DOT: Was war der Antrieb, den Metroverlag zu gründen? Sybille Hamtil: Wer so wie wir sein ganzes Leben in der Buch- und Verlagsbranche gearbeitet hat, hegt irgendwann – und immer wieder – den Wunsch nach einem eigenen Verlag. Wenn der Wunsch übermächtig wird und man prinzipiell risikofreudig ist, setzt man ihn in die Tat um. Unser Schlüsselerlebnis war eine New-York-Reise im Dezember 2003. Danach war klar: Das probieren wir auch. So haben wir zuerst nebenbei, dann immer intensiver und irgendwann ausschließlich am und im Verlag gearbeitet. Was ist das Besondere an euren Büchern? Eure Schwerpunkte? Unser Schwerpunkt war und ist Wien: Die Stadt, in der wir leben und die wir lieben. Unser Zugang zu Büchern ist ein anderer als der herkömmliche, den wir von den Verlagen, für die wir gearbeitet haben, nur zu gut kennen. Wir haben teilweise unkonventionelle Zugänge zu vielleicht sogar verstaubten Themen; flottere Autoren, die flottere Bücher schreiben, die dann wiederum auch anders aussehen können – von Cover, Gestaltung, Titelgebung und Aufmachung her. Und wo Tauben sind, fliegen Tauben zu: Es melden sich interessante Autoren mit Projekten, oft auch Journalisten, die beim Rezensieren unserer Bücher so viel Gefallen an unserem Verlag gefunden haben, dass sie selbst bei uns publizieren wollten. Familie, Buchverlag und Viennastore. Wie bringt man alles unter einen Hut? Eiserne Disziplin! Nein, Scherz beiseite: Unsere Arbeit macht uns Spaß; wir leben für unsere Familie und unsere Arbeit. Es gibt bei uns kaum eine Trennung, denn natürlich beeinflusst unser Job auch unser Privatleben. Wir treffen privat viele Menschen, mit denen wir beruflich zu tun haben – die Grenzen verschwimmen. Es ist ja nicht nur so, dass wir unsere Arbeit nach Hause nehmen; wir nehmen auch unser Privatleben in die Arbeit mit. Das Ganze wird eines. Und das macht Spaß. Was ist eigentlich die Idee hinter dem Viennastore-Konzept? Wir reisen gerne und nehmen gern was von Reisen mit – unseren Kindern, aber
auch uns selbst. Und wenn wir im Ausland sind, gehen wir nicht in schmuddelige Souvenirgeschäfte, sondern in jene Shops, die uns persönlich ansprechen. Dort kaufen wir „Reiseandenken“, die uns gefallen. Denn wir definieren selbst, was ein Souvenir für uns ist. Das ist der Gedanke hinter The Viennastore. Jeder soll selbst definieren, womit er sich zu Hause an seinen Urlaub erinnern will. Und bestimmte Zielgruppen legen eben Wert auf Design, Geschmack und Originalität von Gegenständen, die sie erstehen. Das waren unsere Überlegungen in Bezug auf Wien-Besucher. Aber auch für die Wiener selbst gibt es in der Innenstadt immer weniger Geschäfte, die Schönes leistbar anbieten. Und das noch dazu auch am Sonntag. Wenn Wiener also andere oder sich selbst beschenken möchten, sind sie bei uns ebenso gut aufgehoben. Wer sich noch an den Henn in der Naglergasse erinnern kann: Dort gab es im Souterrain immer nette kleine Dinge, die Freude machen. Genau so etwas bieten wir heute auch an. Sind weitere Projekte in Planung? Na klar! Solange wir leben, werden wir bestimmte Dinge planen, da gibt eh keiner von uns Ruhe. Wir sagen nur so viel: Unsere neue Idee hat mit Büchern und Geschenken bzw. Souvenirs nichts zu tun. Aber jetzt lassen wir erst dem Viennastore ein bissl Zeit, um noch zu wachsen – und wer weiß, vielleicht werden es ja mehr Filialen. Dann sehen wir weiter.
EVENTS Martin Haidinger präsentiert sein Buch „Österreichs heimliche Hauptstädte“ 13. Mai 2014 um 19.30 Uhr Buchhandlung Kuppitsch Schottengasse 4 1010 Wien Michael Stavari liest aus dem Buch „1865, 2015. 150 Jahre Wiener Ringstraße“. 23. Mai 2014 um 21.30 Uhr Rund um die Burg-Zelt (Zwischen Burgtheater und Café Landtmann) 1010 Wien
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