Mit 14 Jahren fing sie an, sich zu prostituieren. Mit 18 hörte sie auf. Was sie in jener Zeit erlebte, hat Lisa Müller in dem Buch „Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich!“ niedergeschrieben. Ein Gespräch mit der heute 20-Jährigen. Warum hast Du das Buch unter Deinem bürgerlichen Namen veröffentlicht? Ich wollte aus meinem Leben kein Geheimnis mehr machen. Ich stehe dazu. Daher mein Name und auch ein Bild von mir auf dem Buch. Ich will damit andere junge Mädchen warnen, dass sie nicht auch diesen Weg einschlagen. Natürlich kann man schnell Geld verdienen, aber dieser Job macht einen kaputt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mädchen oder Frauen Spaß daran haben. Ich jedenfalls hatte einfach nur Glück, dass ich noch gesund bin und lebe. Es hätte auch anders kommen können. Ich will auch an die Erwachsenen appellieren, die Augen aufzumachen. Ich finde es krass, dass ich mich zwischen 14 und 18 prostituieren konnte, ohne dass überhaupt irgendjemand das gemerkt oder interessiert hatte.
was er aber nicht akzeptierte, über mich herfiel und dann ohne zu bezahlen verschwand. Das war schwer, noch einmal hochkommen zu lassen. Aber nachdem ich das Kapitel beendet hatte, ging es mir besser. Für mich war das Buch meine Therapie. Ich glaube, das alles nunmehr verarbeitet zu haben. Fühlst Du Dich heute durch Deine Erfahrungen oder den Job irgendwie beeinträchtigt? Nein, ich führe ein neues Leben. Ich denke nur an früher, wenn ich mir etwas kaufen möchte, aber das Geld dafür nicht habe. Und ich bekomme einen Hass, wenn mich Männer angraben oder mit ihren gierigen, dreckigen, angeilenden Augen anstarren. Ich könnte sie ihnen auskratzen. Ich muss mich jedes Mal beherrschen, wenn diese extreme Wut in mir hochsteigt. Ich finde diese Blicke unfassbar eklig. Text: Peter Parker Bilder: Stefanie Heider, privat
Hast Du nicht gefürchtet, das Buch könnte in Deinem Freundes-, Bekannten- und Familienkreis für Irritationen sorgen? Meine Freunde waren ebenso eingeweiht wie einige Familienmitglieder. Allerdings wusste meine Familie nicht, dass ich auf dem Cover abgelichtet sein würde. Das gefiel ihnen nicht, und sie haben nun den Kontakt zu mir abgebrochen. Aber ich denke, das ist nur der erste Schock und wird sich wieder legen. Was die anderen Menschen angeht: Die sind mir völlig egal. Nur deshalb konnte ich das Buch so machen. Ich wohne nicht weit weg von dem Dorf, in dem ich aufwachsen bin. Doch das Lästern ist mir sowas von egal. Gab es Ereignisse oder Vorfälle, bei denen es Dir schwer fiel, drüber zu schreiben? Oh, einige. Einen Freier wollte ich wegschicken,
LISA SPRICHT ÜBER IHR BUCH
„Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich! - Mein Leben als minderjährige Prostituierte in Deutschland“ ist bereits erschienen. (288 Seiten, Taschenbuch, ISBN 978-3-86265-238-9, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2013)