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WILD AUF WASSER
Adrian Mattern reist mit seinem Kajak zu den entlegensten und gefährlichsten Wildwasserfüssen der Welt. Und zeigt in ihren Stromschnellen außerdem noch stylische Kickfips und Airs. Ein Besuch beim Christoph Kolumbus des Kajaksports.
So, jetzt alle ausziehen und mit dem Artikel in die Badewanne legen. Dann den Hahn auf kalt stellen, voll aufdrehen und den Kopf direkt unters Wasser halten. Weil dieser Text eigentlich ohrenbetäubend laut rauschen, grollen und gurgeln müsste, wie so ein gewaltiger, tosender Wildwasserfluss. Diese Zeilen sollten aber auch nach Staub schmecken, wie ein tagelanger Marsch durch Kirgisistans Bergketten. Und er sollte mit jedem Satzzeichen den Herzschlag höher jagen, mit jedem Absatz mehr Adrenalin durch die Adern pumpen, so wie sich der Moment anfühlt, wenn man mit dem Kajak über die Kante des Alexandra-Wasserfalls kippt und 32 Meter in die Tiefe schaut.

Sonst, ohne den Lärm, ohne die Naturgewalt, ohne die Angst, wirkt das hier alles viel zu schön. Diese sensationell guten Fotos vom Kajakfahren an den spektakulärsten Orten der Welt. Diese vom Wasser über Jahrhunderte glatt geschliffenen Felsen, die Regenbogen produzierenden Wasser fälle, die saftige grüne Vegetation am Ufer, genährt von feinem Wassernebel. Man sieht sofort, warum sich Adrian Mattern in diesen Sport verliebt hat. Aber wenn man verstehen will, was Mattern für ein Typ ist, wie er die Welt sieht, dann muss man das alles zusammensetzen wie ein Puzzle: hier die Naturschönheit und dort der Durst nach Adrenalin, dazu noch das Abenteuer, aber auch monatelange Organisation und tagelange Anreisen über holprige Straßen.
Adrian Mattern, 28, geboren in Heidelberg, Deutschland, wohnhaft in Innsbruck, Österreich, ist einer dieser Männer, die unerschrocken unseren Planeten vermessen und die weißen Flecken erkunden. Die wilde Geschichten und unglaubliche Bilder mit nach Hause bringen, damit wir Daheimgebliebenen von ihren Reisen träumen können. Etwas größenwahnsinnig formuliert: so ein Typ Christoph Kolumbus. Nur vermutlich cooler und auf jeden Fall mit mehr Muskeln und Tattoos. Er hätte den sicheren, geradlinigen Karriereweg von großen Talenten gehen und im Vereinssport bei Wettbewerben um Medaillen mitfahren können. Aber er wollte lieber den Kajaksport verändern und die Welt sehen. Ein Glück.
