Neue Bücher 2013 / 2014

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Friedenspreis des Deutschen Buchhandels: Swetlana Alexijewitsch Ihre Berichte über Tschernobyl, den Afghanistankrieg und das Ende der Sowjetunion haben Swetlana Alexijewitsch bekannt gemacht. In diesem Jahr wird die weißrussische Schriftstellerin während der Frankfurter Buchmesse mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Geehrt wird eine Autorin, die „die Lebenswelten ihrer Mitmenschen aus Weißrussland, Russland und der Ukraine nachzeichnet und in Demut und Großzügigkeit deren Leid und deren Leidenschaften Ausdruck verleiht“, heißt es in der Begründung. Swetlana Alexijewitsch wurde 1948 als Tochter einer Ukrainerin und eines Weißrussen geboren. Sie studierte Journalistik und arbeitete danach zunächst als Lehrerin, später als Reporterin und Redakteurin für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Heute lebt die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin im weißrussischen Minsk. Immer wieder geriet sie im Laufe ihres Schaffens in Konflikt mit der Obrigkeit und den Zensurbehörden. In Weißrussland sind ihre Bücher seit der Machtübernahme Lukaschenkos verboten. Auf Deutsch erschienen unter anderem „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“, „Die letzten Zeugen. Kinder im Zweiten Weltkrieg“, „Zinkjungen. Afghanistan und die Folgen“ und „Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft“. „Seit dreißig Jahren kämpft Swetlana Alexijewitsch mit ihrem einzigartigen, zwischen Belletristik und Sachbuch stehenden Werk gegen das Verdrängen und Vergessen von Erfahrungen, die nicht in die großen Gesellschaftsutopien passen wollen. Mit ihrem ganz besonderen Talent, Menschen zuzuhören und ihre Stimmen auch literarisch zum Tragen zu bringen, hat sie mit großer Beharrlichkeit dem Menschlichen einen Resonanzraum eröffnet.“ Elisabeth Ruge, Verlegerin Hanser Berlin

© Ekko von Schwichow

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Swetlana Alexijewitsch

Secondhand-Zeit

Leben auf den Trümmern des Sozialismus 576 Seiten | Gebunden | Hanser Berlin EUR 27,90 Der Kalte Krieg ist seit über zwanzig Jahren vorbei, doch das postsowjetische Russland sucht noch immer nach einer neuen Identität. Während man im Westen nach wie vor von der Gorbatschow-Zeit schwärmt, will man sie in Russland am liebsten vergessen. Inzwischen gilt Stalin dort vielen, auch unter den Jüngeren, wieder als großer Staatsmann, wie überhaupt die sozialistische Vergangenheit immer öfter nostalgisch verklärt wird. Für Swetlana Alexijewitsch leben die Russen gleichsam in einer Zeit des „secondhand“, der gebrauchten Ideen und Worte. Wie ein vielstimmiger Chor erzählen die Menschen in ihrem neuen Buch von der radikalen gesellschaftlichen Umwälzung in den zurückliegenden Jahren.


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