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Chinesischer Drachen aus Eisen erobert Nohfelder Rathaus KKV Eisen stürmt an Fetten Donnerstag mit Sitzungspräsident Helmut Jenet die Verwaltungshochburg.
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elmut Jenet war ein ganz klein wenig entrüstet, als ihm die Frage gestellt wurde, ob er sich auf sein 30-jähriges Jubiläum als Karnevals-Sitzungspräsident im kleinen Nohfelder Gemeindeteil Eisen (rund 400 Einwohner) freue. „Das ist doch kein Jubiläum“, entgegnete der 65-Jährige lachend. „3 x 11 Jahre, das wäre ein Jubiläum“, ergänzte das Gründungsmitglied des Kirmes- und Karnevalvereins (KKV) Mir senn gudd droff Eisen. Und in der Tat hatte der Fragesteller in seinem jugendlichen
AUF EINEN BLICK Der Kirmes- und Karnevalverein (KKV) Mir senn gudd droff Eisen wurde 2006 gegründet und zählt mit über 100 Mitgliedern zu den größten Vereinen im Nohfelder Gemeindeteil. Im Internet finden Sie den KKV unter www.facebook/com/kkveisen.
M... wie Männerballett. Die Herren der Schöpfung werfen sich in Frauenkleider und geben sich auf der Bühne alle Mühe, es so aussehen zu lassen, als könnten sie wirklich tanzen. Ausgelassene Heiterkeit und wahre Lachsalven sind da vorprogrammiert und durchaus auch gewollt. Aber Achtung, meine Damen! Der Bundesverband deutscher Männerballette richtet jedes Jahr Deutsche Meisterschaften aus. Im Schautanz werden also die Herren mittlerweile zur echten und ernsthaften Konkurrenz.
Leichtsinn – Asche über sein Haupt – völlig vergessen, dass bei den Karnevalisten die Uhren in Sachen Jubiläen anders ticken. Als Jubiläum gefeiert werden bei den Narren nämlich nicht runde Zahlen, wie 10, 20 oder 100 Jahre, sondern die närrische Zahl 11 und deren Vielfache.
„30 Jahre? Das ist doch kein Jubiläum!“ So ist es natürlich kein Jubiläum, wenn Jenet bei der Fastnacht in Eisen in diesem Jahr zum 30. Mal die wichtige Rolle des Sitzungspräsidenten einnimmt – er ist damit übrigens ein Mann der ersten Stunde des närrischen Treibens im Ort. Los ging es mit dem Faschingstreiben im Jahr 1988. „Ich war kurz zuvor der Liebe wegen von Eckersweiler nach Eisen gezogen und musste feststellen, dass hier karnevalstechnisch tote Hose war“, berichtet Jenet. Gemeinsam mit einigen weiteren Mitstreitern begann er dies zu ändern – und fungierte bei der ersten Prunksitzung im Nohfelder Gemeindeteil auch gleich als Sitzungspräsident. Dass er bei der größten Feier der Narren den Vorsitz führt, daran hat sich bis heute nicht geändert. Auch bei der Sitzung 2018 wird er als Präsident wieder die Narren-Schar führen. „Das Kribbeln auf die Faasend ist schon seit Oktober da“, berichtet Jenet lachend. Der Kirmes- und Karnevalverein Eisen ist – im Gegensatz zur Prunksitzung – noch keine 30 Jahre alt. Er wurde erst 2006 gegründet. Zuvor organisierte eine Vereinsgemeinschaft das närrische Treiben im 400-SeelenDorf. „Mittlerweile sind wir ein gut organisierter Verein mit mehr als 100 Mitgliedern“, freut sich Jenet. Im vergangenen Jahr feierte der Kirmes- und Karnevalverein sein erstes närrisches Jubiläum (1 x 11 Jahre). Und das mit einer Besonderheit: Zum ersten Mal überhaupt gab es da in Eisen ein Prinzenpaar. „Ich war Prinz Helmut I. und meine Nachbarin Ursula Georg war Prinzessin Ursula
I.“, berichtet Jenet. Der 65-Jährige ist beim KKV nicht nur Sitzungspräsident, sondern quasi ein „Hans Dampf in allen Gassen“. Jenet bewahrt die Kostüme auf, organisiert Termine, schreibt Reden sowie Vorträge und ist im zehnköpfigen Wagenbau-Team des Vereins. Dieses Team arbeitet erfolgreich zusammen und ist
mittlerweile derart ein so verschworener „Haufen“ geworden, dass seine Mitglieder sogar einmal im Jahr gemeinsam in Urlaub fahren. „Wir gehen jedes Jahr mit einem anderen Mottowagen auf die Umzüge in Sötern an Fastnachtssonntag und in Nonnweiler an Rosenmontag“, berichtet der Pensionär. In liebevoller Kleinarbeit wird seit dem Herbst zwei Mal pro Woche an dem Wagen für die kommende Session gearbeitet. „In diesem Jahr steht er unter dem Motto ‚Kosaken’“, verrät Jenet.
hausstürmung in Nohfelden auf dem Programm. „Wir werden mit einem riesigen chinesischen Drachen dort einmarschieren“, kündigt Jenet an. Unter diesen passen zehn Karnevalisten, die dann zu einem närrischen Gaudiwurm verschmelzen. „Den haben wir direkt in China bestellt und er ist ein echter Hingucker“, verrät Jenet. Der alljährliche Höhepunkt des Karnevals in Eisen steht zwei Tage später an: Dann findet die
Prunksitzung 2018 des Kirmesund Karnevalsvereins im Gemeindezentrum statt. Dort gibt es Büttenreden, Musik und natürlich tolle Showtänze der Garden.
Die ganze Familie ist bei Mottowagen „Kosaken“ der Prunksitzung dabei ist auf Umzügen zu sehen Dabei wird eine fantasievolle Nachbildung des Moskauer Kremls zu sehen sein. Die Teilnahme an den beiden Umzügen (natürlich mit späterem feuchtfröhlichem Ausklang in Eisen) sind die beiden letzten Veranstaltungen im über die „tollen Tage“ vollgestopften Terminkalender der Eisener Narren. Die „heiße Phase“ der Faasend beginnt für den KKV am Fetten Donnerstag. Dann steht die Rat-
Bei der Prunksitzung ist von Familie Jenet nicht nur FamilienOberhaupt Helmut vertreten. „Karneval ist bei uns Familiensache“, berichtet der 65-Jährige stolz. Seine Tochter Kerstin Jenet-Molter ist Vorsitzende des KKV Eisen. Die zweite Tochter Claudia ist Kassiererin. Schwiegersohn Timo Molter wird mit seiner bekannten Musikgruppe „Die Spatzelruther Katzen“ auf der Bühne stehen. Philipp Semmler
Helmut Jenet ist seit 30 Jahren ununterbrochen Sitzungspräsident bei den Kappensitzungen des KKV Eisen. Foto: Bonenberger
Nachtumzug mit bis zu 20 000 Gästen
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ünf Nachtumzüge gibt es im Saarland. Der größte steigt jedes Jahr in Nunkirchen. Zirka 20 000 Leute kommen Fastnachtssamstag und sehen professionelles Feuerwerk und Feuerspucker Nachtumzüge sind der Trend und auch die absoluten Renner bei der Fastnacht im Saarland. Fünf Nachtumzüge gibt es bereits – in Gresaubach, in Besseringen, in Macherbach (alle drei am Fastnachtsfreitag, 9. Februar) und in Holz und Nunkirchen (beide an Fastnachtsamstag, 10. Februar). Der Umzug in Holz findet dieses Jahr zum ersten Mal statt. Der Umzug in Nunkirchen dagegen bereits zum 13. Mal. Der KV Nunkirchen organisiert den Nunkircher Nachtexpress in jedem Jahr und ist dabei so etwas wie
REFORMHAUS ESCHER Dillingen, Stummstraße 56 Homburg, Saarbrücker Straße 28 Neunkirchen, Saar-Park-Center Saarbrücken, In der Europagalerie Saarbrücken, Kaiserstraße 2 Saarlouis, Galerie Kleiner Markt 1 St. Ingbert, Kaiserstraße 69 Zweibrücken, Hauptstr. 58
der FC Bayern München der Nachtumzüge. Zwischen 15 000 und 20 000 Menschen kommen jedes Jahr an Fastnachtsamstag in den 2500 Einwohner zählenden Ort Nunkirchen. Die Umzugswagen, die in Nunkirchen an den Start gehen sind bis zu 20 Meter hoch und haben alle ein Meer von bunten Lichtern geladen. „Wir haben Feuerspucker, Flammenwerfer und Feuerwerke, die von den Wagenn aus gezündet werden. Wir sind der einzige Nachtumzug mit so einem großen und auch genehmigten Programm“, sagt Andreas Werno, der Schatzmeister und Zugmarschall in Nunkirchen. 15 000 Euro muss der Verein bei jedem Umzug hinlegen, um die Kosten zu begleichen. Alleine für die Sicherheit der Menschen gehen 6000 Euro drauf.
Blinkende Fahrzeuge und vom Wagen aus abgeschossene Feuerwerke Foto: Ruppenthal gehören zu den Attraktionen in Nunkirchen.
„Wir haben für unseren Umzug ein eigenes Sicherheitskonzept entwerfen müssen. Das THW ist mit riesigen Gasleuchten vor Ort. Vier Feuerwehren sind am Start und 70 Mitglieder des Malteser Hilfsdienstes. Dazu kommen zwei Notärzte und ein Krankenwagen. Wir haben quasi ein kleines Krankenhaus in Nunkirchen aufgebaut“, berichtet Andreas Werno. Passiert ist in all den Jahren noch nichts in Nunkirchen. Das Sicherheitskonzept hat sich ausgezahlt. Feuerspucker und Flammenwerfer sind professionelle Darsteller und auch das Feuerwerk wird von Profis vom Wagen gezündet. Wie der Zugmarschall berichtet kostet einer von vier Wagen des Vereins zwischen 6000 und 10 000 Euro. „Wir wollen eine richtig tolle Wikinger mit brennendem Schiff und feuerspeiendem Drachen fahren Fastnacht feiern und das lassen Foto: Sandra Veit wir uns auch was kosten“, so beim Nachtumzug in Nunkirchen mit.
Werno. 30 Mottowagen und 20 Fußgruppen sind das Maximum, was die Nunkircher bei ihrem Umzug zulassen. Darunter sind auch Gruppen aus Köln und Mainz. „Vor zwei Jahren hatten wir fast 100 Anmeldungen, das wird zu viel. Wir müssen das Ganze limitieren und mit Warteliste arbeiten“, so der Schatzmeister des Vereins. Süßigkeiten werden selbstverständlich auch von den Wagen geworfen. Aber nur große, wie Schokoriegel, Chipstüten oder Waffeln, da man die kleinen Bonbons in der Dunkelheit nicht mehr finden würde. Zwei Euro Eintritt verlangt der Verein von jedem Gast ab zwölf Jahren. Zwei Euro für eine Megashow in Nunkirchen, die etwa drei Stunden lang dauert. Der KV Nunkirchen ist auch für die 13. Auflage seines Nachtexpresses bestens gerüstet. hle