DOT.magazine 038

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text: Nicole Albiez

kids

SIEBZEHN KINOSTART 28.04., A 2017, REGIE Monja Art, MIT Elisabeth Wabitsch, Anaelle Dézsy, Alexandra Schmidt, Alexander Wychodil, Christopher Schärf, Reinhard Nowak, Martina Poel, FILMLÄNGE 104 Min., © Filmladen

& FAMILY

Eine Landjugend

Monja Art erzählt von Zeiten des Umbruchs und weiß noch recht genau, wie es ist, „Siebzehn“ zu sein.

Y

ou don’t say yes, you don’t say no, you drive me crazy, pretty baby, don’t you know“, schmettert Hansi Dujmic aus den Boxen der Dorfdisco, während einige Teenager unglücklich schauen, andere hoffnungsvoll in nahe Augenpaare oder auf Handydisplays blicken, die restlichen schmusen. Die Zeile aus Dujmics „Don’t Say No“ kann man als Zusammenfassung von Monja Arts äußerst feinem Debütfilm Siebzehn gelten lassen: Über die Gefühlslage lassen die jungen Protagonisten einander gerne im Unklaren. Wenn Art von der Langeweile und Schönheit der Landjugend erzählt (exemplarisch: in Lanzenkirchen im niederösterreichischen Industrieviertel), ist gar nicht so wenig los, wie es sich in den langen Jahren vor der Matura mitunter anfühlen kann: Paula ist in ihre Mitschülerin Charlotte verliebt, die seit einem Jahr mit dem Nachwuchshipster Michael zusammen ist, aber Paula dennoch verstohlene Blicke zuwirft. Weniger verstohlen ist das Verhalten von Lilli und Tim: Tim ist wundervoll unbeholfen in Paula verliebt; was die sich gerne von ihrer Libido leiten lassende Lilli von ihr will, ist Paula

nicht ganz klar. Es ist die Lebensstation, in der vieles im Unklaren ist – zum Beispiel auch, ob man’s jemals aus dem Geburtsort rausschaffen wird. Die überdurchschnittlich gute Schülerin Paula, an die vor allem der nervöse Französischlehrer (Christopher Schärf) glaubt, weiß es erst recht nicht, vermutlich sollte sie sich um ihren unselbstständigen, weltabgewandten Vater (Reinhard Nowak) kümmern. WAHRHAFTIG TEENAGER SEIN Art (*1984) scheint sich noch recht gut erinnern zu können, wie es ist, siebzehn zu sein: Erwachsen zu sein und irgendwie doch noch überhaupt nicht. Eher impulsiv. Nach dem Trinken speiben zu

müssen und immer jemanden zur Seite zu haben, der einem derweil die Haare hält. Minidramen in Teenagercliquen, Hänseleien von Mitschülern, Nervereien mit Geschwistern. Art erzählt wahrhaftig. In weichgezeichneten Bildern, aber inhaltlich präzise. Und sie erzählt nicht nur von heterosexueller Liebe. Sie schafft Atmosphäre, gerne auch mit musikalischer Untermalung durch Wanda, Clara Luzia und Bilderbuch, und sie hat feine junge Talente an ihrer Seite – einen Max Ophüls Preis gab’s nicht nur für den besten Film, sondern auch für Hauptdarstellerin Elisabeth Wabitsch; Art holte 2013 bereits den Carl Mayer Drehbuchpreis fürs noch unverfilmte Drehbuch. www.siebzehn-derfilm.at

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