20 6. Juni 2014
Die Leutascher Flüchtlingskinder Muna, Ramsan, Bian, Taha, Radshab, Nver, Mari und Kima kurz vor ihrem täglichen Aufbruch in den Kindergarten. halb der Saison - immer wieder vor erhebliche Probleme, auch wenn das Heim über einen vom Land Tirol angeschafften Kleinbus verfügt. Aber außer einem Erich Bernkopf - und der ebenfalls sehr motivierten Heimleiterin Rosemarie Früh - bietet Leutasch den Flüchtlingen noch viel mehr, was ihnen das Leben in der Fremde erleichtert, wie etwa das Leben im Familienverbund: „In Heimen, wo viele, vor allem durch die Trennung von zu Hause gefrustete Männer zusammen leben, ist das Potential für Streit naturgemäß viel größer“, meint Bernkopf und hebt im gleichen Atemzug die wertvolle Tätigkeit seiner ehrenamtlichen Helferinnen im Flüchtlingsheim Scharnitz hervor, wo ausschließlich männliche Singles untergebracht sind. Aber auch in Leutasch tragen ehrenamtliche HelferInnen sehr viel zum Gelingen eines guten Miteinanders bei. Wer eine Stunde pro Woche übrig hat, um den Kindern bei den Schulaufgaben zu helfen, sei herzlich willkommen! Günstig wirkt sich in Weidach sicherlich auch aus, dass alle Familien eigene Wohnungen haben
und sich selbst versorgen, d.h. sie kaufen ein - jede Woche fährt der Bus nach Telfs zum Discounter und türkischen Supermarkt und kochen ihre landesüblichen Speisen, erledigen den Abwasch etc. und beeinflussen somit positiv ihre Tagesstruktur. Und nicht zuletzt müssen sich die Menschen in ihrer Übergangsheimat nicht irgendwo außerhalb des Ortes und abgeschnitten von der
Infrastruktur ausgegrenzt fühlen. So verwundert es nicht, dass alle Befragten, Erwachsene wie Kinder, sich auf die Frage, ob es ihnen hier gefalle, sehr positiv geäußert haben. Die Asylwerber, wie die Flüchtlinge offiziell bezeichnet werden, verlassen Leutasch erst, wenn ihr Antrag „erledigt“ ist, d.h. wenn sie einen positiven Bescheid als anerkannte Flüchtlinge haben oder aber subsidiären Schutz genießen und wieder eigene Papiere haben. Auch ein Bleiberecht nach dem Aufenthaltsgesetz ist eine Möglichkeit. Dann stehen sie auch dem AMS als Arbeitssuchende zur Verfügung, dann müssen sie Deutschkurse besuchen und vor allem wird dann auch z.B. die Caritas tätig bei der Wohnungssuche, denn die wenigsten haben Verwandte in Österreich oder Deutschland, bei denen sie eine Bleibe finden. Flüchtlinge können ein Problem sein. In Weidach sind sie das allem Anschein nach nicht. Wer darüber anders denkt, sollte sich vielleicht einmal den Satz von Ernst Ferstl vornehmen: „Es gibt zu viele Flüchtlinge, sagen die Menschen. Es gibt zu wenig Menschen, sagen die Flüchtlinge.“
Den Wildsee von Müll befreit
Foto: RK-Seefeld
(ghh) Manche Flüchtlingsheime und ihre Bewohner geraten vereinzelt in die Schlagzeilen. Von Streit und Prügeleien untereinander ist da die Rede, Ärger mit Nachbarn und gelegentlich sogar von Brandstiftung. Das Heim in Leutasch zählt hier sicher nicht dazu. Seit Ende 2008 besteht das Leutascher Flüchtlingsheim. Es entstand im Zentrum von Weidach durch den Umbau der ehemaligen Pension Jagdhof. Ein Unternehmer aus Bayern hat die Pension damals erworben und nach dem Umbau langfristig an das Land Tirol vermietet. Derzeit leben dort 48 Personen, vorwiegend ganze Familien aus Ländern, in denen sie aus politischen, religiösen oder ethnischen Gründen als verfolgt gelten. Sie stammen vor allem aus Armenien, Tschetschenien, Syrien und Somalia. Mit der gegenwärtigen Belegung hat die Einrichtung in Weidach die Obergrenze ihrer Kapazität erreicht. Die Verweildauer nach der Einweisung durch die Flüchtlingskoordination des Landes Tirol liegt in der Regel zwischen mehreren Monaten und eineinhalb Jahren, eine Mutter mit ihrem Sohn aus Tschetschenien lebt aber schon seit mehr als drei Jahren dort. Es gebe einfach „ungebührlich lange Wartezeiten“ bei den Behörden, meint dazu Erich Bernkopf, der Betreuer der Leutascher Einrichtung. Bernkopf ist die „gute Fee“ des Hauses und wird von Bürgermeister Thomas Mößmer als „Glücksfall“ bezeichnet. Er ist seit eineinhalb Jahren in Leutasch und kümmert sich nahezu Tag und Nacht um seine Hausbewohner. Er hilft ihnen bei Behördengängen, organisiert die Gemeindearbeit, ist Kontaktperson in der Schule und im Kindergarten, bei Arztbesuchen, Erledigung der Post und vielen anderen Dingen des täglichen Lebens. Dabei stellt ihn die schlechte Verkehrsanbindung von Leutasch - vor allem außer-
Foto: Harthauser
Nicht nur geduldet, sondern willkommen
Die Tauchergruppe des Roten Kreuzes Seefeld bereinigte vor Kurzem den Seefelder Wildsee vom Müll. „Für die Verpflegung möchten wir uns herzlich bei der Gemeinde Seefelder bedanken“, so die Taucher. plateauzeitung