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Jugendliche dürfen legal sprayen

GRAFFITI IM WISMARER PARKHAUS Jugendliche dürfen legal sprayen

ELLEN SAWATZKI IST IM DRK KREISVERBAND NORDWESTMECKLENBURG ALS STREETWORKERIN TÄTIG UND BEGEISTERT DIE JUGENDLICHEN FÜR EIN BESONDERES PROJEKT.

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Ole Frank (15) beim Sprayen.

Fröhliche Graffitis verschönern das Wonnemar-Parkhaus.

Ellen Sawatzki ist fast immer bei den Jugendlichen zu finden, unter anderem in der Schrauberwerkstatt auf dem Hof des DRK Kinder-, Jugend- und Freizeitzentrums in Wismar. „Normalerweise haben sie viel zu tun, denn hier können die jungen Leute ihre eigenen Fahrräder sowie gespendete Drahtesel reparieren“, erzählt die Streetworkerin. Aber Ellen Sawatzki weiß auch um die heimliche Leidenschaft einiger Jugendlicher, hin und wieder illegal Objekte mit „Schmierereien“ zu besprühen. Deshalb hat die Streetworkerin ein Graffiti-Projekt ins Leben gerufen. Dafür hat die 53-Jährige Genehmigungen eingeholt und Fördermittel eingeworben. Sponsoren haben sogar die Farben gestellt. Die Jugendlichen sind begeistert. Endlich dürfen sie Graffitis sprayen. Nicht nachts und mit dem Risiko von Nachbarn oder Polizei erwischt zu werden, sondern ganz legal und am Tag. Der Ort der offiziellen Aktion ist das Oberdeck des Parkhauses vom Wismarer Erlebnisbad Wonnemar. Einer der jungen Männer erzählt, dass er sonst illegal sprayt. Ellen Sawatzki hofft, er merkt, dass es viel mehr Spaß macht, wenn es keine rechtlichen Folgen hat. Andere Jugendliche sind im Pro jekt, weil sie ihre Sozialstunden ableisten. Die Streetworkerin stellt Farben, Kekse und Getränke hin und Regeln für diese besondere Projektarbeit auf. „Die Motive müssen mit dem Wonnemar ab gestimmt werden, wir brauchen also vorher Skizzen!“, erklärt sie ihren Schützlingen. Unterstützung und professionellen Anleitung erhalten die Sprayer von einem Wismarer Graffitikünstler. Einer der Jugendlichen ist Ole Frank. Der Fünfzehnjährige sprayt regelmäßig, aber dank Streetwork ausschließlich auf legalen Flächen wie am Parkhaus. „Graffiti macht Spaß und ist für mich eine Leidenschaft geworden“, meint er. „Das Parkhaus ist ein sehr beliebter Treffpunkt für die Jugendlichen“, weiß Ellen Sawatzki. Gerade wenn es kühler ist oder regnet, trifft sich auf jeder Etage eine Jugendgruppe, hört Musik und „hängt ab“. Was man so macht in dem Alter. Deshalb fordert die Streetworkerin mehr Rückzugsorte und Treffpunkte außerhalb der Schule und des Elternhauses. Und ganz wichtig: Orte, an denen nicht nur pauschal verurteilend über „die Jugend von heute“ gemeckert wird. Text und Fotos: Nicole Hollatz

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