Abschied von Xanadu

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II Die Jahreszeit der Brüllenden Sonne schien sich vorfristig anzukündigen. Die Tage waren schon jetzt schwül und heiß, obwohl Xanadu noch mitten in der Jahreszeit der Blühenden Sira steckte. Nuri, aus dem Hause Alhambra, eine Prophetin des Lichtes, saß vor dem Spiegel im Schlafzimmer und bürstete das goldblonde Haar, das glänzend auf die Schultern fiel. Sie lächelte leicht, schminkte die Lippen ganz zart rosé, zog das hellblaue Kleid aus dem leichten, wehenden Stoff über und drehte sich vor dem Spiegel einmal um die Achse. Eine Strähne, die über das rechte Auge gefallen war, strich sie hinter das Ohr. Eingehend prüfte sie noch einmal den Sitz des Kleides. Sie liebte den leichten Stoff, wenn er um ihre Knie schwang. Er wird mich schön finden, dachte sie. Ich bin schön, sagte ihr das Spiegelbild. Nuri war voller Erwartungen. Sie hatte sich im Stadtpark mit Karim verabredet. Karim, wie wundervoll klang der Name, wie Musik schwang er sich empor. Karim, jubilierte es in ihr. Ihr Visiophon meldete sich und Karim erschien auf dem Display: »Nuri, ich habe Sehnsucht nach dir. Mein Vater ist nicht zu Hause. Komm zu mir! Wir beide sind dann endlich allein. Keiner wird uns stören.« »Wann wird dein Vater wieder zurückkommen?« »Er ist bei Oz. Das wird dauern. Komm!« Nuri konnte es kaum erwarten, ihn zu sehen. Sie eilte aus dem Haus, die Straße hinunter. Ihre Nachbarn sahen ihr nach, da ihr Gesicht von einem inneren Leuchten zum Strahlen gebracht wurde. »Nuri, wohin so eilig?«, fragten einige Xanadaner, denen sie begegnete. Sie antwortete Ihnen nicht. Sie schwebte auf Wolke


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