Rudolf Steiner Archiv Magazin 2

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R U D O L F S T E I N E R MAGAZIN


Zum Umschlagbild: Das undatierte Notizblatt Rudolf Steiners NZ 32 deutet mit seiner Notiz «2 Min[unten] jedes. Besser öfter» auf eine Meditationsanweisung für einen esoterischen Schüler. Sie beruht auf einem Pentagramm, das in sechs konsequent fortschreitenden Metamorphosen den menschlichen Wesensgliedern von der Bewußtseinsseele bis zum physischen Leib zugeordnet wird. Die beigegebenen Zahlen weisen darauf hin, daß die jeweilige Form im Bewußtsein nicht bloß simultan betrachtet, sondern sukzessiv aufgebaut werden soll. Wie bei der Meditation der Cassinischen Kurve sind es die daraus hervorgehenden, jeweils andersartigen Empfindungen, welche die spezifischen Qualitäten des jeweiligen Wesensgliedes kontemplativ zu erschließen helfen sollen.


3 EDITORIAL MAI 2010

WA LT E R

K U G L E R

Du musst dein Leben umstülpen! Diese Aufforderung stammt aus der Feder von Markus Brüderlin, Direktor des Kunstmuseums in Wolfsburg, und wird in ihrem Kontext in Kürze nachzulesen sein im Katalog zur Ausstellung ›Rudolf Steiner – Die Alchemie des Alltags‹, eine Ausstellung, die vom Vitra-Design Museum in Weil a. Rhein konzipiert und in enger Zusammenarbeit mit der Kunstsammlung am Goetheanum und dem Rudolf Steiner Archiv realisiert wurde. Eröffnet wird diese erste grosse Rudolf Steiner-Retrospektive ausserhalb des anthroposophischen Kontextes im Kunstmuseum Wolfsburg am 13. Mai 2010 und wird dort bis zum 3. Oktober zu sehen sein. Gleichzeitig wird eine zweite, von den Wolfsburgern entwickelte Ausstellung gezeigt unter dem Titel ›Rudolf Steiner und die Kunst der Gegenwart‹.

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5 Als Markus Brüderlin, manchem vielleicht noch als Kurator von zahlreichen Themenausstellungen in der Fondation Beyeler in Riehen b. Basel in guter Erinnerung, vor etwa zwei Jahren im Archiv erschien und wir darüber diskutierten, was ihn denn an Rudolf Steiner interessiere und persönlich berühre, da kam immer wieder ein Wort ins Spiel, mit dem ich wahrlich nicht gerechnet hatte: Umstülpung – und schon waren wir inmitten einer Debatte über den Entwicklungsbegriff Steiners mit all seinen verwunderlichen, in jedem Fall überraschenden Facetten. Dass ausgerechnet die ›Umstülpung‹ zu einem solch zentralen Motiv wurde, liest sich im Katalogtext von Brüderlin so: «Steiner hat bei dem Versuch, das Verhältnis zwischen der äusseren, physischen und der inneren, geistigen Welt darzustellen, eine Denk- und FühlMethode entwickelt, die auf eigentümliche Weise ein Grundprinzip der modernen Kultur, des Denkens bis hin zur Praxis der Gestaltung vorwegnimmt, und ihn als eine Schlüsselfigur des Aufbruchs in die Moderne ausweist. Es handelt sich um das Prinzip der ›Umstülpung‹, der Inversion. Vereinfacht gesprochen beschreibt die Umstülpung das Nebeneinander von Geist und physischer Welt nicht wie die Monadenlehre von Leibniz als ein Abgetrenntes, Vereinzeltes, sondern als ein organisches, schleifenförmig Ineinander-Übergehendes wie das Umkrempeln eines Handschuhs.» Der aufmerksame SteinerLeser wird sich vielleicht erinnern: Als Rudolf Steiner am 22. August 1922 in Oxford über Vorgänge in der Zeit zwischen Tod und neuer Geburt sprach und an dem Punkt angelangt war, zu unterscheiden zwischen dem, was der Mensch durch Vererbungskräfte erhält («nur die alleräusserste physische Hülle») und was er selbst entwickeln muss («die Form seiner Organe»), da sagte er: «Dafür will ich Ihnen ein Beispiel geben, möchte dazu aber einen Handschuh haben.» Und dann folgt jene eindrucksvolle Sequenz über die Annäherung des Menschenwesens an das irdische Leben, die sich durch verschiedene Umstülpungsvorgänge vollzieht. «Das, was Sonne und Mond gewesen sind, musst du umstülpen, und da entsteht eine Öffnung, durch diese musst du hinein mit deinem Ich, und dies wird im Abbild dann dein Menschenkörper auf der Erde sein.» Der Atem dieses Gedankenganges erstreckt sich insgesamt über sechs Druckseiten und schliesst mit der Feststellung: «Wir müssen uns gewöhnen an dieses Umstülpen. Wenn wir uns nicht daran gewöhnen, bekommen wir nie eine richtige Vorstellung von dem, wie sich eigentlich die hiesige physische Welt zu der geistigen Welt verhält.» Angesichts solcher Gedanken wird deutlich, dass Markus Brüderlin auf einen ganz wesentlichen Punkt der Entwicklungsvorgänge gestossen ist und dies zunächst anhand der Wahrnehmung dessen, was die geistige Sphäre heute ausmacht. So ist als Pendant zur Umstülpung das Thema ›Inside-Out/Outside-In‹ schon seit geraumer

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«Das Kunstmuseum Wolfsburg* zeigt Steiner, weil wir überzeugt sind, dass seine Ideenwelt eine noch lange nicht ausgeschöpfte, kreative Fundgrube für die Kunst ist und gerade für das kreative Denken im 21.Jahrhundert akut wird.»

Markus Brüderlin Direktor des Kunstmuseums Wolfsburg *Rudolf Steiner und die Kunst der Gegenwart | 13. Mai bis 3. Oktober 2010

R UD OLF

ST EINER

A R C H I V im Haus Duldeck

Edition Gesamtausgabe, Forschung, Recherche, Ausstellungen, Terrassencafé www.rudolf-steiner.com | www.rudolf-steiner-2011.com


7 Zeit in Wirtschaft und Technik, im Gesundheits- und Kommunikationswesen und natürlich in der Kunst, im Design, in der Architektur und im Städtebau anzutreffen. Inside-Out ist ›in‹, ist bereits zu einem Modewort geworden. Umso wichtiger wird es sein, dieses Thema in seiner ganzen Tiefendimension auszuloten und dabei den reichen Gedanken-Bildern von Rudolf Steiner Gehör zu verschaffen. «Magazine sind Verschlusssache» – so lautete der erste Satz in der ersten Ausgabe des Archiv-Magazins. Was aber einmal verschlossen ist, muss nicht in diesem Zustand verharren und tut es auch nicht. Denn: Seit Monaten sind wir hier im Archiv damit beschäftigt, den Bedürfnissen der Ausstellungskuratoren ›nach immer mehr Steiner‹ gerecht zu werden. Die Leihlisten weisen inzwischen einige hundert Exponate auf, als da sind: Manuskripte und Briefe, Notizbücher und Notizzettel, Fotos und Plakate, Erstausgaben und die Gesamtausgabe, plastische, malerische und zeichnerische Arbeiten, Möbel und Kleinodien, Modelle von Gebäuden und (innen)architektonische Details. Jeder einzelne Gegenstand musste nach seiner ›Entdeckung‹ identifiziert, benannt und inhaltlich sowie in seinem Zeitkontext so zugeordnet werden, dass das Ausstellungskonzept eine Stimmigkeit erhielt, die es dann den Ausstellungsarchitekten ermöglicht, ihren Teil zu leisten. Wir haben das Archiv zwar nicht in Gänze umgestülpt, aber doch bis zu einem gewissen Grade immerhin auf den Kopf gestellt. Soviel vielleicht auch als Antwort auf die bisweilen an uns gerichtete Frage: Was macht ihr eigentlich in eurem Archiv den ganzen Tag? – Inside-Out/ Outside-In, das trifft sehr gut den Kern unserer Arbeit. Was aussen gedacht, getan, entwickelt und bewegt wird, das findet irgendwann und irgendwie auch seinen Weg ins Innere des Archivs. Und hier gilt nur eines: dem Dialog nicht ausweichen, sondern die Herausforderung annehmen, auch wenn dies viel Arbeit bedeutet. Zugleich wird im Inneren nach wie vor mit grosser Konzentration an der Herausgabe weiterer Bände im Rahmen der Gesamtausgabe gearbeitet. Und hier geht es dann letztlich darum, das Innere nach Aussen zu kehren bzw. Innen etwas loszulassen und nach Aussen frei zu geben, was nicht immer ganz leicht ist. | Ausstellungen im Kunstmuseum Wolfsburg vom 13. Mai bis 3. Oktober 2010 | ›Rudolf Steiner – Die Alchemie des Alltags‹ | ›Rudolf Steiner und die Kunst der Gegenwart‹ mit Werken von Olafur Eliasson, Anish Kapoor, Tony Cragg, Helmut Federle, Katharina Grosse, Rudolf Steiner u. a. Literatur zur ›Umstülpung‹: Rudolf Steiner, ›Das Geheimnis der Trinität‹, GA 214, Vortrag vom 22. August 1922.

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Rudolf Steiners Bibliothek

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M A RT I N A

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Die ›angebliche Bibliothek‹ «Es war eine schöne Aufgabe, die die Bücher vor meine Augen stellte, in denen Nietzsche gelesen hatte. Sein Geist lebte in den Eindrücken auf, welche diese Bücher machten. Ein ganz mit Randbemerkungen versehenes, alle Spuren hingebendster Durcharbeitung tragendes Exemplar eines Emersonschen Buches. Guyaus Schriften mit ebensolchen Spuren. Bücher mit leidenschaftlich kritisierenden Bemerkungen von seiner Hand. Eine große Anzahl von Randbemerkungen, aus denen man die Keime seiner Ideen aufschießen sieht. […] Ich war tief ergriffen, ja erschüttert von dem Eindruck, den ich durch ein solches Nachgehen von Nietzsches Lektüre bekam.»


Was Rudolf Steiner in seiner Autobiographie ›Mein Lebensgang‹ über seine Erfahrungen beim Inventarisieren von Nietzsches Büchern schreibt, charakterisiert treffend die Erfahrungen, die man auch bei der Bestandsaufnahme seiner (gegenüber Nietzsches fast zehnmal umfangreicheren) Bibliothek machen kann. Nicht nur ist der vorhandene Bestand – Themen, Titel und Autoren – für sich schon hochinteressant und sprechend, sondern man schaut beim Durchblättern der Bücher Rudolf Steiner gleichsam beim Arbeiten über die Schulter: Man entdeckt säuberlich geknickte Eselsohren zum Markieren von Seiten, eingelegte Zettel, Zahlenkolonnen, Tintenflecke, Zeichnungen, Anstreichungen oder gar kommentierende Bemerkungen – und meint noch jetzt seine Freude über gute und wichtige Gedanken, seinen Schmerz oder seine Empörung über Unwahrheiten, Unlogik oder Unsinn zu spüren. Auch im Zustand seiner Bücher drückt sich manches aus: Rudolf Steiner war kein Sammler bibliophiler Kostbarkeiten (obwohl sich auch solche im Bestand finden), sondern seine Bibliothek war zum Arbeiten da. Viele der vorhandenen Bücher wurden intensiv gelesen (‹zerlesen›), sie wurden unterwegs mitgenommen oder gar in ihre Bestandteile zerlegt, um Einzelnes auf Reisen (meistens mit dem Zug) dabei haben zu können. Oft fanden dann die einzelnen Teile eines Buches nie mehr zusammen (oder erst jetzt wieder, nach fast hundert Jahren). Aber natürlich gibt es auch unberührte bzw. nicht oder nur teilweise aufgeschnittene Bücher (denn damals wurden ja oft nur die gefalteten Bögen zusammengeheftet und die Seiten erst beim Lesen mit dem Papiermesser aufgeschnitten). Ein weiteres interessantes Kapitel sind die Bücher, die Widmungen an Rudolf Steiner tragen. Es finden sich große Namen darunter: Ernst Haeckel, Rainer Maria Rilke, Hermann Bahr, der Erfinder der Mengenlehre Georg Cantor, der Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke; aber auch Widmungen von Annie Besant, dem Philosophen Hugo Bergmann, dem Musikkritiker Richard Specht, von Henriette Arendt, Tante von Hannah Arendt und die erste Frau, die in Deutschland im Polizeidienst stand; von Henriette Hartleben, der ersten Biographin des Hieroglyphen-Entzifferers Champollion; von Hans Mühlestein, Etruskologe und Freund Thomas Manns; von Siegfried Nacht, österreichischer Anarchist und Schüler Steiners an der Arbeiterbildungsschule; von dem Historiker Kurt Breysig, dem Graphiker und Maler Melchior Lechter, dem Faust-Forscher Georg Witkowski; von der Schriftstellerin Emma Adler, Frau des Gründers der Sozialdemokratischen Partei Österreichs, von dem Gottsched-Herausgeber Eugen Reichel, von der Dichterin Ina Seidel, dem Schweizer Reformtheologen Leonhard Ragaz und von noch vielen weiteren Autoren, die das politische und kulturelle Leben ihrer Zeit mitprägten.


11 Insgesamt umfasst Rudolf Steiners Bibliothek um die 9000 Bücher – ohne den recht umfangreichen Zeitschriftenbestand. Die größten der insgesamt 24 Abteilungen sind mit je über 1000 Büchern die philosophische, die kultur- und sozialgeschichtliche sowie die belletristische. Bedeutend sind auch die Abteilungen Okkultismus (an die 800 Bücher), Theologie und Religionswissenschaft (über 700 Bücher) sowie Naturwissenschaften (über 600 Bücher). Umfangreich, mit je 250-400 Büchern, sind ebenso die Abteilungen Goethe-Literatur, Literaturwissenschaft und Medizin und – das mag überraschen – eine spezielle Abteilung mit Literatur zum Ersten Weltkrieg, an die 400 Bücher. Zwischen 20 und etwas über 200 Bände umfassen die kleineren Abteilungen: Kunstwissenschaft, Reiseliteratur, von Anthroposophen gewidmete Werke, Geographie, Pädagogik, Steiners eigene Werke, Wörterbücher und Grammatiken, Musikwissenschaft, Mathematik, Sprachwissenschaft, Theater, Recht und die sehr spezielle (und kleinste) Sparte, die Bücher von Autoren umfasst, die sich gegen die Anthroposophie und Rudolf Steiner bzw. seine Werke und seine Impulse stellten. Wenn man heute die Bibliothek Rudolf Steiners im Archiv wohlgeordnet vor sich sieht, darf man sich nicht der Illusion hingeben, dass sie ihm selbst in dieser Form jemals zur Verfügung stand. Das ständige Unterwegssein hatte natürlich auch Auswirkungen auf seinen Bücherbestand. Er selbst sprach einmal von seiner ›angeblichen Bibliothek, die aber durch das Wohnen an vielen Orten in einem sonderbaren Zustande‹ sei. Viele Bücher sind z.B. mehrfach vorhanden, weil er sich nie sicher sein konnte, ob er ein Buch schon hatte – und es lieber noch einmal kaufte. Der wesentliche Teil der Bibliothek befand sich lange in der Motzstraße 17 in Berlin. Erst Anfang 1924, nachdem Rudolf Steiner nach Hitlers Putschversuch im November 1923 die Auflösung seines deutschen Wohnsitzes veranlasste, kamen die Bücher nach Dornach. Da der ursprünglich geplante Umzug von der Villa Hansi ins Haus Brodbeck aus verschiedenen Gründen nicht mehr zustande kam, blieben die Kisten jedoch vermutlich für Jahre unausgepackt. Nachdem schon in den frühen 1940er Jahren Werner Teichert im Auftrag Marie Steiners die Bibliothek erstmals geordnet hatte und in den 1970er Jahren jedes Buch eine Signatur und eigene Karteikarte bekam, wurde in den letzten Jahren der Buchbestand neu gesichtet. Viele Bücher aus Rudolf Steiners Besitz, die sich aus verschiedenen Gründen in anderen Abteilungen des Archivs befanden, wurden eingegliedert und eine umfassende elektro-

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nische Bibliographie erstellt, die in absehbarer Zeit auch publiziert werden soll. Zugleich wurden alle Buchseiten, die Anmerkungen oder Anstreichungen von Rudolf Steiners Hand enthielten, kopiert. Diese Kopien füllen allein schon ein ganzes Regal. Außerdem wurde versucht, die große Menge von Fragmenten (ursprünglich zwei Kisten voll einzelner Blätter oder ganzer Buchteile) zu identifizieren und zuzuordnen; teilweise wurden die unvollständig erhaltenen Bücher durch Kopien ergänzt und mit diesen zusammen neu gebunden. Es wäre viel zu erzählen von diversen Entdeckungen bei dieser Arbeit, so zum Beispiel welche – auch für die akademische Forschung – unschätzbar wertvollen Kostbarkeiten sich in Rudolf Steiners Bibliothek finden; wie Fragmente durch Zufälle identifiziert oder gar wieder vereinigt werden konnten; über interessante oder besonders schöne Widmungen; über tiefsinnige, erschütternde, manchmal auch lustige oder provozierende Anmerkungen; über sorgfältig geknickte Eselsohren; über rätselhafte Zahlenkolonnen an Buchrändern; über diverse Zeichnungen (wie z.B. von Regenschirmen, Landschaften etc.) ebenso wie über Eurythmieformen und Kostümskizzen von Rudolf Steiners Hand; über uralte Schulbücher aus seinem Besitz, die er vermutlich selbst gebunden hat; über diverse ›Einlagen‹ wie Briefe, Visitenkarten, Blumen, Zeitungsausschnitte – und vieles andre mehr. Immer wieder wird gefragt, ob Rudolf Steiner auch fremdsprachige Bücher gelesen hat. Tatsache ist, dass seine Bibliothek viele fremdsprachige Titel in allen möglichen Sprachen enthält. Zum Teil wurden diese wohl durch (die bekanntermaßen polyglotte) Marie Steiner eingebracht. Zu einem anderen Teil waren – wie man an den Widmungen ablesen kann – viele fremdsprachige Bücher Geschenke der Autoren. Doch zu einem gewissen Teil hat Rudolf Steiner auf seinen Reisen auch selbst fremdsprachige Titel gekauft – und gelegentlich weisen diese Bücher Arbeitsspuren von seiner Hand auf (so z. B. Hintons ›A New Era of Thought‹ und ›Histoire de la Philosophie‹ von Alfred Fouillé). Und er hat – wie wir aus der Korrespondenz mit dem Verleger wissen – sogar selbst ein Buch aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, nämlich die zweite deutsche Ausgabe von Blavatskys ›Key of Theosophy›. In der geplanten Publikation des Inventars der Bibliothek Rudolf Steiners soll noch ausführlicher auf ihre Geschichte und Besonderheiten eingegangen werden. An den Schluss dieses kleinen Vorberichtes sei jedoch eine kleine Statistik gestellt, wie sie sich ›unterwegs‹ – d. h. beim Stand von ca. 6000 erfassten Bänden – ergeben hat und die in Zahlen einiges von dem oben Geschilderten ausdrückt:


13 in ca. jedem zwölften Buch findet sich eine Widmung ca. jedes vierte Buch weist Anmerkungen, Anstreichungen etc. auf ca. jedes 15. Buch trägt einen Vorbesitzervermerk, d.h. ist antiquarisch erworben, ausgeliehen oder geschenkt ca. jedes 20. Buch ist mehr oder weniger unvollständig erhalten ca. jedes 30. Buch wurde teilweise oder gesamthaft nicht aufgeschnitten ca. jedes 40. Buch hat Rudolf Steiner mit seinem Namenszug versehen ca. jedes 73. Buch war von einem Verlag zur Rezension zugesandt worden. Diese Bücher stammen meist aus Rudolf Steiners Zeit als Redakteur des ›Magazins für Litteratur›. |

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Marie Steiner, etwa 1871

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A L E X A N D E R

LÜ S C H E R

Ein verborgener Schatz Der Nachlass Marie Steiners Zu diesem Nachlass gehören all jene Dokumente, die sich, zusätzlich zu der Hinterlassenschaft Rudolf Steiners, zum Zeitpunkt ihres Ablebens in ihrem Besitz befanden. In diesem Zusammenhang ist unter anderem der reichhaltige Briefwechsel von Interesse, den Marie Steiner mit Menschen aus der anthroposophischen Bewegung führte und der weitgehend erhalten ist. Es sind vor allem zwei Gründe, die diesen Bestand so wertvoll erscheinen lassen. Zunächst finden sich viele Hinweise zur Biographie Rudolf Steiners – von Erinnerungen an seine Person, von Äusserungen aus seinem Munde, von seinen Absichten. Darüber hinaus fand auch das damalige aktuelle Geschehen in der Anthroposophischen Gesellschaft und in der Welt überhaupt – neben vielen persönlichen Betroffenheiten der Briefschreiber – seinen unmittelbaren Ausdruck in diesen Dokumenten. Es ist unbestreitbar: Dieser Bestand ist für das Studium der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft wie auch der Biographie Rudolf Steiners und vieler Anthroposophen der ›ersten Stunde‹ eine unerschöpfliche Fundgrube.


Dieser Briefschatz liegt bis zu einem gewissen Grade geordnet vor, so dass man sich gut orientieren kann. Die Briefe sind nach Absender sortiert und chronologisch geordnet. Ein Verzeichnis dieser Briefe mit Inhaltsangaben liegt noch nicht vor. Trotzdem lässt sich verhältnismässig rasch ein Überblick über den vorhandenen Bestand gewinnen und lassen sich auch Antworten auf bestimmte Forschungsfragen finden. Für einen ersten Eindruck von der inhaltlichen Vielfalt dieses Briefarchivs seien nachfolgend einige Kostproben daraus gegeben. Am 24. Januar 1906 wies Marie Steiner in einem Brief an Johanna Mücke, ihre Verlagsleiterin in Berlin, auf die fast pausenlose Beanspruchung Rudolf Steiners hin, als er sich zu Besuch in München aufhielt: Und der arme Doktor. Die zwei Tage, die er hier war, hatte er wirklich keinen Moment frei! Und so geht es überall. Weder Tag noch Nacht kann er etwas ausspannen. Natürlich hat er in der Nacht Momente, wo er in sich zusammensinkt, wohl etwas physisch unbewusst wird, vor lauter Müdigkeit. Er hat gesprochen von 9 Uhr morgens bis nach 11 Uhr abends, und die Vorträge waren gewaltig, erschütternd. Nun hat er Ihnen in der Nacht schreiben wollen, aber er ist wohl physisch unbewusst geworden. Er sagte mir nur: «Ich war etwas müde, aber ich schreibe bestimmt an Fräulein Mücke.» Es ist eben immer das Unvorhergesehene, das die Intentionen zu Schanden macht. Nachdem man mit der Errichtung des ›Johannesbau‹ – so wurde das ›Goetheanum‹ ursprünglich genannt – in Dornach begonnen hatte, berichtete sie am 2./3. Februar 1914 ihrer Berliner Freundin Mieta Waller über ihre Aufgabe auf dem Baugelände: Jetzt muss ich Inspiratrice sein, wie es der Doktor nennt, das heisst stumme Figur neben ihm, wenn er schafft. Ich kann nicht gut meine Schreibereien mitnehmen an all die entlegenen Orte – Korrekturen konnte ich diesmal in der Eile mir nicht schaffen, so muss ich mich eben mit der Rolle der stummen Inspiratrice bescheiden. Es war schon hübsch, die paar Stunden, in denen man allein sass, aber meistens ist’s doch ein Geschwirre in der Werkstatt, dass einem der Kopf mitschwirrt, und eine Dampfheizungsglut, die recht unerträglich ist. Die andern Inspirationsstunden verbringe ich im Modell drin; da ist’s wie in einem Keller. Unter der einen Kuppel schafft der Doktor emsig. In Wachs verdichtete Lebenswellen gehen aus einer Form in die andere über; unter der andern Kuppel sitze ich recht unbequem mit Hamerlings Hymnen und inspiriere, bis ich steif werde. Heute habe ich mich etwas davon emanzipiert und einige Briefe geschrieben. Gestern sassen wir unter den Kuppeln bis 12 Uhr nachts; montags bis 1½ nachts. Sonst haben wir jeden Abend schrecklich langweilige Bürositzungen, heute auch wieder.


17 Und am 24. November 1914 meldete sie ihrer Freundin weiter: Es sieht nun doch nicht aus, als ob der Doktor früher nach Berlin käme. So sagte er’s wenigstens jetzt bei der Jause, als ich ihm Deinen Brief zeigte. Ausser den üblichen Arbeiten ist noch vieles gekommen, was ihn jetzt zwingt, sich mit der Finanzierung zu befassen. Unger kam nämlich nach Stuttgart mit erschütternden Zahlen. Wir wurden zunächst ganz elend davon. Es überstieg wieder alles vorher Gedachte. Der einzige richtig eingeschätzte Posten ist der vom Doktor selbst gewesene; er hatte die Fenster auf Fr. 100 000 geschätzt, Schmid auf Fr. 30 000. Nun ist Unger auf Fr. 95 000 gekommen, also wird’s auf Fr. 100 000 hinauslaufen. Nun ist das Malerhaus gestrichen, auch das Kesselhaus. «Gott Kesselhaus» soll nicht bei uns thronen, und wir kombinieren eine Art elektrische Heizung. Aber es mussten binnen acht Tage riesige Summen geschaffen werden, sonst sollte die Arbeit eingestellt werden, nachdem der Bau unter Dach gebracht worden und vor allen Witterungseinflüssen sichergestellt sei. Jetzt sieht es aber aus, als ob Hilfe kommt; es scheint, als ob man nicht wird einstellen brauchen. Aber es steht noch nicht fest; wir sind gewärtig der Dinge, die in den nächsten Tagen sich abspielen. Es regnet in Strömen und überall stürzen die Lawinen. Heute versank man beim Gehen durch eine dicke Schicht Sägespäne, die früher auf den Schnee gestreut war, in eine aufquellende Wassersuppe und durch diese erst in den Lehm. Jetzt versuchen sie einen Weg zu machen mit Brettern. Der erste für die Errichtung des Johannesbaus zuständige Architekt war Carl Schmid-Curtius. Er war 1914 wegen bestimmter fachlicher Unzulänglichkeiten von seiner Aufgabe entbunden worden, was bei ihm einen grossen Schock ausgelöst hatte. Mehr als zehn Jahre danach erwog er die Herausgabe einer Schrift über «Wesen und Werden des Goetheanums», in der er seinen Beitrag an der Entstehung des ersten Goetheanums darstellen wollte. Er teilte seine Absicht Marie Steiner mit. In ihrem Brief vom 19. Mai 1928 gab sie ihm zu bedenken: Keiner weiss ja so gut wie ich, wie, wenn jemand im Feuer seiner Rede Dr. Steiner seine Gedanken und Pläne und Wünsche auseinandersetzte und Dr. Steiner in gütiger Milde zuhörte, es oft so aufgefasst wurde, als ob er allem zugestimmt hätte, auch wenn er in nachsichtiger Weise versuchte, den Gedanken eine andere Richtung zu geben. Die Art seiner Einwände wurde sehr oft überhört, weil sie milde war, nicht brüsk. Das hat ja gerade bei Ihnen zu einer gewissen Tragik geführt – das dürfen wir nicht übersehen. Ich hätte gern an diese Tragik nicht gerührt, denn es

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könnte noch eine offene Wunde sein. Doch kann ich mir jetzt nicht anders helfen. […] Hier kommen wir auf jenes Gebiet, von dem ich weiss, dass es oft Dr. Steiner schwere Sorgen gemacht hat; was er mir gegenüber so bezeichnet hat, dass er bei einigen Gelegenheiten sagte: Man kann doch nicht mit Mystik bauen. Und was schliesslich doch zu dem geführt hat, was Ihre Tragik wurde. Und über ihre grundsätzliche Haltung: Ich habe mich bemüht, die Sache in ihrer Essenz darzulegen, damit wir nicht ins Unreale und Undurchführbare kommen. Es tut mir immer leid, wenn ich dabei gewisse Illusionen zerstören muss, weil es die harte Wirklichkeit gebietet. Schmid-Curtius fühlte sich immer noch sehr verletzt. Das zeigte seine Antwort vom 5. August 1928. Er schrieb: So wie man mich 1914 – ohne mich vor der Entscheidung selbst zu hören – verurteilt hat (denn meine Verteidigungsrede wurde ja dadurch entwertet, dass man vor Beginn derselben verkündigte, es habe das, was ich zu meiner Verteidigung vorbringe, keinen Einfluss mehr!) und wie man mir den Stuhl vor die Dornacher Tür gestellt hat, ohne mir die Gründe überhaupt zu nennen – so lehnt man heute alles eo ipso ab, was von mir gewollt wird. […] Meine Arbeit von der geometrischarchitektonischen Gestaltung des ersten Goetheanums hat weder mit Mystik noch mit meiner «Tragik von 1914» das allergeringste zu tun. Denn nach diesen Formungen und Verhältnissen wurde der Grundriss des ersten Goetheanums gestaltet. Seit R. Steiners Tod bin ich der einzige, der diese Konstruktionen beherrscht. R. Steiner sagte von den diesbezüglichen Plänen, «es ist alles darinnen». Je mehr ich sie studiere, desto mehr finde ich eine Fülle der geometrisch-stereometrischen Verhältnisse, Konstruktionen, ja Lehrmöglichkeiten an dem lebendigen Objekt des ersten Goetheanums. Zum Ausgang der Angelegenheit: Schmid-Curtius hat sein Buchprojekt nie verwirklicht. In den gesammelten Dokumenten finden sich auch zahlreiche Briefe, die von einer grossen Verehrung für Marie Steiner zeugen. Ein Beispiel dafür ist der Brief von Clara und Ernest Etienne vom 12. März 1948 aus Genf. Sie gratulierten aus Anlass des 81. Geburtstages von Marie Steiner am 14. März 1948, also neun Monate vor ihrem Tod am 27. Dezember 1948: Sehr verehrte, liebe Frau Doktor! Wiederum liegt ein Lebensjahr abgeschlossen hinter Ihnen – ein Jahr, das wie so manches vorangegangene Ihnen tagtäglich Opfer um Opfer abverlangte, das viel barg an schmerzlichem Geschehen, Bitterem und


19 Enttäuschungen aller Art. Und trotzdem hat nichts Sie abgehalten, all Ihre Kräfte dem Werke Rudolf Steiners zu widmen und die Gesellschaft stets von neuem zu beschenken. So möchten wir Ihnen, verehrte Frau Doktor, von Herzen danken für alle die schönen Publikationen der letzten Zeit, ganz speziell für das wunderbare Bändchen «Aus den Inhalten der esoterischen Schule» Man möchte so sehr wünschen, dass all diese Schätze nicht bloss von den Köpfen, sondern auch von den Herzen aufgenommen werden. Dann müsste doch endlich die Wandlung eintreten, ohne welche es keine Rettung für die Gesellschaft geben kann. Liebe Frau Doktor, so formen wir denn auch dieses Jahr wiederum den Wunsch, es möge Ihnen vergönnt sein zu erleben, dass die Gesellschaft zurückfinde zu unserm Leitworte: «Die Weisheit liegt nur in der Wahrheit.» Soweit einige Kostproben aus dem Nachlass Marie Steiners. Wenn Sie als interessierter Leser gerne weitere Beispiele einsehen möchten, besuchen Sie uns im Rudolf Steiner Archiv. |

Literaturempfehlung: Hella Wiesberger, ›Marie Steiner-von Sivers. Ein Leben für die Anthroposophie›, Dornach 1989, S. 211

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Was bedeutet überhaupt, als Symptom des Lebens angesehen, alle Wissenschaft?1

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Auflockerung des wissenschaftlichen Weltbildes Nietzsche, Steiner und die Theosophie Der Bedarf nach weltanschaulicher Neuorientierung in der nachidealistischen Epoche der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ist unübersehbar. Er beschäftigt uns bis heute. Betrachten wir Steiners Hinwendung zur Theosophie vor diesem Hintergrund, öffnet sich eine spannende und wenig beachtete Perspektive. Das theosophische Projekt kann nämlich als eine Reaktion auf die neuen Herausforderungen aufgefasst werden, und zwar vollumfänglich: von der Suche nach neuen Formen und Inhalten wissenschaftlicher Untersuchung bis hin zu Entwürfen alternativer Gesellschaftsformen und Lebensweisen.


Rudolf Steiners weltanschauliche Position in der Zeit um die Übernahme der Leitung der deutschen theosophischen Bewegung bei der Begründung der Deutschen Sektion im Oktober 1902 ist von Beginn an klar formuliert. Am 22. September 1900 ist Rudolf Steiner eingeladen, einen Vortrag im kleinen Kreis um Graf und Gräfin Brockdorff, die die Deutsche Theosophische Gesellschaft in Berlin leiten, zu halten. Er spricht über Nietzsche. Diese Themenwahl ist vielleicht verwunderlich. Was hat denn Nietzsche mit der Theosophie zu tun? Zunächst nicht viel. Und ohne Rudolf Steiner wäre diese Verbindung wahrscheinlich auch nicht besonders relevant. Steiner hat noch zu Nietzsches Lebzeiten und dann im direkten Anschluss an dessen Tod am 25. August 1900 viele Beiträge und eine originelle Deutung zum Leben und Werk Nietzsches vorgelegt. Diese Deutung und die Tatsache, dass Steiners erste Berührung mit der theosophischen Bewegung in Berlin mit einem Beitrag über Nietzsche geschieht, sind die Gründe, warum sich diese Frage stellt und warum es sich lohnt, den Blick auf diese Vorgänge zu werfen. Rudolf Steiners Interesse für Nietzsche steht im direkten Zusammenhang mit den oben angedeuteten Umbrüchen. Es kann uns helfen, sein Anliegen und damit sein spezifisches Verhältnis zur modernen Theosophie besser zu verstehen. Worüber Steiners Vortrag über Nietzsche am 22. September in der Deutschen Theosophischen Gesellschaft um Graf und Gräfin Brockdorff handelte, ist nicht überliefert. Inhaltlich können wir uns trotzdem ein relativ klares Bild machen. Neben diesem Vortrag hält er nämlich vier weitere Gedächtnisreden zu Nietzsche, die er in Form von drei Autoreferaten zusammengefasst hat. Am 13. September spricht er im Kreis der «Kommenden», am 15. im Rahmen einer Gedenkfeier im «Verein zur Förderung der Kunst», am 18., also wenige Tage vor dem Vortrag in der Theosophischen Gesellschaft, spricht er anlässlich einer Nietzsche-Feier im Berliner Architektenhaus und schließlich hält er am 25. November eine Rede in der «Freien Literarischen Gesellschaft». 2 Die zentrale Aussage aller Beiträge ist die, dass Nietzsche Ideen immer mit dem Herz geprüft hat, dass er mit Ideen gelebt und gelitten hat, während andere Denker sie bloß theoretisch betrachten, ohne sie selbst in ihrer Lebensrealität aufzusuchen. So heißt es zum Beispiel:

1 Friedrich Nietzsche, Die Geburt der Tragödie, in: Kritische Studienausgabe, Bd. 1, S. 12 2 Siehe: Rudolf Steiner, Friedrich Nietzsche. Ein Kämpfer gegen seine Zeit (GA 5), Dornach 2000, S.171182; Gesammelte Aufsätze zur Kultur- und Zeitgeschichte (GA 31), Dornach 1989, S. 486-489 und S. 482-485. 3 GA 5, S. 173. 4 GA 31, S. 487. 5 GA 5, S. 173f. 6 Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Nr. 30, Sommer 1970. 7 Die Geburt der Tragödie ist 1871 geschrieben. 1886 blickt Nietzsche kritisch auf seine Erstlingsschrift zurück und schreibt ein Vorwort «Versuch einer Selbstkritik» für die Neuauflage. Friedrich Nietzsche, Die Geburt der Tragödie, in: Kritische Studienausgabe, Bd. 1, S. 13. 8 Ebenda S. 14.


23 «Was viele seiner Zeitgenossen mit dem Kopfe allein durchlebten, das wurde ihm eine persönliche Herzenssache.»3 Oder: «Der Zusammenbruch jahrhundertealter Vorstellungen unter der Wucht der modernen naturwissenschaftlichen Anschauungen wirkte auf wenige so erschütternd, so persönlich wie auf Nietzsche.»4 Nietzsche, hebt Steiner wiederholt hervor, hat keine neuen Ideen hervorgebracht. Seine Bedeutung liegt vielmehr darin, dass er mit Ideen lebte, wie andere sie nur durchdenken. «Die griechische Kultur, die Weltanschauung Schopenhauers, das Musikdrama Wagners, die Erkenntnisse der neueren Naturwissenschaft lösten bei ihm Gefühle aus, so persönlich, so tief wie bei anderen die Erlebnisse einer starken Liebesleidenschaft […] er litt und freute sich an den Ideen seiner Zeit in einer Weise, die unterschieden war von der seiner Zeitgenossen. Ihnen war es auferlegt, die Ideen zu gebären: vor ihm stand die schwere Frage: wie lässt sich mit diesen Ideen leben?»5 Man vergleiche Steiners Aussage über Kant: «Wäre er nicht ein Philister, sondern ein ›Mensch‹ gewesen, so hätte er schwer leiden müssen wegen seiner Ansichten. Er war aber zu diesem Leiden keine genug starke Natur. Sein Denken imprägnierte nicht sein ›Fühlen‹ und auch nicht sein ›Wollen‹.» 6 Angesichts dieser Vorgehensweise wundert es nicht, dass Nietzsche als ›Wissenschaftler‹ lange nicht ernst genommen wurde. Schon in seinem Erstlingswerk ›Die Geburt der Tragödie‹ entwickelte er eine Wissenschaftskritik. Rückblickend sagt er dazu: «Was ich damals zu fassen bekam […] heute würde ich sagen, dass es das Problem der Wissenschaft selbst war – Wissenschaft zum ersten Male als problematisch, als fragwürdig gefasst.»7 Die Kritik richtet sich nicht an einen Mangel an systematischer Begründung der Wissenschaft in sich selbst, sondern gegen eine nicht reflektierte Wissenschaftsgläubigkeit. Das Problem liegt in der Idee der Wissenschaft. In der Tatsache, dass Wissenschaft selbst eine Anschauung ist, obwohl sie sich für neutral ausgibt. Sie kann ihre eigenen Ansprüche nicht einlösen. Deshalb, sagt Nietzsche, dass, «das Problem der Wissenschaft […] nicht auf dem Boden der Wissenschaft erkannt werden» kann. Die Wissenschaft soll vielmehr «unter der Optik des Künstlers» gesehen werden. Die Kunst aber unter der «Optik des Lebens.»8 Wie sollen wir dies verstehen? Was heißt hier «Künstler» und was heißt es, dass die Kunst unter der Perspektive des Lebens zu sehen ist? Die Artikel von Steiner liefern eine beachtenswerte Interpretation, die kurz zusammengefasst besagt, dass Nietzsche in seiner späteren Phase eingesehen hat, dass er in seiner früheren zu viel Hoffnung in die Kunst gesteckt hat auf Kosten des Lebens und der Wirklichkeit: «Der lehrhafte Geist des Sokrates strebte nach

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dem Begreifen der Wirklichkeit. Er wollte die Versöhnung mit dem Leben durch die Tugend. Nichts aber kann, im Sinne Nietzsches, den Menschen mehr herabziehen als die Hinnahme des Lebens, wie es ist. Das Leben kann nicht mit sich selbst versöhnen. Der Mensch kann dies Leben nur ertragen, wenn er über dasselbe hinausschafft.»9

9 GA 5, 174f. Vgl. hierzu Steiners Die Rätsel der Philosophie (GA 18), Dornach 1985, S. 542 «Der Satz ›Die Tugend ist lehrbar‹, bedeutet die Ablösung einer umfassenden impulsiven Kultur durch eine verwässerte, vom Denken im Zaum gehaltene.»

Steiner blickt hier mit Nietzsche auf die fragwürdige Hinnahme des Lebens so wie es vorliegt. Die Begrenzung der Welt auf die kleine Perspektive der Vernünftigkeit – mit Nietzsche gesprochen –, wo doch «das «Ich» des Lyrikers […] aus dem Abgrunde des Seins» tönt, ist unerträglich.10 Diesen idealistischen Lösungsversuch, mit Hilfe der Kunst über das Leben hinaus zu schaffen, hat Nietzsche jedoch selbst später als illusorisch bezeichnet. Inspiriert von dem Entwicklungsgedanken der Naturwissenschaft vertieft er sich vielmehr in die Wirklichkeit des Daseins selbst. Der Mensch muss in der Wirklichkeit einen Weg aus derselben finden. So kommt Nietzsche zu seiner Idee des «Übermenschen». Diese Idee besagt: «Das Leben erhält eine Aufgabe, die fest in dem Leben wurzelt und doch über dieses Leben hinausführt.»11

10 Siehe Anmerkung 7, S. 44.

In Steiners eigener ›Auflockerung‹ des wissenschaftlichen Weltbildes können wir die gleiche Grundstruktur wie bei Nietzsche erkennen. Der Blick wird perspektivisch, geht vom Leben aus und der Erkennende wird praktisch-produktiv. Im Giordano Bruno-Bund hat Steiner in den darauf folgenden anderthalb Jahren seine Wissenschaftskritik zur Diskussion gestellt. Am 8. Oktober 1902, als er zum ersten Mal die Theosophie öffentlich vertritt, versucht er den etwa 300 Zuhörern nahezulegen, dass der Begriff Theosophie nicht eine fremde Alternative des aktuellen Kulturlebens bedeuten muss, sondern eine Anschauung, die direkt auf die Anforderungen der Zeit eingeht; dass «Theosophie nichts anderes ist als letzte Anforderung eines wahren Monismus zwischen Naturerkenntnis und Selbsterkenntnis.»12 Eine Anschauung, die eine Einheit von Natur- und Selbsterkenntnis präsentiert, das wäre demzufolge Theosophie. Das ist eine weitreichende Programmerklärung, der eine Neuformulierung der Wissenschaft zu Grunde liegt. Ein halbes Jahr zuvor, am 7. Mai, hat Steiner über das Verhältnis von Wahrheit und Wissenschaft gesprochen: «Enthält die Wissenschaft Wahrheit, enthält sie irgend-

11 GA 31, S. 485. 12 Rudolf Steiner, Über Philosophie, Geschichte und Literatur (GA 51), Dornach 1983, S. 314 13 Ebenda, S. 299. Die Erkenntniswissenschaft ist hiermit nicht völlig über Bord geworfen. Steiner hat ja selbst seine frühen Schriften gegen Ende seines Lebens nochmals aufgelegt. Nur soll man sich bewusst sein, dass Steiner selbst hier ausdrücklich seine Herangehensweise erweitert und über die Regeln der Erkenntnistheorie hinausgeht. 14 Ebenda, S. 302. 15 Ebenda, S. 308. 16 Ebenda, S. 309. 17 Ebenda, S. 310. 18 Ebenda.


25 welche Momente, die zum Aufbau einer einheitlichen Weltanschauung führen können? Haben wir das Recht, aus der Wissenschaft heraus eine […] Weltanschauung aufbauen zu wollen? Bei dieser Frage, die Jahrhunderte beschäftigt hat, die ihrer Lösung näher waren als die Neuzeit, die sich den Weg der Lösung durch die sogenannte Erkenntnistheorie verbaut hat, muß man sich klar werden, vor welchem Forum überhaupt etwas ausgemacht werden kann in bezug auf Wahrheit und Wissenschaft, in bezug auf Wahrheitsgehalt der Wissenschaft.»13 Steiner beantwortet die Frage, indem er die Folgerungen aus dem Entwicklungsgedanken konsequent durchdenkt. Der Mensch, insofern er sich als Produkt der Entwicklung sieht, «ist da, um der Entwicklung zu leben». Genau «so wie Geschöpfe über ihre eigene Gattung hinausgehen»14 muss eine einheitliche Weltanschauung «nicht bloß theoretischbetrachtend, sondern auch praktisch-postulierend sein.»15 So wird die Persönlichkeit das letzte Forum sein «vor dem die Berechtigung der einen oder anderen Anschauungsweise entschieden werden kann.»16 Das heißt, allein «die Lebenstätigkeit des Menschen»17 kann monistisch sein. «Deshalb ist die Frage nach Gültigkeit der Weltanschauung vor dem Forum des Lebens, nicht vor dem Forum der Erkenntnis zu entscheiden.»18 Hier haben wir einen Schlüssel zum Verständnis der Grundhaltung Steiners, mit der er sein theosophisches Engagement antritt. Somit ist wenigstens ein Anfang gewonnen, um die Idee der Theosophie als eine Einheit von Natur- und Selbsterkenntnis zu verstehen. |

FRIED RICH N IETZSC H E


Rudolf Steiner | Entwurf für den Ring in Gold mit Türkis, GA K 51 Nr. 8

S T E P H A N

W I D M E R

Neuzugang Kleinodienkunst Das Wort «Kleinod» – im Jahr 2007 stand es an erster Stelle in der Liste der bedrohten Wörter – bezeichnet ursprünglich etwas Kleines oder eine Kleinigkeit. Darüber hinaus auch eine feine und zierlich gearbeitete Sache, ein zierliches Schmuckstück; dazu gehören Ringe, Ketten, Agraffen und dergleichen. Für die Schmuckgestaltung, welche Rudolf Steiner zusammen mit Bertha Meyer-Jacobs seit 1913 als ausführende Künstlerin entwickelt hat, fand «Kleinod» im Begriff «Kleinodienkunst» eine neue Bedeutung. In der Zeit davor waren in theosophischen Kreisen Schmuckstücke mit theosophischen Symbolen und Zeichen sehr beliebt.


27 Die in der Nähe von Bremen geborene Berta Meyer-Jacobs (18781930) absolvierte zunächst eine Lehre als Goldschmiedin bei einem «alten Goldschmiedemeister» und verfeinerte ihre Ausbildung in Paris, wo sie spezielle Ziselier- und Treibtechniken erlernte. 1907 besuchte sie mit ihren Eltern den Münchner Kongress; von da an die verschiedensten Veranstaltungen Rudolf Steiners. Als Darstellerin war sie von 1910 bis 1913 in den Mysteriendramen auf der Bühne zu sehen; welche Rollen sie verkörperte, ist leider nicht überliefert. Die von Rudolf Steiner gestalteten Siegel zu den Mysteriendramen inspirierten Berta Meyer-Jacobs, diese als Schmuckstücke in Metall zu übertragen – so nahm die anthroposophische Kleinodienkunst ihren Anfang. Das Charakteristische der anthroposophischen Kleinodienkunst sind die Treibtechnik und die spezifische Verwendung von Edelsteinen und Edelmetallen. Die Treibtechnik, bei der mit Punzen und Hammer das erwärmte Metall bearbeitet wird, ermöglicht ein plastisches Formen der Schmuckstücke. Ab 1913 entstanden aus der Zusammenarbeit von Rudolf Steiner mit Berta Meyer-Jacobs die unterschiedlichsten Ringe, Anhänger, Ketten und Siegel. In einem regen Austausch schickten sich Berta Meyer-Jacobs und Rudolf Steiner Skizzen und Entwürfe zu, in denen Rudolf Steiner oft Korrekturen und Anmerkungen anbrachte oder das Objekt ganz neu zeichnete. Die Ausführung oblag Berta Meyer-Jacobs. Die Schmuckstücke wurden meist für ganz bestimmte Menschen im anthroposophischen Umfeld geschaffen. Im Gedenken an Bertha Meyer-Jacobs schildert Marie Steiner ihre Arbeit mit den Worten: «Neben der Handfertigkeit, die so erworben wird, verbindet sich die Seele ganz anders mit der Materie, die sie wägt, prüft, schmilzt, lötet, festet, glättet. Es war ein schönes Erlebnis zu sehen, wie Bertha Meyer-Jacobs’ Seele mitging mit dem Element, wenn das Feste sich in der Glut des Feuers löste, zerrann, wenn das flüssige Gold sein faszinierendes Eigenleben ausstrahlte, das rote fliessende Kupfer erglühte und etwas vom Urzustand des Erdenwesens einem dabei in das Herz griff.» Verschiedene dieser Arbeiten befinden sich heute in der Sammlung des Rudolf Steiner Archivs. Auf Anfrage können sie besichtigt werden oder sie werden in Ausstellungen gezeigt, zuletzt in den Jahren 2002/03 in Zürich, Genf und Ligornetto in der Überblicksschau «Schweizer Schmuck im 20. Jahrhundert». Zu sehen waren dort die Krawattennadel in Gold mit einem grünen Granat, hergestellt für José del Monte, der Ring in Gold mit einem Amethyst für Marie Steiner und der Anhänger in Gold mit einem Mondstein für Eugenie von Bredow.

N EU ZU G A N G


Mit der Auflösung der Kleinodienschule in Dornach rief Justina Schachenmann-Teichert – selbst Kleinodienkünstlerin und Herausgeberin des GA-Bandes «Rudolf Steiner, Kleinodienkunst als goetheanistische Formensprache» – auf, wertvolle Schmuckstücke oder Objekte den Dornacher Archiven zu überlassen, um sie vor einem drohenden Vergessen oder Verlust zu retten. Durch ihre Vermittlung fanden verschiedene Schmuckstücke Eingang in den Bestand des Rudolf Steiner Archivs. Im November 2008 übergab Frau Anna-Louise Hiller dem Archiv einen goldenen Ring mit einem Türkis. Der Ring geht auf einen Entwurf und eine Ausführung zurück; zu finden ist er im GA-Band «Kleinodienkunst»: Ein kugeliger Türkis wird von ringförmigen Umfassungen gehalten. Frau Anna-Louise Hiller erhielt das Kleinod direkt von Frau Prof. Lucie Bürgi-Bandi, einer Mäzenin Rudolf Steiners; für sie wurde es auch angefertigt. Ein Jahr darauf gelangten drei Schmuckstücke aus England ins Archiv. Sie gehörten Johanna Collis und stammen aus ihrer Familie: zwei «theosophische» und einen «anthroposophischen» Anhänger. Die «theosophischen» Anhänger bestehen aus einem in Silber gefassten Edelstein mit aus Silberdraht geformten Planetensymbolen. Der «anthroposophische» Anhänger ist ein Stück grün-violette Turmalinscheibe in einer einfachen goldenen Fassung. Die Stücke wurden dankenswerterweise von Frau Schachenmann fachgemäss gereinigt und von «Altersspuren» befreit. Sicher aufbewahrt liegen sie nun im Tresor des Rudolf Steiner Archivs und warten darauf, von interessierten Besuchern oder kundigen Forschern entdeckt zu werden. |

Rudolf Steiner, Kleinodienkunst als goetheanistische Formensprache, Die Entwürfe Rudolf Steiners und deren Ausführungen durch Bertha Meyer-Jacobs und anderer Goldschmiede, herausgegeben von Justina Schachenmann-Teichert, Dornach, Rudolf Steiner Verlag, 1984, GA K 51 Atelier für Kleinodienkunst Justina Schachenmann-Teichert, Goldschmiedin Hasenrainstrasse 77 | CH 4102 Binningen | tel. +41 61 421 37 10


29 UR S

DI ET LER

Die Erneuerung des Archivs aus dem Geiste der Anfrage Unter den vielen Bildern, die man sich von einem Archiv machen kann, gefällt mir dieses besonders: Vor uns liegt ein weites Reich von Sedimenten, die sich seit mehr oder weniger weit zurückliegenden Zeiten abzulagern begannen, in unserem Fall seit etwa 150 Jahren. Die Dokumente, Manuskripte, Zeitschriften und Bücher ruhen wohl gestapelt und aufgereiht in Regalen und Schachteln und sprechen die uns interessierende Sprache der Vergangenheit: Wie war es genau damals, wer war dabei, hat er es so gesagt, wurde das wirklich so vereinbart? Es scheint nun, dass der Prozess der Sedimentierung abgeschlossen ist und das Sichten der Materialien alles lässt, wie es ist – wer vermöchte historisch Gewordenes zu ändern? Konservierung, Ruhe und Ordnung also sind für diesen Ort des Depots vorherbestimmt, ja angesagt. Und doch. Es gibt auch den Aufbruch, die produktive Unruhe, die Erneuerung. Diese erfolgt zum einen von Innen nach Aussen, indem wir es als unsere Aufgabe betrachten, diese Materialien in ihrer Bedeutung und ihrem Zusammenhang zu erschliessen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – in Editionen, Dokumentationen und Ausstellungen. Zum anderen erfolgt dies aber auch von Aussen nach Innen, und davon soll hier die Rede sein. Täglich erreicht uns eine ansehnliche Zahl von jenen Botschaften, die wir kurz ›Anfragen‹ nennen, eine Bezeichnung, die das Spektrum der Meldungen nur grob zu umfassen vermag. Es handelt sich hier um so Verschiedenes wie Fragen zu Rudolf Steiners Lebensgang (hat er Max Scheler getroffen?), zu seinem Werk (wann und wo erschien ein bestimmter Aufsatz zum ersten Mal?), zur Anthroposophie im Allgemeinen und natürlich zur Edition des Gesamtwerkes; es geht aber auch um Urheberrechte, um Auskünfte über Werke in Rudolf Steiners Privatbibliothek, um den angemessenen Ort der Unterbringung von Nachlässen, die in engerem oder weiterem Zusammenhang mit Rudolf Steiner stehen. So verschieden die Kommunikationswege sind, auf denen uns diese Anfragen erreichen – per Brief (ja, das gibt es noch), Fax, Telefon, e-mail oder persönlich (ich komme von weit, bin gerade hier und wollte schon lange mal fragen) – so verschieden und interessant sind auch die Formen der Kommunikation. Es finden sich hier die ruhige, um Aufklärung bittende Frage, die freilassende Korrekturmeldung zu einem Band der Gesamtausgabe, die barsch vorgetragene Aufforderung zur Änderung einer bestimmten Editions- oder Archivpraxis, die dringende Anfrage um Klärung eines

ERNEUERUNG


sich hinziehenden Meinungsstreites innerhalb eines Zweigabends, die wohlmeinende Anregung. Mag man manchmal auch – und dies selten – etwas irritiert sein von Inhalt und Form einer Anfrage, so sind alle diese Kontakte eine Bereicherung des Archivs, führen sie doch über die ruhige Statik der reichhaltig bestehenden Sedimente hinaus. Die Schichten kommen in Bewegung und neue Bezüge werden sichtbar. Zu erzählen wäre hier z.B. von der Anfrage, ob denn der Palazzo del Drago in Rom, in dem Rudolf Steiner im Frühjahr 1909 Vorträge hielt und auch wohnte, aufzufinden sei, man habe ihn vergebens gesucht. Aufgrund unserer Auskunft konnte die Dame, die die Anfrage stellte, den Palast entdecken und unsere Dokumentation darüber mit Fotos erweitern. Zu erwähnen ist auch die Anfrage nach einem Kant-Zitat in GA 1 ›Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften‹, das offensichtlich falsch wiedergegeben ist – entgegen der von Rudolf Steiner benutzten Kehrbach’schen Kant-Ausgabe, falsch jedoch bereits in der Kürschner Ausgabe. Das Interessante dabei ist, dass sich das erst bei genauer Lektüre ergibt und man wissen muss, dass Kant den Begriff ›Erkenntnis‹ manchmal im Neutrum verwendete (Das Zitat befindet sich in GA 1 auf Seite 75 unten). Manchmal zeigen sich auch spannende ›Verbindungen‹ zwischen den verschiedensten Anfragen. So ist ein Kenner des Werkes Rudolf Steiners schon länger auf der Suche nach der «unbekannten Persönlichkeit», die Rudolf Steiner am 19. September 1924 im Zusammenhang mit dem Konzil von Nicäa erwähnt (siehe GA 238). Der Forschende gelangte nun zur Auffassung, dass es sich bei der genannten Persönlichkeit aus inneren Gründen (Haltung zu den Konzilsfragen, Arianischer Streit) und äusseren Konstellationen (Lebensweg) sowie Parallelen zum Leben von Wladimir Solowjow mit grosser Wahrscheinlichkeit um den ›Vater der Kirchengeschichte‹ Eusebius von Caesarea handelt, einer Auffassung, die ich hier gerne zur Erörterung anheim stelle. Interessant scheint mir, dass eben dieser Eusebius in einer anderen Anfrage auftauchte; hier wird auf ein Zitat des Eusebius hingewiesen, welches das von Rudolf Steiner erwähnte Thema des «sacrificium intellectus» (in GA 265, S. 31) näher beleuchtet. Vieles wäre hier noch aufzuzählen, aber eines mag deutlich geworden sein: Dieser stete Strom von Anfragen und Besuchern erneuert das Archiv permanent, indem über das ›Medium Archivalien‹ ein Austausch entsteht, Beziehungen zwischen Menschen in aller Welt geschaffen werden, neue Quellen auftauchen, sich Forschungsgebiete eröffnen, Brücken zu Fachwissenschaften gebaut werden können. Wenn in den Archiven denn die Zukunft liegt, dann wird dies wohl nur in der Zusammenarbeit mit denjenigen möglich sein, die ihre Anfragen einbringen. Dafür gilt es hier zu danken. |


31 ANFRAGEN

Besucher Forschung 2009 Mehrtägige Forschungsaufenthalte im Rudolf Steiner Archiv. Unter anderem zu folgenden Themen: Architektur in Dornach | Rosa Mayreder | Rudolf Steiner in Leipzig | Prof. Bürgi, Bern | Eurythmie | Briefwechsel Sauerwein | Künstler um Rudolf Steiner, Die Entstehung der Mysteriendramen.

Neuzugänge von Archivmaterial 2009 Gudrun Stoewer: Kopie des Briefes von Rudolf Steiner an Bruno Krüger. F. Glaser: Vortragsabschriften Nachlass Peipers. Magdalena Zoeppritz: Vortragsabschriften. Marieluise Dusch: 2. Auflage, GA 151, Der Menschliche und der Kosmische Gedanke. Waldemar Kumm: Goethe, Johann Wolfgang von. – Faust. Erstausgabe. – Tübingen: Cotta’sche Buchhandlung, 1808. – Goethes Werke. – Achter Band | Schubart, K. E. – Über Goethes Faust: Vorlesungen. – Berlin: Enslin’sche Buchhandlung, 1830 | Hederichs, Benjamin M. – Gründliches Lexicon Mythologicum – Leipzig: Gleditsch, 1741. Manfred H. Ehm-Zurkan: Pastellkreidekasten Beginn 20. Jhdt. Frau Klavsener: Vortragsdrucke. Renate Soltau: Photoalbum mit Persönlichkeiten aus der Theosophischen Gesellschaft. Angelika Wiehl: Aus Nachlass Oskar Müller und Jakob van Leer. Sybille Reichert: Aus Nachlass Peter Koepping: Abschriften, Zeitschriften. Frau Schmid: Photos von Personen um Rudolf Steiner. Johanna Collis: Kleinodien: Zwei theosophische Anhänger. Friedwart Bock: Aus Nachlass Emil Bock: Originalbriefe von Rudolf Steiner und Original des Tagebuches von Felix Kogutzki. Hannes Weigert: Kopien von zwei Handschriften Rudolf Steiners.

Führungen 2009 Unter anderen waren zu Gast: Mitarbeiter Haus Hohenfried | Landwirte (Landwirtschaftliche Tagung) | Ärzte (Mediziner Tagung) | Lehrerkollegium Rudolf Steiner Schule Bern | Stiftung Trigon | Studentengruppen Goetheanum | Dolmetscher und Übersetzer anlässlich einer Tagung | Mitarbeiter der Wala | Lehrerseminare München, Hamburg, Stuttgart | Kindergartenseminar Hannover | Emerson-College | Jugendseminar Stuttgart | AG Italien | AG Schweiz | Hochschulkollegium vom Goetheanum. |


CHR I STOF

H AT EB UR

Rudolf Steiner Nachlassverwaltung Der Verein zur Erhaltung, Erforschung und Veröffentlichung des wissenschaftlichen und künstlerischen Nachlasses von Rudolf Steiner ist Träger des Rudolf Steiner Archivs und Herausgeber der Rudolf Steiner Gesamtausgabe. Die Rudolf Steiner Nachlassverwaltung ist 1943 von Marie Steiner-von Sivers mit dem Zweck der Herausgabe des literarischen und künstlerischen Werkes von Dr. Rudolf Steiner gegründet worden. Die Aufgaben des Rudolf Steiner Archivs sind die Herausgabe und editorische Betreuung zur Vervollständigung und Aktualisierung der Gesamtausgabe sowie die Dokumentation, Erhaltung und Ergänzung der Archivalien zu Rudolf Steiners Gesamtwerk. Die Gesamtausgabe erscheint im seit 2007 selbstständigen Rudolf Steiner Verlag. Das Archiv betreut Archivbenutzer bei deren wissenschaftlichen Recherchen wie auch Museumskuratoren bei der Planung und Realisierung von Ausstellungen. Viele inhaltliche Anfragen zum Werk werden beantwortet. Lizenzrechte können beantragt werden. Die Rudolf Steiner Nachlassverwaltung ist dringend auf Spenden, Legate und Erbschaften angewiesen, damit sie mit ihrer Arbeit Rudolf Steiner und der Anthroposophie weiterhin eine Stimme im Kulturleben geben und sein Werk publizieren kann. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf oder verwenden Sie die Kontoverbindung einer der beiden Fördergemeinschaften auf Seite 38. Ganz herzlich sei allen gedankt, die die Archivarbeit aktiv mitgestaltet sowie finanziell gefördert haben. Namentlich geht das Dankeschön an: Peter Affolter | Winfried Altmann | Anthroposophische Gesellschaft in der Schweiz | Urs Bielser | Bund der Freien Waldorfschulen und Waldorf Stiftung, Stuttgart | Andreas Dollfus | Hansjörg Hofrichter | Humanus-Stiftung, Basel | Iona Stichting, Amsterdam | Dörte Mehrling | Mahle Stiftung | Michaelis Messmer | Ursula Piffaretti | Reinhard Roth | Conrad Schachenmann | Justina Schachenmann | Lothar Sobel GmbH | Stiftung Edith Maryon, Basel | Ulla Trapp | WALA Heilmittel GmbH | Hella Wiesberger | Hans Frieder Willmann | Vitra Design Museum | Kunstmuseum Wolfsburg | Zweig am Goetheanum. |


33 FIN AN ZEN

Finanzen 2009 Die Haupteinnahmequelle des Archivs sind die freien und projektbe¾ der Einnahmen stammen von Privatpersonen und Institutionen, denen es ein Anliegen ist, die kontinuierliche Bearbeitung und Pflege der Gesamtausgabe und des Nachlasses Rudolf Steiners zu ermöglichen und zu gewährleisten. Dafür danken wir allen ganz herzlich. Im Berichtsjahr zeigt der Spendenzufluss einen uneinheitlichen Verlauf: Bei den vielen kleineren Beträgen ist die Entwicklung erfreulich konstant. Andererseits sind deutlich weniger Erbschaften und Legate eingetroffen, so dass die Jahresrechnung mit einem hohen Verlust von chf 441.720 abgeschlossen wurde. Dennoch sind die Abschreibungen in ordentlichem Umfang verbucht. Zusätzliche Personalkosten waren durch höhere Projekterträge, d.h. zweckgebundene Spenden, gedeckt. | Der Revisorenbericht enthält keine Vorbehalte und kann auf Wunsch eingesehen werden.

R UDOLF STEINER N A C H L A S S V E R WA LT U N G

zogenen Spenden, ferner Schenkungen, Legate und Erbschaften. Rund


A U F WA N D

2009 | CHF

Personalaufwand

833 888.15

Betriebsaufwand U/R/E Maschinen / EDV

13 431.25

Versicherungen

4 637.75

Transportkosten

915.25

18 984.25

Zinsaufwand Bank/PC-Zinsen und Spesen

1 372.09

Kursdifferenzen

1 239.28

Hypothekarzinsen

2009 | CHF

Erlöse Umsatz-/Projekterträge

25 985.07

Abschreibungen

44 401.35

Verwaltungsaufwand

E RT R A G

23 373.70

319 731.05

Honorare / Lizenzen

134 494.83

454 225.88

Drucksachen, Büromaterial

26 111.80

Kommunikationsaufwand

6 033.20

Verbandsbeiträge

413.60

Honorare / Beratungskosten

30 461,25

Übrige Büro- u. Verwaltungskosten 11 990.02

75 009.87

Werbung

Warenaufwand

Werbekosten

7 502.65

Waren-/Projektaufwand

163 800.69

Reise- und Repräsentationsspesen

10 709.10

163 800.69

Bruttogewinn

290 425.19

Zinserträge

21 509.30

21 509.30

Übriger Erfolg Spenden, Zuschüsse

Liegenschaftserfolg Mieterträge U/R/E Liegenschaften

Finanzerträge

275 311.20

18 211.75

Ausserordentlicher Aufwand Steuern

275 311.20

Jahresgewinn / -verlust

587 245.69

49 293.60 – 61 747.25 – 12 453.65 0.00 31.40 – 441 719.80 587 245.69


35 FIN AN ZEN

Erfolgsrechnung 2009 Rudolf Steiner Nachlassverwaltung ERTR A G Die Umsatz-/Projekterträge von

chf

319.731 setzen sich zusammen

aus den Mitgliederbeiträgen chf 3.000, aus allgem. Archiv Erträgen chf

15.488, aus den Zweckgebundenen Beiträgen chf 230.415 sowie

den Erträgen des Archivshops über

chf

chf

70.826. Die Honorare/Lizenzen

134.494 setzen sich zusammen aus den Zahlungen des

Verlages chf 100.000, dem Anteil der Fremdlizenzen chf 32.030 und von chf 163.800 setzt sich zusammen aus Ausstellungsaufwand chf 4.490, aus Archivaufwand

chf

98.717, und Archivshop

chf

60.592.

Der Zinsertrag von chf 21.509 setzt sich zusammen aus den Zinsgutschriften des Verlages und der Stiftung Edith Maryon. Der übrige Erfolg von chf

chf

275.311 setzt sich zusammen aus allgem. Spenden

40.211, aus Zuwendungen der beiden Fördergemeinschaften chf

113.930 und aus grösseren Schenkungen chf 121.169.

A UFWAN D Die diversen Aufwandspositionen sind in der Jahresrechnung detailliert aufgeführt. Die Abschreibungen mit Total

chf

44.402

setzen sich zusammen aus Abschreibungen auf den mobilen und immobilen Sachanlagen.

R UDOLF STEINER N A C H L A S S V E R WA LT U N G

aus Abdruckgenehmigungen chf 2.464. Der Waren-/Projektaufwand


A K T I V E N

31.12.2009 CHF

Flüssige Mittel Kasse

1 998.10

Postcheck

66 447.95

Banken

66 811.85

Geldverkehr / Kreditkarten

1 823.55

137 081.45

PA S S I V E N

Forderungen Verrechnungssteuerguthaben

326.50

Transitorische Aktiven

85 242.00

85 568.50

Kurz- und mittelfr. Verbindlichkeiten

31.12.2009 CHF

Allgemeine Kreditoren

31 903.60

Umlaufvermögen

Transitorische Passiven

191 620.00

223 523.60

Finanzanlagen

222 649.95

Langfristige Verbindlichkeiten

Wertschriften

1.00

Beteiligungen

750 002.00

Hypothekardarlehen

500 000.00

Diverse Darlehen

47 000.00

Rückstellung Eventualverpflicht.

80 000.00

Darlehen

1 250 003.00

Sachanlagen

Nachlass Rudolf Steiner

1.00

Fremdkapital

Büromobiliar

1.00

EDV-Anlage / Kommunikation

1.00

Eigenkapital

740 000.00

867 000.00 1 090 523.60

EDV-Digitalisierung 1.00

Geäufnetes Vereinskapital

3 200 855.15

Immobilien

Jahresgewinn/-verlust

- 441 719.80

2 377 002.00 2 377 006.00

Stand 31.12.

2 759 135.35

Anlagevermögen

3 627 009.00

Eigenkapital / Vereinskapital

2 759 135.35

3 849 658.95

3 849 658.95


37 FIN AN ZEN

Bilanz 2009 Rudolf Steiner Nachlassverwaltung AK TI V EN Das Umlaufvermögen betrug per Ende 2009 Finanzanlagen über

chf

chf

222.649. Die

1.250.003 setzen sich zusammen aus

Beteiligung an Rudolf Steiner Verlag AG von je

chf

chf

750.000 und

1 für Editions Anthroposophiques Romandes und Editri-

Verlag AG mit chf

chf

400.000 und

100.000 und an die Stiftung Edith Maryon mit

chf

1 für wenige Wertschriften. Die Immobilien

bestehen aus dem Haus Duldeck sowie dem Verlagshaus, welches an den Rudolf Steiner Verlag vermietet ist. Die Immobilien wurden im Berichtsjahr mit rund 1% vom Buchwert abgeschrieben.

PASSI V EN Das kurzfristige Fremdkapital von chf 223.523 hat sich im Berichtsjahr kaum verändert. In den Transitorischen Passiven über

chf

191.620

sind die zweckgebundenen vorausbezahlten Beiträge für diverse Archivprojekte enthalten. Das langfristige Fremdkapital blieb bei chf

867.000. Das Vereinskapital reduzierte sich im Berichtsjahr um

441.720 auf chf 2.759.135. |

R UDOLF STEINER N A C H L A S S V E R WA LT U N G

ce Anthroposofica Milano, aus Darlehen an die Rudolf Steiner


Helfen auch Sie mit einer Spende Internationale Fördergemeinschaft Rudolf Steiner Archiv (Schweiz) Herr Eduard Willareth: edwilla@gmail.com Kto.Nr. 12906 24 | Raiffeisenbank Arlesheim IBAN CH44 8077 6000 0012 9062 4 | BIC RAIFCH22 Fördergemeinschaft Rudolf Steiner Archiv e.V. (Deutschland) Herr Enno Schmidt: mail@enno-schmidt.de Kto.Nr. 356 242 00 GLS Bank | BLZ. 430 609 67 IBAN DE25 4306 0967 0035 6242 00 | BIC GENODEM1GLS

Fördergemeinschaften Finanzbericht 2009 Spenden zur Förderung des Rudolf Steiner Archivs können über zwei selbstständige Vereine einbezahlt werden. Sie haben sich ganz der Förderung unserer Arbeit verpflichtet. Diese Vereine sind als gemeinnützig anerkannt und steuerbefreit. Die Internationale Fördergemeinschaft Rudolf Steiner Archiv in Arlesheim, Schweiz, hat im Jahre 2009 zahlreiche Spenden von insgesamt chf 76.577 entgegen nehmen dürfen. Davon wurden chf 70.000 als Zuwendungen an das Archiv überwiesen. Erbschafen in Höhe von chf 51.170 haben denselben Weg genommen. Für Druck und Versand des Jahresberichts wurden chf 835 ausgegeben. Zusammen mit den Bankspesen und der zurückerstatteten Verrechnungssteuer aus dem Vorjahr von insgesamt chf 686 ergibt sich ein Gesamtaufwand von chf 122.690. Das auf Bankkonten gehaltene Eigenkapital per 31. 12. 2009 beläuft sich auf chf 22.772 (Vorjahr chf 17.715) und ergibt die Bilanzsumme. Die Fördergemeinschaft Rudolf Steiner Archiv e.V. in Heiligenberg, Deutschland, nimmt Spenden aus Deutschland entgegen. Insgesamt kamen € 55.284 (chf 81.820) aus vielen kleineren und grösseren Spenden zusammen. Im Jahre 2009 hat sie € 41.000 (chf 60.680) an das Archiv überwiesen. Der Betriebsaufwand für Verwaltung, Porto, Spenderbetreuung usw. sind € 6.451 (rund chf 9.548) aufgewendet worden. Per Jahresende verfügt die deutsche Fördergemeinschaft über Bankguthaben und Eigenkapital von rund € 14.240 (chf 21.076). Dies entspricht zugleich ihrer Bilanzsumme. |


39 SPEN D EN AU FRU F

Dr. Roland Halfen bei der Herausgabe des plastischen Werks

Aktion 500 x 500 Das Rudolf Steiner Archiv sucht 500 Menschen die bis Ende 2010 je CHF 500,- spenden. Um die aktuellen Forschungsarbeiten weiterführen und die vor der Veröffentlichung stehenden nächsten Bände der Gesamtausgabe in der vorgesehenen Zeit und auf bewährt hohem Niveau publizieren zu können, muss das Rudolf Steiner Archiv bis Ende dieses Jahres 250.000 aufbringen. Die finanzielle Situation ist so angespannt, dass zusätzlich zu den bereits eingeleiteten Sparmassnahmen auch Stellen abgebaut werden müssten. Das wäre aber ein substanzieller Eingriff in die Tätigkeit des Archivs, denn damit würde das Know-how von spezialisierten und mit dem Werk Rudolf Steiners bestens vertrauten Fachkräften verloren gehen. Was einer Grundsatzentscheidung gleichkäme, in wieweit die in der Zukunft noch anstehenden anspruchsvollen Aufgaben bei der Herausgabe des Werks Rudolf Steiners überhaupt erfüllt werden können.

chf

Die Gesamtausgabe ist Gesamtaufgabe! Die Tätigkeit des Archivs erfährt weltweit viel Aufmerksamkeit und wir wissen, dass die Vervollständigung der Gesamtausgabe vielen Menschen am Herzen liegt. Mit der «Aktion 500 x 500» suchen wir Verbündete, die mit uns die Liebe zu Rudolf Steiner und seinem Werk teilen. Ganz herzlich bitten wir Sie um Ihre Unterstützung.


in-te-gral Arbeiten aus dem Evolutionsdiagramm von Karl-Heinz Tritschler 1. April bis 1. September 2010 | Diese Ausstellung im Rudolf Steiner Archiv gibt Einblicke in eine Bewusstseinsarbeit, an deren Ausgangspunkt die Erscheinung des Christus in der ätherischen Welt steht, über die Rudolf Steiner vor 100 Jahren am 12. Januar 1910 in Stockholm gesprochen hat. Die kleinformatigen, intimen Arbeiten sind das Ergebnis einer jahrzehntelangen, das Ereignis umkreisenden Erinnerungsarbeit. | Karl-Heinz Tritschler geboren 1957 in Freiburg. Künstler. Mitarbeiter beim Omnibus für Direkte Demokratie und Dozent für den Studiengang Soziale Plastik in Achberg. Seminarreisen und Aktionen in Luxor und auf dem Nil zum Thema ›Joseph Beuys und der erweiterte Kunstbegriff›.


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150 Jahre Rudolf Steiner 2011 Gemeinsame Plattform jetzt online! Unter www.rudolf-steiner-2011.com sind ab sofort Veranstaltungen, die einen konkreten Bezug zum Jubiläumsjahr haben, abrufbar. Diese Plattform ist ein gemeinsames Anliegen vieler anthroposophischer Initiativen und wird vom Rudolf Steiner Archiv zur Verfügung gestellt. Anliegen ist darüber hinaus das Sichtbarmachen der Impulse Rudolf Steiners für das 21. Jahrhundert, die den vielfältigen und unterschiedlichen Initiativen als gemeinsame Kraftquelle zugrunde liegen. Als verbindende Aktion ist zudem ein Rudolf Steiner Zug durch Europa in Vorbereitung. Bitte senden Sie Ihre Veranstaltungsvorhaben, ›Geschenke‹ und Ideen, wo und wie Sie gerne mit einsteigen beziehungsweise mit aufspringen möchten an: kontakt@rudolf-steiner-2011.com |

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Sommerfest 2008 im Garten von Haus Duldeck

Offenes Archiv Terrassenfest Samstag 19. Juni 2010 | 10 Uhr bis 17 Uhr | forschen Das legendäre Archivquiz – gewinnen Sie die grosse neue Steiner Bildmonographie sammeln Die Gesamtausgabe: – neu und in Leinen – 360 Bände komplett mit 30% Rabatt | antiquarisch – Vortragsbände bis zu 60% Rabatt, diverse Kunstdrucke bis zu 70% Rabatt | Eurythmiefiguren von 1956, die Kabiren, Modelle vom Ersten Goetheanum | Limited Edition: Postkartensets; Kugelschreiber, Stempel | Versteigerung von alten Möbeln und Bilderrahmen finden Funde aus dem Fundus | Masterführung mit Prof. Dr. Walter Kugler um 10½ Uhr | Kasperl und Gretel auf dem Schulungsweg – Puppenspiel mit Steinerle von Franziska v. Nell um 14½ Uhr | Zeit und Landschaft – ein Film über die Goetheanumbauten von Christiaan Stuten und Jesse Osmer um 16½ Uhr helfen Aktion 500 x 500 (500 Menschen spenden 500 CHF bis Ende 2010) Hier fällt Ihr Geld auf guten Boden (das transparente Sparrohr sammelt 5 Stunden 50,- CHF Scheine) 150 CHF für den 150. Geburtstag von Rudolf Steiner und Sie erhalten einen Reisestempel 2011. |


43 MITARBEITER

Mitarbeiter Ansprechpartner Urs Dietler Gesamtausgabe; Spezialgebiete: Anthroposophie, Philosophie, Christologie; EDV; stellvertretender Archivleiter Claudia Forster Archivshop mit Bücherverkauf – auch auf Bestellung; Terrassencafé; Empfang | Dr. Roland Halfen Gesamtausgabe; Spezialgebiete: bildende Kunst, Anthroposophie, Philosophie; Bild-Datenbanken | Christof Hatebur Finanzen und Administration | Hartmut Kahlert Bibliothek; Buch-Antiquariat | Vera Koppehel Öffentlichkeitsarbeit; Ausstellungen; Sekretariat; Archiv-Führungen; Projekte | Prof. Dr. Walter Kugler Gesamtausgabe; Ausstellungen; Archivleiter; Mitglied im Vorstand der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung | Dr. Alexander Lüscher Gesamtausgabe; Spezialgebiete: Geschichte, Politik, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften | Johannes Nilo Gesamtausgabe; Spezialgebiete: Philosophie, Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft | Max Savin Buchhaltung | Michel Schweizer Stenographie | Stephan Widmer Archivierung; Datenbanken; Ausstellungen; Betreuung von Archivbenutzern; Stenographie | Weitere Mitarbeiter Brigitte Kowarik: Archivshop; Christiane und Gerd Rohrbach: Hausdienste; Urs Bielser: EDV ; studentische Hilfskräfte; Praktikanten Stellenprozent gesamthaft: 780% |


Der Möbelgestalter Stefan Höhn aus Basel entwarf entsprechend der Architektur im Erdgeschoss einen neuen Verkauftisch, ein Gesamtausgabe-Regal und leichte Tablare für die Rotunde in hellem Holz plus roter Linie.

Archivshop Im Erd- und Untergeschoss des Hauses Duldeck befinden sich die Ausstellungsräume sowie ein Archivshop, der die Rudolf Steiner Gesamtausgabe und ausgewählte Literatur im Angebot hat. Besonderheiten im Sortiment sind das Buchantiquariat, die handgefertigten Eurythmiefiguren, Modelle des Goetheanums und Abgüsse der Kabiren. Auch Faksimiles der Wandtafelzeichnungen in Originalgrösse und ein Film, der im Haus Duldeck gedreht wurde, sind käuflich zu erwerben. Eine Lese-GA, Zeitschriften und das Gesamtwerk in digitaler Version stehen zur Verfügung. Bei gutem Wetter lädt das Terrassencafé mit Blick ins Grüne zum Verweilen ein. | Archivshop und Ausstellung im Haus Duldeck Mittwoch bis Freitag 10.30 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr | Samstag 10 bis 16 Uhr +41 61 706 82 17 | archivshop@rudolf-steiner.com


45 H AU S D U LD ECK

«Es ist von Bedeutung, dass solch ein Haus einmal gebaut werden konnte. Denn es steht da als ein lebendiger Protest gegen alles Althergebrachte im Baustil und in der Bauart.» Rudolf Steiner, 29. Juli 1916

Haus Duldeck Seit Herbst 2002 ist das von Rudolf Steiner als Wohnhaus entworfene und in den Jahren 1915 – 1918 in unmittelbarer Nachbarschaft zum Goetheanum errichtete Haus Duldeck Sitz des Rudolf Steiner Archivs. – Das zu den innovativsten Bauten des frühen 20. Jahrhunderts zählende Bauwerk beherbergt den gesamten Nachlass von Rudolf und Marie Steiner. Bevor dies möglich wurde, mussten umfassende Renovierungsmassnahmen durchgeführt und ein unterirdischer Anbau an der Ostseite des Hauses realisiert werden, in dem, gegliedert in zwei Raumeinheiten, heute die persönliche Bibliothek Rudolf Steiners, ein Versammlungsraum sowie das Archivmagazin mit seinen vielfältigen Beständen untergebracht sind. | Foto: Michael Fritschi


Lukas Klinik Zentrum für integrative Tumortherapie und Supportive Care Infoline +41 (0)61 702 09 09 Mo 17–20, Mi 8 –14, Fr 14 –17 Uhr www.lukasklinik.ch

Das Leben hat so viel zu bieten. Nutzen Sie die schönen Momente, um Kraft zu tanken. Denn man braucht viel Kraft, um mit Krebs zu leben oder ihn zu überwinden. Wir unterstützen Sie dabei, indem wir besonderen Wert auf die Aktivierung Ihrer Abwehrkräfte legen. Wir setzen sowohl auf schulmedizinische Erkenntnisse als auch auf komplementäre Behandlungen wie die Misteltherapie. Begleitet von einem breiten therapeutischen Spektrum. Wir sehen nicht nur die Krankheit, sondern Ihre individuelle Persönlichkeit als Ganzes.


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2. AUSGABE

MAI 2010


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