Christliches Medienmagazin PRO 1/2024

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Wo der Mensch unverzichtbar ist

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ünstliche Intelligenz ist längst Teil unserer Alltagswirklichkeit. Das gilt auch für den Journalismus: ein ausformulierter Wetterbericht auf der Basis der vorliegenden Daten oder ein Text zu den Fußballergebnissen nach Vorliegen der tabellarischen Spielergebnisse. Künstliche Intelligenz schafft enorme Arbeitserleichterungen und spart Zeit, die Journalisten für andere Aufgaben einsetzen können. Die positiven Möglichkeiten von KI müssen wir nutzen. Auch für christliche Themen wird Künstliche Intelligenz wesentliche Erleichterungen bieten. Ähnlich der journalistischen Nutzung kann auch hier Recherche und Textformulierung hilfreich sein. Selbstverständlich kann Software einen erläuternden Text über das Abendmahl schreiben. Doch was geschieht dabei? Die KI basiert auf Inhalten, aus denen sie nach intransparenten Kriterien ein Ergebnis generiert. Die Quellen bleiben im Dunkeln, deren Bewertung ebenso. Was ist zum Beispiel mit den Unterschieden 10

Dr. Hartmut Spiesecke, Leiter des IHKPreises für Wirtschaftsjournalismus „Ernst-Schneider“ bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer und ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der „Christlichen Medieninitiative pro“

zwischen katholischen, lutherischen und reformierten Quellen? Noch wichtiger ist mir die persönliche Perspektive bei christlichen Texten. Schließlich interpretieren Predigten oder Andachten nicht nur den Bibeltext, sie schlagen eine Brücke in unser Leben. Als ehrenamtlicher Prediger sage ich in der Predigt, warum die Texte mich bewegen.

Ich zeige, wo ich Gottes Wirken in meinem Leben erkenne. Ich bekenne Sünde und bitte um Vergebung. Was der Glaube an Gott in meinem persönlichen Leben bewirkt, das kann ich nur selbst beschreiben. Nur Menschen können an Gott als liebenden Schöpfer und Erlöser glauben. KI kann Menschlichkeit höchstens simulieren. Meine Forderungen lauten daher: Beiträge, die mithilfe von KI erstellt wurden, müssen erkennbar sein. Quellen müssen genannt werden. Für „Faktenchecks“ sind angemessene Instrumente und Verfahren zu entwickeln. Kommentare sind grundsätzlich ohne KI zu verfassen. Auch das Risiko von Fake-Berichterstattung potenziert sich mit dem Einsatz von KI, die jeden Tag besser wird, weil sie ein selbstlernendes System ist. Dies wird für Profis (und erst recht für Laien) immer schwieriger zu erkennen und zu falsifizieren sein. Deswegen wird Journalismus aus vertrauenswürdigen Quellen an Bedeutung gewinnen. Dafür steht auch die „Christliche Medieninitiative pro“.

Foto: Marc Olivier Jodoin

Künstliche Intelligenz kann nicht glauben


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