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Corona betrifft mein Leben

Geschichten aus der Itzlinger Schreibwerkstatt

Vorgaben, Normen und Pflichten eben noch zulässt oder in Nischen abgedrängt wurden und in einem vermeintlich verbotenen Freiraum Grenzen überschreiten – beim Saufen, beim sich Durchschwindeln, möglicherweise in der Gewaltanwendung gegen Schwächere ... Naja – das gute Herzensgefühl wurde nicht mehr recht wahrgenommen, der Mut wurde beschnitten, die positive Aggression, was das freche, freie, mutige und kraftvolle ins Leben Treten, sich zeigen, sich ausdrücken und verwirklichen in seinen Wesensimpulsen betrifft, all das wurde in einer Art Lebendigkeitsverringerung planmäßig, langfristig von allen Seiten durchgeführt – und diese Vitalitätseinschränkung wird durch die Coronabeschränkungen bei uns allen ans Tageslicht gebracht. Und die Reaktionen und die Art des Umgehens damit sind sehr verschieden. Je nach persönlicher Veranlagung und persönlichem Bewusstseinszustand. Je nach individueller Ausprägung der eigenen Traumatisierungen reichen sie von der sang- und klanglosen Fortführung der mundtot gemachten Anpassung an jedwede Vorgaben, ohne jeglichen Impuls einer Eigendrehung – ja, die Einschränkung wird als Einschränkung in der langphasig anerzogenen Eingeschränktheit als solche null und gar nicht wahrgenommen. Ganz im Gegenteil. Die Hörigkeits- und Anpassungs- bzw. Funktionierdressur wird aktiv zum verlängerten Arm dieser völlig desolaten und irren Einschränkungsmaßnahmenvorgeber – der Mensch wird zum selbstbeschränkenden Richter nicht mehr nur für sich, sondern auch für alle anderen. Ein willfähriger Idiot, der sich unbewusst bzw. völlig manipuliert als Gegner der Freiheit und Lebendigkeit von sich und allem Leben da draußen erweist und aus seiner unbewussten Angst angstvoll und damit völlig selbstdegeneriert gar die alleridiotischsten und eigentlich völlig unlogischen Vorgaben sklavenhaft wie der gefügigste, alleruntertänigste, allerbravste Diener erfüllt und alle diejenigen, die ihren Impuls nach Selbstbestimmung mit ihrem logischen Verstand einsetzen, als Schuldige beschimpft und quasi die Unfreiheit aus nur scheinbarer

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Geschichten aus der Itzlinger Schreibwerkstatt

Einsicht massiv und brutal von anderen einfordert ... Doch das Gleiche geschieht von der Gegenseite. Hat der Verstand den auf der Hand liegenden Wahnsinn der Einsperrmaßnahmen durchschaut, bricht auch seine einst erlebte Ohnmacht und Wut gegen die Unkritischen, ja wahrlich von Blindheit Geschlagenen, hervor und richtet sich massiv gegen sie. Da inszeniert sich dann das gleiche Trauma auf zwei gegenüberliegenden Fronten. Doch die Einsicht, dass ich den anderen nicht ändern kann, obwohl ich so viel Wissen und Erkenntnis besitze so viel mehr wie eben der Hörige, Angsterfüllte, ändert nichts am eigenen Drama.

Erst die Selbsterkenntnis, die Selbstbegegnung mit meiner eigenen hochsteigenden Wut – geboren aus der Ohnmacht des Schmerzes, einst nicht wahrgenommen, sondern übergangen worden zu sein, hilft mir, ihr die Corona, die eigene Krone, selber wieder aufzusetzen. Corona heißt in der Notenschrift der Musik Fermate, das bedeutet ausdehnen – also mein Bewusstsein ausdehnen. Und meine emotionale Selbstbegegnung und Aufarbeitung alter wesentlicher Begrenzungen ist begleitet von einer neuen Wissensfülle, einem Blick hinter die Kulissen dieses Weltszenarios, sodass ich mehr und mehr voller Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft schaue und gleichzeitig mehr und mehr die Realität dieser schlafenden Schlafschafe erkenne, verstehe und akzeptiere ... Mein bewusster Aufbruch in meine Kraft, erstmals an meinen Willen und an meine Fähigkeiten zu glauben, wie es in mich und in uns alle einst hineingelegt, doch verschüttet wurde ... Dies ist der Sinn dieser weltweit erschaffenen, geplanten Umstände. Und es gilt aus Goethes Faust der Gedanke: „Ich bin die Kraft, die Böses sucht, doch Gutes schafft.“

Geschrieben von Dieter Heudecker

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