Last der Verantwortung bewusst. Alle Autoren teilen außerdem eine grundsätzliche Skepsis: Zu wenig differenziert ist für sie die These einiger Gedie

hirnforscher, wonach wir letztendlich Sklaven unserer Synapsen sind. Freiheit, schreiben Höffe und Scheule in Anlehnung an Immanuel Kant, sei erlebteWirklichkeit, unabhangig von physiologischen Prozessen. Skeptisch sind sie ebenso im Bereich der Politik gegenüber pauschalen Forderungen, entweder nach mehr oder

nach weniger Freiheit. Der Staat sollte schützen, aber nicht entmündigen, meint Höffe. Für Welzer und Pauen gilt es, ein Abdriften in den Totalitarismus abzuwehPSYcHoLoGTE

üeurr

tolzots

gig machen.

lnKritik

der

Freiheitist die Bandbreite

ne außergewöhnliche Idee vorzuschlagen,

um die Dilemmas der Freiheit zu überwinden, verharrt Höffe im Modus eines lauen ,,Nicht zu viel und nicht zu wenig"' Weizer und Pauen sind auf den ersten Blickmutiger. Am Ende des Buches stellen sie eine Liste von ,,Verteidigungsregeln" zur Rettung der Autonomie auf. Im Grun-

de ist ihre These freilich nicht wirklich neu. Zahlreich sind im Gegenteil die Iu-

risten, fournalisten, Schriftsteller, die in den vergangenen Jahren in Deutschland vor einer Aushohlung der Privatsphäre gewarnt haben. Im Zuge der Antiterrorgesetze und der NSA-Affäre sind die Verteidiger der Freiheit nicht stumm geblieben. So legitim dieser Kampf sein mag, ein Alleinstellungsmerkmal ist er nicht. Schließlich kann das Werkvon Rupert M. Scheule nur als Meilenstein gelten, wenn man seine Ausführungen mit anderen Positionen aus der Theologie vergleicht. Wer damit nicht vertraut ist, wer gar nicht glaubig ist, wird nur die Stirn

runzeln können, wenn es am Schluss heißt: ,,Wenn im Tod nichts kommt als der Tod, dann teile ich diesen Tod zumindest mit |esus."

CLAIRE-LISE TULL

Ihen detaillierten Einblick

in

aktuelle Lebenswelt

Rahmen, ausführlichen Daten tiven Männerstudie als auch

interpretiert. Der Band enthält zudem qualitative Einzelstudien zu den Männerdomänen Auto, Pornografie, KamPfsport und Schützen sowie Beiträge zur Männerberatung und Jungen-

Dr. rer. soz

an der t Dresden

lehrt Soziologie an der Freien


AUFGEBLATTERT

Kindern erklären, was auch für Erwachsene schwierig zu verstehen

ist - das hat sich Claudia Gliemann

vorgenommen. lhr Buch Papas Seele hat Schnupfen (Monterosa, € 19,80) erzählt aus dem Leben von

Zirkusmädchen Nele, deren Vater Adam an einer Depression erkrankt. Die von Nadia Faichney illustrierte Geschichte, vom Verlag für Sechs- bis Achtjährige empfohlen, zeigt, was die Krankheit für ein FamilienleJeder macht die Hälfte, Stefanie Lohaus und Tobias Scholz nennen das das 5o/5o-Prinzip. Schon vor der Geburt ihres Sohnes Johann einigen sie sich darauf, Haushalt und Betreuung fair aufzuteilen. Sie geht nach drei Monaten wieder arbeiten, er nimmt neun Monate Elternzeit. Passenderweise heißt ihr gemeinsames Buch Papa kann auch stillen (Goldmann, € 8,99). Lohaus hat zwar damit zu kämpfen, in den Augen anderer als Rabenmutter zu gelten, und Scholz verschweigt nicht, dass ihm zwischenzeitlich die Decke auf den Kopf fällt. Doch am Ende des Buches haben sie und er den Eindruck, es habe sich gelohnt; schließllch freuen sich beide über eine enge Beziehung zu ihrem Sohn und eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Lässt sich das verallgemeinern, so wie es der Untertitel verspricht (,,Wie Paare Kind, Job und Abwasch unter einen Hut bekommen") ? Eher nicht. Zu subjektiv ist dafür die Perspektive der beiden Autoren, zu speziell sind ihre Lebensbedingungen als Freiberuflerin und Wissenschaftler an der Uni. Was etwa ist

von beiden '.i.:,'*11,.:lläii' mit Paaren, bei denen einer

. ^ fa+

a4

deutlich mehr verdient als der andere oder bei denen Mann und Frau unterschiedliche Vorstellungen vom Familienleben haben? Wie diese Kind, Job und Abwasch unter einen Hut bekommen können, verschweigen Lohaus und Scholz.

ben bedeuten kann. Der geschilderte Alltag der Hochseilartisten mit einem Wohnwagen als Zuhause und einem Affchen als Haustier dürfte mit jenem der meisten kleinen Leser zwar wenig gemein haben, und das Buch sollte ein persönliches, offenes Gespräch in einer betroffenen Familie keinesfalls ersetzen. Trotzdem kann die Lektüre Kindern, deren Mutter oder Vater depressiv ist, ein Trost sein. Manch-

mal tut es einfach gut, von anderen mit einem ähnlichen Schicksal zu lesen - auch oder gerade wenn sie ganz anders leben als man selbst.

"Yes, we can!" Barack Oba-

mas Wahlkampfslogan aus dem Jahr 2OO8 hat sich ebenso wie Martin Luther Kings Textzeile "l have a dream" im kollektiven Gedächtnis der Weltgeschichte verankert.,, Eine große Rede muss nicht unbedingt die Wahrheit ihrer Zeit erfassen, sie kann auch Ausdruck einer großen Lüge sein", schreibt der britische Historiker Simon Sebag Montefiore in der Einleitung von Reden, die unsere Welt veränderten (lnsel, € 19,95). Von der Bergpredigt bis hin zu Putins Ansprache zur Annexion der Krim umfasst der Band 64 der berühmtesten Reden aller Zeiten: von flammenden Appellen für den Frieden über Unabhängigkeitserklärungen, Grab-

und Trauerreden bis hin zu Kriegserklärungen. Einige davon sind niederträchtig und verachtungswürdig, andere schlichtweg großartig, wie etwa Elie Wiesels Milleniumrede über die ,,Gefahren der Gleichgültigkeit". Zu Wort kommen auch Napoleon Bonaparte, lndira Gandhi, Adolf Hitler, Robert Oppenheimer und Richard von Weizsäcker. PSYCHOLOGIE HEUTE']O/2O15


mfangreiche Buchauswah zu den Themen von Psychologie Heute U

Die Antipsychologin Susanne Berkenheger testet ein Leben ohne Psychologie

Über 5.000 ausführliche Buchempfehlungen

Sicherlich bedient sich Berkenheger der

Trends bewirken Gegentrends - auch auf dem Büchermarkt. So haben sich in den

Mittel der Karikatur.

vergangenen |ahren einige Autoren gegen

Studienergebnisse aus ihrem Kontext, ver-

die Flut von psychologischen Ratgebern

einfacht Grunderkenntnisse der psycho-

und

logischen Forschung bis zum Außersten. Man möchte es ihr dennoch nicht ganz

(Selbst-)Therapieangeboten ge-

stemmt. Angesichts dieser publizistischen Mode könnte der Verdacht aufkommen, Susanne Berkenhegers jüngstes Buch ha-

bieten.lnlstbestimmt w a s P sy ch ol o gi s ch e s gelingt es der Autorin,

be nichts Neues zu

Sie

reißt Zitate und

übelnehmen. Denn das merkt die Erzählerin sehr wohl selbst: Ihre Kritik mündet ins Absurde. Als sie zum Beispiel über die (,,schon längst hätte ich diese Frau umbringen sollen"), frigt sie gleich hinzu: ,,Gleichzeitig frage ich mich, ob die Vehe-

auf dem Gebiet der Antipsychologie nimmt sie sich selbst und die eigenen Ar-

menz meines Ausrufs darauf schließen lässt, dass sich bei mir gerade ein alter Therapiewiderstand Bahn bricht und ich deshalb vorübergehend unzurechnungsfähig bin." Ihre Versuche, ohne Psychologie auszukommen, scheitern entweder

lässt sich bestimmt besser leben, meint Berkenheger- ein ironischer Wink an die

stellung, dass gesunder Menschenverstand unerlässlich ist - was kein guter

In jedem Kapitelwirdeinebestimmte Le-

Karikatur der Psychoindustrie erfri-

benssituation geschildert. Vom Umgang mit dem tierlieben Sohn oder mit den launigen Kollegen bis zum Supermarktbesuch und zur Urlaubsplanung: fede Episode des Alltags bietet die Gelegenheit, Ratgeber zum jeweiligen Thema auszugraben, um sich anschließend von deren angeblich klugen Lehren wieder zu dis-

schend und durchaus sympathisch. Wer von vornherein bereit ist, das boomende

parat haben, sprachgewandte Stammtischpsychologen, die für jedes Verhalten eine neue Bezeichnung finden, und Therapeuten von nebenan, die ihren Patienten alles, aber der Gesellschaft nichts aufbür-

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LEBENSGEFÜHLS FINDEN E|NES SUCHEN UNd

ganz, oder sie enden mit der bloßen Fest-

vielen Medienprofis, die vor kurzem mit allerlei Experimenten wie einem Leben ,,ohne Fleisch" oder,,ohne Handy" ihre Autorenkarriere vorangetrieben haben.

tanzieren, Im Dunstkreis der Psychologie bleibt dabei kaum einer verschont: Wissenschaftler, die zu jeder Frage eine Studie

.

Therapeutin eines Freundes meckert

Künstlerin und Satirikerin jedoch, solche anfänglichen Bedenken zu zerstreuen. Denn im Gegensatz zu ihren Vorgängern

gumente nicht allzu ernst. Was sie zu sagen hat, wird als Selbstversuch präsentiert. Ohne Psychologie

I

Psycholo ge bestreiten würde.

Trotz einiger Längen ist Berkenhegers

Geschäft mit der Menschenseele einigermaßen kritisch zu hinterfragen, wird Spaß an ihrer Persiflage haben. CLAIRE-LISE TULL

Was ist Glück? Warum sind manche Menschen glücklicher als andere? Kann man glücklich sein lernen? Was raten Experten? ln ihrer facetten reichen Doku mentation entwirft Larissa Trüby ein unterhaltendes Kaleidoskop über die Frage nach dem persönlichen Glück. DVD 87 Min. Deutsch.

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Titel-Nr.: 0886978413093

Susanne Berkenheser. lst bestimmt was Psychologisches. Wie ich auf Therapien, Tricks & Tipps pfiff und unfassbar glücklich wurde. Goldmann, München 2014,288 s., € 9,99

.

.

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den wollen. PSYCHoLoGIE FIEUTE ]O/2OI5

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sh

op-psycholog e-heute. de i


Alterwerden bedeutet, das Leben

immer

wieder neu nt erfinden

Ein Ouäntchen

Hannibal Lecter Kann Psychopathie im richtigen Maß für die Gesellschaft von Nutzen sein? Psychopathen r'verden als die Moralfeinde

Persönlichkeitstest. Psychopathen reagie-

grausame Bestien in

ren in Extremsituationen mutiger, tatkräf-

Menschengestalt gefürchtet, die immer und überall zuschlagen können. Tatsächlich zählen Experten den Mangel an Mitleid und Reue zu den zentralen Diagno-

tiger, gelasser-rer. Wie Meditationsmeister

Nummer eins,

a1s

sekriterien der Psvchopathie. Sie schätzen, dass Psychopathen etrva ein Prozent der US-Ber,ölkerr.rng, aber 15 bis 25 Prozent

Auch als

Ef,!ffi

D

erhältlich.

Was uns die Gesellschaft an Bot-

schaften für die zweite Lebenshälfte anzubieten hat, sind Jugendkult und Schönheitswahn oder alte Hüte wie Kaffeefahrt und Seniorenteller. Das mitzumachen ist weder sinnvoll noch erfüllend. Die Kunst besteht darin, sich mit Freude und Neugier immerwieder zu wandeln und Neuem zu öffnen: in der Partnerschaft, der Sexualität, der Berufsgestaltung und im

Übergang in die Zeit danach. Wie man die Vergangenheit als Kraftquelle nutzt und im Prozess des

muss ein populärrr'issenschaftliches Selbsthilfebucl-r r.r.rit dem Titel Der gute

wechseiseitig verstärken. Dann ist es je-

Psyclrcpath irt tlir als schlechter Witz oder geschmacklose Provokation erscheinen,

Geschrieber.r l.raben es der Oxford-Psy-

doch verantwortungslos, Menschen zur Entwicklung einer ganzen Reihe dieser ,,Siegermerkmale" zu raten, und gefahr1ich, von der,,umfassenden Lebensphilosophie" des,,positiv-psychopathischen Übermenschen" zu schwärmen. Von den zahlreichen Tipps der Autoren kann profitieren, wer ir.r Gehaltsverhandlungen,

chologe Kei'in Dr.rttor-r und Andy McNab,

einem Streit oder beim Dating allzu

ein in England erfblgr eicher Thrillerautor, hochdekorierter Kriessveteran - und Psychopath. Äusgekltrgelte Tests in Duttons Labor liet-erten den Berveis tür McNabs ausgeprägte Psvchopathie. Ihre These:

schüchtern, bescheider-r und aufgewühlt

es ,,Otto \on.nah'erbraucher ein Quäntchen psvchopathischer machen" möchte und ihm helten so1l, ,,den Alltag

zumal

m ith i lfe psvcl.roLrat

1.r

i

scher Prinzipien er-

folgreicher zu gestalten".

Psychopathie als eir.r,,charakteristisches Bünde1 r,on Persönlichkeitszügen" r,erleite

nlir Llntel bestimr-nten Umständen zu

Gerr,alt und Betrug. Im ricl-rtigen Maß und

Kontext könne sie r,on großem Nutzen

ftir die Gesellschatt sein. Psychopathen

Alterwerdens verschüttete Potenziale und Bedürfnisse entdeckt und lebt, davon erzählt lröne

risikofieudige Börsianer und Manager, hochkonzentriert arbeitende Chirurgen oder charismatiscl-re Anwälte. Nicht nur Monster wie Hannibal Lecter, auch Filmhelden rvie lan-res Bond seien

Kummer in diesem Buch.

psychopathisch.

seien häufig

Jedes

Kapitel enthält Forschungsergeb-

nisse, eine fesselnde Geschichte aus McNabs Lebenals Soldat im Irak, Geheimagent

Leseprobe auf

Modell der Psychopathie ergibt nur Sinn,

wenn die verschiedenen Merkmale der psychopathischen Persönlichkeit in einem engen Zusammenhang stehen und sich

der Gefängnispopulatior.r ausmachen. Da

328 Seiten, gebunden, €'19,95 rsBN 978-3-407 -85737 -8

können sie achtsam in der Gegenwartbleiben, frei von Sorgen und Grübeleien. Doch das Buch ist an einem entscheidenden Punkt unklar. Das vorgestellte

auftritt. Die Behauptung, dass die meisten Menschen ,,über die Mitte hinaus und zu weit ans andere Ende des psychopathischen Spektrums geschossen" seien und aufgrund moralischer Skrupel ihre Eigeninteressen vergessen würden, mutet jedoch bizarr an. Unsere Welt soll an einem

Zuviel an Nächstenliebe leiden? Dieses äußerst problematische, aber faszinierende Buch zeigt, wie beängstigend nah Gut und Böse beieinar.rderliegen

können.

pnrefrfihn II

ill

MiCHAEL HOLI4ES

Kevin Dutton, Andy McNab: Der gute Psycho path in dir. Entdecke deine verborgenen Stärkenl Aus dem Englischen von Gabriele Herbst. Fischer, Frankfurt a. M. 20]5, 410 S.,€ r4,99

in Nordirland oder Geschäftsmann, eine Liste nützlicher Ratschläge sowie einen

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Sagen Sie mal, Herr Frick:

Wie können Lehrer gesund bleiben?

Prof. Dr. phil. Jürg Frick, Psychologe FSP, arbeitete mehrere Jahre als Lehrer auf verschiedenen Schulstufen und war viele Jahre in der Vorschul- und Volksschullehrerausbildung tätig. Er ist seit 2002 Dozent für Psychologie und Berater an der Pädagogischen Hochschule Zürich und Autor verschiedener SachbÜcher.

lst der Schulalltag heute gesundheitsgefährden-

der als früher, oder sind Lehrkräfte vielleicht empf indlicher geworden? Der Schulalltag ist tatsächlich anstrengender geworden; dazu gibt es genügend Studien. Die Belastung hat seit Jahren aufverschiedenen Ebenen klar zugenommen, die Ansprüche an die Schule und ihr Personal sind massiv gestiegen, immer neue Aufgaben

te Studie zur Lehrergesundheit in Deutschland ge-

sind dazugekommen. Entsprechende Ressourcen wur-

leitet hat, so bezeichnet, weil sie tatsächlich mehr

den dafür jedoch nicht zur Verfügung gestellt, und die Lehrpersonen sind auch nicht entlastet worden.

Ieisten müsste. Der weitaus größte Teil der Lehrer ist

Was erleben Lehrerinnen und Lehrer als beson' ders belastende Faktoren? Am belastendsten sind störende oder unmotivierte Schüler, aber auch fehlende oder mangelhafte elterliche Unterstützung und wenig Unterstützung im Schulteam oder durch die Schulleitung und -behörde wir-

Risiko. Auchwer einwenig tragfähiges soziales Netzwerk aufweist, ist psychisch gefahrdet. o

Sie propagieren eine Grundhaltung des,,Gut

q

nug", lst das ausreichend in einer Leistungsgesellschaft wie der unsrigen, auf die Lehrer ihre

9 F

d ts

l

)

gen konfrontiert. Wer sich im Hamsterrad des,,Im-

Burnout oder eine Depression. Das ist für die Betref-

sich abzugrenzen, haben ein hohes gesundheitliches

2

einen hohen Gestaltungsspielraum einräumt, sie gut unterstützt und mit angemessen hohen Anforderun-

räumliche Verhältnisse, das Nichtbewältigenkönnen von eigenen und fremden Ansprüchen, zu viele und unausgegorene Reformen, Neuerungen und Projekte im Schulsystem und damit einhergehend dafür feh-

Lehrkräfte mit zu idealistischen Berufszielen, die sich sehr stark verausgaben, leicht resignieren und nicht fahig sind, eigene Bedürfnisse zu akzentuieren und

z

letztlich besser und motivierter, wenn man ihnen

mer noch mehr, noch besser, noch schneller" dreht, macht mehr Fehler, ermüdet, wird zunehmend demotiviert und schlittert schließlich häufig in einen

Welche Personen sind besonders gefährdet, an der Schule krank zu werden?

E

auch Angehörige anderer Berufsgruppen arbeiten

ken sich negativ aufdie Lehrergesundheit aus. Darüber hinaus gibt es viele weitere ungünstige Faktoren: zu große und sehr heterogene Klassen, ungünstige

lende Ressourcen und einiges andere mehr.

I

hingegen sehr motiviert und einsatzfreudig. Arbeitspsychologische Untersuchungen zeigen: Lehrer und

9e'

Schüler vorbereiten sollen? Ia, aber das gilt nicht fur die sogenannten,,Schoner" und ,,Schonerinnen". Diese Gruppe von Lehrkräften hat der Psychologe Uwe Schaarschmidt, der die größPSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2015

IETI Jürg Fricks Buch Gesund bleiben im Lehrberuf isl im Mai 2O15 im Verlag Hans Huber erschienen (392 S., € 29,95)

fenden selbst, aber auch für deren Schüler fatal. Permanenter sowie zu hoher Leistungsdruck führt zu

dem, was uns Charlie Chaplin in der berühmten Fließbandszene seines Filmes Modern Times witzig und drastisch vor Augen geführt hat: Wer nie zufrieden sein kann oder darf, verliert die Freude am Leben und den Sinn im Beruf.

Welche Sätze möchten Sie Lehrkräften mitgeben, um sich besser vor Burnout zu schützen? Fühlen Sie sich nicht für alles, was schiefläuft, verantwortlich - achten Sie auf ein ausgewogenes Verhältnis von Engagement und Abgrenzung. Pflegen Ansprüche an sich und die Schüler, und überprüfen Sie diese regelmäßig. Würdigen und wertschätzen Sie das Gelungene in Ihrer Tätigkeit regelmäßig und bewusst. Pflegen Sie Ihr soziales Sie angemessene

Netzwerk in und außerhalb der Schule, und suchen Sie - wenn erforderlich - professionelle UnterstützLürg.

INTERVIEW: KATRIN BRENNER-BECKER

87


Kritische Stimme gegen Ma rktfu nd a menta I ism us

Neurologe, Biker, Farnsammler Bekannt wurde Cliver Sacks durch seine neuropathologischen Erfolgsbücher In seiner Autobiografte lernt man ihn nun als exzessiven Bodybuilder, Schwimmer und Motorradfahrer kennen - der nebenbei auch noch passioniert Farne erforscht

ßil|l V'linrBrrr(l

Public Sociology Offeftlrche Sozro ogre geger rl "1ad(tf!adamentai snrus rf g oba e ll.gle chhe t

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BElJZ.lr

fast f ünf]ahrzehnten, von rätsell-raften

lon Br-zrndo in Der Wilde von

stupenden neurologischen Ausfällen, Defekten und sich .ieder Anarn nese entzie-

1953

- ailer-

dings durclitrainierter. Entspannt sitzt er in Lederkluft auf dern Motorrad: erwar-

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Michael Burawoy plädlert für eine öffentliche

und globale Soziologie, die ihre Stimme an der Seite der Zivilgesellschaft kritisch gegen

Marktfundamentalismus und soziale Ungleichheiten erhebt. Der Autor zeigt, welche Wege der Gesellschaftsanalyse und -kritlk

und

Der junge Oliver Sacks sieht aus wie Mar'-

tungsi'oll, er-rergiegeladen. Das ganze erste Ktrpitel seir-rer Memoiren, auf deren Cover er als Biker so 1ässig erscheit'tt, ist nur der.n \ Iotorradfahren gewidr.r.ret- und den \lotorriiderr.r, mit dener-r er in Großbritannien und Nordamerika 20 lahre lang tlnter\regs \vi1r. Oliver \\'olf Sacks ist eir-rer der bekanntesten \eurologen des 20. Jahrhunderts. Jahrzehr.rtelar-rg praktizierte er in der Nerv

Yorkel Bronx

art.t-t

Betlr Altraltarit, einer

hender-r Prozessen

im Gehirn zu erzählen.

Und dabei seriös zu sein und wissenschaftlich zu bleiben, ohne zu larrgweilen. \\rie erklärt sich das gro13e Interesse an

seinen Fallgeschichten? Immerhin verkaufen sich die meisten Bücher des Medizir-rers ur-rd Musikliebhabers in vielen Spracl-ren und noch n-rel-rr Ländern glänzend. Ist es der Kitzel des Grausigen, den die Lektüre auslöst? Lassen die exzentriscl-ren

Krankl-reitsbilder die eigene schein-

bar stabile Gesur-rdheit als fragil erscheiner-r ur-rd

lungnahme entwirft eine ebendige Soziolo-

Pflegeeinrichtung ftir chroniscl.r Kranke. Danrrch rr'ulde er', mit 74 Jahren, Lehrstr,rhlir.rh;rber an der Colriri bia Utrit'ersitt' - ol-rne iede disziplinäre Eir-rengr.rng -, seit 2012 ist er Plof!ssor an der Nerr' \1trk L:rti-

gie, die für Forschung und Lehre, Gesell-

versitl'. Zuder.r-r ist Sacks Bestsellerautor,

schaftswissenschaften und -politlk und zivil

der die \er-rrologie popnl2il ger.nacl-rt l.rat mit Büchern rvie Dcr.\lrlin , tler scirre FratL

jene, die Sacks behandeit? Er sei ärgerlicl-rerweise als Autor weit-

beschrltten werden und wo Wissenschaft u

nd gesellschaftsverändernde Praxis einan-

der bestärken können. Seine errgagierte Stel

gesellschaftliches Ingagement anregend ist.

ntit eirtertt Htrt Aus dem lnhalt:

I

Öfte^tliche Sozio 69;.. Uber das Verhältnis von Wissenschaft und Gese lschaft

I

rweclrselte,

Dtr

Tag, ort

Porträts von Weggefährten und Freunden.

Gegen Marktfundamentalismus und

die Luft zeichnet, doch sie aufgeschrieben

Ungleichheits

nicht mehr sehen kann;Menschen, die an Prosopagnosie leiden, kein einziges Gesicht also mehr zu erkennen in der Lage sind. Mit Leichtigkeit, Menschenfreundlichkeit und Witz versteht es Sacks es seit

,l9,95

BELTZ.I-uvnxrn

The-

rapeLlt, kritisierer.r manche Kollegen. In Otr the Move zeigt er einmal mehr, welch

tiber-

We1t, die selbst einen Dr. House noch

Öffentliche und globale Soziologie:

2A15,258 Seiten, broschiert, € sBN 978-3-7799-3047 1

aus begabter denn als behandelnder

guter Stilist er ist. Er schreibt rnit Wärme, Klugheit und Ernpathie, r,or allem bei den

diagnostische lvlvsterien stellen dürtie: eine Pianistin, die keine Noten mehr erkennt; eir.r Autor, der\\rorte nut noch dann wahrnimmt, \\renn er sie mit der Hand in

Zivilgesellschaft

es in.r Gegenteil die Erleichterung nnd das beruhigende Fzrzit, r-richt so eingescl'rränkt und nicht derart vot.t on-rinösen Erkrankungen geschlagen zu sein wie

Oder ist

Seir-re Fallgeschichten entführen in eine

raschen und vor schier unübelrr'indlicl-re

Öffentliche SozioLogie und soziologischer Marxismus: ln neuer Weise an der Seite der

I

ve

dent rtreirt Beirr .tbrtgirrg oder Eirre ,\rttltro' pologirt atqf detrt itlars.

flößen so subtiler-r Schrecken ein?

BB

Aber ar-rch dort, wo er unverstellt und oftenherz-ig von sich erzählt, über seir.re Ge-

O iver Sacks: On the t'4ove

Mein Leben. Aus dem Englischen von Hainer Kober. Rowohlt. Reinbek 2015. 445 5.. € 24.95

G)

r"."probe ln der App

PSYCHOLOGIEHEUTE IO,/2OI5


fühle, seine Lieben und seine Liebespein. Seine unheilbare Krebserkrankung hat

zin sprengt. Schon als Student las er englische Poeten ebenso intensiv wie bereits

im Frühjahr in einem bewegenden Times öffentlich

damals weitgehend vergessene Naturwis-

Sacks

Artikel in der New York gemacht.

Der Leser erfährt in seiner Biografie viel Überraschendes: Bekannt ist, dass Sacks ein passionierter Schwimmer ist. Aber wer hätte gedacht, dass er in den 1960er Iahren einer der stärksten Gewichtheber am Venice Beach in Los Angeles war und dort Rekorde aufstellte? Außerdem kann er mit einem außergewöhnlichen Hobby aufwarten: Als Mitglied der NewYorker Farngesellschaft ist er in exotischen Gefilden seltenen Exemplaren aufder Spur. Seine Lebensbeschreibung ist die Geschichte eines universal neugierigen Wis-

senschaftler des 19. Jahrhunderts. Später freundete er sich mit vielen Autoren an,' etwa mit dem Dichter W H. Auden, aber auch mit dem Lyriker Thom Gunn. Dieser inspirierte Sacks zum Titel seiner Au-

tobiografie, hatte er doch eines seiner Gedichte Or the Move genannt. Darin heißt es: ,,Schlimmstenfalls ist man in Bewegung, bestenfalls in Reichweite / von nichts Absolutem, in demmanRuhe fände, man ist immer / näher, indem man nicht stehenbleibt." Nicht stehenbleiben, immer wieder ruhelos Neues lernen: Sacks folgt einer inspirierenden Lebenshaltung und legt ein ebenso inspirierendes Buch vor.

regriert Anne.t1-e

Traiha[

-

Euch!

ALEXANDER KLUY

senschaftlers, der die Grenzen der Medi-

wtE GEHT ES,,DlCKENrs JUGENDLICHEN? Dickseinheißt das Buch von Eva Barlösius. Dicksein - ein Begriff, der Menschen einsortiert und abwertet. Dicksein, das glauben wir zu wissen, ist bei den Armen und Bildungsfernen angesiedelt. ,,Im Allgemeinen gilt: Je niedriger die sozialstrukturelle Position ist, je größer das Ausmaß ethnischer

Abwertung ist, je gravierender die geschlechtsspezifischen Benachteiligungen sind, desto höher ist der Anteil der dickeren Menschen in den jeweili-

genbenachteiligten Gruppen', schreibt die Soziologin. Die Stigmatisierungen dickerMenschen seien in denvergangenen Iahrzehnten enorm gewachsen und,,besitzen mittlerweile eine ähnlich hohe Ausprägung undVerbrei-

tung wie rassistische Vorurteile". Begriffe wie ,,dick" oder ,,korpulent" seien keineswegs gesellschaftlich neutral, sie typisierten und werteten. Die

sozialpsychologisch angelegte, auch für interessierte Laien verständliche

Mikrostudie basiert auf mehrstufigen Gruppengesprächen mit 60 fugendlichen aus sozialen Brennpunkten. Die Autorin will herausfinden, warum sich Menschen in konkreten Situationen als zu dick erfahren, wie sie diese Erfahrungen verarbeiten und wie sie zu denen stehen, die ihnen die Zu-

weisungen ,,zu dick", ,,adipös" oder ,,fett" verordnen. Es zeigt sich: Der soziale Druck ist überwältigend. Die Jugendlichen fühlen sich allein verantwortlich für ihr Dicksein. Sie glauben, wenn sie schlank werden, lösen sich alle Probleme. Eine Stärke der Studie ist, dass die Heranwachsenden ausführlich zu Wort kommen. Ihre Aussagenwerden analysiert und mit den Forschungen anderer Wissenschaftler verknüpft. Allerdings wird so die Gesellschaft, die Dicke ausgrenzt und stigmatisiert, nur mittelbar beleuchtet.

dogs, sondern gehören inzwischen auch zu den Etablierten. So bedeutet es für manche der länger ansässigen Deutschen eine große Umstellung, dass sie nicht automatisch die Be-

stimmer sind ... Annette Treibel analysiert die Debatten um das Zusammenleben bis hin zur jüngsten Auseinandersetzung um Pegida und zeigt, was alte und neue Deutsche für mehr lntegration

tun l<önnen. Anders als Sarrazin und Co. versteht sie lntegration als ein

Projekt für alle. Denn: Deutsch l<ann man nicht nur sein, sondern auch werden. 2O'15. 210 Seiten. €'19,9O

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Einwanderer in Deutschland sind keine Ausländer auf Durchreise, sondern gestalten unsere Gesellschaft mit. Sie sind nicht mehr nur Under'

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M=DIEN

REDAKTION: ANKE BRUDER

SEHEN

HINGEHEN

Der Kampf mit den Ungeheuern

Der Alltag der

Der Beruf

Vereinigung

Profilers, auf Deutsch ,,Fallanalytiker", ist wohl einer der schillerndsten

Die deutsche Wiedervereinigung: sehnlichst herbeigewünscht, mit unbeschreiblicher Freude erlebt - doch

Berufe überhaupt. Als forensische Psychologen, Psychiater oder Kriminalbeamte be-

was danach kam, war nicht nur ein Zuckerschlecken. Die Ausstellung Alhag Einheit des Deutschen Histori-

schäftigen sie sich mit Mord, Totschlag und

schen Museums Berlin und des Zentrums für Zeithis-

jeden Tag zu Gesicht

torische Forschung Potsdam zeigt das tägliche Leben derMenschenin den beidenvereinten Landesteilen und

des

Vergewaltigung. Was

sie

bekommen, ist für die meisten Menschen kaum auszuhalten. Wie arbeiten sie, wie gehen sie mit dem Grauen um, das ihnen immerwiederbegegnet? Welche Auswirkungen hat ihr Beruf auf ihr Privatleben? Die österreichische Filmemacherin Barbara Eder porträtiert in ihrem Dokumentarfilm Blick in den Abgrund sechs renommierte Profiler und Profilerinnen bei ihrer Arbeit, darunter Roger L. Depue und Robert R. Hazelwood. Die ehemaligen FBI-Mitarbeiter waren Pioniere der kriminalistischen Verhaltensforschung und standen Pate für die Ermittler im Film Das Schweigen der Lämmer.,,Dieser Beruf ist nichts für jedermann", stellt Depue im Laufe der Dreharbeiten fest. Viele halten die Arbeit nicht Iange durch und wenden sich neuen Aufgaben zu. Wie schrieb Friedrich Nietzsche einst: ,,Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird."

macht die immense Anpassungsleistung der Bürger im Osten deutlich. Für sie änderte sich schließlich so gut

wie alles: die Arbeitswelt, die Währung, die Möglichkeiten zu Konsum und Eigentum, die Medienlandschaft und natürlich die Politik und die Gesellschaftsstruktur. Alltag Einheitist das Porträt einer Übergangsgesellschaft, das sowohl auf den tiefgreifenden Wandel sämtlicher

Lebensbereiche in der früheren DDR eingeht als auch auf die damit zusammenhängenden Veränderungen in der alten Bundesrepublik. Die Ausstellung ist bis zum 3. Januar 2O16 im Deutschen Historischen lvluseum in Berlin zu sehen. www.dhm.de

Blick in den Abgrund. Profiler - im Angesicht des Bösen. DVD. w-film 20I5. Laufzeit:85 Minuten. € 14,99. www.abgrund.wfilm.de 2

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KLICKEN

Zu vielZeug zu Hause? Wen regelmäßig das Geftihl beschleicht, von zu viel Kram erdrückt zu werden, der sich im eigenen Zuhause angehäuft hat, dem könnte der

Blog Platzprofessor gefallen. Hier sind wissenschaftliche Erkenntnisse verschiedener Fachrichtungen zum Thema ,,Platz" versammelt. Betrieben wird der Blog von der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Self-Storage-Anbieter MyPlace. http:,/platzprof essor.myplace.eu/

HÖREN

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Leben im Schattenland

):

,,Wie lebt man mit einem geliebten Menschen, der seelisch, geistig weg, aber physisch immer noch anwesend ist?", fragt

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Pauline Boss in ihrem Hörbuch Da und doch so fern. Darin geht es um Demenz oder genauer gesagt darum, wie pflegende Angehörige sowohl mit dem Kranken als auch mit sich selbst liebevoll umgehen können. Die Belastung für die Pflegenden besteht laut Boss vor allem darin, dass die Krankheit oft über Jahre andauert. Das kann zu starken Geftihlen der Hilflosigkeit führen, besonders bei jenen, die gerne die Kontrolle behalten und es gewohnt sind, alle Probleme selbst in die Hand zu nehmen. Die Autorin - Psychotherapeutin und emeritierte Professorin der Universität von Minnesota möchte den betreffenden Angehörigen einen neuen Blickwinkel auf ihre Situation eröffnen, um ihnen den Umgang damit leichter zu machen und sie in ihrem Alltag zu stärken. Pauline Boss: Da und doch so fern. Vom liebevollen Umgang mit Demenzkranken.4 Audio-CDs. Rüffer & rub 2O15. Lauf

zeit:264 Min., € 36,-

PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O15

91


7

L=S=RERIEF=

k.brenher@beltz.ae

I

,,Wir können,aussteigen' - aus unseren Denk- und Glaubensmustern, aus festgefahrenen Gewohnheiten, aus suggerierten Erwartungen und Wünschen ..." D ieter H i rsmü

I

ler, Wehr

in meinem Buch Mutma-

Frauen sitzen das Sprachzentrum undan-

Lieben. Wege

dere Funktionen weniger zentralisiert als bei Männern, weshalb sie sich nach einem

Radikal umorientieren

Darum geht

(Christine Weber-Herfort: Die Vereinbarkeitslüge. Rezension des Buches Geht alles gar nicht. Warum wir Kindef Liebe und Karriere nicht vereinbaren können von I'larc Brost und Heinrich Wefing und des Buches Die Allesist-möglich-Lüge. Wieso Familie und Beruf nicht zu vereinbaren slnd von Susanne Garsoffky und Britta Sembach. Buch & Kritik, Heft 7/2O1s)

cher Sein. Staunen

In den beiden rezensierten Büchern zeigt sich eine Haltung, der ich seit Iahren im-

ten Erwartungen undWünschen, aus dem

Würgegriff eines herunterziehenden Zeit-

bei vielen Männern nur auf einer. Man vermutet hier einen evolutionären Hintergrund: Da das Sprachenlernen bei Kindern nur in einem kurzen Bereich möglich ist und die Kinder (evolutionshistorisch)

mer wieder begegne: Für Schwierigkeiten

geistes. Daftir gilt es zu sensibilisieren.

von Frauen atfgezogen wurden, war

es

-

Leben

-

zu persönlichem Wachstum (Colleg frir Führung und Persönlichkeit 2014). Auf die Aussage der Autoren ,,wir können doch nicht alle aussteigen" antworte ich: Wir können ,,aussteigen" - aus unseren Denk- und Glaubensmustern, aus festgefahrenen Gewohnheiten, aus suggerier-

Schlaganfall schneller erholen. Bei vielen Frauen ist das Sprachzentrum aufbeiden Seiten zumindest rudimentär angelegt,

es

wichtig, dass bei diesen die Sprachzentren robuster angelegt sind.

und Probleme, auch im persönlichen Leben, werden,,andere" verantwortlich gemacht. Lösungen werden von ,,andereil'

Dr. Alexander K. Seewald,Weißkirchen

a. d.

Traun,

Österreich

erwartet: von Vorgesetzten, von Politikern oder von Wirtschaftsführern.

Dabei wird offensichtlich übersehen, dass auch dieser Personenkreis vor ver-

Schule soll auf das Leben vorbereiten

gleichbaren Herausforderungen steht, sei

(Sagen Sie mal, Herr Ulbricht: Sind Lehrer bald überf lüssis? Buch & Kritik, Heft 6/2015)

es

beim Umgang mit einer komplex ge-

wordenen Welt, mit der permanenten Beschleunigung, mit den Ansprüchen und

Die

re

r H i rsnr üller, \N ehr

dass Lehrer erklären,

Erwartungen einer Wohlstandsgesell-

Männerhirn und Frauenhirn

schaft et cetera. Auch diese Menschen sind

(Christian Wolf : Das Gehirn ist anders, als wir denken. HeflT/2O15)

oft ratlos und Suchende. Was sind Antworten, Lösungen? Christine Weber-Herfort bringt es in ihrem Resümee auf den Punkt: ,,... menschlich sollte die Gesellschaft gestaltet sein." Wie kann dies gelingen? Meine Antwort liegt in einem Plädoyer für einen konsequenten Paradigmenwechsel, der eine radikale Umorientierung beinhaltet, die bei jedem Einzelnen beginnt: hin zum persönlichen inneren Wachstum. Mit ihm stärken wir die Wurzeln unseres Lebens, die uns tragen und nähren. Sie werden aber heute vernachlässigt, vielleicht sogar vergessen. 92

Ulbricht, wenn er feststellt, motivieren und begleiten sollten. Schule sollte Schüler auf das spätere Berufsleben ausreichend vorbereiten. Eine Verbeamtung macht aus einem Lehrer nicht automatisch einen Recht hat Arne

Ich habe einige Anmerkungen zu dem im

Artikel angeführten Hirnmythos,,Das Gehirn von Männern und Frauen ist unterschiedlich verdrahtet". Sie haben zwei Punkte weggelassen, die sehr gut etabliert sind (siehe etwa Prin-

C

o N

:]

I J. N

o)

besseren Menschen. Als selbständiger Honorarfachdozent in der beruflich-kauf-

'io

männischen Weiterbildung habe ich angehende Bilanzbuchhalter, Steuerfachge-

J t'

hilfen, Speditions- und Bankkaufleute

mir

o o o

sU

'6

ciples of Neural Science, 4th ed. eds. Eric R.

,,praxisnah" ausgebildet. Dorthatsich

Kandel et al., 5.1142); zum einen die unterschiedlichen Ausprägungen vor, ad' vanced mathematical reasoning ability von 13:1 zwischen fungen undMädchen. Ist es vielleicht nicht politisch korrekt, das

gezergt, wie

Erfahrungen aus der kaufmännischen Praxis für die Teilnehmer in der Erwachsenenbildung waren. Sie führten zu au-

_o

ßerordentlichen Lernerfolgen.

E.

zu erwähnen? Ein weiterer Punkt: Bei

Klaus Jürgen Lewin, Bremen

wichtig meine beruflichen

PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O15

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gerade um die vollständige Verhinderung ,Cannabis I

uiirrlc durch rlic

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von fachlicher Kontrolle über die pharmazeutische Wirksamkeit. Welcher Patient würde denn ernsthaft vorschlagen, Digitalisglykoside selbst herzustellen, um

L'il/xIltfl

seine Herzkrankheit zu therapieren?

*'-

0

Der Spur des Geldes folgen (,,Cannabis würde durch die Legalisierung entzaubert". Ein Gespräch mit Helmut Kuntz. Heft a/2015)

Weiterhin wird ausgeführt, dass man der organisierten Kriminalität etwas entgegensetzen könnte. Dies ist natürlich mehrals naiv. Glaubtdenn HelmutKuntz wirklich, dass sich kriminelle Drogendealer zu gesetzestreuen Bürgern entwickeln, nur weil man ein Gesetz abschafft? Na-

türlich wird sich

diese ehrenwerte Gesell-

Zunächst wird dankenswerterweise um-

schaft dann verstärkt aufdie Jugendlichen

fassend und klar die Gefahrlichkeit der Droge Cannabis bestätigt. Dann kommt in den Ausführungen allerdings eine zu-

weis auf die medizinische Anwendung läuft ins Leere, da es etwa in dem Kölner

stürzen mit dem nunmehr schlagkräftigen Argument, dass sie in drei oder vier Jahren sowieso ganz legal kiffen dtirfen. Gefl issentlich übersieht Helmut Kuntz auch die einfachsten ökonomischen Zusammenhänge : Durch eine Legalisierung würde der Preis für Cannabis auch mit Besteuerung sinken (nebenbei ein Argument der Legalisierungsbefürworter), da der,,Illegalitätszuschlag" entfallen würde.

Urteil um den Eigenanbau ging und damit

Dies würde bei der auch für andere Rausch-

nächst völlig unverständliche und erst auf den zweiten Blick nachvollziehbare Volte.

Obwohl die hohe Gefahrlichkeit von Marihuana uneingeschränkt bestätigt wird, soll

es

Iegalisiert werden. Gerade der Hin-

mittel nachgewiesenen negativen Preiselastizität im Bereich von -0,5 bis -1 zu

einem verstärkten Konsum führen. Schließlich ist aus den letzten Sätzen in dem Interview auch die eigentliche Ziel-

setzung der Legalisierung deutlich wie selten erkennbar: Die Gelder, die durch die Besteuerung erwirtschaftet werden, sollen in das System der Drogenaufklärung und -prävention fließen. Also genau in den Bereich, in dem Helmut Kuntz seinen Lebensunterhalt verdient und der bei

einer komfortableren finanziellen Ausstattung sicherlich nicht zu einer Verarmung der darin Tätigen führt. Noch dazu soll das Geld in einen Bereich fließen, der es in vierzig Iahren noch nicht einmal geschafft hat, das Einstiegsalter zu erhöhen - geschweige denn den Drogenkonsum zu verringern. Man sollte bei solchen Diskussionen wohl häufiger der Spur des Geldes folgen.

Dr. utlo Seemam, Gaufelden

IMPRESSUM REDAKTIONSANSCHRIFT Werderstraße 10, 69469 \\reinheim Postfach 100154,69441 Weinheim,Telefon 06201/6007-0 Fil 06201/6007 382 (Redaktion), Fu06201/6007-310 (Verlag) E Mail: redaktion@psychologie-heute.de WWw'PSYCHOLOGIE-HEUTE.DE HERAUSGEBER UND VERLAG Iulius Beltz GmbH & co. KG, Weinheim Geschäftsführeril der Beltz GmbH: Marianne Rübelmann

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AUS DEM TAKT Wir

gehen abends um elf im Supermarkt einkau-

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Doch unsere Dauergeschäftigkeit hat einen hohen Preis: Wir haben unseren Rhythmus verloren. Das macht uns müde, reizbar und krank. Was können wir tun, um unser Leben wieder in Takt zu bringen?

DAS LEBEN VEREINFACHEN Sechs simple Regeln für eine

komplexe Welt Zunehmend haben wir das Gefühl, dass uns alles über den Kopf wächst. Unmengen an Informationen müssen verdaut, unzählige Aufgaben bewaltigt und Probleme gelöst werden. Das, was uns entlasten soll, kompliziert die Lage oft noch zusätzlich. Doch die Komplexität lässt sich reduzieren: Alles, was wir dafür brauchen, sind sechs einfache Regeln.

WIE DIE KINDHEIT DAS BERUFSLEBEN BEEINFLUSST Immer wieder Probleme mit dem oder der Vorgesetzten? Standig Stress mit den Kollegen? Wiederkehrende Konflikte mit Untergebenen? Wer häufig Schwierigkeiten im Job hat, sollte sich mal fragen:

Wie war früher das Verhältnis zu den Eltern und Geschwistern? Denn gar nicht selten erinnern Erfahrungen am Arbeitsplatz an Situationen in der Kindheit. Das Echo aus der Vergangenheit kann zu erheblichen Konflikten führen - ohne dass man sich deren Ursprungs bewusst wäre. AUSSERDEM o Warum wir lieben, wie wir lieben o Magersucht - immer noch eine rätselhafte

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52064 Aächen: Theo SchreibeL Am Roskapeitchen 1-2, Iel. \0241) 28323

53797 Lohnar: Etiane Schtiepet Fasanenweg 14, Tet. (0175) 8283391 53804 Much: tlisabeth Haas, Hauptstr.41, Tet. (02245) 610278 53894 Mechernich-Eisenfey: Jürgen Heinrich, Hauserbachstr 9, Tei. (0170) 5895233

50670 Kötnr Antje Abram, l'4elchiorstr. 14, Tet. (02234) 928055

53913 Swistat: Angetika f4ielsch, RobertKoch-Str 7, Tet. (02255) 959670

40822 Metmann: Paul Schlinkert, Ktein Gotdberg 55, Iel. (0712) 2123711

50670 Kötn: Dr Sytvia Elanke, Gereonshof 36, Tet. (0221) 138060

54290 Trier: ElTbieta Sobotta,

40822 Metmann: Heike Schneidereitl4auth, Am Freistein 12, Tet. (02104) 517662

50676 Kötn: Etke Baumann, Trierer Iel. (0221) 9322453

Sti 4,

50733 Kötn: Tobias Bake, Tel. (0221) 2617801

40882 Mettmann: Andrea LöffLeL Azateenweg 3, Iel. (0177) 7715341

50733

(ötn: lvlanischa Fruchtmann, 455, Iel. (0221) 7722734

Neusser Str.

41460 Neuss: Gabriete BoruthaWinketmann, Liedmannstr. 12, Tel. (02131) 511285

50733 Kötn: Barbara Gramberq, Lohsestr 53, Tel. (0227) 732451

1'1515 Grevenbroich: Fraok Seuring, Kompweg 26, Tel. Q2181) 214262

50765 (ötn: Nicota EschweilerTrutzenberg, Kötn-Nord, Iel. 10227) 7592770

41564 Naarst: Ursula Schittjig, Atte Heerstr.18, Te[. (02131) 5126850 47117 vietseft lilax Hartkopf, Gtadbacher Stt. 19,1e1. (02162) 3650297 42115 Wuppertäl: Susanne Rost, lilozaltstr 50, Tet. (0202) 3191937

50823 Kötnr 0L Agnes Büchete, Fridolinstr 27, Tet. (0221) 553712 50825 Kötn: Horst ter HaaL Heinzelmännchenweg 11, Iel. (0221) 464290 50935 Kötn: Eva GierUng, Virchowstr 19, Iel. (0221) 97138577

42349 Wuppertal: Chris Kornacker, Neuenhofer Sti 19, Tel. (0202) 4087680

50935 Kötn: Andreas Rothkeqet, Virchowsti 19, TeL. (0178) 3026841

42555 vetbert: Sigrid Unshetm, VoßkuhLstr 51, Tel. (02052) 9260900

50937 Kötn: Susanne BürgeL Kötn-Sütz, Tet. (0163) 7023683

42781 Haaü l"larion Beckershoff, Borsjgstr. 10, Iel. (0176) 27296387

Bruchhausenstl

1,

Tet. (0651) 99166625 54295 Trier: Watter Born, otewjger Str. 16, TeL. (0651) 4633455 55263 Wackernheim: Johanna Koch. RheinbLick 33, Iel. (06732\ 657772 55278 Mainz-undenheim: Kathrin 5chu12, Staatsrat-Schwamb-Str 60, Iel. (06737) 712644 56068 Koblenz: Sven Webel t'4arkenbitdchenweg 34 (3. 0G), Tet. (0171) 3182893 56075 Koblenz: l,4arkus Bomm, Eichendorffsti 7, Tet. (0163) 7049909 56626 Andernach: Elisabeth Lenzen, Ekerenstr 68, Tel. (02632) 82356 57080 siegen: Johannes llfet Schutstr. 12, Tel. (0271) 399463 57223 Kreuztat: Regine Viehmann, Stephanstr 13, Tel, (02732) 553850 57299 Burba.h: Simone (Lein, Gassenweg 14, Tet. (02736) 298476 57299 Eurbach: Anke tileiners. Nassauischestr 10, Tet. (02739) 891618

34117 Kasset: Erhard Doubrawa. Tet. (0700) 36827292

44388 Dortmund: Alexander WitheLm, Werner Str 8, Tet. (0231) 634784

50937 l(ötn: Erhard Doubrawa, Zütpicher Str 255, Tet. (0700) 36827292

34121 Kassetr Christa Uttrich, Hettmut-trGertach-Str 3, Tet. (0567) 283074

44797 Eochum: Friederike de ta Fontaine. HafeMeg 18, Tet. (0234) 7980779

50937 (ötn: Utrich Fabian, Kaisersescherstt 14,

34131 Kasset: Norbert Janssen, sachsenstr.8, Te[. (0561) 311769

44801 Bo.hum: Klaus Giepmann, Querenburger Höhe 291, Tel. (0171) 4841878

50937 (ötn: Inge Wuthe, Laudahnsti 22, Tet. (0221) 168s9650

58566 Kiersper Heidrun Wendel, Höferhof 36, Tet. (02359) 6781

45130 Essen: Andrea l,4ende, Emmastr 57, Tel. (0160) 97985491

50968 Xötn: Jürgen Kramp, Brühlerstr 27 , Iel. (0227) 4302170

59065 Hamm: Ulrich Krömer Weststr.11, Tet. (02381) 3608140

45133 Essen: Sabine Fets. Grashofstr. 105, Iet. (0201) 776678

50968

35037 Marburg: Kathrin otten, Schwanattee 318, Tet. (06421) 988256 35039 Marburgr Elten-Gabrieie Busch, Cappeterstr. 8A, Iel, (06127) 167482 35075 Gtadenbach: Petra Vogel, Auf dem Heckenstück 7, Tet. (06462) 40340 35321 Laubach: Doris Henning, Am Riethenberg 5, Tel. (06405) 3366 35394 Gießen: Leo l4ersch, HeinHeckroth-StL 24, Iel. 10641) 4808260 35578 Wetrtar: Utrike Kranz-Betz, Hausertorsti 45, Iel. 106046) 2352 36041 Futda: Andrea Jurecic, Steubenattee 4, Tet. (0661) 9012759

Iel. (0227) 832620

(ötn: Karta Maria l,4aaß, llarkusstr 64, Iet. (0221) 383739 51063 (ötn: Nicote Manket.

45134 Essen: lJttrich 1.4ütlei 6revendieck 19, Tet. (0201) 4088140

Regentenstr. TS-80,

Iel. (0763) 7342373

45141 Essenr Evelyn f4ennenöh, Am Schuttenhof 2, Tel. (0201) 215449

51065 Kötn: Nancy Hölterhof, EtisabethBreuer-Sti 6, Tet. (0227\ 67770674

45276 Essen: Petra Hasenberg, Steeter StL 465, Tet. (0201) 510417

51065 Xötn: Etisabeth t'4ehtis, Vottastr. 24, Tet. (0221) 233172

45470 ilütheim/Ruhn Reqina Zwirner Scheifhackenweg 11, Tet. (0208) 37799876

38106 Braunschweig: Inge Lübbers, Dürerstr 1, Tet. (0531) 7076519

46236 Bottrop: Doris Wagnei Am Eickhottshof 14, Iel. (02041) 977414

38126 Braunschweigr Regina l'4arwik, Welfenplatz 10, Iet. (0531) 692096

46459 Rees: Sonja Roesgen, In Bijchet 13, Tel. (0112) 6225056

38126 Braunschweig! Barbara SchwippeL Dachsweg 11, Iet. (0531) 681657

46537 Dinstaken: Sabine SüseLbeck, Annasti 3, Tet. (02064) 17743

38126 Brauns.hweig: Bodo Zboratski, Dachsweg 11, Tet. (0531) 681657

47169 Duisbury: t4argarete Wösthoff, Roonsti 48, Tet. (0203) 3634029

Ständig aktuatisierte Liste im Internet: !vr'{}v. therapeutenadre ssen. de !vr'{,rv. ge stalttherapie . de

100

Auf unseren Internetseiten (s.u.) finden Sie außerdem unsere Praxisadressentisten ,,Gesta[ttherapeuunnen für Paare",,,GestalttherapeuUnnen für Kinder und Jugendliche" sowie ,,Superuision durch Gestalttherapeuilnnen". Sie können diese auch für 1,45 € bei uns bestetten.

Stand

57632 Berzhausen: Anke Pfeffermann, lvlühtenstr. 13, Tet. (02685) 989690 58455 witen: l4artin Partnel Auf den Stücken 4a, Tet. (02302) 1129730

59423 llnna: DL Wotf-R. Klehm. Wasser Stt. 32,1e1. (02303) 254374 59821 Arnsberyr Gabi Heers, Fuchspfad 16, Tet. (02931) 75244

@

51069 Kötn: Renate Hüsch, Brambachstr 65, Tet. (0221) 3008303

60314 trankf urt/l'{ainr t4onika Rosenkranz, Windeckstr 27, Tet. (069) 97685096

51069 Kötn: Katharina Horak, Iel. (0221\ 9687650

60318 Frankfurt/l4ain: Konstanze Streese, Glauburgstl 67a.

51107 Kötn: Hilde Pechoc, An der f,lottburg 43, Tet. (0221) 9863439 51373 Leverkusen: Erigitte Eimermachel Zeisigweg 19, Tel. (0214) 6021158 52062 Aachen: Lucia Armborst, (omphausbadstl 6, Tet. (0241) s6862033

Iel. (069) 91419521 60318 Frankfud/l.läin: Lito Uhtendorff, Jahnstr 56, Tet. (069) 46994352 60385 Frankfurt/l.tain: Isabet Bommer, Berger Str 200, Tel, (069) 79309980 60389

FEnkfud/i'tain: Ute Wirbet,

Burqstr 81, Tet. (069) 459052

08/15 . tlinweis: und Gestatttherapeuten auf unserer Liste verfügen über eine umfangreiche Ausbitdung: ca. 4 Jahre mit ca. 1050 Stunden bzw. 1440 Unterrichtsstunden. die Liste erfotgt aufgrund der Selbstauskunft der Kotteginnen und Kottegen.

Die Gestalttherapeutinnen

gestatttherapeutische Der Eintrag

in

PSYCHOLOGIE HEUTE 1Ol2O']5


H 60433 Frankfurt/Mainr 8ärbet Spjeget, Lupjnenweg 10, TeL. (069) 95415030

72072 Tübingen: Siglinde SchaueL Ruth!1aß str.4-8, Tet. (07071) 369483

85221 Dachau: Linda Kotb, KarlBenz-Str 7A, Tet. (08131) 339911

60437 Frankfurt/Main: Gudrun LessingKremeI Im Storchenhain 18, Tet. (069) 506202

72119 Ammerbuch: D( ALbrecht Boeckh, Dorfstr. 35, Tet. (07013) 2354

85368 Moosburg: Ludger lvlintrop, Weizenstr 5, Tet. (08761) 7554878

72581 Dettingen: Helta Ahtborn, Sitcherstl 51, Tet. (07123) 8370

86150 Augsburg: Dr otto Gtanzei Unter dem Bogen 2, Tet. (0821) 519944

72622 Nüfringen: Renate Frey, Lichtensteinweg 26, Tet. (0176) 68260802

86159 Augsburg: !laria Ftaig, Imhofstr.11, Tet. (0821) 9069086

60487 trankfurt/Main: Jutta Gerstadt, l,4arburger Str 2, Tet. (069) 61993877 61184 Xarben: Marianne lvlerx, Am Ludwigsbrunnen 54, Tet. (06039) 95275 61462 Xönigstein: Annine Lorenzen, Altkönigstr 5, Tet. (06174) 7166 64289 Darmstadt Regina Broszeit,

Schtoßgartensti 53, Iel. (06151) 784294 64347 Griesheim: lJßuta Pavez Sandovat. Hejnrichstr 2, Te[. (06155) 828163 64521 Groß-Gerau: Franziska Schrödet Darmstädter str 29, Iel. (06752) 8551931 65185 Wiesbaden: Jutta Eifler, Rheinstl 80, Tei. (0611) 9003778 65187 wiesbaden: Nikota Knorr Grillparzerstr 17, Tel. (0611) 2056556 65205 Wiesbaden: Renate Neddermeyet Wandersmannstr 24, Tet. (0611) 701330 66121 Saarbrücken: Cristina Schaaf, f4ainzer str 145, Tel. (0681) 93587478 66131 Saarbdcken: Peter Bigo5, Am Wjcke15berg 45, Tet. (06893) 9498908 66564 ottweiter: Atexander Lessel, Im Euchgarten 6, Tet. (06858) 699506 66822 Lebath: Atexander Lesset, Saarbrücker str. 15, Tet. (06881) 52309 67098 Bad Dürkheim: Stefan Berze[, BürqermeisterDL -Dahtem-Str. 1a, Iel. (06322) 9897449 67246 Grünstadt: Sytvja Weiler, Hauptstr 2, Tel. (06238) 764728 67269 Grünstadt! Rosmarie DorndeckeL Berggasse 6, Tet. (06359) 40261

oterberg: Sigrid

86199 Auqsburg: Cornetius Voiqt, Bgm.- Auernhammerstl 31, Tel. (0821) 9089123

73527 Schwäbisrh-Genünd: Karin Schwenk, Am Eichenrain 6, Iel. (0175) 6494733

86316 lriedberg: Ursutä Späth, Fröschweiterstr. 7, Iel, (0821) 2622253

73734 tsstingen: Sotveig HummeL, Zotlbergstr. 41, Te[. (0711) 3820120

86899 Landsberg am Le(h: Harald Preukschat, Münchener StL 7a, Tel. (08191) 2900641

Fuchs,

Bergstr 46, Tet. (06301) 794908

88131 Lindau: Frieder Fahrbach, Ladestr 26, Tet. (0116) 48824884

76448 Durmersheim: IlichaeI Heim. Raiffeisenpiatz 4a, Tet. (07245) 108660

88662 Übertingen: llichae[ [Jrban, Heifigenbreite 52, Tet. (07551) 857795

77933 Lahr: Christine Cremel Goethestr- 5, Tel. (07821) 983970

88682 Satem: Jutta Jaeger, Abt-JohannStr 8, Tet. (07553) 8649

78462 Konsta.z: Andreas Büche. St.-Johann-6asse 4, Tet. (07531) 2844580

89155 Erbärh: Roswitha Eirk-Becht.

78462 Konstanz: Margot Hegge, Schulstl 44, Tet. (07531) 691935 78628 RotueiL Hans-Gert Knebuß. Hochturmgasse 3, Tet. (0741) 6416

79098 F eiburg: Klaus Kooistra, Rosastr 21, Tei. (0761) 31313

90419 Nürnberg: Sybitta l4ieves, Großweidenmühlstr 2, Iel. (0911) 3225902

79100 Freiburg: Hitte lv1ütter, AstridLindgren-Str 13, Iel. (o761) 4575154

90443 Nürnberq: Irene Nworqu, Gibitzenhofstr. SSe, Iel. (0911/) 429551

79194 Heuweiter: Helmut Aatz, Kirchberg 12, Tet. (07666) 8846352

90562 Herotdsberg: Irene Willuweit, VonCeudetrStr- 6, Iet. (0911) 5187592

80336 München: Peter Rutkowski, Landwehrstr.26, Tel. (089) 537432

68161 Mannheim: lvlartina Gräf-Lehmann, Q 1, 15, Tet. (0173) 8908605

80538 München: Christoph Teich, Emi! Riedelstr 2, Tet. (089) 293233

90762 Fünh: Ulrike Ettei Friedrjchstr Iet. (0911) 93990686

91056 Ertangen: Hejke-Anne Reuß, lv1öhrendorfer Str 3. Tel. (09131) 9295712

80539 München: Ctaus StegfettneL Kautbachstr 47, Tet. (089) 95993938

91154 Roth: Friedrich Kaeppei, Egertandstr. 20a, Tel. (09171) 1562 91438 Bad Windsheim: Gertraud Schneider, Friedrich-Hertin-Weq Tel. (09841) 6s0136

80801 München: Brigitte Rasmus, Konradstr 16, Tel. (089) 345512

70180 Stuttgart Litith Kohrs, Lehenstr. 17a, Tel. (0771) 72250001 70182 Stuttgart Andrea Funk, Atexanderstr. 105, Tet. (0711) 4792350

stuftgart: Etlen Sölzer, Pischekstr 17a, Iel. (0711) 39125522

81373 Münchenr Ktaus Lang, Am Westpark 7, Te[. 108771) 9716662 81479 München: l'larianne Lorenz. JosefSchwarz-Weg 41, Tet. (089) 7917979

70327 Stuttgart: Frida Hahn iuatt, Gehrenwald5tn 418, Tet. (0711) 25859993

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Tutttinqerstr. 80, Tel. (0171) 8215833 71336 Waibtingen: Susann Gabriel, HirschLauf 11, Tet. (07151) 908943

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83071 Stephanskirchen! Joachim KundmülLei llätthias-Kerelsti 1a, Iel. (08031) 2414576

F-68230 Turckheim: Christian Fiolka, 89 rue des Vignerons, TeL. (0033) 641884601

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Gestatttherapie: Handreichung für Ratsuchende

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Erhard Doubrawa I Die Seele berühren: Erzählte Gestalttherapie I 1o5 5. I Erweiterte Taschenbuchausgabe I nur 5,oo € Erhard Doubrawa arbeitet seit vielen Jahren als Gestalttherapeut mit Einzelnen, Paaren und Cruppen. Er ist Cründer und Leiter des Cesta lt-lnstituts Köln (6lK), wo er auch als Ausbilder tätig ist. Außerdem gibt

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heraus. er die Zeitschrift "Cestaltkritik" ln diesem Buch versammelt der Autor Ceschichten, die er vielfach in seiner Arbeit als

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Cestalttherapeut erzählt hat - einzelnen Klientinnen und Klienten, in Selbsterfah-

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c)c ha rungs und )n Aueb)dungsgruppan ben schon oft dazu beigetragen, dass Menschen sich wieder öffnen und sich so von anderen seelisch berühren lassen konnten.

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Seiten Infomationen zur Gestatttheapie, LiteBtur-

(mit den Speziat-Listen,,Gefi lttherapeuunnen für Paärc",,,GestilttheEpeuunnen für Kinder und Jugeildtlche" sowje.Supewi§ion dur.h Gestatttherapeutlnnen"). empfehtungen. PErlsadessen von GestalttherapeItlnnen

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www.gestaltthenpie.delhandreichung.pdf

Zehn Jahre nach Erscheinen der viel beachteten »Einlodung zur Gestalttherapie« - nun als u n gekürzte Taschenbuchausgabe.

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Gesta ltthera pie

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CH-4153 Reinach: Ina Kunz, Austr 6, Tet. (0011-61) 7772119

für fiemdiDBthiqe (tientlnnen? Wir helfen Ihnen gerne weiter: oder Filt (02i7) 11i652 (Eine telefonische Auskunfi ist leider nicht nöglich.)

Sie suchen Gestalttherapeutlnnen

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93055 Regensburq. Stephan Borgs, Tegernheimer Schluchtweg 1, Iel. (0941) 44153

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