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Vorwort des Verbandsobmanns
Stabil und nachhaltig in bewegten Zeiten
Das Jahr 2021 war von der Covid19Krise, steigenden Rohstoffpreisen und angeheizter Inflation geprägt. Internationale Spannungen verschärften sich und mündeten im laufenden Jahr in eine Spirale aus Krieg und Gewalt.
Dabei hatte sich die Wirtschaft im Berichtsjahr weltweit unerwartet rasch von der Pandemie erholt. Südtirol meisterte die Krise mit einem Wachstum von 5,5 Prozent besser als erwartet.
Auch die Raiffeisen Genossenschaften haben im zweiten Pandemiejahr ihre Position behauptet und blicken auf eine zufriedenstellende Geschäftsentwicklung zurück. Die Raiffeisenkassen zeigten sich als verlässliche Partner und wichtige lokale Impulsgeber für Wirtschaft und Gesellschaft. Sie verbuchten Zuwächse bei den Einlagen und Ausleihungen. Gemeinsam mit der Raiffeisen Landesbank Südtirol AG erzielten sie einen Überschuss von 143,2 Mio. Euro. Dieser lag deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre.
Die landwirtschaftlichen Genossenschaften entwickelten sich unterschiedlich. Alle konnten aber auf eine gesunde Struktur bauen und hielten ihre Marktposition trotz steigender Produktionskosten.
Die Obstgenossenschaften blicken auf ein positives Geschäftsjahr 2020/21. Die Nachfrage in der Vermarktungssaison war gut. Die Menge an Obst und Gemüse fiel im Erntejahr 2020 mit über 862.876 Tonnen etwas geringer aus. Die Auszahlungspreise waren stabil und zufriedenstellend und lagen je Kilogramm Obst und Gemüse im Schnitt um 8,2 Prozent höher als im Vorjahr.
Nach einem Markteinbruch im Vorjahr verzeichneten die Kellereigenossenschaften im Geschäftsjahr 2020/21 eine rege Nachfrage. Aus den angelieferten 27.026 Tonnen Trauben der Ernte 2020 erzeugten sie eine Weinmenge von 179.349 Hektolitern. Die Gesamtauszahlung an die Mitglieder und Traubenproduzenten fiel mit 72,6 Mio. Euro um 1,2 Prozent höher aus als im Jahr zuvor.
Die Molkerei- und Viehzuchtgenossenschaften durchlebten ein weiteres schwieriges Jahr. Die stark gestiegenen Produktionskosten konnten nicht in ausreichendem Maße an den Handel weitergegeben werden. Im Geschäftsjahr 2021 erhöhte sich die Milchanlieferungsmenge der Südtiroler Molkereigenossenschaften um 0,5 Prozent auf 420.906 Tonnen Milch. Der durchschnittliche Auszahlungspreis lag mit 50,6 Cent je Kilogramm ohne Mehrwertsteuer um 1,4 Prozent unter jenem des Vorjahres. Die Mitglieder erhielten 213 Mio. Euro und damit 0,9 Prozent weniger als im Vorjahr ausbezahlt.
Die Genossenschaften aus dem Segment Soziales und Non-Profit konnten ihre Dienste weitgehend aufrechterhalten. Erstmals erstellten sie eine verpflichtende Sozialbilanz. Diese spiegelt die vielfältigen sozialen Leistungen, aber auch den gesellschaftlichen Mehrwert dieser Genossenschaften wider. Auch die übrigen Mitgliedsgenossenschaften aus den Segmenten Energie und Wasser sowie Konsum und Dienstleistung hatten ein forderndes Geschäftsjahr zu bewältigen, konnten ihrem Auftrag aber erneut zufriedenstellend nachkommen.
„Trotz Einschränkungen gelang es uns, den Mitgliedern bestmögliche Dienstleistungen zu bieten und sie gut zu betreuen und zu beraten.“
Für den Raiffeisenverband war das Jahr 2021 ein intensives, aber sehr erfolgreiches Jahr. Trotz pandemiebedingter Einschränkungen gelang es, den Mitgliedern bestmögliche Dienstleistungen zu bieten und sie gut zu betreuen. Der Verband mit seinen Fachbereichen und den 198 Mitarbeitenden wurde seinem statutarischen Auftrag mit hoher Qualität gerecht. Großes Augenmerk wurde auf die Aus- und Weiterbildung und auf einen regelmäßigen Informationsaustausch innerhalb der Organisation gelegt. Trotz der Einschränkungen konnte die Netzwerkarbeit innerhalb des Verbundes wie auch mit Verbänden, Organisationen und Institutionen im In- und Ausland verstärkt werden.
Wichtige Projekte für die eigene Organisation und die Förderung des Genossenschaftswesens sind erfolgreich umgesetzt worden. Im Rahmen der Interessenvertretung konnten auf regionaler Ebene zukunftsweisende Gesetzesinitiativen auf den Weg gebracht werden. So wurde eine Änderung am Regionalgesetz Nr. 1/2000 erwirkt, die sicherstellt, dass in den Raiffeisenkassen weiterhin Personen aus der Breite der Bevölkerung die Aufgabe als Mandatare wahrnehmen können. In Zusammenarbeit mit den Genossenschaftsverbänden und den Genossenschaftsämtern auf Landes- und Regionalebene arbeitete der Raiffeisenverband an einem Gesetzes-
entwurf für Bürgergenossenschaften, welcher im laufenden Jahr im Regionalrat verabschiedet wurde.
Strategische Akzente setzte der Raiffeisenverband im Energiebereich. Der neu eingesetzte Koordinierungsausschuss Energie vertritt und koordiniert die Interessen der Energiegenossenschaften in verstärktem Maße. Die zu Beginn des laufenden Jahres besiegelte Zusammenarbeit mit den Energieunternehmen Alperia und Regalgrid Europe fördert die Gründung genossenschaftlicher Energiegemeinschaften und bündelt entsprechendes Know-how.
Eine strategische Weichenstellung erfolgte mit der zeitgerechten Sicherstellung der Kontinuität in der Generaldirektion. Mit Jahresende wurde Robert Zampieri als Nachfolger des Generaldirektors Paul Gasser ernannt, der mit 31. Dezember 2022 in den Ruhestand tritt.
Ich bedanke mich im Namen des Verbandes bei allen privaten und öffentlichen Einrichtungen und Behörden des Landes für die konstruktive Zusammenarbeit. Hervorheben möchte ich Landeshauptmann Arno Kompatscher, die Südtiroler Landesregierung, die Südtiroler Parlamentarier, das Amt für Genossenschaftswesen, alle anderen Landes- und Regionalbehörden, die italienische Bankenaufsicht sowie die Genossenschaftsverbände in Italien und in den Nachbarländern. Ich danke den Mitgliedsgenossenschaften und allen Partnern, mit denen der Raiffeisenverband geschäftliche und institutionelle Beziehungen pflegt.
Dem Verwaltungs- und Aufsichtsrat, der im Berichtsjahr neu bestellt wurde, danke ich für die geleistete Arbeit und das Vertrauen. Ebenso danke ich der Generaldirektion, den Führungskräften und allen Mitarbeitenden für ihren Einsatz.
Der Raiffeisenverband ist aus der Intention entstanden, genossenschaftliche Anliegen mit vereinten Kräften voranzubringen. Das ist uns 2021 gemeinsam gut gelungen. Für das laufende Jahr wünsche ich trotz vieler Unwägbarkeiten ein erfolgreiches Wirken!
Herbert Von Leon, Verbandsobmann