prisma 323 - Mauern

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Das Magazin der Studierenden der Universit채t St. Gallen Oktober 2009 Nummer 323

Mauern


Innovation trifft Tradition.

Innovation entsteht bei uns aus Tradition. Das heisst: über 90 Jahre Trends erkennen, brillante Ideen entwickeln, neue Wachstumsmärkte identif izieren. Dabei profitieren wir von der Vielseitigkeit unserer Teams: unterschiedlichen Perspektiven, verschiedenen Kulturen. Weil junge Talente – mit und ohne Berufserfahrung – nur in einem aussergewöhnlichen Umfeld lernen, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Booz & Company gehört mit mehr als 3’300 Mitarbeitenden zu den grössten Strategieberatungen weltweit. Wir suchen hochqualifizierte Absolventen und Young Professionals, die führenden Unternehmen und Organisationen den entscheidenden Vorteil verschaffen. Booz & Company – Essential Advantage. karriere@booz.com www.booz.com/ch


Mauern Editorial

W

ir bauen sie oder reissen sie ab. Wir überklettern sie oder kapitulieren vor ihnen. Physisch oder psychologisch. Sie stehen uns als Hindernis im Weg, nehmen uns die Sicht, fordern uns heraus oder stellen sich schützend vor uns. Mauern. In letzter Zeit ertappe ich mich immer häufiger dabei, über meine eigenen Mauern hinauszuschauen: Mein Master-Studium neigt sich langsam dem Ende zu. Viele Mauern brechen langsam ein und ich muss mich entscheiden, wo ich neue bauen will. Eine ungemein spannende Zeit.

Franco Buehlmann Abtretender Chefredaktor

Ich habe mich entschieden, mit dieser Ausgabe die Leitung von prisma meinem Nachfolger und bisherigen Stellvertreter Jeffrey Voegeli zu übergeben. Nach dem Gewinn des ersten uniQ-Awards für ausserordentliches studentisches Engagement (siehe Artikel «prisma gewinnt uniQ-Award» in diesem Heft) ist jetzt der richtige Zeitpunkt, das prisma in neue Hände zu geben. Nach zweieinhalb spannenden und lehrreichen Jahren bei prisma, die letzten 15 Monate davon als Chefredaktor, will ich meine Energie in Zukunft in andere Projekte stecken. Meinem Nachfolger Jeff wünsche ich alles Beste in seinem neuen Amt. Euch, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich viel Spass mit diesem Heft und viel Erfolg beim Bauen oder Abreissen eurer eigenen Mauern.

M

erci Franco!

Dank der vielen hilfreichen Tipps von meinem Vorgänger und der Unterstützung des prisma-Teams wird es sicher gelingen, weiterhin ein unterhaltsames und interessantes Studierendenmagazin zu produzieren. Schön wäre, wenn wir mit jeder neuen Ausgabe sagen könnten: So gut war prisma noch nie.

Jeffrey Vögeli Neuer Chefredaktor

Dazu müssen wir nicht nur informieren und erzählen. Jeder Leser soll sich bei der prisma-Lektüre mindestens einmal ärgern und hoffentlich noch öfter freuen. Wir sind dann mit unserer Leistung zufrieden, wenn prisma nicht nur spannender als die Vorlesung, sondern auch spannender als die Pause ist. Wenn man auf die Toilette geht, weil dort ein prisma liegt, und nicht, weil man muss. Wenn man sich über eine lange Busfahrt am Morgen freut, weil man da prisma lesen kann. Eine besondere Ehre ist, dass ich die Chefredaktion von prisma ausgerechnet im fünfzigsten Jahr des Magazins übernehmen darf. Zu diesem Anlass kommt im November eine Jubiläumsausgabe heraus, die zusätzlich zu dem der Studierenden auch noch den Alltag der Alumni bereichern wird. In diesem Sinne verbleibe ich vorerst und freue mich auf eine gute Zeit. Für Anregungen und Kritik von euch bin ich natürlich sehr dankbar. Wer sich also bei der Lektüre dieser Ausgabe weder ärgert noch freut, darf sich gern an mich wenden.

3 prisma – Oktober 2009


Editorial prisma gewinnt uniQ Cartoon Lesermeinungen Das Gerücht Heftvorschau Zuckerbrot & Peitsche

3 6 40 63 66 66 67

T hema 34 36 38 40

Exklusivität durch Mauer Waiting For The Worms Die Innenstadt sieht verdächtig nach einem Spielplatz aus Comic

A ktuell 8 9

Terminkalender Kurzmeldungen

S tudentenschaft 14 15

16 18

Studentenschaft der Universität St. Gallen Gemeinschaft Alles neu auf myunisg.ch Campus Bar Erstsemesterpackages Hinter den Kulissen Unter die Lupe genommen

C ampus 20 21 22 23 24 26 27 28 30 32

Die Lebenslaufmitgestalter von der Guisanstrasse Karrierechancen für Nicht-BWLer Mit gezielten Fragen auf neue Wege Best of the Rest bei der Golf-EM Wie gut bin ich, Coach? Die schwarze (HSG-)Liste Neu per Herbstsemester 2009 Der schnelle Weg ins nepalesische Kloster Kritische Reflexion oder Selbstbeweihräucherung? Zankapfel Forum HSG

4 prisma – Oktober 2009

3 60° 42 44 46 49 50

Kunstmarktkolumne Es geht auch anders Das tödliche H1N1-Virus oder «Die Schweinegrippe» Der Schweizer, ein unbekanntes Wesen Die Liste

M enschen 52 54 56 58 60

Herausgepickt: Romana Brüggemann Good Luck für den Dialog Partypictures Profs privat: Dr. Timon Beyes «Sicher haben wir Fehler gemacht, sogar einige gravierende»


Waiting For The Worms

Seite 36

Fast jeder hat sie irgendwo in sich: eine innere Mauer. Im extremsten Fall kann dies zu schweren Psychosen führen. Gut ist es, wenn man es erst gar nicht dazu kommen lässt. Besser ist es allerdings, wenn man künstlerisch begabt ist und wieder seinen Weg in die Wirklichkeit findet. So schenkt uns Roger Waters mit seiner Band einen einzigartigen Erfahrungsbericht.

Es geht auch anders

Seite 44

Vorbei mit Langeweile. Max Winkler schildert seine Sicht des St. Galler Ausgangsangebots und rechnet mit den immer gleichen Studentenpartys ab. Als Alternative schlägt er Indiesound und Elektro vor.

«Good Luck für den Dialog!»

Seite 54

Die diesjährige Startwoche beschäftigte sich intensiv mit dem Thema der kulturellen Kooperation. prisma sprach deshalb mit dem HSG-Politologen und Startwochen-Referenten Christoph Frei über die Herausforderungen von religiösen Konflikten, die Schwierigkeiten zwischen Christentum und Islam und die Voraussetzungen für einen Dialog der Kulturen.

Impressum Ausgabe 323, Oktober 2009 Studentenschaft Universität St. Gallen Redaktion prisma Oberer Graben 3, 9000 St. Gallen 071 220 37 43 prisma@myunisg.ch Präsidentin: Bianca Liegmann Chefredaktor: Franco Buehlmann Stv. Chefredaktor: Jeffrey Vögeli Finanzen: Max Winkler

Aktuell: Raffael Hirt Campus: Yannick Pengl Thema: Marcel Graf 360°: Valentin Diem Menschen: Matthias Mirbeth Layoutleitung: Sarah Schranz Layout: Bianca Liegmann, Michael Pum, Moritz Runge, Sarah Schranz Cartoon: Moritz Runge Cover: Nadina Frehner

Anzeigenregie: Metrocomm AG, Zürcherstrasse 170, 9014 St. Gallen, 071 272 80 50 Druck: Druckerei Flawil AG, 071 394 96 96 Lektorat: Monika Künzi Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

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prisma gewinnt uniQ-Award

prisma hat sich gegen 19 andere studentische Initiativen durchgesetzt und den im Mai 2009 erstmals vergebenen uniQ-Award für ausserordentliches studentisches Engagement gewonnen.

Franco.Buehlmann@student.unisg.ch Chefredaktor

D

er uniQ-Award wurde von der Studentenschaft der Universität St. Gallen mit dem Ziel ins Leben gerufen, das studentische Engagement neben dem Studium, das seit der BolognaReform zurückgegangen ist, zu fördern. Der Vergabeprozess führt über drei Ausscheidungsrunden: Zuerst werden die aussichtsreichen Initiativen mittels eines Fragebogens selektiert, dann stellen sich diese Initiativen in einem selbstverfassten 10-seitigen Bericht ausführlich vor, und schliesslich präsentieren sich in der Schlussrunde die drei im Rennen gebliebenen Initiativen vor einer Jury. Die Jury setzt sich aus Vertretern der Universität St. Gallen, der globalen Wirtschaft und der HSG Alumni zusammen. Die Bewertung der Initiativen erfolgt in jeder Runde nach den uniQ-Kriterien: Impact, Effizienz, Leadership, Innovation/Kreativität, Nachhaltigkeit. Die Gewinner-Initiative wird mit einem Preisgeld von CHF 10'000 (für die Initiative) und einer Sieger-Urkunde honoriert. Am 16. Mai 2009 durfte das prismaTeam den ersten uniQ-Award vom Vorstand der Studentenschaft und von Juryvertreter Prorektor Prof. Dr. Thomas Bieger im Haus der Studentenschaft entgegennehmen. Der Gewinn des Awards ist vor allem dem grossen Einsatz, der Kreativität und dem Mut zur Veränderung des prisma-Teams zu verdanken. In den letzten Jahren wurden viele wegweisende Neuerungen eingeführt. Diese hatten zum Ziel, prisma stärker auf die Universität und die Bedürfnisse der Leser aus-

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zurichten, die interne Organisation effizienter sowie nachhaltiger zu gestalten, das Magazin inhaltlich und layouttechnisch in der Qualität weiter zu steigern und die Mitarbeit bei prisma attraktiver zu machen. Ein neues Layout, neue Ressorts, eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Vereinen und der Verwaltung, eine neue Organisationsstruktur sowie eine interne Prozessdokumentation sind nur einige wichtige Verbesserungen, die im letzten Jahr realisiert wurden. Das Feedback auf diese Neuerungen war durchaus positiv. Neben dem Gewinn des uniQ-Awards – und dies ist als noch wichtiger einzustufen – haben wir im letzten Jahr auch einen stets wachsenden Mitarbeiterzustrom erfahren. Seit letztem Semester gibt es keine Ämterkumulationen im Vorstand mehr, zudem konnten neue Stellen geschaffen werden und mehr freie Autoren als je zuvor tragen mit ihren Artikeln zu einer wachsenden Diversität der Texte und Themen bei. Ein wichtiges Ziel konnte

erreicht werden: die breite Abstützung und Verankerung des Magazins; ganz nach dem Motto: «von Studierenden, für Studierende». Wir sind sehr stolz, dass unser Engagement mit dem uniQ-Award belohnt wurde. Jedoch sollen auch die vielen anderen Initiativen nicht unerwähnt bleiben, die ebenfalls mit viel Engagement jahraus, jahrein dazu beitragen, dass die Studierenden einerseits als Mitarbeitende wertvolle Erfahrungen sammeln und andererseits als Kunden/Nutzer/Teilnehmer von den angebotenen Dienstleistungen profitieren können.

Übrigens: prisma nimmt auch am «Pro Campus-Presse Award 2009» teil, der herausragende journalistische Leistungen studentischer Printmedien im deutschsprachigen Raum auszeichnet. Die Preisvergabe ist im Winter – man darf gespannt sein!


A ktuell 8

Terminkalender

9

Kurzmeldungen


Terminkalender

12. Oktober

20. Oktober

27. Oktober

Redaktionsschluss prisma 324

20.00

18.15

Stars and Strips

Seminarraum AZSG

AK: Stamm

öffentl. Vorlesung mit Dave Dollé

08.00

19.00

29. Oktober

Assessment Centers in Banking

AV Notkeriana: Tutorium für Assessis

18.15

13. Oktober

21. Oktober

Gespräch mit Markus Fuchs

20.00

22.00

03. November

Oberstrasse 91

Treffpunkt: Kino Scala

Elephant

AK: Poker- und Jassabend

Semester Break Media-Party

17.30

22. Oktober

Neue Börse Zürich

Trading Club: Die Welt der ETFs

10.00

Kongresshaus Zürich

14. Oktober

Trading Club: Produkte Messe

Uni St. Gallen LwA: Abgabe TP2-Folien

19.00

15. Oktober 19.00

17.30

Treffpunkt: Kino Scala

AV Notkeriana: Olma-Stamm

Anmeldungsende oiko Konferenz 09

09. November Uni St. Gallen LwA: Abgabe Seminararbeit

Sitzungsraum im IWÖ

oikos&pizza: «Masdar City»

09. November

23. Oktober

Yeah! Das neue prisma liegt auf!!!

Zofingia-Rüümli

Zofingia: Fondue-Abend

Audimax

Anmeldungsende McKinsey-Projekt

26. Okt. - 07. Nov. Uni St. Gallen LwA: Mündliche Prüfungen

Legende Pfeil rechts bedeutet: Mehr Infos dazu unter Kurznachrichten

! 8 prisma – Oktober 2009

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Die Vollständigkeit und Korrektheit der Angaben ist ohne Gewähr.


Fun, Network & Personality Willst du einen spannenden und vielseitigen Ausgleich zum Studium? Suchst du den Zusammenhalt und das Netzwerk einer Verbindung, ohne dich Regeln, Zwängen und Farben zu unterwerfen? Dann bist du bei uns genau richtig! Der Akademische Klub St. Gallen ist der älteste Klub der HSG. Interessiert? Schau doch mal auf www. akademischerklub.ch vorbei oder melde dich unverbindlich unter akademischerklub@myunisg.ch zu einem Anlass an. Wir freuen uns auf dich!

Landert, Sarrazin, Brabeck und Kux im Dialog Klub Mit seiner Rednerliste für das kommende akademische Jahr knüpft der Dialog Klub nahtlos an die gut besuchten Veranstaltungen im letzten Semester an. Den Anfang macht Karl Landert, CIO der Credit Suisse. Er wird sich am 19. November um 18.00 Uhr im Raum 09-011 den Fragen der Studierenden stellen. Am 9. Dezember wird dann Dr. Thilo Sarrazin erwartet, früher ein streitbarer Berliner Finanzsenator, heute Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Im zweiten Semester werden NestléPräsident Peter Brabeck Letmathe und Siemens-Managerin Barbara Kux nach St. Gallen kommen. Die Details zu allen Events sind auf der Website des Dialog Klub ersichtlich, wo man auch Mitglied werden kann: www.dialogklub.ch

Highlights für HSG-Frauen netz+ - HSG Women fördert die Karrieren von HSG-Frauen. In diesem Semester winken wieder spannende Workshops, hochkarätige Netzwerk-Anlässe und eine neue Runde des erfolgreichen «Peer Group Coachings». Beispielsweise kannst du deine Stim-

me trainieren oder dir in einem KurzWorkshop überlegen, ob eine Dissertation für dich das Richtige wäre. Zudem hast du die Möglichkeit, dich an Lunchs und an einem gediegenen Dinner mit erfolgreichen Berufsfrauen zu vernetzen. Vielleicht hast du auch Interesse am Peer Group Coaching für BachelorStudentinnen, bei dem du dein Profil schärfen und deine Selbstkompetenzen erweitern kannst? Wir freuen uns über dein Interesse! Mehr Infos findest du auf www.netzplus. unisg.ch

Dein Beratungsprojekt mit McKinsey: Berufseinstieg von HSG-Frauen Die Universität St. Gallen führt in Kooperation mit McKinsey & Company ein spannendes Beratungsprojekt für Studierende durch. Dabei wird der Berufseinstieg von HSG-Absolventinnen analysiert. Ziel ist es, konkrete Massnahmen zur optimalen Unterstützung der Berufseinsteigerinnen zu entwickeln. Die Studierenden lernen dabei die Arbeitsweise von Topmanagement-Beratenden kennen und bearbeiten ein für die HSG hochrelevantes Thema. Die Eckpunkte des Projekts: • Projektteam von 4 bis 5 Studierenden (Bachelor ab 5. Semester, Master, Doktorat) • Regelmässiges Coaching durch Consultants von McKinsey • Betreuung durch Projektausschuss mit HSG- und McKinsey-VertreterInnen • Dauer: November 2009 bis voraussichtlich April/Mai 2010 • Vergabe von Campus Credits (4 bis 6) Bewerbung: bis 23.10.09 per E-Mail an netzplus@unisg.ch mit CV. Für mehr Infos: Sarah Bolleter, netz+ - HSG Women (071 224 21 52 oder netzplus@unisg.ch).

Think-Tank im Bereich Banking und Finance Seit Jahren dient das Effektenforum als Informationsschnittstelle für finanzund kapitalmarktrelevante Themen an der HSG. Deshalb möchten wir auch dieses Semester interessierten KommilitonInnen einen tieferen Einblick in den Alltag bei Banken und Finanzdienstleistern vermitteln.

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Zu Beginn des Semesters starten wir mit der Effektenforum Finance Series, einer Reihe von Gastvorträgen mit Bain & Co., Deloitte und Oliver Wyman zu Themen wie Corporate Finance, Mergers & Acquisition und Transaction Services. Anschliessend laden wir euch zu den CSCHSG BankingDays und im Oktober sowie November zu unseren Trading Floor Visits bei UBS und Credit Suisse ein. Zudem habt ihr an mehreren Terminen die Möglichkeit, an einer Reuters 3000Xtra Schulung in Zürich teilzunehmen. Weiteres findet ihr unter www.effektenforum.ch.

oikos misst CO2-Ausstoss der HSG Klimaschutz ist in aller Munde. oikos bringt ihn an die HSG. Im Rahmen des neuen Projektes oikos Carbon Neutral Campus (CNC) werden Mitglieder von oikos zusammen mit Mitarbeitern der Uni-Verwaltung den durch den Uni-Betrieb verursachten CO2-Ausstoss erheben. oikos CNC wird Vorschläge erarbeiten, wie der CO2-Ausstoss gesenkt bzw. an anderer Stelle kompensiert werden kann. Auch wird oikos CNC durch verschiedene Massnahmen auf das Thema Klimawandel aufmerksam machen. Wer mitmachen möchte, melde sich bitte unter oikos.cnc@gmail.com. Des Weiteren findet vom 12. bis 13. November die oikos Conference 2009 zum Thema «The future of business and sustainability: challenges in managing Corporate Social Responsibility» an der HSG statt. Die Konferenz befasst sich mit gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen in Bezug auf CSR besprochen werden. Anmeldung und Informationen unter www.oikos-conference.org

Ausklang einer erfolgreichen Segelsaison Lust auf Segeln und die letzten Sonnenstrahlen vor dem Winter? St. Gallen Sailing bietet bis Mitte Oktober dienstagnachmittags Segelausflüge auf dem Bodensee an. Für 15 Franken können Interessierte mit und ohne Vorkenntnisse in Begleitung eines erfahrenen Skippers den Obersee unsicher machen. Weitere Informationen findest du auf unserer

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Website www.stgallen-sailing.org. Schon bald starten die Vorbereitungen fßr die grÜsste weltweite Studentenregatta in Frankreich. Die 42. Course Croisière Edhec (17. bis 24. April 2010 in Brest, Port du Moulin Blanc, www.ccedhec.com) zieht jedes Jahr die besten Nachwuchssegler Europas an die Atlantikkßste. Auch St. Gallen Sailing wird wieder mit einem Team vertreten sein. Falls auch du Teil dieses riesigen Events sein mÜchtest, melde dich unter: mail@ st.gallen-sailing.org

vestment Committee, das sich aus sechs engagierten Studierenden zusammensetzt. Ergänzend dazu organisieren wir eine Vielzahl von interessanten Events zum Thema Trading: unter anderem in Zusammenarbeit mit Derivative Partners, der SIX Swiss Exchange, UBS, Wegelin & Co. und vielen mehr. Mehr Infos findet ihr unter www.tradingclub.ch

Unisport Highlights

Neues aus Mostindien Im letzten Semester gegrßndet, ist der Thurgauer Verein in diesem Semester von Beginn an dabei. Wir verfolgen das Ziel, der HSG einen Einblick in die wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Eigenheiten des Thurgaus zu gewähren und somit den kulturellen Austausch zu fÜrdern. Als Thurgauer oder Freund des Thurgaus hast du nun die MÜglichkeit, deinesgleichen kennen zu lernen und zusätzlich den jungen Verein aktiv mitzugestalten. Bei Interesse besuche uns auf www.thurgauerverein.ch oder melde dich fßr den nächsten Event am Do., 19.11.09, an. Dann kannst du mit uns ein bekanntes Thurgauer Unternehmen, die Bischofszell Nahrungsmittel AG, besichtigen. Wir freuen uns auf dich!

Neben unserem regulären Sportprogramm lassen wir fĂźr euch in diesem Semester mit diversen Spezialanlässen einige Male die Nacht zum Tag werden. Am 29. Oktober ist der wohl erfolgreichste Springreiter aller Zeiten bei uns zu Gast: Ab 18.15 Uhr wird Markus Fuchs von Beat Antenen zu seiner Karriere und zur Zeit danach befragt. Auch dieser Anlass im Audimax ist kostenlos, ebenso der von Credit Suisse gesponserte ApĂŠro danach. Ăœber weitere Nacht-Highlights in diesem Semester informieren wir gerne an dieser Stelle zu gegebener Zeit. Es warten eine Tennis Night, zwei NachtSchneeschuhtouren, ein Cycling Marathon, eine Volley Night etc. Kontaktiert uns fĂźr weitere Informationen unter unisport@unisg.ch

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Ab dem neuen Semester wird der Trading Club von einem neuen Vorstand geleitet, welcher bestrebt ist, den Verein weiterzuentwickeln und stets innovative Elemente einzubringen. Den Kern des Trading Clubs bildet die aktive Investmentstrategie. Im Rahmen einer Simulation wird diese Strategie umgesetzt, wodurch den Mitgliedern eine praxisnahe Asset Management Erfahrung ermĂśglicht wird. Verantwortlich fĂźr die Investmententscheide ist das In-

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Der Verein Vernunft Schweiz wurde 2002 von fßnf HSG-Studenten gegrßndet, mit dem Ziel, die Schweizer BevÜlkerung neutraler und verständlicher ßber das politische Geschehen zu informieren. Später entstand Perspektive Schweiz, die grÜsste politische Online-Umfrage der Schweiz. Mittlerweile besteht der Verein aus drei Teams, in denen rund 20 Studierende der HSG ehrenamtlich mitarbeiten. Seit dem Jahr 2009 sind die verschiedenen Projekte nun auf einer Plattform vereint: Vimentis (lat. Vi Mentis = durch die Kraft des Verstandes). Unter dem neuen Namen feierten wir bereits erste Erfolge wie die Zusammenarbeit mit der Gratiszeitung 20 Minuten. Weitere Projekte wie Politikerblogs oder Kooperationen im Bildungsbereich sind geplant. Natßrlich suchen wir immer wieder motivierte Studierende, die mithelfen, unsere Ziele und Projekte zu verwirklichen. Bei Interesse findest du weitere Informationen auf unserer Website www.vimentis.ch/hsg

Patriae, Amicitiae et Litteris

53 " %*/( $-6# Ein neues Konzept und viel Engagement im Trading Club

Aus ÂŤVernunft SchweizÂť wird ÂŤVimentisÂť

Universa – von Frauen fĂźr Frauen In diesem Semester startet das Frauen-Netzwerk Universa wieder voll durch. Die Events reichen von regelmässigen Ladies Nights in der Seegerbar, dem obligaten Besuch der OLMA Mitte Oktober, einem Company Visit bei Procter & Gamble in Genf am 19. November bis hin zu einem gemĂźtlichen Guetzle-Abend um die Weihnachtszeit. Neue Gesichter sind an jedem Event willkommen. Genauere Informationen zu den Events, zum Verein an sich sowie zum Beitritt findest du auf unserer Internetseite www.universa-unisg.ch

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Die Zofingia ist die grÜsste einheitliche Farben tragende Verbindung der Schweiz. Sie ist an jeder Schweizer Universität (ausser Lugano) und an diversen Mittelschulen vertreten. Die Devisen der Zofingia sind Patriae, Amicitiae et Litteris (Vaterland, Freundschaft und Wissenschaft). Neben der Pflege der Freundschaft hat sie zum Zweck, PersÜnlichkeiten hervorzubringen, welche im Stande sind, Verantwortung in verschiedenen Lebensbereichen zu ßbernehmen. Im Herbstsemester 09 zeigt sich dies beispielsweise in Referaten von Dr. Thomas Borer-Fielding oder Dr. Ulrich Thielemann. In St. Gallen ist die Zofingia HSG die grÜsste Verbindung. Wer sich fßr einen Betritt in die Zofingia HSG interessiert, ist herzlich zu unseren Anlässen eingeladen. Informationen findest du auf www.zofingiahsg.ch


Sie denken an Karrierestart. Wir auch an erfolgreiche Zukunft.

Private Banking • Investment Banking • Asset Management Die Credit Suisse ist eine der weltweit führenden Banken und bietet vielfältige Karrieremöglichkeiten. Unser Career Start Programm ermöglicht talentierten Hochschul- und Fachhochschulabsolventen den Einstieg in die verschiedensten Bereiche wie Relationship-Management, Privatoder Firmenkundenberatung bis hin zum Produktmanagement und Research. Verschaffen Sie sich einen Überblick unter www.credit-suisse.com/careers. Neue Perspektiven. Für Sie.


PubliReportage

KARRIERESTART ALS BACHELOR: JUNIOR ASSOCIATE CONSULTANT BEI BAIN & COMPANY

Uta Schönherr, 25 Jahre, startete Ihre Beraterkarriere 2008 als Junior Associate Consultant im Münchner Büro von Bain & Company. Bisher arbeitete sie auf Projekten für verschiedenste national und international tätige Unternehmen, schwerpunktmäßig in der Pharma- und Finanzbranche. Uta Schönherr studierte Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule St. Gallen.

Sie sind nach Ihrem Bachelor 2008 zu Bain gegangen – wie sind Ihre Eindrücke in der Unternehmensberatung? Die Zeit bei Bain war die intensivste Lernerfahrung, die ich bisher hatte – kombiniert mit viel Spaß. Man arbeitet kontinuierlich an anspruchsvollen und abwechslungsreichen Themen. Gerade auch durch die Arbeit im Team entwickelt man sich selbst stark weiter.

Warum haben Sie sich bereits nach dem Bachelor für den Sprung ins Berufsleben entschieden? Der Einstieg als Junior Associate Consultant war und ist für mich der geradlinigste Weg für einen schnellen Karrierestart. Mir war es vor allem wichtig, das in der Uni erlernte Wissen frühzeitig praktisch anzuwenden. Vom ersten Tag an hatte ich bei Bain die Möglichkeit, an strategischen Fragestellungen national und international führender Unternehmen mitzuarbeiten. Auch die konsequente Ausrichtung an messbaren Erfolgen bei der Projektarbeit hat mich sehr angesprochen. Am Ende des rund einjährigen Junior Associate Consultant Programms habe ich mich entschieden, direkt auf der nächsten Karrierestufe des Associate Consultant durchzustarten. Als nächster Schritt folgt für mich ein MBA-Studium an

einer internationalen Business School. Dafür stellt mich Bain frei, übernimmt einen großen Teil der Studiengebühren und unterstützt mich darüber hinaus auch finanziell.

Wie sieht ein typischer Berateralltag denn aus? Die eindeutige Antwort auf diese Frage lautet: Es gibt keinen typischen Arbeitstag! Die Arbeitsinhalte lassen sich nur schwer standardmäßig beschreiben. Rückblickend folgten bei mir bisher eine globale Strategie für einen weltweit führenden Pharmakonzern, eine Vertriebsoptimierung für einen bekannten deutschen Versicherer sowie eine Prozessneugestaltung für einen Industriekonzern aufeinander. Routine und Langeweile haben bei dieser Aufgabenbreite und -vielfalt keine Chance.

Warum haben Sie sich für Bain entschieden? Bei Bain haben mich der unternehmerische Leitgedanke sowie die klare Leistungs- und Ergebnisorientierung überzeugt. Diese Ausrichtung zeigt sich besonders im starken Private Equity Geschäft wie auch in der deutlich erfolgsabhängigen Projektvergütung. Ich entschied mich klar für Bain nachdem ich mit allen führenden Top Management Beratungen Bewerbungsgespräche geführt hatte. Ausschlaggebend für meine Entscheidung waren die Menschen bei Bain und der ausgeprägte Teamgeist. Der Umgang der Bainies untereinander und die geforderte analytische Tiefe in den Interviews schienen mir ein gelungene Mischung, um mich auch später bei Bain wohlzufühlen. Neben einem motivierenden Arbeitsumfeld bietet Bain ein umfangreiches Trainingsprogramm. Die Trainings bei Bain finden

auf lokaler und weltweiter Ebene statt. So führte mich mein Associate Consultant Training nach Abschluss des Junior Associate Consultant Programms nach Cape Cod, wo ich die Möglichkeit hatte Kollegen aus den anderen weltweiten Bain Offices kennenzulernen.

Wen sucht Bain? Bain hat seinen Beratern viel zu bieten und stellt im Gegenzug auch hohe Anforderungen an seine Mitarbeiter. Hervorragende akademische Leistungen, relevante Praktika, internationale Erfahrung sind Voraussetzung, um eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch bei uns zu erhalten. Darüber hinaus suchen wir integre Persönlichkeiten, die Spaß daran haben, ständig neue Herausforderungen im Team zu meistern, Resultate zu erzielen und dabei ihren Humor nicht verlieren.

Wie wird das Auswahlverfahren bei Bain durchgeführt? Für eine Festanstellung werden in der Regel insgesamt fünf Einzelgespräche geführt. Kern der Gespräche sind Fallstudien, in denen man überzeugend strukturieren, analysieren und argumentieren muss. Mit den Gesprächen verfolgen wir zwei Ziele: Wir möchten die Bewerber einerseits persönlich kennen lernen und andererseits die analytischen und fachlichen Fähigkeiten testen. Es lohnt sich, hier entsprechend viel Zeit und Mühe in die Vorbereitung zu stecken und die eine oder andere Fallstudie mit einem Freund oder Bekannten zu üben.

Würden Sie Ihren Freunden den Einstieg in einer Beratung und bei Bain empfehlen? Eindeutig: Zweimal Ja!


S tudentenschaft 14

Studentenschaft der Universit채t St. Gallen Gemeinschaft

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Alles neu auf myunisg.ch Campus Bar Erstsemesterpackages

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Hinter den Kulissen

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Unter die Lupe genommen


Studentenschaft der Universität St. Gallen

Gemeinschaft

Was? Wer? Und vor allem: Warum? «Der Mensch ist von Natur aus ein Gemeinschaft bildendes Wesen.» Aristoteles

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m Haus der Studentenschaft an der Guisanstrasse – direkt oberhalb des BGebäudes – tummeln sich bereits um 7 Uhr morgens die ersten S H S G - M i t a r b e i t e r. Ganz untypisch für studentische Verhältnisse – möchte man meinen! Aber weit gefehlt: Der professionelle Anspruch an die eigene Arbeit und der Ehrgeiz, die geplanten Projekte zu forcieren und erfolgreich umzusetzen, sind hoch. Einige möchten noch vor Vorlesungsbeginn eine wichtige E-Mail an Partner verschicken, das Konzept nochmals überarbeiten oder sich für die anstehende Sitzung am Nachmittag vorbereiten.

Freiwilliges Engagement – Ich bin doch nicht blöd! Was motiviert die rund 200 Studentinnen und Studenten, sich in der Studentenschaft zu engagieren und je nach Stelle das Studium über die Regelstudienzeit hinaus zu absolvieren? Die Gründe sind genauso vielseitig wie die einzelnen Mitglieder – aber eines haben sie gemein: Alle wollen sie sich für die Interessen der HSG-Studierenden einsetzen und ihnen Dienstleistungen bieten, die das Leben auf und neben dem Campus noch attraktiver machen. Also auch für dich! Während ihrer Arbeit sammeln sie praktische Erfahrungen in Bereichen wie Fundraising zur Finanzierung ihrer Projekte, Teamarbeit, Zeit- und Projektmanagement und knüpfen darüber hinaus interessante Kontakte zu Wirt-

14 prisma – Oktober 2009

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ir HSG-Studenten gelten allgemein eher als karriere- und zielorientiert, kaltherzig bei Entscheidungen und auf die eigene Nutzenmaximierung ausgerichtet. Diese Vorwürfe werden gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten wie diesen besonders laut. Betrachtet man jedoch die grosse Anzahl Kommilitonen, die sich neben dem Studium für die Gemeinschaft engagieren, unsere Universität mitgestalten und weiterentwickeln, kann man nur zu einem anderen Schluss kommen: schaftspartnern. Angenehmer Nebeneffekt: Dieses Netzwerk aus engagierten Kommilitonen und Externen könnte später durchaus noch nützlich sein – bei der Suche nach einem Praktikumsplatz zum Beispiel.

Morgens Mikro II – nachmittags Gipfeltreffen bei PWC in Oerlikon Die Studentenschaft engagiert sich innerhalb ihrer sieben Ressorts in zahlreichen Projekten. Unsere Hauptaufgabe ist dabei die Interessensvertretung – wir sind in allen wichtigen Gremien der Universität vertreten. Daneben betreuen z.B. die Jahrgangspartner-Scouts unsere externen Partner oder bietet das Uni-SMS-Team seinen Abonnenten an, laufend über Verschiebungen im Stundenplan zu informieren. Auch du wirst früher oder später mit einem Projekt der Studentenschaft in Berührung kommen. Gibt es dabei Kritik oder sonstige Anregungen, komm vorbei und teile uns diese mit – für Inputs sind wir immer dankbar!

Christine Raschle

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Wir sind Teil einer Gemeinschaft! Diese Gemeinschaft muss aber von ihren Teilen gelebt und gepflegt werden. Wir sollten uns nicht als Kunden fühlen, die einige Semester hier auf dem Rosenberg konsumieren, sondern müssen uns als Teil des Ganzen sehen und dies auch leben, indem wir uns einbringen und mitwirken. Studierendengenerationen vor uns haben geholfen, die HSG dorthin zu bringen, wo sie heute steht. Auch wir sollten unseren Beitrag leisten und unsere Alma Mater auf dem Weg zu einer der weltweit besten Universitäten unterstützen – aber hierzu braucht es das Engagement von uns Studierenden. Also lebt euren gemeinschaftsbildenden Wesenszug aus und werdet aktiver Teil unserer HSG!

Sebastian Bekemeier


Campus Alles Bar neu auf myunisg.ch

Erstsemesterpackages

Eine Antwort auf Das Projekt geht 3 wichtige Fragen: in die nächste Runde.

Goodies für alle Assessies

Langeweile auf Facebook? Geh doch mal auf myunisg.ch. Die Website der Studentenschaft hat einen neuen Anstrich im frischen Web-2.0-Look bekommen – auch die inneren Werte stimmen: Die Technik im Hintergrund wurde von uns komplett erneuert. Damit sind die besten Voraussetzungen geschaffen, euch noch schneller über aktuelle Projekte zu informieren. Streit mit dem Mitbewohner oder deinen Eltern? Dir reichts und du willst ausziehen? Auf dem neuen Wohnungsmarkt findest du jetzt noch mehr Wohnungsangebote in St. Gallen. Mit unserem neuen Partner Immodream wird der Wohnungsmarkt jetzt professionell betreut und wir verwenden dieselbe solide Technik, die auf den Wohnungsseiten vieler Kantonalbanken eingesetzt wird. (Übrigens: Neue Möbel für die Wohnung bekommst du mit dem FLY-Rabatt von 10 % – einfach HSG-Legi vorlegen.)

Diesen Abend mal keine Lust aufs Trischli? Noch nichts gegessen? Schau doch auf der neuen Vereinsplattform vorbei: Hier siehst du auf einen Blick, welcher Verein heute beispielsweise einen Apéro anbietet. Oder abonniere die Anlässe deiner Lieblingsvereine und der Studentenschaft direkt aufs iphone oder in deinen Kalender.

Vorstand IT & Infrastruktur Christoph Döbelt

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ie ihr vielleicht wisst, ist geplant, bei der Eröffnung des neuen AGebäudes zum Herbstsemester 2010 auch ein/e von Studenten betriebene/s Bar/Café im Herzen unseres Campus zu integrieren. Das Projektteam um den Gründer und aktuellen Geschäftsführer des Meeting Point hat die Konzeptphase beinahe abgeschlossen und startet in die nächste Runde: die Gestaltung der Räumlichkeiten. Für das Innendesign wird nun professionelle Hilfe gesucht. Die Studentenschaft hat dafür an der ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste) einen Wettbewerb ausgeschrieben: den Campus Bar Contest. So wollen wir professionelles und trotzdem studentisches Flair gewährleisten. Die ersten Bewerbungen gingen bereits ein – bis 31. Dezember haben junge Architekturstudentinnen und -studenten die Möglichkeit, einen Vorschlag für ein komplettes Raumkonzept einzureichen.

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ola, Kaugummis und weitere Goodies haben die Assessies dieses Jahr in ihrem Erstsemesterpackage – kurz ESP – erhalten. So konnte nun schon zum 6. Mal in Folge ein Mehrwert für die neuen Studierenden – trotz Hindernissen wie der Finanzkrise – generiert werden. Damit war das ESP auch dieses Jahr wieder ein fester Bestandteil der Startwoche und eines jeden Starts an der HSG. Zwar traf die etwas spackige graue Farbe nicht jedermanns Geschmack, glücklicherweise besteht nun aber nicht die Gefahr, die Tasche im Schnee zu verlieren. Schlussendlich schien die allgemeine Freude über ein Geschenk am ersten Tag alle anderen Aspekte in den Schatten zu stellen. Ein Dank sei an dieser Stelle an die neuen Jahrgangspartner, Helvetia und Raiffeisen, ausgesprochen, welche die Finanzierung massgeblich unterstützt haben, aber auch an alle restlichen Sponsoren, die einen Beitrag zur Realisierung des ESPs geleistet haben.

Vorstand Finanz Fritz Hauser

Wir freuen uns auf weitere interessante Ideen und sind zuversichtlich, im Herbst 2010 ein/e gemütliche/s Bar/ Café für die kurze Pause zwischendurch eröffnen zu können.

Vorstand Campus Marie-Luise Walther

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15 prisma – Oktober 2009


Hinter den Kulissen Lea von Bidder

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HSG – vier Buchstaben, die jedem St. Galler Studenten schon einmal begegnet sind. Den meisten ist bewusst, dass es sich hierbei um Interessensvertretung und Dienstleistungen für Studierende handelt. Aber Aufgaben erledigen sich bekanntlich (leider) nicht von alleine. Wer steckt also hinter den Kulissen? Wer sind die fleissigen Helfer? Wessen Köpfe rauchen auf der Suche nach neuen Lösungsansätzen und Innovationen? Die Artikel dieser Reihe sollen diese Fragen allmählich beantworten. Die erste Person hinter den Kulissen der SHSG, die uns vorgestellt wird, ist Lea von Bidder. Lea, warum hast du dich entschieden, bei der Studentenschaft mitzuarbeiten? Ich wollte mich gerne neben dem Studium engagieren und gleichzeitig neue Leute kennen lernen. Ausserdem haben mich die netten Leute von der Studentenschaft schon in der Startwoche angesprochen und motiviert, mitzumachen. Zu guter Letzt bin ich an Personalmanagement interessiert – weswegen mich der Job im Recruiting sehr interessierte. War es denn für dich die richtige Entscheidung, bereits im ersten Studienjahr der Studentenschaft beizutreten? Schliesslich gilt das Assessment als schwerste Zeit im Studium. Ja, das war sicher die richtige Entscheidung. Wenn man ehrlich ist, lernt man sowieso nicht die ganze Zeit. Daher finde ich es sinnvoll, die Zeit mit der Studentenschaft zu füllen und etwas zu erarbeiten. Wieso hast du dich dann nicht dafür entschieden, Vorstand zu werden?

16 prisma – Oktober 2009

Ich könnte das nicht, da mir der Vorstandsposten dann doch zu zeitintensiv wäre. Ich kann mir jedoch vorstellen, nebenbei noch zu arbeiten – oder vielleicht bei einem zusätzlichen Projekt der SHSG mitzuarbeiten. Was bedeutet denn für dich studentisches Engagement? Studentisches Engagement ist unglaublich wichtig. Abgesehen von dem Nutzen, welchen man der Universität und den Studierenden damit erbringen kann, ist es auch für die persönliche Entwicklung überaus hilfreich. Es gibt einem Perspektiven, schafft die Möglichkeit, etwas zu bewegen, bietet einen Ausgleich zum Studium und ermöglicht gleichzeitig die Umsetzung von Theorie in die Praxis. Zu guter Letzt kann man teilweise schon die ersten Erfahrungen für das Berufsleben sammeln. Und was macht die Recruiting-Leiterin neben Studium und SHSG? Ich gehe viel auf Partys, lade gerne Leute ein, gehe ins Fitness. Auch beim Unihockey würde ich gerne mitspielen, aber die wollen mich als Frau ja nicht. Schliesslich werde ich bald nebenbei arbeiten. Lea, eine letzte Frage: Was hast du nach der SHSG vor, was nach der HSG? Nach diesem zweiten Jahr in der Studentenschaft geht es erst mal ins Ausland. Hinterher helfe ich gerne im letzten Semester in der SHSG noch aus. Nach der HSG geht es ins Marketing von konkreten, handfesten Produkten; vorzugsweise bei L’Oréal. Danke, Lea, für diesen ersten Einblick hinter die Kulissen der SHSG!

Paul Sterk

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Name: Lea von Bidder Alter: 19 Nationalität: Schweiz Herkunftsort: Zürich Studienrichtung: BWL (3. Semester) Bei der Studentenschaft: Leiterin Recruiting Beziehungsstatus: vergeben Lieblingsdozent: Tanja Eiselen Musikgeschmack: Keiner (wird ihr zumindest vorgeworfen) Coolstes Projekt der SHSG: Campus Bar


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Unter die Lupe genommen Ressort Lehre – Gastprofessur

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er immer nur meckert, muss auch mal zeigen, ob er es selber besser kann. Ganz nach diesem Motto führte die Studentenschaft im Frühjahrssemester 2009 erstmals einen komplett eigenständig konzipierten, finanzierten und organisierten Kurs durch. Nach unzähligen Evaluationen von Lehrveranstaltungen, immer neuen Verbesserungsvorschlägen für Dozenten und Universitätsleitung und Unmengen an Kritik, sowohl positiver wie auch negativer, die im Laufe der Jahre von Seiten der Studentenschaft an den Kursen der Universität geäussert wurde, war es nun an uns, ein Exempel für gute Lehre zu setzen. Ein kleines Team aus engagierten Studierenden hatte sich unter dem Teamnamen «Gastprofessur» ein Jahr lang mit diesem Projekt beschäftigt, Konzepte ausgearbeitet, Dozenten angesprochen, Finanzierungen abgeklärt und sich um das Organisatorische – wie die Anerkennung des Kurses, Materialien und Räumlichkeiten – gekümmert. Mit Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner von der Technischen Universität München (TUM) konnte gleich im ersten Jahr eine hochkarätige, international renommierte und in ihrem Gebiet herausragende Dozentin für den Kurs gewonnen werden. Mit dem Thema «Social Entrepreneurship – Gesellschaftliche Probleme unternehmerisch lösen» wurde der übliche Fächerkanon der HSG um

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eine interessante und neuartige Komponente erweitert. Dementsprechend gut kam der Kurs auch bei den Studierenden an, die ihn besuchten. «Der Kurs war insgesamt hochinteressant und hervorragend gestaltet. Ausserdem waren die verschiedenen Referenten, die als Gastredner auftraten, eine grosse Bereicherung», hörte man da von einem Studierenden oder «Wenn alle Lehrveranstaltungen so spannend, interessant, interaktiv und zu so relevanten und hilfreichen Themen wären, dann wäre ich auch viel häufiger an der Uni», von einem anderen. Dass die Abschlussveranstaltung dann auch gleichzeitig noch den Startschuss für Ashoka, eine der grössten Stiftungen für Social Entrepreneurship der Welt, in der Schweiz bildete, passte hier geradezu ins Bild. Der Kurs kann also nur als grosser Erfolg gewertet werden. Zwar war mit gerade siebzehn Studierenden, nach Selektion, die Teilnehmerzahl etwas gering, dies führte aber auch zu einem einmaligen Betreuungsverhältnis. Und auch kleinere Probleme im organisatorischen Ablauf können wohl als Kinderkrankheiten und unvermeidliche Nebenerscheinungen bei solch grossen und vollständig neu entwickelten Projekten verstanden werden. Letztendlich bieten diese kleinen Schönheitsfehler aber auch noch Ver-

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besserungspotenzial für die nächste Durchführung. Denn auch dieses Jahr, wieder im Frühjahrssemester, werden wir eine neue «Gastprofessur» durchführen. Abermals werden wir uns der Herausforderung stellen, einen eigenen Kurs anzubieten. Abermals setzen wir uns das Ziel, herausragende Lehre mit inhaltlicher Exzellenz zu verknüpfen. Abermals werden wir einen exzellenten, international renommierten Dozenten an die Universität St. Gallen einladen, um so das Curriculum auf spannende und ungewöhnliche Weise zu erweitern. Und abermals werden wir so die studentische Vorstellung einer guten Lehrveranstaltung – wie wir uns unsere Kurse wünschen – vorleben und in die Tat umsetzen. Wer sich jetzt für diesen einzigartigen Kurs interessiert, kann sich also bereits das nächste Semester vormerken. Gleichzeitig werden wir uns aber auch auf konventionellem Wege für eine Verbesserung der Lehre einsetzen: Evaluationen, Kritiken, Feedback, Nörgeln und Meckern ... Nur dass wir gezeigt haben, dass es tatsächlich auch besser geht.

Vorstand Lehre Christian Funk


C ampus 20

Die Lebenslaufmitgestalter von der Guisanstrasse

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Karrierechancen f체r Nicht-BWLer

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Mit gezielten Fragen auf neue Wege

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Best of the Rest bei der Golf-EM

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Wie gut bin ich, Coach?

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Die schwarze (HSG-)Liste

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Neu per Herbstsemester 2009

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Der schnelle Weg ins nepalesische Kloster

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Kritische Reflexion oder Selbstbeweihr채ucherung?

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Zankapfel Forum HSG


Die Lebenslaufmitgestalter von der Guisanstrasse Wie finde ich heraus, welcher Job wirklich meinen Interessen entspricht, und vor allem: Wie bekomme ich ihn dann auch? Beratung und Unterstützung gibt’s beim Career Services Center (CSC-HSG). Yannick.Pengl@student.unisg.ch Ressortleiter Campus

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ienstag früh, 8.17 Uhr, Audimax der Universität St. Gallen. Ein engagierter Student hat sich das Mikro vom Professor geliehen und wirbt so leidenschaftlich, wie es die Tageszeit zulässt, für die Mitarbeit in seinem Verein. Der Blick ins Publikum: Allerorten wird gegähnt, sich unterhalten oder verstohlen ein aufmunternder Schluck aus dem hineingeschmuggelten Kaffeebecher genommen. 8.19 Uhr: Der Vortragende steuert unbeirrt auf den Höhepunkt seiner Überzeugungsrede zu: «Und übrigens: Das macht sich gut im Lebenslauf!» Die meisten Zuhörenden werden sich davon nicht begeistern lassen. Zu oft wurde die CV-Phrase schon vernommen. Katrin Meier vom Career Management des CSC weiss, was wirklich in einem Lebenslauf stehen sollte. Das Career Management Team berät und trainiert Studierende in Fragen der Laufbahnplanung sowie in der Vorbereitung auf den Bewerbungsprozess. Eines der beliebtesten Angebote des CSC ist der Bewerbungsunterlagen-Check, bei dem Studierende, die ein Praktikum oder eine Festanstellung anstreben, individuelles Feedback zu Lebenslauf und Motivationsschreiben bekommen. Katrin Meier empfiehlt, nicht erst zum Bewerbungsunterlagen-Check mit ihr in

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Thorsten Thiel und Katrin Meier

Kontakt zu treten, sondern schon deutlich früher einen Beratungstermin in der Guisanstrasse 3 zu vereinbaren: «Die Bewerbungsunterlagen sind nur das Ziel. Davor gilt es die eigenen Kompetenzen, Interessen, Werte und Ziele zu identifizieren und mit möglichen Berufsfeldern abzugleichen. Schon hier setzen wir mit unserem Angebot an, da die Profilschärfung eine wichtige Grundlage für eine professionelle Präsentation im gesamten Bewerbungsprozess ist.»

Recruitment-Aktivitäten durchführen oder Stellenangebote in HSGtalents publizieren, ist das CSC, das sich grösstenteils selbst finanziert, der entsprechende Ansprechpartner.

In jeder Phase des Bewerbungsprozesses unterstützt das CSC mit entsprechenden Services. Auf der hauseigenen Onlineplattform HSGtalents finden sich zahlreiche Praktikums- und Jobangebote, firmenspezifische Veranstaltungen sowie karriererelevante Workshops und Trainings des Career Development Programme. An Recruitingveranstaltungen wie den Banking Days lassen sich erste Kontakte knüpfen und in simulierten Interviews kann man sich optimal auf den Ernstfall vorbereiten.

Auf die Frage hin, ob zu viel Laufbahnplanung den ein oder anderen Studierenden dazu verleiten könnte, mehr Wert auf den Lebenslauf als auf das wirkliche Leben zu legen, empfiehlt Thorsten Thiel, Leiter des CSC, eine gesunde Mischung: «Wenn man in seinem Leben eine Vision verwirklichen möchte, sollte die sich im CV widerspiegeln – dabei sehen wir uns als Lebenslaufmitgestalter.» Schliesslich ginge es darum, den individuell passenden Job zu finden, in dem man glücklich werde. Dass es dafür wenig nützt, planlos Engagements anzuhäufen, hat schon das mit Assessmentstudierenden gefüllte Audimax begriffen. Sinnvollere Strategien lassen sich mit Katrin Meier und ihren Kolleginnen vom Career Management des CSC herausarbeiten.

Damit den Studierenden diese Services angeboten werden können, ist eine enge Zusammenarbeit mit diversen Unternehmen unerlässlich. Der Bereich «Employer Relations» ist daher wichtiges Aufgabenfeld und Einnahmequelle zugleich. Möchte eine Firma an der HSG

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Die guten Kontakte in die Wirtschaft ermöglichen auch das umfangreiche Career Development Programme, in dem Interessierte ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in Karriere- und Bewerbungsfragen ausbauen und trainieren können.


Karrierechancen für Nicht-BWLer AIESEC lädt ein zu den International Career Days. Es präsentieren sich potenzielle Arbeitgeber für IA- und VWL-Studenten.

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in HSG-Studium öffnet Türen. Einen Job finden? Schon mit dem Bachelor kein Problem. Dieser Gedanke scheint in vielen Studentenköpfen herumzuspuken. Auf einmal kommt dann der Zeitpunkt, an dem es gilt, sich jenseits aller Schönfärberei konkret Gedanken zu machen. Für alle, die an diesem kritischen Punkt angelangt sind, präsentiert AIESEC am 24. November die International Career Days. Es werden potenzielle Arbeitgeber aus dem Non-ProfitBereich und dem öffentlichen Sektor vor Ort sein und über Praktikumsmöglichkeiten und Berufschancen informieren. Unter anderem sind Stadt und Kanton St. Gallen sowie das Bundesamt

für Statistik vertreten. Die Veranstaltung richtet sich in erster Linie an VWL- und IA-Studierende, doch auch alle anderen sind willkommen. Die International Career Days bestehen aus zwei Teilen. Einerseits werden die vertretenen Organisationen Vorträge über Chancen und potenzielle Aufgabenfelder für Hochschulabgänger anbieten. Andererseits bietet die Messe Gelegenheit, mit den anwesenden Vertretern ins Gespräch zu kommen und

erste Kontakte zu knüpfen. Während die Messe für alle Studenten frei zugänglich ist, ist für die Präsentationen eine Anmeldung unter icd@sg.aiesec.ch oder an einem der Infostände im B-Gebäude nötig. Möchtest du dich nicht nur auf das Privileg HSG-Studium verlassen, sondern einen echten Einblick in deine potenzielle Zukunft erhalten? Dann werde Teil der International Career Days 2009.

Euer ICD-Team

Lust auf Erasmus?


Mit gezielten Fragen auf neue Wege Erfahrungsaustausch, Selbstreflexion und vertrauensvolle Gespräche – das Peer Group Coaching für Studentinnen.

weil es die Persönlichkeitsentwicklung ins Zentrum stellt. An der Uni lernt man ja vor allem viel Theorie; es braucht aber unbedingt auch etwas für die Persönlichkeit.

Esther Caroline Nahmani ist begeistert vom Peer Group Coaching

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eer Group Coaching» – eine kleine Selbsthilfegruppe? Ein Seelsorgerstündchen für geplagte Studentinnen? Weit gefehlt! Beim Peer Group Coaching treffen sich rund fünf Bachelorstudentinnen monatlich mit einer ausgebildeten Coach, um ihr eigenes Potenzial zu reflektieren, die berufliche Zukunft oder auch den universitären Alltag zu diskutieren. Im Oktober 2009 läuft eine neue Runde des Angebots von netz+ - HSG Women an. Esther Caroline Nahmani war beim ersten Durchlauf von 2008 bis 2009 dabei und erzählt mit Begeisterung von ihren Erfahrungen. Sie ist im letzten Bachelor-Semester (BWL) und wird bald in ein HSG-Masterprogramm einsteigen. Wieso hat dich das Peer Group Coaching angesprochen? Mich reizte das Programm vor allem,

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Für Aussenstehende: Wie läuft denn eine typische Sitzung ab? Zuerst fragt die Coach nach, wo wir gerade stehen, wie es läuft etc. Auch greift sie Punkte auf, die an der letzten Sitzung diskutiert wurden. Dann bringen die Teilnehmerinnen eigene Themen ein, die Coach stellt gezielt Fragen dazu, und danach diskutiert die ganze Gruppe über diese Themen. Wir haben Stillschweigen über die Aussagen der Teilnehmerinnen vereinbart. Dadurch entstand eine grosse Offenheit und eine sehr vertrauensvolle Atmosphäre. Welche Themen standen im Zentrum der Sitzungen? Da gab es ganz verschiedene! Zum Beispiel haben wir über unsere Zukunftspläne diskutiert. Wir alle hatten ziemlich klare Vorstellungen. Wir merkten dann aber, dass viele Wege zu diesen Zielen führen, und dass es gut ist, diese zu reflektieren und zu hinterfragen. Oder wir sprachen über unsere ganz persönlichen Werte. Zu Beginn kamen vor allem die Werte, die von der Gesellschaft vielleicht auch erwartet werden. Dann denkt man nochmals nach und merkt, dass die eigenen Werte ganz andere sind. An diesen Werten kann ich mich orientieren. Das ist spannend und hilfreich.

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Welche Sitzung ist dir besonders in Erinnerung geblieben? Eigentlich sind mir alle Sitzungen sehr gut in Erinnerung. Als besonders bereichernd erlebte ich die Sitzung zum Thema Motivation im Studium. Ich kam gerade von einem Auslandjahr zurück und musste mich an der HSG wieder einfinden. Das war nicht einfach. Es tat gut, zu hören, dass die anderen Teilnehmerinnen ganz ähnliche Erfahrungen gemacht hatten. Nach dieser Sitzung hatte ich wieder Spass am Studium. Wieso würdest du das Peer Group Coaching anderen weiterempfehlen? Es ist sehr spannend und lehrreich, sich intensiv und seriös mit wichtigen Themen auseinanderzusetzen. Wir haben Themen diskutiert, über die man in der Pause oder unter Kolleginnen nicht einfach so schnell spricht, zumindest nicht in dieser Tiefe. Zudem brachten mich die professionellen und gezielten Fragen der Coach auf ganz neue Ideen und Wege. Auch die Zusammensetzung der Gruppe war sehr wertvoll: Da waren vier sehr verschiedene Welten vereint. So konnten wir viel von den Erfahrungen und Ansichten der anderen lernen. Weitere Informationen zum Peer Group Coaching und zu den weiteren Angeboten von netz+ - HSG Women finden Sie unter www.netzplus.unisg.ch

Sarah Bolleter


Best of the Rest bei der Golf-EM

Das Golfteam der HSG musste bei der diesjährigen EM mit dem undankbaren vierten Rang vorlieb nehmen. Dennoch hat sich die Turnierwoche in der Algarve gelohnt.

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it grossen Erwartungen machten sich fünf HSGler auf in die Algarve, eines der Traumziele für Golfer in Europa. Auf dem Programm stand die erste Golf-Europameisterschaft für Studenten. Das Ziel war klar: die HSG würdig vertreten, sprich den Titel holen. Aus sportlicher Sicht missglückte uns der Start ins Turnier leider völlig.

Am ersten Tag konnten wir uns nur auf dem sechsten Platz klassieren, bereits mit deutlichem Rückstand auf die Führenden aus Irland und Grossbritannien. Auch die Leistungen der beiden folgenden Tage entsprachen nicht unserem Potenzial. Obwohl wir die ungeliebten Spanier überholen konnten, vergrösserte sich der Rückstand zur Spitze. Am letzten Tag war dann nochmals Angriff angesagt. Diesmal klappte es besser. Dank einem siebten Platz in der Einzelwertung durch Gianni Hild und einem starken Team-Finish auf den letzten Löchern konnten wir die TU Darmstadt noch abfangen und sicherten uns den vierten Platz von zwölf Teams. Dieser ist gleichbedeutend mit dem «Best of the Rest», also der Nummer 1 in Konti-

nentaleuropa. Die Teams aus Irland und Grossbritannien waren diesmal einfach besser. Ob es am warmen Wetter oder den windigen Verhältnissen lag, konnten wir nicht eruieren. Doch nicht nur der Sport stand im Mittelpunkt. Auch der soziale Aspekt wurde nicht vernachlässigt, insbesondere am Abend nach dem Turnier. Vor allem mit den Spielern aus Darmstadt und den Iren wurde öfters angestossen. Auch hier mussten sich die Kontinentaleuropäer geschlagen geben! Nächstes Jahr stehen mit der WM in Spanien und der EM in Slowenien gleich zwei Chancen zur Verfügung, um doch noch den Schritt aufs Podium zu schaffen. Dafür werden wir natürlich noch härter trainieren.

Isabel Lendenmann

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«Wie gut bin ich, Coach?» Coaching und Mentoring: Erfahrene Persönlichkeiten begleiten Studierende

Martina Wohlfart und Prof. Thomas Geiser

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ie HSG hat zwei allen zugängliche Programme im Angebot, um die Studierenden in ihrer Entwicklung abseits des Unterrichts zu fördern: Das Coaching-Programm richtet sich ausschliesslich an Studierende der Assessmentstufe und soll überfachliche Kompetenzen wie die Fähigkeit zur Selbstreflexion oder Leadership verbessern. Das Mentoring-Programm ist für Studierende der Bachelor-, Masterund Doktoratsstufe offen und dient der Entwicklung der Persönlichkeit und der beruflichen Kompetenzen. Bei beiden Programmen engagieren sich viele Ehemalige der HSG und treffen sich mehrmals pro Semester mit den Studierenden. «Gschpürsch mi, fühlsch mi» oder eine wertvolle Unterstützung bei der persönlichen Entwicklung? In dieser Ausgabe werfen wir einen Blick auf das Coach-Coachee-Pärchen Thomas Geiser und Martina Wohlfart. Im nächsten prisma stellen wir das Mentoring-Programm vor, welches in Kooperation von der offiziellen Ehemaligen-Organisation HSG Alumni und der Universität St.Gallen durchgeführt wird.

Prof. Dr. iur. Thomas Geiser, Coach «Wie schaffe ich nur das Assessment?» Das ist zweifellos die grösste Sorge der neuen HSG-Studenten und jeder verspürt den Druck. Auch die Teilnehmer des Coaching-Programms. Seit vier Jahren bin ich nun als Coach engagiert und profitiere sehr vom Kontakt zu jungen Menschen. Denn im Alter sieht man

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Dinge plötzlich anders. Man hat zwar Wissen, das den Jüngeren noch fehlt. Dafür haben diese eine völlig andere, frischere Art, an Dinge heranzugehen. Das ist sehr bereichernd. Die jungen Menschen sollen sich entwickeln können. Kommen sie nämlich an die Universität, sind sie mit einer völlig neuen Situation konfrontiert. In der Schule wurden sie noch geleitet. Jetzt müssen sie selbstständig arbeiten, alleine wohnen, alleine einkaufen. Dieser Übergang ist entscheidend für die Persönlichkeitsentwicklung und das Coaching soll dabei helfen. Es gibt immer wieder offene Gespräche. Manchmal gar etwas zu offen. Das ist einerseits schön, denn es zeigt, dass die Studierenden Vertrauen haben. Aber zur Diskussion der Scheidungsproblematik der Eltern und für die Verarbeitung von Vaterschaftsprozessen ist das CoachingProgramm nicht geeignet.

verlieren. Ich war deshalb sehr froh, beim Coaching-Programm dabei zu sein. Schnell lernte ich dort viele Leute kennen. Die Workshops und Seminare erleichterten die Kontaktaufnahme enorm. Noch heute, zwei Jahre nach dem Coaching-Programm, gehören manche Coachees von damals zu meinen engsten Freunden. Es war eine gute Zeit, denn ich habe mich dort nicht nur persönlich weiterentwickelt, sondern auch sehr viel Spass gehabt. Mit meinem Coach, Prof. Geiser, traf ich mich insgesamt fünf Mal. Er gab mir viele wertvolle Tipps zum Studium und zum Lernverhalten an der HSG. Auch konnte ich mit ihm ohne Weiteres über die eine oder andere private Angelegenheit sprechen. Von einem solchen Kontakt kann jeder Studierende profitieren.

Es macht Freude zu sehen, wie sich die Studenten entwickeln. Martina, meine letzte Coachee, gewann sehr viel an Sicherheit dazu. Auch sie zweifelte zuerst, ob sie das Assessment schaffen würde, trotz sehr guter Noten am Gymnasium. Da musste ich manchmal ganz sanft ansetzen: «Doch, doch, das klappt dann schon.»

Sicher, das Coaching-Progamm fordert. Es bedeutet einen gewissen Mehraufwand. Aber das ist nicht nur ein Nachteil. Auf diese Art lernte ich hervorragend meine Zeit einzuteilen. Davon profitierte ich auch später. Ebenso wie von den vielen Gesprächen und Treffen mit Leuten aus verschiedenen Sparten der Wirtschaft. Und zu guter Letzt, sozusagen als Krönung der ganzen Veranstaltung, offeriert das Programm eine Studienreise nach Rom.

Martina Wohlfart, Coachee

Mehr Informationen findet wunter: www.coaching.unisg.ch

Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommen würde in St. Gallen. Alles war neu: die vielen Studenten, die Professoren, das Bidding-System. Da kann man schon mal den Überblick

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Ihr

Christoph Anliker & Daniel Bargetze


Das neue Rivella Gelb.

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Die schwarze (HSG-)Liste Franco Buehlmann resümiert kritisch und provokativ, was ihn in den acht vergangenen Semestern an der HSG gestört hat. Und er macht konstruktive Vorschläge, wie die HSG in sieben Schritten zur absoluten Top-Uni werden kann. Franco.Buehlmann@student.unisg.ch Chefredaktor

«Auf dem Campus nimmt man «Die Professoren predigen es von den Lernenden» Wasser und die Verwaltung Viele kennen das: die Lust auf eine trinkt Wein» prickelnde Cola. Im Coop gibt es sie für CHF 1.20, im MBA-Gebäude für CHF 1.70, Professoren und Assistenten bezahlen im ZIG CHF 1.90 und die Zielgruppe der Studenten in den anderen HSG-Gebäuden CHF 2.80. Tolle Logik, oder?

«Der Graduation Day – ein Jahrmarkt der Eitelkeiten» In fetter und kursiver Schrift steht es geschrieben, drohend: «Der Titel darf erst nach erfolgter Diplomierung getragen werden.» Jetzt mal ehrlich: Warum soll nicht jeder, der alle geforderten Leistungen erfolgreich abgelegt hat, den Titel tragen dürfen? Es mutet schon ein bisschen elitär und arrogant an, dass z.B. jemand aus New York zurück nach St. Gallen fliegen muss, nur um sein Diplom persönlich abzuholen. Und nicht jeder hat reiche Eltern, die solches Rumjetten mal schnell berappen. Und dann ist da noch dieses Gaudeamus igitur, eine wirklich komische Sache: Während des Studiums wurde nie gesungen, das Lied wurde nie geübt und der lateinische Text ist für die meisten unverständlich: Der mehr schlechte als rechte Singsang ist ein eher peinlicher Ausklang einer solchen Feier.

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In den Vorlesungen wird stets «customer orientation» gepredigt: Erfolgreich sein wird, wer den Kunden versteht. Leider dringt diese Message nicht bis in die benachbarten Verwaltungsbüros. Die Öffnungszeiten der Verwaltungsstellen lauten z.B. so: 10.30-12.00 oder 13.30-16.00 Uhr. Wer während den Hauptvorlesungszeiten von 10-12 und von 14-16 Uhr Kurse hat (z.B. im entfernten Gebäude 10), muss also die letzte Viertelstunde «schwänzen», um nicht vor verschlossener Türe zu stehen. Mein Vorschlag: 10.45-12.15 und 13.45-16.15 Uhr.

«Die Studenten werden an der kurzen Leine geführt» Aus vielen Ecken wird beklagt – übrigens auch von Professoren –, dass seit der Bologna-Reform das ausseruniversitäre studentische Engagement zurückgegangen sei. Die Studenten werden stets ermutigt, neben dem Studium Teilzeit zu arbeiten oder sich sonst wie zu engagieren. Jedoch hat die Abschaffung des stillen Rückzugs den Druck auf ausseruniversitär engagierte Studenten massiv erhöht: Passiert in der Lernphase etwas Unvorhergesehenes (Todesfall in der Familie, Stress im Job oder in anderen Ämtern), so wirkt sich das leider negativ auf die Noten aus. Die unflexible Prüfungspflicht schreckt viele davon ab, sich ausseruniversitär mehr als nur halbherzig zu engagieren.

«Wenn Professoren den Lehrer spielen …» An der HSG gibt es zwei Arten von Professoren: Erstens die, die alle Kursun-

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terlagen elektronisch zur Verfügung stellen und selbstbewusst eine gute Show bieten, womit sie sicherstellen, dass der Vorlesungssaal Woche für Woche voll ist. Und dann gibt es die anderen, die uns ins Gewissen redend krampfhaft darauf hinweisen, wie wichtig die Anwesenheit der Studenten sei, und drohend anfügen, dass die Lösungen zu den Aufgaben nur in der Vorlesung erhältlich sind. Methode 2 funktioniert leider nicht: Es reicht ein anwesender Student mit Scanner und Internetanschluss und schon verbreiten sich die Lösungen ebenfalls elektronisch unter den gut organisierten HSG-Studenten.

«Mal Top, mal Flop» Es gibt wohl keine andere Uni, die eine so vielseitige und benutzerfreundliche elektronische Dienstleistungsplattform hat wie die HSG mit dem Serviceportal. Leider gibt es aber auch kaum eine andere Uni, die ein komplizierteres und instabileres System zum Austausch von Dokumenten besitzt: Auf dem Studynet gibt es webbasierte Texte, Word-Dokumente in verschiedenen Versionen, PDFs etc. alles wild durcheinandergemischt. Jede Unterseite muss angeklickt und auf versteckte Dokumente geprüft werden, jedes Dokument muss einzeln heruntergeladen werden – es dauert stundenlang. An Austauschunis habe ich gesehen, dass es auch einfacher geht: mit einem einfachen File-SharingSystem, wo mit einem Klick ganze Ordner heruntergeladen werden können. Bravo!


Neu per Herbstsemester 2009

«Es liegt schwer im Magen» Die Verpflegungssituation an der HSG würde ich mit «Mittelmass» bezeichnen: Die Mensa-Kreativität ist nicht gerade weltmeisterlich, dafür ist zumindest der Fitnessteller qualitativ und preis-/leistungsmässig solide, die Preise sind halt «schweizerisch». Obwohl die Mensen auch im Land der «Haute cuisine» nicht besser sind, habe ich im Austausch ironischerweise von den Franzosen lernen müssen, was effiziente Organisation heisst: Bezahlung mit Chip-Karte, wiederaufladbar mit Bankkarte oder Bargeld. Und wenn die HSG in allen Bereichen zu den TopUniversitäten gehören will, dann sollte ein Spionage-Ausflug in die mehrfach ausgezeichnete Mensa der Universität Würzburg, wo sogar der Tellerrand wunderschön mit Gemüse und Gewürzen dekoriert wird, ins Auge gefasst werden, und die Sandwichs sollten – nur schon der Hygiene halber – gekühlt werden.

Vorlesungsverzeichnis konzipiert

neu

Das Vorlesungsverzeichnis wurde per Herbstsemester 2009 als Leistungskatalog der Universität St. Gallen umkonzipiert. Dementsprechend enthält es z.B. keine Kurszeiten und Raumnummern mehr, gibt dafür aber ein kompletteres Bild der HSG wieder und ist übersichtlicher. Für eure Semesterplanung könnt ihr nach wie vor den Stundenplan online unter www.stundenplan.unisg.ch verwenden, wo ihr sämtliche Detailinformationen zu den Kursen findet. Interessierte können das Vorlesungsverzeichnis unter obigem Link als PDF herunterladen oder als gedruckte Ausgabe bestellen. Solltet ihr Fragen oder Feedback zum neuen Vorlesungsverzeichnis haben, so schreibt eine E-Mail an vorlesungsverzeichnis@ unisg.ch.

HSG-Student-Guide PDF

neu

als

Der Student Guide 2009/10 ist neu unter www.studium.unisg.ch > Student Guide als Download verfügbar. Wenn ihr eure gedruckte Version gerade nicht zur Hand habt oder bereits Informationen zur nächsten Studienstufe sucht, so könnt ihr den gewünschten Guide einfach herunterladen. Das praktische Nachschlagewerk informiert über das Was-Wie-Wo-Wann auf dem HSG-Campus. Der Guide erscheint einmal jährlich als gedruckter, zweisprachiger Ratgeber (dt./engl.) und ist in verschiedenen Versionen erhältlich: Assessment- und Bachelor-Stufe, Master-Stufe, DoktoratsStufe, Guest Students. Solltet ihr Fragen oder Feedback zum Student Guide haben, so schreibt eine E-Mail an StudentGuide@unisg.ch. Internes Kommunikationskonzept, LNV

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Der schnelle Weg ins nepalesische Kloster

Das 39. St. Galler Symposium schlägt nachdenkliche Töne an, doch die Studierenden blicken optimistisch nach vorne. Matthias.Mirbeth@student.unisg.ch Ressortleiter Menschen

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ischael Schoch steht einsam vor der Tiefgarageneinfahrt. Seit drei Stunden wartet er nun schon hier, eingebettet vom grauen Betoncharme der HSG-Fassade. Fernab der Hektik ein paar Höhenmeter weiter oben in der weissen Zeltstadt des International

Der Glaube an Freiheit, Demokratie und Marktwirtschaft Bereits zum 39. Mal organisieren im Mai 2009 die Studierenden der HSG das St. Galler Symposium, ein Zusammentreffen von 600 Führungskräften aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und

«­Die Marktwirtschaft ist der Garant für Wohlstand.» CS-Chef Dougan beim Symposium Students Committee (ISC), in der auch heuer wieder ein Grossteil des Symposiums abgehalten wird, hat er die Aufgabe, den prominenten oder auch weniger prominenten Menschen, die mit ihrem Privatauto anreisen, einen Parkplatz zuzuweisen. Doch deren Anzahl hält sich in Grenzen. «Die meisten lassen sich natürlich vom Flughafen abholen, denn es sind ja sehr viele ausländische Referenten hier.» Der Fahrdienst sei im Helferteam natürlich eine der beliebtesten Aufgaben, vor allem bei den Jungs. Wann sonst hat man die Möglichkeit, internationale Führungskräfte durch die Ostschweiz zu kutschieren? Manchmal muss man aber auch Wartejobs übernehmen. Mischael schaut auf die Uhr. «Langsam dürfte meine Ablösung kommen, aber man hat’s verständlicherweise nicht sehr eilig, diesen Posten zu übernehmen», sagt er. Weit und breit lässt sich niemand blicken.

28 prisma – Oktober 2009

Gesellschaft sowie 200 internationalen Studierenden. Seit der Gründung ist das Ziel des Treffens, einen anregenden Dialog zwischen den Generationen zu ermöglichen, um gesellschaftliche Probleme zu erkennen und Lösungsansätze zu diskutieren. Dementsprechend charakterisierte auch im Krisenjahr 2009 der Moderator des ersten Tages, der stellvertretende Vorsitzende von Goldman Sachs International, Lord Griffiths of Fforestfach, das St. Galler Symposium als einen Träger «für den Glauben an Freiheit, Demokratie und marktwirtschaftliche Ordnung». Dabei müssen im Krisenjahr 2009 viele Denkansätze neu hinterfragt werden. Das Thema des Symposiums lautet daher auch «Revival of Politcal and Economic Boundaries».

Die Lust des Staates an der

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Schönheitschirurgie Es wird viel nachgedacht über die Krise an den «drei Tagen im Mai», wie die Veranstalter das St. Galler Symposium gerne nennen. Von den Fehlern der Vergangenheit ist dabei selten die Rede, nur vereinzelt von fehlender Transparenz. Immerhin scheint man sich einig, dass es nach den Entwicklungen der letzen Monate kaum möglich ist, seriöse Prognosen zu treffen. Dennoch ist die Frage, wie es denn nun weitergehen sollte, von grösstem Interesse. Dabei fallen immer wieder Begriffe wie Bescheidenheit, Geduld, harte Arbeit, Mut und Sparsamkeit. Eines ist den Entscheidungsträgern besonders wichtig: Man dürfe jetzt nicht allzu viel den staatlichen Instanzen überlassen, schliesslich sei das marktwirtschaftliche System in den vergangenen Jahrzehnten der Garant für gesellschaftlichen Wohlstand gewesen, erklärt Credit-Suisse-Chef Brady Dougan in seiner Rede. Jetzt alles in Frage zu stellen, sei der vollkommen falsche Weg. Allianz-Vorstand Paul Achleitner ergänzt, dass in den vergangenen Monaten eine Situation vorlag, in welcher der Staat eine Not-Operation am «Patienten Finanzsystem» vornehmen musste. Leider habe Vater Staat an der Tätigkeit Gefallen gefunden und versuche jetzt, so lange wie möglich weiterzuoperieren. Doch jeder zusätzliche staatliche Eingriff gleiche von nun an «dem eines Schönheitschirurgen». Das Publikum im Audimax honoriert solche Sätze mit kräftigem Applaus.

Die Realität schauplätze

der

Neben-

Die wahren Befindlichkeiten der Wirtschaftselite vernimmt man bei den grossen Hauptvorträgen nur selten. Es sind vielmehr die Nebenschauplätze des Symposiums, etwa die Tische des Mitta-


gessens oder die Workshop-Pausen, in denen die veränderte gesellschaftliche Realität zur Sprache kommt. Etwa im Gespräch zwischen einem älteren, rüstigen Herrn mit der Ausstrahlung eines Bankiers alter Schule und einer hochgewachsenen, dunkelhaarigen Dame, deren Kostüm wohl den Zugehörigkeitswillen zur Businessklasse unterstreichen soll. «Junge Dame, wie geht es Ihnen, was machen Sie jetzt?», fragt der Herr, ausgestattet mit einer natürlich klingenden Sympathie für seine Gesprächspartnerin. «Ach, wissen Sie», antwortet die Frau, «ich bin momentan in einer ganz neuen Situation.» «Ach ja?» «Ja. Ich habe letzten Monat bei der UBS gekündigt und gehe jetzt für ein paar Monate nach Nepal. Ins Kloster.» Dem älteren Herrn verschlägt es kurz die Sprache, doch er besinnt sich schnell, lächelt etwas verlegen, bringt ein knappes «Das ist ja interessant!» heraus und wechselt das Thema. Genau diese Momente sind es, die im Jahr 2008 wohl noch undenkbar waren und die jetzt, nur 12 Monate später, allmählich zur Normalität werden. Die Wirtschaftskrise, sie schlägt sich nicht nur in Zahlen nieder, sondern entscheidet immer häufiger auch menschliche Schicksale.

Zudem sei die Organisation perfekt, da käme man jedes Jahr gerne wieder. Irgendwie setzt sich der Eindruck fest, dass die vor Selbstbewusstsein strotzenden Studierenden die Krise kaum als solche wahrnehmen. Sie werden zwar während des Symposiums mit Analysen und Meinungen zur Problematik überhäuft, doch vielmehr scheinen sie daran interessiert, wie man es zukünftig besser machen kann. Vermutlich ist das auch das Ziel des Treffens: Die Führungskräfte von morgen auf Schwierigkeiten hinweisen und gleichzeitig mit genügend neuen Ideen und frischem Mut ausstatten.

Ein Auto als Zeichen der Zeit Sind die ersten beiden Tage in ihrer Mehrzahl von Rednern aus der Wirtschaft geprägt, so steht der letzte Tag des Symposiums ganz im Zeichen der Politik. Während Professor Igor Yurgens, ein Berater der Regierung Putin, das schwierige Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik in Russland erklärt und dabei die Wahrheit als ein durchaus «kompliziertes Thema» charakterisiert, hält der estnische Präsident Toomas

Hendrik Ilves ein flammendes Plädoyer für die Europäische Union und deren freiheitliche Grundsätze. Die Reihen haben sich indessen schon etwas gelichtet. Die Wirtschaft scheint in St. Gallen eben doch eine grössere Anziehungskraft zu besitzen als die Politik. Während im Cateringbereich die freiwilligen Helfer nach drei Tagen kilometerlangen Laufens sehnsüchtig das Ende des Symposiums herbeiwünschen und dabei noch die letzte Bestellung eines japanischen Teilnehmers – eine Olma-Bratwurst mit Pasta und Tomatensauce – entgegennehmen, sitzt Mischael Schoch vermutlich endlich wieder hinter dem Lenker des Fiat 500, dem diesjährigen Partnerauto, und fährt seinen letzten Gast in Richtung Heimat. Der italienische Kleinwagen passt gut zur Stimmung des diesjährigen Symposiums: Auch er ist eher leise als laut, schlägt bescheidene Töne an und wirkt dennoch dank seiner Individualität auf eine gewisse Art und Weise inspirierend.

Jugendliche Zuversicht Diejenigen, die erst am Anfang ihrer Karriere stehen, scheuen den Blick in die Zukunft dagegen nicht. Aufwühlend und inspirierend, so eine philippinische Studentin, sei das Symposium – man würde am liebsten aufs Geratewohl zur Tat schreiten und sich an die Lösung der diskutierten Probleme machen. «Und erst die vielen tollen Menschen hier; da ist jede Begegnung ein persönlicher Gewinn!» Auch ein bereits zum wiederholten Male teilnehmender Deutscher weist auf die fantastische Atmosphäre hin.

«Greatness has nothing to do with Bigness.» frei nach Kofi Annan

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Kritische Reflexion oder Selbstbeweihräucherung? Trägt die HSG eine Mitverantwortung an der Krise? Welches sind die Schlussfolgerungen, die jetzt gezogen werden müssen? Auf dem Alumni Forum 2009 beschäftigten sich die Ehemaligen mit den Auswirkungen der Finanzkrise auf die Uni, unser freiheitliches Wirtschaftsmodell und das eigene Portemonnaie. Yannick.Pengl@student.unisg.ch Ressortleiter Campus

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SG und die Wirtschaftskrise» – das Thema des diesjährigen HSG Alumni Forums elektrisierte die HSG-Alumni, ging es doch vergangenen Juni mit einer Rekordteilnehmerzahl von 230 Ehemaligen (darunter rund 20 Alumnae) in seine sechste Runde. Nun ist das alljährliche AlumniForum nicht gerade der Ort, an dem der kritische studentische Beobachter eine konsequente Selbstreflexion der universitären Lehre und öffentlichen Wahrnehmung der HSG durch die Ehemaligen erwartet. Vielmehr assoziiert der Aussenstehende mit dem Forum eine selbstgefällige Herrenrunde, in der sich aufs Beste Hände schütteln und Visitenkarten austauschen lässt, immerzu darauf bedacht, sein eigenes Netzwerk gewinnbringend zu erweitern. Dennoch – oder gerade deshalb – nahm Prisma dieses Jahr die Alumni genauer unter die Lupe, zumal das Tagesthema in jenen Wochen hohe mediale Aufmerksamkeit genoss und die eingeladenen Referenten spannende Vorträge aus den verschiedensten Perspektiven erwarten liessen. Dem minutiös durchgeplanten Tagesprogramm konnte die Prisma-Delegation am Morgen bei Kaffee, Gipfeli und den ersten Socialising-Versuchen entnehmen, dass der Vormittag den eingeladenen Referenten und ihren Vorträgen reserviert war, während am Nachmittag Workshops zu den jeweiligen Themen anstanden. Eine Panel-Diskus-

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Max.Winkler@student.unisg.ch prisma-Redaktor

sion in erweiterter Runde sollte den Tag abrunden. Auch der individuelle Gedankenund Erfahrungsaustausch unter den Alumni sollte nicht zu kurz kommen, also wurde alle zwei Stunden eine auch als solche bezeichnete Networking-Pause eingelegt.

Kontroverse Ansichten und gelungene Pointen Altbundesrat Christoph Blocher eröffnete den Vortragsreigen unter dem offenbar aus fremder Feder stammenden Titel «Ist das freiheitliche Wirtschaftsmodell gescheitert?» Die ersten Worte: «Ich verstehe die Frage nicht.» Die sozialistische Planwirtschaft, deren Scheitern empirisch belegt sei, könne doch nicht ernsthaft als Alternative angesehen werden, womit die Notwendigkeit des Festhaltens an unserer liberalen Wirtschaftsordnung bewiesen wäre. Rhetorisch gekonnt, aber ähnlich plakativ ging es weiter. Die Aufgabe eines Unternehmens sei es, Leistungen anzubieten, nach welchen die Leute fragen – «und wer das nicht schafft, der soll verrecken». Banken-Bail-outs und Staatshilfen würden die Schwachen stärken und so den zukunftsfähigen Akteuren schaden; Beispiel deutsche Abwrackprämie: «Wer die eigene Hütte anzündet, bekommt das neue Haus bezahlt.» Blochers Nachredner, Wegelin-Teilhaber Otto Bruderer, analysierte dagegen im nüchternen Ton eines Bankers

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den amerikanischen Subprime-Markt als Krisenverursacher und prophezeite der globalen Bankensippe das Modell der DDR: De-Leveraging, De-Globalisation, Re-Regulation. Doch damit nicht genug der süffisanten Akronyme: «Die meisten Leute in den großen Invest-


mentgesellschaften sind keine PhDs, sondern PSDs – poor, smart and a deep desire to get rich», witzelte der Banker Bruderer, ohne auf den möglicherweise deprimierenden tieferen Wahrheitsgehalt näher einzugehen.

Was lernen wir daraus? Überhaupt standen in allen Vorträgen die vermeintlichen «Lessons learned» im Vordergrund. So referierte Prof. Martin Hilb über gute Corporate Governance, insbesondere bei der Zusammensetzung des Verwaltungsrates, Tagesanzeiger-Chefredaktor Peter Hartmeier thematisierte den mangelnden Sachverstand in manchen Wirtschaftsredaktionen und Prof. Christoph Frei sprach über das problematische Missverhältnis zwischen globalisierter Weltwirtschaft und der überkommenen nationalstaatlichen Verfasstheit der Welt, welche die Handlungsfähigkeit der Politik in globalen Fragen begrenze. Angesichts der medialen Schelte an seiner Person nutzte Prof. Franz Jaeger seine Vortragszeit hauptsächlich zu einer persönlichen Selbstverteidigung und bekräftigte nochmals, dass der Liberalismus nach wie vor der einzig richtige Weg sei. Heiner Flassbeck – ehemaliger Staatssekretär im Finanzministerium unter Oskar Lafontaine und heute als Chef-Ökonom bei der UN-Conference on Trade and Development in Genf tätig – gelang schliesslich doch noch ein differenzierter Blick auf die Wirtschafts-

krise. Nicht das klassische Modell des freien Unternehmers sei gescheitert. Es seien vielmehr die Folgen des modernen Finanzkapitalismus, die wir dieser Tage erleben. Der klassische freie Markt funktioniere nicht effizient, wenn sich scheinbar strikt rationale Akteure an voneinander eigentlich unabhängigen Märkten praktisch synchron verhalten. Daher brauche es Regulationen an den internationalen Finanz-, Rohstoff- und Währungsmärkten, um verantwortungsloser und ökonomisch ineffizienter Zockerei entgegenzuwirken.

Warum Alumni Forum? Mindestens so spannend wie die Vorträge waren die informellen Diskussionen in den Pausen. Bei strahlendem Sonnenschein und leckeren Happen vom Buffet wurden die Gäste auch prisma gegenüber gesprächig. Einige nutzten die Gelegenheit, um mit den oben erwähnten Vorurteilen aufzuräumen – sie waren nicht nur zum Händeschütteln gekommen. Anscheinend reflektierten sie die Probleme der ökonomischen Lehre und deren Folgen auf die eigene Berufspraxis ernsthaft. So blickte ein Teilnehmer auf seine Studienzeit zurück und bedauerte, dass «the whole ethical stuff» deutlich zu kurz gekommen sei. Hier müsse und werde sich vieles ändern.

zusehen. Das Tagesthema rückte dabei in den Hintergrund, obwohl die Analyse der aktuellen Lage dann doch hie und da bis zur schmunzelnden Erkenntnis reichte: «Die Krise hat mein Portemonnaie geschmälert.» Bei der abschließenden Podiumsdiskussion brachte die SP-Kantonsrätin Barbara Gysi nochmals Schwung in die Runde, als sie die vormittäglichen Reden der Herren Blocher und Jaeger «an der Grenze der Zumutbarkeit» ortete, was der Altbundesrat spontan als großes Lob auffasste. Seine Wortgefechte mit Heiner Flassbeck trugen auch im weiteren Verlauf die Diskussion, obwohl es schon erstaunte, wie nahe sich Schweizer SVPler und deutscher Sozialdemokrat in manchen Punkten kamen. Das diesjährige Alumni Forum hinterliess in der Gesamtschau einen gemischten Eindruck. Dem Anspruch, sich selbstkritisch mit der aktuellen Krise auseinanderzusetzen, konnte es nur teilweise gerecht werden. Immerhin sind wir alle, wie es Franz Jaeger in nostalgischer Erinnerung an die Zeiten kontinuierlich steigender Aktienkurse formulierte, «bei der Party dabei gewesen». Dem interessierten Leser sei die Homepage der Alumni (www.alumni. unisg.ch) empfohlen, auf der alle Vorträge als Videos verfügbar sind.

Andere wiederum waren nur da, um Christoph Blocher einmal live zu erleben und alte Weggefährten wieder-

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Zankapfel Forum HSG KommenUm das Forum HSG ist ein heftiger tar Streit entbrannt. Dabei sind noch viele Fragen ungeklärt.

Yannick.Pengl@student.unisg.ch Ressortleiter Campus

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as Forum HSG, das sich in seiner 25-jährigen Geschichte zum studentischen Vorzeigeprojekt gemausert hat, verkommt zum Zankapfel zwischen Uni-Verwaltung und den studentischen Organisatoren, die in den Vereinen Dialog Klub und Forum HSG organisiert sind. Während letztere von «Enteignung» und «kommunistischen Zuständen» sprechen, ist auf der anderen Seite von einem finanziell motivierten «Privatisierungsversuch» einiger Studierenden die Rede. Mittlerweile hat sich die Auseinandersetzung von der hochschulpolitischen auf die juristische Ebene verlagert und auch die einschlägigen Schweizer Medien haben schon berichtet. Eine baldige Einigung scheint nicht bevorzustehen. Wie konnte es so weit kommen und vor allem: wer hat Recht? Dies sind beileibe nicht die einzigen Fragen, welche sich aufdrängen. Da prisma bei Redaktionsschluss noch keine aus journalistischer Sicht befriedigenden Antworten liefern kann, wird an dieser Stelle auf eine ausführliche Darstellung der Entwicklungen verzichtet. Exemplarisch sollen hier einige der offenen Fragen angerissen werden: • Warum möchte die Verwaltung unserer Universität ein erfolgreiches studentisches Projekt künftig zentral organisieren lassen? • Welches sind die Hintergründe für den Vertragsschluss zwischen AIESEC und Uni-Verwaltung im Jahre 2002 und warum kündigte AIESEC 2008 diese Vereinbarung? • Warum konnte nach der Kündigung keine gemeinsame Lösung für die erfolgreiche Zukunft des Forums gefunden werden?

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Franco.Buehlmann@student.unisg.ch Chefredaktor • Was hat es mit dem Schnittstellenfonds «Universität-Arbeitsmarkt» auf sich, fliessen die Mittel auch an andere Projekte als das CSC und wie wird entschieden? • Wieso sind die Überschüsse des Forums 2009 noch nicht im Schnittstellenfonds und weshalb hat dieser die Forum-Jahresrechnung offenbar noch nicht schriftlich genehmigt? • Welche Gründe verleiten Verwaltungsdirektor Markus Brönnimann dazu, dem Dialog Klub zu unterstellen, er versuche «den Anlass sich anzueignen und die damit verbundenen, erheblichen finanziellen Mittel für sich zu behalten?» • Warum wurde nach der öffentlichen Zuspitzung nur noch über die Studentenschaft als vermittelnde Instanz kommuniziert? Warum haben Uni-Leitung und Forum-HSG-Vertreter nicht am runden Tisch nach einer Lösung gesucht? • Wieso waren die Vertreter des Dialog Klubs für prisma praktisch jederzeit erreichbar, für die Studentenschaft – laut einer Stellungnahme des Präsidenten Sebastian Bekemeier – aber am 2. Oktober nicht mehr? • In welchem Verhältnis zueinander stehen die Vereine Dialog Klub, Forum HSG und AIESEC sowie die «St. Galler Stiftung zur Förderung studentischer Aktivitäten»? • Welches sind mögliche Motive für «Enteignung» bzw. «Privatisierung»?

Wir versuchen, in der kommenden Ausgabe überzeugende Antworten zu liefern und verfolgen gespannt die weiteren Entwicklungen. Es bleibt zu hoffen, dass das Ganze nicht weiterhin im Stile eines schlechten Wirtschaftskrimis abläuft, sondern eine Lösung gefunden wird, die im Gesamtinteresse der Studierenden liegt.

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tudentisches Engagement und Unternehmertum haben an der HSG eine lange Tradition. Nun soll aber das traditionsreiche Forum HSG – ein Aushängeschild und Symbol des studentischen Unternehmertums an der HSG – zukünftig nicht mehr von Studierenden, sondern vom CSC organisiert werden. Ein Stich ins Herz aller, die sich für das studentische Engagement an der HSG einsetzen. Wie schon bei der «Thielemann-Rüge» scheint es auch diesmal wieder ein einsamer Entscheid gewesen zu sein, denn: Wer sich umhört, merkt schnell, dass weder alle Professoren noch Alumni und Verwaltungsmitarbeiter begeistert sind. Die Studierenden schon gar nicht. Die Facebook-Seite gegen die «Enteignung» zählt bei Redaktionsschluss bereits 439 bestätigte Gäste und 139 Kommentare, die mehrheitlich den Unmut unter den HSGlern dokumentieren. Die NZZ Campus titelt «Aufstand der Studierenden», Tages-Anzeiger und Tagblatt blasen ins gleiche Horn. Ob es letztendlich ums Geld, um Prestige oder die Selbstprofilierung gewisser Kreise geht und wer schlussendlich Recht hat, sei mal dahingestellt – eines ist jedoch klar: Das Vorgehen und der Umgang mit den Anspruchsgruppen zeugen einmal mehr nicht von den Führungsqualitäten und dem Fingerspitzengefühl, die an der HSG so gepriesen werden. Es stellt sich die Frage, wie lange die HSG noch in diese Richtung – und damit auch von einem Fettnäpfchen ins nächste – geführt werden soll.


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Exklusivität durch Mauer

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Waiting For The Worms

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Die Innenstadt sieht verdächtig nach einem Spielplatz aus

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Die Mauer muss weg! Es gibt manchmal auch Mauern, wo keine sein müssten: beim Sporthallenprovisorium zum Beispiel. Wie oft ärgern wir uns, dass es nur einen Ein- und Ausgang gibt. Gerade wenn man aus der Sporthalle in einen Container gehen muss, hat man einen unnötig langen Weg vor sich. – Anfang des Semesters wählen neue Studenten intuitiv die Abkürzung über einen der Notausgänge. Diese piepsen dann, bis sie ausgeschaltet werden. Dabei gibt es einen weiteren Ein- und Ausgang: Beide Türen direkt neben dem Kiosk führen über den Lieferantenzugang ins Freie und sind immer offen. Wir sollten uns dafür einsetzen, diesen Weg auch offiziell nutzen zu dürfen. Marcel Graf


Exklusivität durch Mauer Jedes Jahr wird an der Universität eine Mauer für das HSG Symposium gebaut. Solange das A-Gebäude renoviert wird, nutzt man das B-Gebäude und errichtet dahinter eine Zeltstadt, wo auch dieses Bild entstand. Ziel ist es, die Symposiumsteilnehmer von den normalen Studierenden zu trennen. Die Mauer wurde nötig, da viele Studierende in der Lernphase nicht auf ihren Bibliotheksbesuch verzichten mögen und daher für die Zeit der Veranstaltung der Uni nicht fernbleiben.

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Daniel Ammann, Fotograf, St. Gallen


Waiting For The Worms Es gibt nicht nur physische, sondern auch mentale Mauern. Die englische Band Pink Floyd befasst sich in ihrem Album «The Wall» mit Abgeschiedenheit und den Folgen von Einsamkeit.

Raffael.Hirt@student.unisg.ch Ressortleiter Aktuell

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er Legende nach begann alles an einem Konzert: Roger Waters, Frontsänger der englischen Rock-Band Pink Floyd, fühlte sich von der fraglosen Verehrung durch die Fans derart angeekelt, dass er einem Zuhörer ins Gesicht spuckte. Diese Entfremdung von den eigenen Fans, von welchen Waters sich wie durch eine Mauer getrennt fühlte, inspirierte die Schaffung des Antihelden Pink Floyd. Um sein Leben und Leiden dreht sich das Rock-Epos «The Wall», meistverkauftes Doppelalbum aller Zeiten und später nach Waters‘ eigenem Drehbuch verfilmt.

Another Brick in the Wall Der erste Teil der Rock-Oper konzentriert sich auf die Kindheit von Pink Floyd und zeigt, wie er durch den Tod des Vaters und die übermässige Liebe seiner Mutter schon früh zur Abwendung von der Gesellschaft hin gedrängt wird. Als zentrale Idee dient der Gedanke, dass jeder negative Moment in Pinks Leben ein weiterer Ziegel in der Mauer ist, die ihn von seiner Aussenwelt abtrennt. Sowohl der Tod des Vaters als auch die Liebe der Mutter sind erste «bricks in the wall». Weiter baut Pink diese mit Erfahrungen auf, wie der Tyrannisierung durch seinen Lehrer. Dessen Autorität sowie das Bildungssystem an sich, welches den Kindern jegliche Individualität raubt und sie zu gesichtslosen Maschinen verkommen lässt, zu Ödön von Horváths «geistigen Analphabeten, die wohl lesen und schreiben können, aber nicht wissen, was sie schreiben, und nicht verstehen, was sie lesen», werden in «Another Brick in the Wall, Pt. 2» heftig kritisiert.

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«How should I complete the wall?» In der Folge macht die Geschichte einen Sprung, welcher Pink auf einen Schlag erwachsen werden lässt. Er ist ein Rockstar, dem der Spagat zwischen Ehe und Tourleben nicht ganz zu gelingen scheint. Die glückliche Zeit mit seiner Frau scheint lange vorbei zu sein und hinterlässt nur «empty spaces». Diese versucht Pink mit Groupies zu füllen, welche es in seinem Leben als berühmter Musiker zu Genüge zu geben scheint. Doch das «dirty girl», nach welchem es Pink in «Young Lust» gelüstet, kann die Leere ebenfalls nicht füllen. Wie bereits zuvor seine Frau kann auch das Mädchen ihn nicht aus der Einsamkeit herausholen, in die er vor dem Fernseher versinkt. Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, wacht Pink auf, zerstört das Hotelzimmer, wirft den Fernseher aus dem Fenster und schreit ihm hinterher. Doch die Stadt liegt immer noch ruhig da. Ihr ist es egal. Als Pink schliesslich statt seiner Frau einen fremden Mann an deren Schlafzimmertelefon erreicht, gibt er den Kampf gegen seine drohende Einsamkeit auf und vervollständigt die Mauer.

«Is there anybody out there?» Schnell bereut Pink seinen Entschluss, wirft sich innerlich gegen die Mauer, versucht sie zu überwinden und scheitert an seiner eigenen Konstruktion. Nach aussen hin ordnet Pink das Chaos im Hotelzimmer zu Mustern. Er rasiert sich die Augenbrauen und nimmt Drogen, die ihn «comfortably numb» machen. In diesem Zustand wird er von


seiner Entourage aufgefunden. Panik bricht um ihn herum aus, während Pink emotionslos dasitzt. Nur noch mit Hilfe von Medikamenten schafft er es auf die Bühne. In seinem Rausch wähnt sich Pink auf dem Weg dorthin in faschistischer Uniform: Sein Gig scheint ihm eine politische Kundgebung. Die Fans jubeln ihm genau gleich zu wie zuvor, während er faschistische Parolen verkündet, jüdische und schwule Anhänger blossstellt und endlich die Macht hat, Schmerzen zu verursachen, wie er sie sein ganzes Leben selbst erdulden musste. Eine Parade seiner Gefolgschaft erscheint ihm als marschierende Reihe von Hämmern – je nach Hand dazu fähig, zu erschaffen oder zu zerstören. Mit dem wiederkehrenden Bild von Würmern, Symbol von Fäule und Verwesung – eine ironische Darstellung des Lebens, an dessen Ende die Würmer unsere Überreste zerfressen und so unsere Anstrengungen zunichte machen – beginnt sich Pink zu fragen, ob er die ganze Zeit schuldig war.

Der Prozess In seinem Inneren macht sich Pink selbst den Prozess; mit einem aus dem

Rektum sprechenden Wurm als Richter, seinem Lehrer und seiner Frau als Zeugen der Anklage und seiner Mutter als einziger Verteidigung. Der Ausgang scheint klar – «the evidence is incontrovertible» –, denn Pink hat sehr wohl Fehler gemacht. Der Richter droht ihm mit der vollen Strafe des Gesetzes. Doch diese ist nicht, wie vielleicht erwartet, der Tod. Seiner grössten Angst soll Pink ausgesetzt werden: exponiert vor allen zu sein. Die Mauer sei niederzureissen. Die Menge wiederholt schreiend den Richtspruch, die Ziegelsteinmauer explodiert, alles wird weiss vor lauter Staub und ... Stirbt er? Ist er am Leben? Erhält er eine zweite Chance? Man weiss es nicht. Der Film endet mit Kindern, welche zwischen herumliegenden Ziegelsteinen spielen, kleine Unschuldslämmer, denen der ganze Schmerz des Lebens, den Pink nur zu gut kennt, noch bevorsteht. Die Mauer ist weg. Die Ironie eines einzelnen Lebens, aufgezeigt durch die Würmer, wird überdeckt von der Ironie der Menschheit, welche sich trotz allem nicht ausrotten lässt. Und wer ganz genau hinhört, erkennt am Ende des Albums einige geflüsterte Worte: «Isn‘t this where ...

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... we came in?» Roger Waters‘ Obsession mit Zyklen zeigt sich am Schluss der Platte, welcher mit dem Geflüster in den Anfang des Albums übergeht und den Zuhörer ein weiteres Mal auf dieselbe Reise schickt. Und das ist die wirkliche Botschaft von «The Wall»: die Zyklen, in denen sich unser Leben, aber auch die gesamte Geschichte der Menschheit abspielt. Die gesamte Gesellschaftskritik, welche geäussert und mit Pinks TV-Manie, extremen Darstellungen der negativen Aspekte des Bildungssystems und Elementen des Faschismus verbildlicht wird, ist eigentlich nur nebensächlich. Denn das Verheerende an unseren Leben ist, dass sich alles immer und immer wieder von Neuem abspielt. Und dass es für uns, trotz allen Versuchen, keine andere Möglichkeit, keinen Ausbruch, keine Hoffnung gibt, geben kann und geben wird. Letztlich warten wir alle nur auf die Würmer.

Hintergrundinformationen und Bilder findet ihr unter: www.thewallanalysis. com

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Die Innenstadt sieht verdächtig nach einem Spielplatz aus Ob Mauern, Bänke, Geländer oder Autos – beim Parkour wird die urbane Architektur zur Herausforderung. Seit letztem Semester kann dieser Sport auch an der HSG erlernt werden.

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arkour ist ein Trendsport, der von den Pariser Banlieues aus die Städte der Welt erobert. Ziel ist es, möglichst schnell und effizient von A nach B zu gelangen. Dabei kommt es darauf an, möglichen Hindernissen wie Mauern oder Geländern nicht auszuweichen, sondern diese elegant zu überwinden. Die Stadt selbst wird hier zum Sportgerät und die Traceure, wie sich die Parkour-Sportler nennen, zu modernen Pfadfindern. Als Vater der Bewegung gilt David Belle, der als Kind in den Wäldern Nordfrankreichs die «méthode naturelle», eine Art Überlebenstraining, lernte und diese dann nach seinem Umzug in den Pariser Vorort Lisses im urbanen Umfeld anwendete. Die Begeisterung für das, was David Belle und seine schnell grösser werdende Anhängerschaft in Frankreich taten, hat dann in den letzten zwei Jahren viele andere Städte erfasst – und

Bilder: Charlotte Claesson

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inzwischen ist Parkour ein weltweit bekannter Sport. Ein sicheres Zeichen dafür ist die Tatsache, dass sich Popkultur und Werbeindustrie immer mehr mit dem Trend beschäftigen. Seit James Bond im Film «Casino Royale» seinen Verfolgern durch waghalsige Sprünge in Parkour-Manier entkommt oder Madonna in ihrem Video «Hung Up» Traceure neben ihren Tänzern einsetzt, ist der Sport vielen ein Begriff. Auch auf Youtube boomen die selbstgedrehten Videos aus aller Welt, mancher Traceur erreichte so ein Millionen-Publikum. Doch bergen diese Videos auch eine Gefahr, denn viele Bewegungen und Tricks, die in den Videos zu sehen sind, scheinen auf den ersten Blick gar nicht sonderlich schwierig. Und so wollen viele Jugendliche ihren

Vorbildern diese Bewegungen nachmachen. Vergessen wird dabei, dass die Videos nur «Flashs» zeigen, also Zusammenschnitte von kurzen Einzelaktionen. Was dazwischen passiert, wissen die wenigsten. Denn die Hindernisse werden von den Traceuren für gewöhnlich mehrfach angetestet, darüber hinaus gibt man sich gegenseitig Hilfestellungen. Auch das harte Training von Kraft, Ausdauer und Koordination, das in diesen kurzen Ausschnitten steckt, wird häufig asser Acht gelassen. Versuche, die Bewegungen ohne Training nachzumachen, können dann – gerade im urbanen Umfeld, wo ja hauptsächlich Beton und Stahl verarbeitet werden – ziemlich schmerzhaft enden. Damit das den sport- und spassbegeisterten Studenten an der HSG nicht passiert, gibt es seit dem Frühjahrssemester 09 einen Parkour-Kurs für An-

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fänger und Fortgeschrittene, bei dem die Grundtechniken und Bewegungsabläufe in der Halle erlernt werden. Mit diesen kann sich dann jeder an Geräten, Kästen und Matten probieren und später die Bewegungen im Freien umsetzen.

Alexander Lorch

Das Training findet dienstags um 20.30 Uhr in Halle 07 des Athletik-Zentrums St. Gallen statt. Bei Interesse könnt ihr gerne jederzeit beim Training vorbeischauen. Weitere Infos gibt’s bei alexander.lorch@unisg.ch

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Kunstmarktkolumne

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Es geht auch anders

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Das tödliche H1N1-Virus oder «Die Schweinegrippe»»

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Der Schweizer, ein unbekanntes Wesen

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Die Liste


Kunstmarktkolumne Galerist sein ist wie pokern – doch verlieren sollte man nicht zu häufig

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orher hat er viel geredet, jetzt schweigt er. Andächtig zieht er seine weissen Handschuhe an, legt das noch verpackte Bild vorsichtig auf den freien weissen Tisch. Es sollte eigentlich Marmor sein, aber der war ihm wohl zu teuer. Langsam faltet er die Folie zurück. Die Kleber hängen wie immer daran fest. Sie nerven und zerstören fast den glatten Auftritt. Während das Bild aus der Verpackung kommt, rückt der Kunde unbemerkt einen Schritt näher. Es scheint so, als könne er es kaum erwarten. Dann der Standardsatz: «Er ist einer unserer beliebtesten Künstler. Das ist sicherlich eines seiner besten Werke.» So oder so ähnlich agieren Galeristen auf Kunstmessen. Jeder versucht, seinem Verkaufsgebaren noch eine ganz persönliche, spezielle Note zu geben. Je ausgefallener, desto besser. Bluffen nennen das die Pokerspieler. Deshalb auch die weissen Handschuhe und der Pseudo-Marmortisch, die roten Socken zum pinken Shirt und die riesige Hornbrille. Was nach aussen beeindruckend (oder lächerlich) aussieht, ist in Wirklichkeit ein gut überlegtes Marketing-Instrument. Der Galerist bietet dem potenziellen Kunden eine Show. Er will ihm vorspielen, dass er gleich etwas wirklich Kostbares erwerben kann – kein gewöhnliches Gut wie ein Luxusauto oder die neue Sonderedition von Louis Vuitton, sondern ein Gut, dessen Wert so kostbar ist, dass man es gar nicht mit der blanken Hand anfassen darf. Würde der potenzielle Kunstkäufer sehen, wie der Galerist mit dem Werk beim Auf- und Abbau des Standes umgeht, der Bluff wäre schnell entlarvt. Der Galerist macht die Show nicht umsonst, sondern dahinter steckt klares Business-Kalkül. Kunstmessen stellen für jeden Galeristen heute eine ganz besonders wichtige Einkommensquel-

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le dar. Nicht wenige Galeristen machen über 50 % ihres jährlichen Umsatzes auf Kunstmessen. Drei bis fünf Kunstmessen pro Jahr sind schon fast Standard für eine Galerie, die im zeitgenössischen Markt operiert. Andere Galeristen nutzen Kunstmessen als fast alleinige Verkaufsplattform: Ein führender Galerist aus Wien nimmt gar an 12 Kunstmessen pro Jahr teil. Dabei gleicht jede Messe einem Pokerspiel – Ausgang offen. Durchschnittlich kostet die Teilnahme an einer Messe mit einer normalen Standgrösse von 40 bis 60 m² zuzüglich Transport, Versicherung, Übernachtungskosten etc. EUR 25‘000-30‘000. Um diese Kosten wieder wettzumachen, muss der Galerist für EUR 60‘000 (50 % gehen an den Künstler) verkaufen, und das innerhalb von 4 Tagen. Ein extrem schwieriges Unterfangen, wenn man überlegt, dass an einer Messe weitere 60 Galeristen um die gleichen Käufer buhlen. In diesem Jahr habe ich mit befreundeten Galeristen an zwei Kunstmessen teilgenommen – in Hong Kong und in Basel. An der Hong Kong Art Fair, der führenden Messe in Asien für zeitgenössische Kunst, musste Aufbauarbeit geleistet werden. Viele Besucher waren zum ersten Mal auf einer Kunstmesse und liefen mit ihren Fotokameras rum und machten Bilder. Bilder von Bildern also. Bewusst hatten wir deshalb einen deutschen Foto-Künstler dabei, der leicht zugänglich war – eine Serie von der Berliner Mauer, C-Print auf Aludibond, also auch leicht zu hängen. Den Chinesen gefiel es gut und dementsprechend verkauften wir. Verkaufen an Kunstmessen kann Galeristen in einen Rauschzustand versetzen. Läuft es gut, fühlen sie sich wie Könige – und zelebrieren sich dann auch

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so. War zum Beispiel der Eröffnungsabend ein Erfolg, dann wird in den besten Clubs noch schnell ein Tisch reserviert und das ganze Personal (plus ein paar Frauen zusätzlich) mitgenommen. Ein Freund aus Basel berichtete mir, dass während der Art die Stadt abends zur Dauerpartyzone wird. Nicht von irgendwoher haben Galeristen den Ruf, dass sie feiern können. Läuft es aber schlecht, dann sieht man den Galeristen die ganze Woche nur während den Öffnungszeiten der Messe. Abends muss er sparen. So verhielt es sich auch bei einem Galeristen, der den Nachbarstand in Basel hatte. Am Eröffnungstag lief nichts, am zweiten Tag auch nichts, Hoffnung wich allmählich Frustration. Auch an den darauffolgenden Tagen konnte er keinen Verkauf verbuchen und sah sich mit EUR 25‘000 in den Miesen. Vor ein paar Tagen sah ich ihn in Zürich auf einer Veranstaltung. Ich fragte ihn (einen begeisterten Volvo P1800 ES Fahrer), ob er denn in Basel sein Auto verkauft hätte, um die Schulden zu decken. Er entgegnete mir: «Eher andersrum. 10 Minuten vor Schluss kam ein unbekannter Russe und kaufte gleich 4 Werke – ausverkauft und EUR 30‘000 Gewinn.» Mit so einer Geschichte ist er leider kein Einzelfall. Galerist sein ist halt wie pokern – nur verlieren sollte man nicht zu häufig. Oder man kennt einen Russen, das hilft immer.

Magnus Resch

Der Autor Magnus Resch (24) promoviert an der HSG zum Thema «Management von Kunstgalerien» am KMU Institut bei Prof. Christoph Müller. Regelmässig berichtet er an dieser Stelle vom Kunstmarkt. Magnus Resch war bereits im Alter von 20 Jahren Teilhaber einer Galerie für zeitgenössische Kunst.


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Es geht auch anders

Das beschauliche St. Gallen hat sich in den letzten Jahren zu einer nationalen Indie- und Elektrohochburg gemausert. Auch diesen Herbst spielen wieder grosse Namen und Geheimtipps auf. Ein kleiner Überblick über die erste Semesterhälfte. Max.Winkler@student.unisg.ch prisma-Redaktor

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as neue Semester ist zwar noch jung, hat aber dennoch eine alte Erkenntnis aufs Neue bestätigt. Die standardisierten Uni-Partys à la Elephant, Backstage oder Casablanca sind frustrierend eintönig, überteuert und haben den Charme einer Dorfchilbi im oberen St. Galler Rheintal. Ganz nebenbei werden alle zahlenden Studenten mit dem immer gleichen Partymodell zum Narren gehalten und altbekannte Kommilitonen bereichern sich dadurch in unanständiger Art und Weise. Dieser Artikel will einige musikalische Highlights der nächsten Wochen in St. Gallen vorstellen, um interessierte prisma-Leser auf diese Alternativen zum Partymainstream aufmerksam zu machen. Wer also bei den immer gleichen Tom Francis und DJ Escobar nur noch Brechreiz verspürt, ist herzlich eingeladen, weiterzulesen. Alle anderen blättern an dieser Stelle besser weiter.

Angst und Geld «Ja, Panik» beehren am 22. Oktober bereits zum zweiten Mal das Palace. Nach einem famosen Auftritt vor fast genau einem Jahr spielen die inzwischen nach Berlin übersiedelten jungen Wiener ihr neues Album The Angst and The Money. Mehrsprachig der Gesang, zwischen Falco und The Fall die Musik und clevere Texte wie: «Ohne Geld, keine Angst. Ohne Angst, kein Geld» lassen erahnen, dass man von «Ja, Panik» noch hören wird. Gehört hat man diesen Sommer vieles von Ebony Bones. Die Londonerin machte mit ihrer selbst genähten Do-it-yourself-Mode nicht nur in der Modewelt auf sich aufmerksam, ihr im Alleingang aufgenommener Punk-Funk war im Sommer der letzte Schrei (so

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zum Beispiel im Guardian: «bloody brilliant»). Am 29. Oktober wird man Gelegenheit haben, diese ganz eigenständige Künstlerin – und vormals Darstellerin in der britischen Soap Family Affairs – im Palace live zu erleben.

25 Jahre Grabenhalle Auch die Grabenhalle wartet anlässlich ihres 25-jährigen Jubiläums mit beachtlicher Prominenz auf. Der 10. Oktober steht im Zeichen der Mediengruppe Telekommander, seit ihrem Debütalbum im Jahre 2004 ein aus der deutschen Tanzszene nicht mehr wegzudenkender Live-Act und nun erstmals in St. Gallen. Dasselbe lässt sich über eine ganz grosse Nummer des britischen Indie-Rocks erzählen: Maximo Park stehen für packende Live-Konzerte, die kein Tanzbein ruhen lassen. Auch wenn sie mit ihrem aktuellen Album unter ihren Möglichkeiten geblieben sind, so darf man sich dennoch diesen Abend nicht entgehen lassen. Wer die ruhigeren Klänge eines grossartigen Singer-Songwriters bevorzugt, dem sei am 17. Oktober das Mariaberg ans Herz gelegt. Der Amerikaner John Vanderslice gibt dort sein einziges Konzert in der Schweiz, welches den kleinen Sprung über die St. Galler Stadtgrenze allemal rechtfertigt. Zumal am Wochenende bis 3 Uhr Nachtzüge der SBB die Konzertbesucher in die Gallusstadt zurückbringen. Weitere Informationen finden sich auf den Websites der einzelnen Lokale. Einen weiteren Kanal, um über das kulturelle Musikgeschehen informiert zu bleiben, liefert der Blog der Klangschau: blog.klangschau.ch


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Das tödliche H1N1-Virus oder «Die Schweinegrippe» Souvenir aus dem argentinischen Austauschsemester

die Schweinegrippe hatte. Er veranlasste die Laboruntersuchung dann trotzdem «für alle Fälle» und verschrieb erst nach mehrmaligem, inständigem Betteln die Cash-Cow von Roche (Tamiflu). Interessanterweise war zu dem Zeitpunkt nur ein Labor in ganz Buenos Aires (13 Millionen Einwohner) fähig, die Analyse für H1N1 durchzuführen. Da auch im Pandemiefall in Labors grundsätzlich nur montags bis freitags von 9 bis 5 Uhr, abzüglich Mittags-, Kaffeeund Raucherpausen, gearbeitet wird, hinkten sie der Analyse bereits knappe 2 Monate (!!!) hinterher. Ich erfuhr jedoch dann «schon» nach einem Monat, dass ich positiv auf das Virus getestet worden war ...

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chuld an allem war – wie immer – der Alkohol. Denn als drei befreundete HSGler, die in Chile ein Praktikum machten, uns für ein Wochenende in Buenos Aires besuchen kamen, mussten wir ihnen natürlich das berühmtberüchtigte Nachtleben der Porteños näher bringen. Was wir – und sie – nicht wussten: Sie hatten sich zuvor an einer After-Work-Party mit dem H1N1-Virus angesteckt. Nach dem durchfeierten Wochenende lagen wir alle mit Grippe im B e t t , und bei ihrer Rückkehr wurden unsere Kollegen in Chile positiv auf H1N1 getestet – wie sie die Sicherheitskontrollen sämtlicher Flughäfen trotz auffälliger

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Grippesymptome passieren konnten, ist ein anderes Thema. Als verantwortungsbewusste Schweizer informierten sie uns sogleich über das Testergebnis, worauf ich so bald wie möglich ins Spital fuhr. In der Notaufnahme traf ich auf meine beiden Kolleginnen und wir bekamen einen gutaussehenden Mundschutz verpasst, durften jedoch mit ca. 50 regulären Notfallpatienten auf die Behandlung warten. Jedes Mal, wenn eine von uns husten musste, wurden wir mit scharfen Blicken gestraft (Grippe halt, hallo? Als ob wir sie uns ausgesucht hätten ...). Uns erschien die Situation so skurril, dass wir darüber nur noch lachen konnten, was die anderen Patienten offenbar noch weniger lustig fanden. Konnten wir nicht verstehen. Der Arzt hingegen sah wohl ein Schild mit «hysterische Ausländerin» auf meiner Stirn und glaubte mir nicht, dass ich

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Die tatsächliche Behandlung mit Tamiflu dauerte eine Woche, in der ich (trotz zu dem Zeitpunkt unbekannter Testergebnisse) zu Hause blieb und wir uns online gegenseitig mit Tipps, Infos und Aufmunterung versorgten (die Ratschläge der Ärzte waren entweder nicht vorhanden oder unzureichend). Die Nebeneffekte von Tamiflu sind derart heftig (Schwindel, Übelkeit, Konzentrationsunfähigkeit etc.), dass sie einen noch mehr ausser Gefecht setzen als die Grippe selbst; also bitte nicht zum Spass ausprobieren! Nachdem wir die Schweinegrippe überlebt hatten, fing das Chaos erst richtig an in Argentinien. Am 28.6.2009 wurde nämlich ein neues Parlament gewählt und die Schweinegrippe im Vorfeld totgeschwiegen. Die Wahl ist obligatorisch und wird in Schulhäusern durchgeführt (es sollten offenbar möglichst viele Wähler hustend und schnäuzend an die Urnen kommen, wo am nächsten Tag wieder Kinder zur Schule gehen würden). Die Peronisten (Regie-


rungspartei) verloren ihren Mehrheitsanteil und die Gesundheitsministerin wurde daraufhin entlassen. Der neue Gesundheitsminister gab bekannt, es gäbe in Argentinien «nun doch» an die 50‘000 Fälle Schweinegrippe (ups!). Um weiteres Ausbreiten des Virus zu verhindern, sollten sämtliche Schulen und Universitäten geschlossen und kulturelle Veranstaltungen auf ein Minimum beschränkt werden. Dies hört sich ja im ersten Moment noch spassig an, tatsächlich standen aber alle Universitäten des Landes eine Woche vor den Semesterschlussprüfungen, und niemand wusste, wann und ob die Prüfungen schliesslich durchgeführt würden. Die Begeisterung bei uns Austausch-

studenten mit bereits gebuchtem Rückflug in die Schweiz hielt sich demnach in Grenzen, besonders da wir ja schon darauf gelernt hatten ... Aber Argentinien wäre nicht Argentinien, wenn nicht bald eine Ausnahmeregelung gefunden worden wäre – wenn auch nicht eine optimale. Es ergaben sich aber auch positive Nebeneffekte: Da wir nun gegen das Virus immun sind, konnten wir die plötzlich leeren U-Bahn Waggons zur Stosszeit sorgenfrei benutzen und sehen einem möglichen Pandemie-Ausbruch in der Schweiz gelassen entgegen. Ich würde sogar an meiner Bachelorfeier Herrn Mohr bedenkenlos die Hand schütteln.

Cosima Bader

Zum Schluss noch ein paar Tipps, sollte es dich auch erwischen: 1. Ruhe bewahren! Es ist nur eine Grippe. 2. So bald wie möglich zum Arzt gehen, um die nötigen Medikamente zu bekommen. 3. Schütze dich und deine Mitmenschen, sobald die ersten Symptome auftauchen – die schnelle Verbreitung des Virus ist beeindruckend! 4. Während fünf Tagen zu Hause bleiben. Sobald es vorbei ist, bist du immun. 5. Tritt unserer Facebook Gruppe «Human 2.0» bei und freue dich über deine neugewonnene Immunität und das Upgrade deines Körpers.

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Der Schweizer, ein unbekanntes Wesen Ein Einblick in die Psyche eines Volkes, das Käse, aber auch Schokolade zum Frühstück mag und gar nicht so bescheiden ist, wie man immer meint.

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s wäre untertrieben zu sagen, dass die Beziehung der Schweiz mit Libyen etwas angespannt ist. Der Vorschlag Libyens, die Schweiz von der Weltkarte zu streichen und auf die Nachbarländer aufzuteilen, wurde mit wenig Begeisterung zur Kenntnis genommen. Offensichtlich wurde die Rolle der Schweiz als Global Player, Hochburg der Kultur und Vorbild in allen Belangen gehörig unterschätzt. Doch was zeichnet die Schweiz aus und spricht für ein Weiterbestehen des Landes mit den vielen Käsesorten?

Feierlichkeiten werden traditionellerweise begleitet von selbstgebranntem Schnaps und einer emotionsgeladenen Rekapitulation der Schweizer Geschichte. Selbstverständlich hat Wilhelm Tell am 1. August Hochkonjunktur.

Pünktlich, sauber, fleissig Schweizer wissen nicht nur, wie man Feste richtig feiert, sie können sich auch sicher sein, nach ausgie-

Stolz auf das Wenige, was sie haben ...

Politik am Stammtisch Besucht man an einem beliebigen Abend ein Schweizer Lokal, hat man die Möglichkeit, Politik live zu erleben. Nicht die Bundesversammlung in Bern, die Schweizer Bürger selbst sind das Epizentrum der Schweizer Politik. Diese wird wöchentlich bei Bier und Stumpen am Stammtisch diskutiert. Steht gerade keine Abstimmung bevor, was bei der hohen Abstimmungsfrequenz eher unwahrscheinlich ist, können auch lokale Ereignisse für heissen Gesprächsstoff sorgen. Beliebte Themen sind beispielsweise des Nachbars neue Kühe oder der Krieg des Kleinbürgers gegen die Behörden.

Cervelat als Nationalgericht Wenn es im ganzen Land nach verkohlter Wurst duftet, im Radio die Nationalhymne in der Endlosschlaufe läuft und trotz dicker Wolkendecke am Himmel Feuerwerkskörper ins Nichts geschossen werden, dann ist wieder einmal Schweizer Nationalfeiertag. Die

gentlich ziemlich gut sind, wie eben der öffentliche Verkehr. Der kritische Blick eines Schweizers lässt sich dadurch erklären, dass er hohe Anforderungen an sich selbst stellt. Ein Schweizer sollte zuverlässig, sauber und fleissig sein. Auch wenn der Blick in die eigene Küche nicht gerade viel versprechend ist, versteckt man sich doch gerne hinter den selbstzugeschriebenen Charaktereigenschaften.

bigen F e i e rlichkeiten wieder rechtzeitig zu Hause anzukommen. Der öffentliche Verkehr ist natürlich so pünktlich, dass man seine Uhr danach richten kann. Ist der Bus dann trotzdem einmal 3 Minuten zu spät, wird gleich der Untergang der Demokratie beschworen. Allgemein scheint Meckern ein Volkssport zu sein. Bevorzugt werden dabei Dinge, die ei-

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Nicht nur der Durchschnittsschweizer hat positive Eigenschaften, die Schweiz selbst steht für Qualität und Verlässlichkeit. Folglich ist es für den pflichtbewussten Bürger völlig rational, den dreifachen Preis für Biofleisch zu bezahlen. Im Preis inbegriffen ist dann natürlich auch das gute Gewissen, etwas für die Umwelt und die eigene Gesundheit getan zu haben. Die Schweiz kauft also ganz nach dem Motto: Was hier aus der Gegend kommt, muss ja gut sein. Denn auch wenn die Schweiz (noch) keine Weltmacht ist und Albert Einstein schon länger nicht mehr unter uns weilt, können die Schweizer stolz auf sich sein. Das Schweizer Taschenmesser, Rivella und Globi sind nur einige Errungenschaften, welche die Welt verändert haben. Aufgrund dieser Kulturschätze wäre es folglich äusserst bedenklich, die Schweiz einfach so aufzulösen. Und falls diese Argumente nicht überzeugen, haben sie immer noch Roger Federer als Ass im Ärmel.

Lynn Reinhart

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Die Liste

Donnerstag oder die besten Verhaltensstrategien bei einem akuten Kater. Valentin.Diem@student.unisg.ch Ressortleiter 360°

Konsumieren Egal was. Hauptsache man muss nichts aktiv unternehmen.

Konterbier Eine äusserst beliebte, wenn auch im ersten Moment schmerzhafte Strategie. Lecker ist ein Bier-chermüesli nie, weshalb ein Bloody Mary (Vodka und Tomatensaft zu gleichen Teilen, verfeinern mit Pfeffer, Salz, Tabasco und Worcestershiresauce) oder ein Bullshot (1/3 Vodka, 2/3 Rindsbouillon, halbe Zitrone, schwarzer Pfeffer, Tabasco und Worcestershiresauce) angebracht ist. Für Anfänger empfiehlt es sich, ein paar kühle Panachés runterzuspülen.

Ins Casino gehen Das Schöne an einem anständigen Kater ist ja dieser herrlich unbeschwerte Zustand der absoluten Gleichgültigkeit, die Unfähigkeit, sich eine andere Zeitform als die Gegenwart vorstellen zu können. In Anbetracht des Umstandes, dass man ein Casino praktisch immer ärmer verlässt, als man es betreten hat, und wer was anderes behauptet, ein Lügenpeter ist, scheint ein Kater genau die richtige Stimmung zu sein, um Verluste mit einem kühlen Kopf wegstecken zu können.

Brunch im Seeger Auch wenn die Preise letztes Semester nach oben korrigiert wurden, ist das Seegerfrühstück schmackhaft und ausgiebig. Um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen, kann ein Glas Champagner dazu bestellt werden.

Enten füttern in Arbon Am Bodensee lässt sich die brummende Birne sehr gut auslüften. Die Seepromenade in Arbon überrascht zusätzlich mit ihrer hohen Entendichte, wobei die gemütliche Ferienatmosphäre gelegentlich von einer gefrässigen streitsuchenden Schwanen-Gang gestört wird, die wieder mal die niedlichen Blässhühner (Taucherli) aufmischt.

Ins Kino gehen Wundervoll passives Programm, um die heftigsten Schübe zu überwinden. Meistens ist bis zur Pause der schlimmste Brechreiz überwunden, sodass man den total überteuerten Kinokiosk leer kaufen kann.

Sich mit Freunden treffen und herausfinden, was gestern passiert ist. Führt zu peinlichen wie auch sehr witzigen Szenen. Einerseits kann man sich am Leid anderer erfreuen, andererseits läuft man selbst Gefahr, unangenehme Details vom vergangenen Abend zu erfahren, die man besser vergessen hätte oder bereits erfolgreich verdrängt hat.

Säntispark In den Saunen und Dampfbädern des in Abtwil domizilierten Erholungsbetriebs kann man entspannen und den ganzen Dreck rausschwitzen. Es sind ebenfalls gediegene Liegestühle im Nacktbereich vorhanden, die zu einem Nachmittagsnickerchen einladen.

Fernsehen Folgende Sendungen laufen am Donnerstag und sind anspruchslos genug: Britt & Zwei bei Kallwass (Sat1), Sam & U20 Deutschland deine Teenies (Pro7), Two and a Half Men & Eine schrecklich nette Familie (Kabel1), Kommissar Rex (ZDF), Punkt 12 (RTL), Sturm der Liebe (ARD).

Gamen im Quanta Genüssliches Zeitverschwenden und sich dabei wie ein Kind fühlen. Die zentral am Bohl gelegene Spielhölle bietet für jeden Geschmack das Richtige: Airhockey, Töggele (Tischfussball), Billard, elektronisches Tennis, Autorennen und natürlich die allseits beliebten Ballergames.

Durchmachen Sleeping is cheating. Am besten nach dem Filou gleich an die Uni gehen, ein Klösti in der B-Cafeteria kaufen und ab in die ungewohnt lustige Forschungsmethoden-Vorlesung!

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Herausgepickt: Romana Brüggemann

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Good Luck für den Dialog

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Partypictures

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Profs privat: Dr. Timon Beyes

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«Sicher haben wir Fehler gemacht, sogar einige gravierende»


Romana Brüggemann

Herausgepickt «Die Wahl für die HSG fiel im Traum» Es ist ein regnerischer Septembernachmittag, St. Gallen zeigt sich nicht unbedingt von seiner besten Seite. An der HSG hat gerade das neue Semester begonnen. Der Gong im B-Gebäude ertönt, die Mathematikvorlesung ist zu Ende. Wie ist denn der erste Eindruck an der HSG für die Erstsemestler? Wir fragen Romana, die gerade mit schnellen Schritten an uns vorbeiläuft. Wie war deine erste Woche an der HSG? Die erste Woche war bislang ganz locker, nur hab ich noch viele andere Aufgaben wie Wohnungseinrichtung und so zu erledigen. Aber dank der Startwoche habe ich mich schon sehr an die HSG gewöhnt – es fühlt sich fast so an, als wäre ich bereits ewig hier.

Romana Brüggemann Geburtsdatum Kommt aus

Beziehungsstatus Wohnsituation

Studium Lieblingsband Lieblingsgetränk Lieblingsspeise

Lieblingsbar

03.02.1990 Zürich (Kindheit jedoch in den USA) vergeben zur Untermiete bei einer älteren Frau Assessmentstufe, später Law & Economics Coldplay Tee Fenchel mit Kartoffeln und Tofuwurst noch keine (war da nicht irgendetwas mit einem Tier?)

Warum bist du nach St. Gallen gekommen? Eine lustige Geschichte. Meine erste Wahl war eigentlich Zürich, da dort auch mein Freund zu studieren beginnt. St. Gallen war lediglich in der weiteren Auswahl. Doch eines Nachts habe ich geträumt, wie ich als Studentin in den Gängen der HSG herumlaufe. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wusste ich, dass es St. Gallen sein muss. Haben sich denn nach den ersten Tagen deine Erwartungen von der HSG bestätigt? Wenn ich ehrlich bin, dann bin ich positiv überrascht. Ich habe bislang noch niemanden erlebt, der sich irgendwie hochnäsig benommen hat. Alle sind eigentlich «ganz normal». Toll ist auch, dass an der HSG die Internationalität so gelebt wird. Man hört ständig fremde Sprachen auf dem Campus. Zudem haben sehr viele Studienkollegen bereits einmal im Ausland gelebt und man kann spannende Gespräche über die jeweiligen Erfahrungen führen. Was würdest du an der HSG ändern? Mir als zukünftiger Jurastudentin ist die Assessmentstufe zu wirtschaftsfixiert. Eine frühere Spezialisierung fände ich daher sinnvoll. Zudem hat mich das Bidding genervt: Letztendlich habe

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ich einen Kurs zugeteilt bekommen, den ich eigentlich gar nicht wollte! Wie bereitest du dich auf Prüfungen vor? Bislang bin ich immer den ganzen Stoff dreimal durchgegangen, aber das wird wohl hier etwas schwierig. Aber beim Lernen hilft mir immer das Meditieren. Dabei schaffe ich es, in meinem Gehirn Alpha-Wellen zu produzieren, die ungefähr den Wellenlängen kurz vor dem Einschlafen entsprechen. Wenn ich die erreicht habe, dann ist es problemlos möglich, acht Stunden am Stück zu lernen. Wie sieht dein Traumberuf aus? Sehr idealistisch (lacht)! Ich möchte in den sozialen Bereich und dort an entscheidender Stelle wirklich etwas verändern können. Mein zukünftiger Beruf soll mich aufwühlen! Beispielsweise wollte ich vor kurzem einige palästinensische Studenten für einen Austausch holen, doch aufgrund des Schweizer Rechts ist das sehr schwierig beziehungsweise fast unmöglich. Solche Engstirnigkeit ärgert mich, und deshalb möchte ich später einmal in den gesellschaftlichen Strukturen etwas verändern. Vor zehn Jahren war ich ... ... fest davon überzeugt, UNOGeneralsekretärin zu werden! In zehn Jahren werde ich ... ... hoffentlich eine eigene Familie haben und gleichzeitig beruflich tätig sein. Vielleicht bin ich dann sogar schon in meiner eigenen Anwaltskanzlei tätig, die international ausgerichtet ist.

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«Good Luck für den Dialog!»

Politikwissenschaftler Christoph Frei zum Thema der Startwoche 2009 Yannick.Pengl@student.unisg.ch Ressortleiter Campus

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uch in diesem Jahr hiess unsere Alma Mater ihre neuen Mitglieder mit einer Startwoche willkommen. Da jeder prisma-Leser zumindest eine Startwoche hautnah miterlebt haben dürfte, verzichten wir an dieser Stelle auf ausführliche Erlebnis- oder Partyberichte. Schliesslich besteht das einzige alternierende Moment dieser Veranstaltung im Fallstudienthema. Diesmal ging es um «Interkulturelle Konflikte und Kooperationen» und dabei insbesondere um das Verhältnis zwischen Christentum und Islam. Die Studienanfänger sollten für die fremde Kultur sensibilisiert werden und Vorurteile abbauen. Prof. Christoph Frei vom Institut für Politikwissenschaft hielt während der Startwoche einen Vortrag über die charakteristischen Eigenheiten dieser schwierigen Thematik. Wir haben bei ihm nochmals genauer nachgefragt. Die Fallstudie beschäftigte sich mit dem Verhältnis zwischen Christentum und Islam, ein Verhältnis, das derzeit omnipräsent und mit viel Konfliktpotenzial beladen zu sein scheint. Warum werden gerade die beiden Kulturkreise «christliches Abendland» und «islamische Welt» als zentrales Gegensatzpaar unserer Zeit angesehen? Vor 20 Jahren ging der Kalte Krieg zu Ende, ein lang anhaltendes Ringen zwischen Liberalismus und Marktwirtschaft einerseits sowie Staatssozialismus und Planwirtschaft anderseits war vorläufig entschieden. In dieser Situation gab es Autoren und Politiker, die das «Ende der Geschichte» ankündigten und den freiheitlichen westlichen Lebensentwurf als eine Art Endstadium wähnten. Dagegen wiederum wehrten sich andere Autoren. Sie wiesen auf Probleme und Herausfor-

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derungen hin, die in der Zeit des Kalten Krieges zwar bereits existiert hatten, damals aber nicht wahrgenommen wurden. Zu diesen Herausforderungen gehören religiöse Konflikte im engeren Sinne, gehört aber auch das historisch mehrfach belastete Verhältnis zwischen der christlich geprägten westlichen Welt und dem arabisch-islamischen Raum. Braucht der Westen nach dem erwähnten Ende des kalten Krieges einen neuen Gegensatz, einen kontrastierenden Hintergrund, vor dem die eigene Freiheitsliebe in neuem Glanz erstrahlt? Vielleicht ist uns wirklich die Neigung zu eigen, die Dinge schwarz und weiss zu sehen. Keine Partei, kein Staat, keine Religion kann bestehen, ohne sich mitunter nach aussen abzugrenzen und sich so der eigenen Identität zu versichern. Auch im demokratischen Europa gibt es genügend Politiker, die ihre Popularität fast nur dem Umstand verdanken, dass sie Feindbilder taktisch geschickt einsetzen. Existiert der vielbeschworene «clash of civilizations» also wirklich? Wer einen Clash of Civilizations in

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der Welt erkennen will, wird ihn unzweifelhaft finden: Allerorten gibt es radikale Gruppen, gibt es Fanatiker und Extremisten, die Gewalt jedem Kompromiss vorziehen. Gleichzeitig ist aber eine solche Sicht auf die Welt gefährlich und vereinfachend. Tatsache ist, dass intrakulturelle Unterschiede heute so gross sind wie interkulturelle Unterschiede. Beispiel: Sobald Sie den vermeintlich so homogenen islamischen Kulturkreis näher betrachten, finden Sie Modernisten und Traditionalisten, Konservative und Progressive, Religiöse und Agnostiker. Umgekehrt: Definieren Sie einmal das christliche Abendland. Sobald Sie näher hinschauen, zerfliessen solche Kon-


strukte wie Schnee in der milden St. Galler Septembersonne. Welche unmittelbar lebenspraktischen Missverständnisse, Chancen und Gefahren ergeben sich im Umgang mit der islamischen Welt bzw. mit Muslimen in der Schweiz? Das beginnt bei alltäglichen Dingen wie Essen, Kleidung oder Umgangsformen. Tatsache ist, dass die Berührung mit fremden Kulturen immer Chancen und Risiken mit sich bringt. Warum? Weil es glücklicherweise unterschiedliche Lebensentwürfe und Lebensformen gibt, weil Wahrnehmungen, Wertetafeln und Verhaltensvorschriften nicht überall die gleichen sind. Unterschiede existieren überall, wo Menschen miteinander sprechen. Weil die kulturelle Distanz zwischen Zürich und Riad grösser ist als zwischen Zürich und Appenzell, kommt es im ersteren Fall häufiger zu Missverständnissen. Zu fragen ist aber auch, von wem ich als Zürcher mehr Neues erfahren und lernen kann: von einem Schweizer aus Appenzell – oder von einem Muslim aus Riad?

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In mancher Stammtischdiskussion werden die Begriffe Muslim und Islamist

quasi synonym verwendet und in abenteuerlichen Assoziationsketten mit Ehrenmorden, Zwangsheirat und Genitalverstümmelung in Verbindung gebracht. Geht vom Islam als Religion an sich Bedrohungspotenzial für unser westliches Freiheitsverständnis und Wertesystem aus? Grundsätzlich natürlich: nein. Lassen Sie mich mit einem Vergleich antworten. Bis ins 20. Jahrhundert hinein tat sich die katholische Kirche schwer damit, Menschenrechte offen und unzweideutig anzuerkennen. Heute ist das kein Problem; die Heilige Schrift hat sich indessen nicht verändert. Was schliessen wir daraus? Ob eine Religion kompatibel ist mit westlicher Modernität oder nicht, hängt letztlich davon ab, wie die sakralen Texte ausgelegt werden. Richtig ist, dass es diesbezüglich auch im Islam ein grosses Interpretationsspektrum gibt – und dass konservative Deutungen noch heute dominieren. Wie lassen sich Dialog und Kooperation in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft erreichen? Good luck! Schauen wir nur in den Spiegel: Sind wir selbst stets dialogbereit? – Auf dem Feld internationaler Po-

litik ist entscheidend, jene Hindernisse aus der Welt zu räumen, die einem Austausch grundsätzlich im Wege stehen. Denken Sie an historisches Unrecht. Denken Sie an Demütigungen, Verletzungen, schlimme Erfahrungen in der kollektiven Wahrnehmung einer Nation oder eines Kulturkreises. Im tieferen Sinn verständigungswillig ist nur, wer auf Augenhöhe mit dem anderen spricht. Und zum Abschluss: Was halten Sie von der Minarettinitiative? Zuerst verrät eine solche Initiative etwas über die politische Kultur eines Landes. Demokratie ist anfällig für populistischen Missbrauch. Reale Ängste werden gezielt geschürt und politisch ausgeschlachtet. So offensichtlich es ist, dass schweizerische Parteien aus solchen Initiativen politisches Kapital schlagen wollen, so offensichtlich ist ja auch, dass diffuse Ängste vor einer Islamisierung europäischer Lebensverhältnisse tatsächlich verbreitet sind; das gilt nicht nur für die Schweiz. Ob rechtlich sanktionierte Verbote die richtige Antwort auf solche Ängste (und die angemessene Botschaft nach aussen) sind, ist eine andere Frage.

« Die breite Erfahrung des Wirtschaftsprüfers hält Ihnen unzählige Wege offen. » Prof. Dr. Giorgio Behr, dipl. Wirtschaftsprüfer, Unternehmer, Schaffhausen

Giorgio Behr geb. 1948 I verheiratet, Vater von vier Söhnen I 1970 Tenente fucilieri di montagna I 1971 Lizenziat & Handelsschullehrer I 1972 Berufseinstieg bei KPMG I 1973 Aufstieg NLA Handball als Spieler I 1974 Doktorat & Vorprüfung WP I 1975 Rechtsanwalt I 1978 dipl. Wirtschaftsprüfer I 1979 Aufstieg NLB Handball als Trainer, dann Forschungsaufenthalt University of Washington, Seattle I 1982 Controlling & Restrukturierungen in der Industrie I 1984 Aufbau eigener Beratungsgesellschaft, später Verkauf an Partner I 1989 Professur Universität St. Gallen I 1991 Aufbau des eigenen Industrieunternehmens I 2005 Schweizer Meister Handball als Präsident I 2006 Präsident der Treuhand-Kammer I Hobbys: Tauchen, Museums-Bahn und Handball I Wirtschaftsprüfung: Wo Karrieren geboren werden. www.treuhand-kammer.ch


Semester Begin Party 16. September 2009, Elephant Club nächste Party: 21. Oktober 2009, Elephant Club

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Profs privat: Dr. Timon Beyes

«Die Studenten könnten ruhig kritischer und aufmüpfiger sein»

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s ist Dienstagmittag und wir sitzen gemeinsam mit Dr. Timon Beyes bei frühherbstlichen Temperaturen mit einem Kaffee, einem Latte Macchiato und einem Cappuccino im Garten des «Schwarzen Engels», nur zwei Minuten vom St. Galler Marktplatz entfernt. Von einem Treffen in seinen eigenen vier Wänden hatte Beyes abgeraten: «Meine Wohnung löse ich vorübergehend auf, sodass sie wegen zahlreicher herumstehender Kartons in einem unmöglichen Zustand ist.» Aber der Ort unseres Zusammentreffens hat es dem Nachwuchsdozenten angetan, denn hier kann er zumindest am Sonntag die von ihm geliebte «Berliner Frühstückskultur» – ein Frühstück auch nach 11 Uhr – praktizieren. Aber auch abends trifft er sich dort gerne auf ein Bier mit Kollegen.

«Dann mach’ ich halt mal BWL» Die Wurzeln von Timon Beyes liegen im südniedersächsischen Ein-

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beck, vierzig Kilometer von Göttingen entfernt. Hier wurde er 1973 als «Sommerkind», eine Bezeichnung, auf die er wegen einer Aversion gegenüber kälteren Jahreszeiten Wert legt, geboren. Nach dem 19 Jahre später abgelegten Abitur sowie einem Jahr Militärdienst verschlug es ihn 1993 zum ersten Mal nach St. Gallen. Die Entscheidung, hier ein BWL-Studium aufzunehmen, war jedoch eher eine zufällige: «Ich kann mich erinnern, dass ich eigentlich gar keine Ahnung hatte, was ich studieren wollte. Allerdings studierte mein Bruder bereits BWL, und da ich zu dem Zeitpunkt nicht besonders zielstrebig war, dachte ich mir: Machst du das mal!» Ein bestandener Aufnahmetest, gepaart mit dem Wunsch, eine gewisse Distanz zwischen Heimat und Studienort zu legen, liess seine Entscheidung schliesslich auf die HSG fallen. Nach einer Zwischenstation in Buenos Aires nahm Timon Beyes nach dem Studium ein Angebot einer Hamburger Unternehmensbera-

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tung an, in der er zwei Jahre kulturelle Wandelprozesse innerhalb von Unternehmen begleitete. «Ich habe dort viel gelernt, jedoch gab es auch Dinge, die mir vielleicht nicht so liegen. Den allgemein gepflegten Habitus und Lebensstil, wie montags früh im schwarzen Anzug zum Kunden zu gehen und donnerstags spät zurückzukommen, muss man schon mögen», erklärt Dr. Beyes. Daher verwirklichte er von 2000 bis 2002 das bereits nach Studienende ins Auge gefasste Vorhaben, am Seminar für Soziologie der HSG als externer Doktorand zu promovieren. Er zog nach Berlin, eine Stadt, die ihn aufgrund seines kulturellen Interesses schon immer faszinierte, um hier – nach eigener Aussage – «zu lesen, zu schreiben und zu leben». Nachdem ihm zunächst eine Arbeit im Kulturbereich vorschwebte, entschied er sich aufgrund des Spasses, den ihm das Schreiben der Doktorarbeit bereitet hatte, zu einer kompletten Rückkehr an die Universität. Seit 2003 beschäftigt er sich in Forschung und Lehre mit Nonprofit-Organisationen sowie der Schnittstelle zwischen Organisationstheorie, Stadtraumforschung und Ästhetik. Seit 2006 ist er Nachwuchsdozent, 2004 und 2005 verantwortete er zudem stellvertretend die Neukonzeption der Lehre an der HSG. 2008 führte ihn ein britisches Forschungsstipendium an das Centre for Urban Theory der University of Wales, Swansea. Aktuell ist Timon Beyes ausserdem akademischer Programmleiter der Handlungskompetenz.

«Die Sportschau ist Pflicht» Ausseruniversitär liegen Dr. Beyes' Interessen vor allem im Kulturellen wie Theater oder Kunst. Dort haben es ihm besonders die Gegenwartskunst und «ihre vielfältigen Experimente auch abseits der üblichen Kunstorte» angetan. Ebenso weiss sich der Dozent für Fussball zu begeistern: «Ich bin aus unerfindlichen Gründen Sympathisant von


Hansa Rostock und verfolge von Kind an um 18 Uhr die Sportschau.» Auch aktiv tritt Beyes gerne gegen den Ball, hadert aber damit, aufgrund von Rückenbeschwerden und regelmässigem Rauchen mittlerweile gefühlt «in Zeitlupe zu spielen». Eine weitere Leidenschaft Beyes' ist die Literatur: so liegt derzeit der Roman «2666» des chilenischen Schriftstellers Roberto Bolaño auf seinem Nachttisch. Musikalisch sagt ihm die «Hamburger Schule» mit Bands wie Blumfeld, Tocotronic oder Die Sterne besonders zu. «Von Elektro oder auch Hip-Hop bin ich kein grosser Fan, ich stehe da mehr auf Gitarrenbasiertes.» Auf die Frage nach einem typischen Tagesablauf outet er sich freimütig als Morgenmuffel: «Wenn ich morgens keine Termine habe, schlafe ich gerne mal länger. Ich bin eher Nachtschreiber, weswegen ich lieber in den Abend oder sogar in die Nacht hinein arbeite. So kann es schon mal vier Uhr morgens werden.» Optimalerweise beginnt für ihn daher ein Tag mit wenig Druck und einem Kaffee zuhause mit anschliessendem «Langschläferfrühstück», beispielsweise im Schwarzen Engel. «Selten und schlecht», lautet Dr. Beyes' Antwort auf die Frage nach eigenen Kochaktivitäten. «Da gehe ich lieber mit den Kollegen essen oder gebe mich auch schon mal mit ‹Frass› zufrieden.»

Guten Morgen Berlin! Neben Kulturellem gilt seine grosse Leidenschaft der Stadt Berlin. Schon während des Verfassens seiner Dissertation genoss er seine dort verbrachte Zeit sehr und pflegt auch heute weiter seine Wohnung am Prenzlauer Berg sowie seinen dortigen Freundeskreis. Sein Faible für die Stadt trägt allerdings auch Schuld daran, dass richtiger Urlaub prinzipiell eher Mangelware ist. «Ich verbringe meine freie Zeit grösstenteils in Berlin. Daher ist beispielsweise mein letzter richtiger Strandurlaub schon einige Jahre her. Da ich aber wirklich sehr

Bilder: Charlotte Claesson gerne in Berlin bin, kommt mir die Zeit dort ein bisschen wie Urlaub vor.» Für die geringe Urlaubszeit entschädigt ihn aber auch der akademische Betrieb, der Dr. Beyes für Konferenzen in Grossstädte wie zuletzt Barcelona bringt. «Da hänge ich dann gerne ein paar Tage vor oder nach, um die jeweilige Stadt besser kennen zu lernen.» Einfach am Wochenende auszuspannen und vom Alltag abzuschalten, fällt ihm schwer, da er auch in seiner freien Zeit gerne wissenschaftliche Schriften liest und eigene Ideen zu Papier bringt, was er für eine «Berufskrankheit» hält.

Ein universitärer Romantiker Angesprochen auf Ratschläge für Studierende, bezeichnet sich Timon Beyes selbst als «universitären Romantiker», der sich von den Studenten den Blick über den Tellerrand wünscht. So rät er, das Angebot an vermeintlich exotischen Kursen im Kontextstudium zu nutzen und trotz der hohen zeitlichen

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Auslastung die zahlreichen Möglichkeiten an der HSG auszuschöpfen. Dazu gehöre auch ein Auslandssemester, was für jeden eine bereichernde Erfahrung sei. Zusätzlich würde sich Dr. Beyes stärkere Kontroversen wünschen: «Die Studenten können meiner Meinung nach im Unterricht ein wenig aufmüpfiger und kritischer sein.» Für seine persönliche Zukunft lässt sich der Nachwuchsdozent vieles offen. Zunächst einmal wird er ab November im Rahmen eines Forschungsstipendiums die Fertigstellung seiner Habilitationsschrift angehen, was auch den Grund für den eingangs erwähnten «unmöglichen Zustand» seiner Wohnung darstellt. Gegen eine Professur würde er sich nach eigener Aussage nicht wehren. «Gut vorstellen könnte ich mir eine Mischung zwischen einer praktischen Tätigkeit im kulturellen Bereich und einem universitären Engagement.»

Moritz Schmidt & Florian Hohmann

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«Sicher haben wir Fehler gemacht, sogar einige gravierende» Im April war der ehemalige UBS-Präsident Peter Kurer beim Dialog Klub eingeladen. Im Gespräch mit prisma bllickt er zurück auf das vergangene Krisenjahr.

Jeffrey.Voegeli@student.unisg.ch Stv. Chefredaktor

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ie haben Ihr Mandat bei der UBS abgegeben, was machen Sie mit der gewonnenen Zeit? Ich werde jetzt zuerst einmal den Kopf durchlüften, mir Zeit mit meiner Frau und meiner Familie nehmen und einige Reisen unternehmen. Alles andere schaue ich mir danach an, wobei ich noch keine konkreten Pläne habe.

der Öffentlichkeit noch zusätzlich geschwächt und das oft in einem ungerechtfertigten Ausmass.

In vielen Medien wurde Ihre Arbeit eher negativ beurteilt. Sie wurden gar als das «Gesicht der Krise» betitelt. Was ziehen Sie selbst für ein Fazit? In den wichtigen Wirtschaftsmedien, insbesondere auch im Ausland, wurde meine Arbeit durchaus auch positiv gewürdigt. Dass es andere gab, die mich kritisierten, gehörte zu meinem Job.

Wie viel kann man als Verwaltungsratspräsident wirklich ausrichten – ist es überhaupt möglich, ein ganzes Unternehmen in einem Jahr zu ändern? Als Verwaltungsratspräsident sind Sie bis zu einem gewissen Grad das Gesicht des Unternehmens. Andererseits ist man nicht allein, sondern arbeitet in einem Team. Da ist der CEO und da sind auch die anderen Mitglieder der Konzernleitung. Das heisst, man muss die Dinge gemeinsam anpacken und Probleme gemeinsam lösen. Wir haben in diesem Jahr sehr viel angestossen und sehr viele Dinge auch schon erledigt.

Wie sehen Sie die Zukunft der Banken in der Schweiz? Wird es positiv weitergehen, oder wird es eher düster werden? Ich bin überzeugt, wir werden alle diese Krise überstehen und auf den Erfolgspfad zurückkehren.

«Wir haben bei der UBS einen Kulturwandel initiiert»

Ist der Vertrauensverlust von Seiten des Publikums gerechtfertigt oder eine Folge der teilweise einseitigen Medienberichterstattung? Es ist wohl eine Kombination von beidem. Wir haben sicher Fehler gemacht, sogar einige gravierende. Auf der anderen Seite haben die Medien durch ihre Berichterstattung das Vertrauen

Wir haben die Risiken und die Bilanz stark reduziert. Wir haben die Kosten innerhalb eines Jahres um 20 % reduziert. Wir haben eine neue Corporate Governance definiert. Wir haben eine neue Strategie für die Bank definiert und die Investmentbank neu ausgerichtet. Wir haben einen grossen Teil des Ma-

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nagements und des Verwaltungsrates ausgewechselt. Schliesslich haben wir ein neues Entlöhnungssystem definiert und einen Kulturwandel initiiert. Das sind viele Dinge, die wir umgesetzt oder mindestens in die Wege geleitet haben. Die Früchte dieser Arbeit wird man allerdings erst längerfristig ernten. Finden Sie es nicht schade, dass Sie nicht hier sein werden, um sich im Erfolg zu sonnen, wenn er eintritt? So darf man nicht denken. Ich glaube, dass man zu jedem Zeitpunkt daran denken muss, was das Beste für das Unternehmen ist. Wir sind zum Schluss gekommen, dass es nach dem Abschluss der unmittelbaren Rettungsphase und dem Beginn des Turn-around besser ist, wenn man einen kompletten Strich unter die Vergangenheit zieht. Dazu gehört, dass an der Spitze des Unternehmens auch eine völlig neue Führungsmannschaft die Verantwortung übernimmt. Wie viel Mut hat es Sie gekostet, dieses Mandat zu übernehmen? Hatten Sie davor Zweifel, ob Sie das wirklich machen wollen und können? Ich wurde ja in einer schwierigen Situation angefragt. Für mich war damals relativ schnell klar, dass ich eine Verantwortung habe gegenüber dem Unternehmen, seinen Aktionären und seinen Mitarbeitern – indirekt auch gegenüber unserem Land, für das die UBS ja


enorm wichtig ist. Wenn man einmal der Überzeugung ist, dass man eine Verantwortung hat, dann muss man sie auch wahrnehmen. Vor Ihrer Zeit bei der UBS waren Sie ein Spitzenanwalt. War es nicht ein extremer Gegensatz, vom Strippenzieher im Hintergrund plötzlich zum Gesicht eines schlingernden Unternehmens zu werden? Das ist sicherlich so. Anwalt ist ein diskreter Beruf, man ist im Hintergrund tätig. Als Verwaltungsratspräsident sind Sie bis zu einem gewissen Grad das Gesicht des Unternehmens, Sie stehen ständig in der Öffentlichkeit. Das musste ich akzeptieren, aber es ist mir nicht leicht gefallen. Auf den ersten Blick verlief ihre Karriere sehr geradlinig. War es für Sie immer klar, welchen Schritt Sie als nächsten machen wollen? Nein. Ich habe eigentlich immer das gemacht, was mir Freude macht. Wenn ich dann das Gefühl hatte, es sei Zeit für etwas Neues, um mich einer neuen Herausforderung zu stellen, dann haben sich mir normalerweise auch die «Wir werden auf den Erfolgspfad zurückkehren.» Peter Kurer gibt sich optimistisch. Gelegenheiten geboten. «Life is an opportunity game» und nicht einfach tet, sondern auch Entschlossenheit an hen Niveau abschliesst. Wenn man eine den Tag legt und das, was man als richtig gute Ausbildung hat und tüchtig ist, wird eine Planungssache. erachtet, auch umsetzt. man immer auch die Gelegenheiten finWelche Eigenschaften/Umstände haben Drittens darf man nicht davor zurück- den. Eine gute Ausbildung ist also schon Ihnen auf diesem Weg geholfen? Was hat schrecken, sein Gefühl und sein Herz- wichtig, aber man kann nicht sagen, nur blut in eine Sache hineinzubringen. ein einziger Weg führe zum Erfolg. es gebraucht, um dahin zu kommen? Letzten Endes müssen das andere Ebenfalls sehr wichtig ist, dass man beurteilen. Ich kann nicht über mich sel- anderen Leuten mit Respekt und Inte- Können Sie den Studierenden einen Rat ber sprechen. Ich kann hingegen sagen, resse begegnet, dass man bereit ist, mit geben, wie sie mit den aktuellen Engpäswas ich für wesentliche Ingredienzien ihnen zusammenzuarbeiten, und nicht sen auf dem Stellenmarkt am besten ferzum Erfolg im Unternehmensbereich einfach alles allein und nur für die eige- tig werden? nen Interessen machen will. Schliesslich Das Allerwichtigste ist, sich gut ausbraucht es eine natürliche Begeisterung, zubilden und jede Gelegenheit zu nutman muss seine Sache mit Freude und zen, um sich weiterzubilden. Wichtig Engagement machen. ist auch, sich selber treu zu bleiben und geschickt Netzwerke zu knüpfen. Und Wie viel Einfluss hat die Wahl des Stu- dann ist natürlich entscheidend, dass dienfachs darauf, ob man später Erfolg man sich nicht entmutigen lässt, wenn hat? einmal etwas nicht gleich auf Anhieb Das Studienfach als solches ist klappt. Alle, die gut, tüchtig und ausdauhalte. Das Erste und Wichtigste ist, dass man intellektuell und gedanklich sau- nicht das Zentrale. Zentral ist vielmehr, ernd sind, werden irgendwann Erfolg bere Arbeit leistet. Das Zweite ist, dass dass man eine gute Ausbildung hat und haben. man eben nicht nur intellektuell arbei- diese wenn möglich auch auf einem ho-

«Es gibt nicht den einen richtigen Weg zum Erfolg»

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Lesermeinung

Bezug nehmend auf das Editorial im prisma 322 legt der «Ruheständler» Willy Burgermeister seine Sicht der Dinge dar und betont die Wichtigkeit des Steuerwettbewerbs.

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ls Ruheständler (68) besuche ich verschiedene öffentliche Vorlesungen der Uni St. Gallen und bin so aufs prisma gestossen. Einverstanden, man könnte die «Affäre Thielemann» als eine verhältnismässig harmlose Sache einstufen, wäre sie nicht eingebettet in ein aufgeheiztes Spannungsfeld um brisante Steuerfragen. Der Streit um «Steueroasen» und «Steuerwüsten» widerspiegelt etwas ganz Entscheidendes, etwas, was wir Schweizer nicht aufs Spiel setzen sollten. Es geht in Wirklichkeit um den Steuerwettbewerb oder – wie es die EU vornehm ausdrückt – um die Steuerharmonisierung, die versucht, alles Eckige und Kantige auszumerzen, einzuebnen. Wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse, dann verspüre ich alles andere als ein wildes Verlangen, mich in einer «Steuerwüste Europa» zu verirren und zu verdursten. Aus dieser Perspektive betrachtet, entpuppten sich die Aussagen von Dr. Thielemann doch als etwas – wie soll ich sagen – unglücklich, wenn nicht gar etwas unüberlegt, gossen sie doch Wasser auf die Mühlen der EU. Der Steuerwettbewerb – da sind wir uns wohl einig – ist keineswegs Vorbote des Unheils, sondern die solide Basis des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts. Ich kann ja verstehen, dass der deutsche Finanzminister – wenn er einen Blick in seine leeren Kassen wagt – findet, er müsse ausser Landes gehen, um die Deutschen, die dort ihr Geld anlegen, anzuzapfen. Was wir in Deutschland erleben, entdecken wir leider auch in Frankreich und Grossbritannien. Mit neuen Steuerforderungen werden die Vermögenden stigmatisiert, sie sollen «gemolken» werden. Steuern quälen, sind prohibitiv, bestrafen Leistung und die Politik schürt Ressentiments gegen Reiche. Macht das volkswirtschaftlich

wirklich Sinn? Sollten wir nicht der wahren Frage nachgehen, warum denn der Staat mit dem Geld seiner Bürger so verschwenderisch umgeht? Der Abtprimas der Benediktiner, der deutsche Mönch Notker Wolf, sagt, der voll ausgebaute Sozialstaat sei ein Käfig der Bequemlichkeit, er nennt Deutschland einen sozialdemokratischen Betreuungsstaat. So ist es kein Zufall, dass jährlich noch immer bis zu 30‘000 gut bis hervorragend ausgebildete Deutsche in die liberal organisierte Schweiz auswandern.

barn wie Aussätzige behandelt. Da werden wir – ohne uns wehren zu können – auf irgendwelche komischen Listen verfrachtet. Bei all diesen Attacken stellt sich immer noch die Frage, worum es hier eigentlich geht. Geht es um Neid oder Gier auf verlorenes Steuersubstrat?

Im Soge der verheerenden Weltwirtschaftskrise luden sich die Staaten gewaltig drückende Lasten auf. Wir ahnen schon jetzt, dass ihnen früher oder später an allen Ecken und Enden das Geld ausgeht. Doch die Politiker blenden aus, was im öffentlichen Sektor eigentlich dringend erforderlich wäre: eine tiefgreifende Effizienzdebatte – eine ehrliche Auseinandersetzung darüber, wie sich mit vorhandenen Steuergeldern mehr und bessere Leistungen finanzieren lassen. Wir wissen es doch alle: Jedes soziale System verfolgt in erster Linie das Ziel des eigenen Selbsterhalts. Im öffentlichen Bereich kann nur der politische Wille zur Effizienz den fehlenden Mechanismus der Marktbereinigung ersetzen. Selbstverständlich brauchen wir einen starken Staat, der motivierte und leistungswillige Beamte beschäftigt und Menschen gegen existenzielle Lebensrisiken abschirmt. Aber ein Staat wird nicht stark dadurch, dass immer mehr Steuergelder in ineffiziente Strukturen geschüttet werden. Ineffizienz macht ihn schwach, weil dem Staat so nach und nach die öffentliche Legitimation verloren geht. Es schwindet die Bereitschaft, überhaupt Steuern zu zahlen.

Direkte Demokratie, Föderalismus und Neutralität sind nicht nur Sehnsuchtsparolen am 1. August, so Roger Köppel in der Weltwoche. Sie sichern, nüchtern betrachtet, entscheidende wirtschaftspolitische Standortqualitäten unseres Landes. Direkte Demokratie, Föderalismus und Neutralität schaffen eine Kultur der Unabhängigkeit, der Freiheit und der Selbstverantwortung. Dank dieser Werte war und ist die Schweiz nicht nur für Schweizer attraktiv. Wir üben eine Sogwirkung auf Europäer aus. Weltkonzerne lassen sich nicht wegen der Bergluft bei uns nieder, sondern deshalb, weil die Schweiz freier und freiheitlicher organisiert ist als alle anderen.

Die Schweiz, und das müssen uns auch jene zugestehen, die uns heute böse geisseln, verkörpert eines der stabilsten und sichersten Länder dieser Welt.

Die Schweiz muss in der Krise ihre Vorteile bewahren und ausbauen. Zu den Trümpfen in einer Welt der Verschuldung könnten dabei gerade die verhältnismässig tiefe Verschuldung der öffentlichen Haushalte und damit die vergleichsweise tiefen Steuern, günstige Zinsen, eine moderate Inflation und eine solide Währung gehören. Diese Vorteile gilt es zu schützen.

Willy Burgermeister

In den vergangenen Monaten wurden wir Schweizer von unseren Nach-

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Schneller da. Länger schön.


Ist die Wissenschaftsfreiheit an der HSG genügend geschützt? Eine Einschätzung von Prof. Philippe Mastronardi

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r. Ulrich Thielemann, Vizedirektor des Instituts für Wirtschaftsethik, hat sich im vergangenen Frühling bekanntlich als Experte in einer Kommission des Deutschen Bundestages kritisch zum schweizerischen Bankgeheimnis geäussert. Die Universitätsleitung distanzierte sich in der Folge von diesen Aussagen und warf ihm Fehlverhalten vor: Er habe das «richtige Augenmass» in erheblichem Mass vermissen lassen. Der Vorfall löste eine heftige Diskussion darüber aus, ob die Rüge des Rektorats die Wissenschaftsfreiheit verletzt habe. Besteht an der HSG ein erhöhtes Risiko solcher Verletzungen? Gewiss wäre es falsch, aus einem einzigen Fall allgemeine Schlüsse zu ziehen. Aber das Verhalten der Universitätsleitung kann doch als Symptom eines Kulturproblems der HSG gewertet werden. Nach meiner persönlichen Einschätzung hat dieses Problem vier Aspekte:

a.

Die HSG ist nur gut 100 Jahre alt und damit jünger als viele andere Universitäten. Gegründet wurde sie zudem als Berufshochschule, die sich zwar zur Universität weiterentwickelte, aber in ihrem fachlichen Spektrum immer eingeschränkt blieb. Sie pflegt zwar eine gute Kultur des Gesprächs, hat aber keine konzeptionellen und institutionellen Sicherungen für die universitäre Offenheit und Freiheit geschaffen. Die HSG ist in ihrem Selbstverständnis in manchen Beziehungen immer noch eine Handelshochschule zur Ausbildung von zukünftigen Kaderleuten in Wirtschaftsunternehmen, aber keine Universitas.

Mit dem Kontextstudium ist sie nun teilweise unterwegs dazu.

b.

Die HSG hat traditionell Qualitäten einer «Teaching University»; ihre Stärke liegt in der Lehre. Ihr Nachteil liegt seit jeher in einer eher schwachen Forschungskultur. Die Bestrebungen zur Stärkung der Forschung sind neueren Datums. Nur einzelne Bereiche der HSG haben mit ihren wissenschaftlichen Leistungen eine internationale Ausstrahlung erreicht. Entsprechend ist die Freiheit der wissenschaftlichen Wahrheitssuche noch kaum zum Problem geworden.

c.

Die HSG ist durch eine in der BWA und der VWA dominante Kultur des Utilitarismus oder des Nützlichkeitsdenkens geprägt: Diese Optik führt unwillkürlich zu einem Denken in Nutzen und Schaden und damit zu einem eher schwachen Bewusstsein von Rechten und Pflichten, welche doch den Interessen vorgeordnet sein sollten. Das kann dazu führen, dass auch in Grundrechtsfragen zunächst nach dem «Ansehen» oder nach «Vorteilen» oder «Nachteilen» statt nach den Rechten und Pflichten der Beteiligten gefragt wird.

Die Erfolgslogik aber muss mit der Wissenschaftsfreiheit in Konflikt geraten. Die wissenschaftliche Suche nach dem Wahren und Richtigen darf nicht nach den Wirkungen schielen und ihre Ergebnisse erfolgsabhängig machen. Hier braucht es einen Kulturwandel, wenn die HSG als Universität – d.h. als Stätte der Wissenschaftsfreiheit – ernst genommen werden will. Der eingeforderte Wandel sollte m.E. darin bestehen, dass eine zweistufige Werteordnung anerkannt wird: Vorzuordnen ist eine universitäre Ordnungspolitik, welche die Spielregeln gemäss den Rechten und Pflichten aller Beteiligten nach den Grundsätzen eines Wissenschaftsbetriebs festlegt. Erst auf der zweiten Stufe dürfen dann die Interessen der Institution und ihrer Teile sowie der einzelnen Beteiligten nach der Logik des Wettbewerbs und des Erfolgs eingebracht werden. Wenn diese Trennung von Ordnungspolitik und Interessenpolitik gelingt, wird auch der Kulturwandel von der HSG zur Universität St. Gallen gelingen.

Prof. Philippe Mastronardi

d.

Insgesamt versteht sich zumindest die offizielle HSG primär als «Unternehmung»; sie reagiert entsprechend in Abhängigkeit von «Kunden» (Studierenden, Wirtschaft, Politik). Sie sieht sich als Akteur im «Wettbewerb» um die Gunst der Umwelt, in welcher sie sich bewähren will. Sie handelt somit vorwiegend nach der Logik des «Erfolgs».

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er Zufall will es, dass der prismaRedaktion schon öfters die Ehre zuteil wurde, an den Media-Partys im Elephant Club die erste Lounge zu besetzen. Diese liegt genau gegenüber der Treppe, welche vom Eingang in den Club runterführt. Wer sich nicht in die Party-Menge stürzt und den Abend beobachtend verbringt, kriegt einiges zu sehen. Paillettenkleider, Dirndl, Anzüge – keine modischen Trends und Sünden fehlen. Und natürlich ist das Gesehene Gesprächsthema Nummer 1. Man wähnt sich schon fast an einem Beauty Con-

Das Gerücht test, so extrem dominiert das Äussere der Leute auf der Treppe die Gespräche in der prisma-Lounge. Fast? Man denke sich dazu: eine fachkompetente Jury aus CervelatProminenz (erste Kontakte wären Gölä – Berner Rockidol und Stilikone –, St. Galler Ex-Miss Amanda Ammann sowie Roman Kilchsperger, der eh für jeden Scheiss zu haben ist); einige eitle Kandidatinnen und Kandidaten, die auf die berühmten 15 Minutes of Fame aus sind – an der HSG zu Genüge zu finden –, sowie eine tobende Menge, wie man sie an prisma-Partys so oder so immer antrifft. Und voilà, die Kulisse für einen prisma-Schönheitswettbewerb könnte besser nicht sein.

Heftvorschau I

n den letzten 100 Jahren hatte fast jedes Land Europas eine Diktatur. Ein einziges Land ist übrig geblieben: Weissrussland. Alle anderen Diktaturen sind fern: Nordkorea, Laos, Turkmenistan ... Nur Libyen ist manchmal näher an der Schweiz. – Egal wie sie auch heissen, ob Gaddhafi, Kim Jong-il oder Mugabe, eines haben sie gemeinsam: Sie haben nicht an der HSG studiert. – Spasseshalber fragen wir uns: Taugt unser Studium noch zu etwas?

Nächster Redaktionsschluss: Montag, 12. Oktober 2009

Zuschriften an prisma@myunisg. ch 66 prisma – Oktober 2009

Potenzielle Miss und Mister prisma müssten sich sowohl den Augen der Menge als auch dem kritischen Blick der Jury stellen und die ominöse Treppe hinunterschreiten. In den frühen Morgenstunden würde das Urteil verkündet, Miss und Mister prisma würden gekrönt werden. Am nächsten Morgen um 8 Uhr könnten sie auf dem roten Teppich den Campus betreten. Die nächste prismaAusgabe wäre gespickt mit Homestorys, Exklusivinterviews und lasziven Fotos. Ein Traum für alle, welche prisma nach Ausgabe 322 inklusive prisma-Girl sowieso auf dem Klo lagern.

Raffael Hirt


Zuckerbrot

Peitsche

D

E

ie Verantwortlichen für den Master of Marketing, Services and Communication haben erkannt, dass das Bidding für die Studenten bisher problematische Aspekte aufwies. Das Anwendungsprojekt im Pflichtbereich, ähnlich dem Integrationsseminar im Bachelor Betriebswirtschaftslehre, ist eine projektbasierte Zusammenarbeit mit Unternehmen und zieht sich über drei Semester hin. Es hat folglich bei den Studenten einen hohen Stellenwert. Bisher mussten im ersten Semester viele Bidding-Punkte gesetzt werden, um mit Glück in die gewünschte Gruppe zu gelangen. Jetzt wurde das Verfahren grundlegend geändert. Die Studenten müssen sich nur noch zur Teilnahme beim Anwendungsprojekt einschreiben. Dann wird ihnen eine EMail mit den Kursbeschrieben der einzelnen Gruppen zugesendet und sie antworten mit einer vier Gruppen umfassenden Präferenzliste. Zusätzlich können sie angeben, ob sie mit bestimmten Kommilitonen in einer Gruppe sein wollen und was ihnen wichtiger ist: Gruppe oder Kommilitonen. Dies führt dazu, dass die eingetragenen Studenten mehr Wahlmöglichkeiten und gleichzeitig mehr Bidding-Punkte zur Verfügung haben, um die wichtigen Pflichtwahlfächer zu wählen. Die Veränderung zeigt auf, dass die Probleme der Studenten aufgenommen und die Abläufe zu ihrem Vorteil geändert wurden. Ebenso scheint es Dozenten zu geben, welche sich redlich bemühen, ihren Studenten entgegenzukommen. Kompliment!

Rabea Mueller

s gibt sie tatsächlich: HSGler, die das Wettbewerbsprinzip krankhaft in allen Lebensbereichen anzuwenden versuchen. Stets im Versuch, einen neuen Gipfel zu erklimmen – und dabei gewissenlos über Leichen (ähm ... Mitstudenten) gehend. Sie haben die Essenz des Wirtschaftsstudiums missverstanden und driften nun gnadenlos ab. Sie suchen – gemäss eigener Angabe – nach «international experiences» (auf Deutsch: Sex mit Austauschstudentinnen), verfügen über «incumbent/preferred, temporary and potential relationships» (Freundin, One-Night-Stand, Geliebte) und versuchen, ihre Position am Markt mit dem programmierten Ins-Gespräch-Bringen ihrer Rolex, ihres BMW oder ihrer Gitarrenkünste zu stärken. Zeit und Geld haben sie beides im Überfluss – dem reichen Papa sei Dank –, sonst mangelt es aber vielerorts. Sie sind immer auf dem Laufenden und wissen genau, wer gerade im Austausch ist bzw. wessen Freundin gerade von «besetzt, überwacht» zu «besetzt, potential» geworden ist. Jetzt wird ein Semester lang gebaggert, was das Zeug hält. Natürlich sind die Herren zu naiv, um zu wissen, dass jede Einladung, jede zweideutige Bemerkung und jedes zu nette Angebot noch am gleichen Abend über verlässliche Quellen auch in der Austauschdestination bekannt wird. Kaum ist man(n) wieder zurück aus dem Austausch, trifft man eben jene Typen, die dann ihre peinlichen Aktivitäten mit Bemerkungen wie «Ah, du warst im Austausch? Hab ich ja gar nicht gewusst …» oder «Ah, du wohnst hier, schöne Umgebung, da war ich noch nie …» zu verbergen versuchen, obwohl sich lange herumgesprochen hat, dass sie während der austauschbedingten Abwesenheit auffällig oft um die Wohnung geschlichen sind. Zum Glück gibt es treue Damen, die auf engagierte, bescheidene Männer stehen und nicht auf untreue, anstands- und respektlose, arrogante Klugscheisser, die jeder in den Arsch kriechen (möchten).

Franco Buehlmann

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