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Essen
veranstaltungen. Ob und inwiefern diese eine nachhaltige Wirkung auf die zukünftige Verkehrspolitik haben, darüber sollte zu gegebener Zeit noch einmal gesprochen werden. Wie berechtigt derartige Zweifel nach dem Ende des Grünen Hauptstadtjahrs sind, zeigen diverse Begebenheiten im Laufe dieses zurückliegenden Jahres. Bestes Bei spiel ist der Umgang mit dem zukünftigen Radschnellweg Ruhr, immerhin ein revier weites Leuchtturmprojekt mit inzwischen sogar internationaler Reputation. Dass aus gerechnet im Grünen Hauptstadtjahr das Essener Kernstück im Bereich der Nord-City komplett in Frage gestellt wurde, zeigt die in den Augen des ADFC geringe Wert schätzung, welche dem Radverkehr in Essen mancherorts nach wie vor entgegen schlägt. Dies gilt auch für die immer noch gängige Praxis, dass bei Erneuerungen von Straßen – selbst wenn diese Bestandteil des Haupt-
routennetzes sind – eine Berücksichtigung des Radverkehrs nicht als Selbstverständlichkeit angesehen wird. Oder dass man unbeirrt an den unseligen frei geführten Rechtsabbiegespuren festhält, obgleich deren Gefährlichkeit hinlänglich bekannt ist. Bezeichnend auch der Umstand, dass man ausgerechnet bei einem der größten touristischen Highlights im Revier, dem Ruhrtal-Radweg, die aus ganz Deutschland kommenden Radtouristen auf einem Teilstück zum Absteigen und Schieben zwingt. Ob die zu Beginn angeführten Bekenntnisse zugunsten einer deutlichen Steigerung des Radverkehrs angesichts solcher herben Rückschläge wirklich jemals Realität werden, ist mehr als fraglich. Angesichts des speziell im Verkehrsbereich in punkto Klimaschutz bestehenden enormen Handlungsdrucks wäre dies nach Ansicht des ADFC ein blamables Fazit für Essen als Grüne Hauptstadt Europas. Jörg Brinkmann