Naturzeit im Münsterland - Nr. 14

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Das Venner Moor - eindrucksvolle Atmosphäre und Artenvielfalt

Hochmoore waren einst typisch für das nördliche Münsterland, jetzt sind sie nur noch in Resten erhalten und stehen weitgehend unter Naturschutz. Im Kreis Coesfeld gibt es noch ein Hochmoor, das Naturschutzgebiet (NSG) Venner Moor, am Dortmund-Ems-Kanal in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ortsteil Amelsbüren der Stadt Münster am Westrand der Davert. Das Venner Moor ist ein beliebtes Ausflugsziel und gilt als Beispiel für die mögliche Vereinbarkeit von Naturschutz und sanftem Tourismus in einem empfindlichen Lebensraum. Das Moor entstand im feuchtwarmen Atlantikum vor 4.000 Jahren in einer feuchten Senke und wuchs als Regenwasser-Moor etwa 3 Meter hoch auf. Vor ca. 150 Jahren war noch eine große schwankende, offene Fläche von mehr als 280 Hektar erhalten. Dann schritten die Abtorfung und die damit verbundene Entwässerung voran. Gewonnen wurde der obere Weißtorf, dem heutigen Blumentorf entsprechend, hauptsächlich für industrielle Nutzungen in Münster. Erst 1964 wurde der Torfabbau eingestellt. Um 1880 wurde mit dem Bau des DortmundEms-Kanals der nördliche Moorteil abgeschnitten, die Entwässerung verstärkt und damit die Bewaldung des Moores gefördert. Die Ausweisung als Natur-

schutzgebiet, damals zum Kreis Lüdinghausen gehörend, begann 1954. Die Größe von anfangs gut 30 Hektar beträgt inzwischen knapp 150 Hektar. Damit kam es wieder vermehrt zur Vernässung und aus den größeren, ausgetrockneten Torfstichen entstanden Weiher mit mittlerem Nährstoffangebot sowie wollgrasreichem Moor-Birkenbruch in Randzonen. Die Regeneration offener, torfmoosreicher Hochmoorflächen blieb jedoch mangelhaft. Dennoch vermittelt das Moor einen Eindruck von der Atmosphäre nährstoffarmer Niederungsmoore. Es ist eine Reise wert!

Feuchter Birken-Moorwald mit Scheidigem Wollgras Foto: E. Schmidt

Botanische Besonderheiten am Wegesrand Nahe der Kanalbrücke an der Straße nach Venne liegt ein Parkplatz. Von dort führt ein Wanderweg durch Moorwald mit Birken, Eichen, Kiefern und Adlerfarn-Horsten. Eingestreut ist eine ehemalige Rhododendron-Baumschule mit stattlichen Büschen und einer vielfarbigen Blütenpracht im Frühjahr. Rhododendren sind Heidebeet-Pflanzen, empfindlich gegen kalkhaltiges Wasser, und gedeihen daher auf dem Torfboden bestens. Eine kleine botanische Besonderheit am Wanderweg ist der ebenfalls Kalk meidende RankenLerchensporn. Einmalig für Westfalen und NRW sind die extrem seltene atlantische Form des kontinentalen Sumpf-

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NABU-Kreisverband COE

Wandererlebnis in einmaligem Moorwald und Heidelandschaft


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