R_VISION

Page 1

R_VISION THE PHOTOGRAPHY ISSUE / 15 EURO / 15 GBP/ 25 USD / 200 HKD / 3000 YEN / 700 RUB / 7.2006 / NO.1

THE INTERDISCIPLINARY MAGAZINE

> THE

DECLINE OF THE PHOTOGRAPH´S VALUE

> OSKAR BARNACK PREIS 2006 JAMES DELANO TOMAS MUNITA

JAPAN MANGALAND KABUL

>THE DIGITAL DARKROOM NOT ONLY THE TOOLS CHANGED

> WHERE

WOULD PHOTOGRAPHY BE WITHOUT M?



7/2006/N1

R_VISION THE INTERDISCIPLINARY MAGAZINE

>THE DECLINE OF THE PHOTOGRAPH’S VALUE P1.004 >THE DIGITAL DARKROOM NOT ONLY THE TOOLS CHANGED P1.020

> OSKAR BARNACK PREIS 2006 JAMES DELANO JAPAN MANGALAND P1.008 TOMAS MUNITA KABUL P1.052 >WHERE WOULD PHOTOGRAPHY BE WITHOUT LEICA? P1.026


R_VISION/1.002

Es gibt viel Interessantes und Schönes über das es sich lohnt nachzudenken. Über das gesprochen, diskutiert und auch mitunter gestritten werden kann. Was bedeutet Komplexität im Alltag? Wollen wir in alte Verhaltensmuster zurückkehren? Nein! Oder mal anders – fühlen Sie sich eingleisig? Bestimmt nicht. Was ist also passiert mit unseren Sinnen? Sie haben sich angepasst, sie filtern. Sehen weg. Sehen “Einweg”. Life is full of many interesting and beautiful things – some worth simply thinking about, some worth being discussed, and then some worth being argued about. So how does life’s complexity factor in? Do we want to return to our old behavior patterns? “No!” is my initial response, or I can put it differently – do we sometimes feel one-track minded? Certainly not. So what’s happening to our senses? They are adapting, they filter, they turn away, and they sometimes only see “one-way” or unidirectional.


R_VISION was created for those who love the whole spectrum, and not just what’s obvious. It’s for visionaries who take time to really inform themselves, and who don’t just read the first 3 and the last 9 pages in a book. It’s for all those who are interested in the details.

R_VISION ist für alle, die das ganze Spektrum lieben und nicht einen kleinen überschaubaren Ausschnitt. Für Vordenker, die sich Zeit nehmen sich zu informieren, und nicht in jedem Buch nur die ersten 3 und dann die letzten 9 Seiten lesen. Für alle, die an Details interessiert sind.

R_VISION always is about just one topic, and this edition is about photography. Each time, we will go in depth to view a different aspect of design from different perspectives. We ask questions that help us advance, without forgetting the connection to the big picture.

R_VISION hat immer ein Thema. Diese Ausgabe beschäftigt sich mit Photographie. Aus verschiedenen Perspektiven betrachtet hat jede Ausgabe mit jeglicher Art von Gestaltung zu tun. Aber nie aus dem Zusammenhang gelöst, sondern als Ganzes betrachtet stellen wir Fragen, die weiterbringen sollen.

R_VISION is for all who are interested in a comprehensive approach, but also want to go deeper and analyze. In this spirit, we foster a sense of healthy dialogue. Enjoy the first edition of R_VISION and our in-depth survey of photography.

R_VISION ist für alle Interdisziplinären, die sich gerne umfassend mit Dingen beschäftigen und sie gerne auch mal hinterfragen. Im Sinne eines gesunden Dialogs. Viel Freude wünsche ich Ihnen mit der ersten Ausgabe von R_VISION zum Thema Photographie.

Michael Eibes R_VISION


R_VISION/1.004

Vom tendenziellen Fall des Bildwerts The Decline of the Photograph’s Value BY DR. PHIL. MICHAEL HOHMANN


Nie in der Geschichte des Menschen war derselbe tagaus tagein von so vielen Bildern begleitet.

Never in our history have we gone through life accompanied by so many photos.

Die Bildwelt eroberte ehemals bildfremde Medien wie die Zeitung, schuf selbst ihre eigenen Medien wie Magazine, Revuen, die Kinematographie und das Fernsehen. Elektronische Datenverarbeitung schließlich findet ihren vorläufig letzten Höhepunkt in der Herstellung und Vermittlung von Bildern, die zum Teil selbst auf elektronischem Weg entstehen. So wie früher Schüler im Unterricht lernten zu zeichnen und zu malen, lernen sie heute mit digitalen Techniken Bilder herzustellen.

Over time the photograph conquered media formerly foreign to photography, like the newspaper. It even created its own media such as magazines, revues, cinematography and television. Information technology finds its culmination in the production and mediation of pictures, sometimes being themselves created electronically. In former times students learned to draw and paint, today they learn how to manufacture pictures with digital techniques.

Studenten des Ingenieurwesens und der Architektur mussten bis vor wenigen Jahren mit Bleistift auf Papier zeichnen lernen – auch nach der Natur; heute bedienen sie mit der Maus Computerprogramme. Wer früher photographierte, eroberte sich in der Dunkelkammer seine eigene Zauberwelt mit Hilfe wundersamer und geheimnisvoller Chemikalien, begab sich in die zweite Welt der Linsen und arbeitete erneut chemikalisch, um vom Negativ zum Positiv zu kommen. Heute tun es ein Kabel oder ein Stecker, die den Weg zum Rechner ebnen, und dort helfen den begeisterten Fotosammlern und –jägern eine zusätzliche Software zur Bildverarbeitung und immer größere Speicher.

Der Mensch scheint noch lange nicht am Ende seines Wunsches angelangt zu sein, sich ein Bild zu machen. Woher dieser schier maßlose Wunsch? Gattungsgeschichtlich drängt sich die Antwort auf, er brauche das Bild, sich selbst zu vergewissern. Höhlenzeichnungen, der Mythos vom in sein Spiegelbild verliebten Narziß und die Porträtmalerei sprechen für diese Annahme. Und das Bild der Liebsten im Portemonnaie oder das Bild der Kinder auf dem Schreibtisch ist ein Beleg dafür. Auch die Polaroidkamera und der digitale Fotoapparat mit sofort überprüfbarem Ergebnis – das habe ich eben photographiert und ich sehe das, was ich vorher schon sah, nur wirklicher, bedeutsamer, wesentlicher – scheinen das zu bestätigen. Zunächst ist es nur ein neues Verfahren, das neben die alten Abbildtechniken tritt, durch die, wie wir annehmen, der Mensch die Welt sich eigen macht. Erst durch den Artefakt wird die Welt menschlich. Die Verwandlung der Natur durchs Bild, durch den menschlichen Akt, ist eine Anverwandlung oder Aneignung der Welt.

Engineering and architecture students had to learn how to draw with pencil on paper until a few years ago; today they learn how to use the mouse to operate computer programs. Those who once took pictures created their own magical world with the help of wondrous and mysterious chemicals in the darkroom, then wandered into a new world of lenses and then again worked with chemicals to come from negative to positive. Today you only need a cable or a plug to smooth the way to the computer. And there the inspired photo collector and hunter gets help from additional software for image processing and ever larger computer memory.

Man seems nowhere near the end of his wish to create images. Where does this extreme desire come from? Historically, man needed to validate himself through the image. Cave drawings, the myth of Narcissus who fell in love with his mirror image and portrait painting could prove this theory. Also the photo of your loved one in your wallet or the picture of your children on your desk could prove this. Polaroid and digital cameras make it possible to examine the result instantly – I just took this picture and I see what I saw before even more


R_VISION/1.006

Doch dieses neue automatisierte Verfahren erleichtert und beschleunigt das Abbilden und konkurriert allein durch die riesenhafte Zahl der ins Unendliche gehenden Verabbildlichung der Welt mit der ursprünglichen Betrachtung mittels unseres biologischen Linsensystems, unserer Augen. Wer so viele Bilder in seine Kamera bannt, dann auf dem Rechner speichert, ein Archiv aufbaut, dann ins Netz stellt oder die Bilder verschickt, somit andere wiederum dazu bringt, sich so viele Bilder anzuschauen, sei es im Netz oder auf CD-ROM, der hat als Macher wie als Betrachter schlicht weniger Zeit, sich sein eigenes Bild zu schaffen, sein Urbild von der ihn umgebenden Welt. Wer früher durch Auge und Verstand und Witz seinen Blick geschult, darauf lange das Bildermachen geübt und dann ein Bild hergestellt hat, der war ein guter Handwerker, gar ein Künstler. Es werden heute nicht nur mehr Bilder gemacht und mehr Bilder angeschaut als vor zwanzig Jahren, es wird zumindest im Verhältnis auch mehr geknipst und dafür weniger photographiert. Dafür spricht neben dem immer noch nicht gesättigten Kameramarkt und der Zahl der Kameras überhaupt auch der Augenschein. Die Schulung des Blicks fürs Bildermachen oder durchs Bilderbetrachten gerät ins Hintertreffen. Was hervortritt ist der Schnappschuss. Möglicherweise ist dies nur ein Aspekt der allgemeinen Beschleunigung unseres Lebens. Beschleunigung heißt in diesem Fall immer auch Verflachung, denn wer mit 150 Stundenkilometern über die Autobahn fährt, hat keine Zeit mehr für die Landschaft. Wer in einer nicht enden wollenden Schnappschuss-Bilderlandschaft zu Hause ist, findet keinen Anhaltspunkt und keine Zeit für einen tiefergehenden Blick. Ebenfalls nicht zu vernachlässigen ist die Materialität des Bildträgers (oder Simulators). Bits und Bytes und Pixels sind nicht handhabbar, kein Mensch kann sie betasten. Ein Bildschirm ist kein Photopapier, ganz zu schweigen von einer Daguerrotypie. So passt die Herstellung des digitalen Bildes ganz ausgezeichnet zum Bildträger. Beides ist hochgradig unsinnlich. Ein Papierabzug hat diese oder jene Oberfläche, matt, hochglanz oder gar angeraut, er hat alle Papiereigenschaften, riecht sogar, ist manchmal eingerissen, geknickt oder zerkratzt. Bildschirme sind bestenfalls eingestaubt, anderenfalls wären sie einfach kaputt. Uns gehen in dieser digitalen Welt die Sinne verloren, die unsere Vorfahren vor Urzeiten als überlebensnotwendig herausgebildet haben. Ein neu sich herausbildender, in der heute gängigen Bedeutung von digital zu verstehender Sinn ist nicht vorstellbar.

realistical, more important, more substantial – this also seems to confirm the theory. First it is only a new technique which is different from the old image techniques by which, as we assume, human beings try to capture their world. Only through this artefact the world becomes human. The metamorphosis of nature through imaging, by this human deed, is an appropriation or connection of the world. This new automated procedure facilitates and accelerates the making of pictures and competes with our biological lens system, our eyes. A photographer can capture images with his camera, store them on his computer, develop archives, place them in the net or send them to others. He as photographer and as viewer no longer has as much time to produce his own images — his own archetype of the world surrounding us. He once trained his view through common sense and wit, then practiced for a long time and manufactured a picture: he was a good craftsman, even an artist. Today more photos are made and more are looked at than twenty years ago. More snapshots are taken and less is photographed. You can tell this not only by the amount of cameras sold and the still not saturated market but by appearance alone. There is less training how to take photos and how to view them. So what surfaces are more snapshots. Perhaps this is only one aspect of the general acceleration of our lives. Acceleration in this context always also means excitement, because when driving on the highway with 150 kilometers per hour, there is no time to observe the landscape. If you live in a world of never ending snapshots you will not find time for a deeper view. You also should not neglect the material of the image carrier (or simulator). Bits and bytes and pixels are not manageable by hand, no human being can touch them.


Die Demokratisierung hat nicht nur Könige und Prinzen zum Opfer. Wenn früher Abendschulen für Arbeiter Photokurse anboten, besitzt heute jeder Deutsche eine oder gar zwei Kameras. Wenn früher handwerkliches Wissen gelehrt und künstlerische Grundsätze studiert wurden, die, richtig angewandt, mit der technisch schlichtesten Kamera für schönste Bilder sorgten, gibt es heute das dicke viersprachige Handbuch zur technischen Unterweisung der Kamera. Demokratisierung heißt in unserem Fall Vermassung des Bilds. Gab es vor hundert Jahren ein Hochzeitsphoto, das über die Generationen vererbt wurde, gibt es heute hunderte Photos, die sich die nachfolgenden Generationen sicherlich nicht anschauen werden. Demokratisierung heißt folglich auch ökonomisch einen Werteverlust des Bildes. Sich gegen diese Bilderflut zu verhalten, kann schnell in einer kläglichen Donquichoterie enden, wenn man sich zur aristokratischen Daguerrotypie und der bürgerlichen Kleinbildkamera zurückträumt. Man sollte sich schon der hinzugewonnenen Vorteile zu bedienen wissen. Wer heute einmal ein Bild braucht, zum Beispiel als Beweis bei einem Autounfall, hat es schnell zur Hand. Die Rettung aus der Bilderflut jedoch kann nur in der Einübung von Fastenzyklen liegen. So wie das Übermaß an gastronomischem Genuss als Antwort das Fasten erfand, gleich ob religiös oder medizinisch indiziert, sollte dies auch für den Genuss von bewegten und ruhigen Bildern eingeführt werden. Familiär eingeübt, in der Schule verfestigt, wird uns eine solche Praxis vor drohenden Überreaktionen der Galle, vor Infarkten und Verfettung schützen. Das wäre, in allen Dingen, ein schönes Finale der Demokratisierung. Und die Rettung der Bilderindustrie.

A screen is not photo paper, nor even a Daguerreotype. So the production of the digital picture fits the image carrier well. Both are profoundly unsensual. A paper print can have a dull, glossy or even abraded surface, and all features of paper lie within, it has a special smell, sometimes it is torn, broken or scratched. Computer screens might be dusty or simply broken. In this digital world we lose our senses which our ancestors developed to be able to survive in primeval times. A new sense developing in the current meaning of the word digital is not conceivable. Not only kings and princes fell victim to democratization. Once, night schools offered photo courses for hobbyists, but today every German owns one or two cameras. Earlier, crafts were taught and artistic principles were studied so that you could take beautiful photos with the most simple camera. Today you get a thick manual in 4 different languages for technical instructions for a camera. Democratization means photos in bulk. One hundred years ago we had one wedding photo which was handed down to the next generations. Today there are hundreds of photos that the following generations will never look at. Therefore democratization signifies a loss in the economic value of the photo. If you try to oppose this flood of photos it can quickly end in a pitiful Donquichoterie, especially if you dream of the aristocratic Daguerrotype and the plain 35 mm camera. You should know how to use the newly acquired advantages of this development. If you need a photo as proof of a car accident it can be made quickly. You can only survive the picture flood by submitting to fasting cycles. Fasting was invented as the answer to indulging in too many gastronomical delights for religious or medical reasons. Fasting should also be introduced for the benefit of seeing too many moving or still pictures. Such a practice could protect us from overreactions of the gall-bladder, heart attacks and obesity. That could be a beautiful end to democratization. And the rescue for the photo industry.


R_VISION/1.008

James Delano Japan Mangaland Preistr채ger des Oskar Barnack Preis 2006


www.jameswhitlowdelano.com


R_VISION/1.010



R_VISION/1.012



R_VISION/1.014



R_VISION/1.016



R_VISION/1.018



R_VISION/1.020

Die digitale Dunkelkammer The Digital Darkroom BY MICHAEL EIBES


Over the past 10 years the daily work routine of photographers changed substantially. There has been a radical change in the tools as well as in the content requirements. Since the invention of photography it has never been as easy to operate a “darkroom.” Today, no chemicals are needed, no dark space is necessary, and a computer and printer on a desktop are sufficient. Today, those are the only technical requirements. But over the long term there are important issues such as availability, filing, file formats, color commitment, dissolution and data security. Until recently these issues were resolved with the choice of film, the development by a specialized laboratory and the filing in an archive. The present workday of professional photographers requires a greater understanding of technology and knowledge of electronic image processing – which developes into an own professional field in other areas. How does a professional photographer structure his job today? The following interview with Michael Ehrhart, a renowned German advertising photographer, should answer this question. Mr. Ehrhart, what is the most substantial change in the past 10 years in the daily work of photographers? Mainly the work sequences have densified and take up less time, but it has also become more complex. A big change is the independence from a fixed space. There is more freedom to move around which is very inspirational for creative work. How is the relationship of digital in contrast to analog photography in your work routine? Is the trend more towards the file or towards the negative? Concerning commissioned work the trend clearly is more towards the digital workflow but there are also clients who explicitly prefer analog work. About 75% of all clients order digitally and 25% analog. With my independent work I tend to prefer the use of the negative.

In den letzten 10 Jahren hat sich der Arbeitsablauf der Photographen sehr gewandelt. Die eingesetzten Handwerksmittel haben sich, ebenso wie die inhaltlichen Anforderungen, radikal verändert. Seit der Erfindung der Photographie war es noch nie so einfach eine „Dunkelkammer“ zu betreiben. Keine Chemie muss angesetzt werden, kein dunkler Raum ist nötig, es reicht im Prinzip ein Rechner und Drucker auf einem normal großen Tisch aus. Das sind die technischen Bedingungen für den Augenblick. Auf lange Sicht gibt es relevante Themen wie Verfügbarkeit, Archivierung, Dateiformate, Farbverbindlichkeit, Auflösung und Datensicherheit. Das ließ sich bislang einfach mit der Wahl eines Films, der Entwicklung durch ein Fachlabor und das Ablegen in einem Archivbogen erledigen. Der derzeitige Alltag professioneller Photographen verlangt ihnen ein Mehr an Verständnis für die elektronische Datenverarbeitung, ein Wissen um elektronische Bildverarbeitung ab – das in anderen Bereichen ein eigenes Berufsfeld hervorbringt. Wie organisiert sich ein Profi heute? Das folgende Interview mit Michael Ehrhart, einem bekannten deutschen Werbephotographen, soll diese Frage klären. Herr Ehrhart, was ist für Sie die wesentlichste Veränderung in den letzten 10 Jahren im Arbeitsalltag der Photographen? Hauptsächlich haben sich die Arbeitsabläufe verdichtet und nehmen weniger Zeit in Anspruch, sind aber auch komplexer geworden. Eine große Veränderung ist die räumliche Unabhängigkeit. Sie bringt Bewegungsfreiheit, die der kreativen Arbeit entgegenkommt. Wie ist das Verhältnis der digitalen zur analogen Photographie in Ihrem Arbeitsablauf? Geht der Trend mehr zur Datei oder zum Negativ? Was die Auftragsarbeiten betrifft, eindeutig mehr zum digitalen Workflow, es gibt aber auch Auftraggeber, die ausdrücklich den analogen Weg bevorzugen. Etwa 75% aller Auftraggeber bestellen digital und 25% analog. Bei meinen freien Arbeiten benutze ich zur Zeit immer noch gerne das Negativ als Ausgangsmaterial. Welche Hersteller photographischer Arbeitsmaterialien waren für Sie vor 10 Jahren und wer ist für Sie heute von Bedeutung? Vor 10 Jahren waren es Agfa Portriga, Kodak Tri-X Pan, Hasselblad. Heute sind es vorwiegend Apple, Fuji, Epson, Verbatim, Canon, Sony und Leica.


R_VISION/1.022

Which manufacturers of photographic material were important to you 10 years ago and who are they today? 10 years ago there was Agfa Portriga, Kodak Tri-X Pan, Hasselblad. Today it is predominantly Apple, Fuji, Epson, Verbatim, Canon, Sony and Leica. How do you organize your work routine, is there a difference between analog and digital, or do you accomplish the job the same way only with other means? A lot became simpler. The agency can be in Hamburg and the customer in Zurich. The selection of models and locations can be done via e-mail. The shooting can be accompanied by electronic data communication. Those are invaluable advantages. More efficient operational sequences also provide a more economical result. Has the time for preparation, actual photographing and post-treatment changed in relationship to each other? The time for preparation is not less, the speed changed. Still, many details have to be worked out before a good photo can be taken. Depending on the motif it can sometimes take very little time, but often it takes a lot of time. Not much has changed. Except that each step can be controlled at any time. Post-treatment has become a lot more elaborate. It requires a huge technical procedure, which is enormous in the digital workflow compared to analog photography. Which services do you perform at your studio now which used to be done by other professions? A substantial part of the digital workflow can be done in the “digital darkroom.” Within the analog range film development, polaroid selection and prints developed by hand dominated the workflow. With digital development everything can be done in one place. So additionally I have to handle technically complex procedures, which are less important in the analog workflow. I mean color standards, file formats, and filing of data. I will give you an example: the color of the photo on the monitor and the digital

Wie haben Sie Ihren Arbeitsablauf organisiert, gibt es einen Unterschied von analog zu digital, oder ist der Job im Kern der gleiche nur mit anderen Mitteln durchgeführt? Es ist vieles einfacher geworden, die Agentur kann in Hamburg und der Kunde in Zürich sein. Die Abstimmung und Auswahl von Models und Locations findet per E-Mail statt, das Shooting wird per elektronischer Datenübertragung begleitet. Das bietet Vorteile, die nicht zu unterschätzen sind. Effizientere Arbeitsabläufe sorgen auch für ein wirtschaftlicheres Ergebnis. Wie ist der Zeitaufwand für die Vorbereitung, das eigentliche Photographieren und die Nachbereitung im Verhältnis zueinander? Was hat sich verändert? In der Vorbereitung hat sich der Aufwand nicht verringert, das Tempo hat sich verändert. Es sind immer noch viele Details zu klären, bevor ein gutes Photo entstehen kann. Jeweils abhängig vom Motiv geht es manchmal sehr schnell, oft nimmt es viel Zeit in Anspruch. Da hat sich nicht viel verändert. Außer dass jeder Schritt jeder Zeit zu kontrollieren ist. Die Nachbereitung ist etwas umfangreicher geworden. Sie erfordert einen hohen technischen Aufwand, der im digitalen Workflow enorm ist – verglichen zum analogen. Welche Dienstleistungen führen Sie jetzt in Ihrem Studio aus, die bisher durch andere Berufe abgedeckt wurden? Ein wesentlicher Punkt im digitalen Workflow ist die „digitale Dunkelkammer“. Wo im analogen Bereich Filmentwicklung, Polaroidabstimmung und Handabzüge dominierten, entsteht digital alles an einem Arbeitsplatz. Das bedeutet aber auch, dass ich mich mit technisch komplexen Vorgängen auseinander setzen muss, die im analogen Workflow für mich weniger von Bedeutung sind. Ich spreche hier über genormte Farbstandards und Dateiformate, Datenarchivierung. Als Beispiel: das Bild auf dem Monitor und digitale Farbprints müssen in ihrem dargestellten Farbraum mit der Datei übereinstimmen. Sonst kann ich keine richtige Beurteilung der Arbeiten vornehmen. Das bedeutet, der ganze Workflow von der Aufnahme bis zur weitergegebenen Datei an den Kunden muss nach einer gängigen Norm kalibriert sein. Wie hoch ist der finanzielle Aufwand, den Sie durch vorgegebene technologische Innovationszyklen der Industrie betreiben müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben? Meine analoge Kameraausrüstung und die Studioausrüstung haben mich viel Geld gekostet, sind aber über Jahre wertbeständig geblieben. Die digitale Ausrüstung war auch nicht billig, verliert aber in kürzerer Zeit an Performance und Wert. Es gibt ständig Verbesserungen, denen man nicht immer sofort


DER WEG. Photographien von Michael Ehrhart. Geb. 1953. Photograph. Frankfurt am Main. Zeit: 18. September 2005 bis 14. Januar 2006 auf dem Jakobsweg von Speyer am Rhein nach Santiago de Compostela. 2.900 km Fußweg. Ausrüstung: Zero 6 x 9 Pinhole Camera. Kodak Color Negativ VC 160. Leica Bodenstativ. Motiv: Der Durst nach Seelenbewegung. Der Hunger nach inneren Bildern. Sucher: Die Landschaften auf dem Weg. Von Nord nach Süd. Von Ost nach West.

THE JOURNEY. Photographs by Michael Ehrhart. Born 1953. Photographer. Frankfurt, Germany. Time: September 18, 2005 until January 14, 2006 on the Way of Saint James from Speyer on the Rhine River to Santiago de Compostela. Equipment: Zero 6 x 9 Pinhole Camera. Kodak Color Negative VC 160. Leica tripod. Motive: Thirst for soul movement. Hunger for inner pictures. Viewer: The landscapes on the journey. From North to South. From East to West.


R_VISION/1.024


color prints have to correspond with the digital file, otherwise I cannot evaluate the photos correctly. That means that the whole workflow from the photograph taken to the file sent to the customer has to be calibrated in a certain norm. How high are the costs that are created by the technological innovation cycles of the industry in order to be able to operate competitively? My analog camera equipment and my studio equipment cost me a lot of money, but the value has remained stable. The digital equipment was also not cheap, but performance and value tend to decrease within a short time. There are constant improvements that you might not immediately adopt but sooner or later you cannot avoid them. Otherwise you lose the connection to the working world. Of course I love all new technologies and the possibilities they create. How does the change affect the quality of photography? For me it is quite positive. I am more and more tempted to use the numerous new possibilities that give me so much liberty to try out things. Therein I also see the greatest danger of digital technology. The arrangement of one instant or keeping a special situation for a larger circle of viewers lost its authenticity in many cases. Everything is open up to the last moment, up to the last second before publication. That is one side. The other one is the intensive preoccupation with each moment. The rediscovery of the instant and with that the conscious experience of every moment. Thank you for the interview.

folgen sollte, aber es kommt irgendwann der Tag, an dem es sich nicht mehr umgehen lässt. Sonst verliert man den Anschluss an die Arbeitswelt. Natürlich macht es mir auch Spass mich mit neuen Technologien und deren Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Wie wirkt sich die Veränderung auf die Qualität der Photographie aus? Für mich durchaus positiv. Es reizt mich zunehmend diese vielen Möglichkeiten zu beherrschen, die mir soviel Freiheit bieten Dinge auszuprobieren, ohne sie zum eigentlichen Inhalt werden zu lassen. Darin sehe ich die größte Gefahr der digitalen Technik. Die Inszenierung eines Augenblicks oder das Festhalten einer Situation für einen größeren Kreis von Betrachtern hat in vielen Fällen die Authentizität verloren. Alles ist bis zum letzten Moment, bis zur letzten Sekunde vor der Veröffentlichung offen. Das ist die eine Seite. Die andere ist die intensive Auseinandersetzung mit dem Moment. Die Wiederentdeckung des Augenblicks und damit des bewussten Erlebens. Ich danke Ihnen für das Gespräch.


R_VISION/1.026

Wo w채re die Photographie ohne Leica? Where would Photography be without Leica?

Ein Gespr채ch mit Gero Furchheim, Leiter der Unternehmenskommunikation der Leica Camera AG 체ber Leica und die Photokultur. An interview about Leica and the culture of photography with Gero Furchheim, Head of Corporate Communications at Leica Camera AG. by Patricia M. Eibes M. A. and Michael Eibes / Photos by Michael Ehrhart


Mr. Furchheim, Leica is more than a manufacturer of cameras. In the history of photographic innovation Leica has played a very important role. What influence did Leica have on the development of photography? As important inventions are made, different factors are always present. First, there were certain basic innovations. With Leica it was the availability of the roll film as motion picture film. There was a genius, who had a brilliant idea, which meant a real advantage for Leica. That inventor was Oskar Barnack, who developed the first compact camera that was both reliable and had high quality. Society also must be ready to positively adapt to such a new invention. That happened in the beginning of the 1920’s, as there was a desire for more dynamic pictures and the ability to print better quality in magazines. Leica was not in the business of photography at that time. It was the optical works Ernst Leitz Wetzlar, the genius Oskar Barnack, and the firm’s structure that made innovations possible. If several of these factors had not been present, and if Barnack had not been there, and if Ernst

Herr Furchheim, Leica ist mehr als ein Produzent von Kameras. In der Geschichte der Photographie spielen Erfindungen von Leica eine sehr wichtige Rolle. Welchen Einfluss hat Leica auf die Entwicklung der Photographie? Wenn wichtige Erfindungen gemacht werden, kommen immer verschiedene Faktoren zusammen. Da ist zum einen, dass es gewisse Basiserfindungen gegeben hat. Bei der Leica war es die Verfügbarkeit vom Rollfilm als Kinofilm. Dann muss es ein Genie geben, das eine zündende Idee hat, die einen wirklichen Vorteil bietet. Das war bei Barnack die kompakte Kamera, die sowohl Zuverlässigkeit als auch hohe Qualität hatte. Schließlich muss es ein Umfeld geben, in dem eine solche Erfindung auch positiv aufgenommen wird. Das war im Beginn der 20er Jahre natürlich die Sehnsucht nach dynamischeren Bildern, die Möglichkeiten in den Illustrierten besser zu drucken. Leica ist damals kein Photounternehmen gewesen. Es gab die Optischen Werke Ernst Leitz Wetzlar und dort vor allem das Genie Oskar Barnack, aber auch eine Unternehmensstruktur, die Innovationen ermöglicht hat. Wenn es verschiedene Faktoren nicht gegeben hätte, also Barnack nicht bei uns gewesen wäre, wenn Ernst Leitz II nicht den Mut gehabt hätte, die Entscheidung zu treffen, dann hätten da immer noch die grundlegende Suche nach dem schnelleren bewegteren Bild und die Basisentwicklung von Kleinbildfilm und Kameras existiert.


R_VISION/1.028

Leitz II had not had the courage to make the decision, then the search for a faster moving picture, the development of miniature film and the camera would still have occurred. If we had not undertaken this historical role to advance small frame photography, there would have been further steps in a different way, sooner or later. I do not believe that we can say without Leica everything would not have happened that way. But with Leica there is a marvelous starting-point. I think that there is rather an important role, something indispensable, if we speak about the photographers who worked with the Leica camera. They were individuals who got it going, and who created new modes of expression. If there had not been Mr. Cartier Bresson, or Dr. Paul Wolff, or if until today there had not been important photographers, then one would have to say that the world would have been poorer, because things would not have been noticed in such a way. I can speak about many photographers with verve. The world would have been poorer, if they had not been there. Whether or not photography would be poorer if Leitz had not existed I dare not state. But in the combination with the big Leica photographers something very special developed. Who actually buys Leica cameras? Our customers have several things in common. Both in the professional range, which constitutes about a tenth of our business, and within the range of the very engaged hobby photographers, who constitute about 90% of the turnover in the photo business. They all have a great desire for individuality and an extremely high interest in photography. You do not buy Leica by chance. Some buy Leica for mere prestige reasons, but they will quickly notice that you can only really know a Leica if you photograph actively with it. There are photographers, who want to develop their own “photo language.” There are other photographers who have a very

Wenn wir die historische Rolle nicht übernommen hätten, die Kleinbildphotographie voranzutreiben, hätte es früher oder später auf anderem Wege weitere Schritte gegeben. Ich glaube nicht, dass man sagen kann, ohne Leica hätte das Ganze nicht statt gefunden. Es hat aber mit der Leica einen wunderbaren Ausgangspunkt. Ich denke, dass es eher eine wichtige Rolle gibt, etwas Unverzichtbares, wenn wir über die Photographen, die mit der Leica gearbeitet haben, sprechen. Weil dort wirklich einzelne Menschen Themen vorangebracht haben und Ausdrucksweisen geschaffen haben. Wenn es keinen Herrn Cartier Bresson, keinen Dr. Paul Wolff gegeben hätte, wenn es bis in die heutige Zeit hinein wichtige Photographen nicht gegeben hätte, dann hätte man wirklich sagen müssen, dass die Welt ein Stück ärmer gewesen wäre, weil Dinge dann nicht so wahrgenommen worden wären. Also, ich kann bei vielen Photographen mit Verve darüber sprechen, dass die Welt ärmer gewesen wäre, wenn sie nicht da gewesen wären. Ob die Photographie ärmer gewesen wäre, wenn es Leitz nicht gegeben hätte, ich glaube wäre anmaßend das zu behaupten. Aber in der Kombination mit den großen Leica-Photographen ist etwas ganz Besonderes entstanden. Wer kauft eigentlich Leicas? Bei unseren Kunden gibt es einige Gemeinsamkeiten, im Profibereich, was etwa ein Zehntel unseres Geschäfts ausmacht, wie im Bereich der sehr engagierten Hobbyphotographen, die etwa 90% des Umsatzes im Photogeschäft ausmachen. Es gibt einen sehr großen Wunsch nach Individualität und ein extrem ausgeprägtes Interesse an der Photographie. Man kauft sich eine Leica nicht aus Zufall. Wer sie sich vielleicht nur aus Prestige kauft, der wird sehr schnell feststellen, dass man Leica nur dann spüren kann, wenn man mit ihr aktiv photographiert. Es gibt die Photographen, die eine Sehnsucht nach dem eigenen Bild antreibt, die selbst ihre Bildsprache entwickeln wollen. Oder diejenigen, die ein sehr klassisches Bildverständnis haben und die traditionellen Werte einer Leica, also die Qualität, die Zuverlässigkeit, auch das „Made in Germany“ sehr stark schätzen. Es gibt Photographen, die sehr viel emotionaler an das Thema herangehen, die einfach den Moment des Photographierens sehr genießen, das Experiment auch lieben, und einfach gerne auch die Inspiration haben, dass es eine Kamera ist, die von vielen großen und auch neuen Photographen gewählt wird. Natürlich wird Leica mit den ganz großen Klassikern verbunden, aber wenn ich heute auf Photofestivals unterwegs bin, sehe ich bei einer jungen Generation von Photographen mit sehr großer Freude, dass diese Sehnsucht nach dem eigenen Bild sie antreibt. Sie konzentrieren sich auf das Photographieren und entwickeln



R_VISION/1.030


classical understanding of photography and who appreciate the traditional values of Leica, like quality, reliability, and the factor “Made in Germany.” There are photographers who are much more emotional, who simply enjoy the moment of photographing a lot, who also like to experiment, and who like the idea of having a camera, which is used by many famous as well as new photographers. Naturally Leica is often associated with the great classical photographers. However, if I am at photo festivals I recently noticed with great joy that there is a new generation of photographers who have a great longing for their own picture. They really concentrate on photographing and develop their own handwriting. Fortunately for us there are a large number of young photographers who buy Leica consciously. There are customers who do not buy their Leica directly at a Leica dealer as a new commodity, but start by buying a used Leica camera. But they are the future customers who continue developing photography with the Leica camera. That’s a challenge to you as a Company, isn’t it? Of course. It is our task as an enterprise that we grow our base of customers and do not just count on those who already have the Leica virus in their blood. On the contrary, we must also ensure that we fascinate new customers and develop good starting-points to inspire new customers. Do many photographers connect a certain attitude with Leica? Is it also a bit of quality identification? Actually the Leica – and I speak above all of the classical rangefinder camera – is not an all-round camera but a specialist for certain areas that takes perhaps the very best photos, but covers other ranges only partly. Actually the camera creates a certain photographic attitude, and even we are always surprised about all the things our cameras can do. The camera forces the photographer to be occupied with himself. Everybody loves Leica who has the desire to create

dabei eine eigene Handschrift. Zum Glück für uns gibt es eine große Anzahl von jungen Photographen, die bewusst auf die Leica zurückgreifen. Es sind auch Kunden, die möglicherweise nicht direkt bei einem Leica Händler ihre erste Kamera als Neuware kaufen, sondern über eine gebrauchte Kamera einsteigen. Aber sie sind die Kunden von morgen, und auch jene, die die Photographie mit der Leica weiter entwickeln. Das ist auch als Herausforderung für Sie als Unternehmen zu sehen, oder? Auf jeden Fall. Es ist unsere Aufgabe als Unternehmen, dass wir den Kreis der Kunden erweitern und uns nicht nur auf diejenigen verlassen, die das Leica-Virus schon im Blut haben. Sondern wir müssen auch dafür sorgen, dass wir neue Kunden begeistern und gute Ausgangspunkte bieten um neue Kunden zu gewinnen. Verbinden viele Photographen nicht auch eine bestimmte Haltung mit Leica? Ist es nicht auch so ein bisschen so etwas wie Qualitätsfindung? Es ist tatsächlich so, dass die Leica – und hier spreche ich vor allem erst einmal natürlich von der klassischen Messsucherkamera – nicht ein Allrounder ist, sondern ein Spezialist für ganz bestimmte Einsatzgebiete ist und dort zu den allerbesten Ergebnissen führt, andere Bereiche aber nur ein Stück weit abdeckt. Und es ist tatsächlich so, dass die Kamera zu einer gewissen photographischen Haltung einlädt, obwohl wir alle hier auch immer wieder überrascht sind, was man mit ihr alles so machen kann. Sie lädt erst einmal vor allem dazu ein, sich mit sich selber zu beschäftigen. Und das ist schon mal das erste Kriterium. Lust zu haben, sich nicht von einer wunderbaren Elektronik ständig bevormunden zu lassen, sondern das Experiment einzugehen, selbst zu gestalten. Das ist ein wichtiger Punkt, dass es Menschen gibt, die sich mehr an der Aussage, an der Idee eines Bildes erfreuen, als an wunderbaren Hilfsinstrumenten und Rahmenbedingungen. Zweitens ist die Kamera von ihrer Bauart vor allem eine Reportagekamera, sie ist sehr diskret, sie lässt eine Nähe zu, man kann sich dadurch in eine Situation einfinden, genau beobachten, und das mögen viele unserer Kunden. Sie wollen nicht im Mittelpunkt stehen, sondern aus der Nähe beobachten, sich ein eigenes Bild machen und sensibel erzählen. Es gibt viele Beispiele für sehr enge Verbindungen zwischen Photograph und Photographiertem. Bilder, von denen man sagt, dass sie ein klassisches Leica-Bild sind. Es gibt aber immer wieder auch einzelne Photographen, die sozusagen die Leica gegen den Strich kämmen. Wenn ich einen Bruce Gilden sehe, der mit dem in der Hand gehaltenen Blitz einen Passanten auf


R_VISION/1.032

something original and does not want to be patronized by marvelous electronics. That is already a first criterion that there are people who enjoy the statement and the idea of a picture, without using marvelous auxiliary instruments and basic conditions. This ensures that thinking is quasi-removed. Another aspect is that the Leica camera is mainly a journalist’s camera. The Leica is very discrete and you can move very closely into a situation that you observe. A lot of our customers enjoy that. They do not want to place themselves in the center, but observe from the periphery, to sensitively tell their own story. There are many examples of very close connections between photographer and photographs. There are photographs where you can say THAT is a classic Leica photo. But there are also individual photographers who work completely differently with the Leica. If I see Bruce Gilden who jumps at somebody passing on the road with a flash held in hand taking a photo, it is very unusual for a Leica, but it also has its meaning. So we can say that a Leica M is like a mirror for the photographer. He is occupied with himself while concentrating on the picture. There are no toys, no getting lost in technology. It’s only about photographing as such. There is a beautiful quotation that photography can be both a mirror and a window. As a mirror observing oneself. That is very well possible with a Leica, because there is nothing between the camera and the world and you can create something yourself. But the Leica is also a window that invites you to look directly at what is happening. It is fascinating for me that the experience of photographing with the Leica is very much an individual experience. There are different photographers who experience diametrically opposite experiences and report about them. An example: A photographer rejoices that he receives so much attention by the person portrayed who says, “Oh, that is a Leica, he

der Straße fast anspringt und davon ein Photo macht, ist das für eine klassische (Leica) Fotoauffassung sehr ungewöhnlich, aber es gehört zu dem außergewöhnlich großen Spektrum und hat so auch seine Bedeutung. Also könnte man auch sagen, dass eine Leica M für einen Photographen wie ein Spiegel ist. Er muss sich mit sich selbst beschäftigen, sich auf das Bild konzentrieren. Es gibt keine Spielereien, kein Verlieren in der Technologie, sondern es geht um die Sache. Um das Photographieren selbst. Es gibt so ein schönes Zitat, dass Photographie sowohl Spiegel als auch Fenster sein kann. Als Spiegel, indem man sich selber beobachtet. Das ist mit einer Leica sehr gut möglich, weil man nichts zwischen sich und der Welt stehen hat, sondern etwas selbst macht, selbst erlebt. Aber auch das Fenster, das dazu einlädt, ganz direkt nach dem zu schauen, was passiert. Es ist für mich faszinierend, dass das Erlebnis des Photographierens mit der Leica ein sehr, sehr individuelles Erlebnis ist. Das heißt, es gibt verschiedene Photographen, die teilweise diametral sich gegenüber stehende Eigenschaften erleben und davon berichten. Ein Beispiel: ein Photograph jubiliert wenn es ihm gelingt so viel Aufmerksamkeit auf das Objekt zu richten, also der Porträtierte sagt, oh, das ist eine Leica, von der lasse ich mich gerne porträtieren; während der andere sagt, sie ist so diskret, dass, wenn ich im Kriseneinsatz bin, oft zu hören bekomme, das ist ja so ein altes Modell, das ist ja gar kein Profi, der das macht. Es gibt situationsgebunden und typgebunden völlig unterschiedliche Erlebniswelten. Wie viel investieren Sie in die Förderung zeitgenössischer Photographie? Nicht nur an finanzieller Förderung, sondern auch die Zeit, die Sie sich nehmen. Nicht umsonst sind Sie ja ein nicht wegzudenkender, fester Bestandteil der weltweiten Photographieszene. Wir investieren viel zu wenig und doch erstaunlich viel. Wenn ich sehe, welche Projekte photographisch anstehen, und vergleiche uns mit großen Geldgebern wie Banken und Institutionen, ist es ein sehr bescheidenes Engagement, weil wir monetär gesehen relativ bescheidene Etats haben. Unsere Stärke liegt in eigenen Projekten, die wir mit Kontinuität umsetzen und dadurch ist ein deutlich erkennbares und glaubwürdiges Engagement entstanden. Es ist so, dass es hier ein klares Verständnis dafür gibt, dass kulturelles Engagement für das Unternehmen ein integraler Bestandteil der Kommunikation ist. Weil wir wissen, dass Leica, so wie es heutzutage wahrgenommen wird, eine Medaille mit zwei Seiten ist. Es gibt zum einen das, was Techniker, Ingenieure tatsächlich in die Produkte einbringen können, aber es gibt auch die zweite Seite: der Einfluss der kreativen Photographen,



R_VISION/1.034

can gladly take my portrait.” While another photographer says, “The camera is so discrete that if I am in a crisis situation, I often hear people say that it is such an old model, he or she is not a professional.” There are different situations and completely different characters. How much do you invest in the promotion of contemporary photography? Not only financial support, but also time you invest. Leica is an established element in the international photography scene that nobody would want to miss. We invest much too little but nevertheless an amazing amount. If I see which photo projects are lined up, and I compare Leica to the large financial backers like banks and institutions, then we have a very modest commitment, because we have relatively modest budgets. Our strength lies in our own projects, which we realize with continuity so that a clearly recognizable and reliable commitment has developed. Our cultural commitment is an essential part of our company messaging. We know that Leica, as it is recognized today, is like a medal with two sides. There is what we as technicians and engineers can actually bring into the products, but then there is the second side, which is the influence of the creative photographers who create something completely unique with the camera, which very strongly influences Leica. And therefore it is completely logical that Leica does not only support its technology with development funds, but also its commitment to photography and also to the photographers. So projects developed that are unique — especially compared to the speed in which things appear and disappear nowadays. We have promoted the Oskar Barnack prize for 30 years. We have published Leica World, our own cultural magazine, for 10 years. We have promoted the European Publishers Award of Leica for 13 years. It carries the name Leica now also to show our clear commitment.

die mit dem Instrument etwas ganz Besonderes schaffen, das sehr stark auch auf Leica abstrahlt. Und deshalb ist es einfach ganz folgerichtig, dass Leica nicht nur durch die eigenen Entwicklungsgelder die Technik vorantreibt, sondern auch das Engagement für die Photographie und die Photographen vorantreibt. So sind Projekte entstanden, die im Vergleich zu den Geschwindigkeiten, in denen Dinge heutzutage entstehen und verschwinden, wirklich einzigartig sind. Wir richten den Oskar Barnack Preis seit nunmehr 30 Jahren aus. Die Leica World, unser eigenes Kultur Magazin, erscheint jetzt im 10. Jahr. Seit 13 Jahren gibt es den European Publishers Award von Leica, der jetzt auch den Namen Leica trägt, um unser Engagement noch mehr zu verdeutlichen. Es gibt ein internationales Netzwerk unserer Leica Galerien. Das ist nur dadurch möglich, dass sich vor Ort Menschen engagieren und unter dem Namen Leica Kulturarbeit leisten. Für die Größe des Unternehmens, etwa 1.000 Mitarbeiter und einem Umsatz von etwas über 100 Millionen Euro, ist das schon ein sehr stattliches Engagement. Wir wissen aber auch, dass wir nur bewusst Akzente setzen können. Das wir beispielsweise keine großen Sponsoring-Etats zur Verfügung haben, um andere Projekte oder Einzelprojekte von Photographen ständig zu unterstützen. Mir scheint es ist doch mehr als nur ein Bestandteil Ihrer Kommunikationsstrategie. Es ist gar nicht mehr wegzudenken aus Ihrer Unternehmenskultur. Es ist selbstverständlich so, dass in einer Zeit großer wirtschaftlicher Herausforderung vieles auf den Prüfstand gestellt wird. Jedes einzelne kulturelle Projekt muss zeigen, dass es erfolgreich läuft. Das heißt, dass einzelne Engagements, wo wir das Gefühl haben, dass die Balance nicht mehr stimmt oder wir uns vielleicht etwas weniger gut positioniert haben, gestrichen werden müssen. Aber im Kern wird das Engagement immer fortgeführt. Das steht nie zur Diskussion. Wir haben auch die Stärke bewiesen, in Zeiten, in denen schwierige Entscheidungen zu treffen waren, die mittel- und langfristigen Perspektiven zu erhalten. Wir wissen einfach, wenn man einem einzelnen Projekt, das über Jahre eine Reputation aufgebaut hat, die Mittel aussetzt oder streicht, wird es wahrscheinlich nie wieder so eine Position und Qualität erreichen. Oder nur mit einem überproportional hohen Aufwand. Deshalb war es und ist es für uns wichtig, dass wir auch dort mit Kontinuität Kurs halten. Wie viele Ausstellungen pro Jahr organisieren Sie oder initiieren Sie? Wir haben in der Leica Galerie in Solms 12 Ausstellungen pro Jahr. Etwa 8–10 Ausstellungen in der Leica Galerie



R_VISION/1.036

We have an international network of Leica galleries. That is only possible because local people are engaged who support the name Leica with their cultural commitment. For the size of the Company, there are about 1,000 employees and a turnover of more than 100 million Euros, that is a great commitment. However, we know that we have to be very selective. We have no large sponsoring budgets for other projects and we cannot constantly support projects by specific photographers. It appears to be more than just part of your communications strategy. You could not do without it anymore. It seems to be a solid part of your Company culture. Of course in a time of great economic challenges much of what we know is tested. Each individual cultural project must show that it is successful on its own merit. When we notice that individual commitments are not in balance any longer or that we did not position ourselves well enough, we discontinue the commitment but we continue our strategy. That is never a point of discussion. We have had the strength to keep our long- and mid-term goals even in difficult times. We know that if we cancel an individual project, which developed a certain reputation over the years, it can only be reactivated at a higher level. And therefore it is important for us that we keep a certain continuity. How many exhibitions per year do you organize or do you initiate? We have 12 exhibitions per year at the Leica gallery in Solms. We have about 8 - 10 exhibitions at the Leica gallery in Frankfurt. We have an annual summer exhibition with the representation of the federal state of Rhineland-Palatinate in Berlin. Every other year we are engaged with exhibitions in context with the Photokina. And that is what we do just in Germany. The exhibitions that we arrange are requested by cultural institutions within Germany, but they also travel abroad. We have exhibitions in the other Leica galleries abroad regularly. For

in Frankfurt, jährlich eine Sommerausstellung mit der Landesvertretung Rheinland-Pfalz in Berlin. Alle 2 Jahre engagieren wir uns mit Ausstellungen im Umfeld der Photokina. Das ist das, was wir erst einmal in Deutschland tun. Dazu kommen noch Engagements, wie beispielsweise die Beteiligung bei dem Wettbewerb Rückblende. Unsere Ausstellungen, die wir zusammenstellen, werden in Kultureinrichtungen innerhalb von Deutschland gezeigt, sie gehen aber auch ins Ausland. Wir haben international regelmäßig Ausstellungen in den Leica Galerien in New York, der traditionellsten Leica Galerie, in Tokio, in Wien, in Sao Paolo, in Melbourne. Wir zeigen im Rahmen des Festivals in Arles den Oskar Barnack Preisträger. Im Engagement mit den sieben europäischen Verlegern des Leica European Publishers Award kommen immer wieder neue Ausstellungen zusammen. In der Summe dürften es etwa 50 Ausstellungen weltweit im Jahr sein. Das ist schon eine ganz stattliche Anzahl. Das sind aber auch umgekehrt wieder Sensoren. An all diesen Orten trifft man doch wieder auf neue Strömungen, auf neue Photographen, neue Ideen? Das ist etwas, was für mich im Zentrum der kulturellen Arbeiten steht. Wirkliche Dialoge. Wir nutzen Wettbewerbe dazu um mit Photographen in Dialog zu treten, oder um in Fachhochschulen oder anderen Bildungseinrichtungen Wettbewerbe vorzustellen, beispielsweise in regelmäßigen Abständen in der Fachhochschule Hannover, wo Bildjournalisten ausgebildet werden. Dort sprechen wir über Wettbewerbe, sehen, welche neuen Tendenzen entstehen. Die Faszination entsteht durch zwei Ebenen: einmal, wie mit traditionellen Mitteln aktuelle bedeutende Geschichten neu erzählt werden, so dass sie begeistern. Zweitens, wie aber trotzdem in einer Welt, in der man manchmal den Eindruck hat, es sei alles schon probiert worden, es immer wieder Menschen gibt, die die Ausdrucksmöglichkeiten noch ein Stück weiter verschieben und es doch noch etwas anders zeigen als man es vorher gesehen hat. Natürlich gibt es immer Referenzen und Bezugspunkte, von denen man sich noch ein bisschen weiter weg bewegt. In beiden Kategorien ist zu sehen, dass oft auf die Leica zurückgriffen wird und es eine Beziehung zum Unternehmen und seinen Produkten gibt. Es gibt Photographen, die gerne in den Dialog eintreten, es wertschätzen, dass es im Unternehmen auch Interesse dafür gibt, und dass ein Platz geboten wird diese Arbeiten zu zeigen. Das finde ich wunderbar. Das ist etwas, was wahrscheinlich nur in einem Traditionsunternehmen möglich ist.


instance in New York, the most traditional Leica gallery, in Tokyo, in Vienna, in Sao Paolo, in Melbourne. We also show the Oskar Barnack winner during the international photo festival in Arles, France. In our engagement with the seven publishers of the Leica European Publishers Award exhibitions will be arranged again and again. There are about 50 exhibitions in partnership with Leica world-wide per year. That is a pretty impressive amount.

Das sind aber schon sehr besondere Beziehungen zwischen einem Unternehmen und seinen Kunden? Es ist eine emotionale Beziehung, die mit Leidenschaft geführt wird. Im Positiven wie im Negativen. Wenn etwas einmal nicht läuft, dann lässt das auch einen Photographen nicht kalt. Dann merkt man auch wie eng die Beziehung ist, weil er es völlig unverständlich findet, wenn etwas einmal nicht so funktioniert. Wenn man das kennt, dann kann man auch eine harte Kritik einmal als Ausdruck einer gewissen Zuneigung, einer Grundhaltung, dass es einem nicht egal ist, werten. Und das ist schön.

These exhibits also act as sensors. At all these locations you meet new ideas, new trends, new photographers. To me it is very important that meaningful dialogue is at the center of our cultural work. For example we use competitions to get into contact with photographers and we present them at professional schools or other educational facilities in regular intervals. For instance we work together with the professional school in Hanover where photo journalists are especially trained and where we see new trends developing. We talk about competitions and we see new trends.

Sind Sie mit dem Image von Leica in der Öffentlichkeit und in der Fachwelt zufrieden? Es gibt verschiedene Bestandteile des Leica Images, die trotz aller Schwierigkeiten und Probleme unverändert stark sind, die uns sehr stolz machen. Wenn Sie Items wie die Qualitätsvermutung, die Werthaltigkeit, die Beständigkeit der Produkte abfragen, dann erreichen wir Spitzenwerte. Und das ist etwas, was dazu führt, dass für uns die “Marke” Leica extrem wichtig ist und ein extrem hohes Gut ist, weil das auch durch Werbekampagnen, durch alle Aktivitäten eines Unternehmens kaum neu aufzubauen ist. Da ist aus der gewachsenen Aufmerksamkeit, aus dem über Generationen gewachsenen Bezug zu Leica etwas ganz Einzigartiges entstanden. Es ist aber auch so, dass wir ständig daran arbeiten der Marktpräsenz, der Aktualität und der Rolle, die der Kunde einnimmt, mehr an Bedeutung zu geben. Aktualität, das ist mit Sicherheit eine große Fragestellung. Die gesamte Thematik der digitalen Revolution, da werden wir mit Sicherheit gleich noch drauf zu sprechen kommen. Bei Leica ist es manchmal das Problem, dass es ein sehr hohes, positives Bild vom Unternehmen gibt, aber dadurch auch gleichzeitig eine gewisse Hemmschwelle entsteht. Leica greifbar zu machen, ist eine unserer großen Aufgaben. Da müssen wir als Unternehmen durch Seminare, durch gute Beratung und Werbung Vorbehalte abbauen.

There are two facets that are fascinating: how stories are told with traditional means, so that they inspire in a world in which we sometimes have the impression, everything has already been tried, but you can always find people who continue to shift the possibilities of expression still further and do things differently than you had seen before. In both categories you can see the fact that they like to use Leica and have a relationship with our company and gladly step into a dialogue with a company that is interested and where a place is reserved to show these works. I find that marvelous. That is probably only possible in a traditional enterprise. Those are very special relations between a company and its clients? It is an emotional relationship with lots of passion. There is passion in a positive as well as in a negative way. If something does not work, the photographer is also not indifferent. Then you notice how close

Wie wird Leica generell als Unternehmen eingeschätzt? Wie denken Sie zum Beispiel über die Einschätzungen durch Medien und Finanzwelt Leica sei zu teuer, hat den digitalen Trend verpasst..., fühlen Sie sich da richtig bewertet? Wenn ich die Beurteilung von Leica in der Summe in den Medien anschaue, muss ich sagen es war hart aber fair. Ich glaube die Fakten, über die wir gesprochen haben, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die existentiellen Probleme, die wir hatten, das Nicht-Erreichen von Zielen, da kann nur ein Traumtänzer noch darauf hoffen, dass man sagt, na, ihr seid trotzdem noch ein wunderbares Unternehmen. Dass da einfach in Klarheit die Probleme angesprochen worden sind, das ist richtig. Ich habe es aber als eine


R_VISION/1.038

the relationship is because he finds it completely incomprehensible if something does not function. If you know that, then you know that harsh criticism is a sign of a certain affection — a certain attitude that shows that you care. Even if it is said why you did not have this or that product, or why you did not make this or that, many are not indifferent. And that is beautiful. Are you happy with Leica’s image in the public and in the professional world? There are different components of the Leica image, which are invariably strong despite all difficulties and problems, which make us very proud. If you ask about quality, value and stability of the products, then you get the best ratings. That leads to the fact that for us the brand Leica is extremely important and it is an extremely valuable property. That is almost impossible to develop through marketing campaigns or other activities by a company. Leica has developed into a unique brand over generations. But we must continue working on the perception, the actuality and the role that the customer notices. Actuality is an important question as is the whole subject of the digital revolution. That is for sure a subject that we will still speak about. In addition with Leica there is the problem that one has a very positive image of the company, but there is also a certain hesitation to buy a Leica. One of our great tasks is to make Leica more accessible. As a company we have to reduce buyer hesitations through advertisements, good assistance and seminars. How do people see Leica generally as a company? What about all the evaluations in the media and the financial world that Leica is too expensive and overslept the trend? Do you feel treated correctly? If I look at the reports about Leica in the media, I must say they were hard but fair. I believe the facts that we spoke about, the economic difficulties, the vital problems which we had, the substantial goals we

sehr faire Auseinandersetzung erlebt, weil es auch in der schwersten Krise immer wieder Berichterstattungen gegeben hat, die nicht nur die aktuellen Probleme beschrieben haben, sondern gezeigt haben, was da ist, was einzigartig ist, was erhaltenswert ist, was auch gut ist. Die Frage des „Trends verschlafen“ war auch immer da. Es gibt zum einen natürlich das Problem, dass es sich manche Kritiker sehr leicht machen, indem sie nicht genau hinschauen und nicht sehen, welche Entscheidungen genau getroffen worden sind. Zu welchem Zeitpunkt wir auf bestimmte Themen, wie das digitale, eingegangen sind. So ein Stempel ist natürlich viel einfacher aufzudrücken als wirklich in die Tiefe zu gehen. Leica hat sich schon sehr früh mit digitalen Technologien beschäftigt und mit viel Energie versucht, Lösungen zu finden, die auch zu dem Unternehmen und zu den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen passen. Sicherlich ist ein Teil der Kritik auch berechtigt, weil es tatsächlich Entscheidungssituationen gegeben hat, wie wir mit Chancen und Risiken von neuen Entwicklungen umgehen, in denen wir auch manchmal zu konservative Entscheidungen getroffen haben. Das Management, dass aktuell die Leica Camera AG leitet, ist sehr viel beherzter in der Wahrnehmung von Chancen und ist auch bereit gewisse Risiken zu tragen, um nicht einen Anschluss an eine Entwicklung zu verpassen. Ist es möglich dass technische Innovationen alleine nicht ausreichen, um sich erfolgreich in dem Markt zu behaupten? Es muss beides zusammen kommen. Natürlich, das merken wir auch am Umsatz, Innovationen sind extrem wichtig. Wenn sich beispielsweise Objektive wie das neue 50 oder auch das aktuelle 75 Millimeter-M Objektiv ganz hervorragend verkaufen, über unsere Erwartungen hinaus. Obwohl zur Zeit im M-System keine digitale Anwendung auf dem Markt ist und es sich ausschließlich auf das analoge System bezieht. Dann ist das natürlich dadurch bedingt, dass wir in der ganzen Produktpalette auf Innovationen gesetzt haben, nicht nur im digitalen Bereich. Wir haben auf die Wünsche von Kunden gehört und die Produkte stellen einen Wert da beim Kunden, als die vielleicht besten Objektive, die es in dieser Kategorie bislang überhaupt gegeben hat. Aber natürlich ohne Innovation, ohne zeitgemäße Produkte können wir nicht von einem Nimbus leben. Wir müssen attraktive Angebote haben, einen Vertrieb, eine Kommunikation die ein Umfeld erzeugt, wo wir neue Kunden erreichen können. Und das auch in einem sich radikal verändernden Photomarkt, in dem wir uns neu behaupten und neu positionieren müssen.



R_VISION/1.040

didn’t reach, only in your dreams you can hope that people still say, well, Leica is still a great company. It is correct that the real problems were addressed. But I also experienced that there were reports that described the current problems and also showed, what is unique, what is worth keeping, what is good. The question that we “overslept a trend” was also always mentioned. Some critics do not take the pain to look closely at what decisions were taken and at what time certain topics were dealt with. It is of course much easier to stamp “overslept trend” on us instead of really looking for the facts. Leica has started thinking about digital technologies and tried to find solutions that fit the company and the economic conditions very early. Surely part of the criticism is just, because there were situations when we took conservative decisions. The management that leads Leica Camera AG currently is ready to take certain risks in order not to miss the connection to a current development. Maybe technical innovations alone are not sufficient to stay in the market successfully? Both have to be there. Naturally innovations are extremely important, and we notice that in our turnover. For example, lenses like the new 50 millimeter or 75 millimeter-M lens sell outstandingly and exceed our expectations. Even though there is no digital application for the M-system at the moment and it is exclusively based on the analog system. This is due to the fact that we concentrated on innovations in the whole product range and not only in the digital range. We listened to the desires of our customers. Our products are perhaps the best lenses that have ever existed in this category for our customers. But naturally without innovations, and without up-to-date products, we cannot live from a nimbus. We must have attractive offers, a sales department, and a communications strategy

Denken Sie an einen Wandel vom Premiumhersteller zum breit aufgestellten Digitalkamerahersteller? Würde das nicht eine Veränderung der Auffassung, mit der Leica Kameras hergestellt und verkauft werden, bewirken? Das Thema digitale Photographie ist relativ komplex. Ich versuche es in einzelne Pakete aufzugliedern. Das erste ist natürlich die Frage der Chancen und Risiken eines kleinen Unternehmens, nehmen wir dazu ein historisches Beispiel, die Leica S1. Wir hatten Mitte der 90er Jahre schon ganz klar im Unternehmen erkannt, dass die Digitalisierung der Photographie vor der Tür steht und dass Leica dafür Lösungen finden muss. Es gab also zu keinem Zeitpunkt eine Position hier im Hause die besagt hätte, das würde sowieso keine Rolle spielen. Natürlich wussten wir, dass die digitale Photographie ein relativ flüchtiges Marktsegment ist, das sich immer wieder selbst überholt mit immer wieder neuen Technologien neue Herausforderungen finden wird. Wir haben sehr früh begonnen an der eigenen Entwicklung einer digitalen Scannerkamera, der Studiokamera S1, zu arbeiten. Das war eine Kamera, die schon vor mehr als 10 Jahren perfekte Bildqualität geboten hat. Allein die Kenndaten beeindrucken immer noch heute: 5.000 mal 5.000 Bildpunkte, also 25 Millionen Bildpunkte, und das pro Farbkanal. Wenn man das mit heutigen Kameras vergleicht, würde man wahrscheinlich das Etikett 75 Millionen Pixel draufsetzen können. Man hat die besten Objektive von Leica im M und im R System verwendet. Das war eine wunderbare Lösung, die technisch zu Leica passte, aber dadurch, dass es eben eine Scannerkamera war, die eben nicht Snapshot-Aufnahmen ermöglichte, sondern nur Langzeitbelichtungen im Studiobereich, war die Anwendung sehr eingegrenzt, vom Vertrieb her ein Sonderthema, eine Entwicklung, die innerhalb sehr kurzer Zeit sich selbst überholt hatte. Die sehr schnell überholt wurde von anderen Technologien, weil die CCDs so gut wurden, dass die reine Beschränkung auf die StillifePhotographie einfach ein Marktausschlusskriterium war. An diesem einen Beispiel sehen Sie, dass wir schon sehr früh nach Lösungen gesucht haben, die zur Marke passen, dass es aber in der Größe des Unternehmens, durch den spezialisierten, selektiven Vertrieb einfach Begrenzungen gibt, die dieses Produkt wirtschaftlich nicht erfolgreich gemacht haben. In einer Zeit, in der sich die Technologien überschlagen haben, alle 6 bis 8 Monate neue Generationen von digitalen Kameras auf den Markt gebracht wurden, die die Bildqualität komplett verbessert, verändert haben, konnte man nur den Kopf über Wasser halten. Da muss man einfach ehrlich sagen, da hatte Leica eine schlechte Ausgangsposition, als eben ein sehr kleines mittelständisches Unternehmen im Vergleich zu kapitalstarken, auf Massenproduktion ausgelegten Unternehmen, die manchmal so viele Mitarbeiter in der Forschungsabteilung


that produces a surrounding field, where we can reach new customers in a radically changing photo market in which we have to gain new ground and a new position. Do you think of a change from premium producer to the broadly set up digital camera manufacturer? Wouldn’t that cause a change of view with which Leica cameras are manufactured and sold? The topic of digital photography is relatively complex. I will try to subdivide it into individual issues. First there is the question of the chances and risks of a small enterprise and let us look at the historical example of the Leica S1. As a company, we had already clearly recognized in the middle of the 90’s the fact that the digitalization of photography was there and that Leica had to find solutions. We never thought that it would not be important. Naturally we knew that digital photography was a relatively volatile market segment which will be outdated again and again as new technologies challenged it. We started developing a digital scanner camera, the studiocamera S1, at a very early stage. That was a camera which offered perfect image quality more than 10 years ago. The characteristic data still impresses today: 5,000 times 5,000 pixels, thus 25 million pixels per color canal. If one compares it with today’s cameras, one could probably label it with 75 million pixels. We used the best lenses of Leica in the M and R system. That was a marvelous solution, which fit Leica technically, but because it was a scanner camera, it did not allow snapshot photographs. But just long-term exposure in the studio segment, with limited applications, it was outdated within a very short time. This was because the computer sensors became so good that the pure restriction on still-life photography was a market exclusion. From this example you can see that we looked for solutions that fit Leica early on. But because of the small size of the company and its special and selective sales this product was not successful. In a time in which technology

für Digitaltechnologie hatten wie wir insgesamt an Mitarbeitern. Das heißt wir mussten uns in der Strategie auf sinnvolle Partnerschaften konzentrieren und da haben wir jetzt ein sehr gutes Netzwerk. Vor allem sind wir aktuell in einer Situation, in der die Grundentwicklung der digitalen Photographie so weit voran geschritten ist, dass es uns mittlerweile sehr viel leichter fällt das Besondere an Leica Produkten auch im Digitalen zu interpretieren. Das heißt, erst jetzt lohnt es sich für Sie darüber nachzudenken digitale Produkte zu entwickeln, weil erst jetzt ein Qualitätslevel erreicht ist, der für Leica interessant ist? Es hat sich schon eine ganze Zeit gelohnt darüber nachzudenken. Ich sage auch nicht, dass wir nicht an jeder Stelle alle Chancen wahrgenommen haben. Es hat auch sicher Situationen gegeben, wo wir die eine oder andere Chance haben vorbei ziehen lassen, weil wir zu viele Risiken gesehen haben. Aber jetzt sind wir in einer Situation, in der wir Leica sowohl in den beiden großen Systemen M und R digital interpretieren können. Wir haben mit dem Digitalmodul R wirklich eine sehr geschätzte, sehr hochwertige Lösung gefunden, die von den Kunden breit akzeptiert wird. Wir werden in der zweiten Hälfte 2006 eine digitale M Kamera vorstellen, die sich nahtlos in das System einfügen wird. Sie wird das Besondere der M Photographie auch im Digitalen möglich machen mit einem optischen Messsucher, mit einem Gehäuse, das genauso kompakt und hochwertig verarbeitet wird wie die klassischen Kameras, mit einer Bildqualität, die außerordentlich gut sein wird. Wir haben gerade im Februar angekündigt, dass wir ein weiteres neues System aufbauen werden und zwar durch die Beteiligung an dem so genannten „Four-Thirds“ Standard. Es wird das Leica D System sein, wo wir zusammen ein erstes Objektiv vorgestellt haben mit unserem Partner Panasonic. Wir führen zurzeit Untersuchungen durch, eigene Kameras und weitere Objektive anzubieten. Das heißt ein System, das so zusagen zwischen den beiden großen Systemen und den digitalen Kompaktkameras stehen wird. So etwas wie die Fortführung der Leica Digilux 2 Klasse. Und wir werden mit unserem Partner Panasonic im Bereich der digitalen Kompaktkameras sehr leistungsfähige aber auch unwahrscheinlich emotionale und schöne Produkte anbieten. Und das heißt, dass wir in der Summe in der Lage sind, das Digitale jetzt nahtlos in allen Bereichen einzufügen und das der Sockel sein wird auf dem Leica stehen wird. Das ist nicht nur eine Ergänzung, sondern die Basis unseres Geschäfts. Aber wir werden vielleicht noch länger als mancher das zurzeit erwarten wird, analoge Produkte im Angebot haben, weil die sich für uns wunderbar ergänzen und wir dort, auch wenn der Gesamtmarkt ganz klar Richtung digital geht, noch gewisse Nischen besetzen können, wo sich vielleicht andere zurückziehen. Und weil wir etwas Besonderes bieten in der Qualität.


R_VISION/1.042

advanced at such great speed (every 6 to 8 months), new generations of digital cameras were on the market with improved image quality, and we were only barely able to survive. We must admit that Leica was in a difficult starting position as a very small company compared with financially strong companies designed for mass production which had as many employees in their research department for digital technology as we had in our entire company. We had to concentrate on strategically useful partnerships. Now we have established a very good network. Currently we are in a situation in which the basic development of digital photography is so far advanced that it is easier for us to interpret the special features of Leica products digitally. So for you it is now worth to start thinking about the development of digital products now that the quality has reached a level that is interesting for Leica? It was worthwhile to think about it for quite a while. I am not saying that we did not take every possible chance. There were certainly situations where we saw too many risks. But we are now in a situation in which we can interpret Leica digitally both in the two large systems — M and R. The digital module R is highly regarded by our customers already. We will present a digital M camera in the second half of 2006 that will fit into the system smoothly. It will also make M photography possible digitally with an optical rangefinder, with a shell that is just as compact and high-quality as the classic cameras, with an image quality, which will be extraordinarily good. We announced in February that we will develop another new system with the participation in the “Four Thirds” Standard. It will be the Leica D system that we presented in cooperation with our partner Panasonic. We are presently trying to find out whether we should introduce further cameras and lenses in a system that will be in between the

In der Summe hatten wir extreme Probleme in der digitalen Evolution unseren Weg zu finden, aber jetzt stehen wir an einer gut positionierten Stelle. Weshalb auch beispielsweise unsere Investoren, unsere Aktionäre gesagt haben, dass sie diesen Weg mitgehen und ins Unternehmen investieren wollen. War das somit ein bewusster Umgang mit dieser Technologie und dem Markt für digitale Kameras und nicht eine Nachlässigkeit? Es ist dieser Stempel „Leica hat Digital verschlafen“, wie er ja auch manchmal sehr plakativ verwendet worden ist. Er ist zum ersten Mal für mich deutlich nachvollziehbar entstanden im Jahr 2000. Wir hatten seit 1998 eine lose Kooperation mit Fujifilm mit 3 Kameramodellen: die Leica Digilux, die Leica Digilux Zoom und die Leica Digilux 4.3. In Ergänzung zum digitalen Studiomodell Leica S1, das ich schon erwähnt hatte. Es gab damals aber die Situation, dass diese Kooperation nicht ausgebaut werden konnte, weil Fujifilm nicht daran interessiert war, dass wir eigenes Know-how in die Kameraentwicklung mit einbringen. Wir hatten uns damals bewusst entschieden eine neue Partnerschaft eingehen zu wollen, die es uns ermöglicht vor allem unsere eigene Optikkompetenz mit einzubringen. Es wird manchmal gerade in Japan so formuliert, dass wir eigene DNA, also eigene Erbsubstanz in die Entwicklung mit einbringen wollten. Das war mit Fujifilm nicht möglich. Wir hatten dann die einmalige Chance mit Panasonic, mit denen wir schon durch andere technologische Kooperationen im Bereich der Videocamcorder, aber auch im Bereich von Tochterunternehmen bei der Entwicklung einer analogen Kompaktkamera gut vernetzt waren, in das neue Segment der digitalen Kameras eintreten zu können. Genau in dieser Phase konnten wir mit Fujifilm nicht mehr weiter arbeiten, weil wir sozusagen schon mit dem anderen Partner „im Bett lagen“. Deshalb gab es eine Übergangszeit, in der die Vorentwicklungen liefen um eigene Kameraentwicklungen mit eigenem Know-how zu bringen, wir aber nicht mehr Partnerschaftsmodelle von Fujifilm übernehmen konnten. Und im Jahr 2000 gab es dann eine Bilanz-Pressekonferenz, wo wir tatsächlich die Situation hatten, dass wir in einem Jahr keinen digitalen nennenswerten Umsatz in unserem Geschäft hatten. Zwei Wochen später konnten wir die Ankündigung der Partnerschaft mit Panasonic veröffentlichen. Damals wurde dieses Signet geboren „Leica hat Digital verschlafen“. Tatsächlich war es aber eine ganz bewusst strategisch akzeptierte Lücke um in eine Partnerschaft zu gehen, die sich jetzt als ganz besonders erfolgreich erwiesen hat. Das heißt, dass das Bild, das manchmal suggeriert wurde, dass es hier in Solms Entscheider gegeben hätte, die gesagt haben, wir nehmen das alles nicht wahr und wir glauben, dass irgend-



R_VISION/1.044

two great systems and the digital compact cameras. Something like the continuation of the Leica Digilux 2 class. In addition we will offer very efficient and emotionally beautiful products within the range of the digital compact cameras with our partner Panasonic. We will be in a position to be able to insert the digital element in all ranges and that will be the base of Leica. That is not just an addition to our business, but the basis. But we will offer analog products longer than most people expect, because they complement each other and we can serve a niche market even if the total market is digital. And because we offer especially high quality products. All in all, we had severe problems in the digital evolution, but now we are very well positioned. This is the reason why our investors and shareholders said that they want to continue investing in the enterprise. Did you consciously handle this technology and the market for digital cameras in that way? Wasn’t it negligence? It is this stamp “Leica overslept digital,” as it was often used. I heard it for the first time in the year 2000. We had a loose co-operation with Fujifilm with 3 camera models since 1998: the Leica Digilux, the Leica Digilux zoom shot and the Leica Digilux 4,3. In addition to the digital studio model Leica S1, which I already mentioned earlier. However, at that time this cooperation could not be further developed, because Fujifilm did not want us to integrate our own know-how into camera development. At that time we decided that we wanted a new partnership that allowed us to implement our own optics competence. Especially in Japan it was interpreted that we wanted to bring our own DNA into the development. That was not possible with Fujifilm. Then we had the unique opportunity with Panasonic, with whom we were already connected in other technological cooperations in the range of the videorecorder and also within the range of subsidiary companies with the development of an analog

wann analog wieder so zurückkommen und das Digitale weggedrückt würde, eindeutig falsch ist. Wir haben immer darüber nachgedacht, wir haben nach Lösungen gesucht, wir haben aber jetzt, das muss man auch sagen, nach der wirtschaftlichen Krise einfach einen höheren Gang eingelegt. Die Frage, ob Leica Produkte für einen Massenmarkt anstrebt, möchte ich noch beantworten. Was für uns ganz entscheidend ist, ist die enge Definition, was das Besondere an einem Leica Produkt ist. Und da gibt es im Bereich Photographie drei entscheidende Kriterien: erstens, Leica steht für die besten Objektive, zweitens steht Leica für eine Konzentration auf das Wesentliche, und drittens eine hohe Beständigkeit und Wertigkeit. Diese drei Faktoren können wir in den verschiedenen Produktkategorien für Leica interpretieren. Durch unsere eigenen Leica Objektive in allen Kameras, durch besondere Bedienkonzepte, durch zeitloses Auftreten und besonders gute Verarbeitung. Wir wollen mit Sicherheit mehr Kunden ansprechen, mit weiteren Produktpaletten und mit neuen Systemen wie dem Leica D System. Aber in allen Segmenten, in denen wir uns bewegen, werden wir qualitativ an einer Spitzenposition stehen. Das heißt eine radikale Massenstrategie wird es bei Leica nicht geben. Also Ausbauen, aber unter Pflege der Markenpositionierung mit technischen Besonderheiten und in einem Weg, dass auch das Besondere der Marke gepflegt und weiterentwickelt wird. Die bisherige Haltung mit der Leica Kameras herstellt und vertreibt wird weiterbetrieben? Und das Schöne ist natürlich, dass das jetzt sehr viel besser möglich ist, weil wir digitale Technologien aufnehmen können. Es ist so in der analogen Welt, wir haben nie Film entwickelt und Film gegossen. So gesehen werden wir auch mit Sicherheit nie Sensoren selbst bauen. Aber wir können aktiv mit entwickeln. Es gibt eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit Kodak Image Sensor Solutions, die beim Digitalmodul R intensiv mit uns zusammen gearbeitet haben, um die Anforderung eines bestehenden Systems an Sensoren durch Technologien wie verschobene Mikrolinsen oder besonders dünne Glasschichten durch den Verzicht auf physische MoireeFilter zu lösen. Es gibt gute, beständige Partnerschaften und wir haben jetzt die Chance, die Technologien, die da sind, zu nutzen. Wäre das nicht eine schöne Businessgrafik. Die Anzahl der Arbeitsstunden in der Produktion einer Leica M7 mit einem 35 Millimeter Objektiv in Beziehung setzen zu dem, was sie dann im Laden kostet? Bei Kameras ist die Frage relativ einfach zu beantworten. Wenn alle Einzelteile einer Kamera – und das sind über 1.400 – fertig zusammen liegen und wenn man theoretisch in einem Rutsch alle Montagearbeiten durchführen würde, hätte man 11



R_VISION/1.046

compact camera. With them we developed the new segment of digital cameras. In this phase it was impossible to continue working with Fujifilm, because we were already involved with another partner. Then there was a transition period during which we developed own cameras with our own know-how, but we could not take partnership models with Fujifilm into account anymore. In the year 2000 we had a press conference where we did not have any digital turnover for one year. Two weeks later we announced our partnership with Panasonic. At that time this signet was born “Leica overslept digital.” But actually we chose this gap consciously for strategic reasons so we could enter a partnership, which proved to be particularly successful now. So the picture that implied that the management in Solms thought that the development would return to analog and that digital was ignored is definitely wrong. We always looked for solutions and after the economic crisis we shifted to a higher gear. I would like to answer the question whether Leica ever aimed at a mass-market. For us it is absolutely crucial to define what is so special about Leica products. There are three crucial criteria within the range photography: first of all Leica stands for the very best lenses, secondly it is known for its concentration on the essential, and thirdly Leica stands for stability and high value. We can interpret these three factors in the different product categories of Leica. We have our own Leica lenses in all cameras, we have special operating concepts, timeless design and the products are particularly well manufactured. We definitely want to address more customers with further product ranges and with new systems like the Leica D system. In all these segments we will offer top quality. So there will never be a mass-market strategy at Leica. We will continue to take special care of our brand with special technical characteristics and in a way that the uniqueness of the brand is maintained and further developed.

Stunden reine Handarbeit, reine Montagezeit. De facto dauert es eine ganze Menge mehr, weil die Kamera auch beispielsweise ruhen muss, weil Lack trocknen muss, oder Kleber trocknen muss. Es ist Handarbeit, weil man einfach in Handarbeit mit allen Sinnen arbeiten kann. Man kann spüren, man kann fühlen, man kann hören, es gehen also verschiedene Sinne ein. Eine mechanische Kamera ist immer ein sehr komplexes Gesamtwerk, das auch sehr sensibel ist und auch sehr genau eingestellt werden muss. Bei den Objektiven ist es von Bautyp zu Bautyp sehr unterschiedlich, die reine Montagezeit ist dort weniger. Aber wenn man es vergleicht mit der Komplexität anderer mechanischer Produkte, beispielsweise mechanischen Armbanduhren, dann muss ich sagen, die unwahrscheinlich hohe Fertigungstiefe und hohe Lebensdauer rechtfertigen den Preis unserer Produkte. Man bekommt einen reellen Wert, ein Produkt, dass für Generationen gebaut ist. Werden alle Teile die Sie benötigen bei Leica hergestellt? Oder gibt es auch viele Zulieferer, die hier im Umkreis ansässig sind? Wir arbeiten in einer unwahrscheinlich hohen Fertigungstiefe, das heißt also, dass die mechanischen Teile in unseren Werken gefertigt werden. Wir haben aber auch sehr gute Beziehungen zu Partnern hier, wenn es beispielsweise darum geht, dass aus einem vollen Messingblock eine Deckkappe gefräst wird, und hierzu ein massiver Messingblock mit einer CNC-Maschine bearbeitet wird, Stück für Stück abgehoben wird, Material abgefräst wird bis man eine perfekte Abdeckkappe hat. Hier greifen wir auf Partner in der Region zurück. Es gibt auch Partner in der Schweiz, die für Armbanduhrenhersteller Teile liefern, einen Fertigungsverbund zwischen unserem Werk in Portugal und unserem Werk hier in Solms, wo verschiedene Baugruppenkomponenten in Portugal gefertigt werden. Wir bekennen uns aber ganz klar zum „Made in Germany“ und pflegen und bauen den Standort Deutschland weiter aus. Wie viele Arbeitsplätze sind das in Deutschland? Wir haben in der Leica Camera Gruppe insgesamt knapp 1.000 Mitarbeiter, davon sind etwa 400 hier am Standort in Solms, wobei dort neben den Produktivmitarbeitern, also in der Fertigung selbst, auch natürlich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Entwicklungsabteilung, aber auch in den allgemeinen Verwaltungstätigkeiten dazukommen. Wer sich hiervon selbst ein Bild machen will, kann das im Rahmen von Werksführungen machen, die wir kostenlos anbieten. Es geht mir mehr darum, wie der Preis eines Leicaproduktes hinterlegt ist. Oft wird das gar nicht mehr mit der erbrachten Leistung und den verwendeten Materialen in Verbindung gebracht. Die Preisdiskussion


Leica will continue manufacturing and selling cameras with the same strategy? That is the beauty of it all! All this is now possible because we can utilize digital technologies. In the analog world we never developed and cast film. Thus we will surely never build sensors. But we can actively help develop. There is a very successful cooperation with Kodak Image Sensor Solutions which developed the digital module R with us in order to solve the requirement of an existing system of sensors with technologies such as shifted micro lenses or solving especially thin glass layers by omitting physical moiree filters. There are good, solid partnerships and we now have the chance to use the technologies that are there. Wouldn’t that be a beautiful diagram: to compare the number of hours it takes to manufacture a Leica M7 with a 35 millimeter lens in relation to what it costs at the store? With cameras it is relatively simple to answer this question. If all individual parts of a camera – more than 1400 pieces – lie together ready to be assembled and if you accomplished all assembly works without interruption, it would take 11 hours of pure manual work, pure assembling time. It actually takes a lot more time because the camera must rest in between, and because lacquer or glue must dry. It is manual work because you work with all different senses. You can feel, you can see, you can hear, and all other senses are implied. A mechanical camera is a very complex instrument. It is very sensitive and must be adjusted very precisely by hand. The lenses vary from type to type and take a lot less time to assemble. But if you compare it with the complexity of other mechanical products, for example mechanical wrist-watches, then the manufacturing time and the long life span justify the price of our products. You receive an object with real value and a product that is built for generations.

führt dazu, dass der Wert nicht richtig beurteilt wird. Nehmen wir ein ganz einfaches Beispiel: Das Zeiteneinstellrad einer Leica M Kamera. Wenn man es das erste Mal sieht, wird man einfach nur die Zahlen darauf sehen und denken, das ist wahrscheinlich aufgedruckt, weil das so üblich ist. Aber wenn man ganz genau hinsieht, sieht man, dass es ein Metallkörper ist, in dem die Zahlen eingraviert sind. Der gesamte Metallkörper ist schwarz verchromt und dann wird in Handarbeit in die Gravuren Farbe eingelegt. Das ist ein Arbeitsaufwand, der sehr erheblich ist. Das wird auf der Theke beim Photohändler keinen Unterschied machen, wenn man nicht darauf hingewiesen wird. Wenn man aber eine Kamera auch nach 30 Jahren noch gut nutzen kann, weil die Zahlen nicht abgerieben werden, sondern in der Vertiefung liegen und nicht weggekratzt werden können, da hat man wirklich einen Wert gekauft, der sich dauerhaft auszahlt. Und so gibt es viele einzelne Details, an denen sich zeigt, dass bei Leica nicht primär erst einmal auf einen niedrigen Preis hin entwickelt wird. Das ist tatsächlich nur in einem kleinen Marktsegment möglich. Es ist auch eine wunderbare Ingenieurleistung gute Produkte massenhaft zu produzieren und die Preisgrenze immer stärker nach unten zu treiben. Aber wir haben ein anderes Vorgehen, wir sagen wir wollen das Beste an Qualität machen und machen es so, dass wir das erzielen können. Und das hat seinen Preis, den man aber, wenn man ihn einmal investiert hat, immer wieder in der Verarbeitung spürt. Mit einer Systemkompatibilität über Jahrzehnte, ist das ein Produkt, das nicht nach wenigen Monaten schon zum Elektronikschrott gehört, sondern ausgebaut, weitergepflegt werden kann, dass auch noch einen Wert im Secondhandbereich erreicht. Jedes Mal, wenn man es in die Hand nimmt, weiß man, dass man etwas ganz Besonderes in der Hand hat. Stimmt. Aber heißt das auch, dass Sie konsequent eine Idee umsetzen, Qualität produzieren und nicht aus einer Preisvorgabe des Marktes ein Produkt entwickeln? Am Anfang steht ein Lastenheft, in dem gesagt wird, was wollen wir erreichen. Natürlich ist es auch so, dass relativ bald auch bei uns die Frage kommt, welche Wirtschaftlichkeit ein Produkt haben muss. Wir müssen es in einer Form realisieren, die sich auch für das Unternehmen rechnet. Wir wollen aber zum Beispiel, dass man auch in photographischen Grenzsituationen noch Leistungsstärke hat, wenn man bei voll geöffneter Blende schon die komplette Leistungsfähigkeit der Optik hat: Man muss dies einfach einmal erleben, wenn einem das Bild sehr viel wert ist. Das ist schön gesagt: „Wenn einem das Bild etwas Wert ist.“ Ein wichtiger Aspekt. Dazu habe ich noch ein paar Fragen : Wie werden die Kosten für das Design der Produkte bewertet? Sehen Sie das als eine strategische


R_VISION/1.048

Are all parts manufactured by Leica? Or are there other suppliers in the vicinity? We produce all mechanical parts in our factory. In addition, we have very good relations with partners here. For example, if a cap is milled from a full brass block, a solid brass block is processed piece by piece and is taken off material, which is milled off until a perfect cap is finished. We have partners in this region. There is also a partner in Switzerland that supplies parts for wrist-watches, then part of a manufacturing group that links our factory in Portugal with our factory here in Solms. However we concentrate on our image “Made in Germany” and maintain and continue to develop our location in Germany. How many jobs are there in Germany? We have about 1,000 employees in the Leica Camera Group altogether, and there are about 400 employees here at the location in Solms. Besides the employees in the production there are also employees in the development department and the general administrative departments. If you would like to see our production facility, we offer free guided tours. I am more concerned with the price of Leica products. Often there is no connection with the actual labor and the materials used. The price discussion leads to the fact that the real value is no longer judged correctly. Let’s take a simple example: The time adjusting wheel of a Leica M camera. If you see it for the first time, you only see the numbers on it and think that is probably printed, because it is like that normally. But if you look at it more exactly, you see that it is a metal body, into which the numbers are engraved. The entire metal body is chromium-plated and then in manual work the engravings are colored. The process is quite complex. It will not make a difference at the counter of the photo dealer if it is not pointed out especially. But if you can still use a camera after 30 years, because the numbers are not erased, because they can-

Investition an zur Positionierung und Absatzförderung? Auf jeden Fall. Welche Wertschätzung erhält Design und Kommunikation in Ihrem Unternehmen? Wir sprechen erst mal intern von der Gestaltung, nicht von Design, weil auch bei uns nicht die Zielsetzung ist, dass bei den Produkten ein Designer eine eigene Handschrift drüber legt, sondern es geht viel mehr darum, dass die Gestaltungskriterien, die ja historisch schon vorhanden sind, die über Jahrzehnte in der Produktentwicklung durch Entscheidungen von Ingenieuren, technischen Zeichnern da sind, dass die herausgeholt werden, dass sie auf das Wesentliche konzentriert werden und wieder erkennbar da sind. Und das ist etwas, was eine extrem hohe Bedeutung hat für Leica, weil wir Produkte haben, die, wenn sie im Regal stehen, wirklich unmittelbar mit Leica identifiziert werden können. Deshalb haben wir dort auch langfristige, wichtige Partnerschaften, allen voran mit Prof. Achim Heine und seiner Agentur Heine/Lenz/Zizka, Partnern, mit denen wir schon wichtige Auszeichnungen, wie vom Deutschen Designer Club den Grand Prix „Das Gute Netzwerk“ erhalten haben. Wir setzen Produkt- und Kommunikationsgestaltung so um, dass jedes einzelne Element auf die Marke einzahlt und einen Beitrag zur Positionierung des Ganzen leistet. Ein langfristiges Denken – ziehen Sie das einer Ausschreibungsmentalität vor? Inhaltlich orientiert, da zählt der lange Weg gemeinsam mit guten Partnern. Auf jeden Fall. Es ist ganz eindeutig, dass wir auch dort eine Haltung zu den Dingen haben. Es ist so, dass wir bei bestimmten Spezialaufgaben natürlich auch mit anderen Partnern zusammenarbeiten. Dass wir zum Beispiel, wenn es um das Thema Internet oder um die Entwicklung einer Anzeigenkampagne geht, natürlich auch auf Spezialisten zurückgreifen. Wir haben beispielsweise bei der Entwicklung einer Werbekampagne, die in diesem Jahr noch starten soll, mit der amerikanischen Agentur TWBA zusammengearbeitet nach einem Wettbewerb, weil wir da meinen, dass doch bei der recht komplizierten Kommunikationssituation für Leica, wir in einem kreativen Wettbewerb die beste Lösung finden müssen. Aber wir machen keine Ausschreibung auf einem offenen Jahrmarkt, sondern mit besonderen Partnern, die auch etwas einbringen können, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit suchen. Ich glaube, dass die Mentalität immer nur das einfachste, oder das günstigste, oder den am lautesten schreienden Partner auszuwählen, auf jeden Fall für ein Unternehmen wie Leica ein völlig falscher Weg wäre. Weil man dann in Beliebigkeiten verfallen würde.


not be scratched away, then you know that you really bought something of long-lasting value. There are many details like that that show that Leica is not developed for a lower price segment. It is only possible in a very small market segment. It is also a marvelous engineering achievement to produce good products in great quantities for a small price. But we say we want to produce the best quality and we want to be able to achieve that. And that has its price. But once invested you can always enjoy the exceptional quality. A Leica camera is still compatible after decades and not just a piece of electronic garbage after a few months. It can always be developed, further-maintained and even has a value in the second hand market. Each time you use it you know that you have something absolutely unique. That is correct. But does that imply that you consistently convert an idea and produce quality and do not develop a product from a price expected by the market? In the beginning we write down what we want to achieve. Naturally the question arises very early how economical a product must be. We must realize it in a way that is profitable for the company. For example we want to offer a wide range of possibilities if you work with a fully opened diaphragm and also have the complete efficiency of the optics. You have to have experienced this if a photo is worth a lot to you. That is beautifully said: “If a photo is worth a lot to you.� This is an important aspect. I still have a few questions about the design and communication: How high are the costs for the design of your products? Do you see these costs as a strategic investment for the positioning and sales promotion of your products? Of course. How much do you appreciate design and communication at Leica? How do you deal with it? We talk about the organization, not about


R_VISION/1.050


design, because we do not want a designer to place his signature on our products because it is historically already there. Decisions that have been made decades ago by engineers and technical draftsmen should be made recognizable again. This has a high significance for Leica, because we have products, which, if they are on the shelf, can be identified directly as being from Leica. Therefore we have long-term, important partnerships, especially with Professor Achim Heine and his agency Heine/Lenz/Zizka, with whom we recently received the Grand Prix award by the German Designer Club. We design our products and communication in such a way that each individual element places its mark and makes a contribution for the positioning of the whole. Long-term thinking. Do you prefer this to an advertising mentality? Content-wise oriented it is important to have a good relationship with long-term partners. Certainly. It is absolutely clear that we have a very specific attitude about everything. Of course we also cooperate with other partners in special other tasks. Concerning the internet or the development of an advertising campaign we also engage other specialists. We worked together with the American agency TWBA this year to develop an ad campaign which is due out this year, because we felt that the relatively complicated situation of Leica requires that we find the very best solution in a creative competition. The competition is not open to everyone, but only to trusted partners who know the situation and can offer something specific. I believe that if we had selected a partner who shouts the loudest or who is the cheapest it would be completely wrong for an enterprise such as Leica. Then everything would be arbitrary. That says a lot already: each product deposits into the brand. The complete opposite of arbitrary. How do you imagine the future of Leica? There are certain basic principles which must be recognizable everywhere always, because we can only represent a coherent picture in that way. That is by the way also what our two large shareholders expect of Leica. With the Kaufmann family as majority shareholder, who owns over 50%, and our strategic partner and shareholder Hermès, that holds 36.5% of the shares, we have two partners who continue investing in Leica, even in crises times, because they have a long-term objective. They are both investors with a long-term mentality who do not look at the next quarter results. Only private investors and families can still afford to look ahead like that nowadays. Our shareholder Hermès was once asked what their financial strategy is. The marvelous answer was: “We want our grandchildren to be proud of us.” If you have such a structure, then you have to take challenging decisions to keep the power of the existing brand. You have to develop products with consequence and philosophy and have to have the will to use all opportunities that lie in new media and technologies. Thank you for the interview.

Das sagt vieles aus: jedes Stück zahlt auf die Marke ein. Eben ganz das Gegenteil von beliebig. Wie stellen Sie sich die Zukunft von Leica vor? Es gibt gewisse Grundprinzipien, die durchgängig überall wieder erkennbar sein müssen, weil man nur dann ein wirklich kohärentes Bild darstellen kann. Das ist übrigens auch das, was unsere beiden Großaktionäre von Leica erwarten. Wir haben mit der Familie Kaufmann als Mehrheitsaktionär, mit mittlerweile über 50%, und unserem strategischen Partner und Aktionär Hermès, die 36,5% der Aktien halten, zwei Partner, die auch in der Krise deshalb in Leica investiert haben, weil sie ein langfristiges Ziel haben. Es sind beides Investoren, die nicht mit einer Kurzfrist-Mentalität rangehen, um sich vor allem am nächsten Quartalsergebnis zu orientieren. Sondern, wie es wahrscheinlich nur Privatpersonen und Familien heutzutage noch können, einfach über den Tag hinausschauen. Unser Großaktionär Hermès wurde einmal gefragt, was denn die Finanzstrategie von Hermès sei. Da wurde als wunderbare Antwort gewählt: „Wir wollen, dass unsere Enkelkinder einmal stolz auf uns sind.“ Wenn man in so einer Struktur ist, dann muss man Entscheidungen auch so treffen, dass das, was da ist, auf Dauer die Kraft behält. Konsequenz und Haltung in Marken- und Produktenentwicklungen und Philosophie, verbunden mit dem Willen, alle Chancen der neuen Medien und Technologien zu nutzen. Vielen Dank für das Gespräch.


R_VISION/1.052

Tomas Munita Kabul Afghanistan Preistr채ger des Oskar Barnack Preis 2006


www.tomasmunita.com


R_VISION/1.054



R_VISION/1.056



R_VISION/1.058



R_VISION/1.060



R_VISION/1.062



R_VISION/1.064

IMPRESSUM R_VISION erscheint 4x jährlich, jeweils im Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter zweisprachig in deutscher und englischer Sprache HERAUSGEBER Michael Eibes Design, Adelheidstraße 20, 65185 Wiesbaden, Tel. +49.611.308 77 70 CHEFREDAKTEUR Michael Eibes MITARBEITER DIESER AUSGABE Dr. Alexandra Bechter, Dr. Elmar Bechter, Odeke Bregler, Michael Ehrhart, Patricia M. Eibes M. A., Dr. Michael Hohmann, Jeffrey Ward PHOTOGRAPHEN James Delano, Michael Ehrhart, Tomas Munita KONZEPT/GESTALTUNG/LAYOUT Michael Eibes Design, Adelheidstraße 20, 65185 Wiesbaden, Tel. +49.611.308 77 70 PREPRESS UND DRUCK Druckwerkstätten Dieter Hoffmann GmbH, Senefelderstraße 75, 55129 Mainz-Ebersheim, Tel. +49.6136.95110 UMSCHLAGPAPIER Sensation Linear von ARJOWIGGINS, Abraham-Lincoln-Straße 16, 65189 Wiesbaden ANZEIGEN, ABOVERWALTUNG, VERTRIEB Michael Eibes Design, Adelheidstraße 20, 65185 Wiesbaden, Tel. +49.611.308 77 70, Fax +49.611.308 77 88 INTERNET www.rvison.de office@rvision.de ©2006 Michael Eibes Design IMPRINT R_VISION is published four times a year in spring, summer, autumn and winter bilingually in German and English PUBLISHER Michael Eibes Design, Adelheidstraße 20, 65185 Wiesbaden, Germany, Tel. +49.611.308 77 70 EDITOR IN CHIEF Michael Eibes CONTRIBUTING EDITORS Dr. Alexandra Bechter, Dr. Elmar Bechter, Odeke Bregler, Michael Ehrhart, Patricia M. Eibes M. A., Dr. Michael Hohmann, Jeffrey Ward CONTRIBUTING PHOTOGRAPHERS James Delano, Michael Ehrhart, Tomas Munita CONCEPT/DESIGN/LAYOUT Michael Eibes Design, Adelheidstraße 20, 65185 Wiesbaden, Germany, Tel. +49.611.308 77 70 PREPRESS AND PRINT Druckwerkstätten Dieter Hoffmann GmbH, Senefelderstraße 75, 55129 Mainz-Ebersheim, Germany, Tel. +49.6136.95110 COVER PAPER Sensation Linear by ARJOWIGGINS, Abraham-Lincoln-Straße 16, 65189 Wiesbaden, Germany ADVERTISEMENTS, SUBSCRIPTIONS AND DISTRIBUTION Michael Eibes Design, Adelheidstraße 20, 65185 Wiesbaden, Germany, Tel. +49.611.308 77 70, Fax +49.611.308 77 88 INTERNET www.rvison.de office@rvision.de ©2006 Michael Eibes Design



R_VISION

The Corporate Issue WILL RETURN IN AUTUMN. YOU CAN BUY THIS SPACE TO REACH EUROPE´S TOP CREATIVE BUSINESS PEOPLE. WWW.RVISION.DE


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.