Kinderkram155archiv

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Schlafen & Träumen

Schlaf, Kindlein, schlaf! Wenn die Nachtruhe zum Problem wird… Manche Eltern sind verzweifelt: Ihre Kinder schlafen schlecht ein, wachen in der Nacht öfter auf oder haben Albträume. Wenn Mütter oder Väter dadurch selber nicht zur Ruhe kommen, zehrt das an den Kräften. „Kinderkram“ sprach mit ­Lidija Baumann, Diplom-Psychologin in der Ambulanz Frühe Hilfen sowie der Diplom-Psychologin Maren Paulmann, beide Mitarbeiterinnen des Kinderschutz-Zentrums Kiel, über das Thema „Kinder und Schlaf“. Was kann Kindern helfen, abends in den Schlaf zu finden? Baumann: Schlaf ist, auch bei Kindern, sehr individuell. Manchen Kindern tut es gut, jeden Abend um dieselbe Uhrzeit ins Bett zu gehen. Für andere Kinder ist es in Ordnung, wenn der Zeitpunkt etwas schwankt. Sehr hilfreich ist auf alle Fälle ein Ritual, denn es ermöglicht, zur Ruhe zu kommen. Dies kann ein Lied oder eine Geschichte sein. Mit Kindern im Grundschulalter kann man auch gemeinsam ein Buch lesen. Kinder können sich in dieser Zeit sozusagen „mit Mama und Papa volltanken“. Ein Schmusetuch oder Kuscheltier sind für viele Kinder wertvolle Begleiter in den Schlaf. Ab welchem Alter können Kinder durchschlafen? Baumann: Etwa ab einem Alter von zehn bis zwölf Monaten können Kinder durchschlafen, wobei das Wort „durchschlafen“ von der Bedeutung nicht zu eng gesehen werden sollte: Einmal in der Nacht wach zu werden und sich rasch beruhigen zu lassen, würde ich auch als „Durchschlafen“ bezeichnen. Dasselbe gilt, wenn Zweijährige beinahe automatisch in der Nacht ins Bett der Eltern wandern. Bis ins Grundschulalter ist es ganz normal, dass Kinder gelegentlich wach werden und den Trost der Eltern benötigen. Wann ist eine Grenze überschritten? Paulmann: Wenn Kinder zum Beispiel über einen längeren Zeitraum mehrfach in der Nacht aufwachen oder sehr lange zum Einschlafen brauchen und sich negative Auswirkungen am Tag zeigen, ist möglicherweise eine Beratung notwendig mit der Frage: Was raubt dem Kind den Schlaf? Jede

Lidija Baumann, Diplom-Psychologin in der Ambulanz Frühe Hilfen (links) und Diplom-Psychologin Maren Paulmann, beide Mitarbeiterinnen des Kinderschutz-Zentrums Kiel. Foto Göder

Familie hat ihre Krisenzeiten. Diese, aber auch die Bewältigung von ganz normalen Entwicklungsaufgaben können Auswirkungen auf den Schlaf haben. Wie verläuft der Schlaf? Baumann: Es ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene ganz normal, nachts aufzuwachen. Mehrmals wechseln sich Tief-, Leicht- und Traumschlaf ab. Wird das Kind kurz wach, schläft es normalerweise sofort wieder ein. Das Aufwachen ist meist so kurz, dass wir uns nicht daran erinnern. Das kurze Erwachen ist ein Entwicklungserbe und diente bzw. dient der Sicherheit: Man „checkt“ kurz ab, ob alles in Ordnung ist. Für die Selbständigkeitsentwicklung ist es wichtig, dass Kinder lernen, nach dem kurzen Wachwerden alleine einzuschlafen. Was kann man machen, wenn ein Kind nachts aufwacht und weint? Paulmann: Insbesondere für kleine Kinder ist ein stufenweises Trösten sinnvoll. Zunächst reicht es vielleicht, wenn die Mutter oder der Vater dem

Kind mit ruhiger Stimme sagen, dass sie da sind. Wenn es dann nicht wieder von alleine einschläft, können die Eltern zu ihrem Kind gehen und es zum Beispiel sanft berühren. Falls sich das Kind gar nicht beruhigt, kann man es auf den Arm nehmen, um es zu besänftigen. Ganz entscheidend ist es, dem Kind zwischendurch Zeit zu lassen, damit es sich selbst beruhigt. Baumann ergänzt: Es gilt bei der nächtlichen Zuwendung die Devise: „So viel wie nötig und so wenig wie möglich.“ Das Kind soll ja lernen, alleine einzuschlafen. Doch wenn man einmal müde ist und das Kind zu sich mit ins Bett nimmt, weil es weint oder schreit, sollte man zu solchen Entscheidungen auch stehen und nicht anfangen zu grübeln oder im Bett mit dem Kind zu diskutieren. Zeit für Problemlösungsstrategien oder Gespräche sollte die Tageszeit sein. Wie viel Schlaf brauchen Kinder? Paulmann: Kinder von ein bis sechs Jahren brauchen im Schnitt elf Stunden Schlaf, Grundschulkinder rund zehn Stunden. Doch das sind nur An-

Kinderkram Nr. 155 · Dezember 2013 / Januar 2014


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