Paraplegie November 2016 deutsch

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1 Training. Am Geländer im Treppenhaus arbeitet Annemarie Hürzeler jeden Tag daran, ihre Beinmuskulatur zu stärken. 2 Beziehungen. Die Solothurnerin liebt Ausflüge in den Bally-Park, am liebsten mit ihrer Cousine Pia Meier, ihrem ehemaligen Nachbarn Christian Wyrsch, dessen Sohn Nicola und Hund Säni. 3 Selbstständ igkeit. Mit dem Rollator im Dorfladen einkaufen gehen – diese Unabhängigkeit schätzt Annemarie Hürzeler sehr.

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Gegenteil: «In der Therapie stellte ich fest, dass ich mich kaum mehr bewegen konnte. Ich fühlte mich wie ein Pfund Dreck.» Sie, die selber Pflegefachfrau gewesen war und ein Leben lang anderen Menschen geholfen hatte, war nun ganz auf andere angewiesen. «Ich sah meine Zukunft bereits in einem Pflegeheim, wo ich von morgens bis abends von der Pflege abhängig bin.»

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Verlust der Intimsphäre Nicht die gelähmten Gliedmassen schränkten sie am meisten ein. Als viel einschneidender empfand sie den Umstand, dass sie Blase und Darm nicht mehr selber kontrollieren konnte. Sie war auf den Gebrauch von Kathetern und Abführmitteln angewiesen. Wie

bei den meisten querschnittgelähmten Menschen machte ihr das mehr zu schaffen als alles andere. «Das ist nicht nur extrem mühsam, sondern deprimierend. Das Schlimmste ist, keine Kontrolle mehr über den Körper zu haben.» Die Hilflosigkeit und der damit einhergehende Verlust der Intimsphäre seien nur schwer zu ertragen. Nur ein paar Tränen verdrückt Psychisch brachte sie diese Zeit «über die Runden», versichert sie. Der liebe Gott habe ihr ein gutes Grundvertrauen gegeben. Nur ein- oder zweimal musste sie ein paar Tränen verdrücken, ansonsten sei Weinen nicht so ihr Fall. Dazu hatte Annemarie Hürzeler auch bald keinen Grund mehr. Ihr

Paraplegie, November 2016

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