presstige #7 - Schmalspurstudium Bachelor

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es laut, okay, da war draußen ne Klopperei.“ Im Bad wuchert eine hübsche Schlingpflanze. Leider ist die Türsprechanlage mausetot. Die brauche man aber eh nicht, meint der pragmatische Mr. V., weil: „Du bist ja im Erdgeschoß und kannst gleich direkt draußen nachschauen.“

Campusumfrage:

Augsburg aus Bequemlichkeit Studierende erzählen, warum sie sich für die Fuggerstadt entschieden haben. Interviews: Stefanie Probst – Fotos: Natalie Stanczak

Lehramtstudent Janosch Peltzer (25) hätte beinahe zu einem innerdeutschen Tigersprung angesetzt, entschied sich aber als hart gesottener Augsburger für die bequeme Variante: „Ich wollte eigentlich in Berlin studieren, bin aber dann in Augsburg geblieben, weil ich von hier komme und es einfach bequemer war. Außerdem kann ich hier meine Chancen mit dem bayerischen Staatsexamen verbessern.“

Ein wenig weiter gereist ist dagegen Liang Linchao (28): Der Wirtschafts- und Mathematikstudent kam zum Studieren aus China in die schwäbische Provinz: „Hier kann man gut studieren. Ich habe zu Hause mit Freunden geredet, die auch in Augsburg die Uni besucht hatten. Sie haben mir nahe gelegt, auch hier zu studieren.“

Milena Ivanova (20) studiert Soziologie in Augsburg mit den Nebenfächern Psychologie und Deutsch als Fremdsprache. Einem Studium in Bulgarien zog sie die Schwabenmetropole vor, „weil ich mich mit der deutschen Sprache beschäftigen wollte, mit der Kultur und der Lebensart. Augsburg ist nicht zu groß und nicht zu klein – das gefällt mir gut. Es ist ungefähr so groß, wie meine Heimatstadt Varna. Heidelberg wäre zwar mein Favorit gewesen, aber hier ist es auch schön.“

Die zukünftige Gymnasiallehrerin Jutta Kresse (21) ist zwar „a gschtandne Münchnerin“, hier aber seit zwei Semestern „Zuagroaste“: „Ich wollte am liebsten in München studieren, dann kamen die Zusagen für Würzburg und Augsburg. Für Augsburg habe ich mich entschieden, weil es näher an München liegt.“

Ismail Keles (22) argumentiert ebenfalls lokalpatriotisch: Er studiert seit vier Semestern Informatik in Augsburg, weil er in keine andere Stadt wollte: „Ich lebe hier schon meine ganzes Leben, habe meine Freunde und meine Familie hier. Ich wollte nicht weg, und weil es das, was ich studieren wollte ohnehin hier gibt, musste ich mich nicht lange entscheiden.“

CSI Hochzoll Da ich bis jetzt nur Nieten gezogen habe, sind die mit Abreiß-Zettelchen tapezierten Schwarzen Bretter der Uni vielleicht lohnender. Ortstermin in Hochzoll. Der Informatikstudent kommt gleich zur Sache: „Mein vorheriger Mitbewohner war Ausländer, der wurde verhaftet und abgeschoben, weil er mehrfach Mädels belästigt hat.“ Freunde des des Landes Verwiesenen hätten in einer Nacht- und Nebelaktion dessen Möbel abgeholt. „Ich hab die Tür aufgemacht und die haben mich überrumpelt.“ Ich erfahre, dass der Informatiker die Gegenstände als Faustpfand hatte aufbewahren wollen, da sein straffällig gewordener Mitbewohner bei ihm noch mit einigen Monatsmieten in der Kreide stand. Nur eine Wanduhr tickt einsam in dem elf Quadratmeter kleinen Zimmerchen vor sich hin. „Die kannste haben.“ Einen Blick werfe ich noch auf die klaustrophobisch enge Küchenzeile – das benutzte Geschirr türmt sich hier gut eineinhalb Dezimeter. Das nächste Ziel ist perfekt gelegen, schön und günstig. Ich stehe um acht Uhr auf der Matte, um schneller als die Konkurrenz zu sein. Die darin residierende Politikstudentin will zu ihrem Freund ziehen. Beim Thema Fernsehen sehe ich schwarz. „Kein Kabel und kein Sat, der Wohnungseigentümer hat etwas dagegen“, sagt sie. „Er meint, seine Mieter sollten nicht zuviel Glotze schauen.“ Soviel Fürsorge ist mir unheimlich.

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