Pti aktuell 2 2014

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Ein elementarpädagogischer Ansatz für Interaktionen zwischen ErzieherInnen und Kindern auf der Basis der Ko-Konstruktion ist das „sustained shared thinking“, übersetzt: unterstützend-teilhabendes Denken. Um die kognitive Entwicklung von Kindern anzuregen, sollen ErzieherInnen beim „sustained shared thinking“ mit Kindern bewusst dialogisch-entwickelnde Denkprozesse initiieren. Aus der Perspektive einer kindzentrierten Pädagogik wird in Bezug auf den Ansatz des „sustained shared thinking“ besonders die Bedeutung der Haltung betont, mit der die Päda­ gogInnen in ein Gespräch gehen und Fragen stellen. Grundlegend ist eine dialogische und erkundende Haltung, die erkennen lässt, dass die ErzieherInnen ernsthaft versuchen, den Hypothesen der Kinder zu folgen.

4. Religionssensible Begleitung als Evangelisches Profil Auf diesem Hintergrund wird derzeit die Bedeutung einer religionssensiblen Begleitung der Kinder ins Gespräch gebracht. Eine religionssensible Begleitung setzt bei der Religiosität der Kinder an und versteht sich als eine den konfessionellen Rahmen sprengende Religionsdidaktik (Bederna 2009, 17). Für eine evangelische Einrichtung

bedeutet dies, dass die christliche Praxis z.B. des Tischgebets, des Erzählens biblischer Geschichten und der Feier christlicher Feste durchaus gelebt werden soll. Diese können als ein Angebot verstanden werden, Erfahrungen mit religiöser Praxis auch für Kinder aus einem nichtchristlichen Kontext zu ermöglichen. Aber – auf dem Hintergrund des oben beschriebenen Bildes vom Kind sollen sie spätestens ab einem Alter von vier Jahren auch dazu motiviert werden, diese religiöse Praxis zu reflektieren und Raum erhalten, sich gegebenen-

falls davon auch zu distanzieren. Das evangelische Profil kommt dann gerade darin zum Ausdruck, dass konfessionelle Einrichtungen nicht nur Gelegenheiten bieten, religiöse Praxis zu erleben, sondern auch Gelegenheiten der Kommunikation und Reflektion dieser religiösen Praxis. Sowohl das Bild vom „kompetenten Kind“ als auch die Erkenntnis, dass Kinder „intuitive Theisten“ sind, fordert auch in der religionspädagogischen Arbeit mit Kindergartenkindern zu einem einfühlsamen, begleitenden und responsiven päda­gogischen Handeln heraus. Der Ansatz der „religionssensiblen Begleitung“ kann als eine Didaktik verstanden werden, die auf dieses Bild vom Kind (s.o.) reagiert und religionspädagogisches Handeln als einen kommunikativen und ganzheitlichen Prozess der Kommuniktaion mit Kindern deutet. Angela Kunze-Beiküfner

Tipps zum Weiterlesen: Büttner, G; Dieterich, V-J. Entwicklungspsychologie in der Religionspädagogik. Göttingen, 2013. Dornes, M. Der kompetente Säugling. Die präverbale Entwicklung des Menschen. Frankfurt/M., 2004¹¹. Kalloch, Ch. und Schreiner, M. (Hrg): „Gott hat das in Auftrag gegeben“ Mit Kindern über Schöpfung und Weltentstehung nachdenken, Stuttgart 2012 Saalbach, H. / Leuchter, M. / Stern, E. „Entwicklungspsychologische Grundlagen der Didaktik für die ersten Bildungsjahre.“ In Didaktik für die ersten Bildungsjahre. Unterricht mit 4- bis 8-jährigen Kindern, von M. Leuchter, Seelze / Zug, 2010, 86-97.

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