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Handgearbeitete Holzkiste mit 73 Büchlein, begrenzte Auflage. Bei Interesse Rückfrage an das Evan­ gelische Bibelwerk im Rheinland

Elisabeth Hausen (42), Tante und Redakteurin

Das Bibelbuch

Foto: angelacolac, thinkstock

Kleine besiegt den Großen – ist eine beliebte Kindergeschichte und gleichzeitig die Geschichte eines Totschlags. In manchen Kinderbibeln wird noch erwähnt, dass David Goliat den Kopf abschlägt. Das muss laut Steinkühler nicht unbedingt sein, vor allem nicht als Bild. Andererseits wollten Kinder im Alter zwischen acht und zehn Jahren „klare Kante“ haben und wissen, dass der Böse tot ist. Auch die Bewahrungsgeschichte von Noah, der die Sintflut überlebt, ist beliebt und gleichzeitig eine Gewaltgeschichte, es sterben jede Menge Menschen und Tiere. „Wenn ich nicht lügen oder weglassen will, muss ich mir genau überlegen, wie ich mit dem Sterben in der Geschichte umgehe. Ein Schlüssel ist, zu sagen: ,Es wird erzählt, Gott war so böse auf die Menschen ...‘“, rät Steinkühler. Auch Liebesgeschichten bieten Kinderbibeln, wie etwa die Geschichte von Jakob, der sich unsterblich in Rahel verliebt und fürchterlich traurig ist, dass er Lea bekommt. „Das ist so eine Geschichte wie: Die Prinzessin trifft den Prinzen oder nicht.“ Was macht also eine gute Kinderbibel aus? Steinkühler rät von alten Kinderbibeln ab, in denen Gehorsam, Strafe und Lohn besonders betont werden und die moralisierend sind. Diese be-

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Von außen sieht es aus wie eine gewöhnliche alte Bibel in Übergröße. Aber dieses Buch hat es in sich: Es enthält eine bunte Miniaturbibliothek. Sie soll Schulen helfen, das komplexe Thema Bibel „greif­ barer“ zu machen – so drückt es Elisabe­ th Werth vom Evangelischen Bibelwerk im Rheinland aus. Das Bibelbuch ist ein Teil der sogenannten Bibelbox. Die Ge­ genstände darin sind „zum Anfassen und Ausprobieren“ gedacht. Entworfen und originell umgesetzt hat das Bibel­ buch die Kommunikationsdesignerin Almut Schweitzer-Herbold. In einer Holzkiste, von außen gestaltet als alte Bibel, findet sich ein Regal mit Büchlein, die für die einzelnen Bücher von Altem und Neuem Testament sowie den Apokryphen ste­ hen. Öffnen lassen sie sich nicht, aber auf der Rück­ seite ist der jeweilige Inhalt, inspiriert durch den Bibellesebund, kurz zusammengefasst. So heißt es etwa zum Propheten Maleachi: „Gott erwartet von seinem Volk Respekt und Ehrlichkeit. Er kündigt sein Kommen an und sendet einen Boten voraus.“ Ein­ zelne Teile wie Geschichtenbücher oder Evangelien haben je eine eigene Farbe. So erfahren Schüler auf kreative Weise, was zusammengehört und was die biblischen Bücher beinhalten. Sie können auch ver­ suchen, die Büchlein selbst richtig einzuordnen. Zur Bibelbox gehören außerdem ein ausrollbares Bo­ denvlies zur Geschichte der Bibel, eine Lutherdose, ein Geschichtenbalken und eine Israel-Reliefkarte. Lehrer können die Elemente in den Schulreferaten der Evangelischen Kirche im Rheinland entleihen.

inhalteten eine veraltete Pädagogik und entsprächen nicht mehr den heutigen Erziehungsidealen. Auch erteilt die Theologin Kinderbibeln eine Absage, die ein Thema zu sehr vereinfachen, verniedlichen, in denen Probleme glattgebügelt werden und der liebe Gott in einer Tour lächele. „Die haben leider eine sehr kurze Haltbarkeitsdauer. Die Kinder mögen das eine Weile, dann sagen sie, das sind Kindergeschichten, jetzt bin ich groß.“ Steinkühler spricht sich dafür aus, dass Kinderbibelautoren auch nicht zu viel Deutung übernehmen sollten – etwa darüber, was eine Figur fühlt, was sie plant und denkt. Das nehme den Kindern den Spielraum, sich selbst hineinzudenken: „Weniger ist mehr“, sagt Steinkühler.

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