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Timmy Trumpet
Er stand zehn Jahre lang als professioneller Jazz-Trompeter auf der Bühne. Heute zählt der 42-Jährige zu den erfolgreichsten Electro-DJs der Welt.
Es ist 23 Uhr. Langsam kühlt die Luft des heißen Sommertags ab, während harte Beats von der Mainstage des Electric Love Festival über den Salzburgring wummern. In einer Stunde heißt es für Timmy Trumpet auf dieser Bühne: Showtime. Er ist einer der Headliner des Abends – und spät dran. Zumindest für dieses Interview. Denn der in Sydney geborene DJ ist noch damit beschäftigt, sein Set für die heutige Partynacht fertigzustellen.
Den Platz ganz oben auf diversen Festivalplakaten hat sich Timothy Jude Smith aber defnitiv verdient. Allein der Hit „Freaks“, mit dem er 2014 seinen internationalen Durchbruch feierte, zählt aktuell über 530 Millionen Plays auf Spotify. Hinzu kommen Goldene Schallplatten von den USA bis Brasilien und Kollaborationen mit Szene-Größen wie Armin Van Buuren und Hardwell oder Scooter.
Gut 30 Minuten später kommt er an: Entourage im Schlepptau, wie immer mit Hut und Sonnenbrille, bestens gelaunt und scheinbar tiefenentspannt. Doch in seinem Inneren sieht es vor Gigs ganz anders aus, wie er im Gespräch gesteht.
The Red Bulletin: Vielen Dank, dass du dir so kurz vor der Show noch Zeit nimmst. Wie sieht denn normalerweise deine Pre-Gig-Routine aus?
Timmy Trumpet: Nach diesem Interview werde ich ein kurzes Vocal-Warm-up machen und mich auf der Trompete warmspielen. Und vielleicht einen Shot Tequila trinken (lacht). Ich habe immer noch vor jedem Auftritt mächtig Fracksausen –auch jetzt bin ich schon richtig nervös.
Das merkt man dir aber nicht an. Auf der Bühne bist du so energiegeladen, springst rum, tanzt. Hattest du dieses Entertainer-Gen immer schon in dir?
Ja, ich liebe Menschen und lebe von deren Energie. Wenn du auf so einer Bühne stehst und siehst, wie alle ihre Probleme für gewisse Zeit hinter sich lassen und voll im Moment sind, ist das unglaublich.
Du hast schon früh auf hohem Niveau Trompete gespielt, mit 13 wurdest du zum „Young Musician of the Year“ gekürt. Wie hast du gemerkt, dass Electro eher dein Genre ist als Klassik?
Ich sehe mich eigentlich als gescheiterten Jazzmusiker, der erwachsen wird. DJ und Trompeter zu sein, daran hatte ich nie gedacht, doch es hat funktioniert. Ich liebe Jazz und Klassik aber noch immer und baue viel davon in meine Sets ein.
Wie hat dein Vater auf diesen Sinneswandel reagiert – immerhin hat er dir das Trompetespielen beigebracht?
Mein Vater hat es anfangs defnitiv nicht befürwortet. Aber wir haben ihn letztes Jahr im Jet mit auf Tour genommen, er hatte eine tolle Zeit und hat mittlerweile seinen Frieden damit geschlossen – und erkannt, dass das ein richtiger Job ist.
Auf Social Media hast du außerdem häufg deine Großmutter gezeigt. War sie auch mal live dabei?
Ich hatte das Glück, beim Rugby-Finale 2021 in Australien auftreten zu dürfen, und meine Oma war ein Riesen Rugby-Fan und hat das Ganze im Fernsehen verfolgt. Näher ist sie einer Live-Performance von mir vermutlich nie gekommen – immerhin war sie schon 100 Jahre alt, als sie Anfang des Jahres verstorben ist –, aber ich habe auf der Bühne oft das Gefühl, dass sie bei mir ist. Ich liebe sie!
Was ist der Unterschied zwischen Timmy Trumpet auf und abseits der Bühne?
Ich würde sagen, ich bin da wie dort derselbe Idiot – du kannst gerne den Rest meines Teams fragen (lacht). Umso mehr kann ich mich sehr glücklich schätzen, so tolle Menschen um mich zu haben. Die meisten davon sind meine besten Freunde und noch dazu viel talentierter als ich.
So untalentiert kannst du nicht sein, aktuell bist du auf Platz 6 der DJ Mag Top 100. Was bedeutet dir das?
Sehr viel, aber das hat nichts mit Wettbewerb zu tun. Dass sich so viele Leute die Zeit nehmen, für mich abzustimmen, ist überwältigend. Und dieser Erfolg hat mir weitere Märkte erschlossen. Dieses Jahr waren wir in Indien, letztes Jahr in Südafrika. An einigen Orten bin ich davor noch nie gewesen, und ich liebe es, vor einer völlig neuen Crowd zu spielen.
Wenn man deinen Instagram-Feed sieht, werden die Shows ohnehin immer größer und absurder, bis hin zu einem Auftritt mit 30 Seconds to Mars…
O mein Gott, Jared Leto ist eines meiner Idole, und er hat mir einfach auf Instagram geschrieben, ob ich in Brasilien mit ihnen auftreten will! Aber es gab einige dieser „Ich kann nicht glauben, dass das passiert“-Momente in meiner Karriere.
Hoffentlich hält auch der heutige Abend solche Momente bereit –mit oder ohne Tequila.
Es ist schon lustig, dass man sich für ein Leben entscheidet, in dem man immer wieder mit dieser Nervosität zu kämpfen hat. Aber die Erleichterung, die Freude, die Liebe und alles andere, was es mit sich bringt, sind es jedes Mal wert.
Der Vorverkauf für das Electric Love Festival 2025 startet Ende September. Infos unter electriclove.at
Instagram: @timmytrumpet