Immobilienbrief hh nr 13

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NR. 13 I 46. KW I 12.11.2014 I ISSN 1860-6369

Hamburg

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Barmbeker bewerten ihr Leben im neuen Quartier 21 – das Ergebnis ist überraschend Seite 3 Kampf um die Giganten – Behörde will die Denkmal geschützten City-Hochhäuser abreißen Seite 4 Hamburg soll demokratischer werden – was Stadtentwicklungsprofis davon halten Seite 7 Was wird aus Karstadt Billstedt? – SPD fordert neues Konzept der ECE Seite 12 So schlecht, wie lange nicht – Logistiker verlassen Hamburg und ziehen gen Süden Seite 11

Norddeutschland Maklerstreik – IVD Nord ist froh, dass es nicht dazu gekommen ist Seite 6 Mogelpackung im Norden – wie Mecklenburg-Vorpommern Bundesmittel zurück hält Seite 8 Dauer-Wohnen auf Sylt – Land und Gemeinde wollen für preiswerten Wohnraum sorgen Seite 9 Die Chinesen kommen – neue Konzernzentrale in Buchholz in der Nordheide Seite 12

Im Gespräch „Kein Hotelpool ist so tief wie im Spiegel-Haus“ – Gordon Gorski, Hochtief Nord, zum Projekt „Hamburg Heights“ Seite 10

3 Fragen an ... „Welche Art Stadt wollen wir eigentlich?“, Pastor Engelbrecht zur Expansion Hamburgs Seite 13

Zu guter Letzt Dumm gelaufen, Herr Landrat – Prozess statt Pension Seite 14

Impressum

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gegen das alles in den Schatten stellende Jubiläum des Mauerfalls vor 25 Jahren kommen wir nicht an. Das ist uns klar. Dennoch möchten wir an dieser Stelle daran erinnern, dass der „Immobilienbrief Hamburg und der Norden“ vor genau einem Jahr das erste Mal erschienen ist. Ein MiniJubiläum, aber wir sind stolz darauf. Und wir bedanken uns dafür, dass Sie uns in den vergangenen zwölf Monaten so fleißig gelesen und uns mit viel positiver Resonanz belohnt haben. Was kann für Journalisten motivierender sein, als die Leserreaktion „Ach, das war ja interessant, das wusste ich noch gar nicht!“ Wir nehmen das zum Anlass, für Sie auch weiterhin ein Mischung aus wichtigen, aktuellen, fast untergegangenen und manchmal skurrilen Ereignissen und Entwicklungen in Norddeutschland zusammenzutragen und zu kommentieren. Die noch stärkere Einordnung in Gesamtzusammenhänge und die Kommentierung werden künftig größeren Raum einnehmen. Und auf Ihren vielfachen Wunsch: Wir werden uns bemühen, noch pointierter und auf Kernaussagen konzentrierte Artikel schreiben. Auch wir wissen um die tägliche Medienflut. Unser Anliegen ist es, Sie, was die Themenauswahl anbelangt, so umfassend, aber auch so kompakt wie möglich, zu informieren – und auch zu unterhalten. Nach wie vor soll unser Brief Sie auch zum Staunen oder Schmunzeln bringen. Dafür werden wir uns auch im kommenden Jahr ins Zeug legen. Bleiben Sie uns bitte treu und freuen Sie sich auf eine Ausgabe, in der Sie Antworten auf folgende Fragen bekommen: 1. Wussten Sie, dass die SPD mal den Maklerberuf abschaffen wollte? 2. Warum in Bremen Flüchtlinge in „orientalischen Dörfern“ wohnen? 3. Was der „schwarze Labrador“ im Spiegelhaus zu suchen hat? Viel Vergnügen beim Schmökern und bleiben Sie gesund, Ihre


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Umfrage Wohnqualität Hamburg

Junges Wohnen auf altem Grund Nur selten erfahren Projektentwickler und Bauherrn, wie ihre Arbeit bei denen ankommt, für die sie aktiv geworden sind. Bei den Bewohnern des neu entstandenen Quartiers 21 in Barmbek hat man gefragt, wer dort heute wie lebt … Es war eines der größten Wohnungsbauprojekte der vergangenen Jahre: Auf dem Gelände des einstigen Krankenhauses ist eine Mischung aus Denkmalschutz- und Neubauten inmitten von Grünflächen und Bäumen entstanden. Aber halt in Barmbek-Nord, nicht gerade ein begehrtes Pflaster. Doch Ende 2013 war auch die letzte der fast 600 Wohnungen bezogen und das Forschungsinstitut F+B hat im Auftrag des Projektentwicklers Hamburg Team die neuen Bewohner befragt, wie sie das Quartier, ihr Haus oder ihre Wohnung bewerten. Rund 40 Prozent haben mitgemacht – laut F+B eine Quote, die sonst

höchstens bei Befragungen in Wohnungsbaugenossenschaften erzielt wird. Das Ergebnis: Die meisten neuen Bewohner sind zwischen 30 und 40 Jahre alt, fast drei Viertel von ihnen haben studiert; sie verfügen über ein durchschnittliches Haushaltseinkommen von 4.700 € und sind zu 65 Prozent Hamburger. Es sind die Bessergestellten, die hier mit ihren Kindern leben – deren Anteil an unter 6-Jährigen anteilig fast dreimal so hoch ist wie in ganz Hamburg. Und die meisten sind zufrieden, dass sie

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Negativ: Verbesserungswürdig sind laut Umfrageergebnis die Zugangssicherungen zu den Häusern, insbesondere zu den Tiefgaragen und die Bereitstellung von Abstellmöglichkeiten. Bemängelt wird auch die Müllentsorgung – weniger als 30 Prozent sind mit dem Unterflursystem zufrieden. Hauptkritikpunkt aber sind die öffentlich nutzbaren Parkflächen. Mehr als zwei Drittel der Befragten sind sehr unzufrieden mit den vorhandenen Parkraum. F+B zieht aus den Erfahrungen aus anderen Untersuchungen den Schluss: Die junge kaufkräftige Klientel hat häufig große Familienautos und nicht nur eines und daher hohen Parkraumbedarf, der nicht befriedigt werden kann. □

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Positiv: Mehr als 90 Prozent der Befragten schätzen die Wohnungsgröße und Belichtung; mehr als 80 Prozent loben die Ausstattung von Bad/WC und die Wärmedämmung; 60 Prozent sind mit der Küchenausstattung zufrieden.

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Die DIC hat jetzt rund 3.000 qm Mietfläche im Hamburger Büro- und Geschäftsgebäude „Opera Offices Neo“ (Große Theaterstraße 31-35) vermietet: Die auf Sozialimmobilien spezialisierte IMMAC Holding AG ist der erste Mieter und wird die fünfte bis siebte Etage beziehen. Damit ist mehr als ein Drittel der Mietflächen nach Vorabverkauf des Projektes an einen institutionellen Investor (Ende August 2014) vermietet. Der Baustart der „Opera Offices Neo“ ist für die kommenden Wochen geplant, die Fertigstellung ist ab Mitte 2016 vorgesehen.

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Erster Mieter für „Opera Offices Neo“

jetzt hier wohnen. F+B führt das darauf zurück, dass das Quartier in einen funktionierenden Stadtteil eingebettet und nicht in einer Randlage entstanden ist.

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Hamburg Stadtentwicklung

Der Kampf um die alten Giganten Die City-Hochhäuser am Hauptbahnhof sorgen mal wieder für Wirbel. Obwohl sie Denkmal geschützt sind, will die Finanzbehörde sie abreißen lassen. Andere Gebäude aus derselben Epoche dürfen nicht angerührt werden. Wie viel Gewicht hat der Denkmalschutz in Hamburg? Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter will die vier Hochhäuser am Klosterwall abreißen und statt dessen neue Häuser bauen lassen. Das sei aus städtebaulichen, bauhistorischen und Kostengründen sinnvoller – auch, wenn die Finanzbehörde alternativ eine Denkmal schützende Sanierung ausgeschrieben hat. Walters Begründung gegenüber der Tagespresse: „Mit einem Neubau könnte man das Kontorhausviertel vervollständigen und einen schönen Stadteingang gestalten.“

Die Hamburger Architektenkammer fordert hingegen den Erhalt der alten Häuser als den 50er Jahren. „Angesichts der Bedeutung für Hamburgs bauliches Erbe ist es dringend notwendig, alle Möglichkeiten für Erhalt, Modernisierung und Umnutzung vorurteilsfrei zu prüfen“, heißt es in einer veröffentlichten Erklärung. Der Architekt Volkwin Marg hatte zuvor im Hamburger Abendblatt der Finanzbehörde Geschichtsvergessenheit vorgeworfen: „Wir opfern unsere kulturpolitische Ver-

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pflichtung, ein schützenswertes Baudenkmal zu erhalten, auf der Jagd nach maximiertem Profit.“ Denn die Behörde befürworte den Abriss, weil sie ohne die alten Gebäude einen höheren Preis für das Grundstück in bester Innenstadtlage erzielen könne. Und nun? Erst einmal schlagen sich weiterhin Befürworter und Gegner Fehleinschätzungen und Unkenntnis um die Ohren. Dabei geht es eigentlich um eine andere Frage: Nach welchen Kriterien wird in Hamburg Denkmalschutz praktiziert? Erst mal alles unter Schutz stellen und nachher korrigieren? Oder würfeln? Was ist mit dem alten Spiegelhaus aus den 60er Jahren (siehe Interview Seite 10), dem Gebäude der Hamburg-Süd oder dem Unileverhaus, die ebenfalls für die Nachkriegszeit, für den Wiederaufbau, für die Wirtschaftswunderzeit stehen

und nicht abgerissen werden dürfen/durften? Walters Gegenargument: Die Qualität der vier Hochhäuser, in denen zurzeit das Bezirksamt residiert, sei nicht mit diesen Immobilien zu vergleichen. Also, ist es eine Frage der Bausubstanz, des Stils, der Architektur? So richtig weiß das niemand. Walters eigener Kommentar in der Presse lautet: „Wenn zur gleichen Zeit am Elisabethgehölz ein Wohngebäude aus der SchumacherÄra oder das Weiße Haus von Nienstedten vom Denkmalschutz für den Abbruch freigegeben werden, dann stimmt etwas nicht mit den Kriterien, die wir an die Denkmalwürdigkeit anlegen.“ Da könnten ihm sicher viele Hamburger zustimmen. Wäre schön, wenn daraus auch entsprechende Taten folgen würden. □

Die Hamburger City-Hochhäuser (roter Kreis) am Hamburger Hauptbahnhof (blauer Kreis) waren einst Pionierbauten. Heute sind sie zum Problemfall geworden. (Bild: fotolia)


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Erfolgreich ohne Streik Das „Bestellerprinzip“ für Immobilienmakler wird nachgebessert. Ein voller Erfolg für die BranchenLobbyisten. Wenn sie auch offenbar nicht an einem Strang ziehen Selten wurde von den Medien kollektiv so viel Häme versprüht. Da hatte der Bundesverband für die Immobilienwirtschaft (BVFI) doch tatsächlich zum Streik seiner Mitglieder aufgerufen, um Druck in Sachen Bestellerprinzip zu machen. Ein Maklerstreik? Die einen lachten herzlich, die anderen ätzten: Wie kann einer streiken, der ohnehin kaum arbeitet, war in so mancher Gazette zu lesen. Tatsächlich hätte sich eine Berufsgruppe, die grundsätzlich unter Imageproblemen leidet, damit mehr geschadet als genützt, sind sich wohl auch die meisten Makler sicher gewesen, denn sie haben dem Ganzen im Rahmen einer Abstimmung eine satte Abfuhr erteilt. Aber eine Frage bleibt: Wen hätte ein solcher Streik getroffen, und was hätte man damit erreicht? Außer vielleicht mehr Mitglieder zu rekrutieren? Beim IVD Nord war man schlicht entsetzt über so viel Kurzsichtigkeit und schlechtes Timing. Denn in den

Maklerberuf sollte verboten werden ... 1973: Auf dem SPD-Parteitag in Hannover wurde der Antrag 296 des Bezirks Hessen-Süd eingebracht und angenommen: „Die Ausübung des Gewerbes zur Vermittlung von Grundstücken und Wohnungen ist gesetzlich zu unterbinden. Eine öffentliche Vermittlungsstelle ist einzurichten.“ Es sei besser, öffentliche Mittel für die Wohnungsvergabe einzusetzen, als „einzelne auf Kosten der Allgemeinheit Millionen verdienen“ zu lassen, erklärte damals ein Delegierter auf dem SPDParteitag in Hannover, berichtete der SPIEGEL. Das ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Kommunismus, soll Rudolf Bierz, Seniorchef der Hamburger Immobilien Maklerfirma Beyer gesagt haben. Der Berliner Makler Ernst-August Pistor, Vorsitzender des Ringes Deutscher Makler (RDM) in Berlin, fühlte sich laut SPIEGEL an das Jahr 1933 erinnert. „Ich habe früher Steine gekloppt und werde jetzt beschimpft“, so der Frankfurter Immobilienmakler Hans-Joachim Blumenauer, Ehrenpräsident des Verbandes Makler (VDM). Bei RDM-Präsident Horst Angermann – selbst SPD-Mitglied „schlug das ein wie eine Wasserstoffbombe“. Wenn der Beschluss in Hannover verwirklicht würde, so befürchtete er, „gehört dieses Land nicht mehr zum Kreis der westlichen Welt“.

Fachausschüssen des Bundesrats würde längst über die strittigen Knackpunkte diskutiert, teilte man uns auf Nachfrage mit. „Wir sind da auf einem guten Weg“, sagt Ludger Hinsen, Geschäftsführer des IVD Nord. Und am vergangenen Freitag sollte der Bundesrat zum Bestellerprinzip beraten. Hat er auch getan. Und siehe da: Die Lobbyarbeit hat gefruchtet. Der Bundesrat sieht durchaus noch Klärungsbedarf bei zwei Szenarien, die im aktuellen Gesetzentwurf keine Berücksichtigung finden: Zur Neuregelung des Maklerhonorars sieht der Gesetzentwurf vor, dass ein Makler bei der Vermietung einer Wohnung eine Provision vom Mieter nur fordern kann, wenn der Mieter den Makler beauftragt hat und dieser aufgrund dessen vom Vermieter den Auftrag einholt, die Wohnung anzubieten.

 Ein Wohnungsmakler hat nicht nur mit einem, sondern mit mehreren Wohnungssuchenden (mit ähnlichen Anforderungen) Vermittlungsverträge geschlossen und holt deshalb den Auftrag vom Vermieter ein, eine bestimmte, den Vorstellungen der Mietinteressenten entsprechende Wohnung anzubieten.

 Ein Makler sucht eine Wohnung für einen Interessenten, der diese jedoch ablehnt. Folglich bietet der Makler die Wohnung einem anderen Interessenten an. „In beiden Fällen hätte der Makler keinen Provisionsanspruch – weder gegen den Vermieter noch gegen den Mieter“, so Hinsen. Offenbar sah man das auch in den Fachausschüssen des Bundesrats so. Denn ihre Empfehlung lautet: „Für den Fall mehrerer Suchaufträge von Wohnungssuchenden solle klargestellt werden, dass ein Provisionsanspruch gegen denjenigen Wohnungssuchenden besteht, der den Mietvertrag letztlich abschließt. Für den Fall, dass der Makler eine Wohnung, die ein Interessent abgelehnt hat, einem anderen anbietet, solle klargestellt werden, dass der Makler beim Vermieter nochmals einen neuen Auftrag zum Anbieten an den konkreten neuen Interessenten einholen kann, sodass ein Provisionsanspruch gegen den neuen Interessenten begründet werden kann. □


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Volksentscheid für Hamburg

Heißt kommunale Selbstverwaltung auch bessere Stadtplanung? Der Verein „Mehr Demokratie“ will Hamburg in 23 weitgehend eigenständige Kommunen aufteilen. Jede Kommune könnte künftig eigene Steuern erheben, eigene Parlamente wählen und einen direkt vom Volk gewählten Bürgermeister bekommen. Soweit der Plan. Bis zur kommenden Bundestagswahl 2017 will die Initiative einen Volksentscheid zur Änderung der Landesverfassung herbeiführen. Wir haben Politiker und Immobilienprofis gefragt, was das für Bauwirtschaft und Stadtentwicklung heißen könnte Peter Jorzick, geschäftsführender Gesellschafter von Hamburg Team: „In Kopenhagen, wo diese Form der Selbstverwaltung praktiziert wird, zeigen sich dessen Nachteile: Das Steueraufkommen ist sehr unterschiedlich; die soziale Verteilung gestaltet sich damit problematisch. Um Ausgleich innerhalb der Stadt zu schaffen, bedarf es vieler Steuerungsmechanismen, die zusätzliche Kosten und Konflikte verursachen. Nicht nur aus Sicht der Immobilienwirtschaft wird nichts einfacher. Für uns sind grundsätzlich Dialoge mit allen an Planung und Bau Beteiligten wichtig. Geht es um Fachkompetenz, ist es unerheblich, ob derjenige Teilzeit in der Hamburger Bürgerschaft beschäftigt ist oder Vollzeitpolitiker auf Bezirksebene.“

Oliver Nöthen, Wohnimmobilienexperte beim Analysehaus BulwienGesa: Stadtplanungsprozesse sind langfristig angelegte übergeordnete Prozesse, die die Weichen für die Entwicklung dieser Stadt stellen. Sie können lokalen, zum Teil kurzfristig gedachten Interessen bisweilen deutlich widersprechen. Dieser Herausforderung kann sich eine übergeordnete Behörde mit dem nötigen räumlichen Abstand besser stellen, als lokale Entscheidungseinheiten vor Ort. 23 örtliche Stadtplanungsbehörden sind deswegen alles andere als eine Lösung im Sinne besserer Planung. Vielmehr sollte das Konzept einer frühzeitigen und umfassenden Einbindung der Bürger vor Ort weiter ausgebaut werden, um die lokalen Interessen in die übergeordneten Prozesse einbinden zu können.“

Michael Osterburg, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Hamburg-Mitte: „Wir Grünen in Hamburg halten nichts von der kompletten Zerschlagung des Stadtstaates, wie er jetzt existiert. Das würde nur zusätzliche Kosten und Probleme verursachen. Aber eine Stärkung der Kompetenzen auf Bezirksebene wäre wünschenswert, um städtebauliche und verkehrstechnische Fragen schneller und reibungsloser klären zu können. Bislang kommt es bei Bauprojekten immer wieder zu Verzögerungen, weil die eine oder andere Behörde doch noch ein abschließenden Wort mitreden will. Mehr Entscheidungsbefugnis der Bezirke würde die Planungsprozesse sicher beschleunigen.“

Matthias Voss, geschäftsführender Gesellschafter Assetando Capital: „Aus Sicht der Immobilienwirtschaft wäre die Einführung einer kommunalen Selbstverwaltung mit 23 „Ortsbürgermeistern“ eher ein Rückschr itt. Zurzeit hat Hamburg 7 Bezirke und dennoch bedurfte es eines Bündnisses für das Wohnen und eines Wohnungsbaukoordinators, um die Bautätigkeit voranzutreiben und ein produktiveres Miteinander zu erreichen. Wie könnte das bei 23 Entscheidungsträgern leichter werden? Wer wieder gewählt werden will, zeigt vermutlich auch weniger Bereitschaft für unpopuläre Entscheidungen in seinem „kleinen Wahlbezirk“, obwohl dies gegebenenfalls die richtigen Entscheidungen für die gesamte Stadtentwicklung wären.“


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Barrierefreies Wohnen

Mogelpackung im Norden Mecklenburg-Vorpommern will Darlehen und Zuschüsse zum barrierefreien Umbau von Mietwohnungen gewähren. Die Mittel dazu stammen vom Bund. Allerdings reiche das Land nur einen Teil der Förderung weiter, moniert die politische Opposition Das Land Mecklenburg-Vorpommern will 2015 den barrierearmen Umbau von Wohnungen fördern. Wie das Wirtschaftsministerium mitteilte, stehen für die Sanierung und den Umbau von Mietwohnungen und selbst genutztem Wohneigentum 10,5 Millionen Euro bereit. Davon könnten 5,5 Millionen als Darlehen und 5 Millionen als Zuschüsse ausgegeben werden. Eine gute Nachricht? Jein! Die Linksfraktion im Landtag kritisiert, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern damit gerade einmal die Hälfte der Bundesmittel einsetze, die es jährlich für die soziale Wohnraumförderung erhalte. „Anders als die meisten anderen Bundesländer hält die Landesregierung von MV es nicht für erforderlich, die Bundesmittel vollständig für die Wohnraumförderung zu nutzen“, moniert die wohnungsbaupolitische Sprecherin der Linksfraktion, Regine Lück.

Seit die gesetzliche Zweckbindung der Bundesmittel ausgelaufen ist, setzt der Bund auf Freiwilligkeit der Länder, diese Mittel weiterhin für die soziale Wohnraumförderung einzusetzen. „Es ist zwar ein richtiger Schritt, dass seit dem Wohnraumförderprogramm 2014 zumindest ein Teil dieser Mittel als Zuschuss eingesetzt werden soll und nicht mehr auf reine Darlehensförderung gesetzt wird“, so Lück in ihrem Online-Statement. „Da das Land die Bundesmittel auch als Zuschuss erhält, fordern wir, dass diese auch vollständig als Zuschüsse ausgereicht werden. Denn nur über Zuschüsse kann der Anstieg der Wohnkosten nach Modernisierung abgefedert werden.“ Die Richtlinie für das Zuschussprogramm, das lediglich für zwei Jahre aufgelegt wurde, gibt es erst seit September, so dass die 5 Mio. € für das laufende Programmjahr in diesem Jahr nicht mehr verbaut werden können, befürchtet die Opposition. □

Marode Studentenwohnheime SPD und CDU wollen nach langem Zögern doch die Studentenwohnheime in Rostock und Greifswald sanieren. Das notwendige Geld dafür stehe schon seit Jahren zur Verfügung, schließlich überweise der Bund für die Wohnraumförderung jährlich zweistellige Millionensummen an das Land Mecklenburg-Vorpommern, mäkeln die Grünen. Vom Land selbst gibt seit dem Jahr 2002 keine Förderung für die Instandhaltung und den Bau von Wohnheimplätzen mehr – und das trotzt steigender Studentenzahlen. Während in Greifswald seit 2006 die Zahl der Studierenden um 2.000 gestiegen ist (+17 Prozent), stagniert laut Auskunft der Grünen die Zahl der Wohnheimplätze. In Rostock gibt es seit 2006 knapp 1.800 zusätzliche Studierende, die Zahl der Wohnheimplätze ist dabei sogar leicht rückläufig von 1.634 auf 1.614 Plätze. Die durchschnittliche Versorgungsquote im Land liegt bei 9,76 Prozent, während im Bundesdurchschnitt eine Quote von 10,63 Prozent erreicht wird.


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Wohnungsbau Sylt/Schleswig-Holstein

Billige Kredite für Dauerwohnen Auf Sylt sollen künftig auch Normalverdiener wieder eine Bleibe finden. Das Land Schleswig-Holstein will den Bau von bis zu 300 Wohnungen fördern. In Westerland werden die ersten „preiswerten“ Wohnungen entstehen Das Land Schleswig-Holstein und die Gemeinde Sylt haben eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Sie ist Grundlage für den Bau von bis zu 300 neuen Wohnungen, die günstig vermietet werden sollen. Denn Sylt ist für viele Menschen, die auf der Insel arbeiten, schlicht zu teuer zum Wohnen. Die Nettokaltmieten liegen nach Angaben des neuen schleswig-holsteinischen Innenministers Stefan Studt zurzeit zwischen 16 und 17 Euro pro Quadratmeter. Zu viel für Insulaner mit mittlerem Einkommen, die mithelfen, das öffentliche Leben auf Sylt aufrecht zu erhalten. Auf einem rund 3.700 qm großen Grundstück am Schulzentrum Apenrader Straße/Kollundweg in Westerland entstehen deshalb zunächst für rund 5 Mio. € 32 öffentlich geförderte Mietwohnungen mit zwei bis vier Zimmern, darunter 13 für Lehrerinnen und Lehrer, die an Schulen auf der Insel unterrichten. Die Wohnungen, für

WELTENPLANER

die unter anderen der Schulverband Sylt die Belegungsrechte hat, sollen im August 2016 bezugsfertig sein, so die Sylter Rundschau. Für den Neubau von sozial gebundenen Wohnungen stellt das Land bis einschließlich 2018 insgesamt 30 Mio. € an zinsgünstigen Darlehen aus dem Wohnraumförderungsprogramm in Aussicht. Davon können 250 bis 300 Wohnungen neu gebaut werden. 50 bis 60 dieser Wohnungen sind für Beschäftige des Landes reserviert. Grundsätzlich müssen im Rahmen der Inselförderung 20 Prozent aller geförderten Wohnungen Belegungsrechte zugunsten des Landes für die Dauer von 35 Jahren haben. Die Mieten werden zwischen 5,50 und 8 Euro liegen. In Tinnum, wo Mietreihenhäuser mit insgesamt 12 Wohnungen von jeweils rund 95 bis 100 qm gebaut werden sollen, sind Mieten zwischen 7 und 8 € pro qm kalkuliert. □

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Interview

„Kein Hotelpool ist so tief wie das Schwimmbad im Spiegel-Haus“ Bis Ende 2016 soll auf der „Spiegel-Insel“ ein neues Büro- und Wohnquartier entstehen. Mit dem Projekt „Hamburg Heights“ wagt sich Hochtief an die Sanierung des einstigen Spiegel-Hauses und des ehemaligen Konzernsitzes von IBM, der bis 2011 auch vom Nachrichtenmagazin genutzt wurde. Parallel dazu sollen auf dem 7.700 qm großen Areal auch noch Eigentumswohnungen, Tiefgaragenplätze und eventuell ein Hotel gebaut werden. Gordon Gorski, Leiter der Niederlassung Nord von Hochtief Projektentwicklung über Stilikonen, schwarzen Labrador und Akten im Schwimmbad. Herr Gorski, hat es Sie überrascht, dass die beiden Hochhäuser unter Denkmalschutz stehen? Immerhin stammen die Gebäude erst aus den späten 60er Jahren.

ten bleiben. Auch die Messinggriffe an den Türen stehen unter Denkmalschutz. Und im Untergeschoss gibt es noch ein Schwimmbad. Dessen bunte Fliesen dürfen ebenfalls nicht entfernt werden.

Nein. Sowohl das alter Spiegelhaus, als auch das einstige IBM-Haus sind architektonische Stilikonen, die in Hamburg jeder kennt. Das Spiegel-Haus wurde nach Bauhausart für das Nachrichtenmagazin errichtet, IBM hat die Fassade seines einstigen Unternehmenssitzes inhaltlich passend als Hollerith-Lochkarte gestalten lassen. Wo gibt es so etwas noch? Beide Gebäude stehen somit für eine bestimmt Epoche, und sollten deshalb auch erhalten bleiben.

Was passiert mit dem Schwimmbad?

Und dennoch sind sie Denkmäler und müssen entsprechend behandelt werden. Welche Auflagen gibt es von Seiten der Stadt? Wir haben es ja nicht mit Jahrhunderte alten Gebäuden zu tun. Das Spiegel-Haus mit seiner Skelettbauweise würde man heutzutage ja auch wieder in ähnlicher Weise bauen. Da gibt es zunächst einmal nicht viel zu ändern. Aber wir haben im Haus selbst Naturstein, einen hellen Muschelkalk und einen so genannten schwarzen Labrador – diese Steine müssen erhal-

Das wissen wir noch nicht. Das hängt davon ab, wer hier einzieht. Theoretisch kann es als Aktenlager genutzt werden, aber auch ein Restaurant werden oder sogar ein Schwimmbad bleiben. Dann allerdings mit weniger Tiefe. Zurzeit hat das Becken noch eine Tiefe von 3,50 Meter. Um das zur Benutzung frei zu geben, braucht man heutzutage schon eine Aufsichtsperson. Kein Hotelpool ist so tief wie das Schwimmbad im Spiegel-Haus. Gibt es schon potenzielle Mietinteressenten? Wir stehen in Verhandlung mit einem Mieter für das Spiegel-Haus, der sich für die gesamte Fläche interessiert. Übrigens geht es ihm ausdrücklich um das Gebäude aufgrund dessen Historie. Da zählt der Gedanke, im alt ehrwürdigen Haus des Nachrichtenmagazins zu wohnen. Daran sieht man, wie wichtig es ist, diese Immobilie zu erhalten. Wir wurden im Rahmen der Verhandlungen schon gefragt, warum wir das ganze Projekt „Hamburg


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Heights“ nennen und nicht beim ursprünglichen Namen geblieben sind.

Problem sein. Wie sieht es in einem alten Gebäude mit Heizen und Kühlen aus?

Und warum tun Sie es nicht?

Wir arbeiten hier mit Kühldecken, über die die Temperatur gesteuert werden kann. Dadurch ergibt sich nur ein minimaler Unterschied. Außerdem sind die Außenfassaden so gut gedämmt, dass wir den Unterschied zwischen Sommer- und Wintertemperaturen allein mit Hilfe der Kühldecken schaffen.

Wir wollen ja auch etwas Neues schaffen. Außerdem gibt es auf dem Gelände noch Wohnungsneubau, Tiefgaragen und eventuell ein Hotel. Das steht noch nicht ganz fest. Aber das Areal wird mehr sein, als nur ein Bürostandort. Wenn auch die beiden Bürotürme gestalterisch die Fixpunkte bleiben. Der Oberbaudirektor hat klar festgelegt, dass die Neubauten die Solitäre nicht überragen dürfen. Stand von Anfang an fest, dass die Türme Bürostandorte bleiben? Als ich das erste Mal im obersten Stock des alten IBMHauses stand, dachte ich aufgrund des unglaublichen Ausblicks, dass wir unbedingt Wohnraum daraus machen müssen. Aber, wir haben das prüfen lassen. Aus Gründen des Brand- und Schallschutzes ist es nicht möglich. Jetzt also Büroräume. Die Aufteilung in kleinere Einzelbüros und größere Einheiten dürfte kein

Keine Klimaanlagen mehr? Sie werden kein zertifiziertes Gebäude finden, das noch eine Klimaanlage hat. Das ist auch der Grund, warum nur wenige Hotels zertifiziert sind – die Gäste erwarten klimatisierte Räume. Aber das kostet viele Punkte in der Bewertungsskala bei der Zertifizierung. Wir streben mit den sanierten Gebäuden Silber nach DGNB an. Falls der künftige Nutzer es wünscht, vielleicht sogar Gold. Wann erfahren wir, ob es Gold oder Silber wird? Sie wollen wissen, wer der mögliche Mieter ist? Wir sind zuversichtlich, dass es noch in diesem Jahr zu einem Abschluss kommt. □ Das Gespräch führte Susanne Osadnik

Logistikmarkt Hamburg und Umgebung

Auf der Flucht gen Süden Zurzeit verlängern viele Logistikunternehmen ihre Verträge im Hamburger Hafen nicht mehr. Sie wandern ab in die Peripherie, wo die Verkehrsverhältnisse nicht so chaotisch sind Seit 7 Jahren war der Umsatz nicht mehr so schlecht wie in diesem Jahr: Gerade mal 300.000 qm setzte die Logistikimmobilienbranche in den ersten 9 Monaten dieses Jahres um. Das sind laut JLL 30 Prozent unter dem 5-Jahres-Durchschnitt. Im (Früh)- Sommer hat es kaum Flächenangebote angegeben; die Nachfrage war ebenfalls mager. Das soll sich bis zum Jahresende ändern. JLL prognostiziert bis Ende Dezember, dass der Gesamtumsatz bei 450.000 qm liegen wird. Vor allem der Hamburger Hafen kränkelt vor sich hin. Hier stehen viele Lager- und Logistikflächen leer.

Viele Verträge laufen aus und werden nicht mehr verlängert. JLL beziffert den Leerstand aktuell mit 100.000 qm. Der Grund: Die Warenabwicklung verzögert sich infolge des angespannten Verkehrsumfeldes. „Künftig werden sich viele Logistiker überlegen, ob sie überhaupt noch im Hafengebiet bleiben“, ist Alexander Lampert, Geschäftsführer Engel & Völkers in Hamburg, sicher. Er befürchtet, dass der gesamte Investmentmarkt negativ beeinflusst werden könnte durch die langjährigen Bauarbeiten an der A 7, aber auch an der Köhlbrandbrücke. „Und dann gibt es die noch immer ungeklärte Frage der Elbvertiefung.“ Die nächste potenzielle Baustelle. ►


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Hamburg Was wird aus Karstadt in Billstedt? Die angeschlagene Warenhauskette Karstadt hat angekündigt, im Juni 2015 auch das Haus in Billstedt zu schließen. Das ruft die Politik auf den Plan, denn mit Karstadt gehe ein wichtiger Anbieter für alles, was den täglichen Bedarf angeht. Das Ladensterben im EKZ Billstedt, das von ECE betrieben wird, sei allgegenwärtig, so die SPDBezirksfraktion. Deshalb möchten die Politiker, dass als Ersatz ein Anbieter im Mittelpreissegment gesucht wird. Deren Zahl werde immer niedriger. Seit Jahren könne im BillstedtCenter beobachtet werden, dass mittelpreisige Anbieter wie etwa S. Oliver und Görtz durch discountorientierte Anbieter ersetzt werden. Kerstin Gröhn, SPD-Bezirkssprecherin für Billstedt: „Das Konzept des ECE für Billstedt gehört auf den Prüfstand. Eine schlichte Neuvermietung an weitere Discount-Anbieter darf nicht geschehen. Stattdessen muss das ECE positiv zu der Entwicklung „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ beitragen, indem Räumlichkeiten für Stadtteilnutzungen geschaffen werden.“

Finanzdienstleister zieht nach Horn Die DSGF Deutsche Servicegesellschaft für Finanzdienstleister wird Ende des Jahres vom Hamburger Steindamm nach Horn umziehen. In der Horner Landstraße 302-304 mietete das zur Sparkassen-Finanzgruppe zählende Unternehmen 2.100 m² Bürofläche. Eigentümer der Liegenschaft ist Terrania.

Gewinner dieser Situation ist zurzeit der Süderelberaum – vor allem „der Standort Rade/Wenzendorf trägt in diesem Jahr einen Großteil zum Flächen-Take-up im südwestlichen Umland von Hamburg bei. Hauptsächlich dort lassen sich Grundstücke für logistische Großansiedlungen zu moderaten Preisen und somit auch günstige Built-to-suitMietlösungen realisieren“, sagt Stefan Harder, Leiter Industrie, Lager, Logistik bei Grossmann & Berger. Für die kommenden Monate gehen die Marktexperten davon aus, dass die Nachfrage insgesamt steigen wird und auch wieder größere Fläche ab 10.000 qm vermietet werden. Auch der Leerstand im Hamburger Hafen soll schrittweise sinken. „Hierauf lassen Marktinformationen schließen, denen zufolge die Anmietungsverhandlungen für einige Flächen bereits fortgeschritten sind. Im vierten Quartal rechnen wir für den Teilmarkt Umland Süd-West mit einem Großabschluss weit über 10.000 qm“, so Harder. □

Chinesen im Norden Erst bekam der Flughafen in Lübeck mit Chen Yongqiang, einen chinesischen Besitzer, jetzt richtet ein chinesisches Unternehmen seine Europazentrale am Trelder Berg in Buchholz/Niedersachsen im Süderelberaum ein. Diao Elevator, ein Anbieter für Aufzugsmontage und Einrichtung, wird auf dem Grundstück in der Ritschgerstraße eine Industriehalle für die Montage und Erprobung von Aufzugsanlagen und Rolltreppen, ein Ersatzteillager und eine Werkswohnung bauen lassen. Rund 35 Mitarbeiter werden zukünftig in der Europazentrale arbeiten. Die Bauverträge wurden Ende September unterschrieben. Bis Ende 2015 soll die Montagehalle (Foto; ca. 9.000 qm zzgl. ca. 2.500 qm Büro) auf dem 17.000 qm großen Grundstück im Gewerbegebiet Trelder Berg in Buchholz in der Nordheide schlüsselfertig sein. Diao will etwa 50% des Gebäudes selbst nutzen. Ein weiterer Teil wird vermietet werden – zunächst. Denn die Chinesen sehen für ihr Geschäft viel Potenzial in Europa und setzen mittelfristig auf Expansion, so Ling Qin, Generalbevollmächtigter der Diao Elevator in Deutschland.

Foto: Goldbeck


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3 Fragen an ... Mit dem Bau der Hafencity und den neuen Wohnkonzepten für die Innenstadt vergrößert sich auch das Gemeindegebiet der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen. Seit Jahren entsteht rund um die Kirche neuer Wohnraum. Das stellt auch den zuständigen Pastor, Frank Engelbrecht, vor neue Aufgaben und macht ihn zu einem Impulsgeber für Stadtentwicklung.

Pastor Engelbrecht, Ihre Kirche ist umzingelt von Neubauten. Eine positive Entwicklung? Ein deutliches Ja! Der Bau der Speicherstadt, die Zerstörungen des Krieges und die Stadtentwicklung des 20. Jahrhunderts haben St. Katharinen in der Stadt isoliert. Jetzt kehren Gemeinde und Gemeinwesen zurück. Im neuen Katharinenquartier sind mehr als 130 Mietwohnungen entstanden, auf dem Cremon, westlich unserer Kirche, baut Otto Wulff weitere 183 Wohnungen. In der Hafencity sollen am Ende mehr als 12.000 Menschen wohnen und 40.000 Menschen arbeiten. Die spannenden Fragen lauten: Wer zieht hier ein? Wer arbeitet hier? Welche soziale Mischung entsteht? Welche Art Stadt wollen wir eigentlich? Wohnungen bauen allein reicht nicht? Genau. Wohnungsbau und Stadtentwicklung sind mehr als Architektur und Infrastrukturplanung; sie handeln von der Kunst des Zusammenlebens. Das ist eine soziale und kreative Aufgabe, die Gespür für Zusammenhänge und für die Geschichte eines Ortes verlangt. Aktuell haben wir im Katharinenviertel vor allem Büros und Sozialwohnungen, die zwischen 6 und 7 € den Quadratmeter kosten. Die neuen Wohnungen liegen großteils zwischen 13 und 17 € Kaltmiete. Entstehen hier Parallelwelten oder eine lebendige Vielfalt? Ich bin für die

lebendige Vielfalt. Aber wenn wir das wollen, brauchen wir fachübergreifende Allianzen, die sowohl bauspezifische Fragen kompetent beantworten können, als auch die Herzensfrage: Wie wollen wir leben? Gelingt uns das, etwa auch in Hammerbrook, können die Quartiere aus sich heraus Kraft entwickeln und zu einem vielfältigen Ganzen zusammenwachsen. Dann werden wir nicht die belächeln, die die Willy-Brandt-Straße untertunneln wollen, sondern fragen: Warum haben wir das nicht schon viel früher gemacht? Was kann die Kirche tun, was die Politik? Wir sehen unsere Arbeit als Teil der Quartiersentwicklung und bringen Gedanken, Ideen und Kritik mit ein. Die Menschen, die hier leben und arbeiten, sind in unsere Kirche eingeladen, um sich kennen zu lernen, Gemeinsamkeiten zu entdecken und eigene Projekte auf die Beine zu stellen. Politik und Bauwirtschaft könnten helfen, indem sie gleich beim Bau neuer Wohnungen auch kleine Ladenzeilen einplanen oder Räume schaffen, in denen sich junge und kreative Menschen treffen und etwas initiieren können. Solche Räumlichkeiten fehlen und sollten möglichst kostengünstig angeboten werden. Die Politik kann aber auch helfen, indem sie schon bei der Planung die Kirche und andere Akteure in der Nachbarschaft einbezieht und so das vorhandene soziale, geschichtliche, kulturelle und geistliche Wissen nutzt. □


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Hamburg

Zu guter Letzt

Logistik bleibt Jobmotor im Süden der Metropolregion Hamburg

Dumm gelaufen, Herr Landrat!

380.000 Erwerbstätige sind in und für die Logistik der Metropolregion Hamburg tätig – Tendenz steigend. Weil dort fast jeder zehnte Arbeitsplatz direkt in dieser Branche zu finden ist, bleibt die Logistik einer der Jobmotoren für die Region, so das Ergebnis des aktuellen Arbeitsmarktreports 2014 der Süderelbe AG. Allerdings stellt der demografische Wandel eine große Herausforderung dar: „Schon jetzt erreichen drei von zehn Arbeitnehmern die Altersgrenze, insbesondere Berufskraftfahrer sind davon stark betroffen“, so Uwe Veres-Homm, der mit der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS in Nürnberg eine neue, präzisere Methodik des Arbeitsmarktreports im Auftrag der Süderelbe AG entwickelte. Die Süderelbe AG und ihre Partner wie die Logistik-Initiative Hamburg, haben daher verschiedene Initiativen, wie die Ausbildungspartnerschaft ProLKW Süderelbe gestartet.

Impressum Verlag: Research Medien AG Rietberger Str. 18 33378 Rheda-Wiedenbrück T: 05242-901250, F: 05242-901251 info@rohmert.de, www.rohmert-medien.de, Chefredaktion: Susanne Osadnik (V.i.S.d.P.) stellv.: Richard Haimann Tel. 04168/ 82 50 Redaktion: sosadnik@aol.com Hrsg.: Werner Rohmert Unsere Bankverbindung erhalten Sie auf Anfrage.

Eigentlich könnte sich Frank Eger (SPD) dieser Tage über seinen Ruhestand freuen. Statt dessen muss er sich vor dem Landgericht Oldenburg wegen des Verdachts der Vorteilsnahme verantworten. Laut Presse gilt als sicher, dass er und seine Frau innerhalb von 5 Jahren mehr als 130.000 € von einem Immobilienunternehmer auf ihr gemeinsames Konto erhielten. Die Anklagebehörde ist überzeugt, dass sich der Unternehmer damit die Unterstützung des Landrats bei Altenheimprojekten sichern wollte. Aus Sicht Egers war das Geld Beratungshonorar für seine Frau – gezahlt aufgrund mündlicher Absprachen. Mal im Ernst: Zahlungen auf das eigene Konto? Beratungen, für die es bislang keinen Beweis gibt? Mündliche Absprachen? Wird Eger verurteilt, muss er mit 9 bis 11 Monaten auf Bewährung und Einbußen bei seinen Beamtenbezügen rechnen. Ein hoher Preis für ein „Beratungshonorar“ der Gattin. Aber selbst, wenn alles stimmen sollte, was er sagt: Wieso berät die Frau eines politischen Mandatsträgers ein Unternehmen, das im Landkreis Altenheime bauen will? Wieso bürgt ein Landrat für dieses Projekt mit hohen Geldsummen, und wieso hält die Gattin auch noch Anteile an dem Projekt? So viele Fragen. Und noch eine: Glauben die Mächtigen eigentlich immer noch, Vetternwirtschaft und Vorteilsnahme seien Kavaliersdelikte? □

Meinungssplitter „Hier geht es einmal nicht vordergründig um Tourismus, sondern vorrangig um Auswirkungen durch den Tourismus“, Peter Schnittgard, Bürgervorsteher der Gemeinde Sylt anlässlich des ersten Spatenstichs für das Wohnungsbauprojekt „bezahltes Dauerwohnen auf Sylt“.

„Die Zahl der Sozialwohnungen sinkt seit Jahren, weil der soziale Wohnungsbau für Investoren nicht attraktiv genug ist. Das will die FDP ändern: Den Investoren soll es erleichtert werden, die in Hamburg bei Neubauten geforderten Sozialwohnungen im eigenen Wohnungsbestand nachzuweisen – durch Übernahme von Belegungsbindungen. Das macht die Investition in Neubauten attraktiver, weil marktgerechte Kauf- oder Mietpreise verlangt werden können ...“, Kurt Uwe Duwe, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft.


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