Ungarische Literatur in deutscher Sprache

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Vorbemerkung Die ungarische Literatur ist seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum präsent, wobei ihre Wahrnehmung immer von Höhen und Tiefen begleitet war. Die Einzigartigkeit der ungarischen Sprache erwies sich in gewisser Weise als Barriere, einen Platz im Kreis der europäischen Literaturen zu erringen. György Konrád sieht aber darin auch eine positive Wirkung, wenn er davon spricht, dass die Isolierung der ungarischen Sprache die Literatur eingehüllt habe wie die Nussschale den Kern und ihr durch die Schaffung einer intensiven Innerlichkeit zugleich Schutz gewähre. Seit etwa Mitte der neunziger Jahre feiern ungarische Autoren in deutschen und europäischen Literaturkreisen große Erfolge. Mit der Frankfurter Buchmesse 1999, auf der Ungarn den Schwerpunkt bildete, konnte die lange Zeit weitgehend unbekannte Literatur durch eine Vielzahl von Neuerscheinungen und Veranstaltungen die Aufmerksamkeit des deutschen Lesepublikums erlangen. 2002 erhielt Imre Kertész für sein literarisches Werk den Literatur-Nobelpreis. Die Werke von Imre Kertész, Péter Esterházy, György Konrád, Péter Nádas und György Dalos gehören mittlerweile zum fest etablierten Kanon innerhalb der deutschen Literaturszene und wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Aber auch moderne junge Autoren – wie z. B. László Darvasi, Attila Bartis und László Márton – gehören zum Programm der großen deutschen Verlage. Seit Mitte der neunziger Jahre erobern erfreulicherweise auch Schriftsteller der klassischen ungarischen Moderne wie Sándor Márai, Antal Szerb und Dezső Kosztolányi die deutschen Bestsellerlisten und lösten eine Art Boom der ungarischen Zwischenkriegsliteratur aus. László F. Földényi sieht das Erfolgsgeheimnis Márais und der anderen „zur Hälfte gewiss im internationalen Einschlag dieser Autoren – darin, dass sie an Fragen rühren, die ganz Europa vertraut waren, und dass sie diese Fragen auf vertraute Art servierten. (Neue Zürcher Zeitung, 6. November 2004). Nicht zu vergessen bleibt, dass sich vor allem kleine Verlage um klassische Autoren wie z.B. Géza Csáth, Béla Balázs und Frigyes Karinthy, aber auch um junge ambitionierte Schriftsteller verdient gemacht haben. Diese insgesamt erfreuliche Entwicklung möchte die vorliegende Bibliographie empirisch dokumentieren. Um die Vielfältigkeit des kulturellen und wissenschaftlichen Transfers zwischen Ungarn und Deutschland zu unterstreichen, wurden auch Bücher aus den Bereichen Sprach- und Literaturwissenschaft, Geschichte, Philosophie, Politik, Wirtschaft


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