HEIDI KINOSTART 11.12., CH/D 2015, REGIE Alain Gsponer, MIT Anuk Steffen, Bruno Ganz, Quirin Agrippi, Isabelle Ottmann, FILMLÄNGE 111 Min., © Const/Studio Canal
Komm zurück!
Bruno Ganz ist der zottelige Almöhi in dieser sehr gelungenen „Heidi“-Verfilmung.
D
unkle Tannen, grüne Wiesen im Sonnenschein, Heidi, Heidi, brauchst du zum Glücklichsein, Hollaria ...“ – harter Schnitt. Die neue Verfilmung der beiden Buchvorlagen „Heidis Lehr- und Wanderjahre“ und „Heidi kann brauchen, was es gelernt hat“ von Johanna Spyri aus den Jahren 1879 und 1880 durch Regisseur Alain Gsponer habt beachtlich wenig mit romantischer Verklärung oder gar Verkitschung zu tun. Die großartige, Generationen prägende TV-Anime-Serie von Hayao Miyazaki über Heidi, das kleine Waisenmädchen, das mit seinem Goßvater, dem Almöhi, abgeschieden in einer kleinen Holzhütte in den Schweizer Bergen lebt, wird in seiner Adaption ein überzeugendes Kinderdrama. Mit ihrem besten Freund, dem Geißenpeter (Quirin Agrippi) hütet Heidi (Anuk Steffen) die Ziegen und führt ein unbeschwertes Leben. Doch eines Tages wird sie von ihrer Tante Dete (Anna
Schinz) aus der Almidylle und vom Großvater (Bruno Ganz) weggerissen und nach Frankfurt gebracht: Dete hat sie in die Familie des wohlhabenden Herrn Sesemann (Maxim Mehmet) verkauft, wo sie die Spielgefährtin für die im Rollstuhl sitzende Tochter Klara (Isabelle Ottmann) sein soll und unter der Aufsicht des strengen Kindermädchens Fräulein Rottenmeier (Katharina Schüttler) lesen und schreiben lernen muss. Zwar freundet sich Heidi schnell mit Klara an – ihre Sehnsucht nach den geliebten Bergen und ihrem Großvater wird aber immer stärker, und Heidi leidet sehr. SCHROFF UND UNGEZÜGELT Auch bei Regisseur Alain Gsponer (Das kleine Gespenst) ist Heidi knopfäugig und liebenswürdig, aber sie ist auch unbändig freiheitsliebend, zerzaust. Passend zu ihrem eigenständigen Verhalten legt er den Tenor des Films an: schroff, ungezügelt, mitunter hart. Bruno Ganz spielt hervorragend
den zotteligen Einsiedler Almöhi, der den Clash zweier Welten nur ahnen kann: In Frankfurt das gehobene Bürgertum des deutschen Kaiserreichs, das durch Etikette und strengen Gehorsam fast an Faschismus gemahnt, auf der Alm die freie Natur, nach der sich Heidi so sehnt. (Für Kinder unter sechs Jahren ist diese unumwundene Adaption eventuell nicht geeignet, für alle, anderen aber umso mehr.) www.heidi.studiocanal.de DOT.movie 31
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