Tipi – Magazin für die Familie Herbst/2016

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Mode und so „Für ihr Alter würde ich Ihnen Schuhe empfehlen, die hinten noch höher hinaufgehen, da diese einen besseren Halt geben“, sagt Frau Wolak. Auch Dr. Pospischill streicht heraus, dass ein Schuh für Kleinkinder zwei Kriterien auf jeden Fall erfüllen sollte: „eine feste Stabilität im Fersenbereich und eine weiche Sohle, die ein leichtes Abrollen ermöglicht“. Kinder klagen nicht über falsche Schuhe Gerade bei kleineren Kindern ist eine genaue Abmessung des Fußes wichtig. Die Kinder klagen nämlich nicht, wenn sie in zu kleinen Schuhen stecken. Da sich ihr Nervensystem noch in Entwicklung befindet und der Fuß noch sehr flexibel und formbar ist, fällt ihnen oft schlicht nicht auf, wenn der Schuh drückt. Wenn sie allerdings über längere Zeiträume in ungeeigneten Schuhen stecken, besteht die Gefahr,

Das Schuhgeschäft: Kinderschuhabteilung Salamander Kärntner Straße 37, 1010 Wien www.salamander.at

5 Fragen an OA Dr. Renata Pospischill

„Kinderfüße wachsen um 1 mm pro Monat“

Was sollte man beim Kauf von Kinderschuhen beachten? Bezüglich der Schuhgröße ist es wichtig, dass noch genug Schubraum im Schuh vorhanden ist. Der Schuh sollte etwa 15 mm länger sein als der Fuß. Das ist vor allem in den ersten 6 Jahren wichtig, da die Füße um ca. 1 mm pro Monat wachsen. Genau genommen sollte man daher alle 5 bis 6 Monate neue Schuhe kaufen. Ab dem 6. Lebensjahr wachsen die Füße etwas langsamer – um ca. 9 mm pro Jahr. Das Fußlängenwachstum ist bei Mädchen meist mit 12 Jahren, bei Jungen mit 14 Jahren beendet. Die meisten gängigen Kinderschuhhersteller berücksichtigen weitere empfohlene Kriterien: Stabilität im Fersenbereich, weiche Sohle zum Abrollen und ein atmungsaktives, schadstofffreies Material. Welche Gesundheitsrisiken bestehen, wenn das Kind einen zu großen oder zu kleinen Schuh trägt? Bei einem zu großen Schuh versucht das Kind den mangelnden Halt instinktiv auszugleichen, indem es die Zehen einrollt, um den Schuh beim Gehen stabil zu halten. Zu kleine Schuhe können

unter anderem zu einer Deformation der Zehen, zu Druckstellen und Schmerzen führen.

habituellem Zehenspitzengang empfohlen. Wie wichtig ist ein gutes Fußbett? Im Kleinkindesalter ist das Fußbett noch weniger wichtig, da sich das Fußlängsgewölbe bis zum 6. Lebensjahr noch stark verändert. Danach wird es aber wichtiger und kann den Kinderfuß zusätzlich unterstützen.

Früher hörte man oft, „das Kind braucht einen festen Schuh“, heute liest man, dass Schuhe für Kleinkinder vor allem weich sein sollten. Haben Sie dazu Frau Dr. Renata eine Empfehlung? Pospischill ist FachärzSchuhe sollten bei Kleintin für Orthopädie kindern immer fest im und orthopädische Fersenbereich sein, da die Darf man Ihrer Meinung Chirurgie und als kindlichen Fersen bei den nach gebrauchte Schuhe Oberärztin in der Abmeisten noch einknicken. an jüngere Kinder weiterteilung für Kinder- und Daher ist dort Stabilität geben? Jugendorthopädie im notwendig. Die Sohle Wenn die gebrauchten Orthopädischen Spital hingegen sollte weich für Schuhe nicht sehr abgeSpeising tätig. www. das gute Abrollen sein. Das nützt sind, können die ortho-pospischill.at Abrollverhalten mit initialem Schuhe im Kleinkindesalter Fersenkontakt, so wie wir weitergegeben werden. Je das vom Gangbild von Erwachsenen jünger das Kind, umso wahrscheinlicher kennen, beginnt bereits ab dem 18. Leist, dass der Schuh maximal sechs Monabensmonat. Daher ist eine weiche Sohle te und eher wenig getragen wurde. Die unbedingt zu empfehlen. Starre und meisten Kinder haben Wechselschuhe, feste Schuhe werden nur nach bestimmsomit kommen meist gar nicht so viele ten Fuß-OPs, Fußverletzungen oder bei Stunden an Tragezeit zusammen.

© Privat (2)

Interview

dass sie sozusagen in die Fehlstellung hineinwachsen. Ein immer noch verbreiteter Irrglaube ist es, dass kleine Kinder zum Laufen lernen unbedingt feste Schuhe brauchen. Genau genommen benötigen Kinder dafür gar keine Schuhe, denn am gesündesten ist es, barfuß laufen zu lernen. Als Schutz vor Kälte und dem harten Untergrund im Freien sollen es dann aber schon die ersten Schuhe sein. Und da liegt es in der

Verantwortung der Eltern, die geeigneten Modelle auszusuchen. Diese nehme ich natürlich gerne wahr und suche mit Carla zwei Schuhmodelle aus, die uns Frau Wolak empfiehlt und die uns gefallen. Ich freue mich, dass Carla sie bereitwillig anprobiert und damit durch die Abteilung stolziert. Die lilafarbenen Schuhe passen ihr eindeutig besser als meine geheimen Favoriten in Altrosa und Mint. Aber wie ich eben gelernt habe, kommt es eben nicht nur auf die Optik an. Mit zwei Schuhkartons in der Hand verlassen wir zufrieden das Geschäft, und ich denke beim Hinausgehen: So schnell wie meine Kinder wachsen, werden wir wohl noch des Öfteren einen oder mehrere Füße in ein Schuhgeschäft setzen.

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