text: Nicole Albiez
Das aggressive Mädchen mit den Perlohrringen
In your face: „Love Steaks“-Regisseur Jakob Lass legt seinen neuen Spielfilm vor. „Tiger Girl“ ist wie der Vorgänger: wild und unberechenbar.
CHAOS &
ANARCHIE
TIGER GIRL KINOSTART 07.04., D 2017, REGIE Jakob Lass, MIT Ella Rumpf, Maria Dragus, Enno Trebs, Orce Feldschau, Franz Rogowski, Lana Cooper, FILMLÄNGE 90 Min., © Constantin Film
D
u musst einfach sagen, was du willst, und dann kriegst du’s auch!“, bläut die neue Bekannte, die immer wieder in prekären Situationen zu Hilfe eilt und sich nun als Tiger vorstellt, dem braven Mädchen mit den Perlohrringen ein. Dieses heißt Margarethe, Maggie (wird aber bald Vanilla getauft) – und Maggies Problem sei, dass sie nicht nett, sondern höflich sei, was für Tiger ganz klar eine Form der Autoaggression ist. Maggie, die von allen (Männern) rumgeschubst wird, muss sich befreien, und zu Beginn muss Tiger ihr immer wieder zur Seite stehen. Nur: In den kommenden eineinhalb Filmstunden wird die zunehmend bestimmte Maggie eine Wandlung hinlegen, die selbst Tiger (Ella Rumpf), die mit zwei Jungs in einem leer stehenden Dachboden haust, nicht mehr geheuer ist. Vanilla wird zum Monster, das Tiger schuf.
dervoll unberechenbar-wild-impulsive Romanze zwischen einer Azubi-Köchin (Lana Cooper) und einem introvertiertüberforderten Masseur (Franz Rogowski) ihren Anfang nahm. Während Lass von einer ungestümen Liebe erzählte, räumte er einer hierarchisch geordneten Arbeitswelt und dem drögen Alltag der Hotellogistik, in dem alle Zahnräder wie geschmiert funktionieren sollen, gebührend Platz ein. Ebenso unberechenbar und wuchtig wie in
ENDE DER ORDNUNG Jakob Lass hat wieder zugeschlagen. 2013 visierte er mit Love Steaks ein Luxushotel an der Ostsee an, wo eine absolut wun34 DOT.moviE
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