Von Apulien in den Vinschgau

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Vandana Shiva mit BM Ulrich Veith.

Für eine giftfreie Welt Gut besuchter Vortrag von Vandana Shiva zum Auftakt von „hier und da“ MALS/SCHLUDERNS - Vor über 500 Personen

aus nah und fern stellte sich die Wissenschaftlerin, soziale Aktivistin und Globalisierungskritikerin Vandana Shiva am 11. April bei einem Vortragsabend in der Aula Magna des Oberschulzentrums Mals voll hinter den „Malser Weg“. „Mals ist ein Leuchtturm. Mals ist für die ganze Welt wichtig. Es bräuchte viel mehr Mals-Gemeinden auf der Erde“, sagte die Trägerin des alternativen Nobelpreises. Ihr Vortrag wurde simultan auf Deutsch und Italienisch übersetzt. Shiva rief dazu auf, weiterhin mutig zu bleiben: „Die Gemeinschaft macht stark und die Kraft der Wahrheit wird sich durchsetzen.“ Der Vortrag bildete den Auftakt der Auflage 2019 des Festivals für nachhaltige Regionalentwicklung „hier und da – Gut leben im ländlichen Raum“. Dass der Abend von der Musikkapelle Matsch musikalisch eröffnet wurde, „ist kein Zufall, denn in Matsch wird seit über einem Jahr in Richtung biologische Landwirtschaft gearbeitet und in Matsch gibt es mit Abstand am meisten biologisch wirtschaftende Betriebe“, hatte BM Ulrich Veith vorausgeschickt. Er freute sich sehr, „eine Persönlichkeit wie Vandana Shiva willkommen heißen zu dürfen.“ Als er vor rund 2 Jahren auf einem Kongress in Indien die Initiative für eine pestizidfreie Gemeinde Mals vorstellte, „habe ich viele Bäuerinnen und Bauern kennengelernt und von deren Nöten erfahren“, so Veith. Shiva selbst habe sich gewünscht, nach Mals zu kommen.„Meine ‚Wallfahrt’ nach Mals habe ich unternommen, weil ich eure Bemühungen auch als einen Kampf für die Freiheit sehe und für die Demokratie“, sagte Shiva. Sie erzählte 6

DER VINSCHGER 14/19

Stehende Ovationen für Vandana Shiva

aus ihrem Leben und Wirken. Scharf zu Felde zog sie gegen die großen Chemiekonzerne, die aus reiner Gewinnabsicht Pestizide produzieren und verkaufen. Sie sprach von einem regelrechten „Giftkartell“. Der Einsatz von Pestiziden habe weltweit verheerende Folgen und negative Auswirkungen auf die Umwelt, die Biodiversität, das Klima und die Gesundheit. Durch die industriell betriebene Landwirtschaft und den Einsatz von Chemie komme die Vielfalt immer stärker unter die Räder. Besonders besorgniserregend sei z.B. das Insektensterben. „Die mit Hilfe von Chemie erzeugten Lebensmittel enthalten nur wenig Nährstoffe.“ Überzeugt gab sie sich auch davon, „dass eine Landwirtschaft ohne Chemie im Grunde profitabler ist.“ - Dass eine industriell betriebene Landwirtschaft, wie sie Shiva in Indien, den USA und anderen Ländern an den Pranger stellte, mit den Anbauweisen in der klein strukturierten Südtiroler Obstwirtschaft nicht zu vergleichen ist, liegt

auf der Hand. Auch über Katastrophen, zu denen die Produktion und Verwendung von Pestiziden in Indien, den US und weiteren Ländern der Welt geführt haben, berichtete Shiva. So erinnerte sie etwa an Aufstände im landwirtschaftlich ausgerichteten Bundesstaat Punjab, die zahlreiche Todesopfer forderten. Als Ursache dieser Aufstände nannte sie eine ökologische und kulturelle Entwurzelung, weil versucht wurde, die Bauern in den Weltmarkt für Düngemittel, Saatgut und Pestizide einzubinden. Vielfalt des Saatgutes schützen Der Vielfalt des Saatgutes kommt laut Shiva ein besonderer Stellenwert zu. Das Ziel der von ihr gegründeten Organisation Navdanya ist es, die biologische und kulturelle Vielfalt des Saatgutes zu schützen. Es sollen traditionelle Sorten vor dem Aussterben bewahrt, biologische Anbaumethoden ge-


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