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DIE KULTFIGUR

Carrie-Anne Moss

bekämpft als Trinity die Matrix in schwarzem Latex. Privat verbannt die Schauspielerin Smartphones aus ihrem Alltag – und besiegt Algorithmen mit Meditation.

Interview RÜDIGER STURM

1999 sorgte der Kinohit «Matrix» für eine Revolution des Actionkinos. Carrie-Anne Moss zeigte Keanu Reeves damals, dass alle Menschen in einer gigantischen Computersimulation gefangen sind – der Matrix. 18 Jahre nach dem dritten Teil geht der Kampf gegen die Illusion in «The Matrix Resurrections» weiter. Die heute 54-Jährige erläutert exklusiv für The Red Bulletin, wie sie der künstlichen Welt der Matrix entkommt, mit welchen Methoden sie ihre Stunts übt und welche Rolle Meditation dabei spielt.

THE RED BULLETIN: Frau Moss, hatten Sie jemals selbst das Gefühl, dass wir nicht in der realen Welt, sondern in der Matrix leben?

caRRIE-aNNE moss: Das habe ich jeden Tag.

Wow. Wann hat das angefangen?

Zum ersten Mal brachte mich ein Lehrer in der 10. Klasse auf den Gedanken. Er fragte uns, ob es nicht sein könnte, dass wir alle in einem Traum leben. Damals dachte ich: «Wie bitte?!» Ich kann mich nicht an viel aus meiner Schulzeit erinnern, aber diese Frage ist mir präsent geblieben. Sie hat eine Tür in meinem Geist aufgestossen. Ich habe viele Jahre darüber nachgedacht, denn der Lehrer gab uns keine Antwort.

Was ist denn Ihre Antwort?

Dass jeder Mensch in seiner eigenen Realität lebt – abhängig von Algorithmen in sozialen Medien oder einfach nur von seinen persönlichen Interessen. Du kannst dich in einem Zimmer mit vier Personen aufhalten, und jede davon bewegt sich in einer komplett anderen Welt.

In den «Matrix»-Filmen geht es darum, dass wir zur wahren Realität vordringen. Gelingt Ihnen das?

Ich versuche auf jeden Fall, diese Matrix aufzulösen. Ein ganz wichtiges Werkzeug dabei ist für mich Meditation. Sie gibt mir die Möglichkeit, meinen Geist zu beruhigen. Egal ob ich das nun drei Minuten oder drei Stunden mache. Oder meinetwegen auch nur ein paar Atemzüge. Wenn ich meditiere, bin ich komplett bei mir – ohne den ganzen Lärm der Aussenwelt. In der Meditation trete ich sozusagen in einen Raum voller Ruhe ein, darin erlebe ich so etwas wie echte Realität, und das beschert mir ein pures Glücksgefühl.

Welche Techniken setzen Sie da genau ein?

Ich habe lange Zeit Transzendentale Meditation gemacht, jetzt ist es eine Art Hybridform, die ich selbst entwickelt habe und die ich auch anderen Leuten beibringe. Wichtig dabei ist, dass man das nicht wie eine lästige Pficht empfndet. Ich persönlich freue mich auf jede Meditation.

Das heisst, im Grunde haben Sie die illusionäre Welt der Matrix schon hinter sich gelassen?

Einerseits ja, andererseits ist der Weg aus der Matrix endlos. Sobald du glaubst, du hast sie entwirrt und bist frei davon, denkst du dir: Moment, vielleicht bin ich einfach nur in der nächsten Matrix gelandet.

Wir werden auch durch die Algorithmen der digitalen Welt manipuliert. Wie schütteln Sie die ab?

Ich war nie von der digitalen Welt begeistert. Ich habe eher eine Aversion entwickelt, weil sie sich nicht gut für mich anfühlt. Natürlich hänge ich wie alle anderen am Smartphone, aber ich sehe zu, dass ich mich, sooft es geht, ausstöpsle. Und ich habe diese Haltung auch meinen Kindern zu vermitteln versucht. Sie gingen auf eine Waldorfschule, wir hatten keinen Fernseher. Irgendwann kamen sie jedoch in ein Alter, in dem sie aufs Smartphone nicht verzichten wollten. Also habe ich ihnen gesagt: «Der Technik ist euer Wohlergehen egal, aber für mich seid ihr das Wichtigste überhaupt.»

Zu einem freien Geist gehört auch ein gesunder Körper. Was tun Sie für den Ihren – etwa um die Stunts in «Matrix» zu meistern?

Das war eine grosse Herausforderung. Ich war ja nicht mehr Anfang dreissig wie bei den ersten Filmen. Dazu gehört Training, gesundes Essen mit Nahrungsergänzungen, aber letztlich ist das auch eine mentale Frage. Für die schwierigsten Stunts half mir die Technik der Visualisierung. Das Training des Geistes ist das Wichtigste überhaupt.

«Matrix Resurrections» läuft ab dem 23. Dezember in den Kinos.

«Ich habe eine Aversion gegen die digitale Welt entwickelt.»

Sci-Fi-Ikone Carrie-Anne Moss, 54, schaltet gern ihr Handy ab.

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