Research
Wie die Generation Baby Boomer die immer älter werdende Gesellschaft prägt
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s ist immer gut, am Puls der Zeit zu sein und angesagte Zielgruppen fest im Fokus zu haben: Millennials sind hip, Gen Z hype, Generation Alpha im Kommen. Doch nebenbei altert die Gesellschaft. Ganz konkret erreichen allein in den nächsten zehn Jahren in Deutschland zwölf Millionen Menschen das Rentenalter. Spätestens 2022 wird es hierzulande erstmals mehr über 60-Jährige als unter 30-Jährige geben. Diese Alterung hat ein Gesicht, genauer sehr viele Gesichter: Es ist die Alterskohorte der geburtenstarken Jahrgänge, der Baby Boomer.
Die neuen
Alten
„Wir werden immer älter!“ lautet ein allgegenwärtiges Diktum. Dabei wird gerne drastisch auf die Alterung bis 2050 oder gar 2060 verwiesen. Doch ein genauerer Blick auf die neuen Alten ist schon heute dringend erforderlich, sagt Jens Siemers.
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esults 2 · 2020
„Alt“ lautet die Antwort auf diese Frage im Märchen vom Schlaraffenland. Aber wann ist man alt? Laut der Ipsos Global Advisor Studie (2019, repräsentativ 16- bis 64-jährig; ergänzt um weitere nationale Befragungen) beginnt „alt“ für die Deutschen mit 62 Jahren, also noch vor dem Renteneintritt. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern (etwa Spanien 74 Jahre oder Italien 70 Jahre) offenbart sich hier eine Einschätzung, die ansonsten in Schwellenländern wie Russland oder Brasilien anzutreffen ist. Bei einer Lebenserwartung von über 80 Jahren gehen die Deutschen also davon aus, dass sie zwei Jahrzehnte ihres Lebens als Alte verbringen werden. Doch laut der Studie freuen sich nur 31 Prozent der Deutschen auf das Alter. Woher rührt diese subjektive Skepsis? Die Gerontophobie überrascht wenig, denn der Fokus der medialen Berichterstattung und der öffentlichen Wahrnehmung liegt zumeist auf dem Alter als Problem: Pflegenotstand, Einsamkeit und Altersarmut werden betont. Bei aller Dringlichkeit dieser sozialpolitischen Themen gerät zumeist eines aus dem Blick: Wie stark die Anzahl der Älteren steigt und steigen wird, die länger gesund, materiell sehr zufrieden und sozial vernetzt leben. Die Relevanz der neuen Alten als Zielgruppe ist keineswegs nur durch den quantitativen Anstieg begründet, sondern auch durch finanzielle Potenz: Der private Konsum weist die höchsten Steigerungsraten bei den über 60-Jährigen auf. www.research-results.de
Fotos: © Olena Yakobchuk – Shutterstock, Unternehmen
Was will jeder werden, aber keiner sein?