Ruhrgestalten 2010

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SAMMELBAND

MENSCHEN

RÄUME

ORTE LEBEN

RUHR GESTALTEN MAGAZIN 2010 NRW



Ein geschmackvoller R端ckblick auf 2011


DIE GOLDENE EINS

DIE LACKIERTE ZWEI

Januar 2010 300g Din A6 Kreuzbruchfalz Sonderfarbe Gold

Februar 2010 300g Din A6 Kreuzbruchfalz Spotlack.

16 - 33

08 - 15

WORT & BILD

WORT & BILD

KNOWLEDGE IS KING

KNOWLEDGE IS KING

FREUNDE & PARTNER

FREUNDE & PARTNER

Eulenspiegel / Nils Burger / Klebe Pistole Franz B. Werner / Mercator Bücherregal Jungle Store / Laminat Boarders Unterhaltung Lieblingsstücke Ü=Wand / Come and Jam

Ramon Lemcke / Meerlicht / I Love my Pony Musik Maschienen / Rock&Rösti Himmel & Erde / Sprechreiz Salzgrotte / Handmade

Street Basics 2 - Martin Magielka

Street Basics 1 - Martin Magielka

The Delia Garage / Thorsten Druckerei Niehoff / Maic Z-Music / Sebastian Kunstpark / Marcus RNDM / Martin

Druckerei Niehoff / Maic White Ape / DeeDeeKid Diekmann Pr / Peter Z-Music / Sebastian CO & CO / Mirco RNDM / Martin

DIE VERPACKTE DREI

März 2010 300g Din A4 Kreuzbruchfalz Faltplackat Din A2.

DIE GESPIEGELTE VIER

Juli 2010 135g Din A6 RückendrahtHeftung.

46 - 69

34 - 45

WORT & BILD

Maria Resa / Benjamin Duda Ony Two / Kaukasus

FREUNDE & PARTNER Held Vodka / Christoph Heimat Design / Marc

WORT & BILD

Max Frituur / Sommer um die Ecke / Dortmunder U Heldinnen für Bickern / Helene Hegemann Nächte im Bakonur / Nora Fuchs

FREUNDE & PARTNER Veltins Design Flasche / Florian


DAS INHALTS VERZEICHNIS EDITORIAL DESIGN Ruhrgestalten klappt auf Anhieb.

Wenn man ein feines Magazin in einer kleinen Auflage druckt, es nur sehr ausgewählt auslegt und dafür auch noch kein Geld nehmen möchte, dann ergeben sich daraus verschiedene Dinge. Zum einen rennen Freunde, Bekannte, Verwandte und natürlich auch Fans des Magazins in die Läden und finden nirgendwo mehr etwas, weil das Magazin vergriffen ist. Zum anderen bemerkt man als Macher erst zu spät, dass man zu wenige der Magazine für sich selbst bewahrt hat und so steht man am Ende ohne ein eigenes Exemplar der Erstausgabe dar.

Dieser Sammelband vereint alle Artikel der vier Ruhrgestalten Ausgaben in 2010 und bietet zusammengefasst einen Überblick über die Menschen, Räume und Ideen, die uns begegnet sind. Neben den Artikeln gibt es auch einen Überblick über Aufträge bei denen wir als Ruhrgestalten Design-Konzepte entwickelt und umgesetzt haben. Der Ruhrgestalten Sammelband 2010 ist Dir, liebste Ruhrgestalt, sowie unseren Partner, Auftraggebern und letztendlich auch uns selbst gewidmet.


UNSER ERSTES



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FILMKUNST ERLEBEN Es gibt nicht viele Kinos in denen noch eine Orgel zu finden ist. Das Eulenspiegel ist ein solches Kino. An dieser Orgel saß in den 80ern Helge Schneider und begleitete Stummfilme. Stummfilme werden nach wie vor gezeigt, ebenso wie es jeden Sonntag einen Kinderfilm zu sehen gibt. Von der Form her weniger Programmkino, mehr als Filmkunsttheater versteht man sich hier. Nicht umsonst finden sich in den Vitrinen die technischen Relikte von über 100 Jahren Kinematographie. Privatschätze von Hanns-Peter Hüster, der das Kino 1970 übernommen hat und sich damit einen Traum erfüllte. Die Wertschätzung für das Kino als Ort der Menschen zusammenführt, kann nur bedingt in einem Cineplex unserer Zeit wieder entdeckt werden. Dazu brauchen wir ein Cineplex unserer Vergangenheit, wie das Eulenspiegel aus den 50ern, wo das ehemalige Foyer zum Cafe umfunktioniert worden ist.


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NILS BURGER

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Unsere lange Nacht voller Arbeit an Dateien, sollte ohne Hunger anfangen. Also Treppen runter, um die Ecke gehen und einen Nils-Burger essen. Den Geräuschpegel sich unterhaltender Cocktail-Trinker bekämpft man am Besten, wenn man selbst Cocktails trinkt. Ich sauge die zerissenen Pfeffenminzblätter des Mojito durch den Strohhalm und verfalle dem Zuckergehalt im Touchdown. Kaum ausgetrunken und das Essen steht mit Pommes und Salat als Verzierung auf dem Tisch. Eine Hackfrikadelle zwischen softem Hamburger-Brötchen ist nicht die beste Burger-Kreation und wahrlich nicht der schlechteste, denn es schmeckt. So wie der Razz Mojito, an dem ich nippe, bevor wir um die Ecke und die Treppen wieder hinaufgehen. Ein wenig Pfeffer hat gefehlt, stand aber auf dem Tisch.

10 KLEBE PISTOLE Eigentlich führt das 2002 entstandene Ladenlokal den Namen Wein und Spezialitäten. Auf der Visitenkarte steht es auch drauf, nur eben an der Fassade nicht. Klebepistole wird das Schmuckstück daher von denjenigen genannt, die ihre dort eingekauften Spezialitäten hübsch haben einpacken lassen. “Der beste Wein ist der, den Du am liebsten magst”, steht im Schaufenster geschrieben. Martina mag trockenen Bordeaux und erklärt, dass Rotweine häufig einen hohen Säuregehalt haben, der auch mit dem ein oder anderen Essig mithalten kann. Sie führt neben Essig, Öl, Likör und Bränden - alles vom Fass - auch säurearmen Tee und Wein für ihre Kunden, die den Wein seitdem kistenweise kaufen. Neben Produkten rund um das Essen, findet man auch ausgewählte Ruhrgebietsprodukte wie Brände aus Wanne, Grubensalz oder kleine Notizbücher mit ausgestanztem Städtenamen. Ich habe hier eine aus Frankreich importierte Limonade, die ich aus Berlin kenne, gefunden und sofort mitgenommen. Zusammen mit dem herzlichen Humor Martinas findet sich im Wein und Spezialitäten aka Klebepistole die perfekte Kombination aus lokalem Charme und internationalem Anspruch.

FRANZ B WERNER Franz Benjamin ist sich der Vorreiterstellung Deutschlands in der Welt des Techno bewusst. Er bettet die Gäste seiner Party auf unaufdringlichem Downbeat, Dub, House und filigranen Techno und meidet in seinen Nächten den härteren Mainstream Sound, an den man im Pott so gewöhnt ist. Angefangen hat er mit dem Techno, der um die Jahrtausenwende noch mit Geschwindigkeiten bis zu 150 bpm peitschte. Die Parties im Baikonur prägten ihn, bevor der Club dem Finanzamt weichen musste. Das Auflegen in der Peninsula Mittwochslounge im ersten halben Jahr des Hotel Shanghai gingen der eigenen Partyreihe Monomusik voran. Hier spielt Franz Benjamin mittlerweile vor einem Stammpublikum, das bei housigen Geschwindigkeiten von 113-123 bpm gelernt hat den Geschmack des DJs zu teilen und eben nicht anders herum. So wie im Club der Visionäre an der Spree Berlins, wo Franz Benjamin von Herzen gerne ein Set spielen würde, nachdem er bereits Tanzflächen aller großen Städte Deutschlands inklusive des Dicken Bs bespielt hat. Für die internationalste After Hour Gesellschaft kann man, aber muss man eben nicht in Flieger steigen.

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_Nils Burger / Herne

** _Jungle Store / Bochum


MERCATOR BÜCHERREGAL Lies. Du musst viel mehr lesen. Das darf manch einem bereits durch den Kopf geistern. Es hilft wenig, wenn Lehrkörper junge Seelen mit dieser Aufforderung angehen. Subtiler ist dieser Bücherschrank der Mercator Stiftung direkt vor dem Grillo. Ich weiß nicht, wieviele Menschen verwundert davor stehenbleiben und sich nach dem Durchlesen der “Bedienungsanleitung” dafür entscheiden, kein Buch mitzunehmen. Sie sollten eigentlich hineingreifen und einen der Ephraim Kishons mitnehmen, die noch neben vielen anderen Büchern drin stehen. Zuhause lesen, lachen und sich daran erinnern, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Trau Dich. Nimm ein Buch und wenn es nicht das Richtige ist, tausche es gegen ein anderes aus. Kostet ja nix. Oder pack ein bereits gelesenes Buch hinein, wenn Du es vielleicht nie wieder sehen willst. Kostet auch nix.

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JUNGLE STORE Familiär und sehr heimisch geht es im Jungle zu. Die Fassade hatte es Nastasja angetan. Erst lockte Second Hand Ware, dann nach und nach Neues zwischen verspieltem dänisch grau und schmachtend altrosa. Romantische Möbel, verträumte Accessoires und das Akkordeon der Oma hielten Einzug. Ebenso wie der Papa, der ein Schaufenster weiter, aktuelle, sowie selbst geschneiderte 70er Mode an den Mann bringt. Sie sollen besser aussehen, die Bochumer Männer. Ein bisschen mehr Bowie und Hendrix. Bei seiner Tochter hängt die Hepburn an der Wand und fordert Mut zur neuen Weiblichkeit, während Brigitte Bardot der Message singend Nachdruck verleiht.Charmant wenn Frauen sich dort einkleiden.


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12 LAMINAT BOARDERS Wer mit Laminat in der Hand durch schneebedeckte Straßen läuft, hat etwas vor. Wenn es zwei dreizehnjährige Jungs sind, erst recht. Also direkt hinterher und kurz nachfragen. Alles weitere erklärt sich auf dem Spielplatz. Da gibt es nämlich eine Erderhöhung, die im Abgang nicht so holprig ist. Auf das Laminat stellen, den kleinen Hügel heruntergleiten lassen und versuchen so lange wie möglich auf dem Board zu bleiben. Vielleicht auch mal über irgendetwas etwas drüber springen. Es geht nichts darüber, es einmal selbst auszuprobieren und sich daran zu erinnern, wie einfach es als Kind gewesen ist, sich selbst zu beschäftigen. Laminat Boarden ist auf jeden Fall noch ausbaufähig und macht so viel Spaß, wie es einfallsreich ist.Peter Pan im Kopf vorrausgesetzt. UNTERHALTUNG LIEBLINGSSTÜCKE Wer etwas mag, kauft es sich in letzter Konsequenz auch. Matthias mag Magazine und die zehn Jahre Magazine kaufen, machten sich bezahlt, als er das Unterhaltung einrichtete. Der rote Faden des Ladenlokals

ist ganz einfach erklärt. Hier wird man all der Dinge fündig, die Matthias mag, schön und lecker findet. Das können auch die Katzenzungen aus dem Supermarkt sein, die dort keiner bemerkt. Und während seine Kunden im Supermarkt daran vorbei schlendern, greifen sie bei den Katzenzungen im Unterhaltung beherzt zu. Das gilt aber nicht nur für kleine Schokoladenstücke, die mehr an Löffelbisquit und nur entfernt an Zungen erinnern. Auch vereinzelte Bücher werden hier öfter verkauft, als in den großen Räumlichkeiten bekannter Buchhandelsketten. Hier spielt der Kontext eine wesentliche Rolle. Der besteht aus Jeans, Gummistiefeln, Vibratoren, Brotdosen, Stickern, Schlüsselanhänger, Fußmatten, Lidschatten und vielen anderen Alltagsgegenständen aus Designerhand. Design ist hier allgegenwärtig und doch nur ein ansehnlicher Nebeneffekt, den Matthias Geschmack mit sich bringt. Im Unterhaltung kann man sich auch bei Kaffee und Kuchen ausruhen und dabei lokale Kunst betrachten, die man ebenfalls von der Wand kaufen kann. Matthias hat eines der Bilder bei sich Zuhause hängen. Ein Lieblingsstück des Sozialpädagogen. Matthias: Ich könnte theoretisch alles was hier steht, auch zuhause haben. Ich bezweifele, dass jemand aus dem Unterhaltung kommt und nicht mindestens ein Lieblingsstück für sich entdeckt hat.


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_Laminat Border / Bochum

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_Domicil / Dortmund

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_Unterhaltung / Dortmund

** ** ** _Mercator Bücherregal / Essen ** ** ** * _Büro Komplex / Bochum

Ü = WAND Der Umlaut ist der deutschen Sprache so eigen, wie der Ruf, dass Deutsche sehr fleißig sind. Die vier Mann von Büro_Komplex haben sich jedenfalls vorgenommen dem Ruf gerecht zu werden, ohne der ständigen Versuchung des firmeneigenen Kickers zu erliegen. Da kam ihnen der Strich ihres Logos, den sie anstelle der Ü-Punkte gesetzt haben, gerade recht. Den Strich auf Papier bildeten sie als Wand in ihrem Büro nach, um so den Kicker zu verdecken und von ihren Schreibtischen zu trennen. Genial, lieber Büro_ Komplex wenn Corporate Design auch ihre Entsprechung im Raum findet. Besucher verlassen übrigens selten den Büro_Komplex ohne eine Runde Kickern. COME AND JAM Jazz ist nicht Ansichtssache. Auf der Monday Night Session sollte man jedenfalls spielen können. Wer hier als Amateur nach der Opening Band an sein Instrument geht, wird nur von absoluten Jazz-Profis und Meistern des Fachs als Amateur bezeichnet werden. Umso reizvoller für das Publikum, das jedes Jahr ein wenig jünger wird. In Ferienzeiten und vor Feiertagen sind jedenfalls die

jüngeren Jahrgänge vermehrt vertreten. Die Opening Band spielt circa eine Stunde, bevor die Open Session weitere Musiker einlädt, die Bühne zu betreten. Man einigt sich auf ein Stück und schon geht es los. Seltener wird auch mal ein Free Jazz hingelegt, aber es kann durchaus passieren. Da kann auch eine Bombendrohung nichts daran ändern. Da man das Gebäude sowieso räumen muss, musiziert man bei passenden Witterungsverhältnissen einfach auf der Straße weiter. Zum Glück ist das noch nicht an den Abenden mit Big Bands passiert, die alle paar Monate im Saal des Domicil zu hören sind. Die Monday Night Session ist für alle angehenden und etablierten JazzHörer sowie -Musiker, die ihren Wochenstart mit deutlich mehr Swing einläuten wollen.




DAS ZWEITE



RAMON LEMCKE Gute Malerei beschäftigt sich immanent auch mit Malerei. Die Rezeption der Malerei, bei der der Malprozess mitgedacht wird, kommt der tatsächlichen Bildproduktion näher, als das bei der Rezeption der Fotografie der Fall ist. Da die Malerei den subjektiven Blick des Autors vorführen kann, zeigt sie eher das, was man vor sich hat – nämlich den subjektiven Blick auf die Wirklichkeit – als das bei einer Fotografie der Fall ist. So kann sie uns veranlassen, unsere eigenen Wahrnehmungsgewohnheiten zu reflektieren.“ Ramon weiß natürlich, dass auch die Fotografie einen höchst subjektiven Blick besitzt. Aber das muss ihn nicht interessieren. Er hat sich der Malerei verschrieben. Und wenn der in Dortmund studierte Ramon durch sein japanisches Fabrikat einen Ausschnitt fokussiert, dann ist es nicht das Auge eines Fotografen, das den urbanen Raum katriert, sondern ein Blick, der für das zu malende Bild denkt. Das Foto hält sein Interesse an urbanen Gefilden in der Regel ohne Menschen im Bild fest. Denn ohne Menschen im Bild kann sich der Betrachter mehr mit der Art der Darstellung und der Komposition beschäftigen. Zersetzt in Flächen, Farben und Mustern bringt er den Raum dann auf die Leinwand. Er schätzt Acryl als Farbe, weil es für ihn angenehm schnell trocknet und Struktur in seine Malerei bringt. Diese Materialität und Struktur gibt dem Sehenden einen Hinweis auf die Genese, macht dem Betrachter klar, dass hier Menschenhände am Werk gewesen sind, die keinen Anspruch des Fotorealistischen gemalt wissen möchten.

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ESSEN MeerLicht Schwarze Meer Von der Dellbrügge geht das Schwarze Meer ab. Ein Meer, das im 18. Jahrhundert ein Moor gewesen ist. Eine Seitenstraße mitten in der Innenstadt. Zentral und verborgen. Grau und trüb fallen hier die Schatten und wecken triste Gefühle, die man in Hinterhöfen verortet. An diesem Unort erstrecken sich 52 Plexiglasstäbe überraschend an der schwarzgekachelten 35 m langen Wand ohne Fenster entlang und leuchten einem den Weg durch das Grau. MeerLicht und das seit 2002.

Laut gelesen eine Aufforderung. Wer entlanggeht, sieht den Wellengang in den durch LEDs bestrahlten Stäben aufflackern. Was Straßenlaternen beleuchten, ist keines Blickes würdig. MeerLicht entlang des Schwarzen Meeres dagegen lockt denjenigen, der sich verlaufen hat, wie ein Irrlicht in das Moor hinein und belebt diese kleine Gasse für einen kurzen Moment. Gut zu wissen.treten und abzuschalten.



22 LOVE MY PONY Kevin wollte zwei Dinge. Erstens mit seinen Freunden feiern und zweitens in Bochum. Und als die wenigen Parties mit Niveau wegbrachen, füllte er die monatliche Lücke mit einer eigenen Sause. Drei Sportstudenten stempelten die Party aufgrund des Namens als schwule Scheiße ab, worüber er ganz glücklich war. Denn wo Verspieltheit und Kindlichkeit im Namen steckt, man Kind sein kann um sich ohne Ego und Profilierungszwänge über Musik und Freunde zu freuen, haben vermeintlich cool an der Wand stehende Schränke, nichts beizutragen. Ein freundschaftlicher Vibe, progressiver House bis Techno und anregende Gespräche. Seine Freunde sprechen bereits von der Pony-Family, die ab Februar jeden vierten Freitag mit Kevin in Dortmund sein wird, um eine gute Zeit zu verbringen. Also werde ein Teil der Familie und feier mit uns und Kevin.


MASCHINEN MUSIK Experimentierlust in ihm veränderte es, mit Reißzwecken auf die Hämmerchen, Stahldrähte zwischen den Saiten, bishin zur völligen Demontage und der Erkenntnis, dass sich das Klavier nicht automatisieren lässt und nicht den Klangerfahrungen entspricht, die Christof im Alltag macht. Mit 15 hörte er auf, weil er nicht Altes reproduzieren wollte. Mit 24 Jahren baute er eine Maschine, die die Merkwürdigkeit unserer Alltags-, Industrie- und Klangwelt wiedergeben sollte. Das Krach-Lärm-Maschinen-Instrument quietschte, hämmerte, dröhnte, zitterte. Musikalischer und tonaler sollte es sein. Midi kam und schickt seitdem Christofs Kompositionen über seine eigens gelöteten Interfaces an seine menschengroßen und größeren Instrumente. Praktisch erlebt und akustisch gehört, ist Christof ein Pfadfinder, der auf bisher noch nicht betretenen Pfaden der Musik nach Etwas sucht, das Spannung hat. Du wirst nicht umhin kommen, es genauso spannend zu finden.


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ROCK’N’ RÖSTI Melanie und Oliver sprachen darüber, dass Bochum eigentlich eine wirklich coole Pommesbude vertragen könnte. Dass die Visagistin und der erfahrene Gastronom diese Pommesbude selbst eröffnen würden, war reiner Zufall. Die Visagistin wollte sowieso Veränderung, hatte aber noch keine Idee wohin. Pommes sollte es also sein und um das Beste an die Mägen zu bringen, wurde mit verbundenen Augen aus einer Vielzahl von Fritten und Majos schmeckend ausgewählt. Was das Rösti war, konnte nun noch das Rock vor dem Namen vertragen. Und nun kann man hinter der Theke stehend von morgens bis mittags den Bänkern und abends Fußballfans und Rockern beim spachteln zuschauen. Riesenschaschlik, Schnitzeltag, Currywurst und wechselnde Tagesgerichte der deftigen Sorte locken die Bochumer aus allen Schichten vor das Angesicht von Kurt Cobain und Jägermeister Flaschen mit Blume. Hier kann der müde und betrunkene Fußballfan während der zahlreichen Fußballübertragungen auch mal in ein Nickerchen fallen und darf ohne fremde Hilfe aufwachen. Lieb, wie lecker..

SPRECH REIZ In jedem Slam gibt es magische Momente, in denen Zuschauer gebannt lauschen und man eine Stecknadel fallen hört. Oft bei ernsten Texten, denn wenn Slammer ironisch über ihr Leben herziehen, dann übertönt Gelächter Stecknadeln. Aus ganz Deutschland treten sie gegeneinander an und und manchmal auch gegen internationale Gäste. Die Regeln: Eigene Texte in fünf Minuten ohne Gesang, Requisiten und Verkleidungen. Das wars. Sebastian23, Philosophie Doktorand, macht den Host und damit den Anfang, bevor etwa 10 Slammer die Hauptrunde einleiten. Da stehen dann die 13 jährige Özlem aus Heidelberg, Gary aus New York oder Felix aus Berlin, bei dessen Brief eines Soldaten an seinen Sohn, 250 vor ihm verstummen, um ihn anschließend per lautem Beifall Im Finale zum Gewinner zu küren. Neben den vier regulären Sprechreiz Terminen, gibt in 2010 etliche weitere Dates und Workshops rund um denn Herner Poetry Slam. Bei einer sich entwickelnden Szene in Deutschland darf man Sprechreiz durchaus etabliert nennen.



HIMMEL UND ERDE Klettern vor dem Herrn M GLAUBEN KANN MAN NICHT MIT BODENHAFTUNG ARGUMENTIEREN. Das Leben spielt sich zwischen Himmel und Erde ab. Astronauten ausgenommen, wenn der Himmel über uns gemeint ist. Beim Himmel als metaphysischen Ort, dürfte sich ein nicht religiöser Geist in dieser Aussage schwer wiederfinden. Physischer geht es beim Hochseilgartenprojekt „Zwischen Himmel und Erde“ zu, das in der Heimkehrer-Dankeskirche gastiert und einzeln oder als Gruppe bestiegen werden kann. Das Hängen zwischen Seilen und Traversen und die Hilfe der Mitkletternden bei Gruppenaufgaben, als Vorraussetzung für einen erfolgreichen Abschluss, s

ollen sinnbildlich für das Leben und die Möglichkeiten von Kirche und seiner Mitmenschen stehen. Vertrauen in diese und der Glauben an Gott können immer noch genug Halt bieten, wenn man sich darauf einlässt. Ob man sich darauf einlassen möchte, bleibt einem natürlich selbst überlassen, wenn man hier die Chance nutzt, Kirche auch wortwörtlich aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen. Habt Spaß dabei. _Heimkehrer-Dankeskirche



SALZ GROTTE

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Erprobt in Russland, Polen, Tschechien, Finnland, Kanada, Amerika, etc Wer eine schwache Blase hat, sollte vorher nichts trinken. Die Salzsteine müssen gar nicht rot sein. Die Färbung entsteht durch das Eisen im Gestein. Wenn das Licht dahinter anfängt zu strahlen, wirkt es angenehm entspannend und schafft ein Ambiente, das zur Ruhe einlädt. Sie könnten also auch so weiß, wie das gute Salz in der Küche sein. Lang sind sie gereist, diese salzigen Brocken. Den Himalaya müsste man aufsuchen, wenn man gewillt ist, sich eigenhändig ein Stück aus dem Felsen zu schlagen. Sehr, sehr alt sind diese stummen Zeugen. Sie stammen aus einer Zeit, in der unsere Erde noch nicht die unsere gewesen ist. Mit 300 Millionen Jahren auf dem Buckel werden sie aus den rauen Felswänden gesprengt. Aus diesen Tonnen an Naturmaterial baut man dann Salzgrotten. Früher ist man aus dem All auf der Erde gelandet und ist angewiesen worden einige Zeit, vielleicht sogar Tage in der Grotte zu verbringen. Die würzige Luft einzuatmen und sich von den Strapazen der Schwerelosigkeit zu regenerieren. Und wenn die Schwerkraft den Gelenken und den Muskeln zusetzt, kann das Salz die Entzündungen aus dem Fleisch ziehen.

Das funktioniert für den Salzgrotten-Besucher am besten im Schlaf. 45 Minuten Zeit braucht man für eine Session. Genug Zeit um bei Meeresrauschen und sanfter Musik einzuschlafen. Für einige ist es ein Gewöhnungsprozess aus dem Alltag in die Salzgrotte zu treten und abzuschalten. Schläft man ein, wacht man nach der Session auf und hat das Gefühl, das nur wenige Minuten vergangen sind. Müde tritt man heraus und fühlt sich ausgeruhter, als man im Vorfeld geglaubt hätte. Das hilft den Menschen, die aufgrund von Problemen mit dem Nervensystem aus den Kliniken regelmäßig in die Salzgrotte gesetzt werden. Das hat auch dem ältesten Kunden mit seinen 102 Jahren geholfen. Und es hilft Kindern, die in Gruppen Schüppe und Eimerchen mitbringen und anfangen mit dem grobkörnigen Sand auf dem Boden zu spielen. Bringt auch Entspannung.



Als ich noch ein kleiner Junge war und mit meinem Dreirad um die Ecke flitzte, dabei meinen Kumpel Andreas aus dem Augenwinkel beobachtete, lernte ich nicht nur schnell trampeln sondern auch die Worte „wer bremst verliert“ sehr schnell zu schätzen.

Kurier neben mir und wie befürchtet - er hatte tatsächlich keine Bremsen an seinem Rad. Auf die Frage warum er keine hätte, antwortete er nur salopp das diese ihn nur beim fahren stören und er damit irgendwo hängen bleiben könnte. Ah ja.

Pedale treten wurde ein grosser Teil in meinem Leben, dabei hatte ich diverse fahrbare Untersätze, ein anderes war der Go-Cart - auch wichtig ist es, zu lernen was es heist rückwärts zu treten und dabei rangieren zu lernen. Ein wenig später lernte ich auch Radfahren und vor einigen Jahren dann saß ich in New York im Taxi. Die Ampel war rot und die Strasse verstopft mit Autos. Wie aus dem nichts tauchte neben mir mit recht hoher Geschwindigkeit ein Radfahrer auf - mit einem kurzen Ruck und einer Gewichtsverlagerung nach vorn, rollte er kurz auf dem Vorderrad und bremste dann abrupt, ein Auto stand im Weg somit fuhr er kurzerhand ein Stück rückwärts, lenkte mittig in die Lücke zwischen zwei Stossstangen und fuhr weiterhin behände davon ohne nur einmal die Pedale zu verlassen oder auch nur auf die Idee zu kommen ein Auto zu tu-schieren. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon viele Möglichkeiten sein Rad zu benutzen gesehen, aber das war mir doch neu. Ich kann sagen ich war beeindruckt und erinnerte mich über diese New Yorker Fahrradkuriere etwas gelesen zu haben. Später stand ein

Ich versuchte zu verstehen wie diese Fahrräder funktionieren bzw. Bremsen. Dabei hat mir mein Dreirad und auch mein Go-Cart Hilfestellung geleistet. Sie fahren mit starrer Nabe, somit dreht die Pedale immer mit. Durch aushebeln der Zentrifugal Kraft wird gebremst. Sie nutzen Bahnräder. Sie haben einen Gang und keine Bremsen. Die Bikes werden Fixies oder Singelspeed, Trackbikes genannt. Ihre Fahrer können fahren und kennen sich aus und das nicht nur in New York, London, Tokio und Berlin, nein auch in San Francisco. Da stell ich mir vor wie es wohl ist so oben auf einem Berg in SF, so ganz ohne Bremsen dieser Kraft ausgesetzt. MASH SF ist eine Formation Gleichgesinnter, die es tatsächlich schaffen unter den widrigsten Umständen ihre Bikes unter Kontrolle zu halten. Beweise dazu in bewegtem Bild werden auf ihrer Homepage www.mashsf.com geliefert. Dieser Trend, ausgelöst durch die funktionalen Eigenschaften für Kurierfahrten in grossen Städten, hat aber auch ganz nebenbei das Bewusstsein für eine besondere Ästhetik bei


den Bikes selbst verursacht. Less would not ride ist das eine Thema, Individualität ein Anderes und na klar der Thrill ist auch gegeben. Braunes Lenkerband am perfekt geschwungenen chrome Rennrad Lenker, ein schwarz Glanz lackierter gemuffter Rahmen aus 4130 CRMO Tubes, einen Satz schicke hellbraune Holz Laufräder, auf Hochglanz polierte und somit auch mit dem Lenker abgestimmte Kurbeln, gepflegt dezent ja auch schon ganz schön stylisch kann es also losgehen. Der Fahrer achtet meist auch sehr auf seine Garderobe und schont dabei die Umwelt. Ich habe noch nicht viele solcher Fahrer mit ihren Bikes in der Ruhrmetropole sehen können, aber es gibt sie bereits und es werden sicherlich immer mehr. In Köln, Hamburg, Berlin und Frankfurt bereits auch ein Hype, war doch gerade das Ruhrgebiet bekannt für seine 7 Tage Rennen. Ich höre noch wie mein Opa mir immer eintrichtern wollte das ich Bahnrad fahren müsse. „Junge dat gibt nen runden Tritt!“ Tradition im Radsport und wenn man dann auch noch aus Bochum kommt, dann fällt unweigerlich der Name Krautscheid in Kurz Krabo aus Stiepel Dorf. Ich hatte noch vor kurzem die Ehre bei dem Bau seines 15.000sensten Rahmen incl. Gabel anwesend zu sein. Die alte Werkstatt der Familien Schmiede Krabo hat seinen ganz eigenen Charme neben der Kompetenz von Vater und Sohn. Es sollte ein traditionsreiches Fixie für die Marke Element aus den USA entstehen. Element

bekannt für Action Sports Materialien aller Art aber auch der besonderen Art hat diesen Anspruch an Tradition und globalem Denken. Das Resultat sind 5 handgemachte Krabo Räder, ausgestattet mit Holzfelgen des italienischen Traditionshaus Cermenati - Cerchio Ghisalic und mit dem ebenso traditionsreichen Brooks Sattel und Lenkerband. Eine Augenweide für jeden Fahrradliebhaber. Die 5 Singlespeed Bikes haben ihre neuen Besitzer verstreut von Los Angeles bis Tokio auf der ganzen Welt wohl hocherfreut, das einzige in Europa befindet sich in Paris. Der Sohn Sven Krautscheid eröffnet in Kürze seine eigene Schmiede incl. Shop im Bochumer Ehrenfeld, in der Nähe des Schauspielhauses. Wir freuen uns drauf. Ein Beitrag von Martin Magielka




NUMMER DREI



MARIA RESA Nur am Tag ihrer Einschulung fühlte sich Rebecca im Nachhinein schlecht angezogen

REBECCA GING MIT 17 VON DER SCHULE AB & WOLLTE ETWAS KÜNSTLERISCHES MACHEN In ihrer Freizeit malt Rebecca entweder Poppiges oder Frauen als Akt in Öl, Acryl und Kohle. Ihre Entwürfe entstehen mit dem Bleistift und werden dann am PC koloriert. Es gibt keine Farbe, die nicht funktionieren kann, da man sie nur richtig einsetzen muss. Allerdings ist der Hauttyp entscheidend und bei Orange tut sich die deutsche Haut und auch Rebecca ein wenig schwer. Ein Autokauf steht an und dürfte sie das Interieur designen, würde sich schwarzer Lack als Basis mit weißem Lack als Akzent abwechseln. Schwarzes Wildleder bedeckt ihre Sitze und ihr Logo verrät, wer hier am Steuer sitzt. Schwarz, weiß und Grautöne bestimmen im Zusammenspiel mit Akzentfarben ihre Kreationen. Klassisch bleibt es auch bei den Designs. Ihre Mode soll zeitlos sein, damit Frau auch Jahre später etwas davon hat.

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Stehkragen, Falten und Gürtel treffen auf gradlinige, körperbetonte Schnitte, die nicht einengen und auch kaschierend wirken sollen, denn Frau über, unter und Mitte 40 soll sich jederzeit rundum wohl fühlen. Neben Seide, Chiffon und Taft, hat sie ein Velours entdeckt. Die Affen- oder Pfirsichhaut will sie für Hosen nutzen. Für die kommende Herbst- und Winterkollektion wird sie des Weiteren Kombinationen aus Schurwolle, Seide, Fell und Seidentaft miteinander verarbeiten. Reitermode mit russischen Flair betitelt sie ihre Idee, wenn stofflich Feines auf Grobes trifft. Privat schöpft sie aus dem Kleiderschrank eines Rockerhippies und zieht sich zum Malen dann auch mal die Schlaghose aus Cord an, die sie mit 12 Jahren gekauft hat. Hauptsache wahnsinnig bequem und schon deswegen muss sie zugeben, dass Monolo Blahniks eine Anschaffung wert sind. Männer wünscht sich Rebecca angezogener, sprich wie die Männer des 18. Jahrhunderts, über die reine Funktionalität hinaus bekleidet. Und wenn sie in frühestens drei Jahren ihre erste Kollektion für Männer entwirft, werden sich ihre männlichen Kunden schnell in Schale werfen können und dabei mehr als nur drei Kleidungsstücke tragen. Denn Männer sollen Spaß haben sich anzuziehen, ohne sich dabei unmännlich zu fühlen. Sollte jemand auf eine Jeans von Maria Resa hoffen, muss er von Rebecca enttäuscht werden. Denn warum sollte sie etwas entwerfen, was schon perfekt ist.



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KOMMENTAR ZUM MAGAZIN Ruhrgestalten mag keine Zensur

DONNERSTAG, 25. FEBRUAR, ZWISCHEN 2:00 & 3:00 UHR MORGENS Man nehme ein wenig Heimatverbundenheit, mischt es mit einer Prise Lokalpatriotismus und gebe zum Schluss eine große Handvoll Lust am Ausbeuten seiner eigenen Arbeit dazu. Nicht zu vergessen der unbedingte Wille auch Castrop-Rauxel zu einer Art Brooklyn oder Fhain werden zu lassen. Hat man dann auch noch Glück, und die lokale Provinzzeitung möchte mal wieder etwas über die vatermordende, rebellierende Jugend berichten oder einfach den neuen freien Mitarbeiter/Praktikanten rausschicken, dann kommt ein solcher Werbeartikel dabei raus, vorrausgesetzt man lässt ihn nicht allzu Lange auf dem Herd. Was „konsumfreudige“ junge Menschen an einem Heft finden sollen, dass von vornherein ausschließt, für seine Arbeit je bezahlt werden zu wollen, bleibt dabei ebenso unerklärt wie die Frage, woher die Liebe der Herrausgeber zu ihrer, evtl. gewählten Heimat rührt. Hängt sie etwa zusammen mit dem Wunsch Teil eines Ganzen zu sein, was zudem cool und hip ist? Wer also schon immer Schmierereien von Studenten mit zu viel Zeit und zu wenig Studiengebühren über den Burger im Nils lesen möchte und nebenbei noch zu blöd ist Termine die ihn interesserieren selbst im Internet herauszufinden, dem sei „Ruhrgestalten“ ans Herz gelegt. Der Rest nimmt es einfach als weitere Klolektüre neben Colibri und co., hauptsache stylisch! von K. Aukasus

Kommentar Nummer Eins und der ein oder andere von uns, machte sich Gedanken, was es denn eigentlich mit dem Zeitgenossen K. Aukasus auf sich hat, dass er uns nicht mag. Und vielleicht mag er uns ja doch, aber hat seine sehr persönliche Art es uns zu zeigen. Wenn man davon ausgeht, dass K. Aukasus mit diesem Namen nicht wählen gehen darf, musste dieser vielleicht annehmen, dass wir ihn bei Nennung seines richtigen Namen aufsuchen würden, um die uns nachgesagten ödipalen und pubertär gewaltorientierten Gelüste an seinem Gesicht auslassen zu können. Vielleicht ist K. aber auch nur ein uns wohl bekannter Mensch aus dem engsten Kreis, der auf diesem Wege aufschreit und aus tiefenpsychologischen Gründen, gar nicht anders kann, als anonym zu bleiben. Ich will mich nicht herunterlassen und Neid als Motiv hinnehmen. Natürlich drängt sich mir als HipHop-sozialisierten Menschen, der „Begriff“ des „Haters“ in den Kopf. Die Art von Menschen, die sich partout nicht dazu durchringen können, auch nur etwas Anständiges über irgendeinen anderen Menschen über die Lippen zu bringen. Aber dafür kenne ich K. zu wenig. Ich weiß nur, dass K. in einer späten Nacht von Mittwoch auf Donnerstag im Herner Lokalteil von Der Westen einen Artikel über uns, auf die oben stehende Weise kommentiert hat. Dass einer der unseren darauf geantwortet hat, um die Onlineredaktion fast umgehend darum zu bitten, den eigenen Kommentar zu löschen. Dass weitere Kommentare folgten, die uns nicht weniger nachdenklich stimmten. Dass am Ende nicht nur der Kommentar aus den eigenen Reihen, sondern auch die Wortmeldung von K. gelöscht worden ist. Das wollten wir nicht hinnehmen. Auch wenn ich K. durchaus herausfordernd und berechtigt als feige und ohne Cohones in der Buchse bezeichnen möchte, hat er ein Recht auf seine Meinung und dem sei hiermit Rechnung getragen. Mit einem hat K. jedenfalls Recht: wir sind echt einfach nur paar studierende Jungs, die ein Magazin machen. Und das machen wir so lange, wie wir Bock drauf haben. Versprochen.


ONY TWO

ONY TWO

Mit PET-Flaschen voll Kleister im Rucksack feiern und auf dem Rückweg kleben gehen NICHT ÜBELNEHMEN, WENN ONYTWO NICHT ÜBELNEHMEN, EUER TAG CROSS‘T DENN UNTER DEM POSTER, BLEIBT WENN ONYTWO EUER TAG ES ERHALTEN, SAGT ER.

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CROSS‘T DENN UNTER DEM POSTER, BLEIBT ES ERHALTEN, SAGT ER. Circa eine Viertelstunde musste sie im Auto sitzen bleiben, bevor sie sich gefasst hatte und zur Arbeit gehen konnte. Die Schablone hatte er quasi vor dem parkenden Auto angeklebt und auch wenn sie es eigentlich schön fand, musste sie sich noch einmal per SMS vergewissern, ob bei ihm alles in Ordnung ist. Onytwo kommuniziert mit seinem Stencils. Im Falle seiner Ex-Freundin vermutet er, dass er vielleicht auch das letzte Wort haben wollte. Als Polizisten ihn das erste und einzige Mal mit einer Kanne erwischt haben, gab er seine damals jungen und noch nicht ausgereiften Graffiti Ambitionen auf. Das letzte Wort behielten die gesellschaftlichen Ordnungskräfte allerdings nicht. Es vergingen nur wenige Jahre, bis ihn „Pochoir“ aus dem Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag davon überzeugte, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, um sich in der urbanen Landschaft zu verständigen. Auch wenn Old School Writer es als nicht „real“ erachten mögen. Onytwo glaubt an die Ko-Existenz und Schablonen aus PVC, Plotter- oder Röntgenfolien dienen diesem Zweck. Ewan McGregor blickt von der Wand und sagt „Choose Life“. Onytwo hält sich zurück und überlässt das Schweigen seinen Arbeiten. Und so ist es nicht schlimm, wenn ein Bahnsheriff Onytwo wegen eines geklebten Plakats festhält und die Polizei ruft, weil Ony den Sheriff nicht in seinen Rucksack und schon gar nicht durch die

Fotos in seiner Kamera gucken lässt. Die grünen Beamten weisen den Bahnsheriff zurecht und halten sich nicht zurück, Onys Protest in 50 x 70 cm aka Ewan McGregor für die eigenen vier Wände mitzunehmen. Mehr ist es für ihn nämlich auch nicht. Er will keine große Kunst schaffen und sieht sich daher auch nicht als Künstler. Vielmehr hat ihn einfach niemand gefragt, ob er dieses H&M Model in Lebensgröße an der Bushaltestelle sehen möchte oder ob es klargeht, dass der Stromkasten so grau ist. Wenn es nach ihm geht, hat jeder das Recht den Stromkasten in seiner Lieblingsfarbe anzumalen. Genauso wie jeder das Recht hat, seine Poster abzureißen, zu ergänzen, anzumalen oder was einem noch so einfällt. Denn die Straße ist kompromisslos und Onytwo überlässt es den Leuten, was sie mit seinen Arbeiten machen. Deswegen sind Ausstellungen nicht sein Welt. Denn wenn er Hummeln im Arsch hat, geht er auf die Straße, um sie zu seinem persönlichen Sprachrohr zu machen und nicht in den White Cube.



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BENJAMIN DUDA Mädchen, Spielverderber, Warmduscher

MIT 6 JAHREN HAT ER SEINE ERSTE KINDER KAMERA IN DER HAND GEHABT, MIT 14 JAHREN SPIEGELREFLEX & S/W LABOR IM KELLER BADEZIMMER. „Die Schuhe haben nicht zum Erscheinungsbild gepasst“, sagte der Kunde und verblüffte Benjamin damit. Eine Serie von drei Bildern, sowie zehn plus ein Portrait sind entstanden, die aufzeigen, wie sehr wir uns über die eigenen Vorurteile situieren. Dabei verurteilt Benjamin Vorurteile nicht, da unsere Etikettierungen doch an Erwartungshaltungen geknüpft sind, die uns eigentlich nur schützen sollen. Wer sich allerdings im Zuge dessen, grundsätzlich seinen Vorurteilen entsprechend verhält, hat vielleicht das eine oder andere Vorurteil zu den Portraits von Benjamin abgelassen. Ich habe mir nur gemerkt, dass es knapp über tausend Menschen waren, die Dinge wie Habenichts, Gammler, Anzugaffe, Tippelbruder, Normalo, Wanderer, Psycho, Ungepflegt, Möchtegern, Langweiler gesagt haben, weil der Instinkt vielleicht richtig gelegen hat oder auch nicht. Umfragen sei Dank...

Alternative 1 Benjamin will jedenfalls, das sein portraitierter Jan Ziegler die Freundin verscheucht. Die Freundin, des Mädchens, dass er anbaggert. Das Mädchen, dessen Freundin durch ihr nervige Anwesenheit verhindert, dass er bei ihr landet ... Alternative 2 Benjamin will jedenfalls, das sein portraitierter Jan Ziegler die Freundin verscheuchen soll, die das angebaggerte Objekt der Begierde mitgebracht hat und die seine Versuche, durch ihre nervige Anwesenheit abblockt ...

Und da er sich nicht über das Essen beschwert, weil ihm das zu unangenehm ist, macht es Leon Schuster und das wäre ihm unheimlich peinlich. Eines der Portraits ist übrigens er selbst und damit meine ich nicht das Selbstportrait. Vielmehr ein Benjamin aus der Vergangenheit, der nur ein halbes Jahr lang existiert hat. Ein ehemaliges Selbstportrait. Den hat Benjamin einfach aussortiert. Bei dieser Figur war Gestik und Mimik einfach zu realisieren. Bei dem Goth und dem Anzugaffen weniger und es folgte eine etwas längere Einfühlungsphase. Aber egal, ob Du ein Student für Sonderschullehramt, ein imWald-Rumrenner, schwul oder ein Snob wärst, Benjamin ist eine der Wenigen, die Dich seine Vorurteile nicht spüren lassen würden.




AUSGABE VIER



MAX FRITUUR In das Frittierfett schmeißt Jens bevorzugt Bintje und Agria

POMMES FRITES SIND IMMER EINE SACHE DER PHILOSOPHIE & DER EINSTELLUNG. Entgegen dem Habitus vieler deutscher Frittenbuden ist es nach belgischer Meinung und auch der von Jens nicht möglich, eine Kartoffel, wie wir sie aus dem Boden ziehen, in einem Durchgang so zu frittieren oder zu backen, dass sie perfekt ist. Erst das Vorblanchieren in Fett, die pochage, versetzt sie in den Zustand, dass man sie kross ausbacken kann. Also braucht es einen Vorback mit 140 Grad, der mindestens doppelt so lang dauern muss, wie der Nachback mit 155-165 Grad. Am besten sind zehn Minuten zu Anfang und im zweiten Durchgang drei Minuten, was aber immer von der Kartoffel und witterungsabhängig ist. Idealerweise liegen zwischen beiden Vorgängen nicht mehr als eine halbe Stunde Zeit, wobei durchaus zwei Stunden ohne Qualitätsverlust möglich sind. Für Jens schmecken die Pommes Frites mit 10 Minuten Abstand genau richtig.

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Gelernt hat er das in Brüssel bei seinem Meister Martin Apers, einer Koryphäe in der belgischen Frittierkunst, als er im Jahr 2000 aus privaten Gründen im Großraum Antwerpen unterwegs gewesen ist. Bei ihm setzte Jens seine Leidenschaft für Pommes in die Tat um und lernte dabei auch die Technik des Majo-Mischens, die er schließlich auch weiterentwickelt hat. Neben Pommes mit Majo, gibt es bei Max Frituur weitere belgische Raffinessen für den schnellen Hunger, sowie das von mir vielgeliebte Kriek, belgisches Kirschbier.




GRÜN MIT BETON.

DER SOMMER UM DIE ECKE.


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[KANAL]_Entweder springt man am Ufer zwischen den B旦schungen ins Wasser oder klettert 端ber die Absperrung mit dem Betreten Verboten Schild. Hinter der Absperrung erstreckt sich eine Steg aus Beton. K端hltasche hinstellen, Anlauf nehmen und direkt ins k端hlende Nass springen, denn die Badebuchse hat man gleich an. Beim Hochklettern an der Leiter sollte man genug Abstand halten, sonst macht man sich mit den Algen dreckig.




„Wer Lust hat holt ne Tüte Wassereis von der Bude oder Currywurst Pommes von der Grillstube. Müll wieder mitnehmen.“


56 [GARTEN]_Am besten stellt man gleich den Grill auf. Egal ob Elektro, Kohle oder Gas. Die Kannen sollte man schon gestern kalt gestellt haben, denn nichts ist nerviger, als auf ein kaltes Bier zu Warten. Hoffentlich hat man die Gartenliegen schon aufgebaut, damit man zwischendurch so posieren kann, als würde man sich gerade sonnen. Die Pocke macht nichts, denn der Nachbar einen Zaun weiter hat eine größere. Zwischendurch mal kurz im Plastikpool abkühlen. Und den Fußball im Eifer des Gefechts nicht durch das Blumenbeet oder vor die Fenster der Laube kicken. ...

[BALKON]_Es sind wenige Quadratmeter mit Sicht auf Hinterhöfe, Fenster und andere Balkone. Wenn die Sonne hinter den umliegenden Dächer hervorkriecht, nimmt man sich paar Decken und Kissen und setzt sich einfach raus. Seinen Topfpflanzen tut man einen Gefallen und stellt sie gleich mit in die Sonne. Mit ein paar Freunden fläzt man bis zum Sonnenuntergang. Alleine liest man ein Buch, bis zum Eindösen. Nicht vergessen Decken und Kissen wieder mit reinzunehmen, denn kurze Sommerstürme ergießen sich gerne bis vor die Balkontür.



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NÄCHTE IM BAIKONUR

HELDINNEN FÜR BICKERN

Benannt nach dem größten russischen Weltraumhafen

„Komm jetzt endlich, es ist Zeit für neue Träume“

IN SCHÖNER ERINNERUNG AN DEN CLUB UND MIT GRUSS AN DIE SCHALLTAG CREW.

SICH EINE OPTION ERSPIELEN UND DEN FREUNDEN ZURUFEN: „WE CAN BE HEROES FOR EVER AND EVER“.

Jobin und ich waren letztens das erste Mal bei Claudia im Stoffwechsel. Sie stand hinter ihrer eigenen Theke und es erinnerte mich an die Zeiten, in denen sie hinter den Plattenspielern stand und ich darauf gewartet habe, dass die nächste Platte voranpreschte. Einmal im Monat gab es bei der „Waikiki Turf“ UK Garage auf die Ohren und es war mir definitiv die liebste Party-Reihe, bei der ich als Resident MC am Start gewesen bin. Neben der „Waikiki Turf“ bevölkerten noch eine ganze Reihe anderer Parties das Baikonur, dessen Name in letzter Zeit häufiger in meiner Gegenwart ausgesprochen wurde. Alle die Baikonur sagen, erinnern sich an gute Zeiten, die sie in den Nächten dort verbracht haben. Neben der freudigen Erinnerung schwingt die Wehmut in den Stimmen und glänzt in den Augen. Der Sommer beginnt und der Schweiß tropft dort schon seit 2002 nicht mehr von der Decke, denn das Baikonur musste weichen und wo es mal stand erinnert nichts mehr an einen der wichtigsten Clubs in Essen. Schade.

Mauern werden gebaut. Mauern werden niedergerissen. Manchmal aus gutem Grund. Das Einreißen ist oftmals mehr als reine Bauarbeit, wenn das Abbruchhammerschwingen zum individuellen Akt wird. Dies gilt für kulturelle Mauern als auch für Grenzen aus Stein. Eine Plattform zu geben, um über die eigene Rolle in Familie, Freundeskreis und Gesellschaft zu reflektieren, war das Ziel des Projekts „Heldinnen 2010 – Mädchen an die Macht“. Schon 2009 haben Anna Zygiel, Nils und Till Beckmann vom theaterkohlenpott gemeinsam mit Jugendlichen der Königin-Luisen-Hauptschule Herne ein Theaterstück konzipiert. Neben dem Spiel mit weiblichen Rollenklischees zwischen Sckicki-Micki-Tussi und Mannsweib, gab das diesjährige Projekt den Darstellerinnen eine Vorstellung davon, dass das Leben weiter als die Länge einer Straße, eines Stadtteils oder einer Schule reichen kann.




NORA FUCHS Nora mag den White Cube nicht

DER SELBST RAUM TRÄGT DIE IDEEN IN SICH, DIE MAN DANN ALS OBJEKT HINEIN KONSTRUIERT. Objekte reagieren auf den Raum und helfen Betrachtern eine Beziehung zum Raum zu entwickeln. Der weiße Ausstellungsraum per se ist jedoch sinnentleert, zweckmäßig und weilt in seiner ewig weißen Pracht für die Unendlichkeit der Kunst. Die Installationen von Nora wollen der Vergänglichkeit gar nicht erst widerstehen, denn wenn eine Arbeit funktioniert, verinnerlicht der Betrachter den Moment und erinnert sich an das Erlebnis. Das reicht. dafür sitzt sie auch schonmal fünf Tage umringt von Bienen und Wespen und schließt mit 17.000 Zuckerwürfeln und Puderzucker als Leim die Lücke in einer Steinmauer oder baut daraus kleine Häuschen. Oder sie fotografiert Zugreisende von unten und installiert nachgesprochene Handytelefonate aus Zügen in Reisekoffer. Ihren Studenten rät sie, das Studium als Raum wahrzunehmen, in dem man sich alle Freiheiten nimmt und sich traut, etwas auszuprobieren. Das braucht allerdings seine Zeit, weniger Druck und mehr Vertrauen in die Welt. Schließlich sollte man es einfach wie Nora tun: Nämlich das tun, was man möchte.

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KLETTERN IM NEOLIET Fünf Jahre lang ohne eine einzige Werbung in den grünen Zahlen

SICHERHEIT GEHT VOR SPORTLICHEM EIFER UND JEDER ERFAHRUNG, DAFÜR WIRD JEDER SERVICE AUCH JEDERZEIT ANGEBOTEN. Sicherheit entsteht nur durch Vertrauen. Als Sportstudent ohne finanzielle Rücklagen gibt es keinen Kredit, auch wenn Businessplan, Alleinstellungsmerkmal und nur ein einziger Konkurrent im Umkreis vorhanden sind. Erik aus den Niederlanden glaubte an das Konzept und finanzierte es, während er Guido einfach machen ließ. Die alte Maschinenhalle der Zeche Constantin sieht man von der A43 nur im Herbst und Winter, wenn das Laub gefallen ist. Das perfekte Gebäude mit 1000 qm Fläche, in Eigenregie zur Kletterhalle für den Breitensport ausgebaut. Wenn man folgende Dinge in Kauf nimmt, kann das nur mit Ehrgeiz betitelt werden: Drei Jahre mit seiner Frau Anke und den Kindern in einer kleinen Hütte in der Halle leben und Job und Familie 24 Stunden um sich herum haben. Keine festen Büro-, Arbeits- oder Urlaubszeiten, dafür ein Zuhause, wo man nicht eben mal nur mit Boxershorts aufs Klo gehen kann. Seinen Arbeitsplatz sieht er seitdem 1415 Stunden am Tag. Was er nicht sehen will, ist Werbung in der Halle, denn auf Gewinnsteigerung scheißt er. Die Menschen sollen sich entspannen, denn wenn man mal einen Griff in der Hand hat, gibt man seine Sorgen ab und konzentriert sich immer auf den nächsten.


DAS GROSSE U IM ZUGFENSTER Dortmunder Typographie

IM BESTEN FALL HELVETICA. AUF JEDEN FALL: STILSICHER!

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Meistens sind es hohe Türme, breite Tore oder markante Bauwerke, seltener gestapelte Tiere oder Mischwesen aus Mensch und Fisch. Sie gelten als Symbol einer Stadt und bleiben stets Ausdruck ihrer Zeit: Wahrzeichen. An ihnen hängen touristische Blicke und Fragen nach Entstehungszeit, Beschaffenheit und Bedeutung. „Das U steht für Union-Brauerei“, lautet die Antwort auf eine Frage zu dem Buchstaben auf einem Gebäude. Ein Buchstabe der nachts über der Stadt im Himmel hängt und wacht. Ebenso wie die Antwort des Vaters zum Kinde lautet, das quengelnd jedes Autokennzeichen entschlüsselt haben will: „DO steht für Dortmund.“ Doch, was weiß man denn jetzt? Was weiß der oder die Fremde, über jenes U, das auch für Durchreisende stets vom Zugfenster gerahmt wird? Sie kennen die rohe serifenlose Beschaffenheit des Buchstaben, die jene Beständigkeit und Stärke ausstrahlt, vor deren Macht sogar eine Abrissbirne Halt machte. Mehr Gründe für ein Wahrzeichen gibt es nicht.



HELENE HEGEMANN

Yesterday I Had The Most Terrible Dream. I Dreamed I Was A Plastic Bag.‘ Heidi Klum

ALLES ZUR CAUSA-HEGEMANN IN SEHR WENIGEN SÄTZEN. Autorin Helene Hegemann lebte lange Zeit mit ihrer mehrheitlich unbekannten Mutter in Bochum, machte nichts, zog mit 14 Jahren nach deren Tod zu ihrem Vater nach Berlin, machte dort einen Film, saß viel herum und schrieb irgendetwas und wurde schließlich für den Leipziger Buchpreis nominiert, den sie zur Enttäuschung ihres Verlages jedoch leider nicht bekam, weil irgendein Georg Klein auf 448 bedruckten Seiten über irgendwas mit Kindheit geschrieben hatte, hört man. Irgendwann zwischen diesen Ereignissen wurde Hegemann des Mordes oder so überführt und musste sich öffentlich dazu erklären, dass ihre Bochumer Mutter dann ja in Wirklichkeit vielleicht doch gar keine ‚versoffene, verfickte, sadistische, schizophrene, zwangsneurotische, drogenbedingt arbeitsunfähige Sozialhilfeempfängerin im Chanel-Kostüm‘ gewesen ist (Zitat, Buch), wie sich das vorher doch alle so sehr für sie gewünscht hatten. Punkt.

Ein Beitrag von Timon Kaleyta




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