Stadtszenarien für Graz-Reininghaus

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>> Temporäre Nutzungen und Gebäude

Einsatzmöglichkeiten von temporären Nutzungen Ob Zwischennutzungen in einer Stadtentwicklung relevant sind, hängt meist von der finanziellen Ausstattung des Eigentümers ab und vom Entwicklungsdruck, der auf dem Gelände lastet. In Relation zu diesen Faktoren haben sich verschiedene Modelle zur Einbindung von temporären Nutzungen entwickelt, die man in vier Bereiche gliedern könnte. Sie sollen im Folgenden anhand von Beispielen illustriert werden.

a) Temporäre Nutzungen prägen ein neues Image für ein Gebiet Das dezentral gelegene Areal des Kabelwerks in Wien wurde nach Abwanderung der ursprünglichen industriellen Nutzung kulturell zwischengenutzt. Dadurch sollte nicht nur das Image positiv geprägt werden, sondern es wurden auch soziale Ziele verfolgt, da die ehemaligen Betriebsangehörigen in der umliegenden Nachbarschaft wohnen. Mit der Entwicklung des Gebiets fielen die temporären Nutzungen wieder weg. Ein ähnliches Konzept kam bei den Hackeschen Höfen in Berlin zum Tragen. Durch die – hauptsächlich künstlerisch tätigen – Zwischennutzer vollzog sich eine Genese von der Brache zum kreativen Szeneviertel und zum Stadtjuwel. Obwohl die Zwischennutzer aufgrund der gestiegenen Mieten nach der Sanierung weggezogen sind, hat sich das Image des Viertels gehalten.

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Das Thema Zwischennutzungen wird auch in der Publikation Nutzungsvielfalt behandelt.

b) Temporäre Nutzungen nehmen die Entwicklung vorweg Das ehemalige Werftgelände NDSM in Amsterdam Noord wurde 1999 mit einem Wettbewerb für eine Zwischennutzung ins Bewusstsein der Stadt gerückt. 2002 begann der Umbau in eine „Kulturwerft“ mit Ateliers und Studios für 250 Künstler. Die Zwischennutzung ist auf eine Mindestdauer von 10 Jahren ausgerichtet. Eine dauerhafte Nutzung darüber hinaus ist möglich, wodurch Zwischennutzungen und Zwischennutzer permanente Funktionen übernehmen und Teil eines kontinuierlichen Prozesses werden. Das Projekt dient als Identifikationsanker für den geplanten Stadtteil. c) Temporäre Nutzungen zur Begleitung eines Bauprozesses Dieser Ansatz wurde in München-Riem verfolgt. Auf dem ehemaligen Flughafengelände wurden die öffentlichen Mittel für Kunst am Bau gebündelt für künstlerische und kulturelle Aktionen genutzt. Ziel war einerseits, das Image des Geländes neu zu prägen, und andererseits, die Bevölkerung schon im Vorfeld durch kontinuierliche Maßnahmen an das Gebiet zu binden. d) Temporäre Nutzungen im Bestand Um infrastrukturelle Unterversorgungen auszugleichen, werden temporäre Nutzungen auch im Bestand eingesetzt. So zum Beispiel bei der „Einfach mehrfach“-Initiative in Wien. Hier wurde vom Magistrat durch temporäre oder mehrfache Nutzungen von Flächen das Freizeitangebot erhöht – Geschäfte stellen Parkplätze außerhalb der Geschäftszeiten zur Verfügung, private Gärten bieten beschränkten öffentlichen Zugang, ebenso werden Brachen oder Restflächen zugänglich gemacht.


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