Regio aktuell 3/2017

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21.2.2017

11:37 Uhr

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LEUTE

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Etwas zu schreiben, ein Blatt Papier oder eine Wandtafel: Daniel Loss’ Gedanken verändern die physikalische Welt.

Der nächste Schweizer Nobelpreisträger?

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3-2017

Der Basler Physiker Professor Daniel Loss wird mit dem weltweit renommierten König-Faisal-Preis ausgezeichnet. Dieser wird in der Disziplin Physik alle vier Jahre vom Saudi-Arabischen Königshaus verliehen und ist mit 200 000 Franken dotiert. Schon mehrere Preisträger gewannen später auch den Nobelpreis. Loss erhält den Preis für seine Forschungen in der Festkörperphysik.

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aniel Loss steht in seinem Büro im Departement Physik der Universität Basel vor einer Wandtafel voller mathematischer und physikalischer Formeln. Für viele Jugendliche ist Physik in der Schule mit vielen Fragezeichen verbunden. Nicht so für Daniel Loss. Er erkannte schon im humanistischen Gymnasium, in dem Physik und Mathematik eher stiefmütterlich behandelt wurden, dass ihm das Fach liegt und Spass macht. Trotzdem begann der gebürtige Winterthurer ein Medizinstudium an der Universität Zürich, wo er sich aber vor allem für die Physikvorlesungen begeisterte und schliesslich zur theoretischen Physik wechselte.

weiterentwickelt und damit ein ganz neues Forschungsgebiet initiiert. «Seine Arbeiten haben zahlreiche wichtige experimentelle Programme angestossen und die Tür zu einem leistungsstarken Quantencomputer mit ausserordentlicher Schnelligkeit und Speicherfähigkeit geöffnet», lobt die König-Faisal-Stiftung den Basler. Mit der Quantenphysik verfolgt Loss unter anderem das Ziel, die Rechenleistung von Computern zu revolutionieren. Die Google-Suche oder das Berechnen von Klimadaten könnten so beschleunigt werden oder gar Rechenprobleme in wenigen Stunden geknackt werden, die heutzutage nur in Milliarden von Jahren möglich wären.

Neues Forschungsgebiet initiiert Mit diesem wegweisenden Entscheid begann eine unvergleichliche Karriere, die mit dem König-Faisal-Preis einen weiteren Höhepunkt erreicht. Die König-FaisalStiftung verleiht Loss den renommierten Wissenschaftspreis für die Erfindung eines Konzepts zur Entwicklung eines Quantencomputers, der auf dem Eigendrehimpuls (Spin) von Elektronen beruht. Loss hat diese Theorie in den letzten Jahren in Basel

Forschung läuft auch ins Leere Daniel Loss’ Arbeit bringt direkten Nutzen für den Alltag der Menschen. Die Forschungen dafür dauern Jahre und Jahrzehnte. Manchmal sitzt er während Monaten alleine mit einem Bleistift und Radiergummi vor einem weissen Blatt und rechnet. Nicht immer seien die Forschungen von Erfolg gekrönt, gibt er zu. «Forschung, die ins Leere läuft, gehört zur Wissenschaft dazu. Erfolgreich ist, wer diese Quote möglichst

tief hält und die richtige Richtung der Forschung schon früh erkennt.» Das Basler Departement von Daniel Loss ist mit 15 Professoren zwar verhältnismässig klein, gehört aber zu den weltweit führenden im Bereich der Festkörperphysik. Damit ist der Wahlbasler eines der Aushängeschilder der Universität Basel. Dass er damit hilft, vermehrt hochtalentierte Studierende aus der Region anzuziehen, freut ihn. In der ganzen Welt unterwegs Mit dem König-Faisal-Preis mag Loss dem Nobelpreis zwar ein gutes Stück näher gerückt sein, doch es sind nicht solche Auszeichnungen, die Loss antreiben, sondern seine Leidenschaft für die Physik. Für den Austausch mit anderen Forschern und für Vorträge reist er oft an Kongresse weltweit. «Es war nicht immer einfach, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen», erinnert er sich. Seine Söhne gehen heute ebenso ambitionierte Wege. «Der Jüngere bildet sich an der Hochschule für Musik zum Pianisten aus, der Ältere doktoriert gerade in Computerwissenschaft», erzählt Daniel Loss stolz. Streben nach neuen Zielen Zum Ausgleich betreibt Daniel Loss viel Sport. «Früher ging ich auch mal joggen, heute trifft man mich vermehrt im Fitnessstudio der Universität auf dem Laufband an.» Oft vergleicht der Physiker seine Arbeit mit Sport. «Beides ist mit Ehrgeiz verbunden. Man strebt stetig nach neuen Zielen. Und wirklich am Ende ist man nie.» tg !


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